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Schauspielhaus Hamburg richtet Notunterkunft für Geflüchtete ein

Schutzraum Theater

16. September 2015. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg hat am Wochenende in seinen Räumen eine Notunterkunft für Geflüchtete eingerichtet. Das berichtet u.a. die Hamburger Morgenpost. Seit Samstag könnten bis zu 60 Menschen im Foyer des Malersaals, der kleinen Bühne des Schauspielhauses, schlafen, außerdem würden sie in der Kantine mit Nahrung versorgt.

Entwickelt habe sich die Idee "aus einer ganz spontanen Notlage heraus", zitiert die Morgenpost einen Sprecher des Theaters. Wegen Tumulten rund um den Hauptbahnhof, die im Rahmen der Demonstrationen am vergangenen Samstag stattgefunden hätten, hätten etwa 300 Flüchtlinge Schutz in dem nahegelegenen Theater gesucht.

(Hamburger Morgenpost / sd)

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Kommentare  
Flüchtlingsunterkünfte im Schauspielhaus Hamburg: kein Theater?
Macht den Laden doch gleich dicht! Auf der kleinen Bühne des Schauspielhauses untergebracht. Wird da kein Theater gespielt? Und wieso bringt man nicht noch 50 weitere Flüchtlinge auf der großen Bühne dort unter? Dann könnte man um 19.30 einfach den Vorhang hoch ziehen und hätte gleich eine super authentische, hoch politische Inszenierung im Spielplan. Garantiert ohne black-facing!
Flüchtlingsunterkünfte im Schauspielhaus Hamburg: populistische Aktion
Das ist eine an Peinlichkeit nicht zu überbietende populistische Aktion.
Einzig Kampnagel hat es vor Ewigkeiten ersthafter theatral vorgemacht, zumindest nicht ganz so peinlich.
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: ein Zeichen
Bravo Schauspielhaus, das finde ich echte und praktische Hilfe und ein Zeichen gegen brennende Fluechtlingsunterkünfte.
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: zynischer Ton
@1 + @2 Sind Sie ganz sicher dass das der Ton ist den Sie in der Frage dieser menschlichen Tragödien anstimmen wollen um die es geht. Wie zynisch muss man sein Menschen die Menschen helfen Populismus vorzuwerfen.
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: unklar
@gaqma: menschen zu helfen ist populistisch ? wieso ?
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: Kompetenz wird erworben
1. Es ist gut, wenn ein Theater die Tür öffnet, wenn Menschen - wie offensichtlich am vergangenen Samstag - dort Schutz suchen.
2. Auch gut, wenn sich angesichts der derzeitigen Situation auch Theater überlegen, was sie konkret tun können.
3. Wie bei allen Spontanaktionen (die ich im Sinne von Hilfe grundsätzlich erstmal richtig finde) im Moment frage ich mich: wie nachhaltig soll das sein? Ich weiß es ja auch nicht, aber vermutlich ist es nicht ganz falsch von 3 Mio. Flüchtlingen innerhalb der nächsten 5 Jahre auszugehen. Da kann die Antwort nicht sein, daß wir sämtliche Leerräume in öffentlicher und privater Hand (inkl. Theaterbühnen) zu Notunterkünften machen.
4. Insofern: vielleicht erwirbt das Theater damit ein bisschen "Flüchtlings-Kompetenz". Kann für die anstehenden gesellschaftlichen Diskussionenen und deren theatrale Verarbeitung nur gut sein. In 14 Tagen würden aber die Schauspieler die Duschen gerne wieder selber nutzen können.
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: eine anderen Orte?
Natürlich ist es richtig, den Flüchtlingen zu helfen, aber ich wage zu bezweifeln, dass es in Hamburg keine anderen Orte gibt, an denen die Flüchtlinge besser untergebracht wären. Dass man ausgerechnet einen hochsubventionierten öffentlichen Bereich dafür hergeben musst, kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Der nächste konsequente Schritt ist doch der, dass man den gesamten Etat des Hauses in Frage stellt, indem man die Hälfte davon für die Flüchtlinge ausgibt. Wieso macht Frau Beier das nicht?
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: Ausnahmezustand
Momentan kommen am Hamburger Hauptbahnhof (direkt gegenüber dem Schauspielhaus) täglich ca. 1.000 Geflüchtete an, ein Großteil davon auf der Durchreise. Es geht also nicht darum, das Schauspielhaus zu einem spontanen Erstaufnahmelager umzufunktionieren, sondern darum, Menschen, die sonst auf dem blanken Boden übernachten würden, einen Schlafplatz und Ruheort zu geben, bevor es für sie weitergeht. Im näheren Umfeld gibt es auch z.B. eine Moschee, die Übernachtungsplätze anbietet, außerdem sind jede Menge ehrenamtliche Helfer rund um die Uhr im Einsatz, und auch private Schlafplatze werden angeboten. Hier ist Ausnahmezustand, nicht Kalkül am Werk.
Flüchtlingsunterkünfte im Schauspielhaus Hamburg: tatkräftiges Engagement
Also dem Schauspielhaus jetzt eine "populistische Aktion" zu unterstellen, mit der man sich ein bisschen "Flüchtlingskompetenz" erwirbt, finde ich zynisch und ungerecht. Laut Medienberichten haben die Behörden die Leitung des Schauspielhauses in einer Notsituation angefragt, ob das Theater in der Lage wäre, kurzfristig einige der vielen Geflüchteten aufzunehmen, weil die Situation am Hauptbahnhof untragbar war. Meiner Ansicht nach trennt sich hier vielmehr der Spreu vom Weizen. Während das Thalia Theater ganz in der Nähe laustark einen "dezidiert politischen Spielplan" propagiert und auf seiner Website damit wirbt, dass "neun unserer 23 Regisseurinnen und Regisseure den berühmten 'Migrationshintergrund' haben", ansonsten aber die Spielzeit mit einer als weiteren Kassenschlager konzipierten Dreigroschenoper eröffnet, belässt es das Schauspielhaus nicht bei großen Worten, sondern engagiert sich tatkräftig für Menschen in Not.
Flüchtlingsunterkünfte Hamburg: auch das Thalia hilft
Nein, ich glaube auch nicht, dass es eine populistische Aktion des Schauspielhauses ist - und selbst wenn: wenn es Menschen in Not hilft, ist es doch am Ende egal aus welchen Motiven die Hilfe kommt, nicht wahr? Ich möchte allerdings ergänzen, dass das Thalia auf seine Weise durchaus auch hilft. Da nämlich wird nach jeder Vorstellung gesammelt. Davor wird genau erklärt, welcher Hilfsinitiative das Geld zukommen wird. Man sollte also die beiden Häuser nicht gegeneinander ausspielen, sondern anerkennen, dass beide auf ihre Weise versuchen zu helfen, wo sie helfen können!
Flüchtlingsunterkunft Schauspielhaus Hamburg: auch das DT
Laut einer Meldung in Kulturzeit vom 21. September bietet jetzt auch das DT Berlin Geflüchteten Schutzraum. In der Garderobe der Schauspieler sollen jeweils acht Menschen Platz finden, die abends an der überlasteten Berliner Registrierungsstelle ankommen und einen Platz zum Übernachten brauchen. Die Bühne will auch Deutschkurse organisieren und kooperiert mit einer Flüchtlingsunterkunft.
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