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Johan Simons wird Intendant des Bochumer Schauspielhauses

Überraschende Lösung

Bochum, 3. /5. Februar 2016. Johan Simons soll neuer Intendant am Schauspielhaus Bochum werden. Wie der WDR meldet, wird er die Nachfolge von Anselm Weber antreten, der zur Spielzeit 2017/18 ans Schauspiel Frankfurt wechselt. Der 69-jährige Niederländer Simons  ist seit 2015 Intendant der Ruhrtriennale. Seine Regiearbeiten wurden mehrfach mit Theaterpreisen ausgezeichnet. Der Verwaltungsrat des Bochumer Schauspielhauses will den neuen Intendanten am Freitag , den 5. Februar offiziell vorstellen.

Die Berufung Simons' kann als Coup gelten. Als Intendant der Münchner Kammerspiele 2010 bis 2015 pflegte er eines der besten deutschsprachigen Ensembles und arbeitete mit prägenden Regisseur*innen zusammen. Unter seiner Leitung war das Haus mit insgesamt sieben Produktionen zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Über Webers Nachfolge war lange spekuliert worden (siehe hier und hier). Zuletzt hatte das Ensemble öffentlich die schleppende Intendantensuche kritisiert.

Länderübergreifendes europäisches Theater

Am 5. Februar hat der Verwaltungsrat einstimmig die Ernennung von Johan Simons beschlossen. Das berichen diverse Medien mit Bezug auf dpa, darunter auch das WAZ-Portal derwesten.de. Simons werde die Intendanz jedoch erst ab der Spielzeit 2018/19 übernehmen, hieß es am Freitag in Bochum. Interimsintendant soll in der Spielzeit 2017/18 Olaf Kröck werden, zur Zeit noch geschäftsführender Dramaturg am Bochumer Schauspielhaus.

Johan Simons auf der Pressekonferenz. Quelle: coolibrimagazin / Youtube
Ab 2018 will Johan Simons das Bochumer Schauspielhaus Medieninformationen zufolge zu einem länderübergreifenden, europäischen Theater machen. Zusammen mit dem belgischen Stadttheater NTGent und dem Neuen Theater Rotterdam, das er gerade mitgründe, soll ein Theaternetzwerk entstehen, berichtet derwesten.de.

Im Ruhrgebiet gebe es 140 Nationalitäten, so Simons in einen Interview mit Deutschlandradio Kultur. Darüber könne man Stücke machen. Auch seien die Niederlande geografisch deutlich näher gelegen, als beispielsweise Hamburg und Berlin.

(WDR / geka / derwesten.de / sle)

Mehr dazu: Auf coolibiri.de, der Internetseite des NRW-Kulturmagazins Coolibri, ist ein Mitschnitt der Pressekonferenz zu sehen, auf der Johan Simons am 5.2. 2015 seine Bochum-Pläne und seinen "europäischen Blick" aufs Theater vorgestell hat..

 

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Kommentare  
Simons nach Bochum: großartig
Großartig! Das ist das Beste was dieser Stadt passieren konnte.
Simons nach Bochum: hurra
Hurra!

