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Bühnenverein hält Gage von Schauspieler*innen für zufriedenstellend
Zufriedenstellend
Kaiserslautern, 4. Juni 2016. "Mit Durchschnittsgagen, die bei darstellenden Künstlern je nach Beruf zwischen 2.700 und 3.100 Euro brutto im Monat liegen, hält der Bühnenverein die Arbeitsbedingungen für darstellende Künstler in den Stadt- und Staatstheatern sowie Landesbühnen weitgehend für zufriedenstellend", so der Bühnenverein selbst über die Ergebnisse seiner Jahreshauptversammlung.
Bessere Arbeitsbedingungen als im übrigen Europa
In der Pressemitteilung über die Tagung, die vom 3. bis 4. Juni 2016 im Pfalztheater Kaiserslautern stattgefunden hat, heißt es weiter, der "hierzulande übliche Repertoire- und Ensemblebetrieb" biete den Schauspielern, Sängern und Tänzern zudem "eine wenn auch befristete, aber doch oft mehrere Jahre andauernde Beschäftigung". In vielen anderen Ländern Europas würden "diese Künstler" nur mit "kurzfristigen Projektverträgen eingesetzt" und müssten sich "regelmäßig nach spätestens acht Wochen wieder eine neue Beschäftigung suchen". Außerdem gebe es für die angestellten Künstler in Deutschland eine zusätzliche betriebliche Altersversorgung, die "zu einer guten Absicherung im Alter" führe, und für Tänzer nach Beendigung ihrer Karriere mit etwa 40 Jahren die "Finanzierung von sogenannten Transition-Maßnahmen vorsieht". Dies stelle den Übergang der Tänzer in einen anderen Beruf sicher.
Mitarbeiter neigen zur Überstrapazierung
Trotzdem sei nicht zu übersehen, dass "der Rationalisierungsdruck der letzten Jahre in einigen Bereichen zu geringeren Gagen und einer starken Arbeitsverdichtung geführt hat", sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin, auf der Abschluss-Pressekonferenz in Kaiserslautern. Das könne so nicht weitergehen. Die Theater beabsichtigten vor allem im Bereich der Arbeitszeit, die etwa bei Schauspielern oder Regieassistenten aus künstlerischen Gründen nicht tariflich geregelt sei, genauere Prüfungen vorzunehmen. "Gerade bei Berufen wie dem des darstellenden Künstlers oder des Regieassistenten müsse man damit rechnen, dass die Mitarbeiter selbst zur Überstrapazierung neigten." Außerdem stiegen die Erwartungen vieler Regisseure an die Präsenz ihrer Darsteller im Probenprozess. Besonders angespannte Arbeitsbedingungen gebe es aber in der freien Szene, stellte Bolwin unter Hinweis auf eine vor kurzem veröffentlichte, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie fest. Das liege vor allem an der oft geringen öffentlichen Projektförderung, die dort den wesentlichen Teil der Finanzierung ausmache.
Gegen die Völkischen
Der Bühnenverein habe sich in der Hauptversammlung auch mit "dem Erstarken rechtspopulistischer und rechtsradikaler Parteien in Europa befasst". Jeden Versuch solcher Parteien, beispielsweise der AfD in Deutschland, in die künstlerische Freiheit einzugreifen, weise der Bühnenverein scharf zurück. Die Theater und Orchester stünden für "eine offene Gesellschaft, für Diskurs und Toleranz". Dies werde man sich von niemandem streitig machen lassen. Der Bühnenverein unterstützt daher die Bautzener Erklärung des 9. Sächsischen Theatertreffen.
Hasko Weber wird Nachfolger von Ulrich Khuon
Zwei Änderungen ergaben sich bei Neuwahlen der Gruppenvorsitzenden und damit im Präsidium des Bühnenvereins. "Die Mitglieder des Bühnenvereins bilden sechs verschiedene Gruppen, die sich für spezifische Belange der ihnen angehörenden Mitglieder einsetzen und deren Interessen vertreten." Nachfolger von Prof. Ulrich Khuon als Vorsitzender der Intendantengruppe ist Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters & Staatskapelle Weimar, sein Stellvertreter ist Tobias Wellemeyer, Intendant des Hans Otto Theaters Potsdam.
(Deutscher Bühnenverein / jnm)
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Wann hat denn einer dieser Herren das letzte Mal von einer Bruttogage von 2700-3100 Euro brutto gelebt?
Aber Schauspieler und Regieassistenten neigen ja zur Selbstausbeutung.....
Schämt euch!
1. "hält * weitgehend für zufriedenstellend"
Eine Formulierung, die in ihrer Schwammigkeit fast politische Qualität hat.
2. "in vielen anderen Ländern Europas"
Seriously? Vergleiche nach unten? "Schaut Euch die Leute in Bangladesh an?"
3. "Rationalisierungsdruck"
Meint das den Druck, den die Rationalisierungen in den Mitarbeiter*innen erzeugen, oder den Druck zur Rationalisierung, unter dem die bemitleidenswerten Theater und Kulturpolitiker*innen stehen?
4. "dass die Mitarbeiter selbst zur Überstrapazierung neigten"
Mein Lieblingsargument. Das Subjekt in der neoliberalen Leistungsgesellschaft ist selbst für sein Scheitern verantwortlich. Ich empfehle "Psychopolitik" von B.-C. Han, lässt sich hervorragend abgleichen.
5. Und da sind sie endlich entlarvt: die Hauptschuldigen! Der Wunsch nach einem kollektiven Schöpfungsprozess auf der Probe mit ausgeruhten, psycho-hygienisch stabilen und künstlerisch mündigen Kolleg*innen heißt heute "die Erwartungen vieler Regisseure (sic!) an die Präsenz ihrer (sic!) Darsteller (sic!)". Sick!
6. And last but not least: wieder die Ellenbogen raus und nach unten getreten. In der Manier des Konsens wird mit nacktem Finger in Richtung der ausbeuterischen Freie Szene gefuchtelt. Wieder ein völlig unangebrachter Vergleich nach unten bzw. zur Seite.
Um mit dem Kollegen Pispers zu sprechen, es zeigt sich, dass der Bühnenverein offensichtlich von Eunuchen geleitet wird: sie wissen, wie man's macht.
