Gestörtes Vertrauensverhältnis

1. September 2017. Romy Schmidt verlässt das Prinz-Regent-Theater (PRT) Bochum zum Ende der Spielzeit 2017/18. Das verkündete Schmidt mehreren Medien zufolge am 31. August im Rahmen der Spielzeit-Pressekonferenz des Hauses – der Vorstand des Theatervereins Prinz Regent e. V., der das freie Theater trägt, habe ihren Vertrag, der Mitte 2018 nach drei Jahren ausläuft, nicht verlängert.

"Die Gründe sind für mich nicht nachvollziehbar", sagte Schmidt bei der Pressekonferenz; nachtkritik.de gegenüber erklärt der Dramaturg Frank Weiß aus dem Leitungsteam des PRT: "Wir wollen die Stadt nicht verlassen und werden nicht kampflos gehen." Für ihn gebe es keine nachvollziehbaren Gründe für die Nichtverlängerung, "sonst wären die öffentlich benannt worden."

Dem Vorstand des Prinz-Regent-Theaters sitzt Romy Schmidts Vorgängerin als Intendantin des Prinz-Regent-Theaters Sibylle Broll-Pape vor, die das PRT 1991 mitgründete, von 1995 bis 2015 leitete und seit 2015 Intendantin des E.T.A.-Hoffmann Theaters Bamberg ist.

PRTBochum 560 wikiDas Prinz-Regent-Theater in Bochum © Wikipedia

Zufrieden mit Schmidts künstlerischer Arbeit

Den Zeitungen zufolge hat sie sich bisher nicht zu der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Schmidt geäußert, aber die zweite Vorsitzende des Theatervereins Prinz Regent Susanne Muthig-Beilmann wird in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) so zitiert: "Wir stehen hinter der künstlerischen Arbeit von Romy Schmidt und sind zufrieden mit dem, was sie hier gemacht hat." Allerdings habe es schon längere Zeit "Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit" gegeben: "Das Vertrauensverhältnis zur Theaterleitung ist irreparabel gestört."

Konflikt wegen Fördermitteln?

Die WAZ findet einen möglichen Konfliktherd zwischen Vorstand und künstlerischer Leitung in der zeitweisen Einstellung von Landesfördermitteln an das Theater, das mit 300.000 Euro pro Jahr von der Stadt institutionell gefördert wird. Weil am Landesrechnungshof in Düsseldorf ein Prüfverfahren wegen "finanzieller Unregelmäßigkeiten" am Prinz-Regent-Theater läuft, ist die zusätzliche Fördersumme des Landes in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr derzeit eingefroren.

In dem Verfahren wird das Jahr 2014 unter die Lupe genommen, als das PRT noch unter der Intendanz Broll-Pape war. Der WAZ zufolge geht es um "Irrtümer bei der Mittelvergabe", "persönliche Bereicherung soll nicht im Spiel gewesen sein."

 

Update: Angebot und Maulkorb

6. September 2017. Der Streit zwischen der Prinz-Regent-Chefin Romy Schmidt und dem Vorstand des Trägervereins, vertreten durch Susanne Muthig-Beilmann und Ex-Prinz-Regent-Chefin Sibylle Broll-Pape geht weiter. In einem Interview der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (5.9.2017) teilen die Vorstandsfrauen mit, dass "bei einer Sitzung" am 13. Juli Romy Schmidt die "Nichtverlängerung ihres Drei-Jahres-Vertrages übergeben" und "ihr gleichzeitig" ein "neuer Vertrag in Aussicht gestellt" worden sei. Mit ihrer "künstlerischen Arbeit" sei man "extrem zufrieden" gewesen, habe sich von Schmidt jedoch "mehr Solidarität dem Verein gegenüber gewünscht". Als Schmidt der Presse gegenüber erklärt habe, "dass ihr Vertrag nicht verlängert werde, ohne vorher den Vorstand darüber zu unterrichten", seien sie "aus allen Wolken gefallen".

