Schweinkram

Leipzig, 29. April 2015. Die Premiere der neuen Arbeit des Performancekollektivs Monster Truck, "Welcome to Germany", ist vom Schauspiel Leipzig aufgrund künstlerischer Differenzen abgesetzt worden. Streitpunkt ist eine rund zwanzigminütige Szene, in der live auf der Bühne wortlos ein totes Schwein zerteilt wird. Die Szene findet im Kontext eines Volksfestes in einer Art Wirtshaus statt.

Die Szene habe er erstmals in der Endproben zu Gesicht bekommen, erklärte Enrico Lübbe, Intendant des Schauspiels Leipzig, gegenüber nachtkritik.de. Die ursprünglich für den 23. April 2015 geplante Premiere wurde daraufhin auf den 29. April 2015 verschoben. Es sollte geprüft werden, ob an dieser Stelle "nicht ein anderes Bild gefunden werden könnte." Was genau in der Szene erzählt werden sollte, hätte sich ihm "inhaltlich nicht erschlossen", sagt Lübbe. "Und in dem Probengespräch mit Monster Truck wurde deutlich, dass es auch innerhalb der Gruppe Diskussionen über Inhalt und Darstellung der Szene gab." Umso mehr denke er, dass solch eine Bildsprache "vordergründig" und "nicht zwingend" sei.

Nach ihrer Rückkehr aus München, wo Monster Truck mit zwei Arbeiten (Regie und Dschingis Khan) beim Festival für junge Regie "radikal jung" in München gastierten, habe die Gruppe für ihre auf heute angesetzte Premiere vorgeschlagen, die Schweine-Sequenz zu zeigen und von einer Intervention (per Aufsteller oder eingelesenem Text) begleiten zu lassen, in der sich das Schauspiel von der Szene hätte distanzieren können. Das sei für das Haus nicht infrage gekommen. "Wir sind Koproduzenten dieser Arbeit. Wenn ich eine Arbeit mache, möchte ich die auch nach außen vertreten können", so Lübbe.

Realpräsenz und künstlerische Freiheit

Sahar Rahimi von Monster Truck beschreibt die strittige Stelle gegenüber nachtkritik.de als "zurückgenommene, stille Szene", in der es "überhaupt nicht um Drastik gegangen sei". Der Schweinekörper selbst sei präpariert worden, um einen möglichen "Ekeleffekt" zu vermeiden. Als "ein Stellvertreterkörper" verweise der Schweinekadaver auf den verdrängten Gewaltzusammenhang der chilenischen "Colonia Dignidad", die als deutsche Exklave und Folterstätte des Pinochet-Regimes Thema des Abends ist. "Der Schweinekörper hat eine Realpräsenz. Es war klar, dass wir das Zeichen nicht illusionstheatermäßig durch ein anderes Zeichen ersetzen konnten", so Rahimi. Es sei eine Frage der "künstlerischen Integrität" gewesen, die Arbeit nicht zu verändern.

Enttäuscht zeigt sich Monster Truck von der Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Leipzig im Rahmen des dortigen Residenz-Programms. "Die Residenz sollte ja eigentlich ein Ort fürs Experimentelle sein. Aber es zeigt sich, dass man in seiner künstlerischen Freiheit beschnitten wird." Es habe "keine inhaltliche Auseinandersetzung" über die Arbeit geben; die Probe sei einfach abgebrochen worden. "Es ging um Kulturpolitik, darum, dass man in der Stadt nicht aneckt", sagt Rahimi.

In Leipzig gab es bereits 2013, zum Abschluss der Intendanz von Sebastian Hartmann, Streit um die Zerlegung von Tierkörpern auf der Bühne. Beim Orgien- und Mysterienspektakel 3 Tage Spiel des Wiener Aktionskunst-Veteranen Hermann Nitsch wurde dem Theater vom Veterinäramt die Live-Schlachtung von Tieren untersagt. Die Stadtverwaltung verhinderte eine geplante Abschlussprozession der Aktionisten mit einer gekreuzigten Schweinehälfte durch die Leipziger Innenstadt. Die damaligen Vorgänge spielten "in der Stadt für einige Leute noch eine Rolle", hätten aber auf seine Entscheidung keinen Einfluss gehabt, so Lübbe.

