Presseschau vom 27. Juli 2016 – Der Standard interviewt Alvis Hermanis vor seiner Opernpremiere bei den Salzburger Festspielen zu Kunst und Politik

Konservativ und stolz drauf

Konservativ und stolz drauf

27. Juli 2016. "Das Konzept, dass Kunst von Politik handeln muss, entstand erst im 20. Jahrhundert", sagt Alvis Hermanis, dessen Inszenierung von Richard Strauss' "Die Liebe der Danae" demnächst bei den Salzburger Festspielen Premiere haben wird, im Interview mit Andrea Schurian in Der Standard (27. Juli 2016) und bezeichnet sich als "altmodischen Künstler" – "Kunst ist für mich in erster Linie Schönheit und Poesie."

Er habe den Eindruck, dass politische Ideologen ziemlich verwirrt sind. "Links, rechts: Die Gesellschaft nach diesen Kategorien einzuteilen, macht längst keinen Sinn mehr." Die große Bedrohung für westliche Zivilisationen sei die technische Revolution, durch die immer mehr Menschen ihre Jobs verlieren. "Es ist offensichtlich, dass Globalisierung und technische Entwicklung nur einer kleinen Elite dienen und nicht der wahlentscheidenden Mehrheit."

Die deutsche Propagandamaschinerie

Er sei im übrigen nicht gegen politische Flüchtlinge, sondern gegen offene Grenzen. "Ich glaube nicht, dass ich radikal bin, die Mehrheit der Europäer denkt wie ich." Hermanis war im Dezember 2015 in die Kritik geraten, nachdem er seine Zusammenarbeit mit dem Thalia Theater Hamburg aufgekündigt hatte mit der Begründung, er wolle nicht mit dem humanitären Engagement des Thalia Theaters für Flüchtlinge in Verbindung gebracht werden.

"Ich zahlte 10.000 Euro aus meiner Tasche, um angefallene Produktionskosten abzudecken, schrieb dem Intendanten mehrere Mails und bat, mich aus privaten Gründen aus der Produktion zu entlassen. Ich wollte diesen Rückzug nie öffentlich machen. Aber eine, sagen wir, moralisch verkrüppelte Person denunzierte mich, indem sie aus den privaten E-Mails Sätze aus dem Zusammenhang riss, daraus einen Brief bastelte und damit an die Öffentlichkeit ging. Und die deutschen Zeitungen warfen die Propagandamaschinerie an", blickt Hermanis nun im Interview mit Der Standard auf die Vorgänge zurück.

Kultureller Niedergang

Der darauffolgende "Shitstorm" sei "eigentlich ein Déjà-vu" für ihn gewesen: "Die schmutzigen Tricks kenne ich aus der Sowjetunion, wo ich einen Teil meines Lebens unter kommunistischer Herrschaft gelebt habe. Auch da durften nur die Künstler arbeiten, die der offiziellen Mainstream-Ideologie entsprachen."

Er habe verstanden, dass in Deutschland jeder Künstler automatisch links ist. "Sorry, ich nicht. (…) Ich bin konservativ – und stolz darauf." Immerhin habe er "viele zustimmende E-Mails von deutschen Künstlern" erhalten, "auch solchen vom Thalia-Theater". "Aber sie wollten sich alle nicht öffentlich äußern, um keine beruflichen Nachteile zu haben." Er glaube allerdings, dass die deutschen Theater größere Probleme hätten, "als Hermanis zu bekämpfen". "Was mit der Volksbühne passiert, ist eine Tragödie. Ebenso wenig, wie die Deutschen imstande sind, ihre Frauen auf den Straßen zu beschützen, sind sie imstande, ihr kulturelles Erbe zu bewahren."

(sd)

