Auf der Schlachteplatte

von Wolfgang Behrens

Bayreuth, 25. Juli 2016. Wer sich am diesjährigen Eröffnungstag der Festspiele dem Grünen Hügel nähert, der muss den Eindruck gewinnen, dass der Gralsbezirk der Wagnerianer massivster Bedrohung ausgesetzt ist. Eine Hundertschaft der Polizei ist im Einsatz, und während man Taschen öffnet und Sakkos lüftet, hat man Muße, ehrfürchtig die Gewehre der Einsatzkräfte zu studieren. Die Amokläufe und Terrortaten der vergangenen Tage tun ihr Übriges, um ein latentes Gefühl der Verunsicherung zu erzeugen: Die meisten Politiker sind vorsorglich erst gar nicht gekommen, der traditionelle Staatsempfang ist abgesagt. Natürlich sind das alles nur Sicherheitsvorkehrungen; von dem Bild aber, das sich bietet, geht eine seltsame Wirkung aus: Es ist, als rüste sich die freie Welt zu einem Rückzugsgefecht um einen der letzten vorgeschobenen Posten der Hochkultur.

Perspektivloses Leiden

Später findet man dieses Bild der Bedrohung ins Opernhaus hinein verlängert: Uwe Eric Laufenberg, der Regisseur der diesjährigen "Parsifal"-Premiere, hat aus Richard Wagners Bühnenweihfestspiel eine Fantasie über das Christentum in Zeiten der Bedrängnis gemacht. Laufenbergs "Parsifal" verortet sich zwar nicht im Hier, aber doch sehr klar im Jetzt: Sein Bühnenbildner Gisbert Jäkel hat ihm das Innere einer kleinen, bereits etwas baufälligen Kreuzkuppelkirche auf die Bühne gesetzt, die irgendwo im Wüstengebiet der nordarabischen Welt liegt, in Syrien oder im Irak.

Parsifal 560 EnricoNawrath uLagerstätten unter Kirchenkuppeln: Bühnenszenerie im Bayreuther "Parsifal" © Enrico Nawrath

Wenn sich noch während des Vorspiels der Vorhang über dieser Szenerie hebt, lagern dort Flüchtlinge. Nur kurze Zeit später marschieren Soldaten hindurch und sichern die Lieferung einer neuen hölzernen Christusfigur ab. Die Kirche ist hier längst Multifunktionsraum geworden: Der Orden, der hier waltet, duldet neben sich eine Zivilbevölkerung, die ihrerseits auf Asyl angewiesen ist.

Abendmahl und andere Rituale

Eine Leitidee in Laufenbergs "Parsifal" ist, dass sich das Christentum unter der äußeren Bedrängnis über seine Rituale trotzig auf sich selbst besinnt. Während der Alltag gewissermaßen im Schlendergang absolviert wird – und es wird viel geschlendert in dieser Inszenierung! –, bilden die Rituale ein Kraftzentrum. Allerdings zu einem hohen Preis: Gralskönig Amfortas, dem Ryan McKinny mächtige und expressive vokale Statur verleiht, leidet unendlich unter der Abendmahlszeremonie, denn er selbst wird hier zum Spender der Blut-Droge (wie Einar Schleef den Wein der Eucharistiefeier so gerne nannte). Laufenberg lässt Amfortas mit Christus in eins fallen: Dornenbekrönt schleppt er sich dahin, bis die Gralsritter schließlich seine Wunde öffnen, um sich ihre Blut-Droge direkt abzuzapfen. Der Abendmahlstisch wird zur Schlachteplatte.

