Romeo und Julia - Christopher Rüping versagt Shakespeares Liebenden in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin größere Gefühlswallungen
Packt die Feuerzeuge ein!
von Eva Biringer
Berlin, 29. März 2015. Im Licht eines Feuerzeugs ziehen sich zwei aus. Sonst ist es dunkel. Irgendwann sind sie nackt, ausnahmsweise nicht aus Provokation, sondern aus Dringlichkeit. Ein Moment echter Intimität – geht doch! Meistens geht es jedoch nicht in Christopher Rüpings Inszenierung von "Romeo und Julia" in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. Zum einen liegt das daran, dass sie zu viel auf einmal will: alternative Enden, Splitter statt erzählerischer Stringenz, rückwärts laufende Chronologien. Viel bedauerlicher ist jedoch, dass die Inszenierung ihr Thema nicht ernst nimmt.
Ersatzreligion Liebe
Bekanntlich geht es bei "Romeo und Julia" um jene allumfassende Liebe, die als einzige mögliche Konsequenz den Tod nach sich zieht. Eine derartige Gefühlsentgleisung will nicht recht passen in eine Zeit, wo Fremde auf Smartphonebildschirmen beiseite gewischt werden. Paradoxerweise ist aber genau diese Gefühlsentgleisung zur Ersatzreligion geworden und zum gesellschaftlichen Imperativ, dem sich nur einige wenige wie die Autorin Christiane Rösinger verweigern. Welche Folgen das hat, weiß die israelische Soziologin Eva Illouz. Aus ihrem Buch "Warum Liebe wehtut" leiht sich der Programmzettel ein paar Zeilen: "Glaubensinhalte zu rationalisieren, bedeutet, dass die emotionale Intensität der Liebe und der Glaube an die Liebe geschwächt werden." Anders jedoch, als dieser Auszug vermuten lässt, geht es Illouz nicht darum, einen Mangel an Gefühl zu beklagen, sondern im Gegenteil, ein Zuviel.
Von einem Zuviel kann bei Regisseur Rüping keine Rede sein. Er dekonstruiert den kollektiven Liebeswunsch. Einerseits durch affektierte Übertreibung in Form einer grotesken Operndarbietung. Die ins Rokoko-Mieder eingeschnürte Lady Capulet (brillant ihre verpfuschte Ehe auskotzend: Natalia Belitski) und der Italo-Charme versprühende Vater Capulet (der in allen drei Rollen als Capulet, als Amme und auch als Pater Lorenzo leuchtende Michael Goldberg) tirilieren von "Amore" und machen ihrer Empfindsamkeit in großen Gesten Luft, um alsbald ein heftiges "Du hältst jetzt mal deine Scheiß-Fresse" hinterher zu schicken. Mitunter ist das lustig, erhebend ist es nicht.
Andererseits durch Ironie. Julias Balkon ist eine Hebebühne, ihr Gift ein isotonisches Getränk. Wenn Romeo leidet, dann als Laktosemilchbubi in Gänsefüßchen und dann will er "was richtig Melancholisches in Moll" hören, denn Moll ist seine Tonlage. Was soll's – Blutkapsel geschluckt, in der Sarglandschaft (Bühne: Jonathan Merz) zur ewigen Ruhe gelegt.
Am schlimmsten aber wird es, wenn es lustig sein soll. Erektionsregentänze, Fremdscham-Triggern – Kopulation, Masturbation, Zuschauerirritation. Es wird auch auf die Kunstkacke gehauen in Form Nitsch-artiger Blutlachen, überwiegend anlasslos. In der Summe führt all das zu einer Reduktion der Empathie. Man beobachtet Julia und Paris, Romeo und Rosalinde, Romeo und Julia und fühlt: nichts.
Totgeburten sterben nicht
Hätte Julia auch für Paris sterben wollen? Hätte Romeo auch im Schoß einer anderen die Lerche singen gehört? Wahrscheinlich nicht, zumal "Romeo und Rosalinde" phonetisch nach Treppenwitz klingt. Da läuft ein reizvoller dramaturgischer Ansatz – die Ausweitung des Shakespeareschen Minikosmos – mitsamt der kunstvoll angereicherten Übersetzung von Thomas Brasch ins Leere.
