Twitterschau: Hollywoodstars spielen Mephisto
Wir sind die Geister, die stets verneinen
von @regenbericht
20. Juni 2016. Diese zehn Schauspieler wollen wir unbedingt einmal "Ich bin der Geist, der stets verneint!" sagen hören. Weil das vermutlich ohnehin nie geschehen wird, haben wir die Kritiken schon mal vorgeschrieben.
10. Al Pacino, Regie: Antú Romero Nunes
Nachtkritik: "Nie hat er eine seiner Figuren verraten oder auch nur in Frage gestellt. Erst an diesem Abend lernt Al Pacino die Ironie zu schätzen."
9. Leonardo DiCaprio, Regie: Claus Peymann
Nachtkritik: "DiCaprios Spiel lehnt sich eng an Gustaf Gründgens sowie dessen filmische Darstellung durch Klaus Maria Brandauer an. Es scheint, als beruhe deren Weltruhm einzig auf den Augenbrauen. Peymanns letzter großer Coup?"
8. Brad Pitt, Regie: René Pollesch
Nachtkritik: "Grandios gescheitert. In diesem Leben wird Brad Pitt kein Pollesch-Schauspieler mehr. Sophie Rois und Martin Wuttke beschimpfen ihren berühmten Kollegen schon nach einer halben Stunde als authentische Kuh."
7. Macaulay Culkin, Regie: Rimini Protokoll
Nachtkritik: "Der biographische Ansatz ist bei Rimini Protokoll Programm. Macaulay Culkin fällt hier also nicht aus der Rolle, sondern lässt uns mitfallen in das Trauma eines gescheiterten ewigen Nachwuchsschauspielers, über den er auch an diesem Abend nicht hinauswächst. Das ist schade, aber wahrscheinlich Programm."
6. Bill Murray, Regie: Jorinde Dröse
Nachtkritik: "Das Böse ist nicht nur banal, sondern auch noch erschreckend sympathisch. Bill Murray gibt seinen Mephisto als Kumpel-Typ, dem man nicht nur seine Seele ver-, sondern auch einen Gebrauchtwagen abkaufen würde."
5. Tom Cruise, Regie: Hakan Savaş Mican
Nachtkritik: "Cruise konzentriert sich ganz auf die homoerotische Spannung zwischen Faust und Mephisto und präsentiert so ganz nebenbei nicht nur eine neue Lesart seiner Figur, sondern auch ganz neue Fragen: Was lief da zwischen Schiller und Goethe?"
4. Charlie Sheen, Regie: Ersan Mondtag
Nachtkritik: "Was Sheen da macht, ist die große Kunst der Verweigerung. Kein Wort kommt über seine Lippen, und doch walzt er mit seiner puren Präsenz den ganzen Abend nieder, teert und federt seine antiseptisch spielenden Kollegen."
3. Arnold Schwarzenegger, Regie: Frank Castorf
Nachtkritik: "Schwarzenegger erweist sich als ein stoischer Theater-Arbeiter, der die Bühne während der fünfstündigen Aufführung zwei mal komplett zerlegt und mit baren Händen wieder aufbaut."
2. Harrison Ford, Regie: Karin Beier
Nachtkritik: "Harrison Ford beantwortet die Gretchenfrage nach zweihundert Jahren erstmals ganz unmissverständlich. Schon allein dafür verdient sein Mephisto den Faust-Preis."
1. Bruce Willis, Regie: Vegard Vinge
Nachtkritik: "Des Pudels Kern trägt Unterhemd, getränkt von Schweiß, Urin und Blut. Willis fordert mehr Körperflüssigkeiten als die sonst gut bestückte Requisite der Volksbühne aufbringen kann. Als nach zehn rasenden Stunden die ersten Zuschauer den Saal verlassen wollen, versperrt er ihnen den Weg. 'Ich bin der Geist der stets verneint. Hohoho!'"
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