Parsifal 560a EnricoNawrath uParsifal im Bade mit Blumenmädchen © Enrico Nawrath

Dass eine auf derartiges Leiden gegründete Religion keine dauerhafte Perspektive bietet, springt einem aus diesem starken Bild förmlich entgegen. Und momentweise verfolgt Laufenbergs Inszenierung diesen Strang auch weiter: Der heilige Speer, der die Wunde schlug, wird hier gerade nicht zum Gegenstand der Verehrung, sondern im zweiten Aufzug von Parsifal – hier seinem Geistesverwandten Siegfried aus dem "Ring" folgend – zerbrochen. Im dritten Aufzug schließlich werden die Trümmer des Speers wie auch viele andere heilige Symbole aus verschiedensten Religionen – mit denen der Chor vorher noch wild drohend Amfortas zu einer letzten Blutspende zwingen wollte – zusammen mit dem verstorbenen Gralskönig Titurel beerdigt. Erst in der Überwindung, in der Aufhebung der religiösen Symbole und Riten, so scheint es Laufenberg mit Wagner sagen zu wollen, kommt die Religion des Menschlichen zu sich. Es bleibt das utopische Bild befreiter Menschen, die aus der Kirche hinaus ins Weite (und Friedliche?) gehen.

Mit Kinderglauben

Es ist leicht, diesem Ansatz eine gewisse Naivität vorzuwerfen. "Trennt euch von der Religion, dann kommt der Frieden schon von allein!" So einfach ist's vielleicht doch nicht, aber in solch naivem Kinderglauben steckt auch eine große Kraft. Leider ist es aber noch viel leichter, Laufenberg jenseits dieses religionskritischen Strangs eine mitunter fahrlässig klischeelastige Regie anzukreiden.

Parsifal 560b EnricoNawrath uKundry (Elena Pankratova) mit sterbendem Kind im Arm © Enrico Nawrath

Das beginnt bei routiniert lahmer Chorführung, geht über banale Filmchen, in denen nach Vorbild von Zehn Hoch ein simpler Kosmos-Zoom die Zeit zum Raum werden lässt, wird peinlich in Orient-Stereotypen, bei denen Parsifal im Hamam von Burka-Trägerinnen verführt werden soll, die sich zuletzt als pittoreske Bauchtänzerinnen entpuppen. Und endet bei einem Karfreitagszauber, der eine Paradieskitschpostkarte mit Tropenpflanzen, im Regen tanzenden nackten Jungfrauen und generationenübergreifender Familienfotoaufstellung präsentiert. Man hofft, dass das wenigstens ironisch gemeint sei – aber was soll es ironisieren? Printprodukte der Zeugen Jehovas?

Höhepunkt trifft Tiefpunkt

Besonders ärgerlich ist dieser Kitsch-Ausrutscher, weil gerade an dieser Stelle das Dirigat des kurzfristigen Einspringers Hartmut Haenchen (für den fahnen- bzw. Thielemann-flüchtigen Andris Nelsons) in seinem Bestreben, die Partitur noch im scheinbar Statischen im beständigen Fluss der Phrasen zu halten, ganz zu sich selbst kommt – ein musikalischer Höhepunkt trifft so auf den szenischen Tiefpunkt.

Dem musikalischen Part bleiben freilich die eklatanten Niveauschwankungen der Regie ohnehin erspart: Georg Zeppenfeld als Rahmenerzähler Gurnemanz passt mit seinem ungemein kantablen, jede Phrase in ihrer melodischen Fülle nachgestaltenden Ansatz ohnehin perfekt in Haenchens Konzept. Klaus Florian Vogts fabelhaft hell timbrierter Tenor ist für den Toren Parsifal fast eine Idealbesetzung, eine Passage wie "Mit diesem Zeichen bann ich deinen Zauber" wird man reiner kaum je hören können – nur bei manchen Ausbrüchen ("Wehe! Wehe!") wünschte man sich manchmal mehr Aufbäumen in der Stimme. Elena Pankratova als Kundry verband ihre hochdramatische, mit einer beeindruckend satten Tiefe gesegnete Darstellung mit großer, in dieser Rolle nicht eben häufig anzutreffender Tonhöhengenauigkeit. Allein den durchaus sonoren Klingsor Gerd Grochowskis hätte man sich noch ein wenig schwärzer vorstellen können.