Wie voll von Gefühl die berühmteste Herzschmerzgeschichte der Welt noch immer ist, bewies Jette Steckel letztes Jahr am Hamburger Thalia Theater. Deren Romeo und Julia mussten sich nicht hinter einem Schleier aus Ironie verstecken. Steckels Inszenierung war voll von jenen eingangs beschriebenen, von Rüping zu sparsam dosierten Feuerzeugmomenten.
"Mach mich lebendig, dass ich sterben kann", heißt es an einer Stelle. In dieser Inszenierung ist Liebe eine Totgeburt und Totgeburten sterben nicht. Seit Eva Illouz weiß man, dass Affirmation töten kann, seit diesem Abend, dass Negation das gleiche tut. Vielleicht muss man der Liebe heute derart verfremdet begegnen, um sie ertragen zu können. Allein: berührend ist es für jene, die zuschauen, nicht.
Romeo und Julia
von William Shakespeare
Deutsch von Thomas Brasch
Regie: Christopher Rüping, Bühne: Jonathan Mertz, Kostüme: Lene Schwind, Musik: Christoph Hart, Sophia Kennedy, Dramaturgie: Meike Schmitz.
Mit: Wiebke Mollenhauer, Benjamin Lillie, Lisa Hrdina, Marcel Kohler, Natalia Belitski, Michael Goldberg, Christoph Hart, Sophia Kennedy.
Dauer: 2 Stunden 10 Minuten, keine Pause
www.deutschestheater.de
Zum diesjährigen Berliner Theatertreffen 2015 ist Christopher Rüping mit seiner Stuttgarter Inszenierung von "Das Fest" (nach Thomas Vinterberg und Mogens Rukov) eingeladen. Mehr über den Regisseur im nachtkritik.de-Lexikon.
Christopher Rüping habe laut Programmheftauskunft an dem Shakespeare-Stoff eine "Art der Liebe, wie es sie nur auf der Bühne gebe", interessiert, "ein Mythos, kompromisslos, nichts für die Realität", berichtet Anna Pataczek im Inforadio des rbb (30.3.2015). "Nur, so wie er das Ganze umsetzt, ist auch das Theater nicht dieser Ort." Es gäbe "diese zärtlichen Szenen zwischen den beiden Liebenden. Aber die gehen unter im Klamauk, im Gebrüll, in der vertrackten Szenenmontage. Wo sind bloß die großen Gefühle? Im Prinzip ist dieser Abend eine Themaverfehlung."
"Es ist eine verwegene Inszenierung, ein Rausch der Möglichkeiten der Liebe und des Theaters, ein Abend, der vor lauter Regieeinfällen fast aus allen Nähten zu platzen droht", schreibt Katrin Pauly in der Berliner Morgenpost (30.3.2015). Viele Einfälle "gehörten knallhart gestrichen, andere aber treffen ins Mark." Der Regisseur erscheint der Kritikerin als jemand, der sich etwas zutraue, "der trotz allem an die Liebe als Mythos glaubt, Grenzen sprengend, zeitlos, aber leider nicht fürs Leben gemacht, sondern in der dargestellten Konsequenz nur für den Tod. Oder eben fürs Theater."
"Der Abend wirkt gerade in seinem unbedingten Willen, entfesselt, dirty und drastisch zu sein, zumindest auf weniger schenkelklopferaffine Zuschauernaturelle eher zwangsoriginell denn gewitzt; weniger unterhaltsam als bieder", klagt Christine Wahl im Tagesspiegel (30.3.2015). Die Akteure spielten "jeweils ihren eigenen Stiefel". Christopher Rüpings "Aufsplitterungskonzept" führe spielerisch "in die komplette Beliebigkeit". Erkenntnistheoretisch nehme man mit, was man "von Anfang an geahnt" hatte: "Dass der Mythos wesentlich größer ist als seine (im vorliegenden Fall zwischen Kunstbluttragödie und Comic hin und her hüpfende) Aktualisierung."
Shakespeares Tragödie werde hier "in einem Salzsäurebad mariniert", berichtet Peter Hans Göpfert im Kulturradio des rbb (30.3.2015). So "viel Klamauk" könne "allerdings auch schon mal ganz schön auf die Nerven" gehen. Das Ensemble agiere "auf Hochtouren", was den Kritiker aber nicht restlos befriedigt: "Wenn man bisher dachte, dieser Shakespeare sei nicht kleinzukriegen, dann wird man hier eines besseren belehrt. Rüping schafft das spielend. Nur schießt er mit seiner platten Ulkigkeit gehörig über das Ziel hinaus. Es ist ja nicht unbedingt das Stück, das man gerne veralbert sieht."
