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Protest bei Promi-Datterich-Aufführung in Darmstadt

Gegen Griechenland-Berichterstattung der "Bild"

Darmstadt, 12. Juni 2015. Die prominent besetzte Gala-Aufführung von "Der Datterich" (Ernst Elias Niebergall) in Darmstadt wurde von einem Protest unterbrochen. Schauspieler des Staatstheaters Darmstadt aus dem Stück "Schulden. Eine Befreiung" störten die "Datterich"-Vorstellung mit Protestrufen gegen Springer-Chef Mathias Döpfner und die meinungsmachende Griechenland-Berichterstattung der Bild-Zeitung. Döpfner spielte neben Focus-Herausgeber Helmut Markwort, dem Wirtschaftsexperten Bert Rürup, dem früheren ARD-Börsenexperten Frank Lehmann und dem TV-Regisseur Volker Weicker beim "Datterich" mit.

Wie in einem Video-Mitschnitt auf Youtube zu sehen ist, störten die Schauspieler in griechischen Kostümen die Gala. Laut Darmstädter Tagblatt war der Schauspieldirektor des Staatstheaters Jonas Zipf nicht eingeweiht – er stand selbst beim "Datterich" auf der Bühne. Die Zeitung berichtet weiter, dass "Intendant Karsten Wiegand und kräftige Herren aus dem Publikum" schließlich für das Ende des Protests sorgten.

Mittlerweile haben die Protestierenden in einer Stellungnahme auf ihre Motive hingewiesen. "Vor dem Hintergrund der Griechenlandberichterstattung von Focus und BILD stehen die Herren Markwort und Döpfner gerade für diejenigen, die allein im Interesse der Gläubiger(-banken) schreiben."

(mw / geka)

Die Ankündigung, dass Mathias Döpfner im "Datterich" mitspielt, kommentierte Nikolaus Merck im Redaktions-Blog.

Ziemlich ansehnlich fand Jürgen Kaube in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (12.6.2015) die prominente Laien-Aufführung, honorig, könnte man sagen, auch wenn die Laien die wahren Darmstädter Abgründe, naturgemäß, nicht vollständig hätten sichtbar machen können. Die "krawallige Happening-Truppe", für die er das protestierende Schauspielensemble hält, watscht der immer noch frisch gebackene FAZ-Herausgeber standesgemäß als Dummerjane ab, die natürlich nicht verstanden, worum es in dem Stück eigentlich gehe, gegen dessen Aufführung sie protestierten.

(jnm)

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Kommentare  
Protest Datterich: Alles beim Alten
Herrn Markwort kann in der Tat nichts mehr erschüttern. Das wiederum ist zwar erwartbar, doch gleichermaßen erschütternd.

Alles beim Alten!
Protest Datterich: Ensemble mit Stimme
Endlich mal nennenswertes aus Darmstadt. Ein Ensemble, dass sich eine Stimme verschafft.
(…)
Protest bei Datterich: merkwürdig
... und der Intendant drängt sein Ensemble mit Security aus dem Saal.
Protest bei Datterich: Glückwunsch
Originelle und mutige Aktion des Ensembles.Meinen Glückwunsch.
Protest bei Datterich: Gieselmanns Datterich ist es nicht
Für alle Nicht-Darmstädter sei hier, da ich immer noch darauf angesprochen werde, erklärt, dass es sich bei der Datterich-Aufführung, um die es hier geht, die also, die gestört wurde, nicht um die Inszenierung handelt, die ich zu verantworten habe. Im Rahmen des Datterich-Festivals gab es zwei verschiedene Inszenierungen dieser Lokalposse zu sehen. Während der Gala-Promi-Markwort-Döpfner-Datterich zumindest am Staatstheater eine einmalige Aktion war, ist die Co-Produktion zwischen Staatstheater und Hessischer Spielgemeinschaft weiterhin und auch in der nächsten Spielzeit zu sehen. Da diese meine Inszenierung hier auf Nachtkritik nicht besprochen wurde, sei hier kurz darauf hingewiesen, dass sie sehr gut ist.
Protest bei Datterich: nicht gefallen
Herr Gieselmann, schön, dass Ihnen Ihre eigene Inszenierung sehr gut gefallen hat. Mir allerdings nicht. Und ich kenne viele andere Zuschauer, denen es ähnlich ging.
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