Jenseits evolutionärer Wucherung

Ursprünglich hatte die Festspielleitung – wir wollen das nicht vergessen! – für diesen "Parsifal" den Erz- und Totalkünstler Jonathan Meese als Regisseur vorgesehen, den man vor anderthalb Jahren aber kurzerhand wieder auslud. Bei Meese hätte es "evolutionär wuchern" sollen, "auf Videoprojektionen, mit Malerei auf Kostümen, auf Flächen." Man hätte das "Urwüchsige, Unkontrollierte" erlebt. Vielleicht wäre der uneingehegt wuchernde Meese ja die wirklich massive Bedrohung für den Grünen Hügel gewesen. Dieser hat man sich nun erfolgreich entzogen. Zum Preis von einigen guten Ideen – und viel schlechtem Stadttheater.

Parsifal
Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen 
von Richard Wagner 
Regie: Uwe Eric Laufenberg, Musikalische Leitung: Hartmut Haenchen, Bühne: Gisbert Jäkel, Kostüm: Jessica Karge, Licht: Reinhard Traub, Video: Gérard Naziri, Dramaturgie: Richard Lorber, Chorleitung: Eberhard Friedrich.
Mit: Ryan McKinny, Karl-Heinz Lehner, Georg Zeppenfeld, Klaus Florian Vogt, Gerd Grochowski, Elena Pankratova, Tansel Akzeybek, Timo Riihonen, Alexandra Steiner, Mareike Morr, Charles Kim, Stefan Heibach, Anna Siminska, Katharina Persicke, Mareike Morr, Alexandra Steiner, Bele Kumberger, Ingeborg Gillebo, Wiebke Lehmkuhl, Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele.
Dauer: 6 Stunden, zwei Pausen 

www.bayreuther-festspiele.de

 

Mehr von den jüngsten Inszenierungen bei den Bayreuther Festspielen: im vergangenen Jahr inszenierte Katharina Wagner herself Tristan und Isolde. 2013 Frank Castorf den "Ring", Teil eins: Rheingold, Teil zwei: Walküre, Teil drei: Siegfried, Teill vier: Götterdämmerung.

 

Kritikenrundschau

"Es ist ganz erstaunlich, was dem Regisseur Laufenberg, der sonst als ein souveräner Theaterpraktikus bekannt ist mit einem guten Händchen für Personenführung, diesmal alles nicht eingefallen ist", schreibt Eleonore Büning in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (27.7.2016). Die paar guten dramaturgischen Ideen opfere er selbst zwischen Skylla und Charybdis, sie würden "zerquetscht zwischen Pseudoaktualität und handgeschnitzter Oberammergau-Konvention". "Diese katastrophale, blauäugig dekorative Nichtauseinandersetzung mit diesem heiklen Stoff, an diesem auratischen Ort, ist ein Skandal. Und: ein klägliches Versagen", wettert Büning. Und da der "Parsifal" nun einmal das Herzstück der Bayreuther Festspiele sein müsse, "weil er das einzige 'Kunstwerk der Zukunft' ist, das speziell für die Akustik dieses Hauses komponiert wurde", falle dieser "Skandal der banalen Nichtauseinandersetzung" letztlich auch auf die Festspielleitung zurück. Dirigent, Orchester und Sängern immerhin sei der "Parsifal" hier "phantastisch gelungen", was zeige, "dass die Bayreuther Festspiele zumindest musikalisch wieder den Anschluss gefunden haben an den Rest der Wagner-Welt".

Einen "diskussionswürdigen" Bayreuther "Parsifal" sah hingegen Manuel Brug und beschreibt ihn in der Welt (27.7.2016) als "völlig skandal- und islamismuskritikfrei. Sich von herrschender Inszenierungsgesinnungsmode heilsam frei machend – ohne freilich ein völlig überzeugende, klug geschlossene Interpretationslösung zu bieten".

Im ersten Aufzug verspreche es noch interessant zu werden, dann drifte dieser "Parsifal" aber zunehmend ins Beliebige ab, zeigt sich Regine Müller in der taz (27.7.2016) enttäuscht. Ohne Zweifel habe Laufenberg Versöhnliches im Sinn gehabt, "etwas umfassend Religionskritisches". "Ob er mit seiner pauschalen Religionskritik allerdings dem 'Parsifal', von dem Wagner prognostizierte, er werde 'eine grundböse Arbeit', auf die Spur kommt, muss bezweifelt werden", so Müller – musikalisch setze Hartmut Haenchen im Graben auf zügige Tempi, "einige schöne Momente besonderer Transparenz versöhnen jedoch nicht mit einer insgesamt recht pauschalen Lesart."

