Getränkedosenringparabel

von Hartmut Krug

Rostock, 26. September 2015. Das Motto der zweiten Spielzeit von Sewan Latchinian lautet "Toleranz in religiösen und kulturellen Fragen". Auftakt war der "2. Stapellauf Toleranz", ein ursprünglich siebenteilig geplantes Spektakel, das wegen der zeitweiligen Amtsenthebung des Intendanten nur dreiteilig geriet. Lessings "Nathan", Strawinskys "Le Sacre Du Printemps" und "Liebeslieder", das ganze mit langen Pausen von siebzehn bis ein Uhr morgens.

Wenn "Nathan der Weise" beginnt, ist es dunkel auf der Bühne. Ein Sternenhimmel flimmert über Baumwipfeln, und in einer fernen Geräuschkulisse sind auch Schüsse zu hören. Leer ist die Szene, doch dann fällt Nathan in einer Qualmwolke durch die Tür hinein in den offenen Spielraum, als habe er sich gerettet aus der schlimmen Welt draußen. Aber in der Helligkeit seiner Wohnung präsentiert ihm Daja einen Benzinkanister (gab es etwa einen Brandanschlag?), und seine Tochter Recha humpelt barfuß, ein Bein bandagiert, am Stock herbei. Der schmale, konzentrierte Bernd Färber trägt zwar als Nathan die Kippa auf dem Kopf, wirkt aber sonst in schwarzer Kleidung und mit seiner unaufgeregt nüchternen Art wie ein Allerweltskaufmann. Er spielt keinen weisen Helden, sondern einen lebendigen, nachdenklichen Menschen. Daja bringt ihm eine Getränkedose, dann umarmt und küsst sie ihn. Die beiden kommen sich auch später immer wieder körperlich sehr nahe, als seien sie ein verliebtes Paar.

Nehmt Leben an, ihr Schemata!

Sewan Latchinian inszeniert Lessings Stück nicht als hehres Ideendrama, sondern betont als realistische Geschichte mit lebendigen, emotionalen Menschen. Das macht den Abend durchaus unterhaltsam, doch werden manche Figurenbeziehungen, auch durch dramaturgisch ungeschickte Kürzungen, unlogisch. Warum Daja (Juschka Spitzer gibt sie als lebenslustig sprühende Frau) offen legt, dass Recha nicht die leibliche und damit jüdische Tochter ihres Nathans, sondern von christlicher Geburt sei, erschließt sich so nicht recht. Noch weniger, warum der Tempelherr hier eine Templerin ist. Zwar gibt Sabrina Frank im Freizeit-Kampfanzug mit Patronentaschen eine äußerst  lebensvolle, energische Templerin, die mit kraftvollem Witz und aggressivem Trotz agiert, aber für die Beziehung zur ebenfalls sehr selbstwussten und lebhaften Recha (Cornelia Wöß) ergibt sich aus ihrem Frausein nichts. Sodass man darauf tippt, die Besetzung sei aus einem Engpass im Ensemble entstanden.

Nathan2 560 Dorit Gaetjen uInga Wolff und Ensemble © Dorit Gaetjen

Beim heftigen Versuch, Lessings Parabel mehr direkten Realismus und ihren oft mehr aus dem Gedanken geborenen Figuren mehr individuelle Lebendigkeit zu geben, findet Regisseur Latchinian allerdings manch schöne Effekte. Wenn der Klosterbruder Nathan eröffnet, er sei der Reitknecht gewesen, der ihm einst Recha übergeben habe, und ihm auch die Beweise für Rechas Abstammung schafft, dann muss er vielerlei komödiantisch effektvolle Versuche unternehmen, bis Nathan kapiert und reagiert: Ah, der will ja eine Belohnung! Und immer wieder werden Getränkedosen geöffnet. Wobei der Aufreißring einer Dose Nathan wohl die Anregung zu seiner Ringparabel gibt. Aber es gibt auch einige nur bühnenwirksam auftrumpfende, unlogische Einfälle.

Die Konstruiertheit der Erklärungen

Die religiösen Konflikte werden mal leicht unterspielt, mal kitschig ausgemalt. Auffällig dabei, wie stark der Applaus des Rostocker Publikums bei Sätzen ist, mit denen die christliche Kirche kritisiert wird. Der Patriarch tritt unterm von Nonnen getragenen Baldachin als schmallippiger Eiferer auf (hilft nichts, der Jude wird verbrannt), seine Kriegs- und Mordpläne aber spielen kaum eine Rolle. Während der Sultan Saladin bei der Befragung Nathans, die in der Ringparabel mündet, beständig mit seiner Pistole hantiert. Zuvor hatte er mit halbnackten,  blutbeschmierten und mit auf dem Rücken gefesselten Figuren Schach gespielt. Die Figuren, die rausgeworfen wurden, gingen freiwillig ab, worauf der Hinrichtungsschuss ertönte. Warum später, als Recha von Sittah zu sich geholt worden war, die beiden unter schwarzer Vollverschleierung der Burkas nur mit knappen Bikinis bekleidet sind, die sie beim Abgang ohne Burka präsentieren: eine eher entbehrliche Idee.

Doch der Inszenierung gelingt eine schöne, von Beifall umtoste Schlussszene, wenn von Nathan Licht ins Dunkel der Abstammungen gebracht wird. Das Licht im Zuschauerraum geht an, und Lessings meist in eher traurige Unsicherheit der Figuren aufgelöste Szene wird in Rostock fast zu Komödie, indem die verzwickte Unwirklichkeit und Konstruiertheit der Erklärungen ausgestellt wird. Herrlich, wie Sabrina Franks Templerin auf ihre immer neuen Familiennamen reagiert, wie sie genervt und schwach protestierend resigniert. Da muss der Darsteller des Klosterbruders, "Ulf, komm doch mal",  zum Beweis noch einmal auf die Bühne gerufen werden, und als man gar nicht mehr weiter weiß, zücken alle das gelbe Reclam-Heftchen mit Lessings Text und lesen die Schlussszene vor. So bekommt eine Inszenierung, die zwischen Meriten und Schwächen schwankt, schließlich klatschmarschartigen Applaus.