Monster Truck werden "Welcome to Germany" jetzt am 7. Mai 2015 in den Sophiensaelen in Berlin herausbringen. Die stellten sich in einer Pressemitteilung demonstrativ hinter die Künstler: "Der aktuelle Vorgang spiegelt einen Umgang mit KünstlerInnen, freien Gruppen und künstlerischen Arbeitsprozessen wider, der nicht auf Augenhöhe stattfindet."

(chr)

 

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Kommentare  
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Zuschauer ernst nehmen
Nicht nur, dass in Leipzig der Spielplan von langweiligen,ausdruckslosen Inszenierungen ohne Anliegen bestimmt wird. Jetzt werden auch noch die Gruppen, die doch ihrer Besonderheit, ihrer Risikofreudigkeit, ihrer Affinität zu Grenzüberschreitungen eingeladen worden sind, in ihrer Arbeit zensiert? Das erinnert doch stark an Tendenzen, die sonst verurteilt werden. Und ehrlich, dem Publikum nicht zuzutrauen bei der Zerlegung eines Schweines zuzuschauen? Ein Theater das seine Zuschauer ernst nimmt, sollte ihnen auch etwas zu trauen. Sorry, Leipzig, aber das konntest du mal besser.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: verschreckt die Menschen nicht
Gute Entscheidung, Leipzig. Provokation um der Provokation willen - das ist irgendwie so... ??? Zeigt den Leuten was sie sehen wollen und holt die Menschen ins Theater. Verschreckt sie nicht!
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Grenzen ausforschen
Ernsthaft? "Zeigt den Leuten was sie sehen wollen"?
Seit wann wurde und wird Theater so legitimiert? Ich denke nicht, das es im Sinne von Kultursubventionen ist, Menschen in dem zu bestätigen was sie hören wollen. Es sei denn das Ziel ist letztendlich ein müdes Kopfnicken zu erhalten und niemandem vor den Kopf gestoßen zu haben. Kunst muss Grenzen ausforschen, sonst ist sie keine.
Wer das allerdings als "verschrecken" zählt, sollte vielleicht selber reflektieren warum er verschreckt ist.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Heuchelei
..aber sonst werden gerne Schweinebraten in auerbachs Keller verspeist, tote Tiere als Lederjacken am Leib getragen und ohne mit der Wimper zu zucken ein Ei ins Glas gehauen....das ist doch pure Heuchelei, lieber Enrico Lübbe..und auch alle sich über Provokation aufregenden Kommentatoren hier: da müßte ja jede Metzgerei in Leipzig geschlossen werden, jeder Schlachthof um die Ecke...dort geht es tagtäglich live so zu...und sollte Kunst und künstlerische Arbeit nicht das Herauspicken von ganz normalen Vorgängen in unserer Gesellschaft sein, die man in einen besonderen Raum stellt, um zum Beispiel Perversitäten und Grausamkeiten zu versinnBILDlichen?? Solange unsere Gesellschaft hautpsächlich aus Fleischfressern besteht, ist gegen das Zerlegen von toten Tieren auf der Bühne absolut, moralisch und künstlerisch , nichts einzuwenden....ich möchte nur betonen, dass ich selbst vegetarisch lebe...;-)
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Wer will das sehen?
Alles richtig gemacht, Herr Lübbe! Wer will das noch sehen?!
Gehe heute Abend in die Sopheinsäle, da läuft die Leipziger Residenzpoduktion HENRIKE IGLESIAS! Hoffentlich ohne Schwein..
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Schultheatertage?
Es ist auch irgendwie erfrischend, dass mit der Monstertruck-Absage mal eine andere Form der künstlerischen Bankrotterklärung erfolgt, statt nur in Form von flachen und/oder zu kurzen Inszenierungen inklusive schamerfüllender Schauspielerunterforderung, wie auch einer Premierenzahl, welche bei der Größe dieser Stadt im negativen Sinne ihres Gleichen sucht. Gibt es nicht irgendwo Schultheatertage, zu welchen Herr Lübbe wechseln kann?
Absetzung Monster Truck in Leipzig: und die Hühnerbeine?
Es ist schon erschütternd, wie offensichtlich da wieder den Stadträten die Kunst zurecht gereicht werden soll. Interessant ist halt dann aber schon, dass den Lübbe keiner dran erinnert, wie er die Schauspieler in seiner bierernsten und langweiligen Jelinek Inszenierung von Rechnitz (die eigentlich eh nur eine Kopie von Jossi Wielers Inszenierung war) über 20 Minuten lang eklige Hühnergebeine hat essen lassen. Am Ende begräbt man dort halt gerade Aufbruchsstimmung mit faden Inszenierungen, vermeintlichen kritikerfreundlichen Nachwüchseleien ohne irgendeine Auseinandersetzung zu führen.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: gewünschte Reaktion erzeugen
