Podcast - Über den Finanzskandal am Wiener Burgtheater, der vermutlich auch ein kulturpolitischer Skandal ist
Millionen überm Kassatisch
17. März 2016. Wie war das jetzt noch mal mit dem Wiener Burgtheater? Beim Finanzskandal, der zuerst die Vizedirektorin Silvia Stantejsky mit sich riss, dann Intendant Matthias Hartmann und schließlich auch Georg Springer, Chef der Bundestheaterholding, in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedete, gibt's jetzt neue Erkenntnisse. Und die haben's in sich, bergen politischen Sprengstoff.
Wer eine Zusammenfassung braucht oder überhaupt lieber hört als liest, kann sich die aktuellen Ent- und Verwicklungen noch mal erklären lassen. Die nachtkritik.de-Redakteure Nikolaus Merck, in der Redaktion verantwortlich für Österreich (und die Schweiz), und Georg Kasch sprechen über Hintergründe, Ermittlungsergebnisse – und darüber, warum die rechte FPÖ vom Schlamassel profitieren könnte.
Mehr zu den Hintergründen? Hier die Chronik der Krise des Burgtheaters.
Mehr zum Nachhören? Hier alle Podcasts zum Herunterladen und Abonnieren. Vor zwei Wochen sprachen wir über die personellen Turbulenzen am Konzert Theater Bern.
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Eine Anmerkung zu Karin Bergmann: Sie argumentiert damit, dass sie nie die Prokura hatte, selbst nicht in der Saison 2008/2009 als Bachler bereits in München war und sie das Haus führte. Auch soll sie nie an Aufsichtsratssitzungen teilgenommen und nie in dieser Zeit offiziell über Finanzen auskunftspflichtig gewesen sein. (Ob sie privat irgendwelche Beobachtungen an der Geschäftsgebarung ihrer langjährigen Freundin hatte, wird sie wohl nicht sagen wollen und müssen.) Warum das Jahr 2008/2009 dadurch vorsätzlich ohne 4-Augen-Prinzip von der Holding bzw. der Ministerin ermöglicht wurde, wurde bis jetzt auch nicht erklärt. (Soweit mein Wissenstand aus den Medien).
(Liebe maria faust, ja, das kann man als erwiesen betrachten, sagt unser Österreich-Fachman Nikolaus Merck. Herzlich aus der REdaktion, sle)
Die Einnahmesteigerung am Burgtheater ist demnach wesentlich auf Preisanhebungen zurückzuführen. Insbesondere im Haupthaus habe es jedoch in jüngster Zeit zahlreiche Vorstellungen mit einer Auslastung von 50% und darunter gegeben. "News" schreibt von Zahlen "laut denen die Besucherauslastung der Hauptspielstätte lediglich bei rund 50 Prozent lag, die Finanzauslastung bei rund 40 Prozent." Wie geht so etwas? Indem man zehn Prozent der Karten verschenkt?
Und nun der Haken: die veröffentlichte prozentuale Auslastung von 76% stellt nur den generalisierten Wert für alle Spielstätten dar. Weiter NEWS: "Auf die Bitte hin, die Burg möge doch die Anzahl der verkauften Tickets an der Spielstätte Burgtheater seit Jänner 2016 übermitteln, hieß es dann etwas unwirsch: Das Burgtheater sei ein Repertoiretheater, das alle Bühnen mit einem Ensemble parallel bespiele. „Wir veröffentlichen nur die Auslastung aller Spielstätten gesamt, und das für alle gespielten Vorstellungen seit Saisonbeginn. Und nicht für einzelne Häuser oder einzelne Monate." Genialer Blödsinn. Weil man ein Ensemble hat, kann man die Auslastung des Vestibüls nicht von der des großen Burgtheaters trennen.
Aber mit den Zahlen ist das eben alles nicht so einfach.
Das Burgtheater ist ein Repertoire-Betrieb, der alle Bühnen mit einem Ensemble parallel bespielt! Mit einem einzigen Ensemble.
Und das hat nur 68 Schauspieler! Und Frau Bergmann sagt: "Aber damit (sind wir) auch am Ende der Fahnenstange." Und: "In Wahrheit sprechen wir ja von zwei Häusern." (http://derstandard.at/2000025690684/Karin-Bergmann-Die-Wiener-Burg-ist-ein-ganz-normales-Theater)
Langsam wird mir klar, warum man jemanden zur Burgtheater-Intendantin gemacht hat, die vorher noch an keinem anderen Theater Direktorin war. (Und ich glaube, außer am Burgtheater nur an einem weiteren Sprechtheater gearbeitet hat.)
Keine andere würde sich trauen, solche rührenden Geschichten zu erzählen!
Nun wollte die Zeitschrift NEWS die Auslastung des großen Wiener Hauses, des Burgtheaters also, wissen, erfuhr sie aber nicht, weil die Presseabteilung des Burgtheaters in diesem Punkt derselben Meinung war wie "eine Besucherin" (#7).
Nun kann ich im großen Haus des Burgtheaters beim besten Willen keine gewagte Position im Spielplan finden (außer man betrachtet die Kombination Claus Peymann/Peter Handke als solche ;) und rein rechnerisch fiele das Argument unserer Besucherin (#7) ja auch nur dann ins Gewicht, wenn es die stark ausgelasteten Produktionen in kleinen Spielstätten wären, die die Zahlen von schwach ausgelasteten Produktionen in den großen Spielstätten prozentual aufbessern helfen.
Umgekehrt würde das Burgtheater seine eigene Statistik mutwillig nach außen hin verschlechtern. Und dass Frau Bergmann das zu tun bereit ist, nur um die das Privileg des Repertoirebetriebes zu verteidigen - das glaube noch nicht mal ich.
Turrinis „Bei Einbruch der Dunkelheit“ in der Inszenierung von Christian Stückl beleuchtete doch ziemlich ungeschminkt nicht nur die positiven Seiten der privaten Kunst- und Jugendförderung durch die Familie Lampersberg und war daher für viele peinlich und wurde für Jugendliche als eher ungeeignet angesehen.
Elfriede Jelinek, die auch persönlich stark für die Flüchtlingsaufnahme Stellung bezieht, hat mit den „Die Schutzbefohlenen“ in einer Stadt, die mehr als 30% FPÖ-Wähler hat, wohl auch nicht gerade eine Mainstream-Produktion geschaffen. Auch wenn Michael Thalheimer mit klassischer Ästhetik einen Schritt auf das Publikum zugegangen ist.
Handke ist oft ein schwer rezipierbarer „Brocken“ Die Übernahme von der Gotscheff-Inszenierung „Immer noch Sturm“ an das große Haus erzeugte trotz hervorragender Kritiken nicht gerade einen Zuschauerrun.
Und trotzdem hat das Flaggschiff Burgtheater den Kulturauftrag diese“ nationalen Dichtergrößen“ im würdigen Rahmen zu präsentieren. Da muss ich Karin Bergmann in Schutz nehmen.