Kein ernsthaftes Angebot

Bei den Ruhrbaronen (5.9.2017) bestreitet Schmidt diese Darstellung. Niemals sei ihr auf einer "Sitzung des Trägervereins" ein "Angebot" vorgelegt worden. Lediglich einmal auf offener Straße sei "ein mündlicher Hinweis auf eine mögliche Weiterführung des Arbeitsverhältnisses erfolgt", "unkonkret" und "nur, falls ich bestimmte Vorgaben und Regularien des Vorstandes berücksichtigen würde". In "Form und Inhalt" habe "das Gesagte" in Schmidts Augen "kein ernsthaftes Angebot dargestellt". Als "Grund für die Nichtverlängerung" ihres Vertrages sei ihr mitgeteilt worden, sie habe "vertrauliche Informationen an den Blog 'Ruhrbarone' weitergegeben". Dem wiederum widersprechen nicht nur Schmidt, sondern auch die Ruhrbarone vehement.

Causa Fördermittel

Als gegenstandslos hingegen können wohl die Insinuationen gelten, dass eine Untersuchung des Landesrechnungshofes über Verwendung von Fördermitteln in der Ära Broll-Pape mit dem Streit am Prinz Regent Theater in Zusammenhang stünden. Der WAZ gegenüber macht Broll-Pape klar, dass sie damals Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet habe, was aber nicht erlaubt sei. Das habe sie damals nicht gewusst. Deshalb würden nun, bis zum Abschluss der Untersuchungen, Landesfördermittel zurückgehalten.

Warum blieb die Ex-Chefin im Trägerverein

Auch auf die Frage, weshalb sie nach dem Ende ihrer Intendanz in Bochum im Trägerverein verblieben sei, gibt Broll-Pape Antwort. Sie habe Romy Schmidt "bei ihrer neuen Arbeit zu unterstützen" wollen. Schmidt habe "vorher ja noch kein Theater geleitet". Sie, Broll-Pape werde den Vorstand des Trägervereins "Ende des Jahres definitiv verlassen". Sie strebe auch keine Rückkehr in die Leitung des Prinz Regent Theaters an.

 

Update: Sibylle Broll-Pape und Romy Schmidt äußern sich gegenüber nachtkritik.de

7. September 2017. Im Telefonat mit nachtkritik.de beschreibt Sibylle Broll-Pape das Vertrauensverhältnis zwischen Verein und künstlerischer Leitung des PRT als zerrüttet – zu ihrem Bedauern: "Man möchte ja im Gespräch bleiben." Romy Schmidt habe schon seit längerem einerseits eingefordert, "dass wir was für sie tun", sich andererseits über Einmischung beschwert.

Strukturell beschreibt Broll-Pape das Verhältnis zwischen Verein und künstlerischer Leitung so: Eigentlich leite der Vereinsvorstand das PRT und suche sich mit der künstlerischen Leitung jemanden, "der das für ihn tut". Die Verantwortung für Mitarbeiter und Finanzen bleibe aber ja beim Verein, der deshalb darauf achten müsse, dass das gegenseitige Vertrauen gewährleistet sei – und in der aktuellen Situation einer Meinung sei.

Zur Nichtverlängerung Romy Schmidts stellt Broll-Pape die Vorgänge so dar, dass Schmidt vor dem Sommer mitgeteilt worden sei, dass ihr Vertrag in der bestehenden Form nicht verlängert werde; es sei ihr aber eine Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt worden mit einem neuen Vertrag, der "die Zusammenarbeit klarer fasst". Vor Ausarbeitung eines solchen neuen Vertrags habe der Verein Romy Schmidt mündlich darum gebeten, mitzuteilen, ob sie eine weitere Zusammenarbeit wünsche. Darauf sei keine Antwort erfolgt – bis Schmidt bei der Spielzeiteröffnungs-PK die Vertragsnichtverlängerung öffentlich verkündet habe.

Romy Schmidt sagt am Telefon mit nachtkritik.de, die Nichtverlängerung sei ihr am Rande eines Arbeitsrechtsprozesses, in dem es um die Kündigung einer Mitarbeiterin durch den Verein ging, von einem Anwalt mitgeteilt worden – diese Umstände zusammen mit dem Eindruck, dem Verein für eine Vertragsverlängerung mit "sehr viel Wohlwollen" entgegenkommen zu müssen, hätten auf sie den Eindruck gemacht, ihr sei nicht wirklich ein Angebot zur weiteren Zusammenarbeit gemacht worden.

Romy Schmidt weiter: "Der eigentliche Anlass für die Nichtverlängerung meines Vertrags ist im Umfeld der Prüfung durch den Rechnungshof zu sehen."