Nathan der Weise
von Gotthold Ephraim Lessing
Regie: Sewan Latchinian, Ausstattung: Tobias Wartenberg, Dramaturgie: Martin Stefke.
Mit: Ulrich K. Müller, Inga Wolff, Bernd Färber, Cornelia Wöß, Juschka Spitzer, Sabrina Frank, Steffen Schreier, Ulf Perthel, Till Demuth.
Dauer: 2 Stunden 10 Minuten, keine Pause

www.volkstheater-rostock.de

 

Kritikenrundschau

Sewan Latchinian zeige Lessings "Nathan" "hochaktuell, schärft hier und da nach, wird dadurch brutaler, menschlicher, direkter", schreibt Juliane Hinz in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten (28.9.15). Den Pathos verwerfe er, führe ihn als poetische Utopie vor. "Bernd Färber überzeugt als menschlicher Nathan, dessen Weisheit mehr Klugheit ist als Großdenkertum. Sabrina Frank gibt eine jugendliche, energiegeladene und ungeduldige Templerin." Mit Ulrich Müller werde Saladin zum skrupellosen Diktator, so Hinz: "Starke Darsteller und ein rundes Inszenierungskonzept – ein vielversprechender Auftakt."

"So deutlich wie in Sewan Latchinians Inszenierung sah man das Stück selten aufgeführt“, schreiben Dietrich Pätzold und Heinz-Jürgen Staszak in ihrem Resümee des gesamten "Stapellaufs" für die Ostsee-Zeitung (28.9.15) über den "Nathan". Zwar gerate Lessings Konstruktion durch Latchinians direkte Annäherung zwischendurch "arg ins Wackeln", aber der Schluss sei "geschickt gelöst" und vermittle Toleranz "auch gegenüber dem zu schön konstruierten (…) Text".

