Niederlagen überall

von Nikolaus Merck

Berlin, 28. September 2017. Nach sieben Tagen ist heute die Besetzung der Volksbühne in Berlin auf Wunsch des Hausherren Chris Dercon beendet worden. Polizisten "entfernten" die Besetzer*innen mit sanfter Gewalt vom symbolisch aufgeladenen Ort des Geschehens. Die Sache verlief friedlich, immerhin, die Scharfmacher auf den publizistischen und parteipolitischen Schreibtisch-Barrikaden bekamen nicht den von ihnen herbeigeredeten Häuserkampf geboten.

Welches Anliegen?

Kultursenator Klaus Lederer hat sich der Senatsräson gefügt, Chris Dercon kann "seine Künstler" proben lassen und die Besetzer*innen sind an ihrem Anspruch gescheitert, das irgendwie linke, irgendwie globalisierungs- und gentrifizierungskritische Volk für die Verteidigung ihres Anliegens in Bewegung zu setzen. Aber welches Anliegen eigentlich? Waren die Besetzer*innen nun ganz gegen Dercon oder nur halb oder wollten sie mit ihm zusammenarbeiten? Wollten sie die Volksbühne dem Volke zurückzugeben? Kreative Energie entfesseln, die zu ganz neuen Formen und Ausdrücken sich aufschwingt? Ein politisch-künstlerisches Zentrum für das "wahre Volk", ein Volkshaus neuen Typs sozusagen? Oder wenigstens ein in Permanenz tagendes "Parlament der Wohnungslosen" mit Volxküche und Kinderbetreuung? So richtig klar wurde das über die detailliert ausformulierten Hausregeln, die Vollversammlungen und Pressekonferenzen eigentlich nie.

Schlechter Schiller

Trotzdem: Hier wurde eine Chance verpasst. Zum einen von den Besetzer*innen, die ihre Aktion dem Vernehmen nach zwar monatelang vorbereitet hatten, aber es trotzdem nicht auf die Reihe bekamen, die Volksbühne zu einer Bühne für ihre "transmediale Theater-Inszenierung" zu machen, für Künstler*innen, die in Dercons "kosmopolitischem" Konzept nicht vorgesehen sind und auch nie vorgesehen waren. Es ist nun einmal so, dass die Besetzung eines Hauses mit einem Zweck verbunden werden muss, man kann darin wohnen oder eben eine Bühne errichten, die bespielt wird. Lediglich einen partyesken open space zu behaupten, "alle" aufzufordern, zu kommen und sich den Raum anzueignen, reicht in diesen Zeiten nicht aus. Übersättigt von Geschwätz, verlangt das Publikum nach "Content".

Dercon und Polizei PolizeiBerlin EImagegewinn? Chris Dercon mit dem Pressesprecher der Berliner Polizei und dem Einsatzleiter der Polizei © PolizeiBerlin_E

Dass es den Besetzer*innen aus dem universitären und aktivistischen Milieu überdies nicht gelang, die Arbeiterklasse in Gestalt der Volksbühnen-Gewerke an ihre Seite zu bringen, mag ausschlaggebend gewesen sein für ihre Niederlage. Da halfen auch die solidarischen Reden der Castorf, Pollesch, Hegemann wenig, die aus der Ferne Sympathie bekundeten, aber gar nicht daran dachten, sich mit Leib und Kunst an die Seite der aufmüpfigen Jungen zu stellen. So verabschiedet man sich von der Aktion mit dem unguten Eindruck, dass die Besetzer*innen als Trittbrettfahrer des Berliner Theaterstreits sich das umkämpfte Haus gegriffen haben, um dann ratlos mit schlechten Schiller-Parolen ("Das Projekt Menschheit sollte auf eine andere Zukunft hinauslaufen") darin zu verharren und zu schauen wie die Gegenseite reagieren würde.

Erfolg verspielt

Die Gegenseite, in erster Linie Hausherr Chris Dercon und sein Team haben sich aber nun ihrerseits die Riesenchance entgehen lassen, wie gute Kuratoren diese immerhin vorhandenen Energien zu schärfen, zu profilieren und in das eigene bis November unbespielte Haus einzupflanzen. Seit spätestens August wussten die neuen Herren und Damen der Volksbühne von der geplanten Besetzung. Dennoch hatten sie keinen Plan, wie sie dieses ungerichtete Schäumen, das sich zudem auf die Foyers des Theaters beschränkte, für sich nützen könnten.

Einen Erfolg, der mit dem geschickten Angebot, den Besetzer*innen den Grünen Salon zu überlassen, greifbar nahe erschien, hat sich Dercon mit Strafanzeigen und Räumung seines Theaters sowie Bildern, die ihn im Kreise der Schupo zeigen, wohl selbst vermasselt. Wo blieben seine viel gerühmten Fähigkeiten als Kommunikator? Reicht es wirklich zu sagen: "Ich finde Euer stadtpolitisches Anliegen wichtig", aber nun lüftet mal und lasst dann Eure Kinderspiele sein und die Erwachsenen weiter an Erwachsenenkunst probieren? Und seid ihr nicht willig, dann hol ich die Polizei? Wieso ist Dercon nicht auf den Vollversammlungen aufgetreten und hat das Volk in seiner Volksbühne überzeugt? Wieso versteht er nicht, dass er hier ein Publikum vor sich hatte, das für sich zu gewinnen zumindest seiner street credibility im immer noch linken und seiner Weltkunst gegenüber misstrauischen Berlin aufgeholfen hätte?

Deeskalation gescheitert

Und die Politik? Ach, die Politik. Der Kultursenator der Linken ist mit seiner Deeskalations-Strategie an seinem Koalitionspartner Michael Müller und der auf dem Vormarsch befindlichen Rechten gescheitert. Sie verlangten eine sofortige Räumung. Sie haben sie bekommen. Zum Glück für alle, aber besonders für Dercon und Lederer, sahen die Besetzer*innen von massivem Widerstand ab. Eine Wiederauflage des Erfolgs der Hausbesetzerbewegung in Berlin hat nicht stattgefunden. Man könnte also sagen: Das "Kasperletheater", das der Boulevard gesehen hatte, ist aus. Aber richtig muss man sagen: Eine Niederlage auf ganzer Linie. Für alle Beteiligten.


Presseschau

"Die Politik, das Theater, die Besetzer, sie nehmen sich gegenseitig nicht ernst. So endet dieser Streit um ein Haus fürs Erste nicht im Eklat, nicht im Skandal, sondern als Riesen-Kindergarten." So schätzen Christiane Peitz, Ronja Ringelstein und Hannes Soltau im Tagesspiegel (29.9.2017) die Ereignisse ein. Der Kultursenator sei im Parlament unter Druck geraten; die Besetzer hätten kein rechtes Programm geboten, und Chris Dercons Team sei "Kuschelkurs" gefahren. Zum Verharren der Aktivist*innen angesichts des Angebots, fürderhin den Grünen Salon zu nutzen, heißt es: "Bleiben oder gehen? Besser nicht entscheiden – wie Dercon, wie Lederer. Und auch nicht zwischen Kunst und Realität: Jedes Plenum, jede Diskussion heißt jetzt Performance. Staub zu Glitzer, Glitzer zu Staub: So untergraben die Aktivisten den Kunstbegriff des Theaters zugunsten eines Events."

"Wer hat jetzt noch Lust, sich über die Volksbühne zu streiten?", fragt Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung (29.9.2017). Die Aktivist*innen, die sich für die Volksbühne allenfalls symbolisch interessiert hätten, hätten Chris Dercon und Klaus Lederer "gezwungen, gemeinsam aufzutreten − woran diese sich nach anfänglicher Ziererei auch hielten. Der Konflikt, den die beiden miteinander haben und der die Zukunft des Theaters als ein Ensemble- und Repertoirebetrieb oder als ein Gastspiel- und Koproduktionshaus betrifft, ist nun erst einmal vom Tisch gewischt." Die Aktion hätten Lederer und Dercon "so souverän und schadensfrei wie möglich beendet".

Mit den Worten "Berlins Theaterszene ist gerupft bis auf die Knochen: Die Besetzer haben den mauen Premieren zur Saisoneröffnung die Schau und ihren Machern obendrein den Performance-Begriff gestohlen", beschließt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (29.9.2017) eine winzige Meldung unter dem Kürzel igl. Noch vor der Räumung hatte Simon Strauss in der FAZ die "Gewissensfrage" gestellt: "Es geht jetzt nur noch darum, ob man wirklich hinnehmen will, dass die politische Gebärde so brachial von außen in den geschützten Raum der Kunst einbrechen darf, wie es hier gerade geschieht." Und Ex-Volksbühnendramaturg Carl Hegemann hatte in einem FAZ-Gastbeitrag die Besetzung als "Glücksfall" für die mit vielen Schließtagen startende Intendanz Dercon charakterisiert.

In der Zeit (online 28.9.2017) nimmt Robin Detje die "Volksbühnenbesetzung" als Zeichen für eine Berlin-Mentalität, für einen "quasi von oben verordneten Nostalgiezusammenhang". Niemand wolle in der Stadt auch entscheidungsfreudig Macht ausüben. Die Volksbühnenbesetzung passe "gut in diese Stadt, in ihrem Bestreben, den größtmöglichen Effekt zu erzielen, ohne je fassbar zu werden: Wir wollen nur spielen!"

"Was für eine Farce. Und was für ein Verlust für Berlin", klagt Gereon Asmuth in der taz (online 28.9.2017) angesichts des Aufmarschs von Polizei vor der Volksbühne, der eine "soziale Plastik" beendet habe. "Denn das, was die Besetzer in wenigen Tagen auf die Beine gestellt haben, war ohne Zweifel das Theater­event des Jahres. Gemessen an den klassischen Maßstäben des Feuilletons war der kulturelle Output gering. Doch der Hauptact war das Plenum, bei dem täglich Hunderte mit aller Leidenschaft um die Zukunft dieses Theater gerungen haben."

In der Neuen Zürcher Zeitung (online 28.9.2017) nimmt Daniele Muscionico die Volksbühnenbesetzung noch einmal als Anlass, eine "Kampagne" gegen Chris Dercon zu diagnostizieren, "die in einer europäischen Kulturmetropole ihresgleichen sucht". Der Neu-Intendant "sieht sich seit seiner Amtseinsetzung mit einer Stadtregierung, einer Presse und einem Kulturestablishment konfrontiert, die gegen ihn arbeiten." Der Appell der Kritikerin: "Chris Dercon hat eine Chance verdient. Und vielleicht, wie andere in der Kunst auch, sogar mehr als eine."

"Teilhabe, Verteidigung öffentlicher Räume, Auflösung der Grenzen zwischen Kunst und Leben. War das nicht genau der Überbau, den auch die drei Eröffnungsstücke der Volksbühne, von Boris Charmatz am Flughafen Tempelhof inszeniert, für sich beanspruchten? Doch, das war es", schreibt Katrin Bettina Müller in der taz (30.9.2017). Doch wenig genützt habe diese Nähe theoretischer Anliegen und eines weit gedehnten Kunstbegriffes, "sie blieb eher unbeachtet". Die Besetzer waren nicht unbedingt identisch mit den Leuten, die zuvor Chris Dercon und der Programmdirektorin vor die Tür gekackt hätten, auch nicht mit der Initiative, die 40.000 Unterschriften sammelte. "Aber sie haben in der Geschichte der Dercon-Gegnerschaft ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Und sie werden nach der Räumung nicht einfach wieder verschwinden.

Die Besetzer haben nicht einfach kooperiert mit dem Theater, sondern es zu ihrer Sache gemacht, so die sympathisierende Silke Müller im Stern (online 30.9.207). "Jeder war hier zur Höchstform aufgelaufen (...), innerhalb kürzester Zeit hatten sich Menschen eingefunden, die ihre Rolle im basisdemokratischen sozialen Gefüge selbst definiert und mit Inbrunst ausgefüllt hatten." Fazit: "Vielleicht hätte Dercon gut daran getan, den Besetzern nicht den Grünen Salon, sondern für einen Monat lang das ganze Haus anzubieten. Im November will die neue Intendanz das traditionsreiche Theater am Rosa-Luxemburg-Platz eröffnen – mit einer dreitägigen Inszenierung auf allen Gängen und Rängen. Das lang geplante Neue: Noch nie war es so alt wie jetzt."

"Die Besetzung könnte der Gentrifizierung einen weiteren kleinen Schub bescheren", überlegt Gerrit Bartels im Tagesspiegel (1.10.2017), was nicht einer gewissen Ironie entbehre. Denn wo findet man es schon, "dass man ein Theater für fast eine Woche einfach mal so besetzen und mit politisch-künstlerischen Aktivitäten bespielen kann – und dafür so einiges an Verständnis bei der Intendanz des Hauses wie bei der lokalen Politik findet, bis hin zu dem Angebot, randständige Teile des Hauses nutzen zu dürfen?" "Doch so diffus mitunter die Gentrifzierungsdebatte verläuft, so diffus war letztendlich die gesamte Besetzungsinszenierung. Fragt sich halt: War die vergangene Woche an der Volksbühne wirklich mehr als nur ein interessantes, spannendes, Berlin noch attraktiver machendes Spektakel?"

