Sport und Kultur. Kann wegfallen

Bonn, 1. Oktober 2014. Kämmerer und Oberbürgermeister der Stadt Bonn haben gestern eine Streich-Liste vorgelegt, um den überschuldeten Haushalt der ehemaligen Hauptstadt zu sichern. Während bei der letzten Sparrunde im Jahre 2011 die Kammerspiele in Bad Godesberg, die kleinere Spielstätte des Schauspiels, erhalten und die Oper geschlossen werden sollte, hat sich der Sinn der Stadtspitze mittlerweile gewandelt. Das berichtet der Bonner General-Anzeiger (1.10.2014).

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Kämmerer Ludger Sander beabsichtigen, den Zuschuss für Oper und Schauspiel bis 2023 um acht Millionen Euro zu kürzen (Gesamtetat für die Spielzeit 2014/15: 31,925 Millionen Euro, davon Zuschüsse der Stadt Bonn und des Landes Nordrhein-Westfalen: 27,97 Millionen Euro). Die Stadt Bonn übernähme die Tarifsteigerung bei den Personalkosten. Nimptschs Verwaltung schlägt vor, die Godesberger Kammerspiele als städtische Spielstätte aufzugeben, die Beueler Bühnen aber zu erhalten. Der Standort Opernhaus müsse im Gegenzug ausgebaut werden.

Ab 2019 sollen auch die Zuschüsse für das Kleine Theater in Bad Godesberg in Höhe von 150 000 Euro und für das Euro Theater Central in Höhe von 171 000 Euro gestrichen werden, was faktisch das Aus für die beiden in den 60er Jahren gegründeten Privattheater bedeuten würde.

Außerdem sollen Steuern erhöht werden, Zuschüsse für Ganztagsschulen gesenkt, vier Schwimmbäder geschlossen, zehn Sportplätze aufgegeben und für die restlichen eine Nutzungsgebühr erhoben werden. Trotz miserabler Erfahrungen in anderen Städten sollen außerdem binnen zehn Jahren 500 von derzeit 6551 Stellen in der Verwaltung wegfallen. Dazu zitiert der General-Anzeiger den Personalrat Rainer Friedrich: "Auf der einen Seite kommen auf die Stadt immer neue Aufgaben zu, wie etwa durch die Flüchtlinge oder den Ausbau der Kindergärten. Auf der anderen Seite sollen massiv Stellen wegfallen. Wie soll das funktionieren?"

(General-Anzeiger Bonn / jnm)

 

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Kommentare  
Streichkonzert Bonn: Streiken?
Quo usque tandem? Einen eigenen Theaterverband gründen, streiken, eine andere Politik erzwingen!
Streichkonzert Bonn: Gesetzmäßigkeit
Der Angrigff der Gegenwart auf die übrige Zeit:

Laotse. Das Buch vom Weltgesetz.
XVII
Die frühesten Herrscher waren kaum gekannt.
Die späteren wurden verehrt.
Die noch späteren gefürchtet.
Die letzten verachtet.
Wird Gesetzmäßigkeit verlassen /
Werden Gesetze verhängt.
Gesetze schaffen gesetzliche Vorgänge.
Gesetzliche Vorgänge führen zu Zerfall.
Die frühesten Herrscher wahrten Gesetzmäßigkeit.
Und das Volk fühlte sich frei.
Streichkonzert Bonn: execution culturelle
Als ehemaliges Mitglied von Schauspiel Bonn finde ich es erschreckend , wie wenig Echo die kürzlich angekündigten Sparvorschläge des OB Nimptsch ( SPD ) und des Kämmerers der Stadt Bonn in der Öffentlichkeit , insbesondere unter den hier auf Nachtkritik so oft vertretenen
Kollegen / innen finden .

Die angekündigten Sparvorschläge sollen laut der Investiven Konsolidierungsliste 140929 Liste B mit dem euphemistischen Titel
" Was in Bonn erhalten bleibt " ab 2018 verwirklicht werden . Darin heißt es unter Dezernat IV Amt 41 - 49 wörtlich :

" Das Theater Bonn bleibt mit seinen Sparten Musiktheater ( Oper , Musical ) , Schauspiel und Tanzgastspielen erhalten . Es wird aufgrund
verminderter Zuschüsse eine Konzentration der Spielstätten am Standort des Opernhauses erfolgen . "

Zitatende , nachzulesen in Bürgerdialog im Alten Rathaus über die Sparvorschläge .

