Verbindung der Theaterformen

7. Mai 2018. Im Rahmen der dritten bundesweiten Ensemble-Versammlung haben zehn Verbände Theaterschaffender am vergangenen Wochenende in Bochum eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der eine substantielle Aufstockung der Bundesmittel für die Freie Szene gefordert wird.

Drei Millionen für die Freie Szene

Man sei "zu einer einstimmigen Übereinkunft gekommen, dass es notwendig ist, die im Koalitonsvertrag angekündigten Maßnahmen für die Theaterlandschaft in den Haushalten 2018 und 2019 mit Haushaltsmitteln zu hinterlegen, und dass insbesondere die im Koalitonsvertrag angekündigte Erhöhung der Förderung für den Fonds Darstellende Künste umgesetzt wird", heißt es in der Abschlusserklärung zu dem Treffen. "Wir folgen dabei einer Berechnung des Fonds Darstellende Künste, dass die Erhöhung von 1,1 Millionen Euro auf 2 Millionen im Haushalt 2018 und auf 3 Millionen im Haushalt 2019 angesetzt werden muss. Wir verstehen dies als Bekenntnis zur Freien Theaterszene in ihrer Vielfalt, ihrem Formenreichtum, und der künstlerischen Qualität der Arbeit."

ENSEMBLE PRESSE01 1v. l: Ulrich Khuon, Ludwig von Otting, Helge Lindh, Nicole Janze, Sylvia Sobottka, Angelika Zacek, Sonja Kloevekorn, Janina Benduski, Titus Georgi, Anica Happich, Harald Wolff, Hasko Weber, Adil Laraki, Johannes Lange, Lisa Jopt, Sören Fenner, Katja Wetzel, Gregor Sturm, Laura Kiehne, Antje Thoms, Michel Brandt. © Simon Hegenberg

"Unsere gemeinsame Erklärung ist auch ein Ausdruck der Verbindung der Theaterformen innerhalb der deutschen Theaterlandschaft" – auf Initiative des Bundes der Szenograf*innen haben sich im Rahmen der 3. Bundesweiten Ensembleversammlung vom 4. - 6. Mai 2018 am Schauspiel Bochum Mitglieder der Verbände Art but Fair, Bundesverband Freie Darstellende Künste, Deutscher Bühnenverein, Dramaturgische Gesellschaft, ensemble-netzwerk, GDBA, Pro Quote Bühne, regie-netzwerk, Ständige Konferenz Schauspielausbildung sowie als Gäste die Bundestagsabgeordneten Helge Lindh und Michel Brandt getroffen.

Kräfte bündeln

Ziel des Treffens sei es gewesen, "die Kräfte der einzelnen Verbände zu bündeln, um gemeinsame Themen wie u.a. die Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen, Gagen- und Geschlechtergerechtigkeit für fest an den Theatern arbeitenden Künstler*innen wie für freie Künstler*innen". Die dritte bundesweite Ensemble-Versammlung endete am Sonntag mit einer "Parade der darstellenden Künste" durch Bochum.

(Bund der Szenograf*innen / sd)

 

 

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Bundesmittel Freie Szene: sehr gut, aber...
Sehr gut, aber das erhöht die Selektionsmacht des Fonds Daku.
Bundesmittel Freie Szene: wertvolle Förderprogramme
Welche Selektionsmacht? Bei den aktuellen Fördersummen bleibt nichts anderes übrig, als wenig Geld auf wenige Menschen zu verteilen - nach bestem Wissen und Gewissen. Das Kuratorium entscheidet aufgrund ausdifferenzierter Kriterien und Verfahren und ist damit weiter als so manch anderer Fördermittelverteiler. Es sollten in jedem Fall mehr Antragstellende Chancen auf Bewilligung erhalten und wertvolle Förderprogramme wie die Konzeptionsförderung oder die Initialförderung ausgebaut werden. Insgesamt lässt sich aber wohl festhalten, dass es mit der Erhöhung der Förderung für den Fonds nicht getan ist. Die Freie Szene muss insgesamt besser ausgestattet werden!
Bundesmittel freie Szene: Form von Zensur
Drei Millionen für die Freie Szene ist erwähnenswert, doch nur ein Schauplatz von vielen für die Künstler der Darstellenden Künste. Für mich sind die Gelder dieser Fonds nur Tropfen auf heisse Steine und beinhalten für mich eine Form von Zensur. Wer entscheidet über die Förderung und welche Kriterien sind ausschlaggebend für eine Förderung? Die Freie Szene ist freischaffend aber nicht wirklich frei und zu ihrer künstlerischen Arbeit kommt ein großer Arbeitseinsatz für die Antragstellung und die bürokratische Projektabwicklung.

