Presseschau vom 26. Mai 2017 – Das Defizit am Theater Halle ist noch größer als gedacht, die Oper wird einstweilen nicht zur Schuldigen gemacht

Gleicht die Stadt das Defizit aus?

Gleicht die Stadt das Defizit aus?

26. Mai 2017. Die finanzielle Notlage der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOOH) in Halle sei weit schlimmer als bislang bekannt, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung (24.5.2017).

Heinrich Lork, Chef der Beteiligungs-Management-Anstalt (BMA), habe im Finanzausschuss mitgeteilt, dass der TOOH in diesem Jahr ein Defizit von 1,7 und im nächsten Jahr von weiteren 2,1 Millionen Euro drohe. "Honorarkosten und die Umsatzerlöse" seien "die Schwachstellen". Verantwortlich sei aber nicht die aktuelle, sondern die ehemalige TOOH-Geschäftsführung mit Rolf Stiska an der Spitze.

Strukturproblem und Selbstgemachtes

Das strukturelle Problem sei die Absenkung um drei Millionen Euro durch das Land Sachsen-Anhalt seit 2014. "Allerdings ist ein nicht unbedeutender Teil des Desasters auch hausgemacht, wie Lork berichtete." Die Sparten hätten ihre Budgets nicht eingehalten. Die BMA müsse es wissen, sei sie doch das Kontrollorgan für alle städtischen Gesellschaften und damit auch für die TOOH. Ein BMA-Mitarbeiter als Mit-Geschäftsführer in der TOOH gesessen. "Nach MZ-Informationen wurde er zwischenzeitlich abberufen."

Sparkonzept

Geschäftsführer Rosinski solle dem Aufsichtsrat der TOOH am 6. Juni ein Sparkonzept vorstellen. "Es basiert auf drei Punkten: In den Bühnen wird geschaut, wo gespart werden kann. Zweitens sollen Gespräche mit dem Land über die finanzielle Ausstattung der Kultur-Gesellschaft geführt werden (gleich in Verbindung mit einem neuen Vertrag bis 2023). Und drittens wird wohl die Stadt selbst nicht umhin kommen, der TOOH mit einer Sonderhilfe in diesem Jahr unter die Arme zu greifen."

Laut der Mitteldeutschen Zeitung (26.5.2017) sieht sich das Land Sachsen-Anhalt allerdings außer Stande Defizite im Theaterhaushalt kurzfristig auszugleichen.

Stadt muss zahlen oder Mitarbeiter übernehmen

Dass das Theater in die Insolvenz geschickt werde, gelte indes ebenso als unwahrscheinlich, schreibt die Zeitung weiter. "Laut Vertrag müsste die Stadt für diesen Fall nämliuch alle Mitarbeiter übernehmen." Deshalb werde die Stadt, die das Theater jährlich mit 21 Millionen Euro fördert, das Defizit wohl selbst ausgleichen müssen.

(jnm)

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