Kommentare  
Nathan der Weise, Rostock: berührend und ohne Effekthascherei
Eigentlich lese ich Hartmut Krugs Kritiken meist mit großem Gewinn und bewundere seine engagierte Mobilität gerade auch bei abgelegeneren Theatern - er ist ja nicht mehr der Jüngste.
Aber diesmal mache ich mir doch sorgen um Augenlicht und Kondition.
Da sind keine Baumwipfel unterm Sternenhimmel zu sehen gewesen, sondern eindeutig ein abgebrannter Himmel; auch kommen sich nicht Recha und Nathan körperlich nahe, als wären sie ein verliebtes Paar, sondern Daja und Nathan. Auch bringt nicht Recha Nathan eine Getränkedose, sondern eben Daja - und es sind nicht irgendwelche Getränkedosen, sondern Coladosen, was deshalb genau beschrieben werden sollte, weil es sich als Leitmotiv genauso durch die Inszenierung zieht, eben besonders bis zur Ringparabel, wie dass alle Figuren aus dem selben, grauen Stoff "gemacht sind": alle Feinde sind somit eigentlich gleich, und trinken auch das gleiche, trotz aller Feindschaft - so hab ich das zumindest gedeutet.
Ich hab schon mehrere NATHANe gesehen, aber noch nie einen so klaren, berührenden und ohne Effekthascherei auskommenden. Endlich hab ich erlebt, wie Nathan um sein Leben redend die alte Ringparabel aktualisiert, und die Lebensgefahr war daher so glaubwürdig und bedrückend, wegen vorher dem Menschenschachspiel mit den Erschießungen.
Die darstellerische Leistung Bernd Färbers war singulär, nicht nur als jüngster Nathan, den ich sah, sondern wegen der zahllosen Facetten die dieser bemerkenswerte Publikumsliebling glaubwürdigst zu spielen vermochte, in seinen Entwicklungen und Situationen.
Zurecht Riesenjubel der nicht immer begeisterungsfähigen Rostocker und vieler Auswärtiger im ausverkauften Großen Haus.
Schade, dass Herr Krug nicht auch die anderen beiden Teile dieser famosen Theaternacht geschafft hat zu beschreiben oder zu erleben ...
Nathan der Weise, Rostock: Toll wars
Zu Rostocker
Genau.Auch Sabrina Frank und Cornelia Wöss waren für mich echte Neuentdeckungen, Mich hat die einseitige Verknallt - u. Durchgeknallt- Story die da zwischen Recha u. Templerin erzählt wurde echt überzeugt, auch weil man fremder schaut als bei heterosexuellen Beziehungen, Toleranz auch schwerer fällt, auch wegen der landläufigen Rezeptionsgewohnheit. Das wurde dann mega weitererzählt mit dem 2. Tanztheaterteil Sacre.Solch eine Tanztruppe ist ein Geschenk u. kein Kostenproblem.
Absoluter Höhepunkt aber waren für mich die Liebeslieder allerSparten mit Orchester u. Band WALLAHALLA im 3. Teil bis kurz vor Mitternacht. So lange standing Ovations aller hab ich noch nie erlebt, gefühlt 20 Minuten. Toll wars.
Nathan der Weise, Rostock: wer schrieb denn das?
@Rostocker: Wer schrieb denn das etwa? Die/der Dramatur/-in des Stücks, der Intendant, Schauspieler/-in, Öffentlichkeitsarbeit? Geben Sie sich doch zu erkennen! Sie wirken nicht so, als ob Sie nur bei der Premiere anwesend waren!
Nathan der Weise, Rostock: Fakten und Argumente
@ Stefan
Ich verstehe Ihre Neugier. Aber Sie liegen falsch.
Abgesehen davon, dass die Spielregeln bei nachtkritik.de nicht beinhalten, dass man sich zu erkennen gibt - was würde das an den objektiven Fakten oder sachlichen Argumenten ändern?
Nathan der Weise, Rostock: Augenzwinkern?
freut mich total, dass rostock gut gestartet ist. auf dass es dort so weiter geht!!!
aber: schauspieler auf der bühne lesen aus dem reclam-heftchen? schauspieler auf der bühne sprechen sich mit ihren "klarnamen" an? echt jetzt??? [ironoie-modus an] das ist ja nun mal wirklich waaaahnsinnig originell! klingt so dermaßen innovativ, dass die theater der zentren sich davon mal echt ne scheibe abschneiden könnten [ironie-modus aus].
come on, rostock - das geht doch bestimmt noch ne spur zeitgenössischer.
oder war das ein/mit bewusstes/m augenzwinkern, herr krug?
Nathan der Weise, Rostock: verräterische Syntax?
Nein wahrlich waren die beiden nicht nur zur Premiere anwesend.Man lese doch mal einige der zahllosen Interviews zur Rostocker Theaterkrise da trifft man auf eine unverkennbare Syntax,absolut singulär und unnachahmlich.
Nathan der Weise, Rostock: gekränkt?
@ Rostocker: Ganz einfach: Sie haben mehr Einblick als das "ganz normale" Publikum bzw als jemand, der nur 1 Mal in den Genuss kam, sich diese Inszenierung anzuschauen. Das ist unfair, wenn man dann den Kritiker bloßstellen muss und korrigiert. Sie sind ja regelrecht gekränkt, dass der Kritiker nicht über Nacht bzw bis in die tiefe Nacht in Rostock/dem Theater blieb...
Nathan der Weise, Rostock: locker durch die Hose
@ 7
Ach, lieber Stefan, was machen wir denn jetzt? Diese augenscheinlichen Details kann man nun wirklich beim 1. Mal erkennen, natürlich kann man auch mal verwechseln oder übersehen, auch dazu kann unser Forum hilfreich sein, das wieder zu korrigieren. Schließlich hätte die Verwechslung, dass Nathan mit seiner "Tochter" körperliche Nähe zu haben scheint inszenatorisch andere Konsequenzen, als mit Daja usw.