In der Zeit (online 4.10.2017) schildert Peter Kümmel das (Medien-)Spektakel der Besetzung samt Räumung als Theaterspiel mit zwei janusköpfigen Protagonisten Lederer und Dercon. "Die beiden Dercons und die beiden Lederers kamen sich im Lauf der Besetzung vermutlich näher, als sie es sich je träumen ließen, sie waren plötzlich zur Partnerschaft verdammt, zum Buddy-Auftritt in einem wichtigen Dramolett der deutschen Theatergeschichte (...)."

In der Zitty (online am 10.10.2017) schreibt Martin Schwarzbeck eine lange detailreiche Reportage über die Besetzungstage und schließt mit dem Post-Räumungs-Fazit: "Der Vorhang fällt, ihre Inszenierung in der Volksbühne ist beendet. Und die Chance, Berlins Zukunft ganz neu zu denken, vertan."

 

igl

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Kommentare  
Kommentar VB-Räumung: ohne die Vierzigtausend
Lieber Nikolaus Merck,

natürlich kann man sich über die Machart dieser Inszenierung streiten. Theatermenschen vermissen die großen Akteure. Die waren aber anscheinend gar nicht gewollt. Gestern waren neben Silvia Rieger auch Chris Grashof, Clemens Schick oder Menschen wie Ronja von Rönne anwesend. Doch die Wirkungsmechanismen einer solchen Veranstaltungen brauchten diese Protagonisten erst einmal gar nicht. Die Entblößung und Spiegelung der Verhältnisse hat für dieses Mal auch ohne sie funktioniert. Gleichwohl fühlten sie sich trotzdem angezogen. Sie waren vor Ort, aber ein unmittelbarer Kontakt zu den Machern war noch nicht erkennbar. Dort kamen gestern zwei verschiedene Lebensläufe aufeinander. Einmal die Professionellen, die ihre erarbeiteten Privilegien nicht einfach so ablegen wollen und dann die Aktivisten, die in dieses Vakuum, das Dercon erzeugt hat, vordrangen.

Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis beide Seiten zusammengekommen wären. Diese Langmut und Aufmerksamkeit besitzt Dercon nicht. Er kann diese beiden Systeme nicht zusammen denken. Schlingensief konnte das. Die alte Volksbühne konnte das auch.

Aber vielleicht will Dercon diese Systeme gar zusammen fügen. Vielleicht will er nicht einmal das Publikum von Castorf übernehmen. Und diese Künstlergruppen, die dort aktiv waren, will er wahrscheinlich ebenso nicht einmal als Zuschauer.

Als ich in den letzten Tagen auf seine Fürsprecher schaute, das Morgenmagazin des ZDF, der Stern, die BZ, wurde mir klar, dass er ganz andere und neue Besucherschichten akquirieren will, fern diesen alten Publikums. Er meint die Vierzigtausend nicht zu benötigen und auch nicht junge Autorinnen wie Rönne. Er geht ja auch nicht auf Sarah Waterfeld zu, die nicht eine abgelehnte, verhinderte Schauspielerin ist, wie hier an andere Stelle indirekt behauptet wurde, sie ist Autorin und Medienwissenschaftlerin, die in Potsdam an der Uni unterrichtete. Lauter smarte Leute, wie es Hegemann zu Recht in der FAZ erwähnte.

Offensichtlich hat Dercon all diese schon längst hinter sich gelassen und sucht sich ein ganz neues „Volk“. Und so schmerzlich dies ist, auf lange Sicht könnte seine Rechnung aufgehen. Es wäre dann ein modernes Publikum der Gentrifizieren und Gewinner dieses Kampfes um Berliner Freiräume.

„Wir“ sind da schon lange nicht mehr gemeint.
Räumung Volksbühne: uncool
Wie uncool! Der Herr Dercon sieht auf den Polizeibildern nicht sonderlich happy oder souverän aus. Wie so ein Nachbar, der neidisch ist, weil ihn keiner eingeladen hat und der gleich Polizei holt. Hätte Lilienthal, Peymann oder Stein das gemacht? Never. Höchstens der Hochhuth, aber sonst keiner oder?
Kommentar VB-Räumung: kommunikative Katastrophe
Hegemann hatte mit seinem Artikel recht. Das war keine klassische Besetzung der linken Autonomen-Szene mit ihrer harten Propaganda und Kampfeslust, sondern eine Inszenierung einer Besetzung als bewusste Farce, die sich nur auf das Foyer und den Parkplatz erstreckte und eigentlich überhaupt nicht den Theaterbetriebs störte. Mehr Volksfest und Tag der offenen Tür, mit Ausnahme, dass man nicht auf die Bühne und in die Kantine kam. Dass in einem Plenum bei gleichzeitigen Fehlen von indirekten Führungspersonen was entschieden werden kann, ist jedenfalls arg naiv.

Die Humorlosigkeit und das Unverständnis von Chris Dercon gegenüber seinen Theaterkunden ist bezeichnend. Niemand hätte gedacht, dass er es wagen würde. Aber nicht im Sinne des Dantonschen "sie werden es nicht wagen", sondern im Sinne, wer kommt auf so eine Schnapsidee. Um 12 war natürlich niemand vor Ort. Abends wären es wieder Tausende gewesen. Eigentlich hätte ein kluger berlinsensibler Kurator von Anfang an den Grünen Salon für derartige Projekte bereitstellen müssen. Dercons Fehlen von jeder Selbstironie ist bezeichnend. Während links bis afd nach räumung rufen als sei das die Rote Flora, weiss jeder, der vor Ort war wie zivilisiert und harmlos und dem Geist der Volksbühne entsprechend es dort ablief.

Nun wird es noch schlimmer. Irritierte Mitarbeiter und verpeilte Plenumskunstheoretiker sind es nicht, die Bühne und die linke muss den Schlamassel ausbaden.

Lustig finde ich ja noch das Video von Dercon mit Lilienthal, was mal auf Arte lief, in dem Tate Modern Chef Chris Dercon allen Ernstes in der Kneipe den Arbeiter zur Aktivität gegen Gentrifizierung agitierte.

Chris Dercon ist jetzt schon kommunikativ eine einzige Katastrophe, der den Geist des Ortes nicht kapiert. Man kann nur hoffen, dass geeignete Katzenmusiken gefunden werden.
Kommentar VB-Räumung: das Wesentliche von Kunst
Den Begriff der „Sozialen Plastik“ als Kunstform hab ich das erste Mal in Routine-Anwendung innerhalb des Betriebes aus dem Dercon-Team heraus wahrgenommen, hier beharrt zum Thema VB-Besetzung an anderer Stelle #martin baucks auf ihm. Er will aus dem Leben eine Kunst machen. Aber das Leben ist Leben und keine Kunst, obwohl ein wesentlicher Lebensinhalt Kunst machen/bewerten/wahrnehmen sein kann. Und obwohl ein Inhalt-Formzusammenhang als Ausdruck von Leben das Wesentliche von Kunst ist. Die „soziale Plastik“ der vb-Besetzung hat(te) den konkreten Inhalt, dass nur mehr im ungenutzten, angestammten Raum der Theater-Kunst ein friedlicher und geschützt organisierter Protest gegen Asozialität des totalitär Mehrheits-ignoranten Kapitalverteilungssystems in unseren Städten möglich scheint (ist?). Sie hat aber keine im Sinne der anderen Künste bestehende oder sich weiter bildende Form. Diese "Plastik" verhält sich durch den auf alle anderen Künste ausgeübten Z w a n g zur F l u i d i t ä t in der Partizipation an der „Sozialen Plastik“ totalitär gegen Intellektualität und Kunst als solcher. Als „Soziale Plastik“ garantiert sie dadurch nicht die Freiheit der Kunst, sondern schränkt sie auf das totalitär Kollektive als einziger Ausdrucks-Möglichkeit ein. Wenn wir akzeptieren, dass die vb-Besetzung eine „Soziale Plastik“, also Bildendende Kunst aus Lebensgemeinschaft von Körpern ist, e n t p o l i t i s i e r e n wir das überaus berechtigte soziale Anliegen der – selbst fluiden! - Körperdarstellung an die Politik, nämlich das Anliegen, Stadträume für kostenfrei zwanglose Versammlung, bezahlbaren Wohnraum für alle und eine Stadtentwicklung zu finanzieren, die Mehrheitsbedürfnisse sowie allgemeingültige, aus menschlicher Entwicklung in den einzelnen Lebensaltern resultierende Bedürfnisse e n t s c h e i d e n d berücksichtigt. Vorrangig diese berücksichtigt, statt vorrangig kapitalexpandierende Unternehmerinteressen zu berücksichtigen…
Das alles kann man vorab einer Theaterbesetzung bedenken. Man sollte es vor einer Theater-Besetzung sogar genauer bedenken als vor z.B. einer Universitäts-Besetzung! Vor allem, wenn es vielfältige Unterstützung durch Künstler undoder beispielsweise Philosophen gibt. Das sozial berechtigte Anliegen verschanzt sich hinter der Behauptung, es sei als Gemeinschaftskörper-Plastik theatraler Teil der Bildenden Kunst, damit es wegen der bestehenden verfassungsmäßig verbrieften Kunstfreiheit nicht sanktioniert werden kann und einer rechtsbasierten Staatsräson mit großer Sicherheit entgeht. Dies ist jedoch keine Beförderung von Kunst, eben doch nicht „DOCH KUNST“. Sondern in der Konsequenz sogar kunstfeindliche Haltung. Die vermeintlich linke soziale Position der AktivistInnen schadet einer etablierten linken, sozialverantwortlichen Politik und leistet damit einer definitiv kunstfeindlichen Politik blindlings(?) Vorschub. Dass hier der linke Kultursenator beschädigt würde, wie immer er gedenken würde zu handeln, war absehbar. Dass die AfD sofort einen entsprechenden, determinierter Kunstvielfalt und damit Künstlern und also Intellektuellen feindlich gesonnenen Antrag stellen wird, war überdeutlich absehbar. Dass dem Antrag das Restparlament leicht gewogen sein würde, ebenfalls. Möglicherweise wird nach der Beendigung der Besetzung eine mit Augenmaß agierende Stadt-Kulturpolitik fehlen. Möglicherweise wird das Spektakelhafte der politischen Aktion fehlen – als KUNST wird die Besetzung aber garantiert nicht fehlen. Dafür hätte sie bereits am ersten Tag wirklich auch mit einer besuchbaren Vorstellung, zumindest mit zielgerichtetem Proben, begonnen haben müssen. DIESE Chance ist – trotz der Unterstützung, vertan. Die Besetzung kam zu früh oder zu spät, aber – vor allem als angekündigte – nicht zum richtigen Zeitpunkt als spürbares, sichtbares und also rezipierbares Kunst-Werk. Als Theater schon gar nicht.
Kommentar VB-Räumung: kapitalistische Wahrheit
@Merck: Dem ist absolut nicht so. Die Wahrheit hat gesiegt. Den Besetzern ist gelungen das Thema der Gentrifizierung in den Diskurs zu schleusen. Sie haben gezeigt, dass kapitalismuskritische Phrasen von Dercon nur Sprechblasen sind, die in realiter sofort zerplatzen. Dercon war und ist an keinem Dialog gelegen, es geht um die Tourismuswerdung von Kunst, um die Vermarktbarmachung der Marke Volksbühne. Das ist jetzt einwandfrei bewiesen, hier gibt es kein Zurück und kein Vertun mehr. Die Bespielung von Tempelhof war keine Öffnung gegenüber Berlin und seinen Menschen, nein, es ging um die Gentrifizierung von Tempelhof, um Immobilien, um Wertsteigerung, um Investition, um Sponsoring. Hierfür werden tolle KünstlerInnen wie De Kaersmaker und Charmatz gnadenlos instrumentalisiert, das muss auch Kennedy und Sehgal völlig klar sein. Hier darf nochmal an das Volksbegeheren gegen die Bebauung von Tempelhofer Flugfelds erinnert werden, cf http://www.thf100.de/was-plante-der-senat.html Während also im Inneren der von Arbeitern und Proletariat errichteten Volksbühne junge Leute friedlich, selbstorgansiert und unkommerziell auf offenen Dialog und Diskurs, auf Kunst (sicher laienhaft) und Party setzten, diesen Dialog lebten und die VB als utopische Heterotopie markierten, gab Dercon abgeschottete, autoritäre Interviews, in denen er die Zusammenarbeit mit neoliberalen Sponsoren verteidigte und nun diese jungen, hoch intelligenten, pazifistischen Systemkritiker, ohne jeglichen Dialog, mit Polizeigewalt aus den ohnenhin leeren Foyers der Volksbühne entfernen liess. (...)
Kommentar VB-Räumung: Jan Böhmermann
schöne überschrift!

ein provokanter spruch von böhmermann:

https://twitter.com/janboehm/status/913351859699683329


„Ich schau dir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang“ (fragmente frei nach pollesch)

sitzung im berliner senat/AGH

"Der Hausherr soll die Polizei rufen und räumen lassen, das braucht keinen Senat, nur einen Telefonanruf. WIESO WIRD DA RUMDISKUTIERT?"

