Vernichtungsfantasien im Wellnesstempel

von Alexander Jürgs

Frankfurt am Main, 9. September 2016. Im Marketing- und Reiseführersprech ist er "der berühmteste Sohn der Stadt". Im Zwei-Jahres-Rhythmus ist sein Geburtstag – am 28. August 1749 kam Johann Wolfgang von Goethe im Frankfurter Großen Hirschgraben zur Welt – Anlass für ein Literatur- und Bühnenfestival, das sich mit seinem Werk beschäftigt. Am Auftakt der "Goethe Festwoche" stand nun eine "Iphigenie" – doch von Goethes Bearbeitung des antiken Tragödienstoffes findet sich in der Fassung, die Ersan Mondtag für das Schauspiel Frankfurt geschaffen hat, im Grunde nichts. Überhaupt ist es eine Inszenierung, in der auf das gesprochene Wort fast gänzlich wie verzichtet wird.

In signalroten Badehosen

Dafür wird viel gekämpft, gewütet, geschrien. Und das auf einer wirklich spektakulären Bühne, entworfen von Stefan Britze. Ein Wasserbassin ganz in Rot, ein griechisch-antiker Wellnesstempel, füllt den Bühnenraum der Kammerspiele. Die Darsteller ringen miteinander in diesem Becken. Sie werfen sich mit aller Kraft ins Wasser, sie strecken die Körper, sie verbiegen sich, ihre Bewegungen haben oft etwas Abgehacktes. Dabei tragen sie nichts außer signalroten Badehosen, ihre entblößten Körper wirken verletzlich. Yodit Riemersma steht in antiker Kluft daneben und summt wie eine Gospel-Sängerin zu der düsteren Musik von Max Andrzejewski. Womöglich stellt sie Artemis dar, die Göttin, die Iphigenie mit nach Tauris genommen hatte, wo sie bald darauf zur Priesterin gemacht wurde – wirklich sicher ist man sich aber nicht.

Iphigenie 2 560 c BirgitHupfeld uBlutroter Opfertempel: Ersan Mondtag choreographiert das Frankfurter Ensemble © BirgitHupfeld

Dass in seinen Stücken vieles vage bleibt, ist Markenzeichen von Ersan Mondtag, dessen Kasseler Inszenierung "Tyrannis" das wohl meistdiskutierte Stück beim diesjährigen Theatertreffen war und der bei der Kritikerumfrage von "Theater heute" gleichzeitig zum Nachwuchsregisseur, zum Nachwuchsbühnenbildner und zum Kostümbildner des Jahres gewählt wurde. Referenzen, Querverweise und Zitate lassen sich bei ihm nicht eben einfach entschlüsseln. In seiner „Iphigenie“ gibt es keine Geschichte, die erzählt wird, keine klassische Handlung.

Der antike Mythos zeigt Tauris als ein Land, in dem es Brauch ist, eintreffende Fremde zu opfern – eine Handlung, deren Vollzug den Artemis-Priesterinnen wie Iphigenie obliegt (fürs Theater hat Euripides den Stoff als Erster verarbeitet, die "Orestie" von Aischylos erzählt die Vorgeschichte). Für Mondtag ist die Vorlage eher Anlass, um eigene Bildwelten zu entwerfen, um starke Szenen zu erschaffen. Dabei spielt auch das Licht eine große Rolle. Mal erscheint die Bühne in einem starken Kontrast aus Schwarz und Rot, mal in Schwarzlicht, dann erstrahlen die Körper im Wasserbecken in einem satten Blauton. Die Grundstimmung bleibt: düster, bedrohlich.

"Töte sie, töte sie, töte sie"

Stakkatohaft, im Chor, wird das bisschen Text, das es gibt, gesprochen. Es ist die Rhetorik von Pegida, die darin überdeutlich aufscheint, die Angst vor der Einwanderung, die Ablehnung gegenüber den Flüchtlingen und dem Islam. Aus dem Programmheft erfährt man, dass Mondtag in den Textpassagen unter anderem Akif Pirinçci oder Peter Sloterdijk zitiert. Wiedergegeben werden auch Auszüge eines Interviews, das der Regisseur Alvis Hermanis der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" gegeben hat. Der lettische Theatermacher hatte eine Regiearbeit am Hamburger Thalia Theater vorzeitig beendet, weil er sich mit der flüchtlingsfreundlichen Haltung des Hauses nicht identifizieren wollte. Nun sprechen die Darsteller gemeinsam die Sätze, in denen sich Hermanis ausdrücklich als "nicht links" bezeichnet oder sich über die deutschen Medien, die "die Propagandamaschine" anwerfen, beklagt.

