Presseschau vom 6. August 2016 – Der Noch-Intendant Oliver Reese und der künftige Intendant Anselm Weber zum Sanierungsfall Schauspiel Frankfurt
Barbarischer Akt oder historische Chance?
Barbarischer Akt oder historische Chance?
6. August 2016. Die Frage, ob es bei den Hauptspielstätten der Städtischen Bühnen Frankfurt – Oper und Schauspiel – zu einer Sanierung, einem Umzug oder gar zu einem Neubau kommen sollte (hier die entsprechende Meldung zum maroden Zustand der Gebäude), hat nun auch den derzeitigen und den künftigen Schauspielintendanten auf den Plan gerufen: Oliver Reese gab der Frankfurter Rundschau (1.8.2016) ein Interview, Anselm Weber der Frankfurter Allgemeinen (5.8.2016).
Oliver Reese, der noch eine Spielzeit im Amt ist, beklagt, dass "durch FR-Leaks das Thema zur Unzeit in die Öffentlichkeit gelangt" sei. Es werde etwas diskutiert, "was noch gar nicht zu diskutieren ist", da noch niemand "die noch gar nicht ausgewertete, sehr verantwortungsvoll erstellte Machbarkeitsstudie" kenne.
Reese nennt die Städte Düsseldorf und Köln als "Fanal für misslungene Theaterrenovierungen". Um Ähnliches zu vermeiden, sei die erwähnte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, "die zwei Jahre gebraucht hat". Reese betont, dass das Haus des Schauspiels "großartig" sei, "mit der größten Drehbühne im deutschsprachigen Raum! Man kann da, wenn man es kann, Cinemascope-Theater machen. Dazu das grandiose Foyer. Die Unter- und die Obermaschinerie des Schauspiels wurden gerade erst komplett saniert. Da besteht kein Sanierungsbedarf. Das Marode sind Klimaanlagen, Wasserleitungen und anderes. (...) Wenn man das jetzt einreißen würde, wäre es ein Schildbürgerstreich. Es wäre ein barbarischer Akt." Man brauche "anstelle dieses großartigen Theaterdoppelgebäudes weder eine Bank noch nachgemachten Jugendstil."
Mindestens drei Jahre am Standort
Anselm Weber wiederum, designierter Schauspielintendant ab 2017, betont, dass zum Zeitpunkt seiner Verhandlungen "noch keinerlei gesicherte Erkenntnisse über den Umfang möglicher Baumaßnahmen vorlagen", und er erwähnt "die Zusage, dass wir mindestens die ersten drei Jahre meiner Intendanz am jetzigen Standort bleiben können und unser Spielbetrieb nicht beeinträchtigt wird."
Vielsagend klingt indes das Folgende: "Eine Diskussion über den Standort der Städtischen Bühnen Frankfurt ist nur zu führen unter dem Aspekt der zukünftigen Stadtentwicklung. Gemeinsam mit dem Museumsufer und Teilen der wieder aufgebauten Altstadt bietet sich hier eine historisch einmalige Chance, ein urbanes und lebendiges städtebauliches Ensemble im Zentrum zu schaffen, das der nationalen und internationalen Bedeutung der Stadt entspricht." Das klingt ein wenig so, als befürworte Weber einen Neubau.
(wb)
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