Die freischaffenden Künstler der Darstellenden Künste arbeiten ja auch an den Bühnen Deutschlands und Ihnen werden für Ihre künstlerische Arbeit pauschale Gagen angeboten, Es wird in vielen Häusern erwartet, dass wir unter dem Mindeststundenlohn arbeiten. Dazu kommt, dass wir noch von unserem Einkommen die Kranken - und Rentenversicherung zahlen müssen. Es muss gewährleistet werden, dass festgelegte angemessene Gagen in staatlich subventionierten Theatern für die freischaffenden Künstler gezahlt werden mit dem Blick darauf, dass die Künstler der darstellenden Künste sich nicht selbstverständlich mit ihrem Beruf in die Altersarmut bewegen. Das technische Personal und die Verwaltungsangestellten an den Theatern sind tariflich abgesichert. Aber das ist nicht der Grund warum Menschen ins Theater gehen, sondern wegen der Theateraufführungen, die maßgeblich von den Künstlern konzipiert und verwirklicht werden und vom technischen Personal betreut und von der Verwaltung verwaltet. Diese Diskrepanz der Verteilung der Haushaltsgelder an den Theatern bedarf einer Reform, die mit den betroffenen Künstlern der Darstellenden Künste erarbeitet werden sollte.
Bundesmittel freie Szene: das Schlechteste aus beiden Welten
Wenn man frei produziert (z.B. mit Hilfe vom Fonds DaKu), dann ist man natürlich "freier" in sofern man selbstbestimmt sein Produktionsbudget einsetzen kann. Und natürlich kann und wird damit auch die Administration und indirekt auch die Antragstellung finanziert. Und wenn man nicht gerne Anträge schreibt oder niemanden hat der einem hilft, dann kann man natürlich als Honorarkraft woanders anheueren, hat dann aber das schlechteste aus beiden Welten: schlechte soziale Absicherung, unangemessene Bezahlung und trotzdem nur die Kunst machen, die andere machen möchten.
Bundesmittel freie Szene: Termin für Open Space
Die Initiative ist zu begrüßen! Wer aber bis dahin schon Kunst jenseits von Fördermitteln machen möchte, der sei herzlichst auf den open space in Berlin eingeladen. Weiter Infos und Anmeldung: www.beratung@pap-berlin.de

Kunst machen abseits von Antragskultur
Ein Open Space mit Katharina von Wilcke und Antje Pfundtner

Zeit: Donnerstag, 17. Mai, von 15.30 bis 19.30 Uhr
Ort: Im leeren Raum, Ebersstraße 27, 10827 Berlin-Schöneberg

Eine gefühlte Fantastilliarde unrealisierter Konzepte schlummert in unseren Köpfen und verstaubt auf Datenträgern, weil Anträge nicht gestellt oder abgelehnt wurden.
Wie könnten Projekte trotzdem umgesetzt werden? Welche anderen Möglichkeiten gibt es neben der Beantragung öffentlicher Fördermittel? Sind Sponsoring, Mäzenatentum und Crowdfunding überhaupt adäquate Alternativen? Welche neuen Systeme können wir erfinden und welche gibt es vielleicht schon?
Die Hamburger Choreografin Antje Pfundtner stellt ihre Gedanken zu „Teilgesellschaften“ vor und im Anschluss tauschen wir unsere Erfahrungen und Ideen in einem Open Space aus.
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