Kommentar - Wie die Politik erneut das Wuppertaler Schauspiel demontiert
Die Wupper fließt nicht nach Galiläa
von Sascha Westphal
5. September 2015. Intendant an einem deutschen Schauspielhaus zu sein, ist wahrlich kein einfacher Job. In Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Mittel für Kultur und Theater gleicht jede Spielzeit mehr und mehr einem Drahtseilakt. Die Politiker und die Kritiker, die Zuschauer und natürlich die eigenen Mitarbeiter, sie alle haben ihre Vorstellungen und Sehnsüchte, die sich gelegentlich nicht einmal überschneiden. Und trotzdem muss der Intendant sie irgendwie zusammenbringen und zugleich noch einen Ausgleich zwischen den Polen finden. Dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren, ist ohne Zweifel eine Kunst, selbst wenn alle Beteiligten ihn nach Kräften unterstützen.
Davon kann in Wuppertal jedoch wahrlich nicht die Rede sein. Hier zerrt die (Kultur-)Politik nun schon seit Jahren am Seil, und wenn das nicht reicht, schlägt sie gleich noch ein paar Mal mit aller Macht drauf, damit es kräftig auf und ab federt. Das hat Christian von Treskow in den fünf Jahren seiner Intendanz immer wieder erlebt. Nun ereilt seine Nachfolgerin Susanne Abbrederis, die zur Saison 2014/15 die Leitung des Theaters und damit eines auf neun Schauspieler*innen zusammengeschrumpften Ensembles übernommen hat, wohl das gleiche Schicksal.
Ein Fest des "Trotz allem"
Vom einstigen Glanz des Wuppertaler Schauspiels war schon nicht mehr allzu viel übrig, als 2009 Christian von Treskow kam. Das 1966 mit einer flammenden Rede Heinrich Bölls eröffnete Schauspielhaus in Elberfeld, die Wirkungsstätte Pina Bauschs, war gut 40 Jahre später schon derart vom Zahn der Zeit angenagt, dass Oberbürgermeister Peter Jung im November 2009 die baldige Schließung und Abwicklung des Hauses verkünden ließ. Die verschuldete Stadt konnte sich die notwendigen Sanierungen nicht leisten. Außerdem sollten die Zuschüsse für die Wuppertaler Bühnen um zwei Millionen Euro gekürzt werden. Ein Tod auf Raten, der vor allem die Schauspiel-Sparte ereilte.
Als das Schauspielhaus am 30. Juni 2013 dann endgültig geschlossen wurde, beschrieb Christian von Treskow die ersten vier Jahre seiner Intendanz als einen "Tanz in den Ruinen einer großen Vergangenheit". Für das Publikum war es ein aufregender und anregender Tanz, ein wunderbares Fest des "Trotz allem", das aber von Peter Jung brutal beendet wurde. Von Treskows Vertrag wurde praktisch ohne eine Erklärung nicht verlängert. Die Zuschüsse strich man, ohne mit der Wimper zu zucken, zusammen. Selbst die Ruinen wurden also noch einmal von Jung und seinem Kulturdezernenten Matthias Nocke geplündert. Was danach übrig blieb, gut 900.000 Euro an städtischen Zuschüssen, ein junges neunköpfiges Ensemble und eine neue, zwischen einer Umgehungsstraße und dem Engelshaus versteckte Spielstätte, das "Theater am Engelsgarten", die alleine mit Spenden- und Sponsorengeldern finanziert worden war, würde schon reichen für das Schauspiel.
Ein kleines Wunder
Angesichts überall stagnierender oder gar sinkender Publikumszahlen galt dieses kleine Haus mit seinen gerade einmal 152 Plätzen bei seiner Eröffnung vor einem Jahr in den Kreisen der Wuppertaler Kultur(vernichtungs)-Politik sogar als geradezu zukunftsweisend. Man hatte den Patienten schließlich nicht einfach sterben lassen und erklärte nun sein zu erwartendes und auch in Kauf genommenes Siechtum frech zu einer Wiederauferstehung. Und tatsächlich ist Susanne Abbrederis ein kleines Wunder gelungen. Trotz widrigster Umstände konnte sie ihre erste Spielzeit mit einer Auslastung von 80 bis 85 Prozent abschließen.
Ein voller Erfolg, sollte man meinen, aber nicht in den Augen der lokalen Politik. Nun ist die neue Spielstätte zu klein, die Zuschauerzahlen sind zu gering, und die sechs Produktionen, die Abbrederis mit ihrem Ensemble gestemmt hat, reichen natürlich auch nicht. Die Intendantin, die sich Matthias Nocke wünscht, müsste mindestens eine Zauberin, aber besser noch ein Theater-Messias sein. Hatte Jesus nicht am Galiläischen Meer 5.000 Menschen mit nur zwei Fischen und fünf Broten, von denen dann noch zwölf Körbe mit Brocken übriggeblieben waren, gespeist? Eine derartige wundersame Vermehrung sollte einer Intendantin, der immerhin 900.000 Euro zur Verfügung stehen, doch auch gelingen.