Das ist eine sehr gute Nachricht.
Simons nach Bochum: wieviele Reiche?
An wieviel Häusern ist Johan Simons dann Intendant, hat da noch jemand den Überblick? Die Ruhrtriennale läuft dann aus, aber was ist mit Gent und Rotterdam?
Simons nach Bochum: lange Suche hat sich gelohnt
Nun scheint sich das lange Suchen doch noch gelohnt zu haben.Hoffentlich stimmt das auch.Dann 8g8nkann ich der Stadt Bochum und seinem Schauspielhaus nur gratulieren.Chapeau!
Simons nach Bochum: guter Geist
Das freut mich für das Theater. Das hat es verdient, einen guten Geist an seiner Spitze, endlich. Wunderbar.Glück auf!
Simons nach Bochum: Glücksfall
Wenn das stimmt - ein Glücksfall für die Region!!!
Simons nach Bochum: Coup
ein wirklicher coup und ich beneide die bochumer, wenn sie Elsie de Brauw zukünftig regelmässig auf der bühne bewundern dürfen.
Simons nach Bochum: Simons-Kartell
Bitte nicht! 3 Theater zu leiten, das ist zu viel Macht bei einem Mann! Bochum, werdet kreativ! wir haben 2016! es gibt soo viele Menschen, die nicht männlich sind und noch dazu nicht über weiße Privilegien verfügen.
Simons nach Bochum: Theatergeschichte
Ist doch so langweilig gewesen die letzten Jahre in München. Schauspieler stehen auf der Bühne tragen Texte vor und das Orchester spielt dazu. Der Mann ist Theatergeschichte und NICHT ZUKUNFT!!!!
Absolut nicht nachvollziehbar diese Entscheidung. Schade und traurig zugleich.
Simons nach Bochum: Excalibur
Nachdem der liebe Herr Anselm Weber über Jahre das große Schauspielhaus Bochum mit seinem Bürokraten - Erkunde Theater misshandeln durfte, tritt nun endlich ein Intendant von Format an, dem man zutrauen darf, das Excalibur unter den deutschen Sprechtheatern endlich wieder aus seinem Stein zu ziehen. Frankfurt ist zu bedauern (...)
Simons nach Bochum: sad news
Bochum, this is sad news.
Together with Rotterdam and Gent, you'll get an intendant who is never there, because he has to manage three large houses in three different countries. Who's interested in prestige over productions every time.

Although in Holland unemployment rates in the theatre sector are at an all time height, Simons - who is years beyond his pension date and has not made anything very extraordinary for some time now - sees no problem whatsoever in fulfilling three top positions at once. Very handy with large European subsidies in mind, which demand a production is supported by at least three countries. There is a reason Europe wants more than one party involved when large sums are requested - to make sure no one big ego who has a way with words and more prestige then talent doesn't make a run for it. But hey, its Johan Simons!
One man can never give all three houses the attention they need and deserve. Very prestigious for the boards, yes. Nice for the media too. Bad news for all those actually employed at those various houses, who need some dedicated and visionary leadership. And for all those who take theatre seriously beyond looking good on someones resume or in the papers.

Why not get someone dedicated with talent and energy for years to come? Don't commit yourself to someone who has become just a name which might induce sales for a while longer, but has been on the decline for a long time.
Excalibur? Simons is part of the stone in which the sword has been stuck for a long time.
Simons nach Bochum: drei Häuser gleichzeitig?
Wie, Simons will tatsächlich die Leitung der drei Häuser in Gent, Rotterdam und Bochum kombinieren? Das wäre echt eine Frechheit. Habt ihr dazu mehr Informationen, lieber Nachtkritiker?

(Werter Zahlenmensch, zurzeit nicht, aber wir gehen dem nach. Und freuen uns natürlich über Mitrechercheure und Hinweise. MfG, Anne Peter / Redaktion)
Simons nach Bochum: sicher präsidial
Herzlich Willkommen deutsche Theaterkultur, im Endstadium des Neoliberalismus!
"Some guys have all the fun, some guys get all the money."
Wenn 62 Menschen die halbe Welt besitzen, dann kann ein Intendant doch wohl drei Häuser gleichzeitig leiten. Naja, sicher präsidial, mit je einem/einer Leitung für "Inhalt" und "Wirtschaft" - ach nein, letzteres haben wir gerade an McKinsey ausgelagert, war ja auch nicht anders zu erwarten. Nein, mit Hochmut oder Hochhuth hat das jetzt nichts zu tun.
Simons nach Bochum: weitere Kandidaten
Warum gehen denn alle davon aus, dass er dann tatsächlich drei Häuser gleichzeitig leitet? Vielleicht gibt er ja eins ab? Oder zwei? Oder er kommt gar nicht und der renommierte international vernetzte Theatermacher, von dem die Rede ist, ist ganz jemand anders? Der in Bochum schon bekannt Jan Klata wurde von irgendeiner Ruhrgebiets-Lokalzeitung auch als Kandidat genannt.
Simons nach Bochum: kein Kandidat fürs Entstauben
Johan Simons ist sicherlich ein kluger Kerl, aber die dringende Lüftung und Entstaubung des eingeschlafenen Bochumer Schauspielhauses wird mit der Personalie wohl kaum gelingen - erst recht nicht, wenn er tatsächlich zusätzlich die zwei weiteren Häuser in NL leiten solle (was hoffentlich nicht der Wahrheit entspricht!).