Iphigenie 4 560 c BirgitHupfeld uNackt im Lichtspielhaus: Das Frankfurter Ensemble untersucht den Umgang mit Fremden nach "Iphigenie" © BirgitHupfeld

Zum Ende der Inszenierung gibt es eine regelrechte Hasspredigt, eine sprachliche Vernichtungsfantasie. Gerade noch räkelten die Darsteller entspannt im Wasser, bildeten zu wohlig-kitschiger Soul-Musik einen Körperknoten, nun fordern sie Iphigenie auf, sich allem Fremden in den Weg zu stellen. "Führe uns in die Vernichtung" skandieren sie. Oder: "Folge unserem Protest oder gehe zugrunde." Und immer wieder: "Töte sie, töte sie, töte sie." Im antiken Mythos sind es Iphigenies Bruder Orest und dessen Freund Pylades, die umgebracht werden sollen, weil sie sich unerlaubt nach Tauris aufgemacht haben. In der Gegenwart klingt beklemmend die Gewalt gegen Flüchtlinge an.

 

Iphigenie
von Ersan Mondtag
Regie: Ersan Mondtag, Bühne: Stefan Britze, Kostüme: Raphaela Rose, Musik: Max Andrzejewski, Dramaturgie: Sabrina Zwach.
Mit: Jan Breustedt, Sina Martens, Björn Meyer, Yodit Riemersma, Sylvana Seddig, Kathrin Wehlisch, Statisten: Jamie Ritts, Angelika Meixner, Beatrix Freidank.
Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, keine Pause

www.schauspielfrankfurt.de

 

Kritikenrundschau

Die düsteren Zyklen von Kampf, Tod und Auferstehung choreografiere Mondtag stumm und gewalttätig mit halbnackten Schauspielerinnen und Schauspielern im Bassin, so Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (14.9.2016). "Eine bildstarke Verkettung mystischer Verweise, die vielleicht manchmal zu enigmatisch mit ihren Bild- und Textquellen umgeht, um ein halbwegs stringentes Verständnis zu ermöglichen - aber großen Raum für Assoziationen öffnet." Diese emotionalen Landschaften des körperlichen Ringens, Kämpfens und Opferns male "Mondtag in pseudoantiken Mysterien-Szenen aus, verankert er immer wieder in heutigen Predigten gegen das Andere".

Christoph Leibold fasst auf der Seite von Deutschlandradio seinen Fazit-Beitrag (9.9.2016) zusammen: Mondtag brauche kaum Worte um die "blutrünstige Familiengeschichte" in sein "Bildtheater" zu überführen, das "zwar unterhaltsam" sei, aber "wenig nachdenklich". Dem wenigen, was gesagt werde, verleihe das Ensemble "chorischen Nachdruck". Immer wieder verliere sich die Inszenierung in Bildern, die "eher den Spielmöglichkeiten des Raums geschuldet" seien als einem "Nachdenken über den Mythos". Am stärksten wirke das Finale: "eine mit finsterer Entschlossenheit skandierte Litanei gegen die Furcht vor dem Fremden, Anrufung zugleich der Artemis-Priesterin Iphigenie, die Skandierenden von dieser Angst zu befreien. Als hätte Pegida das 'Vaterunser' neu geschrieben".