Die Rechnungshof-Prüfung habe nichts mit der Auseinandersetzung zu tun, sagt dagegen Sibylle Broll-Pape, und plädiert generell dafür, "darüber nachzudenken, dass solche Rücklagen im Rahmen öffentlicher Förderungen gebildet werden dürfen".

Sie selbst habe nicht vor, nach Bochum zurückzukehren und habe sich eigentlich mit Beginn dieser Spielzeit aus der Vorstandsarbeit beim Prinz Regent Verein zurückziehen wollen – jetzt warte sie aber noch auf eine neue Lösung, spätestens bis Ende des Jahres.

Ob der Rückzug Broll-Papes als Vorstand etwas an ihrer Situation ändern könnte, wisse sie nicht, sagt Romy Schmidt – man konzentriere sich jetzt darauf ein "tolles letztes Jahr" zu machen.

(WAZ / Ruhrbarone / Lokalkompass / Coolibri / Wikipedia / sd / jnm)

 

2017 wurde das Prinz-Regent-Theater mit Romy Schmidts Inszenierung "Die Schöne und das Biest" auf Platz 1 des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens gewählt, der Preis war ein Vor-Ort-Gespräch in Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur, in dem es um die Produktionsbedingungen des Hauses und seinen Stellenwert für die Region ging – nachzuhören hier.

mehr meldungen

Kommentare  
Romy Schmidt: Crazy Bochum
Es mutet, jedenfalls aus der Ferne gesehen, schon sehr eigenartig an, dass eine Vorgängerintendantin offenbar ihre erfolgreiche Nachfolgerin absägen kann. Man stelle sich eine solche Konstellation an der Volksbühne oder am BE vor. Die Stadt sollte hier dringend eine schnelle Klärung herbeiführen. Im Moment sind doch alle vor den Kopf gestoßen - insbesondere das Publikum. Das kann doch nicht im Sinne von Frau Broll-Pape sein...?
Prinz-Regent-Theater, Bochum: Crazy Bochum
"erfolgreichere" wäre höchstens noch einzuschieben.
Unschön, wie eine blasse Kulturpolitik künstlerisch freidenkende Prozesse unterminiert und sich damit ins eigene Fleisch schneidet. Außerordentlich bedauerlich!!
Prinz-Regent-Theater, Bochum: aus Ruhrbarone.de
Prinz Regent Theater Bochum: „Das Konzept ist heute noch modern.“
Am 5. September 2017 | Von Stefan Laurin

https://www.ruhrbarone.de/prinzregenttheater-bochum-das-konzept-ist-heute-noch-modern/146915

Von einer Bühne für die freie Theaterszene, getragen von vier Gruppen, wandelte sich das 1991 gegründete Prinz Regent Theater zur Privatbühne von Sybille Broll-Pape. Der Streit um die Nichtverlängerung des Vertrages der jetzigen Leiterin Romy Schmidt und die Diskussion um die Rolle von Broll-Pape im Vorstand des das Theater tragenden Vereins sind gute Gründe, sich einmal die Geschichte des Prinz Regent Theaters anzuschauen.

1991. Das ist lange her. Eine von den USA geführte Koalition befreite Kuwait von den irakischen Besatzern, Helmut Kohl wurde zum ersten gesamtdeutschen Bundeskanzler gewählt, der Bundestag beschloss den Umzug von Bonn nach Berlin und Guns n’ Roses veröffentlichten „Use Your Illusion I + II“. Und in Bochum? Die Stadt wurde damals noch von der SPD alleine regiert, der Oberbürgermeister hieß Heinz Eikelbeck und am 1. August begann das Geschäftsjahr des Theatervereins Prinz Regent. An die Idee des Vereins erinnert sich dessen erster Geschäftsführer Jürgen Fischer noch gut: „Vier Theatergruppen aus Bochum haben den Verein gegründet und die sollten auch im Prinz Regent Theater produzieren. Dazu sollten auch andere freie Gruppen in dem Haus spielen. Das ist heute noch ein modernes Konzept.“ Die vier Gruppen waren die Schauspielerin und Kabarettistin Petra Afonin, das Nausea-Theater Sybille Broll-Papes, „Ecce Homo“ und „Sezession“. „So gut das Konzept auch war, so schnell gab es Probleme in der Zusammenarbeit“, erinnert sich Fischer. „Die Gruppen waren sehr unterschiedlich, auch in ihren Ansprüchen an die eigene Arbeit und die Bereitschaft, an dem Konzept des Prinz Regent Theaters mitzuarbeiten.“ Broll-Pape und das Nausea-Team sowie Petra Afonin hatten den Anspruch, möglichst professionell zu arbeiten. Drängte, ja biss, Broll-Pape, wie manche jetzt in Bochum sagen, die anderen weg? Fischer verneint: „Afonin und Broll-Pape setzten sich auch wegen ihrer Arbeit durch, die anderen hielten nicht mit.“ Anfangs sei es Afonin gewesen, die mit ihren Programmen das Haus gefüllt und für gute Umsätze gesorgt habe. „Broll-Pape musste sich mit ihren ambitionierten Stücken erst ein Publikum erarbeiten. Das gelang ihr und dann wurde es, als auch Afonin den Vorstand verlassen hatte, ihr Privattheater.“