9 Prozent ist das, was implizit an Besucherrückgang zugegeben wird. Implizit insofern, als das Burgtheater nicht den Rückgang zugibt, nur die aktuelle Gesamtauslastungszahl von 76 Prozent.
In der ist allerdings noch die prozentuale Vermengung mit den kleinen Häusern, Kasino und Vestibül, enthalten. Bei denen können auch 10 Zuschauer schon einmal 10 Prozent ausmachen. Daher die Verzerrung, wenn deren Prozentzahlen mit denen des großen Hauses zusammengezählt werden.
ich finde es auch nicht so schlimm, dass das Burgtheater gerade etwas mit dem Publikumszuspruch zu kämpfen hat. Jeder weiß, dass Karin Bergmann sparen muss und geholt wurde, den Laden aufzuräumen. Allerdings hätte ich gehofft, dass sie für Transparenz und Glaubwürdigkeit steht, zwei Attribute, die sich Karin Bergmann bei sich bietender Gelegenheit gern selbst zuschreibt. So in ihrem Gastbeitrag in den OÖ-Nachrichten vom Februar, den sie selber mit den Worten überschrieb "Sagen, was Sache ist".
Dann soll sie aber auch sagen, was Sache ist. Und gerne auch, wenn es um Zahlen geht - eine am Burgtheater lang vermisste Tugend.
Die Stücke, die sie als gewagt bezeichnen (Turrini "Einbruch d. Dunkelheit", Jelinek "Schutzbefohlene") gehen, soweit ich weiß, auf Hartmanns Planung zurück. Die Inszenierung von "Lumpazivagabundus", die SCHADE wegen ihrer guten Auslastung erwähnt, ist sogar eine Inszenierung von ihm selbst.
Am Burgtheater brechen die Besucherzahlen ein und jetzt wollen sie uns erzählen, dass das am gewagten Spielplan liegt.
Ich darf mal die Premieren der Saison im Großen Haus aufzählen (laut www.burgtheater.at):
- Der Revisor, Gogol, R: Alvis Hermanis
- Wassa Shelesnowa, Gorki, R: Andreas Kriegenburg
- Der eingebildete Kranke, Molière, R: Herbert Fritsch
- Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte, Handke, R: Claus Peymann
- Drei Schwestern, Tschechow, R: David Bösch
- Diener zweier Herren, Goldoni, R: Christian Stückl
Das einzige, was daran gewagt ist - nein, daran ist nichts gewagt. Dagegen war Bachler mutig. Die Auslastungszahlen sollen allen ein Denkzettel sein, die in unseren Theatern nurmehr noch die immer gleichen 50 Titel spielen. DAMIT grabt ihr unseren Bühnen langfristig das Publikum ab!
da Sie da genauere Informationen zu besitzen scheinen: wieviele Stücke der ersten Spielzeit Karin Bergmanns, für die das Burgtheater immerhin die Auszeichnung "Theater des Jahres" erhielt, gingen denn auf Verabredungen von M. Hartmann zurück?
Herzliche Grüße
An Matthias Hartmanns Stelle würde ich den Teufel tun, Karin Bergmann die Meriten an Christians Stückls wenig ansehnlicher Inszenierung von Turrinis "Einbruch der Dunkelheit" streitig zu machen.
Wäre Turrini Thomas Glavinic, hätte er die Premiere wahrscheinlich per einstweiliger Verfügung aufgehalten.
Und zu Thalheimers "Schutzbefohlenen": dass Karin Bergmann "entscheidend" dafür war, wie Thalheimer "die Idee" dieser Aufführung "realisiert" hat, kann getrost ins Reich der Sage verwiesen werden. Thalheimers Ideen sind nämlich international immer die gleichen. Ob der Intendant nun Ostermeier, Khuon oder Hufflepuff heißt. Auch glaube ich, dass die Vorstellung kaum mehr gespielt wird, weil da lauter Schauspieler (von Hartmann) drin besetzt waren, die Bergmann mittlerweile entlassen hat.
Aber ein Protagonist, der Kulturminister, wurde interviewt - scharf bis mittelscharf - von zwei Kulturjournalisten:
http://derstandard.at/2000033530009/Josef-Ostermayer-Das-muss-die-Justiz-beurteilen
"STANDARD: Es heißt, dass vorige Direktionen belastende Unterlagen im Burgtheater nicht mehr auffindbar gewesen wären, etwa die Aufsichtsratssitzung, an deren Ende der damalige Holding-Chef Georg Springer Sylvia Stantejsky den Auftrag zur "schwarzen Null" erteilte.
Ostermayer: Die Annahme, dass irgendwelche Unterlagen nicht herausgegeben worden wären, würde ich in Kenntnis der handelnden Personen zurückweisen."
Der Minister übt sich in der Kunst des Missverständnisses. Die Frage war ja nicht, ob vorhandene Unterlagen - von wem eigentlich? - "nicht herausgegeben worden wären". Sondern ob es stimmt, dass sie gar nicht "auffindbar gewesen wären." Dass der Minister in der Lage ist, den Unterschied zwischen dem einen und dem anderen zu erkennen, setze ich - in Anbetracht seines intelligenten Aussehens - mal voraus.
Und von diesem Minister abgesehen: Ist das neu? Unterlagen, die frühere Direktionen belasten, sind nicht auffindbar? Hat jemand schon einmal davon gehört?
Von welchen Direktionen ist die Rede und von wie vielen? Unter der Annahme, dass in diesen Direktionen doch auch Mag. Stantjesky zentrumsnah involviert war, halte ich das rührende Vertrauen des Ministers, das der Satz "in Kenntnis der handelnden Personen" wohl ausdrückt, für verwunderlich!
Entweder hat der Rechnungshofbericht, der so manchen fehlenden Beleg beklagt und so manche nicht nachvollziehbare Buchung, keinerlei Misstrauen gegen die verantwortlichen Personen erzeugt oder er hat tatsächlich die Frage falsch verstanden.
Ist das in der Zwischenzeit geschehen? Was war das Ergebnis?
Das wäre allerdings interessant zu hören, was da rausgekommen ist. Immerhin stellt Bergmann sich hier offen gegen ihre ehemalige enge Mitarbeiterin Stantejsky. Und die beteuert doch bis heute, dass sie keine Unterschriften gefälscht hat.
Na da ist sicher nix passiert und Frau Bergmann hat vielleicht auch keine Unterschriftenprobe abgegeben und womöglich Frau Stantejsky nicht weiter belastet.
Interessant genug, dass den zwei Lieblingen der Wiener Presse und des Burgensembles die Konfrontation aber auch weiterhin erspart bleibt.
Zwar stehen hier die Aussagen von Bergmann und Stantejsky unauflösbar gegeneinander. Auch gehört die Unterschriftenfälschung, derer Bergmann Stantejsky bezichtigt, zu den Vorwürfen, welche Stantejsky entschieden bestreitet. Und eine von den beiden könnte wohl beschädigt aus der Auseinandersetzung gehen, wenn es hier zum Schwur käme.
Genau aus diesem Grund ist es nur feinfühlig, die ganze Angelegenheit weiter ruhen zu lassen.