Meine sehr verehrten Damen (leider sehr wenige) und Herren (mehrheitlich, wie in all den Jahren) des Bühnenvereins-Präsidiums,
ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihre Berechnungen der Durchschnittsgagen nicht stimmen, einmal abgesehen davon, dass der Begriff "angemessen" in Anbetracht der Arbeitszeit, der Belastungen und der Ausbildung nicht mehr als ein Hohn ist, und genau das ausdrückt, was Ihr Verständnis von Hierarchie, von Macht, Un-Gerechtigkeit und allen anderen, bereits genannten Attributen zur Geltung bringt.
Ich bedaure das sehr, auch in Anbetracht der Tatsache, dass sich mit einer neuen Präsidentin offensichtlich nichts geändert hat. Eine kleine Gruppe macht die Politik, und die Intendanten, die möglicherweise ein anderes Verständnis haben als der Bühnenverein, müssen sich dieser Meinung anschließen, um in die kleinen Logen der kontinuierlichen Karriereförderung zu gelangen.
Nun zur Richtigstellung:
Die Durchschnittsgagen für SchauspielerInnen und AssistentenInnen liegen jeweils bei 2600 und 2100 Euro, nachzurechnen aus Ihrem statistischen Material. Die Tänzer liegen bei knapp 2500 Euro. Nur bei den Opernsängern geht die Kurve etwas nach oben.
Ihre Gesamtsummen von 2700 bis 3100 Euro (was denn nun? was genau ist Ihr ermittelter Durchschnitt, entscheiden Sie sich bitte!) entstehen durch die Einbeziehung des Leitungspersonal, das ebenfalls mehrheitlich nach NV-Bühne bezahlt wird - damit es ruck zuck nichtverlängert werden kann. Dadurch werden die Durchschnittswerte nach oben gedrückt.
Wir reden aber hier ganz klar von Bühnenkünstlern, jenen Menschen, die auf der Bühne stehen, die mit einer Gage deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn beginnen und mit 40 in einem Kontinuum von wenig mehr als 2600 Euro verharren, wenn sie überhaupt noch ein Engagement bekommen.
Bitte beginnen Sie sich verantwortlich zu fühlen.
Bitte veröffentlichen Sie auch die Durchschnittsgagen der Musiker und der Techniker, damit die Künstler einen Vergleich haben, und die Durchschnittsvergütungen von Intendanten, die bei 10.000 Euro beginnen und bei über 25 T€ im Monat enden. Bitte lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen. Wir reden hier über Monatsgagen.
Die Monatsvergütung eines Intendanten entspricht in manchen Fällen dem Jahresgehalt eines jungen Schauspielers oder Assistenten.
Und wir befinden uns hier nicht in einem Privatunternehmen, sondern in einem zu 80% steuerfinanzierten, öffentlichen Kulturunternehmen, indem Höchstgrenzen für Intendantengehälter festgelegt werden müssen.
Ich muss auch sagen, dass die Aufsichtsgremien fahrlässig handeln, so hohe Gehälter für Intendanten zu zahlen. Es gilt der Grundsatz der Angemessenheit, der hier völlig verloren gegangen ist.
Die Arbeitsbedingungen der jungen Künstler sind prekär. Das wissen Sie alle. Und ich kann diese junge Menschen nur bitten, sich in den Ensembles darüber auszusprechen und mit entsprechenden Ensembleforderungen an ihre Intendanten heranzutreten.
1 Offenlegung aller Gagen und gemeines Berechnung der Ensemble-Durchschnittsgagen
2 Bitte um Anhebung der Mindestgagen
3 Anpassung an die Gagen der Technik und Musiker
4 Reduzierung der Stundenzahlen von 60 auf max. 48 Stunden in der Woche, mit freien Tagen für Samstags- und Sonntagsarbeit, wie das bei Orchester und Technik üblich ist.
Weiteres folgt.
Mit sehr freundlichen Grüßen
A. Cotard
Für mich gibt es daraus nur eine Schlussfolgerung:
Die Wahrnehmung der Intendanten und die Realität der Künstler#innen auf der Bühne und der vielen Mitarbeiter#innen und Assistent#innen ist so verschieden, das im Prinzip die Basis für eine auf lange Sicht hin, nachhaltig gute künstlerische Arbeit an den Theatern in Zukunft immer mehr bröckeln wird. Und das heisst auch, dass das Intendantenmodell, mit den fernen, von der Realität abgekoppelten Patriarchen keine Zukunft hat.
Es leben die Kollektive und die Direktorien, die Mitbestimmung und die Gerechtigkeit.
Und natürlich liebe Kolleg#innen der freien Szene, für viele von Euch ist das eine Diskussion auf einem abgehobenen Niveau. Aber wenn wir anfangen, gerechte Gagen in den Theatern zu zahlen, werden sich auch die Gagengefüge für freie Projekte erhöhen und damit die Niveaus der Projektmittel.
Hört endlich mal auf, alles immer so separiert zu betrachten. Wir brauchen jetzt keine Neiddiskussion.
Wir sitzen alle in einem Boot. Und entweder entscheiden wir uns, dass wir gemeinsam rudern. Oder das Theater in Old Germany wird allmählich immer mehr zu einem Museum an einigen wenigen Standorten, alles andere wird es dann nicht mehr geben.
Leitung: 6.639 Euro
Orchestermitglieder: 3.556 Euro
Sänger*innen: 3.191 Euro
Chormitglieder: 2.783 Euro
Schauspieler*innen: 2.722 Euro
Tänzer*innen: 2.637 Euro
Schauspieler*innen Kinder- und Jugendtheater: 2.507 Euro
"nicht darstellerisch tätiges künstlerisches Personal": 2.241 Euro
Und so habe ich gerechnet:
a.) Auf S.258 der Statistik findet man die Anzahl der Beschäftigten der verschiedenen Berufsgruppen.
b.) Auf S. 260 der Statistik findet man die Personalausgaben gesamt der verschiedenen Berufsgruppen.
c.) Ich teile die Gesamtkosten durch die Anzahl (das geht bei den Künstler*innen ganz gut, weil fast keiner teilzeitbeschäftigt ist). Jetzt habe ich die Ausgaben pro Person.
d.) Von denen nehme ich aber nur 75% (denn in den Gesamtkosten sind ja auch noch die Arbeitgeberanteile enthalten). Und teile es durch 13, denn die meisten Häuser zahlen immer noch Weihnachts- bzw. Urlaubsgeld.