Doch auch wenn das Prinz Regent seit 1995 wie ein Privattheater geführt wird, ist es das nicht. Auch in der aktuellen Satzung aus dem Jahr 2017 steht derselbe Satz, wie er schon in der ersten Version der Satzung 1991 zu finden ist:

„Der Verein führt Produktionen der im Verein vertretenen Theatergruppen auf, organisiert Gastspielauftritte und produziert mit freien Gruppen herausragende Theaterprojekte.“

„Ach ja“, sagt Fischer am Telefon. „Wie überall gilt erst recht beim Theater, dass sich die Dinge manchmal anders entwickeln, als sie auf dem Papier stehen.“ Das Prinz Regent hätte sich von seinem ursprünglichen Konzept weit entfernt und sei heute nun einmal ein Privattheater. Man hätte, nach dem Ausscheiden von Ecce Homo und Sezession auch nach neuen Gruppen suchen können, die in das Projekt hätten einsteigen können, aber das habe man nicht getan. „Als Privattheater, das es schon lange ist, müsste das Prinz Regent Theater jetzt auch die Privattheaterförderung bekommen und nicht mehr die eines Hauses für verschiedene freie Gruppen.“

Doch da gibt es ein kleines Problem in der Satzung. In Paragraph 10 heißt es:

„Bei Auflösung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks fällt das Vermögen des Vereins an das Kulturamt der Stadt Bochum, die es unmittelbar und ausschließlich zur Förderung der Arbeit freier Theatergruppen zu verwenden hat.“

Diese Regelung machte damals Sinn und heute noch mehr: Im Laufe der vergangenen 26 Jahre hat die Stadt Bochum das Prinz Regent Theater mit mehreren Millionen Euro unterstützt. Ohne das Geld der Steuerzahler wäre nie ein Stück auf seiner Bühne aufgeführt worden und das Prinz Regent Theater hätte nie zu der Marke werden können, die es heute ist. Auch wenn die Stadt weiß, dass „aktuell dort nur noch der Trägerverein des PRT beheimat ist“, ist es fraglich, ob es seine jahrelange Subventionierung als Anschubfinanzierung für ein Privattheater verbucht sehen möchte.

„Wir haben alle viele Jahre zugesehen, was im Prinz Regent Theater passiert ist“, sagt ein Kenner der Bochumer Theaterszene. Unbekannt war die Entwicklung nicht, aber sie wurde nicht hinterfragt. Als Broll-Pape 2015 das Prinz Regent Theater verließ, um Intendantin am E.T.A.-Hoffmann Theater in Bamberg zu werden, ließ die WAZ kurz die Entwicklung des Hauses Revue passieren:

„Sibylle Broll-Pape gehörte im Jahr 1991 zum Gründungsteam der kleinen Off-Bühne und übernahm 1995 deren Leitung. Von den vielen Gruppen, die sich einst im Prinz-Regent tummelten, blieb am Ende nur eine. Broll-Pape, die Mathematik und Informatik studierte, wechselte durchaus hartnäckig und mit Verve ins Regiefach, setzte ihre Ideen von zeitgenössischem Theater immer konsequenter um.“

