Einigkeit herrscht nur im Ärger

29. Juli 2016. Die Kritiker*innenumfrage des Fachmagazins Die deutsche Bühne ist erschienen. An der innerhalb des August-Heftes präsentierten Besten-Auswahl haben sich 60 Autor*innen des Blattes beteiligt und mehrheitlich ihre Voten auch mit einer Begründung versehen. Anders als etwa die Umfrage von Theater heute will die Deutsche Bühne dezidiert auch den Opern- und Tanzbereich mit abdecken.

Nennungen in acht Kategorien

Zum Haus mit der überzeugendsten Gesamtleistung wurden von jeweils vier Kritiker*innen zwei Sprechbühnen gewählt: Thomas Ostermeiers Berliner Schaubühne und das Deutsche Schauspielhaus Hamburg unter Karin Beier. Mit drei Nennungen folgen auf Platz 3 die Berliner Volksbühne sowie die Mehrspartentheater in Nürnberg, Mannheim und Basel, die natürlich auch in jener Kategorie relevant sind, die Leistungen jenseits der Theater-Metropolen würdigt.

Mit bemerkenswerter Theaterarbeit abseits der Theaterzentren hat wie schon im Vorjahr das Theater Freiburg (drei Nennungen) auf sich aufmerksam gemacht. Es folgen das Neue Theater Halle, das Stadttheater Bremerhaven, das Theater Konstanz und die Bühnen Graz sowie die Theater Heidelberg, Trier und Gießen. Wenn man allerdings die Nennungen in den anderen Kategorien hinzunimmt, liegt Gießen vorne, das fragenübergreifend auf sechs Nennungen kommt. Bei den Off-Theatern liegt wie im Vorjahr das Münchner Metropoltheater mit drei Stimmen vorn.

Drei Stimmen reichen oft zum Sieg

Im Schauspiel-Regie-Bereich führt Daniela Löffners Inszenierung von Väter und Söhne, die beim  Berliner Theatertreffen zu sehen war, zusammen mit Kay Voges' Die Borderline-Prozession mit je drei Stimmen, gefolgt u.a von Ersan Mondtag mit Tyrannis, der mit zwei zusätzlichen Nennungen in der Kategorie Bühnenbild Barbara Bürk und Clemens Sienknecht (mit Effi Briest), Thom Luz, Örn Thorleifur Arnarsson und Nicolas Stemann aussticht. Ebenfalls zwei Bühnenbild-Stimmen erhielt der vor einem Jahr gestorbene Bert Neumann für sein Volksbühnen-Einheitsbild der laufenden Spielzeit. Im Opern-Bereich entscheidet einmal mehr Barrie Kosky mit fünf Nennungen das Rennen für sich. Als herausragende Choreographen führen Goyo Montero (Staatstheater Nürnberg) und Antje Pfundtner (mit ihrer freien Compagnie "In Gesellschaft") mit je zwei Voten.

Als Ärgernis der Saison hat sich auch 2016 wieder die Sparpolitik in Rostock und das Hickhack um den nun entgültig entlassenen Intendanten Sewan Latchinian erwiesen. Ähnlich viel Unmut erzeugten die Sparpläne in Karlsruhe. Aber auch die kulturpolitischen Entgleisungen von Pegida bzw. AfD und eine insgesamt eher maue Saison wurden von den Autor*innen des Magazins kritisiert.

(geka / Die deutsche Bühne)

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