Jenseits der Notwendigkeit

12. Dezember 2014. Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft sowie der Moderne Tanz, das Niederdeutsche Theater und die Passionsspiele Oberammergau zählen ab sofort offiziell zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Auf der Unesco-Liste, die in diesem Jahr erstmals für Deutschland erstellt und am Donnerstagabend von der Kultusministerkonferenz in Berlin bestätigt wurde, stehen 23 weitere deutsche Traditionen und Wissensformen, darunter auch das Chorsingen, der Rheinische Karneval, die Morsetelegrafie, die Flößerei, die deutsche Brotkultur und das Reetdachdecker-Handwerk. 

logo-kulturerbe"In der Vielfalt künstlerischer Angebote und Darstellungsformen eröffnen Theater und Orchester jene, immer rarer werdenden Räume der Teilhabe eines gemeinsamen Erlebens und lebendigen Austauschs. Theater- und Orchesterkunst agieren jenseits der Notwendigkeit rationalen Handelns und Verhandelns, der Bestimmung kausalen und zielgerichteten Denkens auf einem gesellschaftlichen Feld, das sich auszeichnet durch emotionale Erfahrung, durch das wiederkehrende und immer gegenwärtige Spiel mit dem Unerwarteten, Experimentellen, dem noch nicht Gedachten", lautet die Beschreibung der Deutschen Unesco-Kommission, für die offenbar der Deutschen Bühnenverein verantwortlich zeichnet. Er hatte sich für eine Aufnahme der Theater und Orchester in die Weltkulturerbe-Liste eingesetzt, was über die jetzt beschlossene Aufnahme auf nationaler Ebene noch hinaus gehen würde.

Über das Verzeichnis entschied eine unabhängige Expertenkommission; es ging aus insgesamt 83 Vorschlägen hervor. Alle 27 Gruppen auf der Liste dürfen für ihre nicht-kommerzielle Arbeit nun ein Logo nutzen, das für das Motto der Unesco-Konvention in Deutschland steht: "Wissen. Können. Weitergeben."

Überdies wurde die Genossenschaftsidee für die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit (Weltkulturerbe) nominiert und wird im März 2015 als erster deutscher Vorschlag eingereicht.

(www.unesco.de / ape)

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