Kommentare  
Presseschau Alvis Hermanis: kulturelles Erbe Volksbühne bewahren?
Den Satz von Alvis Hermanis kann man sich auch auf der Zunge zergehen lassen: "Ebenso wenig, wie die Deutschen imstande sind, ihre Frauen auf den Straßen zu beschützen, sind sie imstande, ihr kulturelles Erbe zu bewahren." Das meint er mit Blick auf die Volksbühne und die neue Intendanz. Hat er recht? Ich weiß es nicht. Bei Lesen wird mir jedenfalls kalt.
Presseschau Alvis Hermanis: Kulturpessimismusleier
Nicht nur, dass Hermanis hier wieder mal Äpfel mit Birnen (Kommunismus mit Kapitalismus, Ursachen von Flucht und Terror, oder bewusst politische Haltung mit Verschwörungstheorien) vertauscht. Er kann nicht mal seine eigene Vergangenheit vernünftig reflektieren und differenzieren. Ich halte das für eine ziemlich dümmliche Verallgemeinerung und sogar schlimme Relativierung von Geschichte. Das ist das, was die AfD zurzeit betreibt. Man wird Hermanis' Inszenierungen in Zukunft mit anderen Augen sehen müssen. Man will gar nicht daran denken, wie er Houellebecqs Roman „Die Unterwerfung“ interpretieren wird. Zumindest muss er da politisch Stellung beziehen und kann sich nicht hinter der Kunst verstecken. Die westliche Zivilisationen und die technische Revolution ist auch kein neues Thema. Das hat nicht erst im 20. Jahrhundert begonnen. Aber wenn er nur Kunst machen will, wird sich da wohl nicht viel ändern. Das ist wie die turnusmäßig angeworfene Kulturpessimismusleier von Botho Strauß. Es langweilt einen auf Dauer.
Presseschau Alvis Hermanis: Verbindung
Man kann Hermanis nur beglückwünschen: Da schafft es einer den Sexismus und Rassismus, der sich nach Köln verbreitete, mit der Volksbühne in Verbindung zu bringen. Gab es nicht einmal eine Zeit, in der es einen Unterschied zwischen konservativ und dumm gab? Die ist wohl endgültig vorbei...
Presseschau Alvis Hermanis: Fragen
Wie das? WIE genau hat der Alvis, Beschützer aller deutschen Frauen auf deutschen Straßen, das verstanden? Ich meine, das mit dem linken Seins-Automatismus für Künstler in Deutschland. Hat ihm das jemand gesagt? Geflüstert? Oder im Schlafe eingegeben? Oder ist das sein persönlicher Schluss aus der Beobachtung aller deutschen Männer, Straßen, Frauen und Künstler??? Hat der dazu nichts gesagt, wie g e n a u er das von wem konkret geäußert, verstanden hat?? Ist er sicher, dass der sich in den Jahrhunderten Kunst richtig auskennt?? Und den Unterschied kennt von einer Frau als Erb-Stück, wenn auch vergleichsweise kulturvollem, und einem Theater??? Kann er nur unbefestigte Grenzen nicht leiden wie fast alle Europäer, die er sonst so deshalb gefragt hat??? Oder gleich andere Länder und Sitten überhaupt?? - Das kommt da echt nicht so bei raus in Eurer Zusammenfassung - Bitte, liebe Redaktion, spendet das ganze Interdings nach hier - ich kann mir einfach keinen Standard leisten, weil ich schon aus lauter Angst vor schutzunfähigen deutschen Männern nicht mehr auf die Straße gehe, nicht einmal auf einen Link-Pfad!

