Autoritäre Entwicklung

4. September 2016. In Breslau ist es zu Potesten gegen Cezary Morawski, den neuen Leiter des Teatr Polski we Wrocławiu, gekommen. Wie oe1.orf. at berichtet, protestierten große Teile des Ensembles, Schauspieler und Regisseure, zum Amtsantritt gegen Morawski, der nach der Absetzung des bisherigen Leiters Krzysztof Mieszkowski ohne Mitsprache des Ensembles gewählt wurde. Mit den Kundgebungen solidarisiert sich mittlerweile das Breslauer "Internationale Theaterfestival Dialog".

Deren beide Leiter, Krystyna Meissner und Tomasz Kireńczuk, schreiben in einem Offenen Brief: "Teatr Polski hat eine große Bedeutung für die zeitgenössische polnische Kultur und sollte nicht nur durch die Künstler und das Theaterpublikum, sondern auch durch die Entscheidungsträger, die auf die Arbeit dieser Einrichtung Einfluss nehmen, mit besonderer Umsicht behandelt werden."

Der Hintergrund: Rechtskonservative Kräfte hatten im November 2015 die Breslauer Inszenierung von Elfriede Jelineks Dramenzyklus "Der Tod und das Mädchen" zu verhindern versucht. Der Grund waren angebliche sexuelle Handlungen auf der Bühne und der Auftritt tschechischer Pornodarsteller. Auch Kulturminister und Vizeregierungschef Piotr Gliński, hatte sich geäußert, dass die Inszenierung gegen "Prinzipien des gesellschaftlichen Zusammenlebens" verstoße und die Regierungschef der Region Niederschlesien angewiesen, die Premiere zu verhindern - allerdings erfolglos . 

Der Chef des Breslauer Theaters, Krzysztof Mieszkowski, warf daraufhin dem Vizepremier Glinski Zensur vor und forderte seinen Rücktritt. Es war dann Mieszkowski selbst, seit 2006 Intendant, der im  August gegen seinen Willen abgelöst wurde.

In dem Beitrag auf oe1 wird auch das Publikum aufgefordert, sich den Protesten anzuschließen. Man man habe es mit einer autoritären Entwicklung zu tun, so Mieszkowski. Der neue Intendant Morawski versprach, an der bisherigen Konzeption eines sich weiter entwickelnden modernen Theaters festzuhalten. Daran zweifelt jedoch das protestierende Ensemble.

(oe1.orf.at / wikipedia / sik)

 

Mehr dazu:

Rechtskonservative Proteste gegen Jelinek-Stück in Polen - Meldung vom 24. November 2015

Theaterbrief aus Polen. How Polish theatre is affected by the PiS-government's rightwing populism - vom Februar 2016

 

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