Kammerschauspielerin Hilde Sochor gestorben
Wien lag ihr zu Füßen
Wien, 2. Juni 2017. Die Schauspielerin Hilde Sochor ist am 31. Mai im Alter von 93 Jahren in Wien gestorben. Das teilt das Volkstheater Wien mit, dessen Ensemble Sochor von 1949 bis 1996 angehörte und dessen Ehrenmitglied sie war.
Das Volkstheater schreibt: "Hilde Sochor, geboren am 5. Februar 1924 in Wien, nahm nach der Matura neben ihrem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft Schauspielunterricht bei Leopold Rudolf. 1948 promovierte sie an der Universität Wien und legte im gleichen Jahr die Schauspielprüfung ab." Von 1949 bis 1996 stand Sochor in 60 Jahren in über 300 Rollen auf der Bühne des Volkstheaters.
Rollen und Partner
Sie spielte Bertolt Brecht mit Karl Paryla, Kleist mit Helmut Qualtinger und mit Fritz Kortner in Ferdinand Raimunds Der Alpenkönig und der Menschenfeind unter Regie von Gustaf Gründgens 1952 in Düsseldorf. Bei den Salzburger Festspielen war sie 1992 unter der Regie von Andrzej Wajda in "Wesele" zu sehen. Vor allem aber spielte Hilde Sochor in österreichischen Volksstücken von Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Ludwig Anzengruber, zumeist unter der Regie ihres Mannes Gustav Manker. In Joshua Sobols "Weiningers Nacht" stand Sochor 1988 gemeinsam mit ihrem Sohn Paulus Manker (der auch Regie führte und das Stück später verfilmte) auf der Bühne des Volkstheaters; zuvor spielte sie mit ihrer Tochter Katharina Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder".
Familie
Sochor führte auch Regie, war in zahlreichen Film- und Fernsehrollen zu sehen und erlangte durch Fernsehserien wie "Hallo – Hotel Sacher", "Familie Merian" oder "Kaisermühlen-Blues" Popularität. 1956 heiratete sie den Regisseur, Bühnenbildner und Theaterdirektor Gustav Manker (1913–1988) und hatte mit ihm drei Kinder: Die Schauspielerin Katharina Scholz-Manker, den Schauspieler und Regisseur Paulus Manker und die Ärztin Magdalena Manker.
Worte zum Tod
Volkstheater-Intendantin Anna Badora sagte: "Wie keine andere hat sie es verstanden, mit Herzenswärme, Witz und Klugheit in die Seelen ihrer Figuren einzutauchen. In der wechselvollen Geschichte des Volkstheaters nach dem Krieg hat wohl niemand den Ausdruck Volksschauspielerin so sehr verdient und so sehr zu einer Auszeichnung gemacht wie Hilde Sochor. Wien lag ihr zu Füßen und feierte sie bis ins hohe Alter. Ihre schauspielerischen Glanzleistungen waren stets begleitet von gesellschaftspolitischem Engagement. Mit ihrem ganzen Charme und ihrem einnehmenden Wesen diente sie auf der Bühne immer auch der Aufklärung und dem gegenseitigen Verstehen."
Preise
Hilde Sochor erhielt 1978 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien, 1989 den Johann-Nestroy-Ring der Stadt Wien, 1991 den Karl-Skraup-Preis (heute: Dorothea-Neff-Preis) des Volkstheaters, 2000 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 2004 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2007 den Nestroy-Preis für ihr Lebenswerk und 2014 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. 1983 wurde ihr der Berufstitel Professor verliehen, 1989 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt.
(www.volkstheater.at / jnm)
Mehr: am 16. Dezember 1995 trat Hilde Sochor in Hermes Phettbergs Nette Leit Show im Fernsehen auf.
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