Vor einem Jahr kommentierte hier Andreas Wilink die Causa Wuppertal.
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Mittel werden gekürzt, Stellen gestrichen, Tariferhöhungen nicht weitergegeben und in den Sitzungen mit den Verwaltungsgremien der Theater wird angemahnt, dass die Zuschauerzahlen stagnieren.
Natürlich versteht in den kommunalen Verwaltungen kaum jemand etwas davon, dass die Produktivität in den Darstellenden Künsten einfach nicht zu steigern ist, auch nicht mit noch stärker zuschauerfocussierten Programmen und mehr Werbung - wie oft habe ich mir anhören müssen, dass wir mehr Werbung machen sollten, nur mit welchem Etat, bitte schön. Das bedürfte einer längeren Beschäftigung mit der Materie. Und viele Stadträte sind gewillt, sich damit ernsthaft auseinander zu setzen. Allein, uns fehlt die Zeit. Wir können das nur sehr punktuell machen.
Ich würde mir eine stärkere und kontinuierlichere Sensibilisierung der städtischen Verwaltungen und Stadträte für die Belange der Theater wünschen. Kann der Deutsche Bühnenverein nicht in seinen jährlich stattfindenden Sitzungen den regelmäßig dort auftauchenden Kulturdirektoren und Kulturamtsleitern einen Crash Kurs hinsichtlich der Belange, Möglichkeiten und Limitierungen der Stadttheater geben? Natürlich gibt es zehn andere wunderbare Themen, die man dort diskutieren kann, aber dieses betrifft unsere Existenz. Wenn die Stadtverwaltung und die Stadträte nicht die Mechanismen verstehen (wollen), die dazu führen, dass jeder Euro, der dem Theater weggenommen wird, zu strukturellen Engpässen führt, dann haben wir keine Chance.
Und: Man kann den schlecht besetzten Theatern nicht noch diese Aufgabe aufbürden, abgesehen davon, dass man sofort eine gelbe Karte von der Stadtverwaltung bekommt, wenn man etwas erklären möchte.
Jeder kämpft für sich allein in dieser Theaterrepublik, das ist ein Tatbestand, wenn ich die Krisenmeldung allein der letzten drei Jahre genau lese. Wie kann man das auflösen, wie macht man es möglich, dass in Situationen, wie jetzt in Wuppertal, sofort Unterstützung vom Bühnenverein kommt. Wie bereits notiert, weder in Mecklenburg, noch in Thüringen gab es eine Reaktion des Bühnenvereins? Wie gelingt es den Intendanten, den Bühnenverein in eine neue Institution zu verwandeln, die mehr will, als brave jährliche Vollversammlungen, Tarifverhandlungen, Statistiken, faustpreisverleihungen und konforme Intendantenberufungen.
Wenn ich mir beispielsweise die Kulturpolitische Gesellschaft anschaue, ist diese in kulturpolitischen Themen deutlich aktiver und präsenter.
Ich wünsche mir nur, dass Kollegen, wie in Wuppertal, nicht mit dem Rücken zur Wand stehen müssen. Es ist unsere alte Sehnsucht, dass Theater tatsächlich unverzichtbar bleibt. statt dessen werden wir mit Politikern konfrontiert, die uns immer wieder in eine Bittstellerhaltung zwingen. So als würde jeder Euro, den die Theater erhalten, die Gesellschaft um genau diesen Euro ärmer machen. Und so lange dies in den Köpfen vieler Menschen als Denkfigur stehen bleibt, werden wir es schwer haben.
Aber das Politikerbashing allein reicht hier leider nicht aus - bzw. es fehlt der fünfte Teil, denn die Entscheidung für Abbrederis als Intendantin ließ nichts gutes erhoffen. Bestimmt ist sie eine erfahrene Dramaturgin, aber das Schauspiel Wuppertal hätte in der Situation nach Treskow jemanden gebraucht, der mit Energie und Aufbruchstimmung ans Werk geht.
Aber von Aufbruch ist nicht viel zu spüren - und Abbrederis hätte eigentlich wissen müssen, worauf sie sich einlässt. Wahrscheinlich hat sie sich aber von der letzten Möglichkeit blenden lassen, vor dem Ruhestand doch noch Intendantin zu werden.
In der Situation in der das Schauspiel nach dem Rausschmiss von Treskow war, hätte es meines Erachtens nur zwei Möglichkeiten gegeben. Die Mutige: Das Haus wird ein Ort des Experiments. Oder die Ehrliche: Man schließt das Schauspiel und konzentriert sich auf Oper und Orchester.
Aber unter diesen Bedingungen einen Stadttheaterbetrieb zu behaupten ist Betrug an engagierten Künstlern und Publikum gleichermaßen.