Partizipation ja, aber nur nach Anleitung

Die AFD hat am heutigen Morgen einen Eilantrag zur Durchführung der Räumung im Abgeordnetenhaus eingereicht.

Wie die Bayern sagen: Wercon Dercon.

Wer um die AfD zu schwächen #dieLinke wählt, erhält Zwangsräumungen immerhin rassismusfrei

Antwort an @PolizeiBerlin_E
So muss es sein!Immerhin wird hier Zucht& Ordnung zurück in die #Volksbühne gebracht.

Man hat den Eindruck als wäre Frank Henkel der neue Kultursenator | Fuck You Senat! Volksentscheid jetzt! #Volksbuehne #Volksbühne #vb6112

Im Haus wurde während der Räumung ausschließlich die B.Z. der Axel Springer SE als Bericht erstattendes Organ zugelassen.

Guillaume Paoli TOLLE PREMIERE HEUTE AM ROSA-LUXEMBURG-PLATZ ! NUR: MENSCHEN AUS DER VOLKSBÜHNE ZU VERTREIBEN WAR NICHT SO KOMPLIZIERT.. SCHWEIRIGER WIRD JETZT FÜR EUCH SEIN, MENSCHEN WIEDER IN DIE VOLKSBÜHNE ZU BEKOMMEN. ODER IST AUCH DAFÜR EINE POLIZEIBEGLEITUNG VORGESEHEN?

Es macht mir Angst, dass sich der Staat scheinbar vor 10 friedlichen Menschen fürchten muss. #volksbuehne

Bei der Räumung wurden mehrere Künstler*innen in Gewahrsam genommen, da ein mitgeführter Kunstblutkanister als Waffe gewertet wurde. #vb6112

Laaaangweilig! Frank Henkel hätte wenigstens spektakulär mit Blendgranaten, Pfefferspray und Maschinenpistolen räumen lassen.

https://de-de.facebook.com/StaubzuGlitzer/

" Regelverletzungen und ziviler Ungehorsam sind ein verbreitetes Mittel in politischen Auseinandersetzungen, wir goutieren diese symbolischen nicht ganz legalen Widerstandshandlungen, wenn sie in Russland geschehen oder in Amerika oder in der Türkei. Wenn Vergleichbares bei uns passiert, assoziieren wir reflexartig Mob und Vandalentum, was in diesem Fall besonders unangemessen ist. Die Irritationen, die von den Besetzern ausgehen, finden auf einer andern Ebene statt. Sie versuchen der Lethargie etwas entgegenzusetzen. Sie haben das verödete Foyer der heutigen Volksbühne zu einem Ort der Auseinandersetzung gemacht. Politisches Engagement in Kunstkontexten darf und muss irritieren. Wenigstens diese Überzeugung dürften die alte und auch die neue Volksbühne mit den Besetzern teilen."

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/besetzung-der-volksbuehne-ist-gluecksfall-fuer-dercon-15222261-p2.html
Kommentar VB-Räumung: Gänsehaut
Wenn man diese "Kommentare list, bekommt man Gänsehaut vor Angst! Wer sind diese Menschen die eine eindeutig Rechtswidrige ( verbrecherische ) "Aktion"
verteidigen!? (...)
Kommentar VB-Räumung: verbockt
Es gab einfach zuviele widersprüchliche Ankündigungen im Laufe des Ganzen, die zuletzt dann zu gar nichts geführt haben, außer dass man die Leute einfach nicht mehr Ernst nehmen konnte.
Man braucht sich nur mal die weltfremden Forderungen auf FB/ Twitter anzuschauen. "Mimimi – es war nie eine Deadline abgemacht, bis wann wir uns entscheiden müssen..."
Ich war am ersten Abend dort und bereits da wurden vom Senat ein ganzes Gebäude zur Selbstverwaltung und entsprechende Gelder zur Bespielung angeboten. Aber das wäre halt dann nicht die Volksbühne gewesen...
Ich hatte auch den Eindruck, dass die ursprünglichen Organisatoren das annehmen wollten, aber von der Meinung der unerwarteten Menge dann überstimmt wurden. Es wurde dann erstmal besprochen, wie die Besprechungen abzulaufen haben. Kann man natürlich machen.
Es gab auch Stimmen, die fragten, was an dem Konzept anders sei als an dem von Dercon, wenn die "150 Gruppen aus ganz Deutschland", mit denen sie angeblich in Kontakt stehen, in der Volksbühne dann auftreten können. Von denen hat man aber die ganze Zeit über nichts gehört.
Es hieß ja auch am Anfang noch explizit, dass sich die ganze Aktion nicht gegen die Person Dercon richtet, das wurde dann auch recht schnell gekippt.
Es hieß auch, man habe für die ersten 3 Monate Programm (andere Version: "mindestens 3 Tage!!!"), das war dann ja aber letztendlich nur Kinderschminken, DVDs zeigen und – ausgerechnet – "Performances" – das Ganze nach verkündeten 9 Monaten Vorbereitungszeit.
Und am Ende hat man dann gar kein Angebot angenommen – vielleicht auch, weil klar war dass es dann Ernst würde mit Programm etc. und das ja auch Arbeit bedeutet und nicht nur abhängen... Vermutlich hätte sich das ganze mit Semesterbeginn eh erledigt gehabt.
Aber natürlich fordert man jetzt immer noch für morgen (29.09.17) neue Verhandlungen im Grünen Salon – wie naiv! Da war man schonmal drin – und das relativ lange, fast eine Woche immerhin –, hat's verbockt und denkt jetzt, da geht noch was.
Wenn die Gegenseite informiert war, dann Frage ich mich auch, warum sie die Volkbühne nicht rechtzeitig gut genug gesichert hat, um das Ganze zu verhindern. Schließlich sind die Leute am hellen Tag rein und es wurde ihnen ja sogar von innen aufgemacht, wie zu lesen war.
Vllt. hatte man sich tatsächlich auch eine Chance erhofft, mit deren Ausgang man meinte, Punkten zu können...
Kommentar VB-Räumung: neue Zentren
Ich verstehe die Aufregung nur halb. Da sind einige sehr junge Leute, die die Volksbühne besetzen. Anmassend, ja, finde ich auch, aber junge Menschen sind hoffentlich immer anmassend. Was ich nicht ganz verstehe ist, warum sich diese jungen Menschen in den Häusern der "Alten" breitmachen (wobei, sind ja nicht alle "alt" und überhaupt...). Vielleicht liegt es an der Mühe, von Zentren loss zu lassen. Vielleicht ist die Volksbühne bald nicht mehr "dieses Zentrum". Vielleicht entsteht dann ein neues. Ich bin überzeugt davon, dass die junge Theatergeneration ein Zentrum bilden wird. Vielleicht an der Volksbühne, vielleicht aber auch wo anders.
Kommentar VB-Räumung: kein römisches Zeltlager
@Paoli: das dürfte kein Problem werden! Jede zwangsverpflichtete Hundertschaft, die eingerückt ist, kann besser abgerechnet werden, als so ein bunter Haufen, der sich nicht an die Regeln eines römischen Zeltlagers dant Centurio halten kann!
Kommentar VB-Räumung: unzureichend
da könntest du Recht haben... Ich finde Mercks Artikel auch unzureichend. Vor allem das mit Lederer und der AfD - lachhhaft. Die AfD steht hinter Dercon und nicht Lederer angeblich hinter der AfD gegen die "Besetzer". Möchte man die AfD zum Freund haben? Eben. Und genau darum geht es: einen Teil hat Merck ja erkannt, aber nicht, dass es hier um Massenmanipulation gehen soll in der "neuen VB". Vielleicht geht der Autor einfach auch mal zu einer Sitzung des Abgeordnetenhauses. Dort würde er schnell feststellen können, dass das alles ganz anders ist in Wirklichkeit. Hat denn Merck nicht gelesen, was Ströver auf der Volksbühne-Berlin-Seite schrieb? Der Artikel ist einfach unzureichend.
Räumung Volksbühne: gibt auch andere
N. Merck und U. Seidler haben recht, finde ich.
Ging interessant los. Wurde flugs langweilig und schräg. Wenn man nicht auf Party , schlechte Lesung und Kinderschminken steht und sich fragt, ob es nicht bessere Objekte zum besetzen gibt (das Gaga-Humboldtforum z.B. - und wurden nicht kürzlich die Uferhallen verkauft???).
Ja, ja, ich weiß, der Symbolgehalt der Volksbühne! Das Signal! Die ganze RennerDerconCastorf-Affäre! Gentrifizierung! Haben wir alles schon tausendmal gehört und besser.
Dann doch noch mal eine spannende Wendung: Eine ...truppe belagert die andere ...truppe. Politik und Dercon kriegen kalte Füße und Belagerer nach drei vier Tagen Räume angeboten. Crazy! Dafür schreiben sich viele andere in dieser Stadt vergeblich die Finger blutig und kriegen nichts, obwohl sie vielleicht mehr auf der Pfanne haben. Ja, da wird man neidisch und fragt sich, ob man statt eines Antrages demnächst mal eine Besetzung planen sollte.
Aber nö, die Räume wollten sie nicht.
Jetzt Drops gelutscht, Chance vertan - wegen Plenum.
War mal bei so einem Plenum und bin froh, dass die jetzt nicht mehr in der Volksbühne sind. Wahrscheinlich bin ich jetzt bei der AfD. Das geht ja heutzutage ganz schnell und man merkt es kaum. Egal.
Es gibt auch noch andere, wichtige Theater hier, und da läuft was!
Ich geh jetzt ins Gorki, ist wirklich spannender. Ob meine neuen AfD-Kumpelz Lust haben, mitzukommen?
Räumung Volksbühne: Gewalt gegen Glaubwürdigkeit
immerhin: es gibt premieren-bilder!

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1168531236625241&set=a.133167316828310.38303.100004051282365&type=3&hc_location=ufi

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eigenregie des neuen intendanten "DIE BULLEN KOMMEN" zur eröffnung des hauses am ROSA-LUXEMBURG-platz ...

ob er das "erstrebenswerte NEUE berlin" doch "verstanden" hat? nur irgendwie mit anderen alternativen für seine zielgruppe, als die 40.000 ignorierten auf der petition und die von ihm begrüßten "besucher", die sich schon wochen vorher bei ihm angemeldet hatten?

na klar, die berliner wollen ihn kennenlernen. leider sieht es so aus, dass er sich wohl hauptsächlich von ironie und zynismus treiben läßt:

" Ironisch, im Jahr 2014, war Dercon Teil der Jury, die Teatro Valle - ein besetztes Theater in Rom - den Europäischen Kulturstiftung Princess Margriet Award verliehen."

"Für viele Länder sind diese neuen Modelle der kulturellen Zusammenarbeit und nicht zu vergessen Selbstorganisation sind Wege, um uns aus dem Chaos", sagte er in einer Erklärung zu der Zeit. "Die Zukunft der Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden wird durch diese Initiativen bestimmt, und die Frage nach den Gemeinen, die politische Fragen jenseits der Kunst hat, ist eine sehr wichtige Botschaft der Solidarität." (auszugsweise übersetzt von mir)

https://hyperallergic.com/402949/police-raid-volksbuhne-berlin-occupation/

Am späten Donnerstagnachmittag begann ein offener Brief, der online zur Unterstützung von Dust to Glitter zirkulierte, der kollektiv von Kulturschaffenden in Berlin verfasst wurde. Einer von ihnen, Ivor Stodolosky, schrieb: "Der Dialog steht im Mittelpunkt der Berliner Nachkriegskultur. Wenn die Kunstwelt mehr sein soll als eine Unterhaltungsindustrie, die von einer Polizei unterstützt wird, muss Dercon reden. Indem er Gewalt reden läßt, verliert er alle Glaubwürdigkeit. "
Räumung Volksbühne: noch eine Überlegung
Noch ein Wort: In der taz erklärt Susanne Messmer, was "kollektive, transmediale und mimetische Theaterinszenierung" bedeuten könnte. "Alles, was um diese Besetzung herum passiert, wird vereinnahmt. Diese ganze aufgeregt Stadtgesellschaft. Der Streit in der Presse. Die Reaktion der Politik. Selbst Chris Dercon wird einfach eingebaut."
http://www.taz.de/Besetzung-der-Volksbuehne-beendet/!5448305/

Ja, das ähnelt dem Vorgehen von Christoph Schlingensief bei der Parteigründung "Chance 2000" (1998) oder der Aktion "Ausländer raus" (2000) bei den Wiener Festwochen. Aber Schlingensief bot eben, anders als die Besetzer*innen der Volksbühne, im Kern provokante Aktionen, die auf Schmerzpunkte in der Gesellschaft deuteten. Den Rummel darum integrierte er in die Aktionen.