Schade. Hätte mir wen mit mehr Biss und Provokationslust gewünscht (Jan Klata, Kay Voges,...), und also eine mutigere Entscheidung der Stadt. So wird das nach Dortmund und Köln verscheuchte junge Publikum nicht zurückkehren.
Simons nach Bochum: desaströs?
@ Naja:Also ich bin jung und fände es desaströs wenn Jan Klata Intendant würde. Es gab wenig schlimmere und ätzendere Inszenierungen als seine drei in den letzten Jahren. Auch das Publikum, weder das junge, noch das alte, schien irgendwas mit dieser Regieführung anfangen zu können. Kay Voges wäre eine genauso uninspirierte Entscheidung wie damals Weber.
Simons scheint mir zumindest eine spannende Lösung. Was ich von ihm in den Münchener Kammerspielen gesehen habe war durchaus vielversprechend. Herr Townsend hätte damit endlich mal eine gute Entscheidung getroffen.
Simons nach Bochum: persönliche Sicht
Ich bin neidisch auf Bochum, denn ich versauere hier in Wien!
Simons nach Bochum: Methusalem-Komplex
Simons wird dann als Intendant in Bochum 72 bis 77 jährig tätig sein! Warum können so viele weiße, alte, privilegierte Männer nicht endlich mal Platz für den Nachwuchs machen?!
Simons nach Bochum: Intendant auf drei Hochzeiten
Was hat das Theater Bochum für wundervolle, künstlerisch anspruchsvolle Zeiten erlebt!!! Nicht Goerden oder Weber natürlich. Aber die drei Jahrzehnte zuvor!!! Streitbar und groß, politisch relevant, provokant und vielschichtig. Besonders das Bochumer Publikum war und ist sensationell!! (fahren sie mal nach Düsseldorf, Köln oder Essen) Das jetzt dieses wundervolle Haus mit einem Intendanten konfrontiert ist, der auf drei Hochzeiten tanzt . . . . Warum??? Wirklich nur der Name???? Beschämend Herr Townsend!!!!
Simons nach Bochum: mehr Elder Statesmen
@Alex #18
Lassen Sie den Mann doch machen, wenn er noch Kraft und Leidenschaft hat. Ist mir tausend Mal lieber, als den nächsten jungen, hippen Namen zu hören, der sich unbedingt beweisen muss und das Rad neu erfinden will, um die Karriere anzuheizen. Das hat Simons gar nicht mehr nötig.
Nur in Deutschland ist man so doof zu glauben, mit über 70 sollte man besser zuhause bleiben. Schauen Sie sich mal Hillary Clinton und Bernie Sanders an – die wären bei Amtsantritt 69 und 75 Jahre alt und Millionen Menschen trauen ihnen zu, eine ganze Nation zu regieren.
Aber auch das Theatertreffen meint ja: Hauptsache jung! Erfahrung: Wurscht! Ich hätte gern wieder mehr "elder Statesmen" (und women!) im Theater, die noch sprühen und Ideen haben – und nicht auf jeden Theaterhype reinfallen.
Simons nach Bochum: Flexibilisierung oder Zerschlagung?
Unfassbar: Johan Simons wird unter dem Etikett "länderübergreifendes europäisches Theaternetzwerk" drei Häuser leiten, damit Bochum Geld und Personal sparen kann. Sowas nennt man Theaterfusionierung, oder nicht? Flexibilisierung der Strukturen oder Zerschlagung der Strukturen. Und wenn er wieder weg ist, der Netzwerkintendant, steht das Theater Bochum ohne Netzwerk und mit kaputtgesparten Strukturen da.
Simons nach Bochum: im kleinen Finger
@Maria #20
Maria hat ja so recht. Dieser Aufschrei gegen die "privilegierten alten Männer" ist inzwischen nur noch lächerlich und vollkommen realitätsblind. Als ob im deutschen Theater kein "Platz für den Nachwuchs" (#18)wäre! Dabei machen heute auch die unbeschriebensten Blätter und schwachbrüstigsten Nachwüchsler schon Blitzkarrieren (ob bei Lilienthal, bei Dercon oder beim Büdenhölzerschen Theatertreffen, beispielsweise 2014 und 2015). Das Geseufze jedenfalls, es würden überall verstockte alte Männer auf ihren Privilegien hocken und die Aufstiegschancen der jungen Generation blockieren, kommt einem da nur noch unfassbar lamentabel vor. Aber offenbar glauben noch immer einige an die Zugkraft dieses (in den Zeiten, als die Alt-68er alle Throne okkupiert hielten, durchaus triftigen!) "Arguments". Warum? Sie wollen damit offensichtliche Qualitäts- und Erfahrungsunterschiede schlicht kaschieren. Wie vor einigen Jahren etwa bei jener 3sat-Theaterpreis-Jurydiskussion, bei der einige (jüngere! weibliche!) Teilnehmerinnen von "Veteran" Peymann argumentativ regelrecht an die Wand gedrückt wurden. Das Lamento war groß - und natürlich war der böse alte Mann mit seinem herrscherlichen Getue an allem schuld. Dabei war es ganz einfach: Die blassen Kritikerinnen hatten dem vor Energie sprühenden Peymann an Kompetenz, Rhetorik und vor allem Leidenschaft nichts entgegen zu setzen. Simons ist nun noch mal ein ganz anderer Typ als Peymann - aber auch er hat in seinem alten Kopp und im kleinen Finger mehr Kunstverstand und Theaterleidenschaft als so manche, die sich jetzt grade mal so jung und toll und angesagt vorkommen.