Man kann also gut erkennen, dass sich der Bühnenverein die Situation tatsächlich schönrechnet. Die Leitungsleute verdienen im Durchschnitt mehr als doppelt so viel pro Monat wie die bestverdienensten Solist*innen.
Es ist wirklich schade, dass dem Bühnenverein keine bessere Antwort eingefallen ist. Denn dieses Beharren und Aussitzen, was wir ja auch von der GDBA kennen (also von beiden Tarifparteien), führt unweigerlich zur Gründung von neuen Strukturen. Oder anders gesagt: der Bühnenverein und die GDBA sind in ihrer jetzigen Form obsolet und sollten dringend durch neue Verbände ersetzt werden, weil sie durch ihre Haltung das Stadttheatersystem zerstören, anstatt es zu befördern.
ich kann nicht glauben, was Sie da geschrieben haben.
Meinen Sie das wirklich?
Setzen Sie beide bitte nochmal einen Fuss in ein Theater, als Hospitanz der Regieassistenten. Um mal ehrlich zu sein, 9 - 24 uhr zu arbeiten, über acht Wochen, drei Tage Pause, dann dreht sich das Rad weiter. Das sind 12, manchmal sogar 15 Stunden Arbeit am Tag.
Rechnen Sie das bitte mal hoch! Stundenlöhne von deutlich weniger als 8 Euro, da kommen wir in eine Zone, in der es nicht mehr rechtmäßig zugeht.
Und "wir überprüfen das" ist doch eine alte FIFA-Floskel.
Schämt Euch!
Leute wie Uli Khuon und Hasko Weber wissen doch, wie das läuft. Was muss den da bitte noch überprüft werden? Die Zahlen sind vorhanden.
Entlastet Eure Mitarbeiter, zahlt mehr Gage, produziert weniger. Dieser Überproduktions-Irrsinn auf der Jagd nach weiteren 400 Zuschauern macht doch auch wenig Sinn und raubt Euren Leuten die letzte Kraft. Ihr spürt es doch selbst in Euren Knochen, wenn die Spielzeit zu Ende geht.
Das ist korrekt, Kollege. Was noch interessant wäre, die Löhne und Gehälter für Technik und Verwaltung. Haben Sie die Statistik griffbereit, könnten Sie das bitte noch kalkulieren und durchstellen. Danke!
Dann stellen wir das ganze mal gegenüber, und zwar zu den real gearbeiteten Stunden.
Ich sage nochmals: ich kann nicht glauben, dass die nk-Redaktion das richtig recherchiert oder wiedergegeben hat. Wenn es war ist, ist das kein Kavaliersdelikt und auch keine gutmütige Hinhaltetaktik mit besseren Lösungen im (Hinter)Sinn, sondern eine institutionalisierte Unverschämtheit der Staatswirtschaft gegenüber denen, die sie am Laufen halten. Der Fehler KANN nur bei der Redaktion liegen, da bin ich vollkommen sicher. So viele - statistisch gesehen - Professoren in der Bühnenvereinsleitung können nicht so etwas gesagt, geschrieben, aus ihrer eigenen Statistik interpretiert haben! Wenn doch, muss man offenbar nicht nur am Staat und seiner Wirtschaft, sondern auch am Graduierungsprozedere der Wissenschaftspolitik hierzulande zweifeln.
(Lieber D. Rust,
wir haben die vollständige Pressemitteilung des Bühnenvereins nun auch in der Meldung verlinkt.
Viele Grüße
M. Wolf – Redakteur)
Ein Schlag ins Gesicht für all jene die nach Bonn gereist sind.
Die Sorgen und Nöte der Künstler werden nicht ernst genommen. Das Handlungsbedarf besteht ist offensichtlich und es ist schrecklich, von solchen Menschen vertreten zu werden.
Ganz klar. Diese Menschen interessiert es null was wir denken, fühlen und tagtäglich erleben.
Schämt euch.
Es war ein historischer Moment in Bonn. Wieviel er Wert war haben uns Herr Bolwin und seine Freunde jetzt deutlich gezeigt.
Was genau ist denn jetzt die Grundlage eurer heftigen Kritik? Ihr kommt zu Zahlen von 2637€ und 3191€. Auf Basis von 2012. Das sind 63€ weniger bzw. 91€ mehr als der Bühnenverein auf möglicherweise einem anderen Geschäftsjahr berechnet hat. Die Differenzen von einander abgerechnet gibt der Bühnenverein die Gehälter also 28€ zu niedrig an. Wo ist da die Grundlage Ihrer Beschimpfung?
Lasst uns doch mit den Aussagen zur teilweise sehr gut abgesicherten Situation der Beschäftigten auseinandersetzen und schauen wie wir einfordern können und vor allem umsetzen können dass diese Bedingungen auch eingehalten und verbessert werden können. Die Arbeitsbedingungen sind ja in der Realität oft schlecht, aber strukturell ja tatsächlich besser und sicherer als in fast allen anderen künstlerischen Berufen. Lasst uns die Bedingungen trotzdem verbessern, Aber hört auf mit der Diskussion über die Gehälter. Das vertieft doch nur die Gräben zu Technik und freier Szene.
das ensemble-netzwerk ist. Es wird wachsen. von Meeting zu Meeting. Es wird an Gewicht und Stimme gewesen.
vielleicht wäre es zu einfach gewesen, in der ersten Runde einen Sieg zu erzielen. Dazu fehlt noch die Kraft, die Kondition. Die wird kommen, ganz sicher. Es gibt eine tolle Truppe, die sich da versammelt hat, ein gutes, breit gefächertes know how in allen Theaterfragen. Das sind keine unwissenden, aufsässigen Schauspieler, das ist eine Bewegung, die sich auch nicht mehr aufhalten lassen wird.
In jedem Fall muss, muss der Bühnenverein nachlegen, korrigieren, seinen Wortlaut ändern. Was denken denn die Kollegen am Montag in den Proben?
Wenn schon die Zahlen nicht stimmen, was sollen wir dem Bühnenverein dann glauben?
Anderes:
Ist allen denn eigentlich klar, dass es bei den Niedrigzinsen, und der niedrigen Inflation nicht einmal mehr ordentliche Tariferhöhungen geben wird, in den Theatern, die überhaupt noch im Tarif arbeiten.
