nachtkritik.de

Marina Abramović performt "The Artist Is Present" im MoMA © Shelby Lessig CC BY-SA 3.029. November 2017

Blut oder Ketchup

Als "museal" wurde Claus Peymanns Berliner Ensemble oft gescholten, mit werktreu inszenierten Monodramen von Samuel Beckett tritt die neue Volksbühne unter Ex-Museumsdirektor Chris Dercon an. Darf und kann Theater ein Museum sein? Ja, unbedingt, findet Nachtkritiker Thomas Rothschild, und plädiert für mehr Geschichtsbewusstsein.

"Künstler statt Häuser fördern", sagt Thomas Oberender © Magdalena LepkaBerlin, 24. November 2017

Künstler statt Häuser fördern

Kulturförderung ist Ländersache. Doch es ändert sich was: Freie Künstler, kooperativ arbeitende Gruppen und Werkformen stehen heute stärker im Vordergrund als früher. Für Thomas Oberender, Chef der Berliner Festspiele, ist es deshalb Zeit, über eine Künstlerförderung auf Bundesebene nachzudenken: zehn Vorschläge.

Thomas Ostermeier, seit 17 Jahren Leiter der Berliner Schaubühne © Brigitte Lacombe16. November 2017

Die Intelligenz der Gruppe

Mitbestimmung und gleiche Gagen für alle! So lauten heute die Forderungen an die Stadttheater. Und so lauteten die Prämissen der Berliner Schaubühne, als Thomas Ostermeier hier im Jahr 2000 das Steuer übernahm. Jedoch: Die Praxis ist kompliziert. Simone Kaempf und Nikolaus Merck haben mit ihm über die Kraft des Ensembles und die Tücken der Mitbestimmung gesprochen.

"Der Tag an dem Kennedy ermordet wurde..."
© Christian Martin Berlin, 14. November 2017

Hochzeit mit Hindernissen

Im Berliner No Limits Festival hat das Inklusionstheater einen seiner großen Showcases. Der Klassiker "Disabled Theater" von Jérôme Bel läuft hier heuer zum letzten Mal (don’t miss it!). Über eindrucksvolle Arbeiten mit Gehörlosen und Synergien zwischen Stadt- und Inklusionstheater berichtet Julika Bickel.

Manaf Halbouni: "The Monument" © Lutz Knospe14. November 2017

Misstraut dem Zeitgeist!

Ob unter dem Stichwort Immersion oder unter dem Dach der "neuen Volksbühne" – immer häufiger werden Theater und Bildende Kunst derzeit enggeführt, häufig mit umstrittenem bzw. in den verschiedenen Szenen sehr unterschiedlich bewerteten Ergebnis. Im dritten Herbstsalon des Maxim Gorki Theaters Berlin sieht Claudia Wahjudi nun ein beispielhaft gelungenes Experiment dieser Art.

Jan Klata, Regisseur und bis vor Kurzem noch Intendant des Stary Teatr in Krakau © Stary Teatr 8. November 2017

"Ich gehe nicht weg"

Seit die PiS-Partei 2015 in Polen die Macht übernahm, krempelt sie die polnische Kulturszene um. Eines der Opfer: Regisseur Jan Klata, der zwischen Januar 2013 und August 2017 Intendant des Stary Teatr in Krakau war und immer wieder auch in Deutschland inszeniert. Am Rande des Theaterfestivals Dialog-Wrocław sprach Iwona Uberman mit Jan Klata über den "guten Wechsel" und die Zukunft des polnischen Theaters.

Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters spricht zu "10 Jahre nachtkritik.de"
© Thomas AurinBerlin, 10. November 2017

Avantgarde der Theaterkritik

Vor zehn Jahren ging nachtkritik.de online. Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte nachtkritik.de auf dem Jubiläumsfest am 4. November für das Verdienst, "im Internet jenen Resonanzraum für das deutschsprachige Theater geschaffen zu haben, der im Zeitungsfeuilleton keinen Platz hat". Und für den "Anspruch, die demokratische Streit- und Debattenkultur hoch zu halten".

Für ihre Festrede hat Schriftstellerin Annett Gröschner einen Nachtflug über ein Jahrzehnt unternommen und dabei auch diverse Galaxien des nachtkritik.de-Kommentarwesens durchquert.

Was sagt uns das, das sogenannte Politische?

Das Theater will immer politisch sein. Sich einmischen. Die Welt verändern. Aber muss das Theater sich nicht erst selber verändern, bevor es die Welt verändern kann? Die Grandinnen und Granden der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins konsultierten auf einer Tagung in dieser Angelegenheit die Schriftstellerin Sibylle Berg.