Aufhaltbare Zerstörung des Individuums

10. Oktober 2016. Der Lessingpreis 2017 des Freistaates Sachsen geht an den Dichter, Dramatiker und Essayisten Kurt Drawert. Das teilte das sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit. Der mit 13.000 Euro Lessingpreis wurde 1993 von der Regierung des Freistaates Sachsen gestiftet und im Zwei-Jahres-Rhythmus verliehen. Er besteht aus einem Hauptpreis, der herausragende Leistungen im Geiste Lessings, vornehmlich auf dem Gebiet der Literatur, der Literaturkritik und des Theaters (Satzung) würdigen soll. Zusätzlich werden zwei mit jeweils 5.500 Euro dotierte Förderpreise verliehen, die vielversprechende Anfänge auf diesen Gebieten öffentlich anerkennen und fördern wollen. Die beiden Förderpreise wurden in diesem Jahr dem Dramatiker Thomas Freyer und der Schriftstellerin und Journalistin Anna Kaleri zuerkannt.

Mit seinen Texten und Büchern hinterfrage der 1956 in Henningsdorf geborene Kurt Drawert hartnäckig vermeintliche Gewissheiten, zitiert die Mitteilung aus der Begründung der Jury zur Preisvergabe. Misstrauisch sortiere er Wahrheit und Lüge und mahne vor einer "Sprache der Besitzergreifung, vor falschen Metaphern, die falsche Gedanken erzeugen". In aufklärerischer Haltung frage Kurt Drawert "nach der Zerstörbarkeit des Individuums und der möglichen Rettung des Schönen".

Mit dem Dramatiker Thomas Freyer, 1981 in Gera geboren, werde ein "stiller, aber hochengagierter Autor" ausgezeichnet, so die Jury zur Begründung des Förderpreises. In seinen Stücken treffe er einen ungewöhnlichen Ton zwischen Zartheit und Dezidiertheit. Die 1974 im Ostharz geborene Anna Kaleri, unter andererm Initiatorin der Anti-Pegida-Bewegung Literatur statt Brandsätze  wird für ihr Engagement für Demokratie und Gerechtigkeit ausgezeichnet.

Der Preise werden am 21. Januar 2017, dem Vorabend von Lessings Geburtstag, im Rahmen der Lessingtage in Kamenz vergeben. Zu den Preisträgern der Vorjahre gehören Caroline Emcke (2015)  und Volker Lösch (2013). Unter den Förderpreisträgern waren Wolfram Höll (2015) und Judith Schalansky (2013).

Das Kuratorium, dem Eva-Maria Stange (Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst) vorsietzt setzt sich zusammen aus: Hendrik Birus (Universität Bremen), Daniel Fulda (Universität Halle-Wittenberg), Günther Heeg (Universität Leipzig), Kerstin Hensel (Schriftstellerin, Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch"), Klaus Michael (Sächsische Akademie der Künste), Michael Krüger (Schrifsteller), Kerstin Schimmel (Evangelischen Akademie Meißen), Wilfried Schulz (Generalintendant Neue Schauspiel GmbH Dresden), Dorotty Szalma (Intendantin Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau), Renate Stauf (Institut für Germanistik/Deutsche Literatur) und Roland Dantz (Oberbürgermeister in Kamenz).

(Staatsministerium für Wissenschaft und Kust des Freistaates Sachsen / sle)

 

 

mehr meldungen