Zugeschaut wurde auch, weil alles gut lief, weil Broll-Pape am Prinz Regent Theater erfolgreich arbeitete und selbstbewusst eine Stellung für sich und ihr Haus in der Stadt reklamierte, die beiden beim besten Willen nicht zustand: Broll-Pape sah sich immer weniger als die Leiterin einer Bühne für freie Theater, sondern als Intendantin und ihr Haus auf Augenhöhe mit dem Schauspielhaus. Ihren Anspruch formulierte Broll-Pape gegenüber der WAZ 2008, nachdem sie am Theater Darmstadt Regie geführt hatte:

Über den Erfolg in Darmstadt und die damit einhergehende Lobeshymne in den Feuilletons freut sie sich sehr – wenngleich sie leicht kritisch anmerkt: „Im Grunde arbeite ich dort genauso wie hier.” Doch während ihr in Darmstadt die volle Aufmerksamkeit der Theatergänger gewiss ist, stehen ihre Arbeiten in Bochum naturgemäß immer im Schatten des großen Bruders von der Königsallee: „Dabei sind wir kein kleines Irgendwie-Theater, qualitativ arbeiten wir auf demselben Niveau. Leider ist das den Politikern nicht immer klar …“

Broll-Pape wäre mit ihrem Theater damals gerne in die Stadt gezogen, in die Marienkirche, die heute Teil des Konzerthauses ist. Schon damals hatte sich die Politik entschieden, dort kein Theater spielen zu lassen, sondern Konzerte. Der Broll-Pape damals trotzdem in Aussicht gestellte Umzug des Prinz Regent Theaters in die Innenstadt sollte nie kommen.

Es waren einzelne Bochumer Künstler wie Udo Höppner und Wolfgang Wendland, die immer wieder darauf hinwiesen, dass sich das Prinz Regent Theater weit von seinen Ursprüngen entfernt hat. Und dass es dafür keine Rechtsgrundlage gab. Bis zur Nichtverlängerung des Vertrages von Romy Schmidt interessierte sich niemand dafür. Nun wird über alles zu reden sein: Ob die Entwicklung des Prinz Regent Theaters von einer freien Bühne zu einem Privattheater wirklich hingenommen und nicht diskutiert werden sollte, wie es sein kann, dass die ehemalige Leiterin nach ihrem Wegzug nach Bamberg trotz der Hinterlassenschaft finanzieller Probleme in den Vorstand des Theatervereins wechseln konnte und warum damit zeitgleich eine Degradierung ihrer Nachfolgerin einherging: Broll-Pape konnte als Leiterin des Theaters nach Satzung noch Mitgliederversammlungen des Theatervereins einberufen. Schmidt kann das nicht mehr und das nicht nur, weil sie kein Mitglied des Vereins ist, denn dieses Recht hat heute nur noch der Vorstand und in dem sitzt Broll-Pape.

Spätestens seitdem Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) am Samstag auf einer Veranstaltung recht unverblümt deutlich machte, dass er die Rolle Broll-Papes als Vorstand des Theatervereins kritisch sieht, ist es wahrscheinlich, dass sie ihr Spiel nicht gewinnen wird. Zu gering ist ihr Einfluss in Bochum geworden, seitdem sie in Bamberg arbeitet, zu groß der Schaden für das Haus, der durch in ihrer Zeit als Leiterin verursachte finanzielle Unregelmäßigkeiten entstanden ist, und zu beliebt Romy Schmidt und ihre Arbeit.

Ist man zurzeit in Bochum unterwegs, trifft man kaum einen, der keine eigene Broll-Pape-Geschichte zu erzählen hat und keine dieser Geschichten ist freundlich. Fast alle scheinen eine Rechnung mit ihr offen zu haben und sehen nun die Chance, sie begleichen zu können. Ist das gerecht? Nein, sicher nicht. Und egal, ob diese Geschichten im Detail stimmen, sie zeigen, wie sehr sich große Teile der Stadtgesellschaft gegen Broll-Pape und hinter Schmidt gestellt haben. Der Schnitt, den Broll-Pape zu machen bei ihrem Weggang nach Bamberg versäumt hat, muss nun erfolgen. Der Schaden für Broll-Pape ist da und wird auch nicht aus der Welt zu schaffen sein. Der Schaden für das Prinz Regent Theater indes kann noch sehr klein ausfallen, wenn es gelingt, transparente Strukturen für den Verein zu schaffen, Schmidt zu halten und das Haus wieder für freie Gruppen zu öffnen. Und so könnte aus der jetzigen Krise eine Chance für das Prinz Regent Theater werden. Broll-Papes Zeit in Bochum ist jedoch abgelaufen.

