Wählen Sie die wichtigsten Inszenierungen des Jahres!

22. Januar 2015. Hier veröffentlichen wir eine Vorschlagsliste mit 45 Inszenierungen (samt kurzer Begründung), die von den nachtkritik.de-Korrespondent*innen und -Redakteur*innen als die wichtigsten der letzten zwölf Monate nominiert worden sind. Jede/r Korrespondent*in und jede/r Redakteur*in hatte genau eine Stimme. Nominiert werden konnten Produktionen, deren Premiere im Zeitraum vom 21. Januar 2014 bis 20. Januar 2015 lag.

Vom 22. bis 28. Januar 2015 haben die Leserinnen und Leser von nachtkritik.de nun ihrerseits die Möglichkeit, ihre Stimme für 1 bis 10 Inszenierungen dieser Liste abzugeben (dazu einfach 1 bis 10 Inszenierungen anklicken). Die zehn am häufigsten gewählten Produktionen werden gelobt und gepriesen und bilden die Auswahl des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2015.

Für die Inszenierung mit den meisten Stimmen winkt erstmals auch ein konkreter Preis: Sofern realisierbar, wird nachtkritik.de gemeinsam mit dem Gewinner-Theater eine Veranstaltung organisieren: das nachtkritik-Theatertreffen-Kritikergespräch 2015, im Anschluss an eine Vorstellung der siegreichen Produktion. Einmal mehr möchte nachtkritik.de damit das Gespräch über Theater erweitern und vertiefen.

Das Ergebnis veröffentlichen wir am 29. Januar 2015.

Hier die regional gereihten Vorschläge der Korrespondent*innen für das nachtkritik-Theatertreffen 2015 (zur Abstimmung bitte nach unten scrollen oder springen):

 

Baden-Württemberg

{slider=1. Schulden. Die ersten 5000 Jahre nach David Graeber
Regie: Andreas Liebmann
Schauspiel Stuttgart, Premiere am 7. Februar 2014|closed}
Was Andreas Liebmann am Schauspiel Stuttgart als Koproduktion mit dem Theater Freiburg und mit Schauspielschülern der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart erarbeitet hat, eine szenische Umsetzung der Überlegungen des Occupy-Aktivisten David Graeber, ließe sich in die modische Strömung der "Stückentwicklung" einordnen oder auch als spätes Exemplar des Agitprop. Die Realisierung freilich beweist, dass es in dem Genre große Unterschiede gibt. Keine Nabelschau, kein Exhibitionismus der Gefühle, sondern eine thematisch wie formal überzeugende Inszenierung, die intellektuelle Durchdringung und sinnliche Darbietung zu einer Einheit verschmilzt und das Publikum einbezieht, ohne es zu drangsalieren – auf dem Nebenspielplatz eher beiläufig angeboten und unter Gebühr gewürdigt.

{slider=2. Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill
Regie: Sebastian Baumgarten
Schauspiel Stuttgart, Nachtkritik vom 12. Juni 2014}
Bevor das Spektakel beginnt, gibt's erst einmal eine Vorlesung. "Sehr geehrte Primaten, liebe Menschen": Drei Affen referieren die zentralen Thesen aus Giorgio Agambens Essay "Die kommende Gemeinschaft". Nein, soziale Klassen gebe es nicht mehr. Nur noch ein planetarisches Kleinbürgertum, in dem sämtliche Klassen aufgegangen seien undsoweiter. Es ist der philosophische Auftakt zu einem spannenden, überraschenden, inspirierenden Theaterabend.

{slider=3. Pfisters Mühle. Ein Sommerferienheft nach Wilhelm Raabe
Regie: Armin Petras
Schauspiel Stuttgart, Nachtkritik vom 15. November 2014}
Er hat was Gespenstisches, dieser frühe, 1884 erschienene Umweltroman über die Menschen an einem durch Fabrikabwässer verpesteten Fluss. Bei Armin Petras wird daraus eine düstere, fiebrige Theater-Fantasie mit spektakulären, beklemmenden Bildern.

 

Bayern

{slider=4. Dantons Tod von Georg Büchner
Regie: Mario Portmann
Theater Erlangen, Nachtkritik vom 16. Mai 2014|closed}
Hedonisten-Disco als blubberndes Entmüdungsbecken der gescheiterten Revoluzzer, mit Poet Büchner diesmal höchstpersönlich am Beckenrand als Werktreue-Wachmann in der Ratlosigkeit der Besserwisser. "Hm!", sagt er schließlich zusammenfassend zur Anarchie-Fehlzündung, während Danton im Salon die dort als Partyschlager so geliebte Marseillaise vor seinem Tod schnell noch in "O Tannenbaum" umgewidmet hat.

{slider=5. Faust von Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Martin Kušej
Residenztheater München, Nachtkritik vom 5. Juni 2015}

Martin Kušej inszeniert "Faust" als Albtraum unserer Tage. Da wird ein kleiner Junge als Selbstmordattentäter losgeschickt, man vergnügt sich mit osteuropäischen Prostituierten auf Crystal Meth und das Blut fließt wie in einem Splatter-Film. Aleksandar Denić hat auf der Drehbühne einen beeindruckend düsteren Stahlbau errichtet, der mal als Fightclub, mal als Disko, mal als Garage dient.