Fröhlich überdrehten "Trash" biete Christopher Rüping, und weil "er das so charmant, metiersicher und, bei allem Spaß an den überdrehten Forciertheiten, nicht dämlich macht, verzeiht man ihm die etwas verbrauchte Pose des Regie-Anarchos und den eher lässigen Umgang mit dem Text gerne", schreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (1.4.2015). "Die missmutige Frage, was das Spektakel bitte bedeuten soll, beantwortet die Inszenierung gut gelaunt: nichts, das aber mit großem Vergnügen."
Doris Meierhenrich hat einen "luftig durchgepustesten Abend" erlebt, wie sie in der Berliner Zeitung (30.3.2015) schreibt. Durchaus angetan ist sie davon, dass Shakespeares Stück "zerschnitten, durcheinander gewürfelt, überformt, neu zusammengeflickt und dabei immer auch bis zur körperlichen Erschöpfung gefeiert" wird: "Dieser jugendliche, von furchtlosen Eingriffen und witzigen Spieleinfällen übersatte Shakespeare-Abend ist wie ein sarkastisch intelligentes Studentenspiel angehender Pathologen im Anatomiesaal. Es sprüht nicht vor Geist, aber vor mutigem, wenn auch teils übermütigem Spielwitz und unterstreicht damit Rüpings Stellung als viel gelobtes Nachwuchstalent."
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Komplette Kritik: https://stagescreen.wordpress.com/2015/03/29/die-liebe-ist-ein-kinderspiel/
Zu Beginn gab es einige gute Ansätze, die demonstrieren, was aus dem Abend hätte werden können: Natalia Belitski überzeugt in einem komödiantischen Auftritt als Lady Capulet, die ihrer Tochter Julia vorwirft, dass sie undankbar sei, weil sie die ihr zugedachte gute Partie (den Grafen Paris) ablehne, und dabei zugleich mit ihrer eigenen Ehehölle abrechnet.
Auch die kurz hingetupfte Tanzszene im Hause Capulet zeigt, dass hier ein begabtes Ensemble mit viel Spielfreude zur Verfügung stünde.
Leider wird daraus kein großer Wurf. Der Abend zerfasert in Comedy-Klein-klein: Romeo (Benjamin Lillie) braucht ganz dringend seine Lactose-freie Milch, die er dann auch den Frauen in der ersten Reihe anbietet, und fragt vergeblich nach Magnesium und einem Trampolin, da er sonst Julia auf ihrem Balkon nicht erreichen kann. Mercutio (Lisa Hrdina) stellt sich neben ihn und sagt: “Lieber Romeo, liebe Kinder, ihr wisst schon, was jetzt kommt” und spielt darauf an, dass Benjamin Lillie seine Hose mittlerweile fast so regelmäßig runterlässt wie Lars Eidinger. Die Inszenierung hat nun den Punkt erreicht, an dem Eva Biringer seufzte: “Am schlimmsten aber wird es, wenn es lustig sein soll.”
Rüping hat das Shakespeare-Drama auseinandergenommen, die Bausteine durcheinandergewirbelt und findet keine überzeugende Linie, sie wieder schlüssig zusammenzusetzen. Der Abend hat zwar seine unterhaltsamen Momente, überzieht aber teilweise so sehr, dass es nur noch albern wirkt.
Mehr dazu hier: http://e-politik.de/kulturblog/archives/24611-entscheidungsschwacher-stilmix-christopher-ruepings-romeo-und-julia-an-den-dt-kammerspielen.html
Ich kann Selin sehr gut verstehen. Man muss sie davor schützen. Es gibt Länder, da kann man sogar als "sehr gläubige Muslimin " bedenkenlos ins Theater gehen, ohne von nackten Männern belästigt zu werden. Leider gibt es dann da andere Sachen nicht . Zum Beispiel Internet.
Gruss
Das Ansehen eines männlichen unbekleideten Körpers mit einer Belästigung durch Männer gleichzusetzen, finde ich einen Affront aller Opfer von männlichen Belästigungen (nackt oder angezogen).
Und eine Frage an Selin: Darf eine gläubige Muslimin nicht Ärztin, Krankenschwester etc werden, weil sie da ja auch auf nackte Körper muss?