Was ist jetzt der Schmerzpunkt, auf den die Besetzer*innen der Volksbühne deuteten? Die Gentrifizierung?
Dafür war die Volksbühne offenbar nicht der richtige Ort, den von Gentrifizierung war jetzt irgendwie gar nicht viel die Rede.
Das lückenhafte Programm von Chris Dercon, der das Haus leer stehen lässt (von den Proben abgesehen)?
Dann hätte eben ein Programm stattfinden müssen, gerade weil die Besetzer*innen für sich in Anspruch nahmen, die Aktion lange vorbereitet zu haben und mit zahlreichen Künstlergruppen im Kontakt zu stehen. Waren die zu sehen im Haus? Oder handelte es sich doch nur um Ankündigungs-Kunst?
Oder wollten die Besetzer*innen einfach auf ein anderes mögliches basisdemokratisches Leben mit Putztruppe und kollektivem Kochen weisen, als Gegenentwurf zu Chris Dercons Rollkoffer-Leben von Flughafen zu Flughafen ("Wo ist Chris Dercon? Chris Dercon ist gerade in China")?
Das ist wohl in etwa die Idee, die Sympathisanten der Besetzer*innen hatten und haben. Aber trifft es auch zu?
Ich tu mich schwer, die Besetzung der Foyers eines Theaterhauses und das dauernde darauf-verweisen man habe eben jetzt dieses Theaterhaus besetzt, nun macht Ihr mal alle, als "soziale Plastik", als die beste aktuelle Theaterinszenierung Berlins zu begreifen. Das kann an meiner Fantasielosigkeit liegen. Oder an der Hohlheit der Geste.

Die letzte soziale Plastik, die mir begegnet ist war das Grand Hotel Cosmopolis in Augsburg. Dort haben Aktivistinnen und Künstlerinnen ein altes Haus der Diakonie in der Altstadt in Besitz genommen und zu einem Hotel für Menschen mit Asyl und Menschen ohne Asyl, sprich ganz normale Gäste und Flüchtlinge ausgebaut. Eine soziale Plastik, weil jedermann und jede Frau, ob mit oder ohne Pass, sich beteiligen konnten und alle Beteiligten zusammen etwas Neues, eine Art utopischen Ort geschaffen haben. Aber es war eben nicht nur Kunst in Augsburg und nicht nur Plenum, sondern auch Inhalt, es war Arbeit, bei der etwas entstand. Auf verschiedenen Ebenen. Der Sänger Pouya, der nach Afghanistan abgeschoben wurde und wieder zurückgeholt werden konnte, hat dort mitgearbeitet.

Ein Zweites: Martin Baucks hat oben geschrieben, Dercon ziele nicht auf die 40.000 Petenten, die früheren Volksbühnen-Besucher*innen oder jenes Milieu, aus dem die Besetzer*innen kommen, wenn er an sein künftiges Publikum denke. Dercons Verhalten legt das nahe. Allerdings, lieber Baucks, wie viele Leute gehen denn überhaupt ins Theater? Wo sollen die vielen tausend Menschen eigentlich herkommen, Ihrer Meinung nach, die Dercons Theater, wie selten es auch stattfinden mag, füllen sollen? Oder denken Sie, es könnte ihm gelingen, das Publikum, das in die Sonderausstellungen der Museen strömt nach Tempelhof und an den Rosa-Luxemburg-Platz umzuleiten? Die Rollkoffer-Fraktion in Schlips und Kragen von den Flughäfen – meinen Sie die kommen in die Volksbühne? Und " ein modernes Publikum der Gentrifizierer und Gewinner dieses Kampfes um Berliner Freiräume", wie viele sind das denn in Ihrer Vorstellung?
Räumung Volksbühne: keine Ersatzrevolution
Lieber Erwin, du hast ja so recht. 1928 oder so, hast du ja so recht. Heute weiß und kennt aber jedes Kind die kapitalistische Wahrheit. Es sieht sie in z.B. Berlin. schon auf dem Schulklo oder im Urlaub mit den Eltern, wenn es auch mit zehn noch nicht schwimmen kann in einem See in der Uckermark z.B. Die kapitalistische Wahrheit muss schon lange nicht mehr bewiesen werden. Und dass Chris Dercon was Theater und Kapitalismuskritik oder dergleichen Phrasen drischt außerhalb der Tate, konnte man auch schon an den Münchner Kammerspielen, an seiner Programmvorstellung, der genauen Zeit und dem genauen Ort, an dem er Interviews gegeben hat und an seinem Verhalten im Zusammenhang mit Kérè sehen, hören und empfinden - dafür brauchte es ebenfalls keinen "Beweis". Die jungen Leute hatten ihre Chance zur Laientheaterkunst und haben sie nicht genutzt. Sie hatten ihre Chance, einen Versammlungsraum für spektakulär darstellbare soziale Anliegen in Selbstermächtigung zu etablieren - und haben ihn - trotz der Unterstützung zum Beispiel durch Engel als scheidendem Leiter einer renommierten Schauspielschule oder eben Paoli - nicht genutzt. Sie hatten die Chance, vor Monaten Milo Rau um Unterstützung zu bitten oder wen auch immer, dem sie als Künstler repräsentativ vertrauten.
Die Gentrifizierung ist gar nicht in den öffentlichen Diskurs geschleudert worden, denn da befand und befindet sie sich seit langem, du erwähnst ja ganz richtig das Volksbegehren zum Tempelhofer Feld... F... den Diskurs! - Es geht nicht um "Diskurs", sondern darum, dass gefälligst etwas passiert und Politik gefälligst sozial g e r e c h t funktioniert in einem Staat, der Demokratie sein will. Theater ist keine Ersatzrevolution, sondern kulturelles Grundbedürfnis wie andere Kulturtechniken auch!

Der Staat fürchtet sich nicht vor zehn Menschen in einem Foyer - der hat schon in den Siebzigern gezeigt, dass der sich auch nicht vor Tausenden fürchtet, die gegen Zechenschließungen ohne Zukunftsperspektiven protestieren oder davor, auch mit wirklicher Gewaltanwendung Leute an friedlichen Protesten zu hindern wie beim Monster-Bahnhofsbau in Stuttgart, auch der Böll könnte was dazu sagen, frag ihn! - Und: als die Polizei kam, wieso waren da nur noch 10 Leute da von diesem ach so solidarisch festgefügt fluiden Haufen??
Ronja von Rönne war also da als Prominenz? Und hat gefunden, dass "die" Besetzer besser organisiert seien als der BER? - Ich dachte erst sie hat nur einen wirklich guten Witz gemacht und wollte sie schon dem Sender als Böhmermann-Ersatz vorschlagen- Besser als der BER organisiert zu sein, das gelingt schließlich jeder Kleingartenkolonie und jeder Krabbelgruppe mit Migrationshintergrund!

E: Sag mal, wer hat hier eigentlich das Sagen!!? - Warte nur, wenn der Brecht kommt, dann wird dir dein loses Mundwerk vergehen, d i c h erledigt der argumentativ mit einem einzigen Satz! Du störst hier die Probe! Meine! Probe-

D: Ja, Erwin, jewiss. Einer muss se ja störn. Ich bin dran gewöhnt, dass ich störe, ejal wen oder wat. - Der kommt aber nicht Volksbühne. Er grinst sich auch so eins, weil i c h dich aus der Fassung bringen kann. Schon bei der Vorstellung davon, grinst der sich eins, schon seit der 16 ist...
E: Wo willst du hin?! - wir haben das noch nicht ausdiskutiert!!!
D: Na, dann diskutiert es doch aus, hab ich nix dagegen.
Kommentar VB-Räumung: professionell & ruhig
Auch wenn wir es lieber gesehen hätten, dass die Besetzung fortgedauert und an Fahrt aufgenommen hätte, möchten wir an dieser Stelle die Arbeit der Berliner Polizei im Zuge der Räumung loben.

Soweit wir das überblicken können: Professionell, ruhig, im Bewusstsein um den Ort, die Hintergründe, die Beteiligten, souverän. Danke für die Art und Weise.
Kommentar VB-Räumung: ungleich "verbrecherisch"
@7: "Rechtswidrig" ungleich "verbrecherisch". Bitte dazu StGB lesen (allgemeiner Teil). Oder Wikipedia.
Kommentar VB-Räumung: mit den Füßen wird abgestimmt
Lieber Nikolaus Merck,
Sie stellen natürlich die absolut richtige Frage: Gibt es tatsächlich jenseits der vierzig Tausend noch Publikum, welches die Volksbühne tatsächlich füllen könnte. Ich befürchte „nein“, das gibt es nicht. Aber ich versuchte mich eben in Dercon hineinzuversetzen und für einen Moment rief ich nochmal meine Erinnerung eines Besuches in der Tate Modern wach, und sah eben das Publikum das Dercon in seinem vergangenem Alltag täglich vor sich sah.

Vielleicht hofft er auf ein solches Publikum?! Nur dürfte er dafür wahrscheinlich die falschen „Produkte“ im Sortiment haben. Vielleicht ist er aber auch längst schon so getrieben, dass er überhaupt keine wirkliche Strategie mehr verfolgt und nur noch auf den Strudel der Ereignisse reagiert. Das traditionelle Publikum dürfte er durch die Räumung nun endgültig gespalten haben. Wenn er tatsächlich, wie der Stern aktuell schreibt, vor Wochen mit Frau Waterfeld im Hackischen Markt saß, müsste er eigentlich bemerkt haben, dass man menschlich gar nicht soweit auseinander liegt. Aber hierzu muss man von der eigenen Person abstrahieren können. Wenn man jedoch alles persönlich nimmt und jede Relativierung der eignen Person als Anmaßung und Arroganz versteht, wird man wahrscheinlich irgendwann blind für sein eigenes Publikum und sieht es gar nicht mehr, selbst wenn es gerade vor einem sitzt.

Salopp gesagt: Sein Publikum hat ihm eine Woche lang die Bude eingerannt und er hat es einfach wieder fortgeschickt.

Auf wen hofft er jetzt noch?! Er hätte ja eben so gut keine Räumung veranlassen, sondern sein Publikum mit Hilfe der Polizei geordnet in den grünen Salon begleiten können, so wie er es einen Tag zuvor selbst vorgeschlagen hatte. Dort angekommen, hätte er selber, nach dem Vorbild von Lilienthal, in den Dialog aktiv eintreten können. Hätte er sich doch nur einmal zwei Tage Zeit für sein Publikum genommen und eventuell sogar neues Publikum dazu gewonnen, in was für einer wundersamen Situation könnten wir uns dann schon an diesem Wochenende befinden. Vertan, alles vertan. Wieder eine Chance zur Aussöhnung verpasst und eine weitere Chance kommt wahrscheinlich nicht wieder so schnell. Und da bitten andere dann endlich um Ruhe?! Was für eine Art von Ruhe soll das sein? Zudem, wenn man nichts mehr hören will, hat man ja auch immer die Option die Geräte abzuschalten. Theater ist eben Aufregung und Streit, Spannung, wie auch immer.

Nun wird unter Polizeischutz weiterproduziert. Aber was für eine Kunst ist das, die nur unter dem Schutz der Staatsgewalt entstehen kann? Ist dann mit der Kunst oder den Machern etwas falsch?! - Diese Frage hätte Dercon nie entstehen lassen dürfen. Fehler! Einfach zu viele Fehler. Am Ende des Tages entscheiden die Zuschauer subjektiv mit den Füßen und da werden nun viele mit dem Blick auf die Programmpläne sich unbewusst wahrscheinlich eher für andere Häuser entscheiden, weil sie schon längst zu sehr genervt sind von dem gesamten Vorgang. Und ob es neue Publikumsschichten tatsächlich gibt, das steht in den Sternen, da haben sie vollkommen recht.
Kommentar VB-Räumung: Zahlen
Lieber Martin Baucks,
als die erste Petition bei etwa 1000 Unterschriften anlangte, meinten Sie auch, eine Sättigung wäre erreicht.
Möglicherweise täuschen Sie sich bei 40.000 wieder?
Grüße aus Frankreich!
Kommentar VB-Räumung: wahre Worte
https://glitzerzustaub.wordpress.com
Kommentar VB-Räumung: Stellungnahme
(Diese Stellungnahme errichte uns gestern - die Redaktion)

Wenn der Vorhang fällt

1. Akt: Kontrollverlust
Vorweg: Dies ist keine Inszenierung! Seit einigen Tagen gab es massive Meinungsverschiedenheiten über den Inhalt und die Form der Besetzung der Volksbühne. Ein Teil des Kollektivs hat sich nun entschieden, die Bühne vorerst zu verlassen. Wir haben die vollständige Kontrolle über alle Kommunikationskanäle übernommen. Maßregelungen durch die Moralapostel der Schule für angewandte Demokratie scheren uns nicht.