Ich schlage vor, wir atmen weiter locker durch die Hose, denn von Kränkung wäre mir nichts bewußt. Es war eine sehr gelungene Inszenierung, ein insgesamt sehr gelungenes Spektakel, daran ändern positive oder kritische Beschreibungen nix - und es war sehr dankenswert, dass Herr Krug da war. Aber es bleibt nur einfach schade, dass er über den Rest des Spektakels nichts berichten konnte, denn da gibt es ja komplexe Zusammenhänge bei solchen Themenspektakeln ...
Nathan der Weise, Rostock: zu schräg
unterstellt hier ersthaft jemand einem Intendanten, dass er seine eigene Inszenierung gut redet? Der Rostocker Intendant lobt sich zwar gern mal selbst, warum er das nicht endlich den anderen überlässt, wissen wir nicht. Aber auf nachtkritik der erste Kommentar zu sein, das wäre doch zu schräg, oder?
Nathan der Weise, Rostock: eine Persönlichkeit
ich bin nicht aus dem Theater und ich war nicht mal bei der Premiere, kann also zum Spektakel noch nichts sagen. Wollte hier auf nachtkritik nur mal sehen, wie es gelaufen ist. Jetzt muss ich aber doch was schreiben: ganz wichtig finde ich, das wir nicht vergessen dürfen, das der Herr Latschinian wochenlang entlassen war, wie es das überhaupt alles hingekriegt hat, ist schon bemerkenswert. Natürlich muss er sich trotzdem einer Kritik aussetzen, aber dabei mal hinter die Rostocker Kulissen zu schauen, wäre nur fair. Er hat hier bei uns eine Fangemeinde und er hat Gegner. Solche Leute wie er polarisieren nun mal. Aber er bleibt immer er selbst und hält seinen Kopf dafür hin. Einen netten Theaterabend schaffen einige, so eine Persönlichkeit zu sein, aber dann doch nur wenige.
Nathan, Rostock: der Kritiker antwortet
Wer sich einen Arbeitsplan erlaubt, der ihn von einer Wiener Premiere am Vorabend nach frühem Rückflug in ein Berliner Studio und von dort ins Volkstheater Rostock führt, der muss einsehen: Stress gebiert Fehler.
So ging bei meinem Redigieren meines Textes am Morgen nach der Nathan-Premiere irgendwie das Adjektiv "verkohlt" vor den von mir deutlich als verbrannt angesehenen Baumwipfeln verloren. Und dass ich zwar nie die Figuren und ihre Darstellerinnen verwechselt, aber leider ein Mal versehentlich die Haushälterin Daja als Recha bezeichnet habe, ist ärgerlich. Mehr aber auch nicht. Der Rest ist Interpretation.
Nathan der Weise, Rostock: Stapellauf auch ohne
Lieber Herr Krug, wenn Ihnen schon so geringste Fehler so berückend peinlich sind, dass Sie extra auf solche Kritiker-Angriffe öffentlich antworten müssen, warum erlauben Sie sich dann so einen stressigen Arbeitsplan? Der Herr Latchinian lässt seine Sachen ohne Sie genauso vom Stapel mit Sie - oder IhnenoderDiroderwiejetztverdammt?
Nathan der Weise, Rostock: Dramaturgie fehlte
Lieber Herr Krug, für mich hätten Sie in Ihrer Kritik schärfer sein dürfen. Auch ich saß in der Premiere und eines hat dem Abend durchaus gefehlt: eine Dramaturgie. Ich habe eine wirre Strichfassung gesehen, keinen Zuschnitt auf irgendeinen Aspekt. Viele Themen werden angerissen, aber keines zu einem befriedigendem Abschluss gebracht. Figurenentwicklung schien in der Kantine stattzufinden, denn Dajas Gesinnungswandel, Saladins Meinungsänderung, die Zerrissenheit des Derwischs, den Umschwung der Templerin, Rechas Nöte und und und, all das ist nicht auf der Bühne zu erleben. Bernd Färber als Nathan ist großartig, weil er nicht den alten Weisen gibt, sondern einen heutigen, geistig flinken Kaufmann. Aber die Figuren um ihn herum sind Abziehbilder ohne Tiefe. Insgesamt stärkere Männer, schwache Frauen. Es wird akustisch eine moderne Kriegs-, Gewalt- und Großstadtkulisse aufgebaut, die Figuren scheint das nicht weiter zu stören, dass der Krieg vor der Tür steht, sie machen weiter wie bisher. Und wann spielt das Ganze denn nun? Ein Mix aus orientalischem Märchen und heutigem Alltag, leider ohne mir eine Hilfe zu bieten, ob das Stück vielleicht eine allzeitige Gültigkeit besitzen soll oder einfach eine Runde Regieeinfälle verbraten wurden. Man möchte meinen, dass der Regisseur aus seiner Nathaninszenierung von 2006 einige Regieeinfälle und inhaltliche Zusammenhänge des Stückes in das Jahr 2015 retten konnte, aber wirklich gesehen habe ich das nicht. Da bleibt auch dem Zuschauer die einzig wirkliche Lösung: einfach nochmal das Reclamheft in die Hand nehmen.
Nathan der Weise, Rostock: sehr pfiffig
WARUM SO VIEL SCHAUM VORM MUND UND SOVIEL MÄKELN? ICH BEGREIFE ES NICHT. ICH WAR IN DER ÖFFENTL.GENERALPROBE UND HAB DA SCHON GERADE DEN UMSCHWUNG DER TEMPLERIN, ODER DIE ZERRISSENHEIT DES DERWISCHS SPANNEND ERLEBT. FAND GERADE DIE DRAMATURGIE SEHR PFIFFIG. UND AUCH IN DER KRITIKENUMSCHAU HIER OBEN WIRD EINE HOCHAKTUELLE UND DEUTLICHE INSZENIERUNG GELOBT. WER DANN NOCH WEISS, DASS DAS VTR NUR JEWEILS EINEN DRAMATURGEN PRO SPARTE HAT, SOLLTE MIT MEHR RESPEKT AUF EINE GUTE INSZENIERUNG SCHAUEN.