Und dann hat Frau Stantejsky Karin Bergmann ja auch unterstützt (wir erinnern uns), nach ihrem Ausscheiden am Burgtheater 2010 zusätzliche Pensionsanrechnungszeiten zu erhalten, indem sie Bergmanns Abfertigung durch eine Anstellung als "künstlerische Beraterin von Silvia Stantejsky" in 8 Monatsgehälter umwandelte. Für das Burgtheater vom Aufwand neutral, schlägt dafür bei den Rentenkassen allerdings zu Buche: http://derstandard.at/2000002190166/Burg-Chefin-verdiente-nach-Abgang-weiter
"Ausgemacht habe das Bergmann mit Stantejsky. (...) Kunstminister Ostermayer, Ex-Burg-Chef Hartmann, Bundestheaterholding-Chef Georg Springer wussten von alledem nichts, wie sie sagen." Unbeantwortet die Frage, worin Karin Bergmann die kaufmännische Direktorin vom September 2010 bis zum Mai 2011 künstlerisch beraten hat.
Die Pistolen sind also auch hier geladen, besser bleiben sie in der Schatulle.
So sprach sie, im Rahmen ihrer Kandidatur um die Burgtheaterintendanz im Oktober 2010 (im Kurier) - auf die Frage, ob Matthias Hartmann komplizierter als Claus Peymann war:
"Wenn man in der Sache kompliziert ist, dafür habe ich großes Verständnis. Sonst allerdings nicht. Mit ihm ging es gar nicht. Ich bin jemand, der komplett für seine Dinge eintritt, aber ich kann mich nicht verstellen. Deswegen ging ich lieber." Im Jahr 2010 klang das im Standard noch ein bisschen anders: "Standard: Sind Sie wegen Unstimmigkeiten mit Matthias Hartmann gegangen? Bergmann: Nein. Ich habe Matthias Hartmann schon im Vorfeld gesagt, dass ich nicht lange bleiben möchte. Er ist mit einem tollen Team gekommen, aber ich denke, es war wichtig, dass er anfangs Unterstützung hatte. Ich wollte das Haus gut übergeben, das ist mir, wie ich glaube, auch gelungen." - Gesprochen im Jahr 2010, da war das Burgtheater, wie wir heute wissen, längst unrettbar im Sumpf.
Und noch einmal ausdrücklich auf die Frage, mit welchem der früheren Direktoren (Peymann, Bachler, Hartmann) sie am besten konnte: "Ich möchte das mit einem Zitat aus Thomas Bernhards Holzfällen beantworten: Es hat immer Lieblingsburgschauspieler gegeben, aber nie Lieblingsburgtheaterdirektoren." Folgen weitere Lobesworte über Hartmann. Siehe oben: "Ich kann mich nicht verstellen."
in meinem obigen Post ("unrettbar im Sumpf") habe ich leider eine sinnentstellenden Fehler gemacht. Karin Bergmanns harsche Aussage über Matthias Hartmann im Kurier stammt nicht aus dem Oktober 2010, sondern aus dem Oktober 2014.
"So sprach sie, im Rahmen ihrer Kandidatur um die Burgtheaterintendanz im Oktober 2010 (im Kurier) - auf die Frage, ob Matthias Hartmann komplizierter als Claus Peymann war:"
Korrekt müsste es heißen: "im Oktober 2014 (im Kurier)"
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das noch korrigieren könnten. Oder einfach diesen Beitrag nachstellen.
Vielen Dank!
Eines von 2010, Bergmann hier - am Ende (!) ihrer Zeit mit Hartmann - voll des Lobes über diesen.
Eines von 2014, kurz nach ihrer Einsetzung als dauerhafte Hartmann-Nachfolgerin, überaus kritisch ("Mit ihm ging es gar nicht,").
Frau Bergmann tritt nach.
Herrlich die Reaktion von Daniel Spitzer: "völlig unsinnig, irgendwelche Sätze zu zitieren, die vor Jahren in einem ganz anderen Zusammnehang gesprochen worden sind." Warum sollte das so unsinnig sein?
Damit aber jeder selber sich ein Bild machen kann, wie begeistert Karin Bergmann vor vier Jahren noch von Matthias Hartmann sprach, hier der Link zur Website:
http://derstandard.at/1277337133156/STANDARD-Interview-Ich-hatte-einfach-Sehnsucht-nach-Schoenheit
Viel wichtiger in dem besagten Standard-Interview von 2010 ist die Stelle, an der Bergmann davon spricht, dass sie "das Haus gut übergeben" wolle, und:
"Das ist mir, wie ich glaube, auch gelungen." Man kann einwenden, da macht sich die Referentin des ehemaligen Intendanten Bachler vielleicht etwas wichtig, wenn sie es so darstellt, als sei sie es gewesen, die Matthias Hartmann das Burgtheater übergibt. Aber immerhin: Nach ihren eigenen Worten war sie das, und was mehr ist, vielleicht auch in ihrer eigenen Wahrnehmung. Und jetzt der springende Punkt: In ihrer Wahrnehmung war sie im Jahre ihres Rückzugs, also 2010, der Meinung, dass sie das Burgtheater in einem guten Zustand übergebe. Später behauptete sie dann, sie habe Hartmann zu dem Zeitpunkt längst gewarnt und das böse Ende schon vorausgesehen - hier jedoch behauptet sie das Gegenteil.
Jetzt müssen wir, zu ihrer Verteidigung, annehmen, dass sie im Jahr 2010 vielleicht nur so sprach, weil Hartmann damals eine große Nummer war - und sie eben nicht. Aber wie man es auch dreht - ein Zeichen von großer Ehrlichkeit oder Zivilcourage wäre auch das nicht.
Und dann noch ein schönes Zitat aus demselben Interview: "Die Großzügigkeit habe ich dann doch eher von Bachler gelernt."
Haben Sie das jetzt verstanden?
"Posieren liegt mir gar nicht. Was von mir zu erwarten ist, ist meine Authentizität: Ich bin jemand, der sehr offen und direkt ist, alles andere als vorsichtig."
http://www.trend.at/leben/kultur/burgtheater-direktorin-karin-bergmann-theater-krise-5092244
Und so:
"Funktioniert hat das bisher, indem ich klar meinen Standpunkt vertrete, keine Spiele spiele und immer offen sage, was ich meine. Darauf kann sich auch der neue Direktor verlassen."
http://diepresse.com/home/kultur/news/428725/Finanzkrise_Das-krachende-Burgtheater
Es lassen sich noch mehr Beispiele finden. (google "Karin Bergmann Authentizität") Für meinen Geschmack sogar ein bisschen viele. Oder, um es mit Minna von Barnhelm zu sagen: Man spricht selten von der Tugend, die man hat, aber desto öfter von der, die uns fehlt.
Die Festschreibung der Problematik in einer häufigen - durch die österreichische Nationalität determinierten - "Falschheit", empfinde ich ein peinlich dummes Vorurteil. Ebenso peinlich daneben ist es Deutsche als Piefkenesen zu bezeichnen und ihnen das "Raushalten" nahe zu legen.