2. Akt: Der Pöbel im Theater
Es war eine schöne Idee, den besonderen Ort der Volksbühne mitten in der Stadt zu wählen und die aktuelle Situation mit dem umstrittenen Intendantenwechsel auszunutzen. Eine Störung hervorzurufen und dem tristen Alltag dieser Stadt etwas entgegenzusetzen, das hat uns bewegt und überzeugt, das Theater mitzubesetzen. Sechs Tage dauerte die theatrale Denkpause, womit sie neben den Refugees der Gerhard-Hauptmann-Schule, den widerspenstigen Rentner_innen aus dem Prenzlauer Berg und den Yorckstraßen-Geräumten des Bethanien zu den wenigen Besetzungen gehört, die nicht innerhalb der in Berlin geltenden 24h-Regelung geräumt wurden.
Es wurde ein Raum geöffnet, in dem Menschen aus unterschiedlichen Milieus zusammengetroffen sind: Wütende Künstlerinnen, ehemalige Hausbesetzer, langlebige Rentner, ungemütliche Stadtteilaktivisten, rebellische Sozialschmarotzer aus Berlin und anderswo. Es gab einen regen Austausch von Ideen und Meinungen, teils naiv, teils abgedroschen, vielerorts aber auch interessant. In diesem Moment erschien einiges möglich.


3. Akt: Glitzer zu Staub
Bestärkt hat dieses Gefühl der Selbstermächtigung, weil Staub zu Glitzer behauptet hat, sich der „heutigen Entwicklung entschlossen entgegen [zu stellen]. Sie ist kein Naturgesetz und entspringt einer von uns Menschen gesetzten Ordnung, die nur solange gilt, solange wir sie als solche tragen oder hinnehmen.“
Die Chance, sich an diesem speziellen Ort zu versammeln, um über (prekäre) Beschäftigungsverhältnisse in- und außerhalb des Kulturbetriebs, steigende Mieten, radikale Kritik und kritische Kunst zu diskutieren, wurde leichtfertig aufs Spiel gesetzt, indem Staub zu Glitzer Hierarchien inszeniert und gesellschaftliche Zumutungen reproduziert hat, die vorgeblich bekämpft werden sollen. Von Anbeginn gab es eine gewollte Professionalisierung verschiedener Arbeitsbereiche – und nicht zufällig der Machtbereiche wie Presse, Programm oder Kommunikation, wo letztendlich alle wichtigen Entscheidungen ohne Legitimierung des Plenums getroffen wurden. Hinzu kam, dass sich Einzelpersonen als sogenannte Sprecher der kollektiven Intendanz oder der Besetzerinnen ausgegeben haben und einige sich nicht zu schade waren, ihr Gesicht in wirklich jede vorbeiziehende Kamera zu quetschen. Die Akteure des Schattenkabinetts – ob bewusst oder unbewusst – haben sich im Hintergrund wie professionelle Polit- und Kulturbürokraten verhalten. Dies hat eine Dynamik der Selbstorganisation oft unterbunden und gelähmt.
Die Kunstperformance könnte im ein oder anderen Fall sicherlich auch behilflich dafür sein, sich beim nächsten Projektantrag oder einer Bewerbung für das Gorki-Theater Konkurrenten vom Leibe zu halten. Zu lange wollen wir uns mit diesen drittklassigen Schlingensief-Imitationen jedoch nicht aufhalten. Glitzer zu Staub!

Epilog:
Nach der Räumung wurde es grotesk. Statt darüber zu debattieren, wie man sich durch wilde Besetzungen die Stadt aneignet, wird versucht, sich einem Kultursenator, der soeben noch den Räumungsbefehl mitgetragen hat, an den Hals zu werfen. Man bettelt um die Wiederaufnahme eines Angebots, das schon längst zurückgezogen wurde, und ist froh, gut mit den Bütteln des Staates zu kooperieren, die einen gestern erst auf die Straße gesetzt haben. Selbst den neuen Intendanten wollen sie wieder ins Boot holen; jenen Typen, dessen Ablösung aus der Volksbühne sie gerade noch forderten.
Die große Bühne ist geräumt. Das Kollektiv zieht seine Konsequenz daraus und löst sich auf. Es zieht sich zurück in die Klandestinität, zurück zu den Widersprüchen, an die unspektakulären Ränder und Ritzen dieser Stadt. Kein Glitzer, sondern die Tristesse des grauen Alltags, nicht des Theaters. Dies ist zutiefst unbefriedigend, aber immer noch besser, als einer schlechten Imitation des Bestehenden beizuwohnen. Das Publikum durchschaut die Inszenierung, erhebt sich von ihren Plätzen und holt die Tomaten aus den Körben. Dieses würdelose Spektakel wird sabotiert und mit dieser Aktion zu einem Ende gebracht, das es verdient. Diejenigen, die mit unseren Worten etwas anfangen können, werden wir wiedersehen. Wenn wir uns gemeinsam umherschweifend die Stadt aneignen. Im Theater oder anderswo.
Kommentar VB-Räumung: Nachtrag - Offener Brief Chris Dercon
Hier noch ein Nachtrag, ein Offener Brief, den Chris Dercon an e-flux conversations geschrieben hat. Er geht darin auf den Vergleich zwischen dem seinerzeit besetzten Teatro Valle in Rom und der besetzten Volksbühne ein.

"This statement from Chris Dercon, sent to e-flux today, is a response to "An Open Letter to Chris Dercon" by Hands Off Our Revolution & e-flux, September 28, 2017.

To Hands Off Our Revolution & e-flux,

It is true that the Teatro Valle in Rome received a prize from the European Cultural Foundation Award several years ago for the commitment of the squatters and for the program they initiated there. As a member of the Jury I also supported this award at the time.

However, I must point out to you the serious differences to the situation at the Volksbühne. The Teatro Valle was closed in 2010 for budget reasons. After the closure, the theater was continued by activists, artists and citizens in its own initiative. That, despite this, the theatre was closed in 2014, I regret very much.

The Volksbühne is not a closed theater. On the contrary, we are working hard here to prepare the opening of the house in early November. The Volksbühne, like any other theater, is a sensitive, social organism whose operation since last Friday has been hampered and endangered by the occupation. As Director, I am responsible for our artists, and more than 200 employees. Most of them expressed their opposition to the occupation in order to be able to continue their work unhindered.

We believe that the occupiers are making a strong point in the issues that must have a place in our city. We have made them the offer to use the Green Salon as well as the Pavilion for these concerns. But the offer was not accepted.

Given that in this exceptional situation I had a responsibility to ensure the safety of everyone present, including employees, visitors and the occupiers. Regretfully, the cultural senator Klaus Lederer and myself had no choice but to vacate the building peacefully.

*

To Hands Off Our Revolution & e-flux,

Es stimmt, dass das Teatro Valle in Rom vor einigen Jahren für das Engagement der Besetzer und für das Programm, das sie dort initiierten haben, mit einem Preis vom European Cultural Foundation Award ausgezeichnet wurde. Als Jurymitglied befürwortete ich diese Preisvergabe damals.

Allerdings muss ich Sie ausdrücklich auf die gravierenden Unterschiede zur Situation an der Volksbühne hinweisen. Das Teatro Valle wurde 2010 aus Budgetgründen geschlossen. Nach der Schließung wurde das Theater von Aktivisten, Künstlern und Bürgern in Eigeninitiative weiter betrieben. Das dieses Theater trotz alledem 2014 geschlossen wurde, bedauere ich sehr.

Bei der Volksbühne handelt es sich mitnichten um ein geschlossenes Theater. Ganz im Gegenteil, arbeiten wir hier auf Hochtouren an der Eröffnung des Hauses Anfang November. Die Volksbühne, wie jedes andere Theater auch, ist ein empfindlicher, sozialer Organismus, dessen Betrieb seit letztem Freitag behindert und durch die Besetzung gefährdet wurde. Als Intendant trage ich zu allererst die Verantwortung für unsere Künstler*innen, und über 200 Mitarbeiter. Diese haben sich mehrheitlich deutlich gegen die Besetzung ausgesprochen, um ihre Arbeit unbeeinträchtigt weiterführen zu können.

Wir glauben, dass sich die Besetzer*innen für Themen stark machen, die in unserer Stadtgesellschaft einen Platz haben müssen. Wir haben ihnen angeboten, den Grünen Salon sowie den Pavillon für diese Anliegen zu nutzen. Doch das Angebot wurde nicht angenommen. Des Weiteren trug ich ebenso für die Sicherheit allderjenigen, z.B. Mitarbeiter, Besucher und Besetzer, die sich im Gebäude aufhielten. Daher blieb dem Kultursenator Klaus Lederer und mir zu unserem Bedauern keine andere Wahl als das Gebäude friedlich zu räumen.

—Chris Dercon, September 29, 2017"
Kommentar VB-Räumung: Hart arbeiten?
Es ist überliefert, dass Herr Dercon dem Herrn Reese sagte, soviele Premieren wie am BE seien ihm zu anstrengend! Ha!
Außerdem ist das Theater geschlossen!
Oder findet da irgendwas statt, wenigstens irgendetwas belangloses, was ich auch in Amsterdam oder so ohne viel Nachdenken mir reinziehen kann? Wenigstens irgendetwas?
Kommentar VB-Räumung: Statement b_books
b_books hatte auch ein Statement zur Räumung gepostet, das ich hier bisher noch nicht finden konnte: http://www.b-books.de/montagspraxis/index.htm

Zur Räumung der Volksbühne

Wir sind fassungslos, dass Kultursenator und Intendant die Volksbühne wirklich haben räumen lassen, es zeigt den zutiefst autoritären Charakter der beiden und ihres Begriffs von Kultur.

Der Grundzug ihrer Handlungen ist neoliberal: diskursiv ultimativ politisch, hinter der Kulisse aber, in den wirklichen Strukturen, repressiv und hierarchisch. Die Künstler*innen, deren Probenbedingungen polizeilich zu sichern waren, sollten sich dringend einmal äußern, ob dieser Vorgang in ihrem Namen war.

Wichtiger – und deshalb umso erbärmlicher – ist aber die Tatsache, dass hiermit ein Vorgang zerstört werden sollte und kriminalisiert wurde, den wir als eine seltene Chance ansehen: Einen Raum wie die Volksbühne eine Woche lang "kollektiv" zu organisieren und für Veranstaltungen, Diskussionen und Partys offenzuhalten, war ein großartiger Prozess und gab allen, die da waren und sich etwas Zeit haben nehmen können, eine Idee von der Möglichkeit kultureller Ermächtigung. Die den Besetzer*innen (oder Performer*innen) in der Presse zuweilen vorgeworfene "Anmaßung" trifft schon insofern nicht zu, da sie sich selber immer wieder zurücknahmen und die, die vor Ort waren, in alle Entscheidungen grundlegend miteinbezogen. Dass solche Diskussionen nicht einfach in Willkür oder Beliebigkeit scheiterten, ist eben auch den im besten Sinne anarchischen und basisdemokratischen Diskussions-Tools zu verdanken, die von vielen bereits verinnerlicht sind.
Diesen Prozess polizeilich zu entsorgen, diskreditiert die neue "Leitung" der Volksbühne ebenso wie deren "Vorgesetzten" im Senat. Der Dialog muss wieder aufgenommen werden, es muss eine Lösung geben, in der sich die Volksbühne diesem Prozess öffnet.

Gegen die öffentlichen Behauptung vom Senat wurde der Verhandlungsprozess von den Besetzer-Performer*innen am Mittwoch keinesfalls abgebrochen, und das Angebot, den grünen Salon plus Pavillon zu übernehmen, auch nicht ausgeschlagen. Im Gegenteil: In Anwesenheit von Mitarbeiter*innen des Kultursenators und der Volksbühne wurde der Diskussionsprozess auf den nächsten Abend vertagt.