Nathan der Weise, Rostock: Kriterium
Eine "pfiffige" Dramaturgie, und das mit nur einem Dramaturgen pro Sparte. Wenn das kein Qulitätskriterium ist!
Nathan der Weise, Rostock: spritzig
Ich kannte natürlich das Stück "Nathan der Weise", deswegen fiel es mir leicht, der spritzigen Inszenierung zu folgen. Ein paar der Ideen waren großartig, die Getränkedosen, deren Verschluss schon auf die Ringparabel hindeutete, das Schachspiel mit lebenden Menschen und die Parallelen zur heutigen Zeit z.B. der Benzinkanister. Die Leistungen der Schauspieler - großartig und steigernd, ein fantastischer Bernd Färber, aber auch die Jungen überzeugten durch bewegendes Spiel, die Templerin Sabrina Frank, zuerst abweisend und voll Vorurteile - später dann zerrissen in ihrer Zuneigung für ein Judenmädchen. Und Cornelia Wöß war für mich die Überraschung schlechthin - sie wirft sich auf den Boden, lacht und spottet - bringt Leben in die Szene. Alles in allem - trotz oder vielleicht auch gerade wegen der angeführten Mängel - eine Aufführung die in Erinnerung bleiben wird und zum Nachdenken anregt. Toleranz - ein wichtiges Thema in unserer Zeit für alle.
Nathan der Weise, Rostock: spritzig?
Kann mir bitte jemand erklären, was eine "spritzige" Inszenierung von "Nathan der Weise" sein soll??
Nathan der Weise, Rostock: Cola-Spritzigkeit
#17 Das "spritzig" bezieht sich offenbar auf die Getränkedosen, deren Ringverschlüsse auf die Ringparabel hindeuten (sollen). Da bei Raumtemperatur herumgetragene Dosen beim Öffnen dazu neigen, den durch das Schütteln entstandenen Überdruck durch herausspritzende Flüssigkeit abzubauen ... weist also nicht nur der Ringverschluss auf die Ringparabel, sondern auch das Spritzen auf die Spritzigkeit hin.
Nathan, Rostock: Islamklischees?
Also die Figur des muslimischen Sultans halbnackte menschliche Schachfiguren exekutieren zu lassen,eine Sultanin die unter der Burka die Unterwäsche zeigt,sind das nicht die Islamklischees der deutschen Islamhasser die jeden Montag in Dresden demonstrieren.wenn mit diesem Abend für Toleranz geworben werden soll,wäre es da nicht sinnvoll sich etwas differenzierter mit den muslimischen Figuren zu beschäftigen.Immerhin kommen täglich über hundert Flüchtlinge ,überwiegend muslimischen Glaubens am Rostocker Hauptbahnhof an.Muss man da wirklich ein solches Zerrbild des Islam auf die Bühne stellen? Sollte man gerade heute nicht Anknüpfungspunkte ,Verbindendes,Gemeinsamkeiten mit dieser Relegion suchen?Damit wir zusammenleben können mit den Menschen diebei uns Zuflucht suchen.
Nathan, Rostock: für Toleranz mit Konflikten
AUF 19.
WENN DAS KEIN QUALITÄTSMERKMAL IST FÜR EINE INSZENIERUNG DIE SOLCHE VIELFÄLTIGEN DISKUSSIONEN AUSLÖST?
EIN SULTAN DER HINRICHTEN LÄSST UND AUSNAHMSWEISE DIE TEMPLERIN BEGNADIGT STEHT GENAUSO BEI LESSING,WIE AUCH EINE SULTANINEN, DIE IHREN HAREM GERADE MIT EINER NEUGEKAUFTEN SÄNGERIN VERGRÖßERT HAT. DAS DIES SO DEUTLICH RÜBERKOMMT IST EIN VERDIENST DER INSZENIERUNG, UND KEIN NACHTEIL. UND JEDE RELIGION WIRD KRITISCH HINTERFRAGT, ABER AUCH DIE POTENZIALE JEDER RELIGION WERDEN DEUTLICH.
WEIL MOMENTAL VIELE MUSLIMISCHE FLÜCHTLINGE ZU UNS KOMMEN, WÄRE SCHÖNFÄRBEREI DAS FALSCHESTE. TOLERANZ IST OHNE KONFLIKTE NICHT NÖTIG.
Nathan der Weise, Rostock: Schachspiel
Lieber mitleser, wenn Sie doch die Stücke genauso gründlich läsen wie die Kommentare. in Lessings Nathan findet keinerlei Exekution wirklich statt, berichtet wird lediglich das templer gewöhnlich exekutiert würden. von willkürlichen Hinrichtungen nackter Sklaven ist dort nirgends die Rede. das Schachspiel findet bei Lessing mit Schachfiguren statt und zeigteinenkultivierten, großzügigen muslimischen Herrscher. erklären sie mir doch bitte wie die Verschärfung und Verschiebung dieses examplarischen Muslims zu Willkür, despotie und Grausamkeit meine Toleranz schärft. soll ich lernen dies zu tolerieren? wenn ja warum?
Nathan der Weise, Rostock: überschätzte Regie
Ich muß Toleranter allerdings Recht geben. Ich habe ein, aufgrund seiner Klischeehaftigkeit auch in diesem Punkt nur mittelmäßiges Stück gesehen. Letztlich hat mich der Aufruhr über das Theater Rostock neugierig gemacht, aber ich bin enttäuscht wieder nach Hause gefahren. Natürlich ist der Nathan gut durchgestellt, mehr aber nicht. Es fehlt Substanz in allen wichtigen Szenen, etwas mehr Ruhe an anderen. Zu viel Mätzchen, nicht immer alles so groß und so sehr ausspielen. Das Stück hat so viele Feinheiten, die ein Zuschauer so gar nicht entdecken kann. Das Ensemble hat mich überzeugt, die Inszenierung leider nicht. Der Regisseur wird überschätzt, ich hoffe der Intendant kann es besser. Dennoch wünsche ich dem Ensemble viel Kraft.
Nathan der Weise, Rostock: zurückgebrüllt
hmm...Interessant.
#19 fragt sanft und höflich, ob die plumpen Klischees nicht kontraproduktiv zum Inhalt des Stückes und zum Umgang mit realen Menschen, sein könnten.