Das Problem Burgtheater, das doch viele Theaterbesucher bewegt, sollte nicht wieder in tendenziöse Stilblüten "Österreicher" gegen "Deutsche" münden. Versagt haben Menschen oder Gesetze oder Richtlinien. In Sachen Theater bleibt Österreich und Deutschland eine sich immer wieder befruchtende Sprachengemeinschaft.
Karin Bergmann selbst erklärte in der Pressekonferenz anlässlich ihrer Ernennung zur Interimsdirektorin in Gegenwart von Minister Ostermayer, dieses sei ihr damals auch bewusst gewesen:
"Bergmann schilderte, vor ihrem Abgang von der Burg in Hinblick auf Hartmanns großzügigen Umgang mit Produktionskosten mehrfach hinterfragt zu haben, ob sich "das Burgtheater dies leisten kann"."
(http://kurier.at/kultur/buehne/burgtheater-karin-bergmann-neue-interimsdirektorin/56.655.656)
Wenn dem aber tatsächlich so war, wäre es auch das gewesen, worauf Frau Bergmann bei ihrem Ausscheiden im Sommer 2010 hätte hinweisen müssen. Stattdessen von einem "fulminantem Start", "Premierenfeuerwerk", "anderer Art von Besessenheit" zu schwärmen (Der Standard, 30.07.2010 "Ich hatte einfach Sehnsucht nach Schönheit") war verantwortungslos und kurzsichtig. Das Frau Bergmann davon heute nichts mehr wissen will, beruhigt mich nur in Maßen.
Dies Mal mit der schönen Schlagzeile "Eine Frau, ein Wort". Man kann es bald schon singen.
Ansonsten steht da, wenn auch ziemlich wortreich, was an anderen Stellen schon erzählt wurde. Dass Bergmann tolle Produktionen wie "Schutzbefohlene" und "Lächerliche Finsternis" im Programm ihrer ersten Spielzeit hatte. (Da vermutlich beide aber schon von Hartmann geplant wurden, findet Bergmann wieder ein paar geniale Formulierungen wie: sie habe "für den Text gekämpft" (bei "Schutzbefohlene"). Formulierungen, die niemand widerlegen kann. Helmut Kohl hat für die Freundschaft zur Sowjetunion gekämpft.)
Ein bisschen maliziös dann immerhin ein Seitenhieb auf Stefanie Reinsperger - die Jung-Schauspielerin, die durch ihre geniale Mitwirkung wesentlich dazu beigetragen haben dürfte, dass die zwei Burgtheater-Produktionen "Lächerliche Finsternis" und "Die Unverheiratete" zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden. Anschließend zeigte Reinsperger Bergmann die kalte Schulter und wechselte, trotz geringerer Gage, ans Wiener Volkstheater. Bergmann über sie: "eine begnadete Akteurin, die es hoffentlich nicht zerreißen wird vor Aktivität in der nächsten Zeit."
Eine Frau, ein Wort. Und manchmal auch zwei.
Als Hauptstadt-PR-Berater wäre ich allerdings ein bisschen skeptisch, ob die Rechnung wirklich aufgeht, ob das ständige Herumreiten auf der eigenen Ehrlichkeit nicht auch kontraproduktiv sein kann.
In der Medienarbeit muss man immer eine Geschichte erzählen. Man kann seine Geschichte nicht beliebig austauschen - wenn man sie einmal gewählt hat -, und es gibt auch nur einige Dutzend unterschiedlicher Geschichten. Die Geschichte, welche Karin Bergmann offenbar erzählen möchte, eine Geschichte von Intrige und Wahrheit, von Sumpf und Ehrlichkeit, ist in Deutschland unter dem Namen "Barschel-Engholm" legendär geworden: Auf der einen Seite der politische Unhold, Intrigant und Strippenzieher, dessen Herrschaft an ein unrühmliches Ende kommt - auf der anderen Seite der Ritter ohne Furcht und Tadel, Saubermann und Schöngeist, strahlend geht er aus der dunklen Ära seines Vorgängers hervor.
Warum ist die Wahl dieser Geschichte unvorsichtig? Schauen wir uns das Schicksal von Björn Engholm an: Natürlich war er wirklich ein viel angenehmerer Zeitgenosse als Uwe Barschel, tatsächlich hatte er viel weniger Dreck an seinem politischen Stecken als dieser. Doch was geschah? Es zeigten sich auf Engholms ziemlich weißer Weste trotz und alledem einige ganz kleine Dreckspritzer. Nicht weiter der Rede wert. Und dennoch: weil Björn Engholm angetreten war als Saubermann, brachten sie ihn um sein Amt und seine weitere politische Karriere.
Genau aus diesem Grunde aber wäre es womöglich besser, Karin Bergmann hätte sich eine andere Erzählung (und eine andere Haupttugend für ihre Selbstcharakterisierung) ausgesucht als ausgerechnet "Authentizität".
Wie es konkret im Fall Bergmann oder Burgtheater aussieht, vermag ich allerdings trotz dieser ganzen Debatten darüber, die man in Ihrem Forum verfolgen kann, nicht zu beurteilen, weil ich den PR-Bedarf diesbezüglich nicht kenne.
Ich meine zu beobachten, dass im Windschatten dieser Finanzangelegenheit wieder viel Nationalismus und Reaktionäres auftaucht Bis zu einem Posting im STANDARD, das gleich Theater per se für überflüssig erklärt.
Diese Entwicklung sollte man, auch wenn man sich über die verscherbelten paar Millionen ärgert, nicht mittragen.
beide Ihre Kommentare zum Thema Nationalismus und Ressentiment (#35 und 43) finde ich klug und wichtig. Und es war von Anfang des Skandals an zu beobachten, wie nationalen Urbilder (der von Peymann immer wieder gern beschworene "Deutsche Besatzer" - vis a vis der gedemütigte, von Selbsthaß überwältigte Österreicher) die Wahrnehmung beeinflußten: so wurde in der Gegenüberstellung Hartmann - Stantejsky schnell von allen Seiten akzeptiert, dass Stantejsky wahrscheinlich immer nur die überlastete, eigentlich gutmütige Helferin gewesen war, dieweil Matthias Hartmann den frechen Usurpator gab, der Stantejsky keine andere Wahl gelassen und sie dann auch noch bei ihrer ewig österreichischen Harmoniesucht packend zum Schweigen gebracht hatte.
Das erklärt auch, warum in Stantejskys Fall die Unschuldsvermutung soweit ging, dass sie in der Wiener Öffentlichkeit selbst nach dem Geständnis einiger schwerwiegender Lügen eigentlich bis heute als die einzige vertrauenswürdige Auskunftgeberin über ihre eigene Rolle in dem Spiel dasteht, dieweil bei Hartmann eine Unschuldsvermutung gar nie in Anschlag kam, eher im Gegenteil.