"Ist Theater mit seiner gedankenspielerischen Unschuld in einer Zivilgesellschaft überhaupt noch möglich, wenn es derart martialisch beschützt werden muss?" fragt Reinhard J. Brembeck sich in der Süddeutschen Zeitung (27.7.2016) und antwortet: "Möglich vielleicht, aber Terroranschläge und Polizeipräsenz verändern zumindest die Rezeption." Unwillkürlich denke der Zuschauer die aufgewühlte Realität draußen als Folie der Aufführung mit, "erst recht, wenn eine Interpretation des 'Parsifal' eine christlich-islamische Konfrontation andeutet – so wie die Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg". Der spiele "ungeachtet aller Wahrscheinlichkeiten" einfach diverse Karrieremöglichkeiten für einen ungelernten, durchaus gesellschaftsgefährdenden Naivling durch – "die Parallelen zur politischen Realität von heute dürften niemandem entgangen sein", so Brembeck. Letztlich lehne Laufenberg also "die utopische Vision Wagners ab, die Erlösung oder wenigstens spirituellen Frieden für grundsätzlich möglich hält". Hier treffe er sich mit dem Dirigenten. Haenchen habe nichts übrig für Klangweihrauch und Tonsoße, "er liefert einen zügig flutenden Musikzauber, in traumhaften Pastellklangfarben gehalten", schwärmt Brembeck. "Und das Festspielorchester erfüllt ihm und dem hellauf begeisterten Publikum jeden nur denkbaren Wunsch."

Nicht Laufenbergs "unausgegorene Mischung aus postmodernem Thesentheater und Rampengeschreite" mache den Abend zum Erlebnis, schreibt Christian Wildhagen in der Neuen Zürcher Zeitung (27.7.2016). "Auch nicht die nach dem immerhin frappierenden Aderlass des Amfortas rasch wieder in zahmem Kreuz- und Devotionalienkitsch versickernde Religionskritik der Regie, der zur enigmatischen Schlussformel ('Erlösung dem Erlöser') nicht mehr einfiel, als die Bühne leerzufegen und das Licht im Zuschauerraum angehen zu lassen – Erleuchtung durch Beleuchtung, sozusagen." Nach den "ebenso kontroversen wie hoch profilierten" Bayreuther "Parsifal"-Deutungen von Christoph Schlingensief und Stefan Herheim müsse man sich über das "fade geistige Niveau" dieser Auseinandersetzung mit Wagners "Bühnenweihfestspiel" doch arg wundern. Umso mehr beindrucke jedoch die filigrane musikalische Interpretation von Hartmut Haenchen, die die Wahrheit des Werks gegen seinen Schöpfer verteidige, so Wildhagen: "Das 'Bühnenweihfestspiel' muss eben nicht in Klangnebeln wabern, um Erhabenheit und 'Weihe' zu verbreiten."

"Die musikalische Seite triumphierte wieder einmal über die szenische", schreibt Werner Theurich auf Spiegel Online (26.7.2016). Leider tappe die Regie allzu oft in die Fallen der eigenen Oberflächlichkeit, "die sehr viel sinnlich erfahrbar machen will, aber immer wieder nur die eigenen Bilder erklärt" und wisse nicht immer zwischen Ironie und Plattheit zu unterscheiden. Großes jedoch leisteten an diesem "zwiespältigen Abend" Parsifal-Darsteller Klaus Florian Vogt und Gurnemanz-Darsteller Georg Zeppenfeld, vor allem aber Dirigent Hartmut Haenchen, "alles andere als ein Lückenbüßer", so Theurich: "Er dirigierte von den ersten Takten des Vorspiels an durchgängig mit solcher Durchsichtigkeit und Kontrolle, feingliedrigem Klangsinn und dramaturgischer Logik, dass er stets als treibende, aber nicht alleinherrschende Kraft die Aufführung steuerte."

