Die Kandidaten für die Intendanz des Potsdamer Hans-Otto-Theaters
Die Findung beginnt
Potsdam, 19. März 2008. Zur Spielzeit 2009/2010 wird Uwe Eric Laufenberg, derzeit noch Intendant am Potsdamer Hans-Otto-Theater, Intendant an der Kölner Oper; wir haben es gemeldet. Die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) nennt in ihrer heutigen Ausgabe jene Kandidaten, die einer Findungskommission als Laufenbergs mögliche Nachfolger vorgestellt werden.
Es sind Sewan Latchinian, Intendant der Neuen Bühne Senftenberg (über ihn druckt die MAZ ein ausführliches Porträt), Tobias Wellemeyer, Generalintendant des Theaters Magdeburg, Res Bossart, von 2002 bis 2005 Intendant am Meininger Theater, Joachim Klement, Chefdramaturg des Düsseldorfer Schauspielhauses, Ulrich Greb, seit 2003 Intendant am Schlosstheater Moers, Heike Müller-Merten, seit 2005 Chefdramaturgin am Schauspiel Leipzig und Tatjana Rese, seit 1997 freie Regisseurin.
Mit einer Entscheidung ist bis zum Sommer diesen Jahres zu rechnen.
(dip)
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Stellen Sie sich vor, am Fuss einer Kritik in der Frankfurter Rundschau würde stehen:
Diese Kritik wollten schreiben: Petra Kohse, Esther Slevogt, Dirk Pilz, Peter Michalzik und Nikolaus Merck. Die Redaktion hat sich für Dirk Pilz entschieden - herzlichen Glückwunsch an den Gewinner!
ich sehe die Berwerber nicht beschädigt, indem man ihre Namen veröffentlicht. Im Gegenteil.
Wer sich auf einen Intendanten-Posten bewirbt, strebt ein öffentliches, auch politisch relevantes Amt an; die Öffentlichkeit hat ein Recht, darüber informiert zu werden. Und darüber zu informieren, ist eine der Aufgaben des Journalismus; in der DDR war das tatsächlich einst anders. Und wer glaubt, durch eine Nicht-Berücksichtigung einer Bewerbung beschädigt zu werden, hat das Amt eines Intendanten eben als ein öffentliches nicht verstanden; das würde ich keinem Bewerber unterstellen. Übertragen Sie Ihre Forderung auf (sonstige) politische Ämter, wo Öffentlichkeit (in der Demokratie) selbstverständlich ist: warum das für und im Theater nicht selbstverständlich sein soll, indem man nicht informiert, leuchtet mir in keiner Weise ein.
Im übrigen ist ihr Vergleich mit dem Schreiben einer Kritik nicht nur schief, sondern beide Dinge lassen sich nicht vergleichen, weil sie verschiedenen Regeln und Strukturen gehorchen, abgesehen davon, dass es für das Schreiben einer Kritik weder ein Bewerbungsverfahren noch eine Findungskommission gibt; das Leiten eines Theaters und das Schreiben einer Kritik lassen sich im übrigen auch nicht vergleichen.
Mit Grüßen,
D. Pilz
niemand wird doch sagen: "ach, frau müller-merten, hatten sie sich nicht damals um die intendanz in potsdam beworben? tja, schade auch, das war wohl nichts ... wir wollen Sie auch nicht, Sie können gehen."
ist doch absurd.
Ansonsten bleibe ich bei meiner Position, die im übrigen übereinstimmt mit der im Westen gepflegten Vorgehensweise bis vor zehn Jahren.
Der Intendant Latchinian und der Intendant Wellemeyer (wenn er es nicht geworden wäre) wären an ihren Heimatstandorten sehr wohl sehr beschädigt gewesen, da die regionale Politik von den Abwanderungsgelüsten informiert wäre. Es gab vor wenigen Wochen einen solchen Fall, wo ein Intendant nicht zuletzt wegen seiner öffentlich gewordenen Bewerbung um Dessau in schwere Krisen bei seinen Heimatpolitikern geraten ist - dergleichen Fälle sind mir mehrfach bekannt. Intendanten, von denen öffentlich wird, dass sie eigentlich wechseln wollen, haben an ihrem derzeitigen Standort definitiv schlechtere Karten.