{slider=6. Peer Gynt von Henrik Ibsen
Regie: David Bösch
Residenztheater München, Nachtkritik vom 14. November 2014}
Ein souverän zwischen Innen und Außen, zwischen Mensch und Welt und zwischen Meditation und Krach ausbalancierte, größenwahnsinnige Geschichte vom Größenwahn.

{slider=7. Warum läuft Herr R. Amok? nach Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler
Regie: Susanne Kennedy
Münchner Kammerspiele, Nachtkritik vom 27. November 2014}
Klar: Wer dampfendes Schauspielertheater liebt, ist bei Susanne Kennedys Inszenierung (erneut) fehl am Platz. Dafür treibt sie den Experimentiergeist konsequent weiter, löst die Grenzen zwischen Theater, Performance und Kunstinstallation auf, um den Fengler/Fassbinder-Film von 1970 präzise, klug und detailverliebt nachzustellen. Was mal improvisiert war, ist hier festgezurrt zu einer höllischen Playback-Show, ein bitteres Maskentheater, durch das die Wut und traurige Sehnsucht eines Alltagsgefangenen sich Bahn bricht. Radikal, bewegend, bereit für Buhs und großen Applaus.

 

Berlin

{slider=8. Common Ground von Yael Ronen und Ensemble
Regie: Yael Ronen
Maxim Gorki Theater Berlin, Nachtkritik vom 14. März 2014|closed}
Ein Theater, das dokumentieren und erzählen kann, beides gleichzeitig, mit Humor, sogar mit sehr viel Humor, aber ohne billige Scherze. Ein Theater, das ein Stück neuerer Geschichte diskursiv und ohnmächtig, zuneigungsvoll und unversöhnt veranschaulicht und verlebendigt, mit Schauspielern, die von sich selbst erzählen, ohne Eitelkeit, ohne Betroffenheitskitsch, wild und warm und klug.

{slider=9. Spiel des Lebens von Prinzip Gonzo
Konzept und Regie: Prinzip Gonzo (Alida Breitag, David Czesienski, Robert Hartmann, Holle Münster, Tim Tonndorf mit Thea Hoffmann-Axthelm und Markus Schubert)
Ballhaus Ost, Premiere am 16. Mai 2014}
Die Theater-Game-Umsetzung des bekannten Brettspiels war einer der seltenen Glücksfälle, bei denen die Interaktionen echte Konsequenzen hatten. Angefangen bei IQ-Tests zur "Einschulung" bis hin zur Wahl korrupter Bürgermeister entwickelte das aufwändige Game unglaublichen Sog, der die Zeit völlig vergessen ließ – bis man am Ende staunend auf sein Leben zurückblickte.

{slider=10. Pelléas und Mélisande. Schauspiel mit Musik nach Maurice Maeterlinck
Regie: David Marton
Volksbühne Berlin, Nachtkritik vom 14. Januar 2015}
So klug, so traurig schön und beziehungsreich wie David Marton und sein Ensemble hat lange niemand vom Scheitern der Kunst, ihrer Untauglichkeit als Weltverbesserungsinstrument erzählt. Und dabei ein Kunstwerk abgeliefert, dessen Schönheit gleichzeitig Traum und Utopie der Kunst, den Weg zu eben dieser Weltverbesserung zu weisen, zu retten versteht.

 

Brandenburg

{slider=11. Urfaust von Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Alexander Nerlich
Hans Otto Theater Potsdam, Nachtkritik vom 24. Januar 2014|closed}
Mit einem nahezu unheimlichen Bühnenbild-Spiegeleffekt führt Alexander Nerlich Mephisto als Fausts Doppelgänger ein und strickt um dieses hochenergetische Paar, das gewissermaßen eine Seele in zwei Brüsten zeigt, eine explosive, lustvolle, kräftige und manchmal auch mit ihrer Jugendlichkeit protzende Inszenierung.

 

Bremen

{slider=12. Not Punk, Pololo von Gintersdorfer/Klaßen
Regie: Monika Gintersdorfer
Theater Bremen, Nachtkritik vom 13. März 2014|closed}
Das muss Dialektik sein: "Not Punk, Pololo" von Gintersdorfer/Klaßen übersetzt die Unvereinbarkeit von Theater und Pop mit den Mitteln des einen am Austragungsort des anderen in eine euphorisierende Praxis – und heraus kommt: Theater. Und zwar ein über die Maßen mitreißendes, lehrreiches und unterhaltsames.

 

Hamburg

{slider=13. Die lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz
Regie: Christopher Rüping
Thalia Theater Hamburg, Nachtkritik vom 8. November 2014|closed}
Weil Wolfram Lotz an den Grund des Theaters kommt, indem er vorgibt, gar kein Theaterstück geschrieben zu haben, sondern ein Hörspiel. Weil Regisseur Rüping dieses postmoderne Spiel mit den Genres hochironisch auflädt. Und weil die Inszenierung genau weiß, wann es mit der Ironie auch mal gut sein muss: dann nämlich, wenn es um die konkreten Kriege des Jahres 2014 geht.

{slider=14. John Gabriel Borkman von Henrik Ibsen
Regie: Karin Henkel
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Nachtkritik vom 21. September 2014}
Diese Ibsen-Inszenierung ist bedrückend und grotesk, ist schrill und skurril, intensiv, furchterregend und unheimlich komisch. In einem bunkerhaften Bühnenbild zeigt Karin Henkel ein faszinierendes Gruselkabinett voller durchgedrehter Figuren – allen voran eine grandiose Lina Beckmann als Ella.