Wir haben Ende Mai 2015. Interessant, dass das alles so noch und wieder stattfinden kann: Dass eine Künstlergruppe auf so eine Idee kommt, dass sie damit schon im Vorfeld die gewünschte Reaktion erzeugt, dass die Diskussion darum in einer Weise polarisiert, als befänden wir uns mitten in den 80ern, - dabei beschäftigt doch längst jedes Theater seine PR-Berater und frickelt an seinem Image und designt die Kommunikation mit dem Endverbraucher, sprich: Dem Publikum. Viele arrivierte Künstlerpersönlichkeiten tun das auch für sich persönlich. Bei Blut auf der Bühne, da geht's aber natürlich und selbstverständlich NUR um die künstlerische Freiheit, um nichts sonst. Leute, in was für einer Welt lebt ihr eigentlich???
Absetzung Monster Truck in Leipzig: kann Castorf besser
Uiiiii Skandal in Leipzig!!! Endlich ist wieder was los in der deutschen Theaterlandschaft...,
Mal im ernst, das hat so nen ollen Opa wie Castorf wirklich besser drauf. Selbst Peymann eckt mehr an...
Außerdem wirkt das eher wie ne Gießener Verzweiflungstat; da hat man sich wohl mal vorgenommen richtig auf die Kacke zu hauen...
"Kill your Darlings" Monster Truck vielleicht gehts dann wieder Berg auf!
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Hauptsache "was die Leute sehen wollen"
... ich lach´ mich kringelig und schwelge in erinnerungen ans centraltheater, wo man dem anecken nicht auswich, sondern frontal drauf los fuhr. aber hauptsache herr lübbe zeigt, "was die leute sehen wollen". seit den bayern-elfern gestern abend nicht mehr so gekichert.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: die Sache selbst
Die Seiten von Lübbe und Monster Truck wurden nun gehört. Was dazu führt, dass derjenige, der am längeren Hebel sitzt, entscheiden darf.
Als Zuschauer hätte man sich nun gerne selbst ein Bild gemacht von der Sache gemacht.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: toten Schweinehälften das Theater erklären
Yep Felix, denke ich auch,-gezielte PR Aktion triffts! Vorallem Tierkadaver auf der Bühne...Scheiße ist das Retro Kitsch...und nicht mal annähernd so radikal wie Beuys, Nitsch oder Hirst! Also mein Vorschlag wäre; ihr erklärt der toten Schweinehälfte mal auf der Bühne das Theater, genauso wie Beuys damals dem toten Hasen die Bilder. Vielleicht wäre das mal was, was meint ihr TRUCKERS? Da kommen wa zwar immer noch nicht über die 60er Jahre hinaus, aber es könnte eventuell immerhin Herrn Lübbe zufrieden stellen...und lustig wärs alle mal...und wenn ihrs nicht macht, dann mach ich das mal. Zieh mir nen ollen Schlapphut auf und so nen Jäckchen mit ganz vielen Taschen und erklär der toten Schweinehälfte mal das Theater...Oder Fettecken im Bühnenraum auch genial..mmmhhh oder Pisspaintings ala Warhol wär auch mal ne Maßnahme im Theater...Also wir kommen ins Geschäft TRUCKERS,oder?
Absetzung Monster Truck in Leipzig: selbst ein Bild machen
@ 11: Leipziger Zuschauer dürfen sich zum Glück selbst ein Bild machen und massenhaft nach Berlin reisen. Dort wird dann gezeigt, was in Leipzig verboten ist - das ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten!
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Überreaktion
@rene: ich bin zwar Vegetarier und sehe sowas auch nicht gerne, aber ein totes Schwein zerlegen ist doch nun doch wirklich kein Skandal, daher glaube ich kaum, dass die Gruppe mit einer derartigen Überreaktion gerechnet hat
Absage Monster Truck in Leipzig: spießig
Also, ich will auf keiner Bühne zerlegt werden und muß sowas auch nicht sehen. Das sind doch Billo-Schocker-Methoden. Sowas von Spießig.
Wir fragte einst der Metzger beim Wurstschneiden so schön: Darfs ein bißchen mehr sein?
Im Theater geht's genau andes herum.
Absage Monster Truck in Leipzig: wohl klar
Der Schweinekörper hat einfach eine Realpräsenz. Das kann man ja wohl nicht so einfach negieren. Und deswegen hat Lübbe eben nicht das Recht etwas abzusagen. Das ist ja wohl klar.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Splatter
