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Neue Studie: "Faire Arbeitsbedingungen in den Darstellenden Künsten..."
Schöne neue Arbeitswelt
18. Mai 2016. Die Studie "Faire Arbeitsbedingungen in den Darstellenden Künsten und der Musik?!“ ist erschienen. Wie es aktuell um die berufliche Situation von Kunstschaffenden steht, hat Maximilian Norz von der Künstlerinitiative art but fair untersucht in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung und der Kulturpolitischen Gesellschaft. Die Befragungsergebnisse zeigen, heißt es in der Pressemitteilung von der Hans-Böckler-Stiftung und art but fair, dass die Künstler einige Missstände in Kauf nehmen müssen.
79 Prozent von ihnen halten ihre Gagen für unangemessen. Das Nettoeinkommen liegt bei 40 Prozent der Befragten unter 10.000 Euro pro Jahr. Die prekäre Einkommenssituation hängt auch damit zusammen, dass 70 Prozent der Musiker, Tänzer und Schauspieler unbezahlte Leistungen erbringen müssen. Vier von fünf Befragten rechnen angesichts der bescheidenen Vergütung in ihrer Branche mit Altersarmut. Dazu dürfte auch beitragen, dass viele Künstler – beispielsweise Tänzer – wegen der körperlichen Belastungen in ihrem Job früh aus dem Berufsleben ausscheiden müssten.
Ein weiteres gravierendes Problem sei fehlende Planungssicherheit: 80 Prozent der Befragten empfinden ihre Beschäftigungssituation als unsicher. Während die Anzahl der Selbständigen unter den männlichen Künstlern zwischen 2006 und 2011 um 25 Prozent und unter den Künstlerinnen um 39 Prozent gestiegen ist, hat die Gruppe der abhängig beschäftigten Männer nur um vier und die der Frauen um sieben Prozent zugenommen. Bei den per Werkvertrag beschäftigten Künstlern betrug der Zuwachs zwischen 2005 und 2010 fast ein Drittel. 60 Prozent sehen dadurch auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefährdet. Ein Drittel hat Erfahrungen mit Vertragsbrüchen, Machtmissbrauch und Willkür. Fehlende Mitbestimmung bei der Arbeit kennen 25 Prozent, Mobbing 17 Prozent, sexuelle Belästigung fünf Prozent.
An der online-Umfrage haben sich 2635 Erwerbstätige aus den Bereichen Musik und Darstellende Kunst beteiligt. 2.160 der Befragten sind Künstler, 475 gehen einer anderen Tätigkeit nach, beispielsweise als Bühnenarbeiter oder Techniker. 91 Prozent sind in Deutschland tätig, der Rest in Österreich und der Schweiz. Die Befragung ist nicht repräsentativ, erlaubt aber qualifizierte Einblicke in die Arbeitsbedingungen von Künstlern.
Für Dr. Norbert Kluge, Leiter der Abteilung Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, weisen die Ergebnisse der Untersuchung weit über den künstlerischen Bereich hinaus. "Die Studie erlaubt Einblicke in die 'Gig economy', wie sie manche Digitalisierungs-Enthusiasten als schöne neue Arbeitswelt propagieren. Die ist für viele Kreative längst Alltag. Faire Arbeitsbedingungen und eine stabile soziale Absicherung stehen dabei leider sehr oft nicht auf dem Spielplan", sagt der Soziologe. Für gute Arbeit im Musik- und Bühnenbetrieb zu sorgen, sei deshalb nicht allein Aufgabe der Kulturpolitik, sondern eng verbunden mit zentralen Zukunftsfragen des Arbeitsmarktes und der sozialen Sicherung.
(artbutfair.org / boeckler.de / sik)
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Für's Protokoll: ich finde es schlimm, wenn Menschen von ihrer Arbeit nicht leben können. Aber es ist nicht nur so, daß kein Mensch gezwungen wird, unter den beschriebenen Bedingungen zu arbeiten, sondern außerdem wird es niemanden geben, der nicht über die eher schlechte Bezahlung an Theatern Bescheid weiß, bevor er sich für den Beruf entscheidet.
Wem ein Nettoeinkommen von unter 10.000 EUR im Jahr (ernsthaft? hat das mal jemand nachgerechnet, oder ist das die subjektive Einschätzung?) zuwenig ist, dem rate ich: werde Bäcker, geh' zu VW, arbeite als Sachbearbeiter beim DGB. Krisensicher, faire Arbeitsbedingungen, stabile soziale Absicherung.
"Wem ein Nettoeinkommen von unter 10.000 EUR im Jahr [im Theater] zuwenig ist, dem rate ich: werde Bäcker, geh' zu VW, arbeite als Sachbearbeiter beim DGB. Krisensicher, faire Arbeitsbedingungen, stabile soziale Absicherung."
Schämen Sie sich.
Ich glaube einfach nicht, daß die Aussage der 'nicht repräsentativen Studie' stimmt, bzw. daß sie möglicherweise nur für die nicht repräsentativ Befragten nach ihrer subjektiven Einschätzung ('ich bin der Meinung, ich müßte mehr Geld kriegen...') stimmt.
Sollte das aber tatsächlich so sein (weniger als 833,-- netto im Monat für 40% der Beschäftigten), frage ich mich, wer so bescheuert ist, für dieses Geld längere Zeit zu arbeiten. Und gebe zu bedenken, daß es andere career-choices gibt. Massenweise. Sogar in der gig economy der schönen neuen Arbeitswelt.
Die Tatsache, daß für Theater und Universitäten der Einkauf von Talent günstig ist führt im Übrigen nicht unbedingt dazu, daß die Qualität der Produkte schlechter wird, wobei ich das auf lange Sicht auch vermuten würde: man muss einfach nicht besser, rationaler, cleverer werden, wenn es aufgrund günstiger Einkaufspreise keinen Rationalisierungsdruck gibt. Zumal am anderen Ende des Spektrums (Professoren, langjährig Beschäftigte) wiederum gar keine Flexibilität vorhanden ist, was im Übrigen dazu führt, daß das Produkt am Ende dann doch wieder ziemlich teuer ist. Und der Erfolg des Produktes ist nicht unbedingt in Marktanteilen oder Geld zu messen: Sklerotische Spitze und Billiglohn in der Produktion eines unklar definierten Produkts sind kein Erfolgsmodell.