{slider=15. Welt-Klimakonferenz von Rimini Protokoll
Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Nachtkritik vom 21. November 2014}
Mitmachtheater funktioniert doch! Vorträge, Debatten, Workshops, Science Slams, persönliche Hintergrundplauderei – alles en miniature in rasanten Szenenwechseln von einem Kompetenzteam mit viel Wissen und Wissensvermittlungsgeschick performt: Durch teilnehmende Beobachtung wird so die Infotainment-Show zum Rollenspielerlebnis. Rimini Protokoll nutzen Säle, Bühnen, Nischen, Wandelgänge des Schauspielhauses in Hamburg zur Welt-Klimakonferenz-Simulation, das Publikum spielt die Unterhändler der UN-Mitgliedsstaaten, ist somit unmittelbar eingebunden in die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Standpunkten und erlebt, warum Klimaverhandlungen so schwierig sind – obwohl alle Länder das gleiche Ziel haben. Extrem anregend.

 

Hessen

{slider=16. Eine Hotelbar in Tokyo von Tennessee Williams
Regie: Sebastian Schug
Staatstheater Kassel, Nachtkritik vom 7. Februar 2014|closed}
Tennessee Williams erzählt die Geschichte zwischen dem Mann, der nur für die Kunst lebt, und seiner Frau, die das Leben auskosten will. Diesen Text inszeniert Sebastian Schug so überzeugend und realistisch, so psychologisierend und dicht, dass man das Gefühl hat, selbst in jener Hotelbar in Tokyo zu sitzen und die eskalierende Verzweiflung der Figuren hautnah mitzuerleben.

{slider=17. Glaube Liebe Hoffnung von Ödön von Horváth
Regie: Andreas Kriegenburg
Schauspiel Frankfurt, Nachtkritik vom 20. September 2014}
Allein das Bühnenbild (mit dem überlebensgroßen Foto eines nackten Opfermädchens in Embryonalstellung auf dem Bühnenboden) ist kaum schlauer zu machen. Ein treffendes Bild löst das nächste ab. Dass dann auch noch alle Schauspieler sich in die gleiche kalte Atmosphäre tauchen (lassen), bleibt genauso im Kopf wie die klagend-hoffnungsvollen Bach-Kantaten, die Franziska Junge singt.

{slider=18. Madame Bovary nach Gustave Flaubert
Regie: Moritz Schönecker
Staatstheater Darmstadt, Nachtkritik vom 4. Oktober 2014}
Dieser Abend entfaltet einen Sog analog zum Lesevergnügen. Vieles aus dem Roman wird hier Gestalt: das Wimmelige, das Detailreiche, die herrlichen Bilder und Vergleiche, das hehre Gefühl, kühl an der Realität gebrochen, der Hang zu Weisheiten und Reden aus zweiter Hand. Überall findet Schönecker Motive, die er durchzieht und wie Farbtupfer auftauchen lässt. Jeder der Charaktere erscheint mal begehrenswert, nachvollziehbar, faszinierend, um früher oder später dekonstruiert zu werden – streng nach Flaubert. Die Live-Videos sind keine Mitchell-Filme, sondern Bildkommentare, Seelenschauen. Selbst die Gitarren-Musik hat ihren Ursprung im Roman – in Emmas Fantasie ihrer Spanienflucht.

{slider=19. Ein Traumspiel von August Strindberg
Regie: Philipp Preuss
Schauspiel Frankfurt, Premiere am 28. März 2014}
Realität und Bühnengeschehen verschwimmen an diesem Abend zu einer verstörenden gemeinsamen Vision – in einer ungewöhnlichen Inszenierung, die viel mehr eine Kunstinstallation denn eine narrative Performance ist.

{slider=20. Evakuieren. Erster Flucht- und Rettungsplan für die Rhein-Main-Region von Akira Takayama
Regie: Akira Takayama
Koproduktion von Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, Staatstheater Mainz und Staatstheater Wiesbaden, Nachtkritik vom 13. September 2014}
Drei Wochen lang konnten bei "Evakuieren. Erster Flucht- und Rettungsplan für die Rhein-Main-Region" Zuschauerinnen und Zuschauer, oder besser: Evakuierungsinteressierte, mit dem öffentlichen Nahverkehr 40 Evakuierungsstationen im Rhein-Main-Gebiet ansteuern. Eine großangelegte Schnitzeljagd für Alltagsmüde und Eskapisten – und eines der umfangreichsten und am sorgfältigsten ausgetüfelten Stadtraumprojekte überhaupt. Mit ungeheurer Detailgenauigkeit und großer Auseinandersetzungslust mit anderen Künstlern wie mit der Region gelingt es Akira Takayama, die Besucher*innen aus ihrem Alltag in andere Welten zu führen, Entortung erlebbar zu machen und Konnexionen zu Flucht- und Notsituationen weltweit herzustellen.

 

Mecklenburg-Vorpommern

{slider=21. Ingrid Babendererde nach Uwe Johnson
Regie: Sewan Latchinian
Volkstheater Rostock, Nachtkritik vom 20. September 2014|closed}
Uwe Johnsons Romanerstling "Ingrid Babendererde" erzählt von Abiturienten 1953 in einer mecklenburgischen Kleinstadt, von erster Liebe und Sinnsuche zwischen dogmatischem Sozialismus und selbstbewusstem, auch christlichem Denken. Holger Teschke hat das Buch zu einem Stationendrama komprimiert und Sewan Latchinian seine Schauspieler zu einem bildklaren poetischen Realismus geführt. Zur Live-Musik des Trios Wallahalla erscheinen die Figuren als zugleich emotional wie politisch Suchende. Eine Inszenierung mit viel Humor und ohne Ironie. Inga Wolff ist in der Titelrolle nicht weniger als ein schauspielerisches Ereignis. Politisch-poetisches Theater, klein, fein und intensiv.