Der Bonner Generalanzeiger interpretiert - jedenfalls nach meiner Meinung - diese Aussage zurecht als einen Hinweis auf die Schließung der Godesberger Kammerspiele , deren Existenz seitens der Bonner Politik schon öfters in Frage gestellt wurde und gegen deren Schließung sich das Ensemble und die Bevölkerung mit insgesamt 50 000 Unterschriften ( in Worten fünfzigtausend ) und einer Demonstration bis dato (2013 )
zu wehren wußte .

Tatsache ist , daß der Etat des Bonner Theaters innerhalb von 12 Jahren von nahezu 50 Millionen € auf knapp 32 Millionen € zusammengestrichen
wurde . Bei einer weiteren , zukünftigen Etatkürzung von 8 Millionen € würde der Bonner Etat dem des Theaters Bielefeld ( 23,5 Millionen )
bzw. dem Etat der Städtischen Bühnen Münster ( 19, 6 Millionen ) entsprechen .

Wie damit vier volle Spielstätten ( Oper , Kammerspiele Bad Godesberg , Halle Beuel und die Werkstattbühne ) bei gleichbleibender Qualität und Anzahl der Vorstellungen erhalten werden soll ist mehr als fraglich !

Über das Kulturkonzept der Bonner Politik sollte man sich , wenn man die Geschichte um die Auseinandersetzung um die Kammerspiele
Godesberg kennt , gewiss keine blauäugigen Illusionen machen . Der Kulturdezernent Dr. Martin Schumacher hatte schon bei seinem
Bonner Amtsantritt in feinem Französisch verkündet , daß es bei den Sparmaßnahmen keine " exception culturelle " gegen dürfe ,
und hat dabei eine " execution culturelle " intendiert , wie sie bereits in seinem im November 2012 vorgelegten Bonner Kulturkonzept zu
Ausdruck kommt , ganz nach dem Motto : " Die Miete soll steigen ohne daß die Wohnung teurer wird "



Zitat Kulturkonzept Schumacher Generalanzeiger vom 1.11.2012

" Theater : Die Experten plädieren für eine Zusammenlegung der zwei Theaterstandorte Beuel und Bad Godesberg mit der Oper als "
echtes Gravitationszentrum " . Die Kammerspiele sollen einer " alternativen kulturellen Nutzung " zugeführt werden , nicht unter der Regie der Stadt . Unter dem Schlagwort " Bonner Modell " firmiert ein Theaterzentrum à la Kampnagel ( Hamburg ) in Beuel für die freien Gruppen "

Die Bonner Politik hat unter der Federführung des Oberbürgers Nimptsch ( SPD ) in der Vergangenheit ihre Sparmodelle gegen den Widerstand des Theaters und großer Teile der Bonner durchgesetzt - es handelt sich sehr wohl um eine Option , aus der ein Beschluß und mit Sicherheit politisches Handeln erwachsen wird , vor dem man die Augen keinesfalls schließen sollte .

Rolf Mautz

(Ehemals Schauspiel Bonn und Mitglied des GDBA Landesvorstandes NRW)
Streichkonzert Bonn: Fragen
"Das Theater Bonn bleibt mit seinen Sparten Musiktheater (Oper, Musical), Schauspiel und Tanzgastspielen erhalten. Es wird aufgrund verminderter Zuschüsse eine Konzentration der Spielstätten am Standort des Opernhauses erfolgen."

Ich frage mich, wie diese "Konzentration am Standort des Opernhauses" aussehen soll! Sollen, wie vor der Spartentrennung Anfang der 80er-Jahre, wieder Schauspielproduktionen im Opernhaus gezeigt werden? Das halte ich bei 1000 Plätzen für fragwürdig, zumal die Kammerspiele mit rund 500 Plätzen jetzt schon kaum zu füllen sind. Oder schwebt der Stadtspitze ein Anbau vor mit einem Kleinen Haus, das max 300 Plätze fassen kann? Oder finden dann nur noch Schauspielproduktionen auf der Werkstattbühne statt (max 100 Plätze)?