https://www.ruhrbarone.de/prinzregenttheater-bochum-das-konzept-ist-heute-noch-modern/146915
Prinz-Regent-Theater, Bochum: weibliche Solidarität gefordert
Ja, mit Vereinen, die über jemandes Anstellung (mit)bestimmen, darf man es sich keinesfalls verscherzen! (ich weiß, wovon ich schreibe, auch wenn es dabei nicht einmal um Auto-Häuser, sondern nur um Literaturvereine geht...) Man muss einfach empathisches Einverständnis zeigen mit allem, was dort der Vorstand so beschließt oder auch nur vorab als beschließenswert erörtert. Das nämlich ist kein förderaler Kadavergehorsam, sondern menschliche S o l i d a r i t ä t!!! Jawoll. Hat denn Romy Schmidt das noch nicht gewusst? Wenn wer was von Soldarität versteht, sind das nämlich Frauen. Jawoll.
Prinz-Regent-Theater, Bochum: Insinuationen?
Wieso können die "Insinuationen", die Streitigkeiten am prt könnten mit der Zweckentfremdung von Fördermitteln zu tun haben, als "gegenstandlos" angesehen werden? Nach allem, was man liest, scheint doch hier das größte Problem zu liegen. Schmidt wurde ihre Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium, zu der sie rechtlich verpflichtet war, als Vertrauensbruch ausgelegt. Weil dadurch die Machenschaften von Frau Broll-Pape aufgeflogen sind.

(Liebe fraumüller,
welche "Machenschaften"? Meiner Ansicht nach hat Frau Broll-Pape bisher unwidersprochen, deshalb für mich plausibel dargelegt, dass die Prüfung durch den Rechnungshof aufgrund eines Fehlers, den sie gemacht hat, zustande kam. Alle Berichte sprechen übereinstimmend davon, dass Broll-Pape sich nicht an Geldern, die dem Theater zustanden, bereichert habe.
Ebenso unbezweifelt steht bislang, dass Romy Schmidt Unterlagen ihres Theaters auf Anforderung der Behörden an diese weitergegeben hat.
Broll-Pape und der Verein beschweren sich, dass Schmidt zu viel, zu oft, zu laut Kritik geübt habe am Vereinsvorstand. Nicht das sie Unterlagen an weisungsbefugte Behörden gab.
Man kann die Unlust an Kritik seitens des Vereinsvorstandes merkwürdig finden, verfehlt oder undemokratisch. Es hat m.E. nichts zu tun mit "Machenschaften".
Es kann sein, dass ich mich in der Sache täusche.
Mit freundlichem Gruß
jnm)
Prinz-Regent-Theater Bochum: Zweckentfremdung
Ich bin überrascht, wie unkritisch der Sachverhalt der Entfremdung der Fördermittel von Nachtkritik gesehen wird. Und wie man zu dem Schluss kommt, dass das nichts mit der aktuellen Konfrontation zu tun hat. Hier wird nur diejenige zitiert, die für die Entfremdung verantwortlich ist und somit maßgeblich und offensichtlich eherblich gegen die öffentlich bekannten Richtlinien verstoßen hat. Hat sich Nachtkritik vielleicht auch mal erkundigt, in welcher Situation es zu einer solchen Sonderprüfung kommt? Sicherlich nicht, wenn es um lapidare Bagatellen geht. Sondern dann, wenn der Verdacht besteht, dass hier Zweckentfremdung im erheblichen Maße stattgefunden hat. Und Frau Broll-Pape hat dieses wohl im vollen Bewusstsein so umgesetzt - sagt sie ja selbst.

Und wir wollen ihr glauben, dass sie - nach 2 Jahrzehnten Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand - nicht gewusst haben will, dass das falsch war? Wenn sie denn alles richtig gemacht, warum hat sie dann offensichtliche Schwarzkassen geführt?

Kann sich hier keiner vorstellen, warum es darüber zu einem Konflikt mit einer Nachfolgerin kommen kann? Natürlich! Das passiert nämlich leider häufiger in Vereinen. Vielleicht nicht in der Kultur, aber erkundigen Sie doch mal bei anderen Vereinen und Branchen: Immer dann, wenn die "Neuen" sich nicht an Praktiken der "Alten" halten, beispielsweise indem vormals schwarze Kassen nicht mehr weitergeführt und/oder an das Finanzamt o.ä. berichtet werden.