 

Niedersachsen

{slider=22. Atlas der abgelegenen Inseln von Judith Schalansky
Regie: Thom Luz
Schauspiel Hannover, Nachtkritik vom 21. September 2014|closed}
Ein Hybrid aus Schauspiel und akustischer Installation. Die morbide Atmosphäre, das zerrupfte, fragmentarische Scheitern und die Lücken dazwischen, in denen man als Zuschauer mit sich allein gelassen ist, mitten in einem Theaterrraum, der sich eher anfühlt wie ein untergehender Hochseedampfer – toll.

{slider=23. Leben Gundlings Friedrich von Preußen Lessings Schlaf Traum Schrei von Heiner Müller
Regie: Pedro Martins Beja
Theater Osnabrück, Nachtkritik vom 14. September 2014}
Müllers mit der eigenen Biographie wie der deutschen/preußischen Geschichte spielendes Stück "Leben Gundlings..." wird selten aufgeführt. Pedro Martins Beja reduziert den Assoziationsreichtum des Stücks nicht etwa, um ihn zu beherrschen, sondern stellt sich ihm, mit einer beeindruckenden Bild- und Raumsprache, die diejenige Müllers spiegelt und vervielfältigt.

Nordrhein-Westfalen

{slider=24. Habe die Ehre von Ibrahim Amir
Regie: Stefan Bachmann
Schauspiel Köln, Nachtkritik vom 9. Februar 2014|closed}
Ibrahim Amirs Ehrenmord-Komödie ist eine Entdeckung: urkomisch, böse, im besten Sinne irritierend und absolut zeitgemäß. Bachmann inszeniert schnell, präzise, selbstironisch und ohne jede tumbe Migrantenmaskerade. Vom klischeeverbrannten Hirn deutscher Polizisten bis zum überkommenen patriarchalen Ehrbegriff werden sämtliche interkulturellen Fallstricke entlarvt, gnadenlos ins Komische gezogen, nie aber verharmlost.

{slider=25. Freitag von Hugo Claus
Regie: Eric de Vroed
Schauspielhaus Bochum, Nachtkritik vom 15. Februar 2014}
Der erste Mann im Leben eines Mädchens – Eric de Vroedt inszeniert ein Inzest-Drama von Hugo Claus, vor dem man Angst haben darf: Es setzt die eigenen mühsam erlernten Erklärungsmuster außer Kraft und erzählt in schnellen, hart aufeinandertreffenden Szenen von dem unerhörten Begehren zwischen Vater und Tochter.

{slider=26. The Notebook von Forced Entertainment nach Ágota Kristóf
Regie: Tim Etchells
PACT Zollverein, Nachtkritik vom 9. Mai 2014}
Zwei Männer lesen ein Buch vor: Forced Entertainment treiben ihren Minimalismus in der Inszenierung von Agota Kristofs "Das große Heft" auf die Spitze. In der Kunstlosigkeit der Verwandlung der Performer in die Erzähler – zwei Kinder, die sich durch irgendeinen Krieg schlagen – liegt das Geheimnis dieses hochprozentigen Empathie-Appells.

{slider=27. Die Verwandlung nach Franz Kafka
Regie: Andriy Zholdak
Theater Oberhausen, Nachtkritik vom 24. Oktober 2014}
Romane lassen sich nur unzulänglich für die Bühne adaptieren, aber für Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" hat der ukrainische Regisseur Andriy Zholdak eine so einfache wie verblüffende Idee: Nicht der Handlungsreisende Gregor Samsa verwandelt sich über Nacht in eine Bestie, seine lieben Angehörigen tun es vielmehr peu à peu – als Vorboten des Faschismus. Eine Performance mit scharfen, provokanten Bildern, toll gespielt.

{slider=28. Hamlet von William Shakespeare
Regie: Kay Voges
Theater Dortmund, Nachtkritik vom 12. September 2014}
Der Dortmunder Schauspieldirektor fragt nicht nur sich, er fragt uns alle, was faul ist im Gemäuer Europas. Politisches Theater 3.0 – und ein schaurig rasantes Bühnenerlebnis. Mich zumindest bringen Kriegsvideos unserer Tage stärker zum Gruseln als Zombies des 17. Jahrhunderts. Sicher bringt Voges das Theater damit an seine Grenzen – aber endlich macht das mal wieder jemand in und aus Deutschland. Und ich kenne Zuschauer, die noch heute auf ihrem Mobiltelefon Kurznachrichten aus Helsingör bekommen – und sich über diese dreiste, auch datenschutztechnisch grenzwertige Werbemaßnahme dezidiert nicht ärgern. Die wollen die Geister, die sie riefen, gar nicht loswerden.

{slider=29. Minority Report von Klaus Gehre nach Steven Spielberg und Philip K. Dick
Regie: Klaus Gehre
Theater Dortmund, Nachtkritik vom 14. September 2014}
Mit Hilfe von zig Videokameras, drei Riesenleinwänden und unzähligen Requisiten verwandeln Klaus Gehre und die Dortmunder Spieler mit unbändigem Erfindergeist den Science-Fiction-Streifen "Minority Report" in einen Live-Theaterfilm. Und eine eigens programmierte App bringt das Thema des Abends dem Zuschauer locker aufs Handy: Wie vorhersagbar ist unser Handeln, wie frei der Wille – bis hin zum minutiös kalkulierten Schlussapplaus.