#20 brüllt diese zarte Reflektion nieder.

Quod erat demonstrandum.
Vielleicht muß man so sei , laut und reflexartig, um in Klischees Qualität zu erkennen.

Es wäre interessanter herauszufinden, warum die Menschen fliehen. Vielleicht wurden sie, von der selbsternannten Achse des Guten, zwangsbeglückt.
Nathan der Weise, Rostock: bedrückendes Niveau
Ad 20
"Toleranz ist ohne Konflikt nicht nötig"

Überlegen Sie intoleranter Mensch erst einmal, was Sie da schreiben?
Natürlich ist Toleranz auch ein Zeichen jenseits aller Konflikte.
Das hieße ja im Umkehrschluß, Toleranz würde es ohne Konflikt nicht geben?

Ich kann nur sagen, das mich das Niveau dieser Inszenierung bedrückt hat. Nach all den Nebelkerzen der letzten Wochen, in denen diese Inszenierung zum Erweckungserlebnis des Deutschen Theaters stilisiert worden ist, war ich dumm genug nach Rostock zu fahren.
Die nicht gespielten Anschlüsse, die Tristesse, die vom Kernstück, der Ringparabel ausgeht, der Kitsch, die völlig unsinnigen Kleinen Sticheleien gegen die Kirche, die Kampfanzüge, die in keiner Inszenierung mehr fehlen dürfen, dieser Versuch, alles noch realistischer und bekömmlicher zu machen - wie sehr muß man sich denn noch ans Publikum heranschmeissen. Alles leider nicht der Rede Wert. Zumindest aber habe ich eine ehemalige Kollegin wieder getroffen.
Nathan der Weise, Rostock: Überraschung, es war gut
Gestern in Rostock gewesen. Resturlaub und STAPELLAUF verbunden. Hatte viel über das Volkstheater gelesen. War neugierig und danach begeistert. Volle Hütte, standing ovations. Bestes Volks - oder Stadtteater. Sparten - und Publikumsgemeinsamkeit wie selten. Hut ab. Als Zuschauer ohne Vorurteile, also unbefangen sind mir schon mehrmals die Augen sehr groß geworden. Alle 3 Teile des Spektakels, verschieden, aber gleich überraschend gut. Auch das Tanztheater mit Orchester SACRE. Aber LIEBESLIEDER als irritierend unbehagliche aber musikalisch überzeugende Truppenbetreuung war für mich das Highlight.War hin - und hergerissen zwischen Ablehnung und Euphorie. Herrlich political incorrect. Volltreffer ins peinliche schwarze Loch unserer täglichen Verdrängungen. Und mit den Gastauftritten des palästinensischen Flüchtlingsmädchens Reem und des von der Schließung bedrohten jüdischen Theaters mechaje schloss sich aufregend der Kreis zu NATHAN und seiner Ringparabel.
BRAVO dem Intendanten und Regisseur Latchinian, der Tanzchefin Taranu, dem Dirigenten Lehner, allen Beteiligten, auch der Gastronomie und den Vorplatzgestaltern.
Nathan, Rostock: provinziell
Intendant L. hat sich viel Mühe gegeben, seinen Zuschauern einen guten Abend zu bereiten. Während das Tanzstück und der Liederabend doch eher eingängig und gefällig waren, war ich von der Nathan Inszenierung sehr enttäuscht. Das Stück vor dem Hintergrund der aktuellen Konflikte streckenweise so bieder, dann wieder so ranschmeißerisch zu inszenieren - ich empfand das als sehr provinziell. Vielleicht sollte der Intendant in einer solchen Krise, in der sich das Theater befindet, mit keineswegs vollem Haus!, wie in 25 beschrieben, sondern sinkenden Zuschauerzahlen und fehlendem Zuspruch doch eher um seine Leitungshausaufgaben kümmern. Unser Volkstheater geht sonst vor die Hunde.
Nathan, Rostock: gelobhudelt
25. Wieder dieses ungute Gefühl von Lob aus den eigene Reihen. Wieder dieses aussergewöhnlich gute Informiertsein, so macht das hier sonst kaum einer, das klingt nach Pressetext und nicht nach persönlicher Meinung. Und wieder so ein extrem positiver Rundumschlag an und für alle und alles. Kritik darf wohl nicht stehen bleiben, das scheint ein Muster zu sein. Irgendwie bleibt diese Selbstlobtechnick aber doch spürbar und das ist peinlich.
Ich höre auch einiges andere über den Abend, das hier aber permanent weg gelobhudelt wird.
Nathan, Rostock: wie bei Amazon
#25 warum habe ich bei der Lektüre dieses Kommentars dasselbe schale Gefühl wie bei den offensichtlichen Fake-Bewertungen für Küchengeräte bei amazon, die aus der PR-Abteilung der Hersteller stammen?
Nathan, Rostock: Mieshudelei
26 - 28
Ein schales Gefühl hab ich bei Ihren Kommentaren. Bei Ihrer Mieshudelei.Ich lasse mir meine Begeisterung nicht nehmen.Falls Sie wirklich 3 sind, dann Ihnen zur Besinnung:
Was ich selber denk und tu
trau ich andern Menschen zu.
Nathan, Rostock: Gutreden funktioniert nicht
29: Auf die Idee, wäre ich nicht gekommen, drei Kommentare unter verschiedenen Namen zu schreiben. Interessant: da ist ihr Schlussspruch am Ende gleich noch aufschlussreicher.
Ich beschreibe nur etwas, dass mir seit längerem auffällt und mich irritiert. Und was die Leute am Volkstheater vielleicht gar nicht nötig hätten, wenn sie nicht so unter Druck stehen würden. Aber sich selbst ständig Gutreden wird nicht funktionieren. Es wirkt wie Verteidigung. Denn: Nicht alle irren sich, die anderer Meinung sind. Sicher würde es dem Volkstheater auch innerhalb des Hauses helfen, andere persönliche Haltungen offener zu zulassen, souveräner wäre es auf jeden Fall.