Selin kann dann vermutlich weder fernsehen, noch ins Kino gehen oder Zeitungen lesen. Und: auch in kein anderes Theater gehen. Wundert mich, dass jemand der sonst offensichtlich nie ins Theater geht, Nachtkritik kennt.
Ich gehe nicht in Saunen oder zum FKK-Baden aufgrund des gleichen Anlasses. Ich ging ins Theater und lerne und fühlte mich beschämt, ja. Im Übrigen ist es egal, ob ein nackter Mann oder eine nackt Frau auftritt.
Wieso muss ich mich rechtfertigen?
Ich bin eine gläubige Muslimin und alles, was ich erwarte ist, dass man einen Hinweis bekommt, dass es sexuelle Darstellungen (wie in diesem Fall) und/oder Nacktheit (und damit meine ich tatsächlich komplette Nacktheit) auf der Bühne zu sehen bekomme. In einem Film ab 18 Jahren kann dies auch sein und ich habe die Freiheit, mir das anzuschauen. Im Theater gibt es das so nicht. Einfach nur ein Hinweis und ich hätte meine eigene Entscheidung treffen können.
So ist dies mit vielen Dingen im Leben; Fiktion begreife ich; ich weiß, wenn ein Darsteller/-in z.B. einen Nazi spielt und es ist mir klar, dass dies nicht seine/ihre Meinung in diesem Augenblick ist. Im Fall des Nackt-Seins kann ich nichts abstrahieren, es ist da, ich muss (!) es sehen (es kam überrarschend) und ja, ich schämte mich.
es ist interessant, wie Sie in einer Diskussion beide Seiten zugleich argumentativ vertreten. Aber ich denke, Sie haben jetzt klar herausgearbeitet, mit welchen Widersprüchen das aktuelle Theater hierzulande sich auseinanderzusetzen hat.
Pegidismus möchten wir auf nachtkritik.de nicht haben. Auch nicht als provozierendes Maskenspiel.
Mit freundlichem Gruß
nikolaus merck
Einst hörte ich im Schoß meiner Julia die Lerche singen.
Wie soll ich den Rest meines Lebens
in der Familiengruft der Capulets verbringen?
Meine Art der Liebe gibt es jetzt nur in dieser Capuletgruft:
Da liegt sie vor mir, meine Julia. Sie ist offensichtlich tot.
Ich werde Gift (Alkohol, Drogen usw.) nehmen müssen. . .
Es ist zu viel Klamauk und Gebrüll draußen vor der Eingangstür.
O dieses Theater der Liebe!
O dieser Rausch der Möglichkeiten der Liebe und des Theaters der Liebe!
Vor lauter Einfällen droht mein Leib aus allen Nähten zu platzen!
Du großer Gott der Liebe - ich glaube an die Liebe als Mythos,
die alle Grenzen sprengt und zeitlos ist - doch leider ist sie nicht
für dieses Leben gemacht, sondern für den Tod (als Trance-Formation).
Ich will in dieser Gruft, mit unbedingtem Willen, ganz entfesselt -
schmutzig-rein drastisch sein!
Draußen, wo die Familien sind, schießt man mit platter Ulkigkeit
gehörig immer über das Ziel hinaus.
Romeo und Julia sind nicht gerade ein Paar, das sich gerne veralbert sieht.
Es ist eine luftig durchgepustete tragische Gruftnacht diese Todesnacht.
Alles, alles wurde uns (den Liebenden) zerschnitten, durcheinandergewürfelt,
verformt, und krankenzimmer-gerecht zusammengeflickt - und dabei immer auch
gefeiert. - Doch was sind diese Feste gegen unsere Feier der ewigen
Romeo und Julia-Liebe?!
Ich finde schon, dass man - auch der Kinder wegen- das Publikum vorher schon durch einen Aushang z.B. informieren sollte, dass es explizite Nacktszenen geben wird. Jeder kann das SELBSTSTÄNDIG entscheiden, ob man hineingehen will oder eben nicht.
Eine Auseinandersetzung gibt es aber ganz offensichtlich trotzdem, um die Inszenierung geht es seit Ihrem ersten Post quasi nicht mehr. Und das ist ja auch Ihre Absicht.