{slider=30. Karamasow nach Fjodor Dostojewski
Regie: Thorsten Lensing
Pumpenhaus Münster, Sophiensaele Berlin, Nachtkritik vom 4. Dezember 2014}
Thorsten Lensing geht ganz bescheiden ans Werk, wählt eine Dramaturgie der Beschränkung. Aber keineswegs beschränkt. Der Abend heißt nicht wie bei Dostojewski "Die Brüder Karamasow", sondern nur "Karamasow", also das System, das Prinzip Karamasow. Das Drama ist von außen nach innen gelegt, aufgelöst in scheinbare Nebenaspekte, Seitenlinien des Romans. Aber diese Miniaturen des Abends laufen auf eines zu: die Glaubensfrage, kündend immer auch von Zerrissenheit, Sündenbewusstsein, Erlösungssehnsucht. Es ist bei allem ein reines Vergnügen, dem Spiel zuzuschauen, Devid Striesow voran, aber auch Ernst Stötzner und André Jung und Sebastian Blomberg, Ursina Lardi, Horst Mendroch, Rik van Uffelen. Die Trennung von Scherz und Ernst ist ganz aufgehoben – "Karamasow" als wundersam dunkle, tiefe Komödie, die Dostojewski nicht nur als mystischen Denker zeigt, sondern auch den Humoristen, fast einen Gogol, grotesk und unerbittlich komisch.

 

Rheinland-Pfalz

{slider=31. Der Kirschgarten von Anton Tschechow
Regie: Sabine Auf der Heyde
Staatstheater Mainz, Premiere am 26. März 2014|closed}
Erfreulich unkitschige Inszenierung, die mit einem großen Gespür für die Zeit und den Raum aufwartet. Mit auf der Bühne: Mark Formaneks ebenso sinnbildliche wie grandiose Installation "Standard Time", die vorsieht, dass "Uhrmacher" jede Minute riesige Holzlatten zu digitalen Ziffern zur jeweils aktuellen Zeitangabe arrangieren, zwei Stunden lang, Minute für Minute.

 

Sachsen

{slider=32. I can be your hero baby von Henrike Iglesias
Regie: Anna Fries, Hanne Lauch, Laura Naumann, Marielle Schavan und Sophia Schroth
Schauspiel Leipzig, Nachtkritik vom 20. Juni 2014|closed}
Die Performerinnen behandeln die Probleme und Aporien von Weiblichkeit im Jahr 2014 so gegenwärtig und undogmatisch, so selbstironisch und schonungslos, so vielschichtig und reflektiert, wie es sonst nur Lena Dunham tut. Ein grandioser Abend.

{slider=33. Das Tierreich von Nolte/Decar
Regie: Gordon Kämmerer
Schauspiel Leipzig, Nachtkritik vom 3. Oktober 2014}
Mit grotesk überspitzten Szenen bringt Regisseur Gordon Kämmerer den wunderbaren Text eines jungen Autorenduos auf die kleine Bühne des Schauspiels Leipzig. In gewollter und sehr gekonnter Künstlichkeit, werden Figuren aufeinander gehetzt und wieder auseinander getrieben, eine Fülle von Varianten, die Szenen anzuschrägen, die Figuren aus-, aber nie bloßzustellen.

{slider=34. Drei Schwestern von Anton Tschechow
Regie: Tilmann Köhler
Staatsschauspiel Dresden, Nachtkritik vom 4. Oktober 2014}
Ein großer Frauenabend, ein furioses Schwesterntrio mit Yohanna Schwertfeger, Ina Piontek und Lea Ruckpaul. Tilmann Köhler hat in einem monochromen Setting die kraftvolle (Selbst-)Kritik eines stagnierenden Intellektuellen-Milieus inszeniert, eines Milieus, das poetisch tönt, aber wirkungslos bleibt, das Leben sucht, nur größer und schwerer, als es schultern kann.

{slider=35. Faust I von Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Linus Tunström
Staatsschauspiel Dresden, Nachtkritik vom 29. November 2014}
Ein Abend, dem die Aktualisierung ohne Aktualisierungswahn gelingt, indem er mit dem Kranhaus als Handlungsort den Faust ins Zentrum der Ermüdungsgesellschaft verlegt. Die vielen Regieeinfälle zielen nie nur auf den Effekt. In der unbefangenen Herangehensweise gelingt eine unkonventionelle Version des deutschesten aller Dramen, die zudem erstaunlich texttreu ist.
 