(Sehr geehrte Diskutant*innen, es scheint, alle Vermutungen und Verdächtigungen sind hinreichend zur Sprache gekommen, sodass jetzt die konkreten Diskussionen dieses Theaterabends wieder aufgenommen werden könnten. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Nathan der Weise, Rostock: hemdsärmelig
(...) nun mit noch mehr zeitlichem Abstand, muss ich mein Urteil sogar noch verstärken. Ich grüble, welchem grundlegenden konzeptionellen Gedanken diese Inszenierung gefolgt ist, und kann keinen entdecken. Es ist eine hemdsärmelige Arbeit, mäßig, die wenig hoffen läßt auf die kommende Spielzeit. Kann der Intendant nicht einige jüngere Regisseure verpflichten, damit die Köpfe des Ensembles wieder freier werden. Monokultur ist für Schauspieler nicht gut, für Zuschauer noch weniger. Dennoch werde ich dem Volkstheater die Treue halten, und versuchen aus meiner Position in der Stadt heraus mehr Einfluß zu nehmen.
Nathan der Weise, Rostock: junge Regisseur*innen
Werte Susanna, es tut uns leid, dass Sie auch nach längerem Nachdenken über unsere Produktion Nathan der Weise, keinen konzeptionellen Grundgedanken entdecken können, woran auch immer dies liegen mag. Vielleicht kommen sie einfach noch einmal?
Mit Ihrer Anregung, jüngere Regisseure zu verpflichten rennen Sie bereits offene Türen ein. Wie schon in den letzten Monaten Liz Rech, Amina Gusner, Lars Francke, Sonja Hillberger, so werden auch in den nächsten Monaten die jüngeren Regisseure Tanja Richter, Nicole Oder, Martin Stefke, Babette Bartz, Yvonne Groneberg an unserem Hause inszenieren. Vielleicht schauen Sie auch hier genauer in unsere Spielplanpublikationen?
Nathan, Rostock: Monokultur
Danke für die freundliche Aufklärung.
Ich sehe einen Spielplan im Schauspiel der nur von einer Handschrift, der des Intendanten, geprägt ist. Norway today, in 14 Tagen, wobei man sich fragt wie der Mann das seriöserweise schafft, nachdem er gerade eine Arbeit abgeliefert hat. Dann den Volksfeind, und schließlich noch Die Tochter des Ganovenkönigs, womit nahezu die Hälfte der Neuproduktionen im Schauspiel von einem Regisseur, dem Intendanten bestritten werden, dessen vordringliche Aufgabe es ist, im Gespräch mit der Politik das Theater zu sichern. Ich nenne das Monokultur.
Nathan, Rostock: Ihre Monokultur ist realiter Vielfalt
Offensichtlich wollen Sie sich nicht wirklich aufklären lassen, werte Susanna. Was Sie Monokultur nennen, ist bei der Vielfalt von Regiehandschriften eben keine Monokultur. Dies - zumal öffentlich - zu behaupten ist einfach unsachlich und schadet eher als es uns hilft. Bitte unterlassen sie das. Sie geringschätzen mit Ihrer Behauptung zudem alle neben unserem Intendanten inszenierenden Partner.
Außerdem verwundert schon, dass Sie meinen, dass Vertragsprofil eines inszenierenden Intendanten auf Gespräche mit der Politik beschränken zu dürfen. Wer auch immer sie sind, da überheben Sie sich.
Wir erleben täglich, wie unser Intendant durch seine künstlerische Arbeit u n d durch seinen Umgang mit der Politik und auch der Öffentlichkeit bemüht ist unser Theater zu sichern, mit allen Sparten, und sind froh darüber. Sollte Ihnen das bisher entgangen sein, dann informieren Sie sich bitte umfassender. Ihr Halbwissen ist ärgerlich.
Nathan, Rostock: bitte, beantworten Sie meine Fragen
Liebe Mitarbeiterin,
bitte antworten Sie doch auf meine Fragen. Wie ein Intendant es schafft, vier Inszenierungen in einer Spielzeit vorzubereiten und zu stemmen, und seriöserweise nebenher noch ein Haus zu leiten?
Es sind Fragen einer Rostocker Bürgerin und Steuerzahlerin, die sich Sorgen macht über die Aufstellung des Theaters in unserer Stadt, das bedroht ist von Spartenabbau und Fusionsbestrebungen.
Würden Sie, wenn wir hier schon im Dialog stehen, einfach meine Fragen beantworten, ob es Vielfalt ist, wenn der Intendant über die Hälfte der größeren Produktionen im Schauspiel übernimmt. Gibt es überhaupt einen Intendanten an deutschen Häusern, der mehr als zwei Inszenierungen an seinem eigenen Theater schafft? Ich frage mich inzwischen viel mehr, wer ihm das zugesichert hat?
Zudem werden die anderen Sparten extrem vernachlässigt. Rostock ist nicht Senftenberg.
Nathan, Rostock: unkritische Selbstlobgesänge
Susanna hat aber schon schlüssig dargelegt, dass die Hälfte der Inszenierungen vom Intendanten selbst stammen. Und ich bitte Sie, werte Mitarbeiterin, die paar Namen der Regisseure, zu denen Sie auch den überforderten Dramaturgen zählen, sind für einen Betrieb in dieser Größe wirklich dürftig. Ich stimme Susanna außerdem zu, dass die Künstler auf der Bühne davon kaum etwas haben. Im Gegenteil, es schadet ihnen und letztlich auch dem Haus, zumal keine negative Kritik akzeptiert wird, sich hier munter selbst auf die Schulter geklopft wird und man versucht, die Regionalpresse propagandistisch einzubinden. Herr Schlösser von Das-ist-Rostock darf ein Stück schreiben, dann ist er vielleicht noch zahmer als ohnehin, die Ostseezeitung rührt nur noch Einheitsbrei, der Intendant hört nicht auf, sich selbst zu loben. Geht ja ums Image des Hauses und den Erhalt desselben. Gut und richtig. Erstmal. Alle haben wahrgenommen, das etwas in Rostock passiert, wenige waren wirklich da, aber alle finden, es ist ganz toll, was dort gemacht wird. Spätestens nach dem Rausschmiß, dem damit verbundenen Zuspruch und den weiteren Querelen habt Ihr die volle Aufmerksamkeit. Es ist auch gut, dass Ihr Euch nun um die Kunst kümmern wollt, aber dazu gehört dann auch, dass man sich kritisch darüber auseinandersetzen darf. Und, dass man eine Vielfalt an künstlerischen Handschriften zuläßt und, dass man nicht diejenigen aus dem Ensemble wirft, die sich mal kritisch geäußert haben. So kommt Ihr mit Sicherheit nicht ans Ziel, nämlich dass man Eure Arbeit ernstnimmt und wertschätzt. Wollt Ihr wirklich immer nur Standing Ovations dafür, dass Ihr so tapfer kämpft oder vielleicht irgendwann mal Jubel für Euer differenziertes, kluges Programm.
Es ist doch hochinteressant, dass Herr Krug bestimmte Dinge anders gesehen hat. Weniger interessant sind die hilflosen Erkärungs-, Beschönigungs- und Verschwörungsversuche auf der anderen Seite der Kommentatoren. Noch etwas zur Monokultur: Es ist ja nicht nur so, dass der Intendant meint, vieles selbst machen zu müssen, er bedient sich sogar alter Mittel und Einfälle aus seinen alten Inszenierungen bzw. kopiert andere. Das ist nachvollziehbar bei dem Pensum (Ganz toll, wie er das alles macht!), den unkritischen Selbstlobgesängen, einer kaum vorhandenen kritischen Regionalpresse und der permanten Arbeit an der Selbstinszenierung. Da hätte ich dann auch keine Ideen mehr.
Nathan, Rostock: nichts wird vernachlässigt
Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, wie Herr Latchinian das schafft, ich staune selber manchmal. Ich kann Ihnen nur bestätigen, dass er das schafft. So jedenfalls mein Eindruck. Und er ist ja auch nicht allein.
Dass hier andere Sparten extrem vernachlässigt werden, ist auch wieder so eine unsachliche Behauptung von Ihnen, die mit unserer Realität nichts zu tun hat.
Hören Sie bitte auf uns schlecht zu machen. Es ist nicht produktiv und wird langsam albern. Da hier zu Wenige zu viel zu tun haben, wozu der Intendant aber auch ich zähle, bitte ich um Verständnis, dass ich mich jetzt ausklinke und wieder um das Wesentliche, nämlich die eigentliche Arbeit hier vor Ort kümmern muß. Tschüß.
Nathan, Rostock: ist Ranschmeiße die Lösung?
37. Ich staune, wie hier berechtigte Kritik weggeredet wird.