(In der Zusamenfassung wird gleich im ersten Absatz auf das vollständige Interview verlinkt. Grüsse aus der Redaktion)
Presseschau Alvis Hermanis: digitale Revolution
Ja, aber wenn ich das gleich gesehen hätte, oder vielmehr nicht übersehen hätte, hätt ich doch die Fragen nicht so nett stellen können!! - Ich fände es total gut, wenn ihn jemand auf das Gespräch bezugnehmend öffentlich fragte, was er dächte, ob er zu den wenigen gehören würde, die die Vorteile aus der Digitalen Revolution ziehen oder nicht. Das ist ja eine absolut wichtige Frage! Ich weiß nicht, wie er die digitale Technik nicht gut finden kann, wenn er mit ihrer Hilfe beim Arbeiten nicht durchweg Präsenspflicht/Not hat? Und wenn der sozusagen Mail-weise Dinge klärt für sich und nicht mehr Briefe schreiben muss dafür. Z. B. Man stelle sich vor, die echten Briefe lägen dann als Belege seiner Ansichten, die er mit Theatern so ausficht beim Kunstmachen, vor! So wie das früher ganz konservativ der Fall war! Und dann kann der diesen ganzen shit-storm sogar lesen, der an ihm doch sonst glatt vorbeigehen würde! - Es kann doch dann eigentlich logisch NICHT an der Benachteiligung durch die Digitale Revolution liegen, wenn ihn das Theater hier nicht mehr so gut leiden kann wie bevor er zum Siegfried-Macher sich aufgeschwungen hat und gegen die zwanghaft poesielosen linken Künstler gegiftet??? - Grüße zurück, vielleicht sammelt einmal wer für eine neue Brille für mich:), das kommt vom Ameisenkrieg leider...
Presseschau Alvis Hermanis: wahrlich der Poesie zugetan
Hier merkt man, dass Hermanis wahrlich der Poesie zugetan ist; er macht auch aus seinem Zerwürfnis mit dem Thalia Theater eine poetische Geschichte, in der er nota bene das Opfer ist. Wer sich mal seine Facebook Seite angeschaut hat in der Zeit und seine Postings gelesen, die schon vor dem Anschlag in Paris begonnen haben, also nicht erst dadurch ausgelöst wurden, weiss, wessen Geistes Kind er ist - da nutzt alles Schönreden nichts mehr!
Presseschau Alvis Hermanis: faschistisches Gedankengut
"Ebenso wenig, wie die Deutschen imstande sind, ihre Frauen auf den Straßen zu beschützen, sind sie imstande, ihr kulturelles Erbe zu bewahren."
Das ist, leider, faschistisches Gedankengut. Mein Beileid.
Presseschau Alvis Hermanis: Begriffsschärfung
Es erscheint mir für die notwendige Auseinandersetzung mit den reaktionären Vorstellungen von Hermanis wenig dienlich, sie faschistisch zu nennen, wie übrigens auch der inflationäre Gebrauch des Attributs "neoliberal" die Möglichkeit torpediert, tatsächlichen Neoliberalismus (oder Faschismus) präzise zu kennzeichnen. Ob der Verlust einer genauen Begrifflichkeit auch mit der Entwertung der Sprache im Theater zu tun hat?
Presseschau Alvis Hermanis: nicht privat
Die E-Mails mit einem Theater, mit dem er einen Dienstvertrag hat als privat zu bezeichnen, ist schon eine merkwürdige Drehung. Sie mögen vielleicht vertraulich geschrieben worden sein, aber privat mit Sicherheit nicht.
Presseschau Alvis Hermanis: Demontage
Stolz auf seine konservative Geisteshaltung, Frauen zu entpersonalisieren und mit kulturellem Erbe vergleichen (ehrlich gesagt, will ich nicht von einem Mann "beschützt" werden, das klingt sehr nach Gefängnis, ich möchte mich selbst beschützen können), die VErallgemeinerung , daß alle Künstler "links" seien (was ist überhaupt links? Wer hat das gesagt? Er stellt seine Verallgemeinerung alsTatsache hin). Er denunziert und demonntiert sich selbst. Ein Regisseur sollte mit Texten, Worten und"Tatsachen" differenziert umgehen können, seine Überzeugungen abklopfen - leider demonstriert der Herr hier das Gegenteil. Sehr traurig.
Presseschau Alvis Hermanis: FPÖ-Theater
Der ehemalige Emigrant Hermanis, der von Mulitkulturalismus und Internationalismus kaum wie ein anderer profitierte und profitiert, perpetuiert ADF und Pegidasprüche, er outet sich hier tatsächlich als misogyner Zyniker (…), da gibt es kein Vertun. Kriegsflüchtlingen zu helfen ist doch nicht links, es entspricht den Menschenrechten, der Humanität und den Werten eines aufgeklärten jüdisch-christlichen Europas.Die Salzburger Festspiele positionieren sich als FPÖ Theater und alle schauen zu? Der im Exil gestorbene Kriegsflüchtling und Festspielgründer Max Reinhardt dreht sich im Grab um, was für eine Schande.
Presseschau Alvis Hermanis: Wat sachste, Antigone?
Ich stolpere ja schon bei der Aussage, dass Kunst von Politik handeln müsse, sei ein erst im 20. Jahrhundert entstandenes Konzept. Wat sachste jetzt, Antigone? Kannst einpacken! Ansonsten, denke ich, soll man sich, so man mag, die Inszenierung ansehen und einen Regisseur am Ende des Tags, nämlich zur Abendvorstellung, an seiner Regieleistung messen, nicht am beigefügten Plapperwerk.
Presseschau Alvis Hermanis: allzu dumm
@ Karsten: Sehe ich anders. Plappern kann jeder, aber wenn das Plappern allzu dumm wird, dann möchte ich mir nichts mehr von Hermanis anschauen. Wie kommt Hermanis überhaupt darauf, die Volksbühne mit den Kontexten "kulturelles Erbe" (die Volksbühne würde das in dieser Formulierung sicher erstmal hinterfragen) und "Köln" bzw. "deutsche Frauenbeschützer" in einem Satz zu nennen? Und dann noch den Begriff "Tragödie" davorzusetzen?
Presseschau Alvis Hermanis: selbst-decouvriert
Na gut, in diesem Interview decouvriert sich der Interviewte selbst und nach diesen wirklich abenteuerlichen Sätzen haben sicher viele die Lust am Regisseur Hermanis verloren. Dennoch: wir haben von Alvis Hermanis einige sehr schöne Inszenierungen gesehen (ja, auch einige etwas langatmige). Und wir haben auch schon von anderen Künstlern sehr dumme Interviews gelesen.
Muss ein Künstler eine politisch/moralisch/intellektuell hochstehende Persönlichkeit sein?
Was machen wir jetzt? Schauen wir nur noch Inszenierungen politisch einwandfrei denkender und formulierender Künstler an? Oder lesen wir einfach diese schwachsinnigen Interviews nicht mehr ("Herr Fußballer, was ist Ihre Philosophie?")?
Wollen wir nur noch moralisch perfekte Kunst?
Eigentlich JA - andererseits: nein...
Ratlos...