Dennoch möchte ich vorschlagen darüber nachzudenken, warum ein solches Denken gerade in Bezug auf das Burgtheater so bedeutend wird. Vielleicht ist dieser "Internationalismus", dem Sie hier das Wort reden, in Hinsicht auf das Burgtheater eine Überanstrengung. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs bestand die Aufgabe des Burgtheaters ja auch darin, österreichische Tradition und Größe am Leben zu erhalten. Daraus resultierte auch die Leidenschaft in der Beziehung seines Publikums zu diesem Theater. Das Burgtheater war die Kultstätte einer Identität, die in der Wirklichkeit stark bedroht erschien. Und eine internationale Öffnung, wie Klingenberg (und in Maßen Benning) sie hier brachten, war für diesen Belang völlig irrelevant. Mit Peymann aber verkehrte sich der Kultort in sein Gegenteil. Unter seiner Leitung stand das Burgtheater bald nur noch für ein (bestenfalls therapeutisches) Reenactement des Besatzungstraumas. Die wirkliche Tragödie - in den Augen Wiens - kam dann mit Bachler, der die Uhr nach Peymann nicht wieder zurückdrehen und stattdessen das Burgtheater einfach zu einem ganz normalen deutschen Stadttheater machen wollte. Die Nachwehen dieser Linie sehen wir bei Bergmann, wenn sie sich zu Aussagen aufschwingt wie: "Das Burgtheater ist ein ganz normales Theater." Das Burgtheater kann kein ganz normales Theater sein, sonst wird es nicht sein. Und die Entscheidung dieser Grundfrage wird meiner Meinung wichtiger für die Zukunft des Burgtheater sein als die paar Millionen in Safe von Frau Stantejsky.
ich wollte mit der Wahl meines Nicknames keine Verwechslung mit dem Filmschauspieler Georg Friedrich erzeugen. Sollte dies ein Problem bei der Veröffentlichung meines Posts von heute vormittag darstellen, würde ich Sie bitten, es in "Georg F." zu ändern.
Mit besten Grüßen
Georg F.
(Sehr geehrter Georg F., danke für die Klarstellung. Die Freischaltung von Kommentaren dauert gelegentlich etwas länger, je nach sonstigem Arbeitsaufkommen. Mit besten Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Ich habe für das Burgtheater nicht eine Internationalität anmahnen wollen, ich glaube sehr wohl, dass das Burgtheater in der deutschen Sprache und Literatur verhaftet bleiben und Internationalität und Performance den Wiener Festwochen Überlassen sollte.
Nicht Peymann hat sich als "deutscher Besatzer" beschworen sondern wurde von Ensemblemitgliedern so empfunden und bezeichnet. Wenn ich mich richtig erinnere, konnte sogar eine Feier zu Ehren des Burgtheaters nicht stattfinden, weil Burgschauspieler wegen des "Usurpators Peymann" eine Teilnahme verweigerten. Wer es erlebt hat, wird wohl nie vergessen wie sogar das Wort "Einmarsch" verwendet wurde, um empfundene Zurücksetzungen in Rollenfragen besonders eindrucksvoll zu schildern.
Liebe Frau Peschina,
brillant! Ihr Erinnerungsvermögen übertrifft das meine. Dennoch kommt es mir von heute aus so vor, als hätten diese Peymann-Jahre einen geradezu kathartischen Effekt gehabt. Endlich konnten wir, stellvertreten durch das Burgensemble, unser ganzes Selbstmitleid und die falsche Opferrolle gegenüber Deutschland ausagiert erleben. Und zwar ausagiert bis zur totalen Unglaubwürdigkeit! Am Ende konnten sich wahrscheinlich nicht einmal die Burgschauspieler selbst mehr diese Rolle abnehmen. (Außer vielleicht Michael Heltau, aber der ist auch in Wahrheit Deutscher.)
Dafür werde ich Claus Peymann immer dankbar sein!
@47
Lieber ichhabdamalnefrage,
Danke Ihrer Nachfrage. Vielleicht war ich in dem Punkt nicht ausführlich genug. Dennoch glaube ich, dass es einem großen Teil des Publikums wie mir ging und man den Eindruck erhielt, Bachler zöge zur Zusammenstellung seines Spielplans mit dem großen großen Chèquebuch durch die deutschen Stadttheater und engagiere dort an Regisseuren zusammen, was in Deutschland erfolgreich war oder einen Preis erhalten hatte. Das hat in dieser Radikalität vor Bachler noch kein Burgdirektor getan. Und auch Besetzungen wie den berühmten Michael Maertens als hamburgisch tönenden Anatol war man bis dahin in Wien nicht gewohnt.
Die Wiener lieben das Theater, aber dass sie immer nur ins Burgtheater strömen werden, konnte nicht mal der Karl Kraus verhängen.
Und sogar eine Gefälligkeitspresse wie die von Mirko Weber in der Stuttgarter Zeitung kommt kürzlich nicht umhin festzuhalten, dass das Burgtheater bei einer Wochenend-Vorstellung seines absoluten Erfolgstückes "Die Schutzbefohlenen" höchstens zweidrittel voll ist.
Und der Wolfgang Kralicek schreibt heute in der Süddeutschen ("Theater-Sparkassensturz"): "Das Volkstheater ist in Wien derzeit die spannendere Bühne als die Burg." Wann hätte man so etwas zuletzt gehört! Und das bei einem Budget, das vielleicht ein Drittel von dem der Burg ausmacht.
Aber vielleicht ist das dann ja das theaterhistorische Verdienst der Karin Bergmann: dass sie auch mal für das Volkstheater Platz gemacht hat.
Wie man hört, buhlt der Minister Ostermayer heftig, dass der Bachler selber auch wieder nach Wien zurückkommt. Dasmal an die Staatsoper. Dort würd ichs mir gefallen lassen. Er soll ein guter Opernmann sein.
Und wer weiß, vielleicht wird dann ja Wolfgang Schüssel wieder BK.
Genau! Und darum bot das Burgtheater zu Ostern auch verbilligte Karten an, nämlich für „Drei Schwestern“ (27. 3.), „Onkel Wanja“ (26. 3. mit Nicholas Ofczarek, Michael Maertens) oder „Antigone“ (mit Joachim Meyerhoff, 28. 3.).
Am 31. August gab es am Wiener Westbahnhof eine Großdemonstration unter dem Titel "Refugees are welcome here", sie zog unter immenser Beteiligter auch Kulturschaffender bis vors Wiener Rathaus, notabene: gegenüber steht das Burgtheater. Wenn ich heute daran denke, kann ich es kaum fassen, wie sich die Debatte über die Flüchtlingsproblematik in Österreich seither entwickelt hat, insbesondere die Haltung der Koalitions-Regierung. Auf der Demo am 31.8. waren auch Institute und Organisationen vertreten (sogar das Wiener Volkstheater, obwohl der scheidende Intendant es schon verlassen hatte und Anna Badora eigentlich noch gar nicht angetreten war). Wie viel größer ist heute der Bedarf, sich von kultureller Seite mit Österreich auseinanderzusetzen. Was das Volkstheater, wie ich finde, tut. Am Burgtheater wird "Drei Schwestern" wie aus einer anderen Zeit gespielt, sagen wir ruhig zeitlos, morgen steht eine Premiere von Jasmina Reza in der Inszenierung Dieter Giesings an, das hatten wir 2008 bereits. - Das ist eine Momentaufnahme: demnächst soll Arpad Schilling ins Akademietheater kommen und ein Projekt über sein Heimatland Ungarn machen. Ich bin sehr gespannt darauf. Das Burgtheater hätte es jetzt nötig, langsam in die Gegenwart und in die Wirklichkeit zurückzukehren.