By the way, wer das nicht tut, macht sich selbst strafbar.

Ach ja, eines möchte ich noch wissen. Wieso wird behauptet, dass ein solches Verhalten eines Vorstands (Zweckentfremdung öffentlicher Mittel) nicht strafbar sei? Ich empfehle hier den Kontakt zu den zuständigen Behörden oder einem Anwalt für Öffentliches Recht...
Prinz-Regent-Theater Bochum: steuerlicher Schaden
Ich fürchte, Sie täuschen sich. Aus den bisherigen Presseartikeln geht klar hervor, dass die Weitergabe der Unterlagen des Theaters an die Behörden vom Vorstand des Vereins als "Vertrauensbruch" angesehen wurde. Es geht auch nicht darum, ob Frau Broll-Pape sich bereichert hat. Durch die Zweckentfremdung von Fördergeldern entsteht auch ein steuerlicher Schaden. Dazu wurde dieses Umleiten der Mittel ja so versteckt, dass bei corherigen Prüfungen nichts entdeckt wurde. "Machenschaften" mag eine zu starke Wortwahl sein, das gebe ich aber gerne zu. Dennoch scheint mir hier das eigentlich Problem zu liegen.
Prinz-Regent-Theater Bochum: so herum
Die Prüfung des RegPräs ist nicht durch einen "Fehler" von Frau Broll-Pape ausgelöst worden, sondern durch eine angesetzte Prüfung ist ihre Umleitung von Mitteln überhaupt erst aufgefallen.
Prinz-Regent-Theater Bochum: Insinuationen?
Liebe(r) "JNM", Ich finde es gut, dass Sie den Artikel updaten.

Allerdings möchte ich noch auf folgende wichtige Artikel hinweisen:

https://www.ruhrbarone.de/prinzregenttheater-wenn-es-der-kleinen-schwester-schlecht-geht-muss-der-grosse-bruder-sich-kuemmern/146992

Hier kommentiert der Intendant Kröck des Schauspielhauses Bochum die Situation aus seiner Sicht. Er argumentiert auch, warum die Trennung von Frau Schmidt nun verheerend wäre.

Daneben erscheint mir auch der Kommentar von Frank Goosen interessant, seinerzeit mit im Vorstand des PRT. Er hatte bereits am Anfang der Intendanz von Frau Schmidt den Vorstand verlassen, allerdings nicht aus Protest gegen Schmidt, sondern offensichtlich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Broll-Pape ("zwischen Sibylle Broll-Pape und mir (gab es) fundamental unterschiedliche Auffassungen über die Aufgabenverteilung zwischen dem Vorstand des Trägervereins und der Geschäftsführung (...)“).

https://www.ruhrbarone.de/frank-goosen-zum-bochumer-prinzregenttheater-man-kann-die-zusammensetzung-des-traegervereins-sehr-kritisch-sehen/146742

Ich befürchte, dass die Aussage von Frau Broll-Pape (ich zitiere Sie: "Sie habe Romy Schmidt "bei ihrer neuen Arbeit zu unterstützen" wollen") offenkundig nur von Frau Broll-Pape, aber nicht von Frau Schmidt und auch nicht von dem Vorstandskollegen Frank Goosen als Unterstützung, sondern eher Hindernis gesehen wurde.

Zudem überrascht es mich, wie Sie zu dem Schluss kommen können, dass das alles nichts mit den Fördermitteln zu tun hätte. Nur weil Frau Broll-Pape es behauptet? Wenn ich die Gegendarstellung von Frau Schmidt lese sowie Aussagen städtischer Mitarbeiter, des Regierungspräsidiums Arnsberg und letztendlich auch der kurze Kommentar des Oberbürgermeisters zur Kenntnis nehme, ergibt sich bei mir ein völlig anderes Bild: Sehr wohl scheint der zentrale Streitpunkt der Umgang mit Transparenz gegenüber Behörden zu sein.

https://www.ruhrbarone.de/prinzregenttheater-schmidt-rauswurf-wegen-zu-viel-transparenz/146534

Zitate: "Schmidt war gegenüber dem Land ehrlich und diese Ehrlichkeit wurde vom Vorstand des Vereins als Vertrauensbruch wahrgenommen“, sagte ein Mitarbeiter der Stadt Bochum." oder „Schmidt hat Unterlagen an das Land weitergeleitet, die für Broll-Pape unangenehm sind. Sie hat getan, wozu sie rechtlich verpflichtet war und das wird ihr jetzt angelastet“, sagte ein Mitarbeiter des Prinzregenttheaters.