Simons nach Bochum: deutsches Klein Klein
Aber es ist das Dutzend alter Männer, das immer noch den deutschen Theatermarkt beherrscht und nach eigenem Gusto den Jungen Arbeit gibt, die ins Konzept passen.
Simons und Dercon muss ich hier sogar einmal außen vorlassen, weil sie nicht aus D kommen, keine Bühnenvereinspolitik betreiben, und von keiner dieser Bühnenvereins gesteuerten Auswahlkommissionen ins Amt gehievt worden ist.
Ich freue mich, dass Simons weiter in D arbeitet.
Große Künstler sollten mehrere Standorte haben und international vernetzt sein, das deutsche Klein Klein ist hoffentlich bald vorüber.
Simons nach Bochum: sechs Theater
zu #22: „Simons ... hat in seinem alten Kopp und im kleinen Finger mehr Kunstverstand und Theaterleidenschaft als so manche ...“, schreiben Sie.
Den Vorrat wird er auch brauchen. Wenn er zur Spielzeit 2018/19 in Bochum antritt, leitet er 6 (in Worten sechs) Theater: 4 (in Worten vier) allein in Rotterdam (Ro Theater, Rotterdamse Schouwburg, Wunderbaum, Productiehuis Rotterdam, Leitung ab 2016), eines in Gent (NT Gent, Leitung ab 2015) und eben das Schauspielhaus Bochum. Außerdem firmiert er bis 2017 als Intendant der Ruhrtriennale. „Simons wird Theaterriese in Rotterdam“ schrieb die Zeitung ’de Volkskrant’ bereits am 2.12.2014 - es kann also kein Kulturdezernent und kein Verwaltungsrat sagen, er habe von dieser Ämterhäufung nichts gewußt. Es darf andererseits als sicher gelten, daß das Bochumer Theater mit einigem Abstand das am besten finanzierte Haus des holländisch-belgisch-deutschen „Simons-Kartells“ sein wird, ein Aspekt, der dazu beigetragen haben mag, „die Sehnsucht nach der Familie“, mit der Simons seinen Abschied aus München begründet hat, mindestens soweit zu relativieren, wie es nötig ist, will wer ein solches Kartell verantwortlich leiten. Was die von Simons angekündigte Verwandlung des Schauspielhauses Bochum in ein „Haus der Kulturen“ angeht, so wird man die Feststellung treffen dürfen, daß es sich einstweilen um nicht mehr als eine Phrase handelt: ein Theater, das Shakespeare, Claudel, Pirandello, Valle-Inclan, Aristophanes, Ibsen, Corneille, Molière, O’Neill, Tolstoi, Maeterlinck auf dem Spielplan hat - ist ein solches Theater etwa kein „Haus der Kulturen“? Und schließlich hat sich, im Zuge der nicht allzu „harten Verhandlungen“ (von denen der Kritiker Stefan Keim zu wissen meinte), im Hinblick auf die zu erwartenden Sparbeschlüsse ab 2017/18 eine kommode Lösung gefunden: unterschreiten die Etats einen bestimmten status quo, kann Herr Simons vorzeitig gehen. Er hätte in diesem Fall nur noch 5 (in Worten fünf) Theater zu leiten.
Simons nach Bochum: andere Kulturdezernenten braucht das Land
Ach, geliebtes Schauspielhaus Bochum...
Seitdem E. Goerden und A. Weber sich als zu klein für die großen Fußstapfen der exzeptionellen Geschichte dieses wunderschönsten deutschen Stadttheaters mit sagenumwobener Tradion erwiesen haben, mußte man als leidenschaftlicher Fan und Zeitzeuge besorgt Seufzen, wie die aktuelle Intendantenfindung anlief, geschlagene 9 Monate andauerte, weil eine öffentliche Ausschreibung des Bochumer Intendantenposten sich für dieses Haus einfach gleich gar nicht (!) gehört, ein unverzeihliches Selbsteingeständnis ist, aber die Chose in den leider ganz theaterunbeleckten Händen des in dieser Frage also überforderten Kulturdezernenten, M. Townsend, zur Fortsetzung einer unwürdigen Intendanten-Besetzung für dieses in Bochum so wichtigen kulturellen Aushängeschildes zu werden drohte: amtierende Intendanten-Namen von drittklassigen Stadttheatern wie Kassel, Konstanz, Dortmund machten gar die Runde! So geht das nicht gut, wenn dem Entscheidungsträger die Kompetenz und der gewiefte Blick über den gegenwärtig etwas provinziellen Tellerrand Bochums hinaus leider fehlen.