Ach ja, Leipzig hätte sich gerne selbst ein Bild gemacht? Schreit aber bereits bei harmlosen Splatter-Videos auf (Hamlet von Dannemann)? Hm, also ich habe am Schauspiel Leipzig durchaus interessante Abende gesehen liebe Sophie - vlt nicht unbedingt auf der großen Bühne, aber es gibt ja auch Abende auf der Hinterbühne und der Diskothek - alle Abende gesehen? Kann ich mir kaum vorstellen, aber wenn de meinst...
Absetzung Monster Truck in Leipzig: flach
Ich war bei der Generalprobe dabei. Das Thema ist brisant und relevant, die Umsetzung: flach. Die Auswahl der Bilder und die Umsetzung ist sehr einfach gedacht und trivial und wird dem Thema einfach nicht gerecht.
Herr Lübbe hat dieses Projekt, meiner Ansicht nach, zurecht abgesetzt - und dabei auch nicht leichtfertig.
Egal, ob Monster Truck in München abgeräumt hat - mit dem Projekt hätte es zwar Aufsehen, aber keinen wirklich relevanten und guten Theaterabend gegeben.
Mal sehen, wie sie den Abend nun weiterentwickeln.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: nur meine Meinung
also, wollte nur mal klarstellen:_ ich habe mit der MonsterTruck Gruppe nichts zu tun. Hab nur meine Meinung hier kundgetan...
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Eier zeigen
@18
Ich war auch dabei gewesen. Und dankbar, dass mal ein Intendant Eier gezeigt hat und sich eine Probe an seinem Haus ansieht und unterbricht. Herr Hartmann ließ seinerzeit "Das Nazistück" rauskommen und nahm es dann, nachdem es ein Skandal war und er sich dann auch mal ansah, schnell vom Spielplan. NACH der Premiere… Schon vergessen?
(...) Lübbe unterbrach und diskutierte sehr lange mit den Monster Truckern, (...) Lübbe machte konkrete Vorschläge, von Monster Truck kam NICHTS!!!
Jetzt zu sagen, dass sei eine kulturpolitische Entscheidung und Zensur finde ich beschämend von Monster Truck. (...) In Berlin muss ich GOTT SEI DANK nicht mehr dabei sein.
Hoffentlich zeigen sie dort den Abend, den sie in Leipzig gezeigt hätten. Nach den Äußerungen hier von der Gruppe glaube ich aber, dass sie in Berlin einen anderen Abend zeigen werden und es dann heißt, Leipzig sei zu doof für ihre "Kunst". Jetzt zeigt ihr mal Eier.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: kein Draht zu den Dramaturgen?
Immer wieder Lustig dass ein Intendant (angeblich?)erst an der Generalprobe erfährt was auf seiner Bühne passiert. Sprechen Intendanten nicht mit ihren Dramaturgen?
Absetzung Monster Truck in Leipzig: zum Kunstwerk erklären
AAlso wenn irgendjemand das Zerlegen einer halben Sau zum Kunstwerk eerklärt ist das ja völlig in Ordnung. Irgendwie ist ja alles Kunst, was iirgendwer macht, man muss eben nur daran glauben. Dann kann man auch die AAblehnung dieser Kunst zum Kunstwerk erklären. Also ist Herr Lübbe ein KKünstler.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: inhaltliche Entscheidung
Es geht ja nicht nur um
Entscheidungsmacht! Es wäre interessant die künstlerischen Inhalte zu erfahren. Denn wenn die Szene oder da das gesamt Projekt oberflächlich ist, dann würde ich auch nicht meinen Namen dafür
hergeben wollen. Ich denke es
geht da um
eine inhaltliche Entscheidung, die weniger die Zuschauer betrifft.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: fehlende Kommunikation
#20 trifft den Nagel auf den Kopf!
Nicht dass Lübbe das Schwein verbietet (dösig) oder das MonsterTruck das Schwein zerlegen will (uninteressant) ist der Skandal, sondern dass offensichtlich die Kommunikation zw. Leitung und Produktion nicht funktioniert. Was will Lübbe eigentlich mit dem Besuch einer Endprobe erreichen? Wieso ist er nicht während des Prozesses über das Konzept informiert? Besucht er keine Bauproben, keine konzeptionsproben? Gibt es kein Gremium in dem zur Sprache kommt: wir brauchen für die endproben und die Vorstellungen jeweils ein Schwein...
Wozu gibt es denn einen Intendanten, wenn er offensichtlich kein Interesse hat sich m Vorfeld einer Premiere zu informieren, Probleme zu antizipieren und Lösungen zu finden, die gleichermaßen in Ordnung sind für Haus und Produktion?
Aber das ist woanders auch nicht anders, solange Intendanten glauben sie selbst seien Künstler, und darin noch von allen bestärkt werden, wird das auch so bleiben...
Absetzung Monster Truck in Leipzig: mit eigenen Maßstäben messen