Man kann sich fragen, wie Theater oder hier konkret das DT damit umgehen, Schutzwürdige über Inhalt und Darstellung in ihren Inszenierungen aufzuklären. Mir würden da eher Kinder- und Jugendschutz vorschweben, schließlich gehen auch Schulklassen in solche Klassikerinszenierungen. Der halal/haram-Stempel muß aber in einer sekularen Gesellschaft nicht von Staats wegen erteilt werden, da müßte sich dann die Religionsgemeinschaft schon selber drum kümmern und der Priester geht jeweils in die Premiere und kann dann im Pfarrgemeindebrief schreiben: kann man reingehen (gibt es den katholischen Filmdienst noch?).
Soweit ich das sehe ist man in wenigen Theatern in Berlin davor gefeit, plötzlich mit Nacktheit konfrontiert zu werden, mir geht das ehrlich gesagt in der Regel auch auf den Geist, weil sich häufig die Frage stellt: warum eigentlich? Aber man muß damit rechnen. Also: wer das nicht will, bleibt besser draußen.
PS: darf man ins Gorki? Da habe ich zuletzt Menschen in hautfarbenen, arm- und beinlangen Trikotagen sich in rosa Schleim wälzen sehen, nackt aber waren sie nicht (wobei das da ganz gut gepaßt hätte).
Hier die einfache Problemlösung: Wenn Sie so religiös sind, dann sollten Sie sich im Vorfeld besser informieren. Einfach mal an der Kasse oder in der Presseabteilung anrufen.
Fragen: Warum gehen Sie denn nicht auf die künstlerische Freiheit der Kunst ein? Wir leben in einem Land, in dem die Kunst noch provozieren darf. Und ich hoffe nach wie vor, dass wir in Deutschland in einer Gesellschaft leben, die die Kunst gegen jede Art religiöser Frömmelei verteidigen wird.
Was fordern sie als Nächstes? Die Verhüllung von nackten Plastiken im Öffentlichen Raum, oder die Abhängung von Aktmalereien in Museen?
kleines Beispiel:
Wenn ich unsicher bin, rufe ich immer vorher beim jeweiligen Theater an, ob ich ein Schauspiel zu sehen bekommen werde, oder ob die Schauspieler nur an der Rampe stehen und Texte ablassen werden. Ich persönlich habe ein Problem mit so einer Spielform, also informiere ich mich darüber, um mich zu schützen.
Warum können Sie nicht einen ähnlichen "Aufwand" betreiben?
Religiöse oder persönliche Kriterien (Geschmack, gesundes Volksempfinden, Befindlichkeiten,...) dürfen dabei keine Rolle spielen, wenn geltende Gesetze nicht verletzt werden.
Die Debatte "Jugendschutz im Theater", und wer bezahlt zum Beispiel eine Wertungskommission wie bei der FSK, wer überwacht die Zusammensetzung und überprüft das Urteil, usw., kann man führen.
Sie aber wollen eine andere Debatte führen: muß das Theater mich persönlich nicht vorwarnen, weil ich Kriterien xyz für wichtig halte. Die Debatte dreht sich im Kreis, aber nur weil Sie die Antwort "nein" nicht gut finden.
in ständigem Wandel begriffen (vgl. Wertewandel), bei jedem Wandel gibt es
bestimmte Bevölkerungsgruppen, die ihn begrüßen, möglicherweise als Befreiung erleben, und andere, die ihn fürchten, als eine Abkehr von
"Guten alten Sitten" erleben, die zu schnell abgelegt würden, und eine
kulturpessimistische Sichtweise annehmen.
Oben wurde geschrieben, ich (man) müsse Kritiken lesen und wahrnehmen um dann informiert zu sein. Da musste ich lachen.
Im Allgemeinen merke ich eine völlig unbegründete Angst. Und ja, ich erhebe einen Vorwurf, dass da, was man nicht kennt, einem fremd ist, gleich als Bedrohung empfindet. Und das ich im Umkehrschluss dafür verantwortlich gemacht werde, was schief oder ungerecht in muslimischen Ländern abläuft, zeigt doch nur, dass man mit Phrasen udn Abwehrreaktionen kommt und damit nicht umgehen kann. Ich bin hier in Deutschland geboren. Eine häufige Antwort heißt dann: dann pass dich gefälligst an. Das kann doch nicht die Antwort auf die Brüder und Schwerstern sein, die ähnliche Probleme mit z.B. Nacktheit haben wie ich.
Ich schäme mich, wie schamlos die Youporn-Generation (Regie!) geworden ist und würde niemals mit einer Schulklasse in diese Vorstellung gehen.
ich finde einen nackten Menschen schön. Wo darf ich ihn mir Ihrer Meinung nach ansehen?