Man müsste zurückblättern, bis zu welchem Zeitpunkt schon in der Ausschreibung der Position Vertraulichkeit garantiert wurde (!). Deswegen schadet die Veröffentlichung.
"Wer ein Intendantenamt anstrebt, strebt ein öffentliches, auch politisch relevantes Amt an, die Öffentlichkeit hat ein Recht, informiert zu werden".
Na ja. Die wirklich interessierte Öffentlichkeit... also für Theater incl. Musical interessieren sich 11% der Gesamtbevölkerung, ohne Musical 4,5 %, von diesen 4,5 % wissen vielleicht 20%, was ein Intendant überhaupt macht. Da gibt es keinerlei Informationsbedarf, zumal die "Öffentlichkeit" keine Ahnung hat, wer die Bewerber sind und wofür sie stehen (oft wissen das ja nicht mal die Leute, die in der Findungskommission sitzen bzw. über die Berufung entscheiden).
Ich erinnere gern an Oma und Opa im Kino, am Ende läuft der Abspann und Opa sagt zu Oma: "Ach gugge, Regie hat auch wieder mitgespielt!"
Also: Das ist eine Indiskretion für Insider und einige wenige Politiker, die den Betroffenen zweifach schadet: einmal für künftige Bewerbungen und einmal am Heimatstandort. Für die "Öffentlichkeit" ist die Information vollständig irrelevant.
solche Fälle, in denen Politiker derlei Informationen verwenden, um Druck zu machen sind mir ebenso bekannt; zum Beispiel auch aus den 80er Jahren.
Nur finde ich das eine sehr seltsame Schlussfolgerung, die Sie vorschlagen: weil Politiker solche Informationen instrumentalisieren, soll die Öffentlichkeit nicht informiert werden; weil Politiker also das öffentliche Recht auf Information für ihre Zwecke missbrauchen, soll von diesem öffentlichen Recht kein Gebrauch gemacht werden. Auch hier: Übertragen Sie dies auf die sonstige Politik - jegliche politische Berichterstattung kann für die einzelnen, eigenen Zwecke instrumentalisiert werden. Wenn man daraus schließt, besser nicht zu informieren, schafft sich der Journalismus ab. Das wäre ein Rückzug, der vor dem Missbrauch solcher Informationen durch Politiker einknickt - und ihn letztlich duldet. Man beendet solche Praktiken, solche Missbrauchs-Poilitik nicht durch Hinnehmen. (und Sie sagen, im Westen sei das immer so gewesen? Und was besagt das?)
Und: Öffentlichkeit ist keine Frage der Quantität, sondern der Qualität; das öffentliche Recht beginnt nicht erst bei einem bestimmten Prozentsatz. Wer, zum Beispiel, Wahlbetrug begeht, begeht Wahlbestrug, auch wenn er nur sein Dorf hinters Licht geführt hat. Das Prinzip der Demokratie ist, dass sie überall und in allen Belangen gilt - noch nicht einmal der Theaterbetrieb hat Sonderrechte.
Nach Ihrer Argumentation weiß niemand, wie ein solches Bewerbungsverfahren läuft und es soll und braucht auch niemand wissen; Sie fordern den Schutz des Insiderreiches, wo am besten keiner so richtig hinschaut; ich denke, dass gerade solche Insider- Praktiken (und eine Verteidigung, wie Sie sie vorschlagen) aufschlussreich sind und plädiere nach wie vor für das Recht auf Information.
P.S. Was der Generalsekretär einer Partei "wirklich" macht, wissen wahrscheinlich nicht einmal 20 Prozent.
In Potsdam hat es eine Indiskretion gegeben, doch nicht durch die Bekanntmachung der Kandidaten, sondern im Vorfeld durch die Tatsache der Installation eines Kandidaten, ohne die bekannten und bewährten Verfahrensformen. Gerechterweise, hat sich hier mal die Demokratie durchgesetzt. Googeln sie: "Er wäre nicht weg gegangen"
Sollte der Journalismus seitdem weitere Felder demokratischer Öffentlichkeit erobert haben? Ist mir sonst gar nicht aufgefallen?
Aber vielleicht lassen wir die Debatte - wer sich heutzutage um eine Intendanz bewirbt muss halt gewärtig sein, dass es kolportiert wird. Spielregeln, okay. Lassen wir's, es ist die Müh' nicht wert.