@15,@18: zum glück war es ein langweiliges, künstlerisch irrelevantes projekt, das mit billo-spiesser-methoden arbeitete. völlig zurecht hat der intendant also die uraufführung untersagt. setzt man diesen masststab an, hätte in leipzig unter lübbe nicht allzuviel herauskommen dürfen:-) jetzt weiss ich auch endlich, warum man sich freie gruppen auf eine vermeintliche experimentierbühne einlädt...wenn lübbe konsequent ist, macht er diese sparte dicht und klaut lieber noch ein paar thalheimer-inszenierungen!
Absage Monster Truck in Leipzig: glaube Theatern nix mehr
"... Was will Lübbe eigentlich mit dem Besuch einer Endprobe erreichen? Wieso ist er nicht während des Prozesses über das Konzept informiert? Besucht er keine Bauproben, keine konzeptionsproben? Gibt es kein Gremium in dem zur Sprache kommt: wir brauchen für die endproben und die Vorstellungen jeweils ein Schwein..."
deshalb glaube ich den meisten deutschen theatern nix mehr von ihren inhalten, denn eine vielzahl von theatern wird lieblos und fahrlässig geleitet. ABER dann mit dem finger auf probleme in der gesellschaft hinzuweisen ist verlogen, besonders wenn im eigenen haus kommunikation, fürsorgepflicht und transparenz keinen festen platz haben.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: genau beschrieben
Herr Lübbe hat im Deutschlandradio in Fazit sehr genau beschrieben worum es in der Szene ging. Er habe brechende Knochen und losgelöstes Fleisch wahrgenommen. Angesichts der Verbindung der "Villa Bavaria" mit den Folter-Schergen des Pinochet Regimes kann doch niemand sagen, er wüsste nicht, wofür das Bild steht - das ist doch einfach nur armselig. Hier der Link zu Fazit: http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2015/04/29/drk_20150429_2309_9a8b0827.mp3
Absetzung Monster Truck in Leipzig: wer läuft hier Sturm?
hm: wenn hier so viele der Schreibenden bei der Produktion waren und meinten es wurde nicht ausreichend legitimiert/reflektiert - finde ich es eher krude von Lübbe die Leute überhaupt nochmal einlädt, wenn sie ja ach so "flach" gewesen ist. (Offensichtlich ist es ja die Dramaturgie die hier Sturm läuft?)
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Ruhe schon vor dem Sturm
Sagt schon viel, dass über Leipzig hier nur noch in dem Moment gesprochen wird, wo eine Premiere NICHT stattfindet. Sonst hört man nichts mehr. Als ein Ort künstlerischer Auseinandersetzung oder einer Diskussion über Inhalte hat sich das Haus schon wieder abgeschafft. Öffentliche Wahrnehmung gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch das, was alle im Dauerschlaf hält und keinen mehr angeht. Das Schauspiel hat sich zum Erfüllungsgehilfen der Kulturpolitik, der Volkszeitung und der Altabonnenten gemacht, die das haus ja jetzt wieder sooooo voll machen. Die können nämlich mit zwei Schweinehälften auf einer Bühne so gar nichts anfangen. Also lieber absetzen das Ganze! Ruhe schon vor dem Sturm. So soll es sein. Man will ja keinen aufregen.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Intendanten & Künstler
zu # 24: Lieber Herr M. - es soll schon Intendanten gegeben haben, die Künstler waren...
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Überschreibung verschwunden
Das war ja in dieser Spielzeit längst nicht das einzige Debakel, das sich das Theater geleistet hat. Mich wundert, wo eigentlich die geplante Überschreibung von Kohlhaas vom 17.04. bleibt? Immer, wenn ich mich erkundige, weicht man aus und druckst herum. Aber so ist das wohl in Monarchien.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Monster Truck soll Intendanz kriegen
Krass wie ihr alle wißt, ob das billige Provokation um der Provokation willen war. einen Haufen Vorurteile auszuschütten ist auch nicht gerade ein Hinweis auf funktionierende Selbstreflektion. Ich finde den eigentlichen Skandal in der autoritären Struktur der Stadttheater. Nirgendwo gibt es so ein Chefsystem. Nirgendwo gibt es soviel Korruption und Vetternwirtschaft mit allen Formen des Missbrauchs wie hier in Leipzig: unter Erwachsenen Menschen sollte ein Dialog möglich sein. Das Theater Leipzig kriegt ja auch von Der BKS Kohle und kriegt für Monster Truck mehr Aufmerksamkeit als für sämtliche eigene Leistungen! Ich finde man sollte Monster Truck die Intendanz geben.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: engsichtig
