Mit den Zeitläufen verwoben

8. September 2017. Schon Ende August ist der Bühnenbildner, Regisseur, Maler und Autor Götz Loepelmann verstorben. Das gab das Hamburger St. Pauli Theater in einem Nachruf bekannt.

Der studierte Künstler Loepelmann arbeitete als Maler, Bildhauer und Designer, bevor er 1972 von Peter Zadek nach Bochum geholt wurde. Anfangs am Schauspielhaus als Werbegraphiker tätig, schuf Götz Loepelmann ab 1973 etwa die Bühnenbilder für Zadeks "Die Möwe", "Hedda Gabler" oder "Baumeister Solness". Seine erste eigene Regie – und sein erstes Theaterstück – war 1973 "Darwins Reise". Ab den späten 1970er Jahren arbeitete der Bühnenbilder und Regiesseur an zahlreichen Theatern und Opernhäusern Europas, darunter Berlin, Wien, Amsterdam, London, Zürich, Nancy, Frankfurt, Hannover, Bremen, Bochum, Recklinghausen, Madrid, München oder Stuttgart.

Eigene Stücke entwickelte Götz Loepelmann überwiegend für Kinder. In Bochum hob er Kästners "Pünktchen und Anton" (1985) auf die Bühne, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg setzte er Tankred Dorsts "Wie Dilldapp nach dem Riesen ging" (1994) oder "Emil und die Detektive" (1998) in Szene. "Peterchens Mondfahrt" inszenierte er 2005 am Hamburger St. Pauli Theater als "auf seine unnachahmliche Weise phantastische Geschichte", so der künstlerische Leiter Ulrich Waller in seinem Nachruf.

Seine Vita verstand der 1930 geborene Götz Loepelmann als untrennbar mit den Zeitläuften verwoben. Auf seiner eigenen Webseite nennt er, gleich nach seiner Geburt, Hitlers Machtergreifung, den eigenen Kriegsdienst als Jugendlicher sowie die Desertion aus dem Volkssturm 1945 als wesentliche Meilensteine seiner Biographie. Nach der Kapitulation des Nazi-Regimes legte Loepelmann 1948 am Friedrichs-Werderschen Gymnasium in Berlin-Hermdorf sein Abitur ab und studierte, nach einem Jahr als Landarbeiter in der Uckermark während der Berlin-Blockade, an der Meisterschule für Kunsthandwerk, der heutigen UdK Berlin. Berufstätig war Loepelmann anfänglich als freischaffender Maler und Bildhauer, als Designer für Glasfenster und Mosaike sowie Werbe- und Ausstellungsdesigner für die Volkswagen AG. Außerdem illustrierte er Kinderbücher und malte mit Arbeiterkindern.

Von Berlin nach Hamburg zog Götz Loepelmann wieder zeitgleich mit einer weiteren historischen Zäsur: dem Mauerbau 1961. Ab 1971 war er auch auf Teneriffa zuhause, zunächst zeitweise, ab 1991 dauerhaft. Auf der spanischen Insel ist der Bühnenbildner, Maler, Regisseur, Autor – ein "Menschenkenner, ein politischer Mensch, ein Freund", so Ulrich Waller vom St. Pauli Theater – am 31. August verstorben.

(St. Pauli Theater Hamburg / goetz-loepelmann.de / Wikipedia / eph)

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