Meine Eltern waren am WE im Stapellauf und waren entsetzt, wie sich hier Theater an das Publikum ranschmeisst. Ist das die Lösung für unser Rostock? Muss Theater nicht Fragen stellen, sperrig sein, aufregen, neue Perspektiven zeigen usw? Anstatt vor allem gefallen zu wollen? Ich bin ratlos, was unser Theater betrifft. Und nicht nur ich offensichtlich. Aber am meisten irritiert mich und andere, diese selbstgerechte Art der Macher. Warum?
Nathan, Rostock: neue Lesart
Ich würde mich freuen, wenn Mitarbeiterin das ganze Rätsel auflöst, wie der Intendant das alles schaffen soll, und wo denn dann im Theater die gewünschte Vielfalt an Regiehandschriften bleibt.
Auch ich war über den Nathan sehr enttäuscht, weil ich mir in dieser Zeit eine differenziertere Auseinandersetzung mit diesem Text gewünscht hätte. Vielleicht wäre es spannend gewesen, wenn eine Regisseurin mit einem anderen Hintergrund sich dieses Textes und der Inszenierung angenommen hätte. Wir müssen uns für neue Lesarten öffnen, auch in Rostock.
Gerade in Rostock.
Nathan, Rostock: Gusner-Frage
Sollte die Produktion "norway today" nicht von Amina Gusner der von Mitarbeiterin erwähnten Hausregisseurin inszeniert werden.Liebe Mitarbeiterin warum muss denn das jetzt auch noch der vielbeschäftigte Intendant inszenieren.Die Hausregisseurin Gusner fand ich recht gut.Inszeniert Sie jetzt was anderes?Vielleicht mal auf der großen Bühne ?
Nathan, Rostock: Gusner nicht mehr in Rostock
Amina Gusner hat sich vom Volkstheater Rostock verabschiedet und arbeitet jetzt frei, zuletzt am Societätstheater Dresden.
Nathan, Rostock: man schweigt sich aus
Aber warum gibt es hierzu keine öffentliche Mitteilung? Kann es sein, dass Intendant Laschinjan die Inszenierung übernommen und Frau Gusner verabschiedet hat. Anders kann ich mir nicht erklären, dass der Intendant das Stück nun selbst am kommenden Wochenende herausbringt. Hat er dann noch Zeit, sich um das Theater zu kümmern?
Nichts von dem, was er versprochen hat, wird eingehalten, das Publikum erfährt nichts. Und auch über die Zukunft des Hauses schweigt die Intendanz sich aus. Wie soll es weitergehen mit dem Volkstheater? Oder hat L. Sich bereit erklärt, doch Sparten abzuwickeln? Liebe Mitarbeiterin, klärt uns auf! Bitte.
Nathan, Rostock: der letzte Stand
Amina Gusner hat in Senftenberg eine tolle Stella inszeniert, nachdem sie zuvor dort schon die Bitteren Tränen ein Jahr zuvor auf die Bühne gebracht hat. L. hatte sie als Regisseurin auch für Rostock verpflichtet, was ein Gewinn für das Haus und die Sparte wäre. Das ist der letzte Stand. Auch ich hätte gern wieder eine Arbeit von Frau Gusner in Rostock gesehen. Wir brauchen am Haus verschiedene Handschriften.
Nathan, Rostock: Kopf wieder aufgesetzt
Zu 42. Man muss nicht alles im Detail mögen, was er macht, aber man muss Fakten akzeptieren: der Rostocker Intendant hat das letzte Jahr bewiesen, dass er zu seinem Wort steht, wie kein anderer. Sogar sein Kopf ist gerollt und er hat ihn wieder aufgesetzt.
Warum sollte er jetzt Sparten kürzen wollen? Diese Unterstellung basiert entweder auf Unwissenheit oder Gemeinheit. Wie ich gelesen habe, hat er sogar ein Konzept vorgelegt, dass das Theater mit seinen 4 Sparten erhalten würde.
Wer das Theater ein bisschen mag, müsste ihm dafür die Daumen drücken, anstatt ihn hier öffentlich und kleinkariert so anzugreifen.
Fair ist was anderes. Lasst ihn einfach jetzt arbeiten! Ich als Theaterfan jedenfalls bin gespannt, was er macht.
Nathan, Rostock: erst mobilisiert, dann abgehängt
Darum geht es uns auch, liebe/r e.b.kirmes-Schenk.
Wir wollen, dass unser Rostocker Volkstheater wieder auf die Beine und raus aus der Kritik kommt. Uns irritiert, dass es offensichtlich ein Papier der Theaterleitung gibt, in dem Einsparpotentiale aufgezeigt werden. Und wir Fragen uns gerade, wo das Volkstheater noch sparen soll.
Zudem bleibt die Frage nach künstlerischer Vielfalt am Schauspiel. Noch immer ist nicht geklärt, warum Frau Gusner nicht mehr am Theater interessiert.
Wir sind mobilisiert worden, als das Theater vor einigen Monaten in der Krise steckte, und jetzt werden wir abgehängt. Das ist nicht in Ordnung.
Nathan, Rostock: Latchinians Kampf
Die ganze Kulturpolitik von MV kann ein Intendant nicht ändern. Aber vielleicht Arbeitsplätze retten an seinem Theater. Und so, wie ich das mitbekomme, versucht das Herr Latchinian mit ganzem Einsatz seit er da ist.
Sicher geht der Kampf da weiter, nur etwas weniger öffentlich.
Nathan, Rostock: Vielfalt an Stilen
Ich weiß nicht für wen - Stefan - Sie zu sprechen meinen, in meinem Namen jedenfalls nicht. Auch ich bin mobilisiert worden und hab demonstriert für Latchinian. Weil ich begeistert war und bin von der Leistung Latchinians als Intendant und künstlerisch. Endlich gab es die künstlerische Vielfalt in allen Sparten, die ich mir lange gewünscht hatte, besonders im Schauspiel, aber auch in der Oper, und im Tanz.
Selbst in Latchinians eigenen Regieen gibt es eine Vielfalt an Stilen oder Formen, dass ich manchmal überrascht war, dass das von Latchinian ist. in seinen Neuinszenierungen z. B. BABENDERERDE, WIE IM HIMMEL, der Oper TITANIC, BALLADENBRAUEREI, ZERBROCHNER KRUG ebenso, wie bei seinen Adaptionen von früheren Senftenberger Inszenierungen. Das war auch so bei "seinen aus Senftenberg mitgebrachten Hausregisseurinnen", bei Amina Gusners neuer Produktion MINNETRONICS, wie bei der adaptierten Senftenberger STELLA. Oder bei Nicole Oders neuem GLÜCKSKIND oder der Adaption KIND UNSERER ZEIT im Bunker. Ich empfand und empfinde das als Aufschwung im Schauspiel nach mauen Jahren. Und wie mir geht es sehr vielen. ich könnte hier noch vieles würdigen, statt herumzukritteln. Auch die Oper ist viel jünger und aktueller geworden. Auch das Tanztheater, und da stört mich auch nicht, dass die Chefin Katja Taranu fast alles selber macht, im Gegenteil. Das hat sicherlich viel mit Nöten zu tun.
Dass sich Arbeitsbeziehungen zwischen Partnern ändern ist doch ganz normal, verdichten, lockern, pausieren, enden. Amina Gusners Inszenierungen, höre ich, bleiben weiter im Spielplan. Schön. Warum müssen wir hier spekulieren über Zusammenhänge, die die Akteure offensichtlich nicht öffentlich kommunizieren wollen?
Nathan, Rostock: warum sind Führungsfiguren weg?
Also Stefan spricht zumindest mir aus dem Herzen.
Und warum ich gern wüsste warum Amina Gusner nich mehr inszeniert?
Nun eben weil ich Stella und Minnetronics toll fand.
Und weil das nun schon der zweite Abgang im Führungeteam nach Tobias Rausch ist.Ich möchte gar nichts skandalisieren ,ich möchte nur ein wenig Information warum aus einer so kleinen Mannschaft an Führungsfiguren gleich zwei sich verabschieden.
Nathan, Rostock: Oper kommt zu kurz
Zu 47:
Sie meinen also Latchinian selbst sei vielfältig genug, neben zwei jungen Regisseurinnen? Zu schön um wahr zu sein. Frau Gusner wäre vielleicht sogar geblieben, aber sie hat Kritik an Latchinians Ensemble-Politik geäussert.
Interessant, dass Sie auschließlich Titel des Schauspiels aufzählen. Tanz u. Oper kommen in einem Nebensatz kurz zur allgemein lobpreisenden Erwähnung. Das ist bezeichnend für die gesamte nach den Interessen des Intendanten geformte Programmpolitik. Bei Musiktheater ist er rat-und hilflos, nicht zuletzt weil er fast jede Beratung als Beleidigung sieht. Ganz besonders in der von Ihnen erwähnten Inszenierung (?) von Titanic. Ein absolut uninspiriertes Herumgestehe ohne Handlung und mit überdeutlichen Mitteln wie Totenkopfmasken etc.
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