es ist doch absurd, wie viele Menschen sich in diesen Kommentaren eine Beurteilung über die "Schweine-Szene" erlauben und herausnehmen, ohne den Abend gesehen zu haben, den Konzext zu kennen oder überhaupt näheres über die Performance zu wissen! Wer sich hier darüber auslässt, und das ganze als "Provokation" abstempelt, handelt genau so engsichtig wie Lübbe.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Führungsversagen
zu #29
Lieber Herr Steckel, die Inversion Ihrer Aussage ist wahr: Einige großartige Künstler waren Intendanten. Zumeist Regisseure, aber nicht nur.
Nur halte ich es für ein Missverständnis zu glauben, dass man nur weil man (z. B.) als Regisseur in seinen Produktionen Großes leistet auch in der Lage ist, ein Haus zu führen.
Die Aufgaben eines Intendanten sind meiner Ansicht nach zumeist nicht künstlerisch, sondern sie bestehen darin, Zusammenhänge zu schaffen, in denen künstlerische Arbeit möglich wird (auch die eigene).
Mir ist es in dem hier besprochenen Zusammenhang gleichgültig, was Enrico Lübbe als Regisseur draufhat. Meiner Ansicht zeigt diese Premierenabsage: Führungsversagen.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: einfach nur pseudo
was? Ich versteh das nicht...hier wird aus etwas ein Skandal gemacht, was keiner ist. Lächerlich. Und wie hier alle so emsig diskutieren. Sorry aber das ist klein, klein...Aber das will ja hier scheinbar keiner hören. Also TRUCKERS lasst die Sektkorken knallen, ihr habt was ihr wollt.Die Veranstaltung in den Sophiensaelen wird sicher ausverkauft sein und alle reden über euch!Und das wegen einer Schweinehälfte? Sorry aber das ist einfach nur pseudo! Wo steht das Theater heute, wenn das ein Skandal ist...ich glaube wir haben alle einfach nur verlernt echte Konflikte auszutragen!
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Irrelevanz
@#35 Da hast du gar nicht mal so unrecht. Über die Absetzung von "Nazistück" wurde damals kaum gesprochen, ganz einfach weil der echte Konflikt ständig präsent war, das Theater an sich eine Reibungsfläche, da ist es nicht schlimm, wenn mal eine Veranstaltung mit fragwürdigem Charakter wegfällt, denn es ist nur eine unter vielen. Da aber zur zweiten Spielzeit unter Lübbe nicht einmal große Inszenierungen überhaupt Besprechungen erhalten, was einzig und allein ihrer allumfassenden Irrelevanz geschuldet ist, reduziert sich das Konflikterlben als Diskurs eben auf soetwas Banales wie die Absage dieses Projektes.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Kulturseitenfarce
Schweinehälfte hin oder her. Wenn Lübbe sich die wohl überschätzteste Performance-Gruppe des Landes ans Haus holt, soll er dazu stehn - und wenn er erst bei der Generalprobe mitkriegt, was da läuft - hallo? - Wasn das für ne Kooperation? - (...) das ergibt eine belanglose provinzielle Kulturseitenfarce.
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Maßstäbe sind verrutscht!
Also ich bin echt keiner von denen der sagt, früher war alles besser, aber wenn das ein Skandal ist, was waren dann bitte schön die Arbeiten von Zadek, Peymann, Schleef, Jelinek, Schlingensief und co? Arbeiten wo ganz Bremen, Wien,Berlin oder Frankfurt Kopf stand? Wenn heute schon eine Schweinehälfte bzw. die kleingeistige Reaktion eines Intendanten ein Skandal ist, was war dann die "tötet Helmut Kohl" Aktion von Schlingensief? Ein Terroranschlag? Also irgendetwas läuft hier verdammt noch mal schief! Die Maßstäbe sind verrutscht! Und bei allem Respekt vor der Gießener Schule, aber was da derzeit von der jüngsten Generation kommt, ist meist echt nur noch popelig und verspießt. Ich glaub die müssen mal endlich aus ihrer "Diskurs- Dunstglocke" rauskommen.Im Diskurs-Theater kann man nämlich keine Fehler machen.Vielleicht brauchen wir das alle mal wieder,- Fehler machen und auf die Schnauze fallen! Auf jedenfall alles besser als diese Diskurs-Diktatur, die sich jetzt auch noch selbst ihre künstlichen und medial aufgebauschten Skandale schafft.
Wenn es hier überhaupt einen „Skandal“ gibt, dann den, dass hier eine Gruppe die als Hätschelkind der freien Szene gelten darf, es scheinbar unglaublich nötig hat sich als Provokateure zu inszenieren.Und das wohl deswegen, weil man Provokation eben gerade nicht mit Subventionen und Öffentlichkeitsarbeit produzieren kann. Entweder sie entsteht oder nicht. Das kann man nun mal nicht konstruieren.