Im Magazin der Süddeutschen ist ein sehr instruktiver Artikel erschienen: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43191/UEber-die-Wupper
Außerdem: Am 13. September finden in Wuppertal Oberbürgermeisterwahlen statt. Das erklärt natürlich auch, warum die Politik jetzt das Theater kritisiert. Damit nimmt man den eigentlichen Verantwortlichen für die Geschehnisse aus der Schusslinie. OB Jung hat eine Reihe fataler Fehlentscheidungen rund um das Theater auf seiner persönlichen Liste: Auflösung der Fusion mit Gelsenkirchen, Radikale Kürzungen im Budget als Folge, Berufung von Gerd Leo Kuck, Entscheidung das Schauspielhaus zu schließen, Rauschmiss von Treskow und Weigand, Berufung von Kamioka und Abbrederis ... What next?
Die Theater und ihre Spieler sind in einem Dilemma gefangen. Im Prinzip gibt es nur drei Lösungen.
1 Der Bühnenverein fliegt ein und klärt die Lage.
2 Man läßt, z.B., jede 8. Vorstellung ausfallen und veranstaltet statt dessen Hausführungen und Publikumsdiskussionen, und sensibilisiert die natürlich verärgerten Zuschauer über die wirtschaftliche Situation des Theaters. Aber ist das ethisch möglich? Oder
3 man mach das beste draus, spielt so gut es geht, entwickelt weitere Sparkonzepte und betet, dass nicht der nächste Kassenwart der Kommune einige Euro findet, die noch wegzusparen sind, bis die Stadt ( und vielleicht auch andere?) es geschafft hat, das Theater zu schließen und bestenfalls noch als Bespielbühne fortführen zu lassen. Dann ist die Sparte für immer verschwunden, und es gibt kein Beispiel dafür, dass jemals ein abgewickeltes Ensembletheater wieder eröffnet wird.
Wir haben das Phänomen einer tendenziell sinkenden Subventionsquote in deutschen Theatern. Auch wenn sich die Subventionen in der Gesamtsumme aller deutschen Theater von Jahr zu Jahr nominal leicht, um die Tarifsteigerungen des Fest angestellten Personals erhöhen, fehlt der Ausgleich der anderen inflationsbedingt steigenden Kosten für Material, Miete, Strom, Gas, Wasser, freies Personal.
Wenn der Bühnenverein stolz verkündet, die Einspielquote wird immer höher, heißt dies nichts anderes, als dass die Theater mit denselben Mitteln mehr produzieren. Auf Kosten zumeist derer, die am wenigsten verdienen und zu beinahe prekären Bedingungen angestellt sind.
Es muß selbstverständlich sein, dass die Theaterbudgets Jahr für Jahr um die inflationär bedingten Meerausgaben erhöht werden. Jeder erfahrene Intendant muss sich das in seinem Intendantenvertrag fixieren lassen.
Es müßte zudem Common Sense sein, dass sich kein alter und kein neuer Intendant mehr dazu hergibt, an einem neuen Haus anzutreten, und Kürzungen und Spartenschließungen toleriert. Deshalb bin ich auch so gespannt darauf, zu sehen, was nun in Rostock passiert.
Es ist schwer, nein zu sagen, wenn man am vermeintlichen Ziel aller Träume angelangt ist, aber wenn alle miteinander solidarisch nein sagen, kommt es nicht mehr dazu, dass viele Intendantenwechsel dazu führen, dass sich die finanzielle Ausstattung der Theater verschlechtert (außer in den Metropolen).
Was wollen wir als Gesellschaft denn überhaupt mit grandiosen Inszenierungen, die uns möglicherweise zum Nachdenken bringen könnten, obwohl wir doch letztendlich nichts ändern. Wofür lassen wir eine scheinbare Auseinandersetzung vor unseren Augen life ablaufen, wenn der Ausgang der Geschichte ohnehin vorraussehbar ist. Sparen wir uns doch die Kritik, die Energie, die berechtigten Reflektionen, behindern wir die Kulturpoitik nicht zu sehr. Lasst uns doch lieber weiterhin nach unten treten, nach oben buckeln und zu Hause Apfelmus kochen. Sei mal ehrlich, du bist doch nicht betroffen...
Politiker hasten durch das Leben, manche sogar ehrenamtlich, von Sitzung zu Sitzung, von Empfang zu Empfang, von Veranstaltung zu Veranstaltung. Die Zeit, sich intensiv mit einer Materie auseinanderzusetzen, bleibt nicht einmal den Fachpolitikern in den Kulturausschüssen, wie sollen es dann die anderen schaffen.
Biased heisst aber auch, nach den Orten zu schauen, mit denen man eine enge Verbindung hat, wie oben beschrieben, und nach den Orten, die viele Wähler bringen.
