Intendant Michael Lerchenberg verlässt die Luisenburg-Festspiele vorzeitig
Vollkommen anachronistisch
9. August 2016. Michael Lerchenberg, Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel, wird im Herbst 2017 – und damit ein Jahr vor Ende der Vertragslaufzeit – seine Leitungstätigkeit niederlegen. Das meldet u.a. der Nordbayerische Kurier. Lerchenberg, der bereits 1980 erstmals als Schauspieler auf der Wunsiedler Felsenbühne stand und seit 2004 Intendant der Freilicht-Festspiele ist, hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, seinen Vertrag, aus dem er nun vorzeitig aussteigt, nicht verlängern zu wollen.
Neben der hohen Arbeitsbelastung erklärte Lerchenberg seinen Rückzug vor allem mit mangelndem Rückhalt in der lokalen Politik und mit daraus resultierenden strukturellen Problemen des Festivals. Dass die Stadt Wunsiedel in ihrer angespannten Haushaltslage der alleinige Träger des Festivals sei, sei "vollkommen anachronistisch". Im Wunsiedler Stadtrat machte Lerchenberg eine "Fundamentalopposition" aus, und auch den Politikern des Landkreises, "die sich gerne mit dem Leuchtturm Luisenburg schmücken", konstatierte der Intendant "zugenähte Taschen". Den Wunsiedler Bürgermeister Karl-Willi Beck nahm Lerchenberg von diesen Anwürfen explizit aus.
In den vergangenen Jahren war es im Umfeld der Luisenburg-Festspiele immer wieder zu krisenhaften Zuspitzungen gekommen: Interne Dokumente wurden an die Medien weitergereicht, eine anonyme Anzeige wegen Sozialbetrugs ging ein, und gegen die Regie-Verpflichtung von Lerchenbergs Frau Eva-Maria Lerchenberg-Thöny wurden massive Einwände erhoben. Michael Lerchenberg sprach in diesem Zusammenhang nun von "Schmutzkampagnen".
Die Luisenburg-Festspiele verzeichnen im Schnitt 140.000 Zuschauer pro Jahr. Michael Lerchenberg will sich in der kommenden Saison mit einer Inszenierung des "Theatermachers" von Thomas Bernhard verabschieden. Ein*e Nachfolger*in soll noch in diesem Jahr benannt werden.
(wb / Süddeutsche Zeitung / Mittelbayerische / Nordbayerischer Kurier)
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