Die frage ist doch letzten Endes wem nützt das hier alles: doch nur Monster Truck!
Die Gruppe frickelt sich da auf ganz komische Weise eine Grundsatzdebatte über den Autonomieanspruch der Kunst zurecht und instrumentalisiert dafür diesen "betriebsinternen Popelskonflikt“. Jeder weiß das das ganz übliche Prozesse im Theaterbetrieb sind. Wogegen sich die Kunst auch wehren muss. Keine Frage. Aber das passiert tausendmal pro Jahr und darauf kann man andere Antworten finden. Und das ist das was ich letzten Endes so verschoben finde. Und wenn man dann woanders hin schaut (z.B Zentrum für politische Schönheit, Milo Rau, etc), dann schrumpft diese „Schweinehälften Angelegenheit! Doch wieder ganz schnell auf ihre normale Größe zurück und ist wirklich auch nicht weiter der Rede wert.

Wenn Monster Truck das mit dem Tierkadaver wenigstens gegen den Willen der Intendanz durchgezogen hätte, dann hätte es vielleicht einen Provokationspotential gehabt, aber so weit will man dann wohl seine Komfort Zone doch nicht verlassen.
Ich fande Monster Truck bis dato eigentlich immer ziemlich gut, sonst würde ich mich ja hier gar nicht so ereifern, aber das ist einfach nur noch Bullshit.Sorry!
Absetzung Monster Truck in Leipzig: Ausheulen bei nachtkritik.de
Man muss das Stück bzw. die Proben in Leipzig auch nicht unbedingt gesehen haben, um festzustellen, dass hier die Verhältnismäßigkeiten nicht mehr stimmen.
Dieses Argument zählt hier finde ich auch nicht,weil es ja hier gar nicht um die Schweinehälfte geht, sondern doch wohl eher um kunstfeindliche Strukturen im staatl. subventionierten Kulturbetrieb.
Wenn man die kritisieren will, dann sollte man das wirklich auf anderem Wegen tun oder bzw. radikaler und entschiedener.
Und der Eindruck der hier für mich letzten Endes entsteht ist, dass die Gruppe einen Konflikt provozieren wollte und als sie dann gemerkt haben, dass es eng wurde plötzlich doch einen Rückzieher gemacht haben. Anstatt es dann aber dabei zu belassen oder es richtig durchzuziehen (Intendanz austricksen od. Boykott) hat man sich schließlich wie ein beleidigter Schuljunge aufgeführt, dem das Spielzeug geklaut wurde! Und jetzt heult man sich bei Nachtkritik darüber aus wie böse die Stadttheatermenschen bzw. der Kulturbetrieb ist. Man hätte es ja auch einfach unter den Teppich fallen lassen können, anstatt sich in der Öffentlichkeit selbst zu bemitleiden.Das grenzt wirklich schon fast an Larmoyanz!Da hätte ich Monster Truck einfach mehr Haltung zugetraut.
Wären sie nicht so mit Preisen behangene „Nachwuchskünstler“ hätte es erst recht keinen interessiert. Der Intendant hätte ihnen die Pistole auf die Brust gedrückt und gesagt friss oder stirb. Nach dem Motto sei froh, dass du überhaupt die Residenz hast. Und gerade deswegen hätte da meiner Meinung nach Monster Truck auch eine gewisse moralische Verpflichtung gehabt:Wenn sie das Fass schon aufmachen, dann aber bitte richtig!
Stattdessen missbrauchen sie diese Problematik, um sich selbst das Label „kritisch und provokativ“ anzuheften.Sie hätten damit ein klares Zeichen setzen können, aber diese Nummer nimmt man ihnen einfach nicht richtig ab. Der tatsächliche Konflikt bleibt ihm Raum stehen, während sich Monster Truck damit nur mal kurz einparfümiert um ihre „Aktie“ nach oben zu treiben. Sie hantieren hier mit einem Problem, dass uns wirklich alle betrifft. Egal ob Off Szene oder Stadttheater. Unter welchen Bedingungen wollen wir in Zukunft Theater produzieren? Und was machen sie draus? Ne „PR Nummer“ in eigener Sache!. Das macht mich wirklich sauer! Ich unterstelle ihnen nicht eine direkte Absicht. Aber das ist das doch das was bleibt! Und bezeichnend ist doch, dass es gar nicht mehr um das eigentliche Problem der künstlerischen Autonomie an sich geht, sondern nur um Monster Truck als LABEL für provokantes Theater. Das ist das doch das fatale. Das ist nämlich das vielleicht einzig interessante an dieser „Debatte“: die freie Szene gibt sich kritisch, provokativ und subversiv, aber nur solange wie es ihnen von Vorteil ist, wird’s unangenehm zieht man sich aus der Affäre.
Absage Monster Truck in Leipzig: Kommentar der Gruppe
Kommentar von Monster Truck
zur Absetzung von Welcome to Germany am Schauspiel Leipzig