Am Volkstheater habe ich unlängst einen IWANOW gesehen, eine Inszenierung, die meiner Meinung nach zu schwach war sich mit so“ unspektakulären“ Problemen wie Empathie- oder Liebesverlust, Sehnen, Schämen und Hoffen ernsthaft auseinanderzusetzen sondern optische Kalauer darüber gezogen hat.
Da meine ich, dass die Burgtheater-Inszenierung von DREI SCHWESTERN weit höheren Mehrwert für den Theaterbesucher hatte. Die Beklemmung und Angst vor einer ungewissen bzw. festgefahrenen Lebensperspektive, vertane Berufsaussichten, eine Zukunft in gesellschaftlicher Isolation wurden ernst genommen.
Und das Bühnenbild der DREI SCHWESTERN, das ziemlich stark einem der großen Flüchtlingszelte ähnelte, brachte bei mir die Zusammenblendung von russischer bürgerlicher Gesellschaft und verzweifelten Syrern zustande. Mir gibt so ein Theaterabend mehr gedanklichen Anstoß als eine Demonstration, die ja immer öfter zum Event verkommt.
Auch wird immer darauf hingewiesen, dass es Karin Bergmann ja gelungen sei, "Ruhe in das Haus zu bringen". Das finde ich für ein Theater schon einmal grundsätzlich eine zweischneidige Angelegenheit. Ich habe aber auch den Eindruck, spüren zu können, wie dieses Theater augenblicklich gar keine politischen Debatten führen w i l l . Höchstenfalls in Form so ausgelagerter Formate wie Diskussionsreihen im Kasino. Oder eben, wie Frau Peschina beschreibt, durch ein Plastikzelt im Tschechovstück. (Dass das gerade zu Debatten geführt hätte, kann auch nicht behauptet werden.)
Ich habe das beobachtet, wenn auch nur in Form der Pressefotos, wie Frau Bergmann sich bei ihren aufeinanderfolgenden Ernennungen immer wieder mit dem Kanzleramtsminister (Faymanns Schatten) in den Armen lag. Das ist der zweitmächtigste (oder sogar mächtigste) Mann in unserer Regierung. Dem hat sie sicher viel zu verdanken. Aber ich frage mich auch, wie groß kann die Lust einer Direktorin da noch sein, sich mit der Macht im Staate anzulegen.
Lob ich mir den Peymann mit seiner Nackenkussaffäre.
Mein Lieblingsfoto ist das von Karin Bergmanns Wanderung mit dem Kultur- und Kanzleramtsminister im vergangenen Sommer durch Kärnten. Da schmiegt sie sich geradezu an den Minister an.
Man stelle sich das gleiche Bild in Deutschland vor: sagen wir, Shermin Langhoff kuschelt sich im Watt an Peter Altmaier. Irgendwie schwer vorstellbar. Aber in Österreich steht man insgeheim wohl auf so Zeug.
http://www.kleinezeitung.at/s/kultur/4811687/Maja-Haderlap-im-Interview_Es-gibt-Sehnsuchtnach-einer-grossen
Wo sehen Sie da eine Wanderung? Das ist ein Interview zum Stück von Maja Haderlap. Mit einem typisch österreichsichen Sommer-Presse-Foto. Und die Kleine Zeitung ist eine sehr gute, aber auf ein regionales Publikum in Südösterreich (Kärnten) ausgerichtete Zeitung. Da freuen sich die Leser, wenn die Intellektuellen nicht immer nur vor verstaubten Bücherwänden abgelichtet werden, sondern auch in der österreichischen Landschaft.
Dass Werke zum Kärntner Slowenen Thema im Burgtheater gespielt werden ist sehr positiv. Und auch wenn das indirekt mit der Agenda des Kulturministers zu tun haben sollte, umso besser. Denn in Österreich gab es ja seit langem keinen Kulturminister mit Haltung.
Ich sehe da eher eine Art Bergmann-Verfolgungswahn die gerade im Forum geschürt werden soll.
erstens) könnte man zuerst denken, dass es sich um eine Montage handelt, so widersprüchlich scheinen die Details. Die Dreiergruppe wie es scheint in irgendeiner Buschenschänke, Maja Haderlap im hübschen Sommerkleid, der Minister völlig unministerhaft in einem knittrigen, seinen Körper nicht gerade vorteilhaft modellierenden T-Shirt, (ist er erhitzt, wovon?), Frau Bergmann hingegen in einer mindestens dreiteiligen Kombination aus schwarzem Mantel, schwarzem Kleid und weißem Hemd (hat sie kalt?).
Zweitens) erscheint das Bild bei einem Interview mit der Autorin Maja Haderlap. Noch nicht einmal aus einem Nebensatz geht aber hervor, bei welchem Anlass es geschossen wurde, noch, was es mit dem Interview zu schaffen hat (weder der Minister noch Frau Bergmann spielen in dem Interview oder dem darin Gesprochenen irgendeine Rolle.)
Das Österreichische ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Kleine Zeitung (eine sehr gute Zeitung, regionales Publikum) die Begegnung Bergmann, Ostermayer, Haderlap nur gerade mal im Bildmedium widergibt. Vielleicht hat der Minister, von einem Grillfest kommend, Maja Haderlap, Frau Bergmann und den Fotografen der Kleinen Zeitung rein zufällig getroffen, als diese gerade die Theaterfassung von "Engel des Vergessens" machten? Das Posieren für Parteipolitiker hat bei unseren Staatskünstlern so eine große Tradition, dass "Schade" und "Daniel Spitzer" nicht einmal verstehen können, was daran kommentarwürdig sein soll.
Auch in anderen Ländern machen Künstler Werbung für Politiker (George Clooney, Günter Grass, etc.). Dort wird dies allerdings als parteipolitisches Statement wahrgenommen. Bei uns hingegen ist es einfach nur normal, sich mit der Macht zu zeigen. Zeigt soviel wie Unterwürfigkeit und Systemkonformität.
da kann Josef Ostermayer meinetwegen dreimal Burgtheater-Minister sein: Mir wäre nicht bewusst, dass Anna Badora sich auch nur auf einem einzigen Bild so an ihrem Kulturstadtrat Mailath-Pokorny festhielte, wie es Karin Bergmann mit dem Kulturminister zu tun pflegt. Badora, die ich nur als Beispiel nenne, würde, wie ich glaube, stets die ganz normale Distanziertheit wahren - wie es die meisten anderen Theaterdirektoren mit Vorteil auch tun und wie es der Sache angemessen wirkt.