Ich würde vorschlagen, ganz vorsichtig, ohne Reglements oder Verabredungen einzurennen, dass sich die Ensembles austauschen, ihre Durchschschnittswerte ermitteln und an das ensemble-netzwerk mailen.
Lieber Kollege Cotard (wie ist denn ihr Rufname, bitte?), ich bin nicht Finanzfest, dennoch vermute ich, dass in den Gagensummen auch die Summen für schnelles Einspringen, Überspiel- und Übersinghonorare, Gagen für kleine Regiearbeiten (bei den Assistenten), Gagen für Abgeltung von Leistungsschutzrechten (Oper, Übertragung auf Arte) und Gastspiele, und und und mit dabei sind. Wenn man das bereinigt, ist der tatsächliche Bruttowert etwa 5-6 % niedriger. Das sind bis zu 100 Euro Monatsgage, das ist nicht unerheblich.
Wahrscheinlich muss dieses System erst auseinander brechen, bevor sich etwas ändert. Ich werde mich jedenfalls nicht für dumm verkaufen lassen und dieses ignorante Verhalten des Bühnenvereins, unserer Arbeit gegenüber, einfach so akzeptieren. Wenn das die Antwort des Bühnenvereins auf unsere absolut reellen Forderungen sind, müssen wir Schauspieler uns überlegen, ob wir nicht anfangen unsere Bühnen zu bestreiken. Vielleicht nimmt man uns dann ernst.
Ich würde gern die Löhne und Gehälter für Technik und Verwaltung in einen Vergleich stellen, aber das ist nicht so einfach. Denn im Gegensatz zu den künstlerisch Beschäftigten, bei denen man davon ausgehen kann, dass niemand in Teilzeit arbeitet, kann man hier nicht einfach die Anzahl der Personen durch die Gesamtsumme teilen und hoffen, dass man ein belastbares Vollzeit-Monatsgehalt herausbekommt. Daher: leider nein, dazu fehlen belastbare Zahlen.
@Ich
Mir war bloß wichtig, einmal den Gegensatz zwischen Leitungsgehältern, Orchestergehältern und Solistengehältern darzustellen. Wenn im Orchester eine 2. Tutti-Violine während der Vorstellung umkippt, dann geht das Stück weiter. Wenn die Solo-Schauspielerin auf der Bühne umkippt, fällt der Vorhang. Trotzdem verdient die Violinistin vermutlich am selben Haus 10.000 Euro im Jahr mehr. Da stimmt doch was nicht. Was ist das für ein Arbeitgeberverband, der so etwas zulässt, obwohl er immer seine "soziale Ader" betont? Nur, weil die DOV als Gewerkschaft stärker ist, als die GDBA? Wo bleibt da der Aspekt "Betriebsfrieden"?
Hier die genaue Erklärung von de.statistica.com:
"Der Median ist der Wert, der in der Mitte liegt. Wenn etwa die durchschnittliche Körpergröße von fünf Jungen aus der achten Klasse gesucht wird, zeigt das folgende Beispiel die Berechnung des Median. Die Größe der Jungen in Zentimeter: 156, 146, 136, 167 und 177. Werden die Zahlen sortiert und genau die gewählt, die in der Mitte liegt, ergibt das: 156. Diese Zahl hat links genauso viele Nachbarn wie rechts. Der Median findet sich also ohne Rechnerei. Das ist nicht der einzige Vorteil: Er ist robust gegen Ausreißer. Angenommen statt des größten Mitschülers stellt sich nun der größte Mensch der Welt zu den Achtklässlern. Dann hätten wir 157, 146, 136, 167 und 257 Zentimeter (statt 177). Der Median bliebe von dem Ausreißer unberührt. Er wäre immer noch 157. Das arithmetische Mittel sähe anders aus: Man addiert alle Zahlen, also 157 plus 146 plus 136 plus 167 plus 257, ergibt 863, das geteilt durch fünf ergibt 172,6. Der Durchschnitt wäre beim arithmetischen Mittel also etwa 173 Zentimeter, obwohl nur zwei Personen über 1,70 Meter groß sind. Der Median wäre also in diesem Fall aussagekräftiger als das arithmetische Mittel."
Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast... :-)
Zitaten. Das zum Thema Zufriedenstellend!
@A. Cotard: über die Formulierung 'Durchschnitt' bin ich auch kurz gestolpert, aber wenn man die Berechnungen von 'Nr.6' nachvollzieht, sind hier vielleicht die durchschnittlichen Vergütungen der unterschiedlichen Darstellungsgruppen (Schauspieler, Sänger,...) gemeint. Interessant wäre aber in der Tat zu wissen, inwieweit dort dann noch Leitungspersonal einbezogen wird, ich würde das aber bezweifeln. Um das genauer zu sehen, wäre
@Nr.6 tatsächlich gut, wenn man den Median bekommen könnte.
Allgemein glaube ich, daß a) man gar nicht erst die Richtigkeit der Zahlen bezweifeln muß, um festzustellen, daß diese Durchschnittsgehälter für die Stundenleistung und den notwendigen Ausbildungsstand im Vergleich in der Bundesrepublik eher niedrig sind, b) man nicht den Verteilungskampf zwischen den unterschiedlichen Künstlern, oder Künstlern und Technik aufmachen sollte, Theaterbudgets sind kein Nullsummenspiel, c) die Andeutungen über Selbstausbeutung der jungen Kollegen (wo ist die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers?) oder die noch schlechteren Verhältnisse in der freien Szene schlichtweg unangemessen und peinlich sind.
Natürlich steht auch der Bühnenverein, auch die Intendanten gegenüber Gesellschaft und Politik in der Verantwortung, aber dennoch verfügen diese Herr(!)schaften doch über viel mehr Einflußmöglichkeiten und können ändern, brauchen nicht lamentieren. Naja, sie brauchen einen Schubs.
Der Punkt ist aber: diese Kolleginnen arbeiten diese 240 und mehr Stunden dafür. Die Arbeitszeitreglements werden verletzt und alle: Intendanten, Verwaltungs- und Betriebsdirektoren, Spartendirektoren und Regisseure schauen zu, dulden das.