Wir waren ehrlich komplett überrascht, dass das gemeinsame Projekt abgebrochen wurde. Tote Tiere/Lebensmittel auf einer Theaterbühne im 21. Jahrhundert sind ein Mittel von vielen wie Nacktheit, Videotechnik oder Styroporkulissen. Das hatte von unserer Seite nichts mit „Ekelästhetik“ oder Provokation zu tun. Wir arbeiten seit seligen Giessener Zeiten mit toten Tieren auf der Bühne. Das Schwein des Anstoßes wurde schon vor Wochen kommuniziert und die Dramaturgie des Hauses betreute interessiert den Probenprozess. Wir hatten ein paar alternative Vorschläge angeboten, die jedoch abgelehnt wurden. Die Szene mit dem Schwein wegen willkürlicher Machtausübung rauszuschmeißen, war letztendlich mit unserem Verständnis von Kunstfreiheit nicht vereinbar. Niemand muss so eine Szene gut finden, aber von künstlerischer Autonomie im Residenzprogramm des Schauspiel Leipzig zu sprechen, ist mehr als scheinheilig.

Wir hätten das Stück gerne in Leipzig gezeigt, vorallem um darüber mit dem Publikum zu sprechen.
Absage Monster Truck in Leipzig: Kommentar Lübbe?
Fänd's gut, wenn auch jemand vom Schauspiel Leipzig sich zu einem Schlusswort hinreißen ließe. Es kann doch nicht sein, dass man so viele (Vor-)Urteile widerspruchslos hinnimmt. Oder andersrum gesagt: So blöd kann doch keine Theaterleitung sein, dass sie so einen Vorgang wie die Absetzung eines Stückes leichtfertig und nur weil sie Macht ausüben will, geschehen lässt. Auch Enrico Lübbe weiss doch, dass er damit alte Ressentiments bestätigt und den Reflex einer ganzen Theater- und Künstlergemeinde auf sich zieht. Kommt schon: Was war da sonst noch los? War es ein Machtkampf? Hat hier wirklich jemand das Gespräch verweigert? Und wenn ja, wer?
Absage Monster Truck in Leipzig: tote Tintenfische
mal ehrlich, wer Monster truck kennt, weiß, was und wen er engagiert. ich erinnere mich gerne an tote Tintenfische als Gesichtsmasken und Salami-Krenolinen. Was ist das schlimm an einem toten schwein? Wollen wir alle essen, aber nicht sehen? Ich denke: Los Paul, du musst ihm voll auf die Eier hauen, das ist die Art (!) von Gewalt, die wir sehn wollen, wenn auich nicht spüren wolln!
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