Sachsen-Anhalt

{slider=36. Spur der Steine nach Erik Neutsch
Regie: Cornelia Crombholz
Theater Magdeburg, Nachtkritik vom 26. September 2014|closed}
Wer Kampf und Krampf der alten DDR nachspüren will, im Theater und überhaupt, kommt an diesem starken Stoff nicht vorbei – am Roman "Spur der Steine" von Erik Neutsch, legendär verfilmt mit Manfred Krug, Jutta Hoffmann und Eberhard Esche, jetzt dramatisiert von Dagmar Borrmann fürs Schauspiel in Magdeburg. Und ohne jede Ostalgie entfesselt die Inszenierung von Schauspiel-Direktorin Cornelia Crombholz am Beginn der eigenen Dienstzeit den furiosen Baustellen-Charme des Materials. Eine Welt wird hier erschaffen, und dafür muss geschuftet werden, bis zum Überdruss und gegen alle Bürokratie, alle ideologische Verirrung. Viele bleiben auf der Strecke, aber schlussendlich siegt der menschliche Impuls: sich durchsetzen zu wollen, heute hier wie damals dort; auf ein Werk zurückschauen zu wollen, auf eine "Spur der Steine", die jeder und jede für sich durchs Land wie durchs Leben gelegt hat. Großes Stück, prima Bearbeitung, bärenstarke Ensemble-Arbeit – in Magdeburg!

 

Schweiz

{slider=37. Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch
Regie: Volker Lösch
Theater Basel, Nachtkritik vom 27. Februar 2014|closed}
Sowohl die stringente Ästehtik eines traumatischen Comics als auch die schlüssige Aktualisierung überzeugen. Die Ängste der Schweizer vor Zuwanderern hat Volker Lösch Wochen vor der Volksabstimmung erfasst und anhand der Perspektive von Flüchtlingen hinterfragt.

{slider=38. How to win friends & influence people von Boris Nikitin und Ensemble
Regie: Boris Nikitin
Kaserne Basel, Nachtkritik vom 20. März 2014}
Eine Predigt, inspiriert von einem amerikanischen Motivationsklassikers von 1936, gehalten von einem mephistohaften Schauspieler-Prediger. Daraus, dass Nikitins Inszenierungsmittel jederzeit durchsichtig sind und sich eine Diskrepanz in uns auftut zwischen Einsicht in die Mittel und deren emotionaler Wirkung, bezieht die Aufführung ihren unablässigen Sog.

{slider=39. Ich bin zum Glück zu zweit von Jürg Kienberger und Jeroen Engelsman
Regie: Claudia Carigiet
Kleintheater Luzern, Premiere am 10. September 2014}
Kienberger ist ein präziser Fantast, ein großartiger Menschenkenner, der sich das
Thema "Burn-Out" vorgeknöpft hat. Mit subtilem Humor verbindet er Situationskomik mit globaler Überforderung, Technik mit Klaviermusik, Akrobatik mit Gesellschaftskritik. Und lässt ganz nebenbei verdorrte Sonnenblumen aufblühen.

{slider=40. Ein Teil der Gans im Haus der Lüge von Martin Heckmanns
Regie: Simone Blattner
Theater Neumarkt Zürich, Nachtkritik vom 27. September 2014}
Simone Blatter hat Martin Heckmanns Komödie über einen peinlichen Pärchenabend mit Pannen nicht "zerrupft" wie ihre Vorgänger, sondern in die Sollbruchstellen dieses Textes hineingelauscht. Köstlich!

{slider=41. Antigone von Sophokles
Regie: Wojtek Klemm
Theater Luzern, Nachtkritik vom 13. Dezember 2014}
Eine "Antigone" im Schweizer Flüchlingsbunker als Stück über eine Gesellschaft, die komplizierte Fragen der Moral an das Theater und an den hohen Ton seiner Klassiker delegiert hat; nur, um sich noch eine Weile länger einreden zu können, auf freier Bühne zu leben und nicht etwa in jener Festung, in die sich Europa zurückzieht.

{slider=42. Roberto Zucco von Bernard-Marie Koltès
Regie: Karin Henkel
Schauspielhaus Zürich, Nachtkritik vom 15. Januar 2015}
Roberto Zucco ist bei Bernard-Marie Koltès als Mörder ohne Motiv angelegt. Karin Henkel entmystifiziert das Böse und ortet es mitten in der Gesellschaft.

 

Österreich

{slider=43. Die Geschichte vom Fräulein Pollinger von Ödön von Horváth
Regie: Fabian Alder
Josefstadt Wien, Nachtkritik vom 15. Mai 2014|closed}
Eine unprätentiöse Roman-Dramatisierung, für die man mit der Vorlage insofern respektvoll umgegangen ist, als die Prosa-Anmutung des Textes nicht gewollt zurückgedrängt wurde. Es wird nicht so getan, als sei's eigentlich Theater, und das tut der Sache außerordentlich gut. Außerdem zwei Hauptdarsteller, die unverbraucht und engagiert wirkten. Raphaela Möst hat nicht zu Unrecht dafür den "Nestroy" als "bester Nachwuchs" (was für ein schönes Stichwort!) bekommen.

{slider=44. Die lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz
Regie: Dušan David Pařízek
Burgtheater Wien, Nachtkritik vom 6. September 2014}
Nicht nur ergreift Pařízek auf dieser Lotz'schen Expedition in den Dschungel theatraler (Un)Möglichkeiten herzhaft allerlei Anregungen, die Grenzen des Theaters zu überschreiten, ja zeigt, gelassen die Schultern zuckend, dass die Grenzen längst überschritten sind – es gelingt ihm ein kleines Wunder dabei. Denn obwohl seine Inszenierung mit ihrer scheinbaren formalen Anarchie eine potenzielle Vertreibungsaktion für konservatives Abopublikum ist, sind Alt und Jung darin vereint, in der zwanzigminütigen Pause dem sensationellen Ensemble beim geblackfaceten Holzhäckseln zuzuschauen.