Glücklich sind die wenigen Städte, die einmal charismatische Kunstkenner als Kulturdezernenten hatten und heute sehr vereinzelt haben: Ohne Richard Erny gäbe es keine exzeptionelle Theatertradition in Bochum; ohne Hilmar Hoffmann selbige zzgl. Museumslandschaft auch nicht in Frankfurt/Main. Insofern ist es tatsächlich ein Glück, daß der Aufsichtsrat des Schauspielhauses Bochum das Ruder übernommen, und es offensichtlich Herrn Townsend aus der federführenden Entscheidungshand genommen hat, als dieser mit dem offenbar sehr konkreten Liebäugeln mit Alt-Intendant M. Hartmann als dem nahezu Auserkorenen, Hartmann selbst und die Stadt Bchum durch diese von Townsend ernstgemeinte Reaktivierung fast der Lächerlichkeit preisgeben wollte (so wie es Friedrich Schirmer in Esslingen schamlos in Kauf nimmt). Diese in Bochum Gott-sei-Dank vonstatten gegangene Teil-Entmachtung des Kulturdezernenten im Sinne eines dem Schauspielhaus wieder würdigeren künstlerischen Zukunft, was exzeptionelle Qualität und künstlerisches Niveau betrifft, macht Bochum dann glücklicherwise dann doch nicht zur echten Provinz, und ist die eigentliche Nachricht des Vorgangs am Schauspielhaus Bochum über den Tag hinaus: Oberbürgermeister/-innen und Stadträte mit kommunalen Stadt-/Staatstheatern, bitte stellt Kulturdezernenten ein, die in der Frage der Intendantenbesetzung wirklich kompetente schillernde Intellektuelle mit künstlerischem Verstand sind, nicht nur im Klein-Klein von alltäglichen Verwaltungsaufgaben!
Simons nach Bochum: andere Kulturdezernenten braucht das Land II
Teil 2