Politik hat insbesondere vor Wahlen ein extrem populistisches Moment, ein Politiker hat seinen Puls sehr wohl dort, wo er vermutet, am meisten Wählerstimmen zu ziehen. Und dann werden kulturelle Orte zur Disposition gestellt. Man muß versuchen dem vorzubeugen, so gut es eben geht. Und in Wuppertal sieht die Lage, wie ich es jetzt verstehe, leider nicht sehr gut aus, weil das Theater es nicht geschafft hat, sich noch stärkere Verbündete zu machen. Wie sollte es auch, wenn von vornherein ein solcher Gegenwind alle gute Energie kaputt macht. Nochmals meine Frage, wo ist der Bühnenverein?
Werter Stritter, ich denke nicht, das Abschaffen eine Lösung wäre, aber eine dringende Reform ist notwendig. Das Problem ist, dass Vertreter der Gesellschafter und Zuwendungsgeber (Länder und Kommunen), Theaterfunktionäre und Intendanten dort in einem Gefäß miteinander agieren. Damit wird jede Form einer autarken Argumentation der Intendanten abgeschwächt. Wenn Intendanten fordern würden, z.B. in Mecklenburg Vorpommern die Theaterstrukturen zu stärken oder das Theater in Wuppertal endlich finanziell besser zu stellen, würden im selben Bühnenverein die Vertreter der Politik diese Argumentation abschwächen und verwässern.
Nun zum Bühnenverein: die rechtliche Crux ist, dass er als Arbeitgeberverband fungiert. Arbeitgeber sind die Träger bzw. Gesellschafter der Theater - die Kommunen und Länder, vertreten nur Bürgermeister, Dezernenten, Minister.
Warum man Intendanten, also Angestellte, dorthin eingeladen hat, kann ich historisch nicht mehr nach vollziehen. Im Prinzip haben sie dort nichts zu suchen. Irgendwann wird man einmal gemerkt haben, dass es ohne die Theater inhaltlich nicht weitergeht, und hat den Intendanten das Stimmrecht eingeräumt, bis dahin, dass zuletzt mit Herrn Zehlein sogar ein Intendant Präsident war.
Dort vermischen sich die Interessen beider Gruppen, und nicht zuletzt ist die Arbeit eines Intendanten im oder für den Bühnenverein karrierefördernd. Der Intendant ist also zweifach abhängig, von seinem Dienstherren und dem Bühnenverein.
Er kann sich gar nicht all der Themen annehmen, die auf den Nägeln brennen, weil er sonst das, nennen wir es establishment verärgert.
Er müsste sonst die Hand, die ihn füttert und streichelt, beißen.
Im Prinzip müssten die Intendanten und die Ensemblesprecher einen eigenen, zusätzlichen Verband gründen, in dem die künstlerischen, personellen und inhaltlichen Interessen der Theater vertreten werden. (Im Bühnenverein gibt es eine selbständige Intendantengruppe und einen Ausschuss für künstlerische Fragen, aber de facto sind sie das nicht, und diese würden in neuer Konstellation viel besser zur Geltung kommen) Ein Verband, in dem jährlich die brennenden Themen diskutiert und mit der Politik, also dem Bühnenverein verhandelt werden, die wären:
Anhebung der Mindestgage für junge Bühnenkünstler, Dramaturgen und Assistenten,
Kappung der Höchstgrenzen für Die Gagen der Leitungsmitglieder, einschließlich Geschäftsführer und Intendant auf eine Höhe von
Mindestgage x Faktor x,
Schaffung eines Einheitsvertrages für alle Bühnenbeschäftigten,
Verbindliche Sicherung der Steigerung der jährlichen Subventionen um den Faktor y = Inflationsrate,
Finanzierung von Theaterpädagogen und Theaterlehrerern aus zusätzlichen Mitteln der Bildungsministerien, und und und
Die Liste ist keineswegs vollständig.
Jedes Theater entsendet seinen Leiter und einen Sprecher des Ensembles/ der Sparten, was dazu führt, dass das Gremium zwei Mal 140 Mitglieder hätte. Nun diskutieren die Intendanten nicht mehr in der comfort zone mit den Vertretern der Politik, sondern in der Auseinabdersetzung mit denjenigen, die all dies betrifft, die Künstler auf der Bühne.
Mehr Transparenz, mehr Gerechtigkeit, der Versuch einer Schmälerung der klaffenden Lücke zwischen Oben und Unten.