PS: Ich habe tatsächlich gerade gar keine Lust mehr, eine Hermanis-Inszenierung anzusehen. Vielleicht ist das aber auch blöd und Gesinnungsterror...
Presseschau Alvis Hermanis: Kopfschütteln
Es wimmelt ja in diesem gespräch von kopfschüttelmomenten... Es gehört schon auch eine menge dazu, den satz "vielleicht sehen wir uns in einer bessren welt wieder." im entstehungskontext des zweiten weltkrieges ausdrücklich als NICHT politisches statement zu werten. ich will nicht über gebühr arrogant erscheinen, aber hier scheint mir doch was gründlich verrenkt zu sein bei dem guten mann.
Presseschau Alvis Hermanis: jenseits höherer Gerechtigkeit
Es gibt, wenn man nicht an einen alles ordnenden lieben Gott glaubt, keine höhere Gerechtigkeit auf dieser Welt. Politische Dummheit wird nicht mit künstlerischer Unfähigkeit bestraft und Klugheit nicht mit Talent belohnt. Das eine hängt mit dem anderen nur sehr entfernt zusammen. Die Beispiele von Marinetti bis Céline und davor und danach sind zahllos. Wer diesen Widerspruch nicht aushält, setzt sich dem Verdacht der intellektuellen Unbedarftheit aus. Selbst wenn Hermanis ein schlechterer Regisseur wäre, als er tatsächlich ist: seine Inszenierungen wegen dämlicher Äußerungen zu boykottieren, bedeutet einen Verzicht auf ein eigenes Urteil und kommt in der Borniertheit den Verallgemeinerungen von Hermanis nahe. Es scheint nur den absurden Verdacht einer linken Verschwörung zu bestätigen. Den Gefallen sollte man Hermanis nicht tun.
Presseschau Alvis Hermanis: Kunst darf inkorrekt sein, Künstler nicht
@ Thomas Rothschild: Okay, Céline zum Beispiel. Daran dachte ich auch. Aber da geht es doch darum, den Künstler bzw. die Künstleräußerungen im Kontext seiner eigenen Zeit zu sehen. Und das dann mit der Gegenwart zu verschalten. Auch Castorf hat ja Céline in einer seiner Inszenierungne verbraten, ich habe die nicht gesehen und weiss auch nicht mehr, in welcher. Die Kunst darf unmoralisch, politisch inkorrekt usw. sein, nicht aber der Künstler in seinen Äußerungen selbst, meine Meinung. Hermanis ist ja kein Autor, wie Céline oder Marinetti.
Presseschau Alvis Hermanis: Kindernamen
Politisch unkorrekt oder unmoralisch in seinen neben-beruflichen Äußerungen sein darf er schon, der Künstler, aber es wird ihm verübelt vom Publikum. Es verdirbt dem Publikum einfach die Lust, seine Kunst wahrzunehmen. Das macht Äußerungen von Künstlern außerhalb von Kunst angreifbar für interessegesteuertes Denunziantentum... Hermanis ist kein Autor, einer wie Céline schon gar nicht.
Wenn ich ihn einmal spräche, ich würde ihn fragen nach den Namen seiner sieben Kinder, und ihren Geburtsjahren - danach wüsste ich, ganz ohne Politik, was ich von ihm zu halten habe. Als Künstler UND als Mensch, also nur als Künstler und sonst gar nichts...
Presseschau Alvis Hermanis: alles dürfen
Ich darf erst einmal alles. Nur zahlt dafür nicht jeder.
Presseschau Alvis Hermanis: ohne Macht
Erst geköpft, dann gehangen,/ Dann gespießt auf heiße Stangen;/ Dann verbrannt, dann gebunden,/ Und getaucht; zuletzt geschunden. Oder vielleicht reicht ja auch ein einfaches Arbeitsverbot? Um Missverständnissen vorzubeugen: mir gefallen Hermanis' Ansichten nicht. Mir hat auch vieles missfallen, was Solschenizyn gesagt hat. Noch mehr aber missfallen mir Menschen, die erklären, was ein Künstler darf oder nicht darf. Ich bin nur froh, wenn ihnen die Macht fehlt, ihre Überzeugungen durchzusetzen.
Presseschau Alvis Hermanis: schlecht übersetzt?
Vielleicht ist er auch nur wieder mal schlecht übersetzt worden. Kann ja sein und ist doch jedem schon mal passiert, der nicht in seiner Muttersprache unterwegs ist. Wollen wir doch alle das Beste hoffen, statt brav mitteleuropäisch draufzuhauen ...
Presseschau Alvis Hermanis: einfach sehr dumm
@ Thomas Rothschild: Nun ja, da haben Sie zumindest mich falsch verstanden. Es geht ja nicht darum, wenn einem ein Künstler in seinen politischen Äußerungen missfällt (auch Handke hatte ja mal dieses Problem mit seinen pro-Milosevic-Äußerungen), diesen dann gleich zu köpfen, hängen, spießen, verbrennen, tauchen, schinden. Wie kommen SIE bloß auf sowas? Nein, ich würde Hermanis ganz einfach privat und ebenso seine Inszenierungen meiden. Mein eigenes Gewissen würde mir das auferlegen. Ich will keine Macht.