Es gibt eigentlich nur eine Lösung:
man nimmt dieses Gehalt für die 160 Stunden, die man im Monat arbeiten darf, und jede Überstunden wird auf ein Arbeitszeitkonto übertragen. Das kann am Ende der Spielzeit abgegolten werden. Dann wird sich zeigen, dass es für die Theater günstiger wäre, die Gagen anzuheben.
Ein gutes hat diese Pressemitteilung! Der Bühnenverein hat sich abschließend als das geoutet, was er ist: Die Interessenvertretung der Arbeitgeber (insbesondere der Theaterträger und Intendanten). Er ist keine moralische Instanz, kein Rettungsanker gegen Theaterschließungen und ganz sicher keine Organisation, die man befragen sollte, wenn es um die Arbeitsbedingungen in den Theater geht. Der DBV schafft diese Bedingungen durch das Handeln seiner Mitglieder.
@ Nr. 6
Danke für die Mühe und die Rechnerei. Und natürlich wird in jedem ernsthaften Gehaltsbericht, der die Spreizung der Einkommen dokumentieren soll, das Medianeinkommen veröffentlicht und nicht das Durchschnittseinkommen. Der Mittelwert der Einkommen wird vor allem in Überblicksstatistiken verwendet, z.B. zum Branchenvergleich oder zum Benchmarking vergleichbarer Betriebe. Oder wie hier zur Erreichung politischer Ziele.
Sie haben natürlich auch Recht, wenn Sie anmerken, dass die Ermittlung eines Durchschnittseinkommens im Bereich Technik und Verwaltung mit Hilfe der DBV-Statistik schwierig ist. Und neben dem von Ihnen angesprochenen Problem der Teilzeitbeschäftigung: Im Bereich Technik arbeiten eine Reihe von Kolleg*innen mit NV-Verträgen (sofern eine vorwiegend künstlerische Tätigkeit behauptet werden kann). Wäre das nicht der Fall, könnte man mit Hilfe der Entgeltordnungen die Gehälter der Kolleg*innen direkt ablesen.
(Beispiel aus der Entgeltordnung für den TVL (gültig für Staatstheater): Bühnentechniker werden in E2 + E3 eingruppiert das Einstiegsgehalt in Stufe 1 beträgt 1.878,91 EUR und 2.030,13 EUR – maximal erreichbar (nach 15 Jahren) 2.460,54 und 2.530,32 // Seitenmeister E7 – Einstiegsgehalt 2.297,68 EUR, max 2.983,98 // Bühnenmeister E8 – Einstiegsgehalt 2.448,90 EUR max 3.129,40 . Hinzu kommt in der Regel eine Theaterbetriebszulage (zum Ausgleich für Erschwernisse, unregelmäßige und geteilte Dienste sowie Sonn- und Feiertagsarbeit) – die Höhe variiert nach Tarifgebiet (Große TBZ ca. 15% der Vergütung in Stufe 2 der entsprechenden Entgeltgruppe, Kleine TBZ ca. 8%).
Die Verwaltungsangestellten der Theater werden entsprechend nach ihren Tätigkeitsmerkmalen eingruppiert (und erhalten keine TBZ).
Aber wie angedeutet: Die allermeisten Vorstände (Bühnenmeister, Bleuchtungsmeister, Tonmeister), die allermeisten Kolleg*innen der Tonabteilungen, die meisten Requisiteur*innen, Maskenbildner*innen, die in den vergangenen 14 Jahren eingestellt wurden arbeiten im Bereich NV-Bühne mit frei verhandelbaren Gehältern und natürlich ohne TBZ.
Um eine Tarifgerechtigkeit in den Betrieb zu erreichen, müssten Darsteller*innen auf Grund der Voraussetzung ihrer Tätigkeit in E9 eingruppiert werden (Hochschulabschluss): Einstieg (wieder TVL) 2.611,75 EUR (zzgl. TBZ) – allerdings wären dann max. 3.719,66 EUR möglich.
Also noch einmal danke schön Bühnenverein, dass ihr herausgefunden habt, dass die Gagen der Darsteller*innen ok sind, wie sie sind.
ich kann Ihnen nicht immer folgen. Sind Sie sarkastisch oder ironisch?
Möglicherweise beides:
Wichtig ist doch der Hinweis darauf, dass ein Kollege in der Technik 48 h max arbeitet, dass er Überstunden ausbezahlt bekommt, und durch seine Zuschläge in der Regel zwischen 200 und 500 Euro mehr hat.
Die Gagen der Bühnenvorstände liegen deutlich über denen der Bühnenkünstler:
Technische Vorstände sowie Vorstände Malsaal, Kascheure, Ton, Beleuchtung verdienen in der Regel ab 3500 Euro aufwärts.
in der tat: peinlich!
ABER: was hindert eigentlich intendantInnen -neben mindestgagen-anhebung auf ein LÄNGST ÜBERFÄLLIGES mass - selbstständig übertrariflich zu bezahlen? dann kann doch der dbv pressemitteilungen rausgeben, wie er gerade will. just do it! als würden die theaterleiter erst das "go" vom dbv bedürften. irgendwie ist das auch irgendwie: leicht peinlich...
Vielleicht, weil das Argument, dass in anderen Ländern weitaus schlechtere Arbeitsbedingungen für Theaterkünstler, insbesondere Schauspieler, herrschen, ist eines zur Kategorie der umgangssprachlich so genannten „Totschlagargumente“ gehörenden.
...
Es ähnelt in- zumindest mich als Stücke für diese Theaterstruktur produzierenden Menschen, rufschädigender Weise einer Argumentation, die im Metatext sagt: „Wenn es euch hier nicht passt mit uns, dann geht doch nach RusslandFrankreichGroßbrittanienBangladesh.“ Es ähnelt der Argumentation, die sich in den Endsechzigern und Siebzigern in der Bundesrepublik bereits Leute anhören durften, die soziale Gerechtigkeit anmahnten oder einforderten: „Geht doch rüber, in die DDR!“
...
Auch was die einzelnen Berufsgruppen angeht, wird in der Erklärung nicht im Ansatz differenziert! Das ist nicht nur eine Frage der Statistik, sondern des Selbstverständnisses, welche Künstler überhaupt Bühnenkünstler sind. (dezidierte statistische Beispiele liefert am besten A. Cotard).
