Bühnenverein fordert mehr Geld für Theater
Entschiedenes Gegensteuern
Köln, 17. Mai 2017. Der Deutsche Bühnenverein (DBV) fordert angesichts der zu erwartenden Steuermehreinnahmen eine "finanzielle Stärkung der Kulturpolitik vor Ort".
Steigende Erwartungen an Theater
Wie der DBV mitteilt, sieht der Geschäftsführer Marc Grandmontagne einen "wachsenden Widerspruch" zwischen "steigenden Erwartungen an die Theater und Orchester" einerseits und der "gleichzeitigen Marginalisierung von Kulturpolitik" andererseits: "Ob es Flüchtlinge in unseren Städten sind, ob es um kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen oder Projekte in sozial schwierigen Stadtteilen geht – die Theater engagieren sich landesweit in allen Bereichen." Trotzdem kämpfe so manches Theater damit, Tarifsteigerungen an sein künstlerisches Personal weitergeben zu können. "Angesichts von zu erwartenden 54 Milliarden Steuermehreinnahmen in den nächsten Jahren fordern wir hier entschiedenes Gegensteuern."
Neue Herausforderungen
Stadtgesellschaften unterlägen einem massiven Wandel. "Migration, wachsende soziale Ungleichheit, Populismus und kulturelle Differenzen" verursachten neue Konflikte und erforderten deshalb andere Herangehensweisen von Institutionen etwa aus den Bereichen Bildung, Kultur, Kinder und Jugend, Soziales und Sport. Theater und Orchester seien sich ihrer Verantwortung bewusst, "langfristig kulturelle Visionen zu entwickeln", die unsere Gesellschaft benötige. Davon zeugten schon heute die vielfältigen Programme des Kinder- und Jugendtheaters sowie viele Projekte in den Bereichen Vermittlung und kulturelle Bildung.
"Finanzabbau" an Theater beenden
Holger Schultze, Intendant des Theaters Heidelberg und Vorsitzender des Ausschusses für künstlerische Fragen im Deutschen Bühnenverein, unterstrich bei der Ausschuss-Sitzung am 15. und 16. Mai 2017 in Heidelberg: "Diese Verantwortungsübernahme kann allerdings nur gewährleistet werden, wenn Theater in der Lage sind, gute Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Das wird immer mehr zu einer Herausforderung, weil die finanziellen Spielräume zunehmend kleiner werden. Daher ist es höchste Zeit, dass die öffentliche Hand angesichts voller Steuerkassen den schleichenden Finanzabbau an den Theatern beendet."
(Deutscher Bühnenverein / jnm)
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Kultur leidet unter der Baumol'schen Kostenkrankheit. Und das heißt, allein um den Stellenwert von Kultur zu erhalten, die BESTEHENDEN Erwartungen zu erfüllen, muß jährlich mehr Geld für Kultur ausgegeben werden. Da ist die Finanzlage egal. Faktisch gibt es, entgegen den Aussagen von Herrn Schultze, keinen 'schleichenden Finanzabbau' sondern nur einen nicht angemessenen Finanzaufbau. Wenn man denn den Status Quo erhalten möchte. Wenn man nicht jährlich gemessen am Produktivitätswachstum der Wirtschaft insgesamt die Kulturhaushalte erhöht, baut man sie ab.