Und natürlich war Hermanis wohl auch selbst ein wenig ungeschickt und/oder der Veröffentlicher seiner Mails unfair, denn natürlich kann man auch von anderen Künstlern oft nicht wissen, wie sie privat eigentlich so denken. Das weiss man ja bei keinem Menschen, ausser, man lernt diesen näher kennen. Denn es besteht ja immer auch die Möglichkeit, dass ein Künstler sich selbst inszeniert (in mündlichen bzw. schriftlich autorisierten Interviews oder vor der Kamera), privat dann aber eben doch ganz anders denkt, geht alles. Die Äußerungen von Hermanis erscheinen mir aber leider trotzdem zu sehr politisch tendenziös oder eben einfach dumm. Denn er benutzt den Kontext des "Terrorismus", um sich gegen Flüchtlinge und offene Grenzen auszusprechen. Das ist nun wirklich unfair, denn seine Behauptung, dass jeder Terrorist ein Flüchtling ist, das ist doch einfach nur Quatsch. Wenn, dann ist vielleicht der globale Kapitalismus hier das eigentliche, tiefer liegende Problem, nicht aber "der Terrorismus". Wenn Hermanis meint, man müsse sich für oder gegen den Krieg entscheiden, dann sage ich: Krieg ist nie eine Lösung, für niemanden. Ausser für die Rüstungsindustrie, sorry.
Presseschau Alvis Hermanis: Voltaire
"Toleranz ist die Lebensader der Humanität. Wir alle sind voller Schwächen und Irrtümer: Vergeben wir uns gegenseitig unsere Dummheiten!" (Voltaire)
Presseschau Alvis Hermanis: nicht entlassen
@20 Thomas Rothschild: Sie verkehren die Tatsachen. Hermanis hat von sich aus eine Arbeit niedergelegt, die Kunst, das Theater und seine Mitarbeiter für ein rechtspopulistisches inhumanes politisches Statement verraten. Er wurde nirgendwo entlassen.
Presseschau Alvis Hermanis: Und das Gorki?
Was der Mann wohl vom Gorki Theater hält? Man mag es sich nicht ausdenken...
Presseschau Alvis Hermanis: Warum Toleranz?
@ Z.: Nichts, wahrscheinlich. Und wer 10.000 Euro in der eigenen Tasche hat bzw. in den Wind schießt, um eine Arbeit NICHT zu machen, der denkt wohl auch einfach in anderen Dimensionen.

@ Max: Mit Toleranz hat das doch gar nichts zu tun. Mit Schwächen und Irrtümern auch nicht. Sollte man nicht, bevor man etwas sagt, erstmal gründlich darüber nachdenken? Warum soll ich ein Statement gegen das Engagement für Flüchtlinge bzw. gegen offene Grenzen tolerieren? Verstehe ich irgendwie nicht. Ausser, es ist mal wieder ein parteipolitisches Statement. Im Zweifel bin ich aber nicht für Parolen der CSU, AfD oder ähnliches, sondern für die, welche dem Volk nicht nach dem Maul reden und es darüber instrumentalisieren. Das eben ist Dummheit. Warum soll ich die tolerieren?
Presseschau Alvis Hermanis: Frage
Ich habe gerade echt lange nachgedacht und mir ist keine/r eingefallen. Welcher Theatermacher in Deutschland ist eigentlich links?
Presseschau Alvis Hermanis: Linke Theatermacher
#27 vs. DR
-Na, der Martin natürlich, der Baucks!
-äähm, der macht doch kein Theater mehr, oder?
-Na deshalb doch!
Presseschau Alvis Hermanis: das reicht
Mein liebster DR,