Zu der Kompetenz: DAS genau meine ich mit Kompetenz, die ich bei Ihnen bemerkt zu haben denke: Sie haben sich angewöhnt genau zu schauen auf Statistiken, und genau auf Statistiken schauen heißt IMMER, sie nach der inhaltlichen Sinnhaftigkeit ihrer rechnerisch ermittelbaren Fragsestellungen kritisch zu befragen!!! Immer wieder. DAS meine ich mit Statistik-Controlling: Ist die Ausgangsfrage inhaltsbestimmt richtig und wie wird die Statistik hier wirklich zu dem genutzt, was sie sein soll: beleghafte Grundlage für Korrektur von Handlungen. - Sie müssen sich das von mir also gefallen, lassen, dass ich Sie da für kompetent halte. Und wie genau Sie diese Kompetenz erworben haben ist mir da zunächst im Rechenvorgang gleichgültig. Das spielte vielleicht eine Rolle in einem persönlichen Umgang, weil ich es z.B. besonders schätze, wenn jemand so starken eigenen Antrieb verspürt, etwas lernen zu wollen, dass derjenige es auch zur Not ohne fremde Hilfe und regelrechte Ausbildung sich selbst beibringt...
Ich halte Ihren Entsendungsvorschlag für ebenfalls sehr gut. Hielte es aber für einen ersten Anfang für besser, die Diskutentenzahl zu begrenzen, damit sich das Wichtige nicht durch die potenzierten normalen Eitelkeiten nicht im Gefallensgeschwätz verliert, bevor Beschlüsse gefasst sind - Deshalb mein Vorschlag: zunächst aus je zwei Metropolen-Häusern, zwei 4-,3,-2,- Spartenhäusern, zwei typischen Stadttheatern, Opernhäusern mit und ohne Ballettsparte usw. der entsprechende Leiter und Ensemblesprecher. Damit wir zunächst schnell vorschlagsbereit werden und dann das Öffnen der Vorschläge für die anderen Einrichtungen zur - zeitlich ENG begrenzten Diskussionsfreigabe. Zeitlich begrenzte Einarbeitung der so eingegangenen weiteren Vorschläge und Kritiken. Danach Bericht. Dann Abstimmung unter der nunmehr Gesamtzahl der durch die Häuser entsandten Leiter/Ensemblesprecher.
Wir brauchen dringend! - die - vorerst unbezahlte - juristische Absicherung und Kompetenz für das Gründungsprozedere! Sofort. Wer "opfert" sich dafür?
Ich schätze auch Ihre Kompetenz. Wir müssen aber einkalkulieren, uns nicht einig zu sein.
Ein starker Verband kann nur mit mindestens der Hälfte der Theater schlagkräftig agieren, und er muß es von Anfang an.
Wichtig ist mir die Teilnahme der Ensemblevertreter. Sonst wird es wiederum nur ein wirkungsloses Kaffeekränzchen.
Ich verspreche mir von der Teilnahme der Schauspieler, Sänger, Tänzer, Puppenspieler, Assistenten eine Schonungslosigkeit bei der Aufdeckung der Probleme, und eine Stärkung ihrer Verantwortlichkeit.
Und wenn die Intendanten nicht wollen, warum gründen die 140 ++ Ensemblesprecher aller Theater nicht eine eigene Gruppe, um sich auszutauschen. Und um Forderungen zu stellen.
Ihnen wird dann die Aufmerksamkeit zu Teil, die ihnen im Moment verwehrt wird.
1. Wie kalkulieren nicht ein, dass wir uns uneinig sein könnten, sondern wir WISSEN aus Lebenserfahrung und mit gesundem Menschenverstand, dass Uneinigkeit das Normale ist. Und verhalten uns dementsprechend zielführend kommunikativ, wenn es darum geht, ein mehrheitsfähiges Vereinigungskonzept bis hinein in die konkreten Finanzvorschläge zu erstellen.
2. NICHT zielführend ist eine Kommunikation in den Belangen und in diesem speziellen Fachgebiet, wenn es zu viele Erst-Gründer gibt. Ebenfalls nicht zielführend ist einen Kommunikation, die eine Ähnlichkeit mit Hinterzimmergesprächen aufweist. Weil das absolut keine vertrauensbildende Voraussetzung dafür ist, andere darum zu bitten, sich in eine durch Erst-Gründer vorgeschlagene Konzeption aktiv und kreativ einzubringen.
3. Deshalb mein zunächst reduzierter Auswahl-Vorschlag. Dabei käme bei einem zunächst ausgewählten Häuser-/theaterunternehmerischen Projekt-Kreis ein 60 Personen umfassender Erst-Gründer-Kreis heraus. Das ist gerade so noch ein Personenumfang, in dem sinnvoll Vorschläge gesammelt, zusammengefasst, nach Einzelinteressenlagen geordnet und differenziert – auch statistisch – dargestellt werden können. Und zwar in einem Zeitraum, der gestattet, nachhaltig tragbare Vorschläge schnell zu etablieren.
4. Nehmen wir von Anfang an 140++ mal zwei, kommt das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben nicht zu einer schnellen, vorläufigen, weiterreichbaren Vorlage. Die in den bislang von der Erst-Gründung ausgeschlossenen Betrieben/Projekten wiederum sinnvoll debattiert, ergänzt, sinnvoller zusammengefasst und so verbessert werden kann. Das kann dann Ihnen und mir vielleicht trotzdem Spaß machen, aber die Sache selbst verläuft sich dann im Rede-Sande oder es kommt aus Entnervung vor zu viel Uneinigkeit zu überstürzten Kompromissen, die später bereut werden und dann nicht mehr gut zu bereinigen sind.