Die Räumung hat genau jener Stimmung weiter Vorschub geleistet, in der die Unterbrechung der Ordnung, der Werke und Namen schon lange nicht mehr ertragen wird und nur mit Strafe und Ressentiment auf das reagiert werden kann, was sich nicht in die konventionellen Register von Sicherheit, Sichtbarkeit und Leistung einordnen lässt. Diese Besetzung hat das Unwahrnehmbare des Daseins, die Kollektivität, die Transindividualität, das Nachdenken der Vielen in den öffentlichen Raum gerissen. Die nächste Zündstufe dieser Performativität zu sehen, wäre spannend gewesen. Die Eskalation einer kommenden Ästhetik von unten, die auf dem beharrt, was in den Theatern und Performances so oft beschworen wird, den Teil ohne Anteil, die multitudo oder Vielen agieren zu sehen, hat sich nie gegen die laufenden Probenarbeiten an der Volksbühne gestellt. Rosa-Luxemburg-Zitate über die Freiheit der Andersperformenden waren deshalb von Anbeginn gegenstandslos, insbesondere von Seiten derer, die sich nicht in die Tradition Rosa Luxemburgs zu stellen gedenken. Wir unterstützen die Performance und fordern alle auf, ihren Fortgang zu ermöglichen.

b_books
Kommentar VB-Räumung: Stationendrama
wie spannend und inspirierend war das alles für mich als zuschauerin

1. bild: lange tafel in der vb zum 100.geburtstag

>>> nur zwei personen an diesem tisch sind unter falscher flagge nicht WIRKLICH gratulanten, sondern repräsentaten mit den miesesten charaktermasken, zu denen menschen fähig sind ...

2. eiskalte winterstürme wirbeln politisch-medial über den rosa-luxemburg-platz und verkünden ein zukünftiges ende für dessen lebenselexier: weg mit der angeblich "piefigen gemütlichkeit" pfeifen die einen, endlich mal "flüsternde zusammenhanglosigkeit in dieser hysterischen krawallbude" >>> vernichtungsrufe ohne konzept für das "danach" - das einfach NEU genannt wird ...

3. das große wabernde NIX und zwei jahren atemberaubender produktivität auf weltniveau stellen die parallelwelt der "berliner kultur" dar

4. "tätowierstudio" und "badeanstalt" sind die letzten FREIEN gedanken der verschmähten - ein täglich ausverkauftes haus mit standig ovationen, tränen, bravo-rufen und langen kantine-öffnungen sind deren realität, die gegen "glaube und hoffnung" für das NEUE - wabernde und unklare keine (vertraglich-vereinbarte) chance mehr haben: denn die CHANCE gehört nun mal bürokratisch legitimiert einem theaterfernen kurator (mit sinn für pr und tourismus)

5. auftritt der nummern-girls "offener brief der mitarbeiter", weitere offene briefe ..., "40.ooo petitionsunterschriften", "kacke-haufen", "bier über renner´s kopp", "übernahme der sozialen netzwerke", "namensänderung des hauses", "GROSSE ankündigungen für tempelhof", "2 millionen für tempelhof", "ost weg - rad weg = besenreine+pünktliche übergabe", "gejammer: zuwenig geld, zuviel (juristische) genauigkeit bei der übergabe/nahme", "bekundetes desinteresse "am neuen""

6. glückliche erfüllung von dercon´s worten durch partizipationswillige "besucher", die mit ihrem auftritt den saisonstart der theater medial dominieren

7. D E N K P A U S E ... zur btw ... gefolgt von blindem aktionismus - eilantrag der afd im agh ... strafanzeige gegen die "besucher" = wandlung eines intendanten zum einsatzleiter für den schutz "seines" hauses >>> ein kanister kunstblut wird offiziell zu einer tatwaffe erklärt (gibt es noch ein unbewaffnetes theater im lande??? >>> alles terroristen???)

8. abschlußbild

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1168531236625241&set=a.133167316828310.38303.100004051282365&type=3&hc_location=ufi


"Die Sinne schärfen. Sich ins Detail versenken. Das Gesamte vom kleinsten Teil denken. Lauschen. Flüstern. Klein werden. Raus aus dem Totalzusammenhang. Kommt zusammen!" =
"Fous de danse – die polizei berlin tanzt jetzt auch in meinem image-trächtigen haus, dessen vollständigen namen ich aus image-gründen nicht mehr nennen will"


hintergrund video:
https://www.youtube.com/watch?v=VOgFZfRVaww
Kommentar VB-Räumung: bevorzugte Lektüre
Die Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung und in der Zeit fassen es für mich am besten zusammen.
Kommentar VB-Räumung: Kuttner Audio
Interessant... sowieso.
надрыв total.
(Mindestens!) ab Minute 38 interessant, es gab wohl ein Treffen von Dercon mit den «Besetzern» bereits im August...
Kommentar VB-Räumung: scharfer Winterwind
Ein schnöder scharfer Winterwind.

Nun stimmt endgültig gar nichts mehr. Nachdem der linke Kultursenator den Antrag der AFD zur Räumung der Volksbühne ohne Not freiwillig, in Union mit Chris Dercon, hat exekutieren lassen, prangt oben auf dem Haus der Schriftzug „Trotz alledem!“ Und darunter steht „Volksbühne“. Während ich heute dem Aufbau für ein Konzert von „Ton, Steine, Scherben.“ (ich dachte, die gäbe es gar nicht mehr) von der Gruppe „Staub zu Glitzer.“ vor dem Haus zuschaute, starrte ich minutenlang auf das Wort „Volk“. (Gauland spricht von „Volk“ bei Markus Lanz und ich schalte ihn ab.) Warum entfernt niemand das Wort am Portal des Theaters am Rosa Luxemburg Platz? Warum sticht es mir erst jetzt ins Auge? Hatte es nur im Zusammenhang mit dem Begriff „Ost“ seine Gültigkeit? War es nur gerechtfertigt im Zusammenhang mit einem scheinbar verratenem „Volk“?

Heute am Tag der „deutschen“ Einheit muss man wohl so fragen. - Und dann dieses Wort im Zusammenhang mit Freiligrath und Biermann, die beide Varianten dieses Liedes „Trotz alledem.“ schufen. Damit gerät der Geist dieses Hauses nun endgültig aus den Fugen, denn unten auf der Straße prangen die Polizeisperren und grenzen die Aktivisten aus. Eine umgekippte Melange aus Freiheitslied, völkischem Beiklang, Staatsgewalt und transmedialen Rebellen. Ein Brei, der alles in sich aufnimmt. Eine intellektuelle Brühe. - Vor dem Konzert spricht ein transgender Mensch, der nochmals versucht den Begriff „kollektive Intendanz“ zu verdeutlichen, und plötzlich wird klar, dass tatsächlich mit dem Wort „kollektiv“ alle gemeint sein sollen, nicht nur eine begrenzte Gruppe von Berufenen, sondern wirklich zumindest die Gesamtheit der Anwesenden, die mit einem nicht näher definiertem „wir“ angesprochen werden.

Wirklich „alle“? Das gesamte „Volk“? Jeder Mensch ein Künstler, meinetwegen. Aber jeder auch ein Intendant wäre gleichbedeutend mit keine Intendanz. In der immersiven Kunst entstehen Werke erst durch die Anwesenheit von Zuschauern, und könnten sich ohne sie gar nicht physisch materialisieren. Wenn aber alle Intendanten sind, und wenn sie sich einbringen zugleich auch Produzenten und Zuschauer, wer ist dann noch Publikum? Ein permanenter Rollenwechsel also?! Eben Totaltheater, wie es schon Piscator forderte, der ebenfalls den Zuschauer zum Aktivisten machen wollte, in dem er das Prozenium als Grenze zum Zuschauerraum auflöste. Und hier schließt sich der Kreis, denn auch Marietta Piekenbrock sprach im Hangar vom Totaltheater des Herrn Piscator und zugleich vom Theater der Unterdrückten des Augusto Boal, ebenso, wie eine Woche zuvor einige Damen in der Konzeptgruppe zum Zeitpunkt der Besetzung. Nur sie in der Rolle der Programmdirektorin und die Besetzer in der Rolle der Aktivisten, wie sie eventuell Piscator und Gropius vor Augen hatten, als sie ihr Theater als Modell bauten. Da scheint es doch einige Schnittflächen zwischen den verfeindeten Gruppe zu geben. Zumindest beanspruchen sie beide für sich die selben Vorbilder.

Wer aber hat nun recht? - Aber beschäftigen wir uns nicht mit solchen „Kleinigkeiten“. Recht haben ist eh Neunziger, vielleicht sogar Achtziger und Siebziger zusammen. In einem fluidem System bedeutet Recht zu haben nichts, denn bevor man realisiert haben kann, dass man im Recht war, ist man schon wieder in die nächste Rolle gerutscht. Abwechselnd Intendant, Künstler, Aktivist und dann schon wieder Zuschauer seiner eigenen Kunst. Alle sind zugleich auch Urheber.

Aber wozu benötigt man dann noch ein Theater? - In der Konzeptgruppe sprach ein euphorisierter Schauspieler davon, dass wir überhaupt keine Bühne mehr bräuchten und legte dabei seine Hand an die Wand des Foyers hinter der sich die große Bühne verbarg. Alles sei Bühne. Und man könne überall spielen. Ich erwiderte sofort, dies sei exakt das Konzept von Dercon, der auch überall spielen lässt, auf dem Flugfeld, im Hangar und demnächst mit Tino Sehgal in allen Foyers, dem Keller und Räumen des Hauses, die „wir“ alle wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Im Programmbuch steht tatsächlich, man wolle den Stadtraum guerillaartig vom Flugfeld aus erobern. Da könnten sich die Aktivisten von „Staub zu Glitzer“ doch direkt einreihen.

Wird hier eine Feindschaft nur künstlich gepflegt? Und die Polizei muss die „Lager“ voneinander fern halten, damit sie sich im Gespräch nicht sofort in die Arme fallen? Wo liegt der wahre Kern des Konfliktes?

Silvia Rieger hielt im letzten Plenum der Besetzung eine große Rede im ganz großen Schauspielerinnenton mit viel Pathos, in der sie die Belegschaft und die Künstler gegen die Besetzer verteidigte, und ohne es wirklich zu merken, wurde sie zu einer Darstellerin dieser sozialen Plastik, schlimmer noch, in der Mitte dieses Kreises der Besetzer führte sie sich als Künstlerin selber vor. Es war so, als vernichtete sie diese brüllende Spielweise von Castorf endgültig, denn dieser Stil schreit nach der großen Bühne. Ebenerdig, in einem Plenum kann er nur versagen. Es war schrecklich mit anzusehen, dieses Missverständnis über eine Machart, die im wirklichen Leben zu nichts taugt, aber in der Theaterkunst fünfundzwanzig Jahre dominierte. Rieger gab den Takt vor für eine neue Verbundenheit der Belegschaft untereinander und gegen die Besetzer, wobei sie zugleich Dercon zuarbeitete, der sich flugs auf diese Solidarität setzte, sozusagen aufsattelte, um seinerseits die Räumung zu begründen, im Sinne der inneren Sicherheit für seine Mitarbeiter und natürlich um den Probenbetrieb für die Professionellen, vertreten durch Frau Rieger, wieder herzustellen. In ihrer großen Rede schwärmte die Schauspielerin davon, wie man auf den Dörfern in Anklam und anderswo seinen Beruf erlernt hatte, bevor man Kunst an der „Volksbühne“ machen durfte, so als ob es dort einen Schlingesief nie gegeben hätte. (Darüber hinaus, wer versteht eigentlich wirklich, dass nach zwei Jahren des Protests nicht der Funken einer Solidarität zwischen Belegschaft und Aktivisten entstehen konnte? Da schwang viel Angst um den eigenen Arbeitsplatz, offen ausgesprochen, mit, so als ob Dercon keinen Strukturwandel im Stellenplan anstrebte.)

Doch hält man nur einen Moment inne, erkennt man, dass im Hangar auch nur syrische Laiendarstellerinnen spielen (keine gelernten Darsteller) ja, dann muss man zwingend wahrnehmen, dass bisher an der neuen Volksbühne überhaupt noch kein professioneller Schauspieler aufgetreten ist. Und dies ist kein Zufall, sondern gewollt, genauso erwünscht, wie die Hoffnung, dass ganz Berlin auf dem Tempelhofer Feld tanzen sollte, natürlich unter der Anleitung von Charmatz, obschon weltweit bekannt ist, dass ganz Berlin beinahe jeden Tag ohne Anleitung in unzähligen Clubs vor sich hin tanzt. Und schon wieder treffen sich die verfeindeten Lager (unfreiwillig) in einem Punkt, alle sollen Akteure werden und die Bühne für sie ist überall.

Was läuft also wirklich falsch? Wieso sieht Rieger nicht, dass auch Dercon nicht ausschließlich auf die Profis als Darsteller zielt, sondern ebenso fast „alle“ meint. Oder von wem redet er, wenn er meint ganz Berlin zum tanzen zu bringen?!