Fragen über Fragen. Bonn würde dann nach der Abwicklung des eigenen Tanzensembles (OB und Kulturdezernet bezeichnen die Gastspielreihe immer noch als "Sparte Tanz"!) also noch eine Sparte verlieren - oder mehr als das, denn mit einer Abwicklung des Schauspiels würden die geforderten 8 Mio Euro sowieso niemals eingespart werden können.

Es drohen also betriebsbedingte Kündigungen - aber vielleicht kommen die neuen Arbeitslosen der Stadt Bonn weniger teuer zu stehen. Von Abfindungen mal ganz zu schweigen. Und ich bin mir sehr sicher, dass sich für die Kammerspiele in Bad Godesberg auch kaum ein privater Investor finden wird, weil der Stadtteil schon seit Jahrzehnten immer unattraktiver wird.
Streichkonzert Bonn: Stadt soll Kammerspiele aufgeben
Der Bonner OB Nimptsch bekräftigt: Stadt soll Kammerspiele aufgeben:

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/Nimptsch-bekraeftigt-Stadt-soll-Kammerspiele-aufgeben-article1471549.html
Streichkonzert Bonn: es sei denn, man macht ALDI draus
zu 4. Coppelius

Das Bonner Opernhaus ist für Schauspielproduktionen - zumal bei einem schrumpfenden Ensemble - gänzlich ungeeignet.
Ein An - bzw. Umbau, wie er um 2005 noch in Betracht gezogen wurde, wird bei der derzeitigen hohen Verschuldung der Stadt wohl kaum in Frage kommen, zumal der Bau eines Festspielhauses noch nicht geklärt ist und im Opernhaus ein dringender Sanierungsbedarf besteht.

Dagegen sind die Bad Godesberger Kammerspiele ein vollwertig funktionierendes Theater, das lediglich einiger Verschönerungsmaßnahmen bedürfte - es sei denn, man macht einen ALDI oder ein weiteres Kino neben dem Kinopolis daraus.

Ein Beispiel betriebsbedingter Kündigungen:

Zum Ende der Intendanz Manfred Beilharz ( Etat 49,8 Mill.€ ) wurde der Etat unter der Intendanz von Klaus Weise in 2003 auf € 35,4 Mill.
gekürzt, was die Streichung von 105 Stellen bei Technik und Verwaltung und von 35 Verträgen im künstlerischen Personal zur Folge hatte.
Eine weitere Einsparung von € 8 Millionen, wie sie ab 2018 von OB Nimptsch ( SPD ) und dem Dezernenten Dr. Martin Schumacher vorgesehen ist, würde wohl ähnlich dramatisch ausfallen !
Streichkonzert Bonn: Goldene Worte
Goldene Worte des Vorsitzenden OB Nimptsch ( SPD )

" .....lassen Sie mich Ihnen versichern, dass eine Schließung der Kammerspiele Bad Godesberg als Spielstätte für das Schauspiel des Theaters Bonn mit mir als Oberbürgermeister nicht verhandelbar ist ."

( Zitat 10.7.2011 )

"Was unser Schauspiel in Bad Godesberg angeh, können Sie davon ausgehen , dass ich zu meinem Wort stehen werde."

( Zitat 26.12.2012 )
Streichkonzert Bonn: Nepotismus
Schauen sie Herr Mautz, am Theater geht es ungefähr so zu, wie bei den Makaken in Sulawesi, es herrscht Neopotismus. Und nachdem man hörte, dass sich in Bonn nach der Wende ein "Äffchen" halten konnte, mit einem höheren Gehalt als die Kanzlerin, zogen sich alle zurück und wollten nicht mehr sein Fell lausen. Das ist ganz normal. Es gab eine Abwanderung nach Berlin. Und dort spielt nun das Rudel. Es bleiben doch noch einige Millionen in Bonn, der Ehemaligen. Machen sie was Besseres daraus, als die "schöne Müllerin"!
Streichkonzert Bonn: Schuld der anderen
@baucks
Interessant, die neuen Kürzungsdrohungen in Bonn gibt es, weil der Vorgängerintendant ein zu hohes Gehalt hatte? Die Mitarbeiter können gern entlassen werden, die Spielstätten gern geschlossen werden, denn der pensionierte Vorgängerintendant hatte ein zu hohes Gehalt. Und die Wuppertaler Eröffnungsinszenierung ist auch irgendwie mit schuld. Die Logik müssen Sie mal erläutern, Herr Baucks.
Streichkonzert Bonn: Neopotismus?
Und was "Neopotismus" ist, das muß Mr. Baucks uns auch erklären!
Streichkonzert Bonn: zur Arterhaltung
Nepotismus (entschuldigen sie den kleinen Tippfehler) ist ein System aus Altruismus und Aggression zur Arterhaltung. Aber das muss ich ihnen nicht erklären Herr Steckel, denn sie sind ein Meister darin. Der Altruismus stabilisiert die Hierarchie in der Gruppe. Jedoch in Phasen der Aggression schlägt diese schnell gegen die Alphatiere um, die am Ende der Aggression ausgetauscht werden und häufig mit dem Tod der ehemaligen Leittiere endet.