(Dabei ist der Herr Pokorny eine weit weniger polarisierende Figur als der Kanzleramtsminister.)
Wir sollten nie vergessen, wer der Theaterträger ist: das Volk, nicht die Regierung.
Die Bergmann, die die Entlassungs-Saison zu Ende organisierte, die Ruhe-ins-Haus-Bringerin, ist dem entlassenden Minister wohl eher mit Glück zugefallen. Ich finde gerade in den rührenden Doppelportraits der vergangenen Jahre sieht man seine Dankbarkeit, dass sie die Folgen seiner übereilten Entlassungs-Entscheidung (zum Schutze diverser Parteifreunde) auf professionelle Weise abgefangen hat.
Mich interessiert eher die aktuelle Bergmann als Burgtheater-Programm-Macherin. Und da bezieht sie Stellung und bringt eine neue Linie ins Programm. Und mich interessiert der Kulturminister als Politiker mit Haltung. Das "Haus der Geschichte"… macht neugierig.
Wie weiter oben jemand schrieb, es mangelt in der aktuellen Burg-Öffentlichkeitsarbeit am Willen zu reden. Das ist sicher richtig. Aber warum sollte Bergmann nun die öffentliche Verantwortung für die buchhalterischen Chaosjahre zwischen 2000 und 2013 übernehmen?
weder George Clooney (dessen Engagement für Nestlé ich hier mal außen vor lasse) noch Günter Grass sind durch die Politiker, für die sie Werbung machten, zu dem geworden, was sie sind oder, weniger polemisch, hatten ihre wichtigste berufliche Funktion diesen Politikern zu verdanken. Insofern haben sie durch ihre Wahlkampf-Auftritte in ganz anderer Weise ihre eigene Glaubwürdigkeit gespendet und zum Teil auch reduziert. Aber das war ihnen die Sache wert.
Das Burgtheater hingegen ist einfach zu sehr vermachtet. Und das hat seine Folgen merkwürdigerweise in der Kunst. Vielleicht war das hier, außer bei Peymann, auch schon immer so. Nein, bei Bachler hatte ich den Eindruck interessanterweise auch nicht.
Und welche Entlassung war jetzt bitte übereilt? Der Minister hat höchstens zu wenige Leute entlassen.
Eine ganze Menge Unrat, die die NEWS da ausgegraben haben. Hier die Highlights:
- NEWS liegt eine Selbstanzeige des Burgtheaters vor, die "neben Stantejsky alle ehemaligen kaufmännischen und künstlerischen Geschäftsführer der letzten Dekade" umfasst. Das Burgtheater geht demnach davon aus, dass bereits "vor dem Jahr 2004" Zahlungen an Mitarbeiter ohne Steuer oder Abgaben entrichtet wurden.
- Auch Karin Bergmann hat Barauszahlungen erhalten, sagt dazu allerdings, grammatisch überfordert: "Meines Wissens nach wurde jede Barauszahlung im Rahmen meines Arbeitsverhältnisses korrekt abgerechnet."
- NEWS fragt, wie es überhaupt zur Einsetzung Stantejskys kommen konnte. Dazu sagt Dr. Georg Springer (der sich auch wieder zu Wort meldet), im Jahr 2008 sei sie Bachlers Wunschkandidatin für den Job der Kaufmännischen Direktorin gewesen. Hartmann, der schon designiert war, wollte sie zuerst nicht, wurde dann von Springer überredet.
- ein arbeitsrechtliches Gutachten zur Affäre, das NEWS vorliegt, kommt zu dem Schluss: "Die Abläufe in der kaufmännischen Direktion der Burgtheater GmbH basierten offenbar auf jahrzehntelang gewachsenen Strukturen".
- Neben Steuerhinterziehung und Barauszahlungsmissbrauch ortet NEWS ein noch nicht aufgearbeitetes Thema: das Vergabewesen. Einzelfälle deuten darauf hin, dass hier massive Korruption mit Kick-Back-Leistungen und anderen Unregelmäßigkeiten herrschte.
http://kurier.at/politik/inland/kuenstler-und-kulturschaffende-setzen-sich-fuer-ostermayer-ein/198.131.226
Der Kulturminister war auch als die "rechte und die linke Hand Werner Faymanns" bekannt. Jetzt wackelt sein Ministerstuhl. Grund genug für einige bekannte Burgschauspieler, für ihn einzutreten.
Nochmals, Frau Stantejsky war nach Vorstellung der drei Bewerber in der Endrunde um die Position des Kaufmännischen Direktors aufgrund unzureichenden fachlichen Hintergrundes von der Personalberaterin auf Platz 3 gesetzt, auch nach Rücksprache mit gewichtigen Aufsichtsratsmitgliedern. Wurde dann aber durch Springer und die damalige Leitung des Kultusministeriums an den beiden anderen Bewerbern vorbei auf Platz 1 gezogen, unter dem Vorwand, man wünsche sich eine Frau auf der Stelle, die eingespielt ist.
Heute wissen wir, was dieses eingespielt bedeutet. M.W. war Hartmann in diese Entscheidung nicht involviert.
1. Würde ich gerne wissen, woher Ihre Story von Standejskys unregelmäßiger Amtseinsetzung kommt. Kann man die in öffentlich zugänglichen Quellen nachlesen?
2. Wären demnach Gesetze gebrochen werden? Oder entsprach das Vorgehen nur nicht den Gepflogenheiten? Muss jemand geklagt werden? Oder ist das alles schon verjährt? Kann man Bachler irgendetwas aberkennen? Ist er Ehrenmitglied des Burgtheaters?
Beste Grüße
Und die Quoten-Diskussion war damals voll im Gange. Da verstehe ich den Impuls der Ministerin, eine drittgereihte Frau zu nehmen, die von ihren Vorgesetzten und auch Untergebenen massiv befürwortet wird.
Dann haben sich die Parameter bei den Wirtschaftsprüfern offenbar schlagartig geändert, und man hat die Usancen bei der Burgbilanzierung nicht mehr akzeptiert. Die Rolle der Wirtschaftsprüfer würde mich auch mal sehr interessieren. Von denen hört man am wenigsten.
Stantejsky belastet Drozda (bis 2008 ihr Vorgesetzter, heute Kultur- und Kanzleramtsminister).
Unter Drozda als Kaufmännischem Direktor hinterzog das Burgtheater 457 000 Euro Steuern, auch Stantejskys Bilanzierungstechnik sei mit D. "abgesprochen" gewesen:
http://www.news.at/a/drozda-burgtheater-skandal-6396955
Der schlägt hier ein bisher völlig neues Kapitel der Veruntreuungs-Geschichte am Burgtheater auf:
"Die Misswirtschaft an der Burg wird am Beispiel der Ticketvergabe besonders deutlich. Für Österreichs Elite gelten Burgtheater-Karten als harte Währung. Eintrittskarten für Premieren oder für bereits ausverkaufte Vorstellungen werden teilweise zu Fantasiepreisen gehandelt, wie Kulturinteressierte wissen.