Auf Spiegel Online (10.9.2016) schreibt Bernd Noack, er habe ein "Projekt" gesehen. Also keine "fertige Arbeit". Mondtag selbst sei auch Autor seines "weitgehend sprachlosen, gleichwohl lautstarken" "Iphigenie"-Projekts. Chorisch lasse er Alvis Hermanis' Sätze über "potenzielle Gefährdung, unkontrollierte Zuwanderung und Terrorverdacht schmettern" – mit "dieser Wucht" klängen die Zitate "tatsächlich höchst bedrohlich und ziemlich dumm". Aber der politische Ansatz verklinge rasch. Die Figuren, die Mondtag in "einer Art schrecklicher Familienaufstellung" vorführe, hätten "Artikulationsschwierigkeiten". Dafür werde viel "geopfert", und "symbolwütig" stürzten sich die Figuren in die Fluten des Bassin-Bühnenbildes. "Sicherlich" hätten Mondtags Bilder "Verstörungspotenzial", aber sie brächten keinen Schritt weiter. Ästhetisch pendele der Abend fahrlässig zwischen "akrobatischer Schönheit und archaischem Grusel", "verkrampfter sakraler Ernsthaftigkeit" und "alberner Bedeutungshuberei".

Ersan Mondtag sei nicht bereit, sich wirklich auf den Stoff einzulassen, schreibt Judith von Sternburg in der Frankfurter Rundschau (12.9.2016). Weitgehend sprachlos lasse er sechs sehr engagierte Darstellerinnen und Darsteller in einem flachen Wasserbassin herumplanschen und "allgemeine Szenen von Menschwerdung, Kleinkind- und Mutterschicksal, Kampf und Tod markieren". Streicher- und gospelgesättigte Musik "vereint mit rotem und blauem Licht taucht das in ein unglaubliches Kitschmeer, umrandet von Binsenweisheiten zum Überlebenskampf im Babybecken". Am Ende rage plötzlich doch etwas heraus – "fremdenfeindliche Parolen, die sich erst unmerklich, dann fatal gegen die Sprecher selbst wenden. Aber das macht noch keine Inszenierung, betont eher ihre Kümmerlichkeit".

Von einem "ambitionierten, zugleich dunklen und vordergründigen" Abend spricht Kerstin Holm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (12.9.2016). Doch kann sie darin nicht viel mehr erkennen als ein "dramatisches Wutbürgerplakat der umgekehrten Art".

"Wieder mal ist eines jener Projekt zu bestaunen, die vor allem fern von der 'Normalität' im Theater bleiben wollen und deshalb als wahnsinnig modern durchgehen – aber nichts provozieren als genau die Langeweile, aus der heraus sie entstanden sind," so die Einschätzung von Michael Laages im Deutschlandfunk (12.9.2016). "Gut dran ist, wer die Geschichte im Programmheft nachliest – denn zu sehen davon ist nichts."