Nebenbei: Welche anderen Gründe wurden denn geäußert? Was soll den jetzt bitte der Anlass gewesen sein, den Vertrag nicht zu verlängern?

Glauben wir ernsthaft, dass ein bisschen "atmosphärische Störungen" zweier starker Persönlichkeiten etc. ausreichen, um eine ausdrücklich erfoldreiche Intendantin vor die Tür zu setzen; hierzu die Worte Kröcks: "(Das PRT) war immer ein respektables Theater, das zweifelsohne durch Romy Schmidt deutlich interessanter geworden ist."

Ich befürchte, dass es vielleicht der Wunsch von Frau Broll-Pape ist, den aktuellen Konflikt so weit wie möglich von dem Vorwurf der "Unregelmäßigkeiten" zu entfernen, aber dass die Realität doch anders aussieht...
Prinz-Regent-Theater, Bochum: gleich neuer Vertrag
Zum Update nach dem Telefonat mit Broll-Pape: Heißt das übersetzt, dass es einen durch den Arbeitgeber (in dem Fall Vereinsvorstand) klarer gefassten Vertrag nur für Romy Schmidt gäbe, falls sie das Theater weiter künstlerisch leiten möchte, alle anderen ihr nachfolgenden Anwärter jedoch erneut mit einem offenbar un-klareren Vertrag zu rechnen hätten?
Warum fragt man Romy Schmidt sonst vorher überhaupt um Einverständnis zur Vertragsänderung und legt ihr nicht gleich einen klarer als bis dato formulierten Vertrag als Alternative vor, über deren Annahme sie dann entscheiden gekonnt hätte?

Das Für und Wider von Rücklagenbildung durch gemeinnützige Vereine für eindeutig gemeinnützige Zwecke könnte allerdings durchaus einmal erörtert werden. Ganz unabhängig von anhängigen Verfahren, laufenden Untersuchungen oder Uneinigkeit in Vereinsvorständen. Bisher ist in dieser Sache jedoch das Recht ganz klar wider die Rücklagenbildung und ein Vorstand muss das als Gegebenheit hinnehmen.
Prinz-Regent-Theater Bochum: Ausnutzung der Kommunikationshoheit
Sehr geehrter Herr JNM,

vielen Dank für Ihren Artikel sowie ein Dank an alle Kommentatoren, die weitere Updates mitteilen. Ich möchte auf einen wesentlichen Punkt eingehen: Von Frau Romy Schmidt hört man wenig, dafür deuten Vorstand, d.h. die Damen Muthig-Beilmann und Broll-Pape sehr wohl in Interviews an, wie eigenartig Frau Schmidt sei. Das finde ich zum einen schäbig, vor allem aber ungerecht, warum:

Weil Frau Schmidt als Untergebene der Beiden sich gar nicht richtig öffentlich äußern kann. Während der Vorstand in Ruhe den Ruf von Frau Schmidt beschädigen kann, indem er so tut, als ob sich Frau Schmidt zickig verhalten würde, wird sich Frau Schmidt nur extrem vorsichtig äußern dürfen; ansonsten droht wahrscheinlich die fristlose Kündigung.

Ich kenne das aus anderen Vereinen / Gruppen: Da gibt es dann schnell mal eine Dienstanweisung oder Kommunikationsrichtlinie, die es der Geschäftsführung verbietet, mit irgendjemand anderem als nur mit dem Vorstand zu kommunizieren, während sich der Vorstand wiederum sehr offen bewegen kann.

Das ist keine Auseinandersetzung unter Gleichberechtigten, sondern ein assymetrisches Verhältnis.

Von daher finde ich es - ohne Details zu wissen - extrem schäbig, wie sich der Vorstand öffentlich geäußert hat und es ausnutzt, die Kommunikationshoheit zu haben.
Kommentar schreiben