....
Aus dem Kontingent der Dienstkarten stellte die Burgtheater GmbH dem künstlerischen und dem technischen Betriebsrat kostenlose Karten im Burg- und Akademietheater zur Verfügung“, heißt es im Rechnungshofbericht. "Auf das Burgtheater entfielen davon jährlich durchschnittlich rund 4.700 Karten mit einem Wert von rund 180.000 Euro und auf das Akademietheater jährlich rund 2.100 Karten mit einem Wert von rund 83.000 Euro“.
In den sechs geprüften Jahren wurden rund 41 000 Tickets (Wert: 1,52 Millionen Euro) durch den Betriebsrat geschleust. Pikant daran ist, dass es für diese Praxis keine schriftliche (Betriebs-)Vereinbarung gibt. "Die Burgtheater GmbH gab dem Rechnungshof bekannt, dass diese Handhabung bereits mehrere Jahrzehnte zurückreiche und sie nicht feststellen könne, wann und wer mit der Abgabe von Dienstkarten an den künstlerischen und technischen Betriebsrat begann“. (RH-Bericht vom Mai 2016).
Dass bei der regelmäßigen Gebarungsprüfung seit 2009 die "in jedem Geschäftsjahr erfolgte Abgabe von mehreren tausend Dienstkarten an den Betriebsrat nicht thematisiert wurde“, stellt eine kolossale Fehlleistung der Prüforgane dar. "Diese Kartenabgabe [steht] im Widerspruch zur Regelung der Bundestheater-Holding GmbH“, stellte der Rechnungshof trocken fest.
Bis dato drücken sich Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann und ihr kaufmännischer Direktor Thomas Königstorfer davor, die Abgabe von Dienstkarten an den Betriebsrat zu beenden, wie es der Rechnungshof empfiehlt. Das Betriebsratskontingent solle lediglich reduziert werden, um Zoff mit der Schauspieler-Vertretung zu vermeiden. Der designierte Burgtheater-Direktor Martin Kušej, der 2019 antreten wird, hält nichts vom alten Schlendrian: "Ich kann Bilanzen lesen", sagte er anlässlich seiner Vorstellung im Juni 2017."
Stenographisches Protokoll
100. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XVII. Gesetzgebungsperiode Donnerstag, 6. April 1989
100. Sitzung NR XVII. GP - Stenographisches Protokoll (gescanntes Original) 1 von 106
www.parlament.
….daß die Dienstkarten bereits abgeschafft sind, und zwar war das eine der ersten Maßnahmen, die Generalsekretär Dr. Scholten ergriffen hat. Bezüglich der Repräsentationskarten und das sage ich gerne hier im Hause besteht die Bereitschaft zu diskutieren. Sie sind eine Frage des Haushaltsrechts. Wenn wir gemeinsam der Meinung sind, daß dieses Haushaltsrecht geändert und die Repräsentationskarten damit abgeschafft oder geändert werden sollten, bin ich gerne dazu bereit.
Handelt es sich bei den oben unter Nr. 76 genannten Kontingenten wirklich um Dienstkarten? Sind die schieren Zahlen, 6800 Karten in einem Jahr, nicht ein bisschen hoch?
ob die genannte Zahl mit 6.800 stimmt, weiß ich nicht. Bevor sie in den 80gern schon einmal abgeschafft wurden, wurden auch Mitarbeiter des Ministeriums damit beschenkt. Ich kann mich noch recht gut erinnern wie Peymann dagegen gewettert hat, da das Burgtheater viele Karten deswegen nicht in den Verkauf bringen konnte. Er wurde zwar von den Nutznießern dementsprechend angefeindet, hat das System aber rigoros beschnitten.
Verteilt an irgendeinem anderen Theater der Betriebsrat (!) im Jahr "Dienstkarten" für 260.000 Euro?
Bevor Peymann diese Art der Karten abgeschafft hat, gab es (Zitat Weltkomödie Österreich Seite 120):
"Durchschnittlich 48.000 sogenannte "Füllkarten" wurden pro Spielzeit (vor Peymann) gratis an Mitglieder, deren Angehörige und Freunde vergeben. Damit wurden die Auslastungszahlen schwach besuchter Vorstellungen stark frisiert." Was sind dagegen 6.800.
Offenbar lag Geraldine unter #76 nicht der vollständige Text von Herrn Sankholkar vor. In dem steht, dass am Burgtheater in sechs Jahren zwischen 2009 und 2014 total 116 922 Eintrittskarten regisitriert wurden, die "zu keinen Erlösen führten", in derselben Zeit wurden 85 394 Dienstkarten verteilt. Es wird nicht ganz klar, ob diese "Dienstkarten" eine Teilmenge der Eintrittskarten "ohne Erlöse" darstellen, oder ob man sie zu diesen anderen nicht verkauften Karten hinzuaddieren muss. Die 6800 Dienstkarten für den künstlerischen Btriebsrat sind laut Rechnungshofsbericht ein jährlicher Durchschnittswert. Dieser würde aber rechnerisch noch nicht einmal die Hälfte an der jährlichen Menge der oben angegebenen Zahl erlösfreier Karten ausmachen.
Da haben also durchaus noch andere Instanzen Freikarten verteilt, wenn das deine Frage war.
Man geht einfach an die Hauptkasse der Bundestheater an der Operngasse (Albertinaplatz) und frage nach Steuerkarten. Dann wird man eine kleine Treppe am Ende der Schalterhalle hinaufgewiesen, dort ist ein winziges Büro, an dessen Tür "Steuerkarten" steht. Man geht hinein, bekommt ein Formular vorgelegt, mit welchem man bestätigt, dass man in der Stadt Wien lebt, dann kann man eine Karte kaufen für eine Vorstellung, die offiziell noch gar nicht im Verkauf ist. Dann geht man hinunter in die Schalterhalle, an die Kasse, und nimmt seine Karte (oder mehrere) in Empfang.
Und jetzt der Clou: Man hat nun eine Karte für eine Vorstellung, die offiziell noch nicht im Verkauf ist. Kommt ein ahnungsloser Opernbesucher an den Schalter und fragt nach derselben Vorstellung, wird er auf den Vorverkaufsbeginn hingewiesen. Er wird nicht in das Büro für Steuerkarten geschickt. Zahlreiche Vorstellungen der Staatsoper Wien sind aber zum Vorverkaufsbeginn bereits ausverkauft oder beinahe ausverkauft. Versucht man im Internet eine Karte für die Staatsoper zu kaufen, legt Google nahe, dies gar nicht erst auf der Seite der Bundestheater zu versuchen, sondern empfiehlt einen privaten Anbieter, der im großen Stil Karten der Staatsoper verkauft. Zu einem extrem erhöhten Preis (eine Karte für 69 bis 341 Euro). Dieser Anbieter macht ein immenses Geschäft.
Strukturell spielt ihm das Kartenregime an den Bundestheatern in die Hände.
Dabei geht es nicht um Füllkarten für schlecht verkaufte Vorstellungen. Sondern um eine gewaltige Summe Geldes.