Kommentare  
Iphigenie, Frankfurt: nichts verdeckt
Was für ein hohler Abend. Viel Nebel und Nacktheit verdecken nicht, dass das Ganze Nichts war.
Iphigenie, Frankfurt: ungreifbar wie ein Fisch
es scheint nicht so, dass die regie sich nicht für sprache interessiert, es scheint so, als wolle er sich jedem inhalt entziehen um so wie ein fisch unangreifbar zu sein... dass er auf sprach so oft verzichtet bei so großen stoffen oder themen zeugt eher dafür, dass er selbst mit sprache und inhalt nix anfangen kann... (...) und wer sich vom lichtspiel und den anderen kleinen "extras" da so blenden lässt, der war scheinbar noch nie auf nem guten konzert...
Iphigenie, Frankfurt: wie bei Twin Peaks
Im roten Tempel? - Sieht so eingerichtet aus wie die Abschluss-Szenen im Höllen-Loch von Twin Peaks, da ist aber eher gar nicht vernehmbar gesprochen worden, da hat man auch so gemerkt, dass es an dem Ort, der real in den Rockies liegen könnte, darum geht, eine Gleichgültigkeit einzurichten gegenüber dem Erkennen oder Nichterkennen, Töten oder Getötetwerden. Insofern ist doch hier der Sprach-Rest vielleicht auch überflüssig?
Iphigenie, Frankfurt: originelle Interpretation
@#3 deine interpretation (die NICHT AUF DER HAND LIEGT UND AUCH NICHT GUT ERKENNBAR AN DIESEM ABEND/ DIESER INSZENIERUNG, WEIL SIE DURCH UND DURCH UNENTSCHLOSSEN IST aber hier heisst es ja, der lässt vieles offen!!!!!) ist besser, gelungener, klüger und origineller als dieser abend!
Iphigenie, Frankfurt: übertrieben
...spektakulären Bühne?bisschen übertrieben.
Iphigenie, Frankfurt: Haltung wäre schön
Wie ist das jetzt zu verstehen - der Kritiker beschränkt sich mangels Verständnis auf eine Beschreibung? Schwer zu entschlüsseln, tja, schade... Bisschen Haltung wäre schön.
Iphigenie, Frankfurt: durch den Mixer gejagt
Das ist schon ein schwieriges Unterfangen, zu diesem Abend eine Haltung zu entwickeln. Ich erwarte dies von Kritikern freilich auch; doch als ich gestern die Kammerspiele verließ, war mir klar, dass wohl eher beschreibende als bewertende Kritiken durch den Blätterwald rauschen werden. Die erste Kritik - nämlich in Form des Applauses durch das Publikum - war für die sonst eher jubelnd-orgiastischen Frankfurter Verhältnisse - eher spärlich und dünn bzw. nichts sagend. Ich erwarte nicht, dass Schauspiel Antworten gibt. Allerdings ist es für mich unerlässlich, dass Fragen gestellt werden bzw. Angebote erfolgen und ich mich auf die Reise begebe: thematisch, psychologisch, persönlich Dinge, Aspekte, Zusammenhänge verstehen zu wollen. Ersann Mondtag hat für mich 'irgendwas' durch den Mixer gejagt und dabei das Sortieren vergessen. Ein Kauderwelsch an Pseudo-Politik, Möchtegern-Drama, Wackelpudding-Inhalt. Keine Ahnung, was das soll. Meine Güte, was müssen die Schauspieler gelitten haben - so vermute ich...
Iphigenie, Frankfurt: große Fußstapfen
@#4:Danke. Freut mich, dass Dich meine Interpretation gut unterhalten hat. Auch in ihrer Kürze. Ich versuche immer dem gegenüber, was mir an Schwierigkeit zu verstehen angeboten wird, angemessen ausführlich zu reagieren. Das macht mich für professionelle Theaterkritik außerhalb von Kommentaren leider ungeeignet. Ist doch so, dass man dem Mondtag das auch nicht verübeln kann, wenn die Denk-Decke noch ein bisschen dünn ist. Er ist nun einmal – wenn auch der von der Kritik des Jahres am besten befundene – NACHWUCHSregisseur. Um die Ecke von Schlingensiefs Kirche in sich und mit Horrorfilmen en masse, die die Masse des Stadttheaterpublikums nicht kennt, aufgewachsen zu sein, garantiert doch noch nicht eine geniale Regie-Laufbahn. Dafür ist er doch schon originell, wenn er nicht allzu sehr von Texten belastet arbeiten muss. Ich als mit ihm vorgestellt arbeitende Schauspielerin würde trotzdem nicht lange mit ihm debattieren. Wie er das bekennend ablehnt, wenn er eine Produktion stemmen muss in einem dafür eingeräumten Zeitfenster. Da würde ich ebenso eine kurze Interpretation geben, wenn er wollte, dass ich genau so mitmache wie er das will. Und dann geht entweder er von der Probebühne. Oder ich. Ich geh dann total gelassen… Oliver Reese – den ich sehr schätze – hat im letzten Interview Ersan Mondtag mit in die Reihe derer gezählt, die er und seine Frankfurter Mannschaft „groß“ gemacht, „entwickelt“ hätten. Das fand ich ganz