{slider=45. Hunde Gottes von Thiemo Strutzenberger
Regie: Barbara Weber
Schauspielhaus Wien, Nachtkritik vom 14. Oktober 2014}
Als Melodram fest im Genre verortet, ergründet "Hunde Gottes" die unergründlichen Logiken des Begehrens – nach Verstandenwerden, nach Gemeinschaft, nach Geschichte. Und kommt bei all dem flapsigen Dekonstruktions-Small Talk zu Einsichten von erschreckender Härte.

 

 

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Kommentare  
nachtkritik-Theatertreffen 2015: nicht mehr Berlin
top 6
Schauspiel Stuttgart, Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Leipzig, Schauspiel Dresden, Schauspiel Zürich, Residenztheater München
Berlin ist schon lange nicht mehr die Theaterhauptstadt!
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Neue Dramatik kommt zu kurz
Zwar ist dieses "Treffen" ja nur ein Gedankenspiel, aber es sei der Gedanke in jenes Spiel gebracht, dass in dieser Vorauswahl die neue Dramatik (mit Heckmanns, Strutzenberger, Amir) kürzer kommt, als sie in den Spielplänen Realität ist (quanti- und qualitätsmässig gesehen) - kommt mir jedenfalls so vor. Oder ist das berufsbedingte Skepsis?
nachtkritik-Theatertreffen 2015: beste NRW-Arbeit fehlt
Angesichts der immer weiter fortschreitenden Spardiskussionen um Kunst und Theater fehlt die beste NRW-Arbeit aus 2014:

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9163:jr-marcus-lobbes-blickt-in-wuppertal-mit-william-gaddis-polyphonem-roman-hinter-die-kulissen-des-finanzkapitalismus&catid=343:wuppertaler-buehnen
nachtkritik-Theatertreffen 2015: die Unbeachteten
Viele Häuser bekommen gar nicht die Beachtung, geschweige denn werden von Kritikern von Nachtkritik oder einschlägigen Fachmagazinen besucht! Mich hat in der letzten Spielzeit das Schauspiel Chemnitz sehr beeindruckt. Leider werden Inszenierungen wie Hamlet oder Kafka nicht besprochen, obwohl sie eine Nominierung auch mehr als verdient hätten!!!

(Liebe(r) A. Berg,
klar, wir müssen aus den ca. 200-250 Premieren pro Monat, die für eine Besprechung in Frage kommen, auswählen. Aber 1. bemühen wir uns sehr, auch abseits der Zentren immer wieder hinzuschauen, Chemnitz zum Beispiel wird im Februar mit dabei sein, 2. konnten zum nachtkritik-Theatertreffen auch Inszenierungen vorgeschlagen werden, die hier nicht besprochen wurden (das ist auch geschehen), 3. ist die Kommentarspalte genau dafür da, dass Sie hier die Inszenierungen nennen können, die Sie vermissen. In diesem Sinne: Besten Dank!
MfG, Anne Peter / Redaktion)
nachtkritik-Theatertreffen 2015: auch das ist Neue Dramatik
Lieber David Gieselmann (Kommentar 2),

vielleicht zeigt die Auswahl oben ja auch, dass der Begriff der neuen Dramatik sich erweitert (der Anteil ist allerdings größer als Sie sagen: Nolte/Decar und Wolfram Lotz sind auch noch dabei). All die performativ entwickelten Arbeiten wie Yael Ronen, Rimini, Nikitin, Thom Luz, Gintersdorfer etc. gehören doch auch zur neuen Dramatik, oder nicht?
nachtkritik-Theatertreffen 2015: mal anders herum
Liebe Leute,
sehr willkürlich, wenn ich so meine Theatergänge und diese Vorschlagsliste anschaue. ---- wie wäre es einmal anders herum: die nachtkritikLeser/Theatergänger nennten ihre favorites: max zwei pro nase/Autor
Ich pers. würde dieser Action mehr abgewinnen als diese Vorselektion. Bin auf Antworten gespannt
nachtkritik-Theatertreffen 2015: wie zu verhindern
@ragebay: würde mich mal interessieren, wie sie da verhindern wollen, dass jede marketing-abteilung, jeder regisseur, jeder assistent seine eigene inszenierung vorschlägt.
nachtkritik-Theatertreffen 2015: furchtbarer Unsinn
Also, Madame Bovary war furchtbar. Die Dame von Nachtkritik war ja auch die einzige, welche diesem Unsinn etwas abgewinnen konnte...
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Frage
Und wie kommt es zu den Nominierungen?