Und: Nein, langjährige Verträge sind längst keine Regel mehr in den Theatern! Das ist ein offenes Geheimnis seit Jahren! Es ist also eine glatte, unverschämte Lüge, die da als Presseerklärung mediale Durchsetzung als falsche Wahrheit beansprucht und dafür offenbar redlichen Journalismus missbrauchen möchte. Die Lebenswahrheit in diesem Theaterbetrieb ist: Auch ein Intendant, der sich im „Karussell“ der Häuserübernahme bewegt und Leute „mitnimmt“, die ihm gefallen, nimmt sie in n e u e Verträge mit. Nicht in längerfristige. Und er entlässt dafür Leute dort, wohin er sie mitnimmt. Und er hinterlässt Leute, die von einem neuen Intendanten an seinem ehemaligen Haus für wiederum die Leute entlassen werden, die ihm so gut gefielen, dass er sie mitgenommen hat… Das mag für Intendanten noch eine nette, abwechslungsreiche Karussell-Fahrt sein – für Schauspieler ist das in überproportional vielen Fällen ein Ausflug mit Schleudersitz-
Es ist ein aalglatter Verrat der Arbeitsgeber am Theaterbetrieb in Deutschland, zu erfahren, dass als ein real kurzfristiger Vertrag im BV im Moment offenbar einer gilt, der so etwa acht Wochen umfasst. Wie es in anderen Ländern bereits an der Tagesordnung ist... Ja. Es ist so. Realität im Theater der Welt. - Deshalb ist ja auch unsere Theaterlandschaft zum Weltkulturerbe erklärt worden. Weil man nicht nur hierzulande, sondern auch global einzuschätzen vermag, was das kulturell für die Welt bedeutet, so etwas noch nicht Zerstörtes zu erhalten. Wenn andernorts Weltkulturerbe zerstört wird, sind wir in D unter Umständen gern bereit auch die Truppen aufzurüsten. Wenn im eigenen Land ein Weltkulturerbe an seiner empfindlichsten Stelle, den menschlichen hier gewachsenen Ressourcen, ausgeblutet wird, kümmert uns das schon weniger. Offenbar.
1. Werden derlei Anhebungen dann nicht durch Tarifabsprachen mit Städten/Kommunen/Ländern abgedeckt und sind damit für viele Theater ein teurer Spaß, da komplett alleine zu tragen. Das ist in Zeiten der ewigen Kürzungen (selbst Karlsruhe im reichen BW hat es nun ja erwischt) ein teurer, evtl. gar selbstmörderischer Akt!
2. Ändern sie, einzeln und im Alleingang geübt, nichts an der prekären Gesamtlage.
Es hilft nichts: Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, dann darf man nicht auf die ARBEITGEBERSEITE (den Bühnenverein) oder Geschenke eines netten Intendanten hoffen, sondern muss die eigenen Interessen auch öffentlich bekunden und vertreten. Ob die GDBA oder das ensemble-Netzwerk, wichtig ist, das man nicht nur jammert, sondern seine "Zunft" stärkt und gemeinsam vertritt - bildet Banden! Wendet euch, wie Gregor Sturm es empfahl, an eure Abgeordneten und lasst sie wissen, um was es geht und um wie viel! Streikt!
Nur diskutieren und abwarten und hoffen auf Hilfe von droben hat noch nie eine Revolution ausgelöst!
Gar nichts natürlich. Geld ist ja da, im Übermaß. Man muß es nur entweder sich selber oder den überbezahlten Technikern wegnehmen. Oder einfach weniger machen, nicht soviel für Kostüme oder Praktikanten ausgeben. Oder die längst überfällige Budgeterhöhung durchführen, die der Bürgermeister einem seit Jahren aufdrängt.
Spaß beiseite: die Intendanten sind die Arbeitgeber hier, und es gibt einfach sehr wenige Beispiele in der Geschichte von Lohnauseinandersetzungen in denen die Arbeitgeber von sich aus ein von den Arbeitnehmern als angemessen empfundenen Lohn festgelegt haben. Dazu braucht es Verhandlungen, und die müssen Arbeitnehmerseitig von fähigen und legitimierten Leuten durchgeführt werden. Da tut sich nichts von selber. Und der Hinweis von Herrn Bolwin an das Netzwerk, man möge sich doch an die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) wenden, zeigt ja doch nur, daß man sich von der Seite geschüzt fühlt.
und @Dabeigewesen: Namensklau! Aber immerhin (im Gegensatz zu mir) wohl bei den Sitzungen dabei gewesen.
Wir alle hier wissen, dass die Meldung des Bühnenvereins ungeschickt und tatsächlich auch unverschämt war. Aber Lisa Jopt und ihren Mitstreitern ist zu konzedieren, dass sie die Verhandlungen, noch dazu mit einem klugen Kopf wie Hasko Weber sicher auf eine gute Bahn bringen wird.
Tatsächlich ist das Geld da.
Schaut in die Spielzeithefte und schaut euch alle genau an, was eigentlich unnötig ist, die überzähligen Produktionen, die kein Zuschauer braucht, und durch die kein Besucher mehr kommt.
Es gibt für jedes Haus eine optimale Zahl von Inszenierungen und auch von Vorstellungen, das was gerade passiert, dieses Übermass, muss einfach runtergefahren werden. Eine Neuinszenierung kostet ein Haus zwischen 40 bis 400 T€, die großen Opernhäuser einmal nicht mit einbezogen.
Dieses Geld kann innerhalb der Häuser umverteilt werden. Bitte überlegt, was für Spielräume das eröffnet.
2. Sollten die Kollegen in der Technik, so sehr ihre Arbeit zu schätzen ist, auch korrekt eingestuft werden. An den meisten Häusern werden sie von den Verwaltungen grundsätzlich eine Stufe höher als nötig eingestuft. Da ist viel Puffer.
Das gilt auch für die Orchestermusiker, die wie Staatsbeamte behandelt werden. Da werden Dienstzeiten aus Studienzeiten anerkannt, und das führt zu sehr hohen Grundniveaus.
3. Die Arbeitszeiten sind wichtig. Womöglich werden die Probenzeiten sogar länger. Aber das tut dem Theater sicher recht gut.
Die Gagen müssen endlich angehoben werden. Wir wollen davon leben können. Und nicht nur so tun, als würden wir es.