Auch wenn die Wahl des Johan Simons für Bochum nicht unglücklich genannt werden soll, und sein Rang oder Prestige endlich wieder den lange vermißten Glanz ans Schauspielhaus Bochum bringen können: Ein "Coup" für Bochum ist er als Künstler heute nicht mehr, und mit 72 Jahren sollte keiner mehr Intendant werden, sondern Platz machen, wenn es Jüngere gibt, die das in der Kunst so wichtige Risiko (inkl. Scheitern) noch einzugehen imstande sind. Aber Herr Simons ist offensichtlich nicht TROTZ seiner ab 2018 dann 3 Intendanzen in Bochum, Rotterdam und Gent für das Schauspielhaus bestimmt worden, sondern gerade WEIL er diese drei Theater leiten wird!! Dieses Faktum war den Entscheidern soviel wert, daß sie sich sogar auf eine Interim-Spielzeit nach dem Abgang A. Webers einlassen werden. Denn durch die ab 2018 explizit angekündigten Koproduktionen/Zusammenarbeit zwischen den 3 Standorten läßt sich die unabweisbare Unterfinanzierung des Bochumer Hauses dann ja buchhalterlich geschickt auffangen, kaschieren bzw. wegrechnen. Ständige Gastspiele hier und dort werden leider den Bochumer Spielplan prägen. Auch wenn J. Simons am Ensemble in Bochum festhalten will, riecht es arg nach Dauer-Festivalisierung, Gemischtwarenladen allzuvieler Gesichter auf der Bühne und mangelnder lokaler Identitäsverankerung von Spielern, Ästhetik und Stücken. Denn plötzlich wird ja alles, was in Bochum produziert werden wird, durchaus in allen 3 Häusern spielbar und ankommen können MÜSSEN! Absolut gesehen, könnte es also weniger Produktionen und weniger Schauspieler in Bochum geben als heute, aber durch die Simons'sche Netzwerk-Einsparungen kann das klamme Bochum die unabweisbaren Kürzungen jetzt als "Coup" verkaufen. Wehe, wehe der Nach-Simons-Ära, wenn der/die Nachfolger/-in dieses 3-Städte-Netzwerk nicht mehr mitbringt/gewährleistet, und die plötzlich existenziellen Koproduktionsersparnisse aus Gent und Rotterdam ab 2023 wieder fehlen werden!! Die Zukunft hat Schulden.