Und was sollte Ihrer Meinung nach mit all den Museen geschehen, wo nackte Menschen von der Antike bis zur Gegenwart dargestellt werden?
Und was sollte mit diesen Kunstwerken geschehen?
Dies ist keine Polemik, sondern eine ernste Frage, die das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens und Geschmacks in derselben Welt betrifft.
So ein unsinniges Argument, herrje ...
http://en.wikipedia.org/wiki/Itchy_%26_Scratchy_%26_Marge
Sie möchten offensichtlich keine Überraschung, denn Nacktheit beschämt Sie (immer noch), wie sie das beschreiben.
In deutschland kann man das Stammpublikum (das Sie offensichtlich nicht sind, denn zweimal ins Theater i Jahr zu gehen ist sehr wenig, aber Sie sind willkommen , jederzeit öfter einen besuch abzustatten) seit den Siebzigeer Jahren nicht mehr mit nackter Haut erschrecken, wie Sie erschreckt wurden. Davor war es recht ähnlich. Denn auch in den chtristlichen Religionen gabund gibt es einen Morralkodex, der dem Ihrigen ähnelt. Aber die Menschen durften auch dank des Theaters feststellen,daß nackte Haut nicht immer mit Pornographie gleichzusetzen ist. Ein nackter Akt in der Kunst, und auch im Theater, denn dort entsteht ebenfalls Kunst, aht nichts mit privater Lust und aus diesem Grunde Scham zu tun. Es sit eine Erhöhung der Haut. Eine Erhöhung auf einer Bühne , um zur Erkenntnis zu gelangen. Selbst das Spielen an einem Glied kann ästhetisch sein, weil es nr dargestellt nd ausgestellt aslo erhöht ist, aus dem Zusammenhang des Alltags gerissen - und deshalb etwas anderes als wenn Sie voller Scham einen nackten Schwanz eines Exhibitionisten aufd er Straße ansehen müssen. Nacktheit ist außerdem etwas Natürliches, das nicht mit Scham behaftet sien muß. Ebenso Sexualtiät. alles Natürliche ist schön Die scham ud die Schere im Kopf entstehen durch moralische Erziehung. Mapplethorpe's Blumen sind nicht sexuell, es sind Blumen, die menschliche Phantasie macht es sexuell und schmutzig. Ein Mädchen das am Penis eines Jungen spielt ist etwas Natürliches, es ist nicht shcmutzig, es geschieht jede Minute millionenfach auf der Welt. Nur ide menschlische Phantasie macht es beschämend. zumal auf der Bühne es nicht mal wirklich geschieht , auch nicht zum Zwecke der Lust, sondern zum Erzählen einer Geschchte. Das ist der Untershcied zwischen einem pornographischen Film und einem Kunstfilm, bzw einem Theaterstück. Es wird auf dem Theater ausgestellt und als Mittel zur Erkenntnis und Schönheit genutzt und nicht, um Menschen damit aufzugeilen. ..
Vielleicht können Sie das nun besser verstehen.
auch ich habe eine katholische Erziehung, also eine Beschränkung der Sexualität aus Gründe fder Religion erfahren..aber ich habe mit der Zeit festgestellt, daß eine Religion, die so in das Privatleben eingreift, nichts mit Liebe zu tun hat. Und meiner Ansicht nach , sollte Religion Liebe sein.Da aber Gott, die Liebe, die Sexualität erschaffen hat, sollte die menschliche Religion sich nicht in diese Dinge einmischen..
Kunst hat viel mit Liebe zu tun. Weniger mit Religion.
Religion ist die private Entscheidung eines Einzelnen. Kunst wird für alle gemacht. Man kann hinschauen und auch wieder wegshcauen. Es muß nicht immer gefallen. Aber es kann Offenheit im Geist und neue Gedanken erzeugen. Die manchmal auch schmerzen können und dürfen..
Falls es zu viel schmerzt, machen Sie es beim nächsten Mal einfach wie mein kleiner Bruder (damals zehn Jahre alt) bei Liebesfilmen , wenn sich zwei Schauspieler küssen:er vergräbt sein Gesicht lachend in seinm Arm....heut lacht er selbst über sein damaliges schamhaftes Verhalten!! ..
liebe Grüße!!!
Sie lehnen jeden Lösungsvorschlag ab und beharren auf Ihren Forderungen. Das is keine gute Diskussionsgrundlage.