Presseschau vom 14. März 2015 – Die Süddeutsche Zeitung begleitet ein Gastspiel der Berliner Schaubühne in Idien

Frischer Wind

Frischer Wind

14. März 2015. Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung hat als embedded journalist ein Gastspiel der Schaubühne in Berlin nach Kalkutta begleitet, der "lebendigsten Kulturstadt Indiens", wo man "auch mit deutscher Kultur" vertraut sei: "Günter Grass, Pina Bausch, Sasha Waltz sind eingeführte Namen, einer der meistgespielten Dramatiker heißt Bertolt Brecht." Gespielt wird Thomas Ostermeiers Inszenierung von Henrik Ibsens Ein Volksfeind, der Eintritt ist frei.

Seit der Premiere 2012 in Avignon habe die Schaubühne mit der Inszenierung in 19 Städten gastiert. "Ob in Melbourne, Athen, São Paulo oder New York, immer hieß es: Volltreffer – dies sei gegenwärtig der beste Ort für dieses Stück". Dössel zitiert Ostermeier mit den Worten: "Ich habe den Eindruck, dass sich weltweit nicht nur die Themen, sondern auch die Publikümer globalisieren."

Ausführlich berichtet Dössel von jener Szene, in der die Inszenierung sich Richtung Publikum öffnet: "'Publish it!', schallt es in Delhi aus dem Parkett. 'Drucken Sie den Artikel!' Jemand ruft Stockmann zu: 'Warum hast du die Sache nicht getwittert?' Gute Frage in einem Land, das in den sozialen Netzwerken so aktiv ist wie Indien." In Kalkutta gehe die Diskussion wild durcheinander: "Der Konsumismus wird angeprangert, von Entfremdung ist die Rede. Die Demokratie funktioniere nicht mehr, heißt es: 'Freiheit ist eine Illusion.' Zu viele reden gleichzeitig, die Schauspieler geraten mit ihren Repliken ins Hintertreffen." Die Aufführung treffe einen Nerv: "Christoph Gawenda sagt, er habe in Kalkutta eine so tiefe Verbundenheit mit dem Publikum gespürt, eine so starke Energie, dass er am Ende seiner Stockmann-Rede habe weinen müssen. Zum ersten Mal."

Generell werde das deutsche Theater in Indien sehr geschätzt, berichtet Dössel und zitiert den Regisseur Suman Mukhopadhyay: "Für uns ist es Utopia", solche Gastspiele inspirierten, "sie bringen frischen Wind und öffnen den Geist."

(geka)

 

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