Jedes Theater hat eine Geschichte und die neuen Leiter übernehmen ein Erbe, liebes Milchmädchen. Klaus Pierwoß konnte mir einmal im Gespräch glaubhaft erklären, dass die Krise der Wuppertaler Bühnen mit Gerd Leo Kuck begann. Wo es heute steht, wissen wir.

Das Erbe von Weise anzutreten, ist in diesem Zusammenhang sicher nicht einfach. Im Normalfall nimmt sich das Theater selber von der Gesellschaftskritik aus, und wendet sie nur nach außen an. Im Fall Weise wurde das Theater selber zu Recht zum Gegenstand von Gesellschaftskritik, denn auch im Theater spiegelt sich nur die gesamte Gesellschaft in all ihren Facetten wieder, und dies um so mehr je weniger es der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Diesbezüglich hat das Theater als kritisches Medium enorm an Strahlkraft verloren, und tut dies um so mehr, wenn es sich vornehmlich nur um die „Schöne Müllerin“ bemühen mag und nur wenig um seine Kernaufgaben.

Es ist müßig sich damit zu beschäftigen, das Herr Treskow schon vor seiner Leitungstätigkeit bei Kuck arbeitete, und Frau Abbrederis zuvor bei Bosse in Essen. Herr Weigel hat versucht solche Abwanderungen mit dem Begriff „Intendantenkartell“ zu umschreiben. Ob und wie er damit Recht haben könnte, müsste er noch genauer erklären.
Streichkonzert Bonn: Verlust für Bad Godesberg
Gegen das Vorhaben müssen sich alle Schauspielfreunde und die Bad Godesberger Bürgerschaft im besonderen wehren. Eine Schließung der Kammerspiele würde bedeuten:
1. Das Bonner Schauspiel wird abgeschrieben. Nur die Bühnenausstattung der Kammerspiele ermöglicht anspruchsvolle Inszenierungen. Eine Verlegung des Schauspiels in die Werkstatt beendete die bisherige auch überregional beachtete Bonner Schauspielkultur. Die Fabrikhalle auf dem Gelände der Industriebrache in Beuel sind zwar für gelegentliche Experimente geeignet, für den dauerhaften Betrieb eines Schauspielhauses in der Bundsstadt Bonn unzumutbar. Adäquate Schauspielaufführungen in der Oper erforderten hohe Umbaukosten des Saals. Ein Spareffekt wäre nicht erzielbar. Ein traditionsreiches Schauspielhaus würde dem Verfall preiszugeben und seine geistige und ästhetische Ausstrahlung würde demoliert.
2. Bad Godesberg wird zur Vorstadt Alt-Bonns degradiert. Die Kammerspiele sind ein kulturelles Zentrum, das nur Bad Godesberg für die Gesamtstadt bietet. Die Verlegung des Schauspielbetriebes beraubte Bad Godesberg dieses Alleinstellungsmerkmals. Ein Abwertung des Stadtbezirks wäre die Folge. Der Kern des gesamten Bezirks und sein Fluidum würden ruiniert, seine Anziehungskraft auch für die Bewohner benachbarter Gemeinden erheblich gemindert und damit die Lebensqualität Bad Godesbergs nachhaltig beeinträchtigt.
Streichkonzert Bonn: Hinweis GA zum Stand der Dinge
http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/bonn-zentrum/Stehen-die-Kammerspiele-vor-dem-Aus-article1487983.html
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