Zufriedenstellend

Kaiserslautern, 4. Juni 2016. "Mit Durchschnittsgagen, die bei darstellenden Künstlern je nach Beruf zwischen 2.700 und 3.100 Euro brutto im Monat liegen, hält der Bühnenverein die Arbeitsbedingungen für darstellende Künstler in den Stadt- und Staatstheatern sowie Landesbühnen weitgehend für zufriedenstellend", so der Bühnenverein selbst über die Ergebnisse seiner Jahreshauptversammlung.

Bessere Arbeitsbedingungen als im übrigen Europa

In der Pressemitteilung über die Tagung, die vom 3. bis 4. Juni 2016 im Pfalztheater Kaiserslautern stattgefunden hat, heißt es weiter, der "hierzulande übliche Repertoire- und Ensemblebetrieb" biete den Schauspielern, Sängern und Tänzern zudem "eine wenn auch befristete, aber doch oft mehrere Jahre andauernde Beschäftigung". In vielen anderen Ländern Europas würden "diese Künstler" nur mit "kurzfristigen Projektverträgen eingesetzt" und müssten sich "regelmäßig nach spätestens acht Wochen wieder eine neue Beschäftigung suchen". Außerdem gebe es für die angestellten Künstler in Deutschland eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung, die "zu einer guten Absicherung im Alter" führe, und für Tänzer nach Beendigung ihrer Karriere mit etwa 40 Jahren die "Finanzierung von sogenannten Transition-Maßnahmen vorsieht". Dies stelle den Übergang der Tänzer in einen anderen Beruf sicher.

Mitarbeiter neigen zur Überstrapazierung

Trotzdem sei nicht zu übersehen, dass "der Rationalisierungsdruck der letzten Jahre in einigen Bereichen zu geringeren Gagen und einer starken Arbeitsverdichtung geführt hat", sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin, auf der Abschluss-Pressekonferenz in Kaiserslautern. Das könne so nicht weitergehen. Die Theater beabsichtigten vor allem im Bereich der Arbeitszeit, die etwa bei Schauspielern oder Regieassistenten aus künstlerischen Gründen nicht tariflich geregelt sei, genauere Prüfungen vorzunehmen. "Gerade bei Berufen wie dem des darstellenden Künstlers oder des Regieassistenten müsse man damit rechnen, dass die Mitarbeiter selbst zur Überstrapazierung neigten." Außerdem stiegen die Erwartungen vieler Regisseure an die Präsenz ihrer Darsteller im Probenprozess. Besonders angespannte Arbeitsbedingungen gebe es aber in der freien Szene, stellte Bolwin unter Hinweis auf eine vor kurzem veröffentlichte, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie fest. Das liege vor allem an der oft geringen öffentlichen Projektförderung, die dort den wesentlichen Teil der Finanzierung ausmache.

Gegen die Völkischen

Der Bühnenverein habe sich in der Hauptversammlung auch mit "dem Erstarken rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien in Europa befasst". Jeden Versuch solcher Parteien, beispielsweise der AfD in Deutschland, in die künstlerische Freiheit einzugreifen, weise der Bühnenverein scharf zurück. Die Theater und Orchester stünden für "eine offene Gesellschaft, für Diskurs und Toleranz". Dies werde man sich von niemandem streitig machen lassen. Der Bühnenverein unterstützt daher die Bautzener Erklärung des 9. Sächsischen Theatertreffen.

Hasko Weber wird Nachfolger von Ulrich Khuon

Zwei Änderungen ergaben sich bei Neuwahlen der Gruppenvorsitzenden und damit im Präsidium des Bühnenvereins. "Die Mitglieder des Bühnenvereins bilden sechs verschiedene Gruppen, die sich für spezifische Belange der ihnen angehörenden Mitglieder einsetzen und deren Interessen vertreten." Nachfolger von Prof. Ulrich Khuon als Vorsitzender der Intendantengruppe ist Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters & Staatskapelle Weimar, sein Stellvertreter ist Tobias Wellemeyer, Intendant des Hans Otto Theaters Potsdam.

(Deutscher Bühnenverein / jnm)

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