"Laufenberg, der Retter in konzeptioneller Not, der Notregisseur, verkörpert den Meese- und Schlingensief-Gegentypus des gewieften Wagnerkenners, den man auf dem Grünen Hügel womöglich kaum noch braucht, weil dort eh alle Wagnerkenner sind", schreibt Hans-Klaus Jungheinrich in der Frankfurter Rundschau (28.7.2016). "Liefert er nun die ehrlich zurückgenommene Arbeit eines Langweilers wie Rudolf Noelte, die obsessiv werktreu gemeinte Traditionshuberei der Renegaten Peter Stein oder John Dew?" Nein – Statt den "Weg der auffälligen Unauffälligkeit" beschreite Laufenberg dann doch lieber die "Straße der spektakelnden Auffälligkeiten". Und pflastere sie von Zeit zu Zeit mit ziemlich schrillem Ungeschick, ja mit Fehlern. "Summna summarum: Ein ziemlich zauseliger Tobak. Zu den intellektuellen oder visionären Schwergewichten der 'Parsifal'-Exegese trägt Bayreuth 2016 nicht viel bei."

"Waren wir, was Wagners Bühnenweihfestspiel angeht, nicht längst viel weiter?" fragt Christine Lemke-Matwey in der Zeit (27.7.2016). Wie die sieche Gralsgesellschaft im Stück schienen auch die Bayreuther Festspiele auf gutem Weg zu sein, sich zu zerlegen. "Von innen heraus. Durch Niveauverlust." Uwe-Eric Laufenbergs Parsifal-Regie markiere den Tiefpunkt dieser Spirale. "Terrorgefahr und Sicherheitshysterie mögen die Atmosphäre auf dem Grünen Hügel destabilisiert haben", so Lemke-Matwey. "Argumente dafür, dass das Blut des Gralskönigs Amfortas von den Rittern wie auf dem Oktoberfest gezapft wird, stamperlweise, oder der zweite Akt in einem Hamam spielt, liefern die Umstände nicht." Es sei an sich keine schlechte Idee, das Ganze im Irak anzusiedeln, im Kriegsgebiet der Religionen. "Nur eins zu eins wird das leider schnell peinlich." Was die Musik angehe, so löse Klaus Florian Vogt in der Titelpartie alle Versprechen ein. Das "Knöcherne, sich selten sinnlich-magisch Mischende" von Hartmut Haenchens Interpretation mache "keine rechte Laune, allen flotten Tempi zum Trotz".

"Regisseur Uwe Eric Laufenberg will ein großes Rad drehen", glaubt Bernhard Neuhoff auf BR Klassik (27.7.2016). "Er inszeniert das Stück als Gleichnis auf das Gewaltpotential der Religionen, als Plädoyer für die Befreiung aus den Fesseln des Dogmas. Das ist gut gemeint, handwerklich schwach umgesetzt, oft langweilig und leider auch nicht frei von Kitsch." Umso mehr überzeuge die musikalische Seite, sowohl die Sänger*innen als auch Hartmut Haenchens Dirigat: "Die musikalischen Bögen gliedern sich, die Melodien sprechen: Dieser Wagner atmet."

"Szenisch bleibt der neue 'Parsifal' weit hinter den herausragenden Vorgängerinszenierungen zurück, denen von Christoph Schlingensief und Stefan Herheim", urteilt Christoph Schmitz im Deutschlandfunk (26.7.2016). Nach einem schwachen "Tristan" im letzten Jahr, einem schludrigen "Ring" und einem biederen "Holländer" davor dümpele Bayreuth weiter vor sich hin. Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung belaufe sich auf einen kruden und zusammenhanglosen "Zeichenwust", der darüber hinaus noch in unfreiwillige Komik übergehe, so Schmitz: "Laufenberg macht es sich zu einfach. Und seine simple Botschaft ist mehr behauptet, als wirklich aus der Komposition heraus entwickelt." Lichtblicke blieben das Orchester "und mancher Sänger wie Klaus Florian Vogt als Parsifal, dessen Part er wie ein schönes Lied intoniert".

 

 

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