5. Ich bin dagegen, Intendanten/KLeiterpersönlichkeiten wegen der Vermeidung einer Erst-Gründerauswahl zur Reduktion der sonst explodierenden Diskutantenzahl eine eigene Gründung anzuempfehlen.
Begründung:
• sie leiten künstlerische Unternehmen und sind – wie Sie selbst sehr gut darstellten – keine Arbeitgeber in der Regel. Warum sie also aus ihrer arbeitnehmerseitigen Leitungsverantwortung entlassen? Und warum auf diese Art ihre – oft hochverdient erarbeitete - Autorität innerhalb der Belegschaften schwächen?
• Eine eigenständige Intendanten-Bühnenvereinigung würde genauso zum Spielball zwischen den Fronten, wie sie es selbst für den Jetzt-Zustand innerhalb des DBV überzeugend darstellen.
• Die Intendanten müssen sich JETZT entscheiden, ob sie innerhalb des Kunst- und Kulturbetriebes Arbeitnehmer sind oder Arbeitgeber. Deshalb beißen sie noch lange nicht die Hand, die sie füttert, wie Sie sagen… Diese Hand ist nicht zum Streicheln da nach unserer Verfassung, sondern zum Geben für die Bildung durch Kunst und Kulturpflege verpflichtet.
• Es werden sich nie andere betriebliche Strukturen bilden, wenn wir die, die gewachsen und da sind, ignorieren und die Intendanten und Leiter der Betriebe ausschließen und abschließen von ihrem eigenen künstlerischen Apparat. Ganz gleich wie gut oder eben weniger gut sie als Intendanten/KL arbeiten unserer Ansicht nach.
in letztem Punkt muss ich Ihnen Recht geben.
Intendanten sind in der Verantwortung und müssen an den Tisch. Aber ich würde aus eigener Erfahrung und eigenem Interesse dafür plädieren, die Schauspieler oder Bühnenkünstler allgemein zu ermuntern, ihre Möglichkeiten besser auszuschöpfen, als Ensemblesprecher ohnehin und als Mitglieder dieses Neuen Bühnenvereins.
Mit interner Ermunterung meine ich, warum werden die Ensembles nicht automatisch bei der Spielplanung, Besetzungsfragen und Einladung von Gastregisseuren befragt. Hält man Schauspieler u.a. für inkompetent?
Die Reduktion des Bühnenkünstlers auf das Spiel auf der Bühne spiegelt die feudalistische Arbeitsstruktur, sie hat nichts mit modernen Arbeitsverhältnissen zu tun, in denen es um Beteiligung, um Partizipation, um Rückkopplung, um offene Kritik, um Kommentar geht.
Das wär mein erster Verhandlungspunkt auf der Agenda eines neuen Vereins.
Das wäre Demokratie im Theater. Ein Teil gibt Verantwortung ab, ein anderer nimmt sie an.
Die Arbeitnehmer/ArbeitgeberFrage bleibt immer ungeklärt. Die Theaterleitung ist rechtlich ein Zwitterwesen. Wenn die Theaterleitung durch ihren neuen Verband mit der Politik aushandelt, dass sie im Intendanzzeitraum komplette Befugnis hat, alle Entscheidungen in einem bestimmten Rahmen (Wirtschaftsplan) selbst zu treffen, wäre dies ein Fortschritt.
Ich denke, ein Kern von Theatern startet mit dem Modell, und sukzessive schließen sich alle an. Die Theater können natürlich eine Doppelmitgliedschaft haben. Niemand will den guten alten Bühnenverein abschaffen, so lange dieser die Tarifverhandlungen bestreitet. Insofern ist er das, was er ist, ein Arbeitgeberverband, und keine Institution mit künstlerischen oder inhaltlichen Kompetenzen.
Der Schauspieler erhält mehr Verantwortung vom Intendanten, der Intendant mehr Verantwortung von der Politik.
Das würde aber heißen, der Theaterbetrieb läßt seine feudalistischen Arbeitsstrukturen hinter sich und wird ein Stück weit demokratischer und unternehmerischer (was nicht heisst, kapitalistischer).
Ich würde deshalb praktisch vorschlagen als nächsten Schritt:
1. Lassen sie das mit der Schauspieler/Ensembleermutigung, weil die Leute, die nicht genug ganz normales Berufsethos haben, um sich da einzumischen in die Planungen in ihren Betrieben, es ja auch nicht verdienen, dass Sie und andere sich für sie heißmachen. Immerhin unbezahlt!
2. Machen Sie eine Liste mit den Theatern, die Sie als Kern vermuten/gerne hätten und lassen sie sie offen, für alle die, die sich ohne Einladung bei Ihnen melden, um mitzumachen bei der Gründung.