merkwürdig. Dass der sonst so sympathisch bescheidene Reese vor BE-Antritt solche zu ihm irgendwie unpassenden Worte findet. Dadurch wird seine Aufgabe BE-Intendanz nicht leichter zu bewältigen sein. Von der Tradition, die Brechts Wirkung für das Haus als Maßstab der Weiterführung gesetzt hat, ist Reese auch mit plötzlich von ihm und seiner Mannschaft „groß“ gemachten Leuten doch ziemlich entfernt. Das ist auch gar nicht schlimm! Das war Peymann auch. Ist halt ne schwierige Kiste, solche Fußstapfen… Irgendwo wird sich irgendwann schon wieder mal ein BE finden. Es wird dann anders heißen und anders aussehen und wahrscheinlich, wie es im Moment stadtpolitisch aussieht, sich ganz woanders als in Berlin niederlassen.
Iphigenie, Frankfurt: Swinger-Sauna-Fantasie
mir ist die nacktheit so unangenehm gewesen, da sie weder inhaltlich noch ästhetisch etwas befördert hat! für mich war das eine verklemmte swinger-sauna-fantasie, in der man den themenaufguss "antike" verdampfen hat lassen und zwar mit viel musik, grossem kitsch und keinem inhalt!
Iphigenie, Frankfurt: mutiger Auftakt
@#8
Was Reese an Regisseuren wie Mondtag schätzt, ist, dass sie das Format moderner, formbrechender darstellender Kunst in ein Theater wie das Schauspiel Frankfurt bringen - eine Bühne, die in ihrem Format ein Monopol in Frankfurt innehält. In Berlin zum Beispiel finden sich fünf große Bühnen - Positionierung und mutigere Unterfangen sind dort deutlich besser möglich.
Wenn der Abend auch wirklich kryptisch war und mir teilweise bis auf den 'bloße Eindruck' wenig Anhaltspunkte gab, seine Semantik zu ergründen, finde ich es sehr schön, dass auch solches Theater in meiner Heimatstadt gespielt wird. Und was für ein mutiger Spielzeitauftakt!
Ich werde mir noch einige Gedanken machen müssen, bis ich wirklich sagen kann, was der Abend in mir hinterlassen hat. Jedenfalls hat er viel Gelegenheit dazu gegeben, die doch sehr ästhetischen Eindrücke (ich fand die Bühne beachtlich) in vollem Umfang wirken zu lassen.
Darstellende Kunst kann nunmal viele Formen haben - und manchmal eben keine leicht erkennbare.
Iphigenie, Frankfurt: Saunaclub Aphrodite
die kritik ist unentschlossen und ängstlich. der abend war pseudopolitischer pathos kitsch im saunaclub aphrodite. hermanis zitate und afd gewäsch waren geeignet, jedwede politische haltung zum thema flucht und fremdheit zu diffamieren. mit dem gestrigen abend will man sich in keinem fall gemein machen. wenn theater in schlechten romcoms der 90er jahre lächerlich gemacht werden sollte, sah es so aus. irrelevant und lächerlich. mit 5 zusätzlichen ästhetischen ideen hätte es für ein musikvideo gereicht.
Iphigenie, Frankfurt: Licht und Kometen
selten habe ich in einer kritik die auseinandersetzung mit LICHT gelesen. zunächst mal ist daran ja nichts auszusetzen, aber - mit verlaub - erscheint es als übersprungshandlung, über eine so nichtssagende inszenierung über das blaue und rote licht auf der bühne zu schreiben. schade, dass es nicht zu einer haltung gereicht hat, wo doch die kritiker einen nicht unwesentlichen anteil am kometenhaften aufstieg des regisseurs haben.
Iphigenie, Frankfurt: Whatsapp-Quatsch
Wenn Kommunikation per whatsapp den neuen Maßstab für junges Theater bildet, dann reicht ein Emoticon, das auch das Schlussbild nach Vorhang zeichnet: Mit versteinerter Miene nehmen die Spieler den gleichgültigen Applaus entgegen. Warum es keinen einzigen Buhruf zu hören gab verstehe ich nicht, aber vielleicht wäre das schon reinste Energieverschwendung für den belanglosen whatsapp-Quatsch.
Iphigenie, Frankfurt: Bühnenlicht ist wichtig
#12: Das fand ich auch gut an der Kritik, dass genauer auf das Bühnenlicht eingegangen wurde. Immerhin ist es ein wirkliches Regie-Mittel, das der Akzentuierung von Momenten, Figuren, ihren Schatten in jedem Sinne dienen kann. Es gab Meister des Lichteinsatzes - Strehler zum Beispiel, Schütz als Bühnenbildner hatte ein Lichtkonzept, dass er in die Verantwortung des Bühnenbildes gezogen hat, das sollte man auch nicht unterschätzen, wenn man sein Gesamtwerk betracht, bei Wilson ist das Licht geradezu als figurativer Ersatz an die Grenze zur Manie entwickelt... Ich wünschte, es wäre Standard im Feuilleton, sich eben auch zum Lichteinsatz zu äußern.
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