Die Kunstkenntnis und das nachhaltige Über-den-Tellerrand-Schauen fehlen jedenfalls auch dem Verwaltungsrat des Schauspielhauses (nicht nur dem Bochumer Kulturdezernenten) trotz der würdigen Wahl J. Simons, denn wie schon bei A. Weber reicht auch bei der Inthronisation des Holländers der Blick leider auch nicht viel weiter als bis in die Nachbarschaft nach Essen bzw. jetzt zur RUHRtriennale. Nein, Weitsicht, Kennerschaft, Aufbruch, Risiko, trotzdem Traditionsbewußtsein und einen wirklichen "Coup" hätte man in Bochum einzig mit der Wahl von Karin Henkel bewiesen, die durch ihr gegenwärtiges Alter, ihre künstlerische Qualität, sogar ihr Geschlecht und bereits erworbener Meriten am Schauspielhaus Bochum der in Abwägung anderer verfügbarer Kandidaten die einzig zukunftsweisende Wahl in dieser Stunde für die Bochumer Intendanz gewesen wäre! Aber sie muß offenbar abgelehnt haben, oder man ist im leider etwas provinziellen Bochum einfach nicht auf diese bestmögliche Regisseurin gekommen, weil sie in gerade nicht vor der Haustür im Ruhr-Pott inszeniert und noch nirgends Intendantin war. (der Verf. ist mit Frau Henkel übrigens nicht bekannt.)
Simons nach Bochum: Logik der Expansion
Lieber MR, Sie mögen ja in vielem oder sogar in allem recht haben - aber was hat Friedrich Schirmer damit und insbesondere mit Hartmann zu tun? Wo erkennen Sie die Lächerlichkeit, die Schirmer, noch dazu "schamlos", in Kauf nimmt? Mit Ihrer Unterstellung verfallen Sie genau jener Logik der Expansion, die für "große Namen" nur den Aufstieg zu immer größeren Dimensionen - drei, vier, sechs Theater! - vorsieht und auf die Kulturpolitiker, die nie ins Theater gehen und von nichts eine Ahnung haben, mit Vorliebe zugreifen. Um der Wahrheit willen sei daher festgehalten: Schirmer macht in Esslingen hervorragende Arbeit, die dem Ort, der Region und den Aufgaben eines notwendig mobilen Landestheaters mehr als nur angemessen ist. Sein Spielplan kann sich sehen lassen, das Ensemble ist seit Soubeyrand deutlich besser geworden, und Schirmer hat gut daran getan, aus der WLB nicht ein kleines Hamburger Schauspielhaus machen zu wollen. Das Esslinger Publikum dankt es ihm und findet ihn nichts weniger als lächerlich. Es wäre nur fair, die Arbeit in der geschmähten Provinz zu würdigen, wo sie es verdient, statt sie als lächerlich zu diffamieren und wie gebannt auf die Metropolen zu starren. Schirmer ist für Esslingen ein Glücksfall. Ob es Simons für Bochum ist, wird sich erst zeigen müssen. Dass er nicht Hartmann ist, reicht als Qualifikation nicht aus. Karin Henkel hätte auch mir gefallen, aber sich jetzt als Intendantenmacher aufzuspielen erscheint mir fast so albern, wie der offenbar unstillbare Drang, die Rolle eines Theatertreffen-Jurors zu simulieren. (Der Verf. ist mit Herrn Schirmer übrigens oberflächlich bekannt.)
Simons nach Bochum: trauriges Beispiel
#27 ich schließe mich ihrer Meinung mit Freude und Überzeugung an!! Im Übrigen aus Esslingen.
#26 in vielem haben sie sehr Recht und möchte ergänzen, daß die Berufung Simons ein trauriges Beispiel für die schleichende Abwicklung der einmaligen Theaterstrukturen bedeutet, für die uns die ganze Welt beneidet und achtet. Unter dem verlogenen Deckmäntelchen des internationalen Theaters weht der krasse Wind des Neoliberalismus nun auch durch die Theater!!! Wie schade ist das denn und traurig. Übrigens durfte man ja schon in München bei Herrn Simons miterleben, wie er das versteht mit dem internationalen Th. Zwei drei Benelux Schauspieler auf der Bühne und Frau Kennedy, das wars. Der Rest war die übliche Großstadtmischpoke Pucher, Kriegenburg etc. BOCHUM halte durch!!!
Übrigens Frau Henkel in Ehren, als Intendantin bedarf es doch auch anderer Qualitäten und da frage ich mich doch wirklich: wie konnte die Stadt an Frau Mundel vorbei gehen??!!
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