Egal! - Fragen wir uns nochmals: Was bedeutet jetzt eigentlich das Wort „Volk“ heute an der Fassade dieses Theater? Und muss man diesen Begriff nicht sofort, in Zeiten der aufkeimenden AFD, entfernen? Wer sind „alle“ für die Aktivisten? Ist damit auch Herr Gauland gemeint?!

Irgendwo bleiben all diese Gedanken der verfeindeten Lager stecken und werden nicht zu Ende gedacht und bleiben genauso unvollständig, wie das Satelittentheater von Francis Kéré. Aber Durchführung ist am Theater fast alles. Das erste Modell von Kéré war ein gelungener Entwurf, eine bewegliche Keimzelle gegen die faschistische Ästhetik von Ernst Sagebiel, dem eigentlichen Architekten des Flughafen Tempelhof, und schloss im weitesten Sinne bei dem Entwurf von Gropius für Piscator an. Nun, in einem der Hangar in dem auch deutsche Jagdflugzeuge im dritten Reich von Zwangsarbeitern montiert wurden, so ein Rumpf einer architektonischen Idee zu präsentieren, ist ein „XXXL No GO“, angesichts der Tatsache das Gropius zeitig das Land verlassen musste, während Sagebiel nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft wurde und alsbald in München, ausgerechnet München, weiter arbeiten konnte. Man darf einen afrikanischen Architekten wie Kéré in so einem Spannungsfeld, zwischen einer Vision eines Totaltheaters und einer Ästhetik einer Diktatur, nicht so scheitern lassen, und dann auch noch in den Rumpf seiner Idee syrische Laiendarstellerinnen installieren, die sich an einer Dramaturgie abarbeiten, die seit dem Film „Chorus Line“ von 1985 hinlänglich bekannt ist, und immer dann wieder gerne aufgegriffen wird, wenn es darum geht Abenden einen vereinfachten theatralen Rahmen zu stiften. In diesem trivialen Film kommt der Choreograph auf die unrühmliche Idee, da er nach professionellen Gesichtspunkten nicht weiter sieben kann, die Tänzer und Tänzerinnen von ihrem privaten Leben erzählen zu lassen, um auf Grundlage dieser Äußerungen seine Casting-Entscheidung zu fällen, und noch heute bauen die verschiedenen Casting-Shows Schicksalsgeschichten (auch aus dem Syrien-Krieg) in ihre Abläufe ein. Ein simpler Trick. Aber keine Grundlage für ein komplexes Stück, denn für die Tragödie der „Iphigenie“ gibt es mehr als die Rolle einer jungen Frau zu besetzen. Ob der Stoff wirklich Regietheatertechnisch tragfähig für den aktuellen Konflikt ist, nun, diese Frage bleibt wohl ohne Antwort. Und welches Laientheater vollzieht überhaupt derartige Vorsprechen? Kommen solche Gruppen nicht unter ganz anderen Vorzeichen zusammen? Eben wie so eine Gruppe, die das Haus besetzte, schwellenfrei. (Wobei es ein Irrtum ist, bei den Besetzern von ungelernten Kräften zu sprechen. Dort finden sich durchaus Biographien mit abgeschlossenem Studium und Lehr- und Berufserfahrung.) Was ist da bei Attar wirklich gemeint?! Das man eine Laiendarstellerin in der Hauptrolle sucht für eine ansonsten professionelle Truppe? Oder krampft sich da in seinem Stück eine Laienspielschar professionell ein? Warum beschreibt keiner der Kritiker genauer das eigentliche Stück? Wieso kann ich den Text nirgendwo nachlesen? Da eilte wohl die Idee dem Kunstwerk voraus und am Ende blieb nur ein schlichtes dramaturgisches Gerüst in einem nicht mal halbfertigen Theater über, so wie ja eigentlich alles unausgegoren ist, sowohl die neue Volksbühne, wie auch die Idee der „kollektiven Intendanz“ der Besetzer. Auch hierin, in diesem Punkt treffen sich die Lager wieder. Vielleicht sollten sie doch einmal miteinander reden, bevor der Konflikt in die nächste Runde geht, und weiterhin dieser „schnöde scharfe Winterwind“ des Streites unsere Gemüter vergiftet. Eventuell gibt es ja mehr Gemeinsamkeiten als es allen Beteiligten lieb ist. Und vielleicht finden man im gemeinsamen Gespräch den eigentlichen Grund der scheinbaren tiefen Entzweiung. Wie dem auch immer sei, der Begriff „Volk“ hat endgültig ausgedient, und eine Nation im Sinne von Freiligrath, so hofft man, wollen wir ja auch nicht mehr sein. Was soll also dieses „Trotz alledem Volksbühne“ noch?!
Kommentar VB-Räumung: TAZ Kommentar
Dercon hat im Mai behauptet er möchte eine Ensemble und ein Repertoire wieder aufbauen. Programmdirektorin Marietta Piekenbrock hat dazu gesagt, sie wolle Haut Couture Ensembles und versteht unter Repertoire eher etwas ideell-historisches als etwas konkretes, nämlich jederzeit spielbare Produktionen. Die allermeisten Produktionen sind eingekauft, weshalb sie auch en-suite gespielt werden. Da dieselben Produktionen an anderen Orten gespielt werden, stehen sie in Berlin nicht zur Verfügung. Deshalb gibt es rosse Löcher im Spielplan. Vom 4.10. -10.1 gibt s keine Vorstellung der Volksbühne, weder in Tempelhof noch am Rosa-Luxemburg-Platz. Carl Hegemann in seinem Artikel in der FAZ und Dercon in seinem belgischen Radiointerview vom 26.9 haben das wesentliche benannt. Es gibt einen eklatanten Widerspruch zwischen den hohen fixen Personalkosten und einem Festspielbetrieb, wie er jetzt betrieben wird. Die Personalkosten stehen dem Festspielbetrieb im Weg. Dercon träumt von 70 stat 223 festen Mitarbeitern. Das sagt er momentan nur auf Niederländisch und im belgischen Rundfunk. Ob es Gegenstand des Vertrages zwischen Müller und Dercon ist, langfristig Personal abzubauen und das Haus auf umzubauen weiß niemand. Der Vertrag ist geheim. Fakt ist, dass der Umbau des Hauses mit dem jetzigen Haushaltsplan bereits begonnen hat, auch wenn Dercon es dementiert.
Kommentar VB-Räumung: heimatlos
#28,martin baucks

danke, dass ihre gedanken sehr bei der sache sind, auch wenn ich sie nach vielen überlegungen nicht vollständig teile.

ich bleibe mal bei dem begriff "volk" - er steht ja auch über dem reichstag - und er hat mich jahrzehntelang - bis zu seiner neuzeitlichen instrumentaliserung und kontroversen interpretationsspanne - auch nie sonderlich interessiert, doch jetzt tobt die deutungsmacht über ihn, war er doch bei mir als "völkerball", "volkswagen", "völkerfreundschaft" wie schon gesagt einfach und unkompliziert ... bis zu "wir das/ein volk" ... und der plötzlich entdeckten (bösartig-ideologischen) nähe zu "völkisch", die man gern diskutieren kann ... dann aber offen und differenziert ...

ich sehe in diesem "kampf" wesentlich eher die instrumentalisierungsmöglichkeit zur vereinsamung und zu atomisierung des menschlich-solidarischen zusammenhaltes - die inkaufnahme von heimatlosigkeit und identifizierung als wesentliche voraussetzung des menschlichen wohl- und sicherheitsgefühl (OHNE "sicherheitskräfte" von oben oder außerhalb des eigenen selbstverständnisses).

ich fühle mich kultur-politisch heimatlos, konnte jedoch noch in der ddr eine sehr verbesserungswürdige heimat sehen - wäre ich vor allem dem (deutschen) volk verbunden, wäre ich wohl in den reicheren teil gegangen - doch die möglichkeiten des besseren konsums waren nicht die erste priorität, sondern kunst und literatur - z.b. von brecht, mit der ich aufgewachsen bin und meine geistige heimat verordne:

Kinderhymne (1949)
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land

Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir’s
Und das liebste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.


denn sonst, wie sie in anderem zusammenhang völlig richtig schreiben, wird es zu einer global-menschlichen oder individuellen beliebigkeit, der ewigen feindbilder und machtkämpfe von menschen, die sich von stürmen treiben lassen müssen, weil ihre wurzeln fehlen (von denen sie jedoch nicht glauben sollen, dass die wertvoller als die von anderen sind - einfach nur halt anders) und immer mal in einer ecke landen, bis ein sturm sie dann wieder in eine andere treibt ... neenee: radikal sein, heißt auch der sache auf den grund gehen ... an die wurzel und ist das gegenteil von beliebigkeit ...

ps. ich glaube nicht, dass ein lichttechniker am theater intendant sein möchte, wenn er seinen "wurzeln" entsprechend eine tolle arbeit macht - vielleicht sollte ein intendant von seinem ensemble eingesetzt werden ... etwa wie ein häuptling >>> als der vertrauensvollste und geeigneteste mit dem größten überblick+erfahrungen >>> m.m.n. ein harmonisches prinzip, welches durch kolonialisierungs- und landraubbestrebungen beendet wurde und sich bis heute noch immer "feiert" ... völlig zu unrecht, dieses plumpe recht des "stärkeren" ohne ethik - nur durch waffenkraft und purer gier ... ich hätte gern noch lebendige indianer-völker ...
Kommentar VB-Räumung: Begriff progressiv füllen
Keine Angst vor Wörtern. Was soll aus der Völkerverständigung und der Völkerfreundschaft werden, wenn es kein Volk, keine Völker mehr gibt? Sollen wir alle nur noch als vereinzelte Individuum den kalten Winterwinden des immer kälter werdenden Kapitalismus ausgeliefert sein. In der es Konzerne gibt und nur noch Konsumentenheere und Zielgruppen, aber keine Völker mehr? Das kann es doch auch nicht sein. Klar, das die völkische Wärme etwas vom Muff feuchter Windeln hat und ebenso auch smellt. Anderseits will man mit der Diffamierung dieser Begriffe, die ja historische Begriffe sind und immer von der jeweiligen Gegenwart gefüllt und belebt werden müssen, uns ja auch entwaffnen. Daher lasst uns die Begriffe lieber progessiv füllen, statt sie abzuschaffen. In Leerstellen nämlich nisten sich schnell ungebetene (rechte) Gäste ein.
Kommentar VB-Räumung: wie lang mit Polizei?
weiß jemand wie lange die vb noch unter polizeischutz steht?

kommuniziert dercon IRGENDWO dazu? oder ist jetzt die polizei der ansprechpartner für sein publikum?
Kommentar VB-Räumung: Kunstfreiheit
@marie Der eigentliche Skandal ist doch, dass im Deutschland des Jahres 2017 die Kunst durch die Polizei verteidigt werden muss, um überhaupt stattfinden zu können - und zwar nicht gegen irgendwelche AfD-Vertreter von rechts, sondern gegen eine seltsame Melange aus linken Kräften, die ihre Meinung absolut setzen... Dercon konzentriert sich jetzt wohl zu Recht auf die von ihm eingeladenen Künstler - und auf sein sehr wohl vorhandenes Publikum.
Kommentar VB-Räumung: Kunstfreiheit
@33: Nur zur Info: die Kunstfreiheit, genauer der Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen (die darstellende Kunst ist auch bei der UN als eine kulturelle Ausdrucksform anerkannt), umfasst in Deutschland das Ensemble- und Repertoiretheater.

Meine Frage J.A.: können Sie nicht mir zustimmen, dass Herr Dercon an der Volksbühne die darstellende Kunst gestrichen hat, es unter seiner Regentschaft gar keine kulturelle Ausdrucksform mehr gibt, die es zu verteidigen gibt?

Ja, die Besatzer*innen haben genau diese Ausdrucksform verteidigt, die Herr Dercon gestrichen hat. (...)
Kommentar VB-Räumung: Spielplatz
#34 Ihrer Frage kann man natürlich nicht zustimmen. Natürlich gibt es auch an der Volksbühne unter der Intendanz von Chris Dercon sehr viele kulturelle und künstlerische Ausdrucksformen, die dort möglich gemacht werden. Schlimm genug, wenn die Polizei dies verteidigen muss. Die Besetzer haben gar nichts verteidigt, sondern schlicht ein Haus besetzt, um sich dort einen teuren Spielplatz einzurichten.
Kommentar VB-Räumung: Leere
@waßmann: Na wenigstens steht die vb jetzt wieder leer und schön dass diese leere polizeilich verteidigt und beschützt wird.wenn die kunst leer ist, dann ist die verteidigung der leere die verteidigung der kunstfreiheit, insofern haben Sie recht.
Kommentar VB-Räumung: Frage
@34: Wenn Sie meiner Frage nicht zustimmen, dann können Sie demnach also zweifelsfrei aussagen, dass es an der Volksbühne unter C. Dercon ein Ensemble- und Repertoirtheater gibt. Könnten Sie das jetzt bitte aussagen?
Kommentar VB-Räumung: einseitig
Lieber Asterix, auf ihre Frage: Der Spielplan der Volksbühne besteht größtenteils aus darstellender Kunst aller Gattungen - und natürlich wird die Freiheit der Kunst in Deutschland nicht ausschließlich im Ensemble und Repertoire-Theater verteidigt, das wäre ja dann doch sehr einseitig.