3. Wir bereden die Liste, weil mir vielleicht auch noch wer einfällt, machen Einladungen, besorgen einen Raum und drücken auf Start.
4. WO ist der überaus kompetente Rechtsbeistand??!! WER opfert sich freiwillig, bevor er von unserem rechnerischen Charme eingewickelt wird und ihm hoffnungslos erliegt??
und Ensemblesprecher/Innen zu gründen.
Nun, gibt es in Wuppertal beispielsweise gar kein festes Opernensemble. Und, wie zu beobachten war, aus genau dem Grund sparen zu können, ohne den lästigen Protest der Künstler selbst gegen Wucherverträge.
Wer kümmert sich denn dann um die Belange der Entrechteten?
Was ich damit sagen will ist: natürlich ist es löblich, wenn der Versuch besteht, schon herrschende Anstellungsverhältnisse zu verbessern. Jedoch gibt es eine Reihe von Künstlern, die durch sogenannte Stückverträge ausgebeutet werden, ohne auch nur den Hauch von demokratischer Mitbestimmung. Und dieses Missverhältnis macht meines Erachtens die Preise kaputt.
Und wer, außer dem Intendanten, legt denn fest, wieviele Gäste oder feste Ensemblemitglieder man sich leisten will?
Ansonsten, denke ich, wir sollten sagen: das ist ab sofort für Mitmachinteressenbekundungen offen, unter der Berüchsichtigung, dass bei 60 Personen die Kappung für den Umfang des Erst-Gründer-Personen-Kreises vorgenommen wird. Und da kann also zunächst mitmachen wer immer möchte. Wenn es dann ausschließlich Ensemblemitglieder oder eben Intendanten/Leiter sind, gehen wir einfach damit um als Tatsache von Interessen-Spiegel. Wie man mit Wucherverträgen umgeht, mit ehemaligen Ensemble-Mitgliedern, die durch Sparmaßnahmen in die Freie Berufsausübung gezwungen wurden, müsste dann eine eigene Arbeitsgruppe in dem Personen-Kreis überlegen z.B.
Auch in diesem Fall würde ich für absolute Transparenz plädieren.
Die Zu engagierenden Gäste dürfen nicht weniger, aber auch nicht mehr als die Ensemblespieler verdienen. Und um das nachzuvollziehen, legt der Intendant den Ensemblespielern regelmäßig eine Liste mit den Gagen vor, die ja ohnehin inoffiziell bekannt sind, weil in der Kantine ja auch über Gagen gesprochen wird.
Wichtig wäre mir aber auch, das nicht mehr. Das Theater kann nicht mit den hohen Fernsehgagen mithalten. Aber die Agenturen mit Fernsehstars im Portfolio, die immer wieder gerne auf der Bühne Spielen, treiben die Preise. Bei Tagesgagen einiger Fernsehschauspieler von 1000 Euro Plus Plus, und Monatspauschalen ab 5000 Euro (Brutto) für Proben, liegt das am oder weit über dem oberen Ende der best verdienen Ensemblespieler.
Übersetzt heißt das, dass ein einziger Gast mit einer Gastinszenierung mehr verdient, als - im Vergleich - an Mitteln für ein Kinderstück zur Verfügung stehen.
Theater reproduziert die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, die es mit seinen Inszenierungen und Projekten zu begradigen wünscht.
Man spricht leider nicht darüber. Und es wäre so einfach, diese Probleme zu lösen, in dem man gegenüber dem Ensemble absolut transparent und vor allem fair ist.
Zudem würde ich vorschlagen, dass die gebührengesättigten Sender den Theatern und Schauspielschulen einen Fest vereinbarten Teil ihrer Mittel überweisen, als fairen Ausgleich für die permanente Ausbildung neuen Nachwuchses.
Nur im Falle Wuppertals, wo in der Tat das Schauspiel Demontiert wird, hat es schon seinen Grund, warum manche Dinge nicht ganz so transparent sind, wage ich zu behaupten. Denn, dann müsste ein wacher Beobachter zwangsläufig feststellen, dass...
Aber grau ist alle Theorie!
Viel Erfolg bei der Gründung Ihres Verbandes, außerhalb dieses Kommentarforums!
Das innere Gefüge eines (Sprech-)Theaters ist so transparent, wie es die Leitung wünscht. Und Sie haben ganz richtig einige Modelle genannt, wo die Wünsche der Mitarbeiter und die Wünsche der Theaterleitung die Strukturen des Hauses betreffend übereinstimmten.