was ich hier alles dramatisiere, links oder rechts hin oder her, das reicht doch wirklich!
Presseschau Alvis Hermanis: Eastwood-Verächter
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/5062954/Eastwood-hetzt-gegen-TrumpKritiker_Kommt-daruber-weg?from=rss
Ich gehe davon aus, dass all jene, die sich wegen seiner politischen Äußerungen keine Hermanis-Inszenierung mehr ansehen wollen, auch keinen Clint-Eastwood-Film mehr besuchen werden. Moralischer Rigorismus darf mit Vorlieben keine Kompromisse schließen. Wer ohnedies ein Esatwood-Verächter war, kann sich seine Enthaltsamkeit allerdings nicht als Heldentat anrechnen.
Presseschau Alvis Hermanis: Gran Torino
Na ja, Heldentat, das erinnert mich an einen Film von und mit Eastwood, den ich mal gesehen habe, "Gran Torino". Insgesamt ist der Film meines Erachtens sehr konstruiert. Es läuft am Ende darauf hinaus bzw. die Hauptaussage dieses Films ist, dass ein alter, ungläubiger US-Kriegsveteran doch noch zum (katholischen) Glauben zurückfindet, wofür er sich sogar als eine Art Märtyrer erschießen lässt. Von einer Gang von Hmong, wobei "die" laut Wikipedia im Vietnamkrieg auf der US-Seite gekämpft haben. Eine solche, selbstaufopfernde Heldentat meinen Sie aber nicht, Herr Rothschild?
Presseschau Alvis Hermanis: Heldentum
Was soll der sonst sein? Filme sind immer konstruiert! Alle Kunst ist immer irgendwo konsturiert- Die Ingenieursleistung bei Kunst besteht darin, dass sie am Ende nicht mehr bemerkt wird! Da ist Gran Torino nicht der beste Film, aber auch längst nicht der schlechteste... Solides Handwerk mit einem Schluss-Kniefall an die miteingekaufte Reminizenz an EineHandvollDollar:D Hat auch nie jemand behauptet, es sei was anderes als pure Unterhaltung. Bei Hermanis schon- Ich denke nicht, dass die Hauptaussage des Films in der Rückbesinnung des Protagonisten auf den Katholizismus besteht. Sondern darin, dass er sich darauf besinnt, dass es nicht irgendwo da draußen um Menschlichkeit gehen muss, weil das einer sagt, dass das dann Heldentum ist. Sondern viel viel näher. Nebenan schon, oder sogar nur in sich selbst, gegenüber der eigenen Person... Manchmal kann dass vielleicht ein größeres Heldentum sein als das proklmaierte - es sieht nur keiner. Und der Witz ist: WEM genau liegt daran, DAS in einem Film als Heldentum zu zeigen??? Den Helden selbst bestimmt nicht - Märtyrer brauchen immer nur die, die auf Heldentum, gleich welcher Art, selbst gar keinen Bock haben...
Presseschau Alvis Hermanis: kein Eastwood-Fan
@ DR: Wie bitte? Seit wann ist Kunst eine "Ingenieurs"leistung? Ich meinte, dass "Gran Torino" überkonstruiert ist. Bandenkriege zwischen jungen Menschen (inklusive Vergewaltigung) und dazwischen so ein oller Typ, auch noch mit rassistischen Vorurteilen, der am Ende merkt, dass Selbstjustiz mit oder ohne Waffengewalt bzw. der Versuch, die vergangene Schuld, mitsamt seiner Vorurteile, wiedergutzumachen, auch nicht das Wahre ist, weil es alles nur noch schlimmer macht. Am Ende ist der Olle auch noch tot. Super, ein toter Alter und die jungen Menschen dürfen endlich wieder heulen und sagen: Mist, Leute, der wollte uns auf den rechten Weg bringen, warum haben wir nicht auf den gehört? Das Blöde daran ist, sie müssten es eigenverantwortlich tun. Von der Gewalt lassen, weil sie eigentlich auch nur geliebt bzw. gesehen werden wollen, in allen Facetten ihrer Persönlichkeit. So wie der Olle auch. Ich werde aber trotzdem nie Eastwood-Fan werden, ebenso wenig wie Hermanis-Fan.
Presseschau Alvis Hermanis: Ministeramt angestrebt?
Warum wird man nun auch noch auf `nachtkritik` mit diesem neurechten Müll konfrontiert? Und empfiehlt sich der Balte als Petrys angehender Kulturminister und organisiert in seiner Heimat "Gedenkfeiern für die heldenhaften Deutschen"?
Presseschau Alvis Hermanis: alle einig?
Aber das sich hier ausnahmslos alle in ihrer Hermanisverachtung einig sind kann man als Außenstehender vielleicht schon als sehr homogene Gesinnung wahrnehmen.Ihr seid Euch alle einig dass der Mann Scheisse ist, gell?
Presseschau Alvis Hermanis: plapper
@8 Ja! Dringend! Leider!
Aber Sprache ist ja nur das Symptom, nicht die Ursache.