Und die Geschäftsführer und Verwaltungsdirektoren haben die Aufgabe, das in ihren Wirtschaftsplänen zu dokumentieren.
Es ist Aufgabe der öffentlichen Hände, das zu finanzieren.
Wer sagt, dass das Geld nicht da sei, irrt.
es ist wichtig, dass Sie sich einschalten, niemand behauptet, dass wir die Wahrheit gepachtet haben. Aber bitte nicht immer mit der Populismus-Keule drauf hauen.
Ich will nichts weiter als Gerechtigkeit Punkt. Schauspieler müssen ordentlich bezahlt werden Punkt.
Ich hoffe Sie haben Verständnis dafür. Und bitte gehen Sie in die Argumente und entkräften Sie diese. Ich bin dabei. Und noch etwas, sachlich bleiben. Sie haben keinen einzigen Fakt vorgetragen, während wir mit den Statistiken der letzten Spielzeiten arbeiten. Lesen Sie mal in eine rein, dann unterhalten wir uns weiter.
Wenn Sie prinzipiell eine Meinung haben, also etwas anderes als ein Contra, oder ich habe lange mit mir gerungen. Meine Güte. Sagen Sie doch bitte, worum es Ihnen geht.
Diese Herren wissen, daß an großen Staatstheatern, wenn es dem Intendanten genehm ist und er den Kollegen halten will, schon mal 5000,-- plus x auf der Bühne gezahlt wird. Diese Ensemble sind groß da kann man mittels Durschnittsrechnung schnell mal einige Hungerleider-Ensembles in den Stadttheatern statistisch auffangen. Auf einen gut bezahlten Kollegen (5000,--) kämen also drei miserable bezahlte (2000,--) und man ist bei 2750,-- im Schnitt! Nützen tut das den schlecht Bezahlten nur halt nichts.
Das wirkliche Dilemma ist die Schere zwischen den unterschiedlichen Häusern und auch innerhalb der Institutionen. Hamlet ist am kleinen Haus in der Provinz genauso schwierig wie in der Großstadt. Gagenunterschiede wären vertretbar Vervielfachungen aber nicht.
Noch hat der DBV nicht verstehen wollen, über kurz oder lang verliert er so aber jede Glaubwürdigkeit.
Wie war das möglich?
Nun, dieses deutsche Staatstheater war nicht in Deutschland, sondern in einem der "unterentwickelten" osteuropäischen Ländern, eben in Rumänien. Während der zwei Wochen, die mein Sohn bei seiner Mutter in Deutschland verbrache, bot ich auch Abendproben an.
Nun, ich will das nicht weiter ausführen. Aber, wenn sie eine durchschlagende Reform des deutschen Theaterwesens erreichen wollen, dann legen sie doch einfach fest, dass Regisseure und Regissuerinnen an Theatern lediglich eine große Probe von maximal fünf Stunden, eher viereinhalb durchzuführen haben.
Eine solche Reform würde die Theater vor eine sehr große Herausforderung stellen und so ungefähr alles verändern. Und sie könnten sich danach all dieses "unwirkliche" Rumgehacke auf "ältere Herren" sparen.
An jenem Theter würde ich immer wieder spontan ein Angebor annehmen.
Die Deutschen Theater hierzulande würden wahrscheinlich unter dem Druck einer solchen Reform zusammenbrechen.
Ich wünsche allen Berufsanfängern in dem Job eine bessere Bezahlung. Ich kenne keine Gruppe am Theater, die zu viel verdient. Ich sehe nur eine bestimmte Gruppe, die zu wenig verdient. Und ich sehe, dass die Reformvorschläge, die hier gemacht werden nicht tief genug in die Struktur eingreifen.
- Das macht es aber nicht besser!!!
2. Die Theater sind wichtig in der kulturellen, künstlerischen Breite in unserer Demokratie.
3. Es gibt großen Bedarf an Strukturveränderungen.
4. Herr Boldwin ist in erster Linie Arbeitgebervertreter.
5. Hasko Weber ist in erster Linie Intendant.
6. Die Geschichte von Herrn Baucks auf Deutschland übertragen, würde bedeuten, dass ein Regisseur in drei Monaten ca. 1000000 Euro verdient (gibt es leider ja auch manchmal) - was soll das aber für die anderen Gagen bedeuten? und was hat das mit 4 oder 5 stündigen Proben zu tun? - Wir können auch gerne über das Gehalt von Hasko Weber sprechen...
7. Nachtkritik wird letztendlich von "Intendanten" finanziert.
8. Wenn Herr Boldwin mit auf dem Abschluß-Podium sitzt, heißt das soviel, wie wenn Herr Gauland zu Anne Will kommt, Mark Zuckerberg die Welt verbessern möchte oder Hasko Weber der Gesprächsvertreter mit dem Ensemblenetzwerk ist.
9. Lisa Jopt und Konsorten haben einen wichtigen Impuls gegeben und den sollte man nicht kaputtreden, sondern zum Anlass nehmen im deutschen Theater mal hinter die Kulissen zu schauen.
10. Theater schließen oder endlich mal reformieren. - und das am Besten gemeinsam.-im Sinne von "olle" Frank....
Ich habe zu der Zeit tatsächlich ungefähr 100000,00DM im Jahr verdient, was heute ca. 50000,00 Euro pro Jahr wären. Und glauben sie mir, ich wünsche jedem Schauspieler in Deutschland das 50000,00 Euro im Jahr verdient. Das ist nicht zuviel.
Ich bin dankbar, dass sie so irrational reagieren.
Zeigt es doch, dass sie nichts begriffen haben.
Bitte, bitte geben sie ihrem Hass auf die Regie hier noch mehr nach. Und denken Sie dabei nicht nach, reflektieren sie sich nicht selbstkritisch. Nur so kommen wir dem Konflikt auf den Grund.
Ich sage nur: Noch mehr Nebel! Noch mehr Nackte! Noch mehr Blut! Und vor allem noch mehr Geld für die Regie!
Und vor allen dem Intendanten aus Rostock! Möge er eine Millionen Abfindung bekommen. Die hat er sich verdient.
Hahaha!
Das Ensemble Netzwerk lebe hoch und muss jetzt schauen wie es weiter geht.
Wie muss jetzt reagiert werden?