Natürlich muss man noch die Modelle mit (mehr oder weniger ausgeprägten) Leitungskollektiven nennen. Nicht alle Beispiele waren (künstlerisch) erfolgreich oder von längerer Dauer, aber trotzdem führen/führten kollektive Leitungen zu flacheren Hierarchien und breiterer Partizipation (vgl. den entsprechenden Debattenbeitrag hier auf nachtkritik). Ein paar Beispiele: BE '92 bis '95, Theater an der Ruhr (von Gründung bis heute), Bochum unter Leander Haußmann, Moers unter Holk Freytag, Bremen 2010 bis 2012, Theaterhaus Jena (von Gründung bis heute), TAT unter Kühnel/Schuster ... ich habe sicher einige Theater vergessen.
Sobald eine Theaterleitung / ein Theaterleiter es wünscht, kann er sehr flexibel mit dem System Stadttheater umgehen. Die Frage ist: warum geschieht das so selten. Die obige Liste zeigt, dass sich gerade kleine Häuser eignen, die alten ausgetretenen Wege zu verlassen. Diese Chance wurde in Wuppertal leider vertan. Warum wurde in der Wuppertaler Notsituation niemand berufen, der Erfahrungen mit 1. einem kleinen Haus hat, 2. bereit ist die Strukturen des Hauses neu zu denken, 3. wenigstens so charismatisch ist, dass er selber für die Produktionen des Hauses werben kann und 4. bereit ist Themen aus der Stadt zu entwickeln und für die Stadt zu produzieren. ("Die Wupper" als Abschlussprojekt der vergangenen Spielzeit - das zeugt in Wuppertal von sehr viel Fantasie. *Ironie off).
@A. Cotard und Rechner
Ich kann leider einigen Gedanken Ihres Dialogs nicht mehr folgen.
Woher kommt Ihre unkritische Haltung dem Bühnenverein gegenüber? Er ist der Arbeitgeberverband. In ihm ist gleichzeitig die Interessenvertretung der Intendanten und der Theaterträger (Länder/Kommunen) organisiert. Er vertritt in Tarifverhandlungen die Arbeitgeberseite gegenüber den Gewerkschaften.
Intendanten sind keine Arbeitnehmer (nicht zu 50% und auch nicht zu 5%) - sie sind per se Arbeitgeber - auch wenn sie an Entscheidungen ihrer Gesellschafter gebunden sind. Nach ihrer Argumentation wäre der Vorstandsvorsitzende der VW AG ein Arbeitnehmer.
Wie kommen Sie darauf, dass Intendanten INNERHALB ihrer Wirtschaftspläne nicht frei entscheiden könnten? Es gibt natürlich gesetzliche Regelungen die in jedem Unternehmen gelten, aber die meinen Sie ja sicher nicht. Es gibt in den meisten Fällen auch Zielvereinbarungen (Zuschauerzahlen, Einnahmen, evtl. Musterspielpläne) mit den Gesellschaftern, aber diese Vereinbarungen haben die Intendanten selbst geschlossen.
Insgesamt hat sich die Diskussion leider vom Thema des Threads entfernt (und berührt trotzdem Wichtiges). Aber die Situation in Wuppertal ist leider konkreter als die theoretischen Überlegungen, wie eine Einheit von Ensemble und Intendanz herzustellen sei. Der wichtigste Beitrag hier ist #8 von Dani, die ganz richtig auf die Niederungen der Wuppertaler Rhetorik hinweist, indem sie den unverschämten (aber seit Jahren ins Feld geführten) Vergleich zwischen den Kosten des Schauspiels der Wuppertaler Bühnen mit den Laientheatern und Liebhabertheatern der Stadt benennt.
Diese klare Abgrenzung hätte sowohl wirtschaftliche als auch künstlerische Vorteile! Denn es kann auf diese Weise nicht einen vorauseilenden künstlerischen! Planungs-Gehorsam gegenüber Bund, Ländern und Kommunen geben. Die selbstverständlich auch materielle Interessen haben bei der Unterstützung und dem Erhalt der Bühnenarbeit. Aber übergeordnet ist dem der staatliche Bildungsauftrag und der Auftrag, chancengleiche Teilhabe an Bildung zu garantieren. Nun kann man fragen, hat Theater mit Bildung so primär zu tun? Ja. Hat es. Es geht um Bildung durch selbstverständlich! Kunst und Kultur. AUCH in der als „Bildung“ bezeichneten Bildung! Lesen, Schreiben, Rechnen sind Kultur-Techniken! Die Künste sind Abbilder von komplex angewandten Kulturtechniken, die Kultur ist ihr historisiertes und historisierendes Gedächtnis. Möglicherweise gibt es Staaten, die das alles nicht garantieren können undoder wollen. Deutschland ist aber kein solch ein Staat. Es sei, er hat sein Recht geändert und wir haben das nicht mitbekommen…
Ansonsten: Wuppertal möge uns verzeihen, dass wir die konkreten und akuten Sorgen dort jetzt ins Allgemeine adaptieren, aber wir sollten es wohl wirklich nicht in diesem, Wuppertal zugedachten, Thread tun. Eventuell meldet sich ja die betroffene Intendantin und gibt Ihre Haltung dazu zu verstehen.