Was flach gedacht reimt auch der Dichter flach.
Wer nicht des Denkens fähig, plappert! Ach!
Presseschau Alvis Hermanis: Komma
- William, da fehlt ein Komma - hinter "gedacht"-
- Ach? - ttt
Presseschau Alvis Hermanis: zu den Akten
@Ähm: Ich finde auch, man muss einen Künstler in erster Linie nach seiner künstlerischen Leistung beurteilen. Dabei kann die politische Haltung eine Rolle spielen, aber selbst ein politischer Idiot (der Hermanis ganz offensichtlich ist) kann ein bedeutender Künstler sein. Allerdings muss ein Künstler der sich mit politischen Äußerungen an die Öffentlichkeit begibt, auch wissen, dass diese Äußerungen beurteilt werden. Und der Satz über die Deutschen, die ihre Frauen nicht schützen können, ist jedenfalls mit »saudumm« noch sehr freundlich beurteilt. Aber das alles sagt natürlich nichts über die Qualität des Regisseurs.
Die kann man nun aber gut beurteilen, seine Inszenierung der besagten Oper war ja im Fernsehen zu betrachten. Nach dem Anschauen dieses monströs-dekorativen Kunstgewerbekitschs frage ich mich allerdings, warum ich mich für die politischen Ansichten dieses Dilettanten interessieren soll. Zugegeben: Das Stück kann einen Spitzenplatz auf der Liste der überflüssigsten Opern aller Zeiten beanspruchen, aber das macht die Inszenierung ja nicht besser. Und der Regisseur muss ja zugestimmt haben, den Blödsinn zu inszenieren. Anscheinend ist ihm egal, was er macht, wenn es nur ordentlich prächtig ist. Vielleicht ist er wirklich ein guter Schauspielregisseur. Als Opernregisseur und als Absonderer politischer Auffassungen kann man ihn getrost zu den Akten legen.
Presseschau Alvis Hermanis: abbröckeln
Vielleicht ist das verkitscht Prächtige sein ästhetisches Gegenprogramm zur eigenen Schauspiel-Regie, wo Hermanis doch gern im Sprechtheater gezeigt hat, wie sehr alles so am Verroten und Abbröckeln ist? Irgendwas müssen doch alle diese Schauspielregie-Maestros an der Oper finden, wenn sie neuerdings so inflationär dort beschäftigt werden wollen? Vielleicht hat er sich mit Danae einfach nur in die falsche verliebt? Andere machen mit solchen überflüssigsten Opern aller Zeiten immerhin Wiederentdecker-Furore! Zumindest in der Musik-Welt... Allerdings eher in den mühseligen Ebenen des Opern-Betriebes, weniger in den Mitternachtsspitzen von Festivalprogrammen-
Presseschau Alvis Hermanis: Ach
@mapanne

So erfreulich es ist, genau gelesen zu werden, so leid tut es mir doch widersprechen zu müssen:

Nicht nur das reine, womöglich etwas musikalisch geschulte Empfinden für das Fliessen des Textes und seiner Gedanken machen nach "gedacht" ein Komma unmöglich, nein, auch die elliptische Exposition des vorangestellten Akkusativ erlaubt kein Komma. Fürs erste sei Rilke als Beleg herangezogen, der Duden fürs zweite Argument.

Zu danken habe ich auch für die Nachfrage zum "Ach".
Schon die bekanntermassen häufige Verwendung dieses Wortes im nach eurer deutschen Meinung so wichtigen Nationalepos von diesem Geheimrat (und ich muss zugeben, selten so genial verarscht worden zu sein wie im Walpurgisnachtstraum), der ja doch nur dauernd an seine Farbenlehre dachte, mit der er unseren guten Newton widerlegen wollte und nicht konnte - wo war ich bloß - ach ja, eben, dieses Wort sollte doch Wohlklang in deutschen Ohren sein, nicht wahr? Im übrigen kulminiert in eben jener, wohlbedacht ans Ende gerückten letzten Silbe der vorliegenden Dichtung die geradezu geniale Verbindung von Inhalt und versgewordener Form, die hierdurch auf selten so zu beobachtender Augenhöhe zum großen Ganzen des Gestalt gewordenen Gedanken verschmelzen. Finden Sie nicht?
Presseschau Alvis Hermanis: Und nun?
Nein, finde ich nicht. Aber wenn Sie das selbst so finden, ist es doch okay! -
Sie haben übersehen, weil ich es nicht ordentlich davor bemerkte: die Nachfrage zum "Ach" war die Ihnen von mir ganz unbekannterweise angedichtete spöttische Nachbemerkung zu meiner Vers-Kritik am von Ihnen (so) verwendeten Vers...
Es hätte also heißen müssen, wenn ich in der Lage wäre, wie William, der Eroberer des Theaters aller vereinigten Länder, ordentlich Dialoge zu schreiben:

"mapanne: William, da fehlt ein Komma (usw.)
William Sh.: Ach? - ttt"

Es bliebe also der im Raum stehende Vorwurf, dass ich mich Ihrer in meiner Phantasie einfach bemächtigt und sie kurzerhand zur Figur umfunktioniert habe. - William - ich bin untröstlich darob! - Was machen wir jetzt mit diesem in die Welt gesetzten ganzen Satz-Müll?
Presseschau Alvis Hermanis: Plagiat
Sie haben also aus meinem zweiten Vers plagiiert um den ersten zu kritisieren? Heissen Sie Hegemann?
Darauf wäre ich allerdings nicht gekommen!
So seh' ich Helenen bald in jedem Weibe!

So ist der Müll nun in die Welt gesetzt.
Ein Schelm wer böse Wölfe darauf hetzt.
Presseschau Alvis Hermanis: korrumpiert
Sorry, 38.
Bevor ich Kirsten Harms' Berliner Inszenierung der "Danae" gesehen hatte, war ich Ihrer Meinung. Harms hat da was Anderes ausgegraben, was sie in der zweiten Realisierung ihrer Konzeption (die erste war in Kiel) verfeinern konnte (ich beziehe mich auf die Premiere und die 1. Aufführungsserie, wo sie das Konzept gemeinsam mit dem Dirigenten und den Sängern erarbeitete, nicht auf die Wiederaufnahme, wo dies nicht der Fall war.):

Strauss hat vor den Nazis bekanntlich sehr mit dem Schwanz gewedelt und ihnen alle Wünsche für materielle Vergünstigungen von den Lippen abgelesen. Mit Danae schreibt er zur gleichen Zeit ein Stück über eine Frau, die genau das Gegenteil tut. Jupiter will sie haben und sie sagt nein. Daraufhin nimmt er ihr alles weg. Sie lebt in totaler Armut. Jupiter kommt wieder und verspricht ihr ein Leben in Reichtum. Sie sagt wieder nein. Worauf hin (mit Jupiter einem wunderbaren musikalischen Zwischenspiel, "Jupiters Abschied", abtritt. Sein Zeitalter ist zu Ende.

Das find ich schon kapital. Da schreibt ein Komponist 1940 ein Stück, in dem er sich mit seiner eigenen Schwäche auseinandersetzt. Man darf's halt nicht wie "Der kleine Muck" dirigieren. Und inszenieren.

Und was Hermanis angeht. Er war halt mal ein großer Künstler. Dann hat ihn der Markt korrumpiert. Was mit seinem Oberstübchen passiert ist, weiß ich nicht. Leider erlebe ich zur Zeit viele ähnliche Entwicklungen, wo liberal erzogene Menschen anfangen, völkisch zu denken. Vielleicht liegt's daran, dass man "liberal" seit 15 Jahren zum Schimpfwort erklärt hat und nach einer "starken Politik" greint.

Deprimiert mich.
Presseschau Alvis Hermanis: detailgenau
Das ist korrekt. Ääähm - beinahe. Ich habe aus Ihrem zweiten Vers plagiiert, um mich für die Kritik an dem ersten selbst zu kritisieren - sonst tut es ja keiner, da ist man auf die eigene Phantasie sehr angewiesen, will man irgendwie wachsen... Jedenfalls tut es keiner so aufmerksam und detailgenau wie Sie! Als meine erfundene Figur jedenfalls... Und ich bin nicht Helene Hegemann! Es freute mich aber, wenn Sie in jedem Weibe dieselbe sähen - immerhin ist sie jung, schön und recht intelligent! - Es gibt - böse Wölfe hin oder her - echt Schlimmeres, was man in j e d e m Weibe sehen könnte...
Sie können übrigens echt nette Reime machen, schon mal daran gedacht, Salyriker zu werden?

(Die Redaktion bittet an dieser Stelle, vom Geplänkel wieder zum Thema zu finden. wb für die Red.)
Kommentar schreiben