(Sehr geehrtes Fragezeichen, wie der Vortext sagt, es handelt sich um eine Liste von Inszenierungen, "die von den nachtkritik.de-Korrespondent*innen und -Redakteur*innen als die wichtigsten der letzten zwölf Monate nominiert worden sind". Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow )
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Folge fehlender KorrespondentInnen?
Mich irritiert die Einteilung in Bundesländer sehr. Denn die Auswahl behauptet, dass es in Thüringen, Schleswig-Holstein und im Saarland 2014 keine bemerkenswerten Inszenierungen gegeben hat. Als Grund für diese Lücke unterstelle ich, dass es in diesen drei Bundesländern keine ständigen Korrespondenten für nachtkritik (mehr) gibt.
Das halte ich für ein kulturpolitisch bedenkliches Signal.
nachtkritik-Theatertreffen 2015: schon mal vorgeschlagen
Ich habe vor zwei Jahren schon mal vorgeschlagen, dass jeder Teilnehmer an der Abstimmung eine Aufführung nennen kann, die in der Liste fehlt. Damals Antwort der Redaktion: Überlegen wir. Ist aber nichts dabei rausgekommen.
Wilhelm Roth
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Saarland
Ihr habt das Saarland vergessen...
nachtkritik-Theatertreffen 2015: woran es liegen könnte
@ 10: Könnte es auch sein, dass es in Thüringen, Schleswig Holstein und im Saarland nicht mehr so viele Theater gibt? Auch im völlig Überlaufenen und dauernd produzierenden Berlin gibt es nur drei Kandidaten, auch Häuser mit enormen Output wie das Schauspiel Frankfurt kommen nur ein einziges Mal vor. An den fehlenden Korrespondenten liegt es sicherlich nicht.
nachtkritik-Theatertreffen 2015: beste Liste
Ich finde, das ist bisher die ausgewogenste und klügste Vorschlagsliste dieses virtuellen Theatertreffens. Eine Liste, die den Leistungen der deutschen Theaterlandschaft in ihrer Breite jedenfalls deutlich mehr Rechnung trägt, als das die "echte" Theatertreffenauswahl je zu leisten vermag. Eben weil Nachtkritik auch Premieren zahlreicher kleiner und mittlerer Häuser bespricht, die für das Feuilleton übrigens seit jeher keine Rolle spielten. Und es liegt in der Natur der Sache, dass bei einer Auswahl immer auch Produktionen fehlen (müssen), die für andere (subjektiv) zu den wichtigsten Arbeiten gehören.
nachtkritik-Theatertreffen 2015: warum keine eigenen Vorschläge möglich sind
@11
Lieber Wilhelm Roth,

wir haben Ihre Idee, dass jeder Wähler zusätzlich eine Aufführung nennen kann, innerhalb der Redaktion breit und kontrovers diskutiert. Eines der Argumente gegen dieses Verfahren war, dass das möglicherweise dem Selbst-Marketing Tür und Tor öffen würde: Täte sich ein Team zusammen und schickte mit - sagen wir: zehn Stimmen eine eigene Produktion ins Rennen, so wäre das auf einer Liste frei eingereichter Vorschläge vermutlich schon ein gewichtiger Posten. Ein ähnliches Problem besteht natürlich auch bei der Abstimmung, wie sie jetzt ist (nominierte Teams aktivieren lobbyistisch ihren Anhang), der Effekt wird aber durch die deutlich höhere Anzahl an Stimmen eher (eher, nicht vollständig!) egalisiert.

Übrigens gab es Teile in der Redaktion, die trotzdem für Ihren Vorschlag stimmten - letztlich entschied aber noch ein ganz banales Faktum mit: zumindest in diesem Jahr haben wir noch keine halbwegs elegante Umsetzungsmöglichkeit in unserem Abstimmungsmodul gefunden.

Herzliche Grüße
nachtkritik-Theatertreffen 2015: auch ein Erfolg
Heute habe ich auf der Kulturseite einer Schweizer Regionalzeitung einen Artikel über die Nominierung von sechs Schweizer Aufführungen für's Theatertreffen gelesen, eine Agenturnachricht der SDA. Amüsanterweise ist diese Meldung so formuliert und platziert, dass man meinen könnte, es ginge wirklich um das Berliner Theatertreffen. Ich musste sie zwei Mal lesen, bis ich kapiert habe, dass es um das virtuelle Nachtkritik-Theatertreffen ging. Auch ein Erfolg. Glückwunsch!
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Votum für Stemanns "Rein Gold"
Dann nehme ich mal die Anregung an und votiere als Aufführung, die in der Liste fehlt, für Stemanns 'Rein Gold' nach Jelinek an der Staatsoper. Ohne Frage 'bemerkenswert' wie Stemann den Jelinek-Text im Zusammenspiel von Schauspiel, Staatskapelle, Live-Elektronik etc organisiert, übermalt, verfremdet. Empfand das als einen faszinierenden Abend. (http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9243:rein-gold-nicolas-stemann-inszeniert-an-der-staatsoper-berlin-ein-assoziierendes-musiktheater-nach-elfriede-jelinek-und-wagers-qringq&catid=38:die-nachtkritik&Itemid=40)
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Wann endet die Wahl?
Bis wann kann man denn nun abstimmen: heute bis Mitternacht? Oder bis "Donnerstag, den 29. Januar 2015 um 02:00 Uhr", wie es unter der Umfrage heißt?

(Sehr geehrte/r Leser/in, die Umfrage endet tatsächlich ganz nachtkritikgemäß um 02:00 Uhr, wenn alle schlafen und nur manche schreiben oder wählen gehen. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
nachtkritik-Theatertreffen 2015: die beste Produktion des Jahres (aus Köln)
Ich fand die beste Produktion des Jahres war "Gendertouble in GerMANy" vom Analogtheater in Köln.
nachtkritik-Theatertreffen 2015: Zahlenspiele
Na immerhin! Die 45er-Auswahl enthielt 5 Aufführungen die zum TT eingeladen wurden. Aber nach Abstimmungsergebnis durch den Mob nur noch 1. Dh die Kritiker untereinander nehmen mehr Tuchfühlung auf, als der Schwarm. Interessant. Allerdings 1/9 zu 1/10 ist auch kein so großer Unterschied.
nachtkritik.de-Theatertreffen 2015: mit Verspätung
ich fand HUNDE GOTTES überwältigend
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