Presseschau vom 30. November 2016 – Klaus Maria Brandauer in der Süddeutschen Zeitung über Rechtspopulismus und die biblische Geschichte der Europäischen Union

Meine Liebe zu Europa

Meine Liebe zu Europa

30. November 2016. Im Interview mit Cathrin Kahlweit für die Süddeutsche Zeitung spricht der Schauspieler Klaus Maria Brandauer über die politische Situation kurz vor der Bundespräsidentenwahl in Österreich und über den europafeindlichen Kurs, der mit dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer droht.

Brandauer, der selbst den Grünen-Kandidaten Alexander Van der Bellen unterstützt, hält ein flammendes Plädoyer für Europa und die EU: "Wenn Europa eine Person wäre, müsste ich doch jetzt losstürmen und für sie kämpfen. Für meine Heldin, die mir 70 Jahre Frieden verschafft hat. Wie kompliziert das war, dieses Europa aufzubauen, nach diesen beiden verheerenden Kriegen. Das können wir doch nicht aufs Spiel setzen, diese fantastische Geschichte, fast eine biblische Geschichte."

Theater ist Kunst im Ungefähren

Eben weil Van der Bellen für Europa steht, findet er Brandauers Unterstützung. Allerdings wolle Brandauer "nicht nur eine Schlagzeile abgeben: Brandauer möchte, dass Van der Bellen Präsident wird." Eben deshalb dreht sich das Gespräch in weiten Teilen um die politische Dimension des Theaters, das auch mit Komödien wie Goldonis "Diener zweier Herren" oder durch Personen-Dramen politisch wirken könne ("der kleine Streit kann beispielhaft sein für die große Politik"). Aktuell empfielt Brandauer Schillers "Wallenstein“ zu lesen, "der erinnert uns daran, was wahr ist und was Lüge."

Theater definiert Brandauer als die Arbeit "im Ungefähren" und sagt: "Was wir machen, birgt viele Geheimnisse. Wir weisen darauf hin, dass das Ungefähre unseres Zustandes, das wir Leben nennen, gewahrt bleiben muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich lebe, ohne nicht ständig über das, was ich erlebe, sehr überrascht zu sein."

(chr)

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