Kein Preis beim Heidelberger Stückemarkt – Statement der nominierten Autoren zur Juryentscheidung
Unangemessene Verknüpfung
von Markus Bauer, Johan Heß, Ursina Höhn, Azar Mortazavi, Eva Rottman
Heidelberg, 14. Mai 2010. Die Jury des Heidelberger Stückemarkts 2010 - Erik Altorfer, Christine Dössel und Nis-Momme Stockmann - erhofft sich von ihrer Nichtfestlegung auf einen oder mehrere Preisträger "auch einen Impuls für eine Diskussion über die Förderkultur deutschsprachiger Dramatik".
Wir gehen davon aus, dass eine Jury, die ihre unabhängige Funktion ernst zu nehmen gewillt ist, mit dem Förder- und Wettbewerbsgedanken der entsprechenden Veranstaltung vertraut und einverstanden ist. Falls nicht, erwarten wir die Weitsicht, die Unvereinbarkeit der eigenen Maßstäbe mit der formalen Vielfalt und Offenheit neuer Texte im Vorfeld zu erkennen und konsequenterweise die Aufgabe auszuschlagen. Oder, falls diese Erkenntnis erst während der Debatte über die Preisvergabe reift, zurückzutreten und die Entscheidung anderen zu überlassen.
Woher der plötzliche Überdruss?
Der Sinn einer Nachwuchsförderung besteht in unseren Augen nicht darin, pauschale Qualitätsurteile zu fällen, sondern an den eingereichten Texten Besonderheiten, Chancen und Stärken aufzuspüren, auch über etwaige Bedenken an anderen Punkten hinweg - um Entwicklung durch Zuspruch, fundierte Kritik und interessierte Auseinandersetzung zu gewährleisten.
Insofern überrascht uns (und die Frage würde lauten wozu er dienen und zu wessen Vorteil er sich Bahn brechen soll) der plötzliche Überdruss an der Förderung neuer Autoren.
Den Heidelberger Wettbewerb mit der Debatte um Dramatikerförderung zu verknüpfen, erscheint uns unangemessen. Sie hat auf dem Rücken der in diesem Wettbewerb stehenden Autoren nichts zu suchen. Ihre Thematisierung diskreditiert das Urteil ebenso wie die salopp vorausgeschickte Entschuldigung, dass "vielleicht eine schlechte Jury" an dieser Entscheidung schuld sei sowie der gesamte Vortrag der Erklärung allein durch den Vorjahressieger. Der angestrebte Diskurs wäre aus unserer Sicht mit den Entscheidungsträgern der Theater, den Intendanten, Dramaturgen, Schauspieldirektoren, der dramaturgischen Gesellschaft und nicht zuletzt dem Feuilleton zu führen - gemeinsam.
Der Geist der Exklusion
So bleibt für uns der Eindruck, dass diese Jury nichts entdecken wollte. Unter dem Mantel von Nachhaltigkeit und Qualität atmet ihr Urteil den Geist der Exklusion.
Eine inhaltliche Begründung wenigstens für den Nichtentscheid blieb - selbst auf Nachfrage - aus. Dies wäre jedoch Grundvoraussetzung, nicht nur für ein Verstehen des Urteils, sondern auch im Sinne einer seriösen Förderung.
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