Braucht es einen Streik?
Keine Ahnung, aber eins wissen wir jetzt.
Wir sind nicht allein.
Wir sind viele und wir wollen zusammenhalten.
Das ist grossartig.
1. Wünsche mir ???
2. Taten helfen eher.
3. Ich habe keinen Hass auf die Regie.
4. Ich bin Regisseur.
5. Ich kenne die Gagengefüge und lebe gut davon.
6. Der Intendant von Rostock ist mir suspekt. - schon immer gewesen.
7. Ich sehe es einfach ganz anders als Sie.
8. Ich bin kein Kommunist. Moderne Unternehmungsführung jedoch könnte ich mir auch im Theater vorstellen
9. Lassen sie uns qualitativ für die Sache argumentieren.
10. Theater schließen oder endlich mal reformieren. - und das am Besten gemeinsam.-im Sinne von "olle" Frank....
Das Theater würde einer so schwerwiegenden Reform zugrundegehen, und genau deshalb wird dies auch passieren. Gegen die Erhaltung der Art kommt die Kunst nicht an.
Alle Initiativen sind ehrenwert, ihnen fehlt aber das Entscheidende, um etwas bewirken zu können: Tarifmächtigkeit. Das heißt, die Initiativen müssen sich entweder zu einer Gewerkschaft entwickeln oder sich, wovon ich abraten würde, mit einer bestehenden Gewerkschaft verbünden. Warum ich von der zweiten Möglichkeit abrate? Sowohl GDBA als auch VdO sind nicht nur schwach, sondern haben über Jahrzehnte bewiesen, dass sie außer kleineren Korrekturen nichts durchsetzen können. Der Normalvertrag Bühne (vorher Solo) wurde, das ist kein Witz, in seinen wesentlichen Grundzügen kurz nach dem I. Weltkrieg abgeschlossen, seither in Details reformiert. In allen tarifrechtlichen Vereinbarungen blieb der Punkt unberührt, unter dem viele, auch ich zwei Mal, schon gelitten haben: die Möglichkeit eines neuen Intendanten unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit bisherige Ensemblemitglieder zu entlassen. Diese Rechtsvorschrift muss als erste gestrichen werden.
In Rumänien war man sowas von unvorbereitet auf so eine Konstellation, ein Vater, der selbstbewusst alleine mit seinem Kind lebt und dieses Leben alleine organisiert, so dass sich niemand recht wagte etwas gegen meine Forderung zu unternehmen. Man ließ mir freie Hand. Ein Schauspieler hätte sich das nicht so leicht herausnehmen können. Ich tat es einfach. Und, mein lieber Insider, damit war ich einigen Menschen ebenso "suspekt", wie zuvor in Berlin.
Sie haben da, wahrscheinlich unfreiwillig ein Wort in Debatte eingeführt, dass wichtig ist.
Suspekt.
Vielen Menschen am Theater sind nicht nur andere Konstellationen, wie ich sie lebte "suspekt", ihnen ist zugleich der ganze Vorgang der Kreativität, des Schöpferische "suspekt". Dieses Regellose ist ihnen zuwider. Es muss eingefangen werden.
Letzte Woche legte ich vier Tage lang ein neues Stück an. Es war ein Vorgang, der mich Tag und Nacht in Atem hielt, bis zur Erschöpfung. Bis ich nicht mehr weiter konnte. Aber immerhin war ich einmal durch den ganzen Stoff hindurchgekommen. Nun ruht die Arbeit seit einigen Tagen. Ich war über mich hinausgegangen und musste meinen Alltag ersteinmal wieder normalisieren, um dann weiter daran arbeiten zu können. Der Vorgang, der jetzt kommt, ist meistens etwas ruhiger, kann aber ebenso wiederum zu vollkommen ungeregelten Abläufen führen, die sich mit den Methoden eines normalen Alltags nicht regeln lassen.
Dieses suspekte grenzüberschreitende Entregelt-Sein wollen einige Kräfte am Theater möglichst erst gar nicht aufkommen lassen. Sie Grenzen es immer weiter ein und versuchen es, so gut es geht ganz aus dem Theater zu vertreiben. Überall, wo es auftaucht, werden ihm Grenzen gesetzt. Diese Grenzen sollen nun durch diese neue Bewegung weiter definiert werden. Und dort sehe ich auch sehr große Gefahren für den Betrieb. Sein Bedeutungsverlust könnte so noch weiter vertieft werden.
Jede Probe ist auch ein Ausstieg aus dem Alltag. Man gibt sich einem gänzlichen anderem Vorgang hin. Diesen entgrenzten Vorgang immerzu im Kollektiv zu organisieren, ist nicht immer einfach. Es gibt Tageszeiten, die dazu geeigneter sind. Beispielsweise der Abend oder eventuell sogar die Nacht. Das ist der Grund warum fast alle Vorstellung Abends und manchmal bis tief in die Nacht hinein stattfinden.
Es ist ein anderes Leben, dass am Theater geführt werden sollte, und das ist nicht immer mit einer Familie, mit Kindern vereinbar.
Das ich damals in Rumänien zu einer solchen Maßnahme griff, hatte viel damit zu tun, dass ich mich selbst und vor allem meinen Sohn vor ständigen Übergriffen schützen musste. Unter anderem wurde er zu Begin unserer Reise unter Zwang von einer Familienrichterin darüber verhört, ob er überhaupt mit seinem Vater gemeinsam eine solche Veränderung seiner Verhätnisse für drei Monate leben wolle.
Ich will nicht weiter ins Detail gehen. Aber die Vereinbarkeit oder aber auch Unvereinbarkeit von Familie und Kunst für Väter wäre schon ein kleines Essay wert.
Die Unvereinbarkeit des Schöpferischen mit den "tariflichen" Strukturen des Theaters wird wohl für immer erhalten und suspekt bleiben.
Seien wir doch ehrlich! Schiller, Hölderlin, Büchner und Kleist wären wahrscheinlich allesamt an diesen Strukturen gescheitert! Und über deren Familiengründungen möchte ich erst gar nicht reden!
Vor allen sollte das Theater den lebenden Künstlern dienen. Sie sollten auf den Gehaltslisten ganz oben stehen. Ein Khuon darf ruhig einmal erheblich weniger verdienen als einer seiner Künstler.