"Reden Sie gefälligst Deutsch!"

2. März 2016. Während eines klassischen Konzerts in der Kölner Philharmonie ist es am Sonntag zu einem Eklat und schließlich zum Abbruch einer Darbietung gekommen. Das berichten diverse Medien, darunter der Kölner Stadtanzeiger. Während der Darbietung des Stücks Piano Phase des amerikanischen Komponisten Steve Reich im Rahmen eines Abos von KölnMusik zwangen die Zuhörer die Musiker zunächst durch lautes Klatschen und Buh-Rufen zum Aufhören. Einige Gäste verließen daraufhin den Saal.

Bereits auf die in englischer Sprache gehaltene Einführung in das Werk durch den Cembalisten Mahan Esfahani hatten Teile des Publikums den Berichten zufolge mit Rufen wie "Reden Sie doch gefälligst Deutsch!" reagiert. "Wovor haben sie Angst?" habe Esfahani das Publikum gefagt. Schließlich, so der Kölner Stadtanzeiger in seiner Darstellung der Vorfälle, "als der Künstler fünf, sechs Minuten des original 16 Minuten langen Stücks absolviert hatte, erzwangen Lachen, Klatschen, Pfeifen und andere Geräusche des Missfallens den Abbruch der Darbietung".

Das seit langem angekündigte Konzertprogramm konfrontierte Alte mit Neuer Musik: Werken von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach wurde Zeitgenössisches von Fred Frith, Henryk Mikołaj Górecki und Steve Reich gegenüber gestellt. Für Concerto Köln sei diese Konfrontation eine Strategie, so der Kölner Stadtanzeiger, die beiden im Konzertbetrieb meist säuberlich getrennten Kulturen produktiv einander anzunähern.

Am Ende sei noch das im Programm vorgesehene Bach-Stück mit Orchester gespielt worden, berichtet die Welt. "Hinterher freilich ergriff ein Hamburger Besucher das Mikro und entschuldigte sich so wortreich wie beifällig für die Rüpelei". Mahan Esfahani, habe dann noch Autogramme gegeben. "Das haben wir vom Kölner Publikum nicht erwartet", zitiert der Kölner Stadtanzeiger Jochen Schäfsmeier, den Geschäftsführer der Alte-Musik-Formation Concerto Köln: "Wir können es uns auch nicht erklären. Teile des Saals ließen jede gute Erziehung vermissen, das war schlicht unerträglich."

(KSTA / Die Welt / sle)

 

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