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Wegen rassistischer Anfeindung verlassen vier Ensemblemitglieder Gera-Altenburg
Nicht mehr tolerierbar
28. Dezember 2016. Am Theater Altenburg-Gera haben vier Mitarbeiter bzw. Künstler ihre Verträge nicht verlängert, weil sie in der Stadt mehrfach rassistisch beleidigt worden sind. Die Nicht-Verlängerungen der Verträge erfolgten bereits im November. Dass es sich um vier Künstler handelt, wurde aber erst jetzt der breiteren Öffentlichkeit bekannt. Wie Generalintendant Kay Kuntze dem MDR Thüringen sagte, wurde beispielsweise ein gebürtiger Deutscher mit asiatischen Wurzeln mehrfach beleidigt. Kuntze habe die Opfer der Beleidigungen ermuntert, Strafanzeige bei der Polizei zu stellen. Das hätten die Betroffenen aber abgelehnt, um nicht als Opfer stigmatisiert zu werden. Auf der Theaterreise von Monika Grütters im Oktober hatte Schauspieldirektor Bernhard Stengele bereits von einem schwarzen Kollegen berichtet, der die Stadt verlassen will, weil er es satt habe, dass er und seine Familie auf dem Marktplatz angepöbelt werden.
Aus dem Hause heißt es, dass die Geschäftsführung die so begründeten Anträge auf Nichtverlängerung der Verträge zum Ende der Spielzeit 2016/17 mit Bestürzung zur Kenntnis nehme und darin ein Zeichen sehe für die Gefährdung des gesellschaftlichen Miteinanders, der Weltoffenheit des Theaters und der Erfüllung seines humanistischen Kulturauftrags.
Geschäftsführer Volker Arnold teilte auf Nachfrage mit, dass die vier Theaterleute bereits mehrere Jahre an der Bühne in Ostthüringen engagiert sind, aber die Toleranzgrenze für sie mittlerweile überschritten sei.
(sik)
Deutschlandradio Kultur bringt am 4. Januar 2017 einen Beitrag, in dem eine der vier Schauspieler*innen sich zu ihrem Weggang aus Gera-Altenburg äußert: "Vor drei Jahren waren zum ersten Mal hier für ein Projekt; ich war hier für drei Monate, ich konnte kein Deutsch. Und überall, wo ich gesagt habe, ich bin Griechin, alle Leute waren sehr froh, sehr freundlich. Jetzt ist es leider nicht so. Und man merkt das sozusagen jeden Tag irgendwie, mit komischen Blicken oder, 'Was macht die hier jetzt?' Aber es ist immer an der Grenze zur Höflichkeit, man kann nicht sagen, jemand hat mich angesprochen oder so, aber man merkt das. Man fühlt sich als Ausländer nicht mehr so wohl."
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Solange wir diesen (sprachlichen) Unterschied nicht kapieren sind wir mitschuldig an der Ausgrenzung.
wenn sie mehr wissen wollen, dann klicken sie sich - für den anfang - doch mal durch z.b. bei altenburg-online.de, der plattform der rechten vor ort,
hier ein artikel der deren geist ganz gut repräsentiert:
http://altenburg-online.de/2016/03/15/deutsche-regierung-bewirbt-gemischten-rassen-sex/
oder sie schauen sich die fotos und V.A. die kommentare auf fb & youtube zur einwohnerversammlung in abg-nord vom 11.10.2016 an: da waren auch einige mitglieder des theaters anwesend. und wurden entsprechend behandelt und später dann auf fb sowie in der kommentar-spalte bei youtube aufs übelste gedisst (höflich gesagt).
https://www.youtube.com/watch?v=dU7vNqYw220
kein wunder also, dass die wenigen aufrechten, die den mund aufmachen - oder einfach auch nur anders aussehen - dort weg wollen.
die news sind da, man muss nur die augen auf machen - rechtzeitig!
Danke für die Links. Die Einwohnerversammlung auf YouTube ist tatsächlich aussagekräftig, aber auch sehr lang. Die wird sich hier nicht jeder anschauen können. Ich glaube auch nicht, dass es um eine Rechtfertigung des Weggangs einzelner Ensemblemitglieder aus Gera-Altenburg geht. Umso mehr wünsche ich mir dennoch, dass die Vorfälle, die diesem Schritt vorausgegangen sind, bekannt gemacht werden.
Damit sich jeder überlegen kann, wo seine eigene Schmerzgrenze liegen würde.
wissen sie was, lassen sie doch einfach mal stecken!
@ 8 ist mir schon klar, dass da wenige zeit haben für. aber wie gesagt: jammern oder zynisch sein, das wird uns fürs nächste jahr oder ggf. nach den wahlen nicht viel helfen. nicht immer nur quatschen oder bloggen oder affirmativ theatervorstellungen beklatschen (oder auf dem nachhauseweg begrummeln und dann bei nk posten). die rechten sind auf dem vormarsch, uwe-steimlen und kubitschecken sich so peu a peu durch den mainstream, je nachdem.
muss ich hier ja nicht verbreiten, wissen die leute selbst - bzw. unterschätzen in heimeliger arroganz des bilderungsbürgertums die lage...im politisch konservativen lager (bsp: csu) wird schon gewanzt...das alles kommt mir (da an geschichte interessiert) irgendwie bekannt vor. aber wie sagen da eingie vor"denker" der afd: "ist ja schon 70 jahre her. damit sollte jetzt auch mal schluss sein".
echt jetzt?
now is the time. tomorrow may be too late.