Ich freue mich auf Susanne Kennedy und Tino Sehgal, deren Arbeiten übrigens nach der Premiere ins Repertoire der Volksbühne übernommen werden sollen...
Kommentar VB-Räumung: Bitte um Erklärung
@38 Entschuldigung, Sie haben meine Frage nicht beantwortet.

Dies gilt ganz unabhängig von dem Ansinnen der Besatzer.

Und darf ich fragen: Könnten Sie mir bitte erklären, was meint:

"natürlich wird die Freiheit der Kunst in Deutschland nicht ausschließlich im Ensemble und Repertoire-Theater verteidigt, das wäre ja dann doch sehr einseitig."

Ich vermute, in Ihrer Aussage liegt eine Implikation begraben, die Sie mir unterjubeln wolle, die ich aber nie behauptet habe.
Bitte bleiben Sie bei der Sache.
Kommentar VB-Räumung: nicht mehr lange
#36 Halten Sie durch. Es dauert ja nicht mehr lange.
Kommentar VB-Räumung: Volk?
Ich habe keine Angst vor Begriffen. Ich fürchte mich auch nicht vor dem Wort „Volk“. Ich empfinde es als disfunktional. - Dieses Volk, dem Brahm, der Gründer der Volksbühne, Bildung zufügen wollte, das er in den Stand der Teilhabe, der Partizipation erheben wollte, gibt es ja so gar nicht mehr, denn es kann sich jeder Zeit im digitalen Zeitalter äußern und tut dies auch, nur nicht immer im Sinne von Kultur und Bildung, und das ist nachvollziehbar, denn dies Allheilmittel Bildung kennt Grenzen, die wir heute deutlicher spüren denn je.

„Volk“ im digitalen Zeitalter? Wo verlaufen da im Netz die Grenzen? Wer zieht sie? Wenn überhaupt? - Das Unten und Oben, welches Brahm vor Augen hatte, und das er durch Bildung und Kultur aufheben wollte, wer sieht das wirklich noch, wenn jemand wie Trump und andere das Oben abbilden sollen?

Im Netz ist eine solche transmediale Inszenierung, diese soziale Plastik ein Angriff auf demokratische Herrschaftsstrukturen. Das die Demokratie Kuratoren und Kuratorinnen für Kunst anstellt, dieser Vorgang steht seit zwei Jahren zur Debatte. Die Bevölkerung kann sich nun selber über ihre Bedürfnisse im Kunstbereich verständigen und braucht keinen Brahm oder Dercon mehr. Da liegt die Krux.

Die Polizei verteidigt an der Volksbühne das Recht der Demokratie Direktoren und Intendanten zur Auswahl „demokratischer“ Kunst zu berufen. Aber vor dem Haus stehen Menschen wie ich und Andreas Siekmann (ein zweifacher Documenta Künstler, der Dercon kennt), reden miteinander und stellen fest: Solche Kuratoren benötigen wir eigentlich nicht mehr, sie stören die Autonomie unserer Kunstproduktion.

Ein neues Entscheidungssystem muss her. Dercon hat da ein massives Akzeptanzproblem. Man will sich nicht von ihm kuratieren lassen, so wie das „Volk“, die Bevölkerung sich nicht mehr von ihren demokratisch gewählten Vertretern erzählen lassen möchte, was seine Kultur ist. Nach dem Buchdruck ist das digitale Zeitalter die nächste große Revolution und es wird unaufgefordert viele Privilegien beseitigen. Und dort äußert sich nicht ein homogenes „Volk“, sondern viele Menschen im internationalem Verbund.

Ich würde ja die Leuchtschrift am Theater am Rosa Luxemburg Platz um zwei leuchtende rote Klammern erweitern, die das Wort „Volk“ eingrenzen.
Kommentar VB-Räumung: zunehmend blockiert
Ich empfinde es eher so, dass zur Debatte steht, dass einerseits Kuratoren für Kunst - auch Theaterkunst - angestellt werden können und andererseits sämtliche Möglichkeiten der Teilnahme an einem Geschäftsleben mit Kunst über das Internet immer nach vielen Jahren Goldgräberstimmung im Internet massiv und rasant zunehmend blockiert werden. DAS ist undemokratisch. Dass das eine geht und das andere eben zunehmend nicht mehr. Stichwort: Netzneutralität und Netz-Kontrolle mit Vorfahrt für Inhalts- und Geschäftsmonopole...
Kommentar VB-Räumung: Exberliner-Interview
hier ein kleiner ausschnitt von einem interview mit dercon am 14.9.2017

für mich war dabei interessant, was er als intention fü seine berufung sieht:

"Yes. I’ve always been approached to come into organisations when they were about to change – when a new institution had to be founded or had to be created. And, yes, I like this whole idea of trying to make change happen. That is the reason why – without being snobbish or pretentious – I know how to work with resistance."

(Ja. Ich bin immer angesprochen worden, um in Organisationen zu kommen, wenn sie sich ändern würden - als eine neue Institution gegründet werden musste oder geschaffen werden musste. Und ja, ich mag diese ganze Idee zu versuchen, Veränderung zu machen. Das ist der Grund, warum - ohne snobistisch oder anmaßend - ich weiß, wie man mit Widerstand arbeiten kann.)

"I’m not interested in these 'instant' expressions of so-called democracy. I don’t see it as a form of true communication. The problem with such petitions is that they've become an instrument of propaganda, a crowd-sourced propaganda. In Berlin, it's also a form of folklore. Or maybe it's a further expression of Berlin's growing precariousness. I talked about it in an interview in 2010. I was astonished how many people spend their days in cafés, sitting at their Macs typing out 10 projects in the hope of getting into a film, getting a grant or scoring an internship."

("Ich interessiere mich nicht für diese" Instant "Ausdrücke der so genannten Demokratie.Ich sehe es nicht als eine Form der wahren Kommunikation.Das Problem mit solchen Petitionen ist, dass sie ein Instrument der Propaganda geworden sind, eine Menge - In Berlin ist es auch eine Form der Folklore, oder vielleicht ist es ein weiterer Ausdruck von Berlins wachsender Prekarität. Ich habe in einem Interview im Jahr 2010 darüber gesprochen. Ich war erstaunt, wie viele Menschen ihre Tage in Cafés verbringen und auf ihren Macs sitzen indem man 10 Projekte in die Hoffnung aufgibt, in einen Film zu kommen, einen Stipendium zu bekommen oder ein Praktikum zu punkten. ")

http://www.exberliner.com/culture/stage/interview-volksbuehne-chris-dercon/
Räumung Volksbühne: Realitätsverlust
Nun, liebe marie, er verhöhnt die Künstler aus Berlin, weil er denkt, sie müssten alle eigentlich auf seinen Anruf warten. Er versteht nicht, dass sie vor ihm weglaufen, fliehen. Da spielt ein gewisser Realitätsverlust hinein. Aber warten wir den nächsten Kulturausschuss Anfang nächster Woche ab.
Räumung Volksbühne: Protokoll Plenarsitzung
Lieber Herr Baucks, vielleicht mögen Sie sich bis dahin mit dem Protokoll der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses vom 28.9. befassen, wo parallel zur polizeilichen Räumung über die "Besetzung" diskutiert wurde. Man kann es inzwischen hier einsehen:https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/protokoll/plen18-015-pp.pdf
Räumung Volksbühne: Antworten Senatsverwaltung
Lieber Herr Baucks,
die Antworten der Senatsverwaltung auf die Berichtsaufträge des Kulturausschusses findet man auch auf den Parlamentsseiten, in den Unterlagen zur Einladung unter dieser Adresse: https://www.parlament-berlin.de/de/Dokumente/Sitzungsuebersicht, dann das pdf etwas weiter unten in der Liste unter Vorgang 0060-50, der genaue link wird hier leider immer als Spam zurückgewiesen.
Räumung Volksbühne: wie de Schimmelreiter
Nun, lieber Georg, was soll sein, Lederer hat seine Staatsräson gezeigt, das war zu erwarten. Er hat die Einwürfe der AFD pariert, das war ebenso brav von ihm. Des weiteren hatte Dercon endlich seinen ersten großen Auftritt im eigenen Haus, und den gleich mit Polizei, das Bild wird er, wie es auch immer kommt, so schnell nicht wieder los. Auch hier hatte diese Inszenierung am Ende ihren einzigartigen Höhepunkt. Es gab ja Optionen für Dercon das Ende alternativ zu gestalten, wie ich schon sagte, er hätte sich für ein, zwei Tage mit den Besetzern in den grünen Salon zurückziehen können, ebenso unter Polizeischutz, dann wäre sowohl die Sicherheit, wie auch der Probenbetrieb gewährleistet gewesen, mal abgesehen von Dercon´s Abkömmlichkeit, hätte das auch einen gangbarer Weg darstellen können.

Sein Angebot war eben nur halbherzig, eigentlich lediglich taktischer Natur, wie man an den Ausführungen Lederers deutlich heraushören kann.

Wer aber glaubt, der Konflikt sei nun hiermit befriedet und beigelegt, der täuscht sich glaube ich. Ein schleichender Strukturwandel im Stellenplan wird seit geraumer Zeit genau von außen beobachtet und man reagiert, ebenso der Wandel von einem Repertoire- und Ensembletheater zu einem Gastspielhaus. Hinzu kommt, dass, neben dem massiven Akzeptanzproblem in der Stadtbevölkerung, schon bald ein Legitimationsproblem für Dercon hinzutritt, spätestens dann, wenn die Auslastungszahlen im Frühjahr das erste Mal geprüft werden, denn mit der Zahl an spielfreien Tagen kann die Leitung die Vorgaben des Senats nicht erfüllen.

Natürlich kann Dercon versuchen auch das auszusitzen, und er wird diesen Versuch wahrscheinlich starten, dass ist anzunehmen, rechnet man sein jetziges Verhalten mal auf die Zukunft hoch, aber irgendwann bricht der Damm, nämlich immer dann, wenn die Pegel stetig weiter steigen, und das werden sie, wenn niemand aus dem Haus gegensteuert, und das ist ebenso nicht zu erwarten, denn der Strukturwandel gegen die Vorgaben des Senats ist latent gewollt. Bleibt die Hoffnung, dass dieser Zustand nicht ewig politisch geduldet wird. Ich sehe nicht woher Dercon ab Februar2018 mehr Vorstellungen hernehmen will. Hierzu hat er keine Grundlagen geschaffen und somit ist der weiter anschwellende Defizit absehbar. Er, der Intendant handelt wie der „Schimmelreiter“ bei Theodor Storm, und irgendwann bricht der Damm dann eben doch.
Räumung Volksbühne: Was war im Kulturausschuss los?
Lieber Herr Baucks, Sie wollten doch die Sitzung des Kulturausschusses abwarten. Was ist denn nun dabei herausgekommen? Können Sie etwas berichten?
Räumung Volksbühne: offizielles Schreiben
Nun, lieber Georg, die Verantwortung wird ein wenig zwischen Abgeordnetenhaus und Kulturverwaltung hin und her geschoben, aber grundsätzlich gilt, es gibt ein offizielles Schreiben an die Intendanz Dercon, in wie weit sich die Absicht ein Ensemble- und Repertoirebetrieb fortzuführen im Stellenplan wiederspiegelt? Dercon ist verpflichtet darauf schriftlich zu antworten.

Wie so eine Antwort aussehen könnte, kann man sich vorstellen.

Des Weiteren sei die Kunstfreiheit zu gewährleisten und natürlich will man Dercon offizielle eine Chance geben sein Programm zu präsentieren, um den Vertrag von Seiten des Senats zu erfüllen.

Ob die Sache damit auf den Amtsweg geschickt wurde, bleibt dahin gestellt. -
Räumung Volksbühne: Papier liegt schon vor
@49
gemeint ist aber nicht das hier:
https://www.parlament-berlin.de/ados/18/Kult/vorgang/k18-0060-50-v.pdf?

Das liegt schon seit einigen Tagen vor.
Der geneigte Leser mag entscheiden, ob das die Fragen so richtig gut beantwortet.
Räumung Volksbühne: Chance bleibt
at the zitty:
Die Chance zu denken - gleich was - ist nie vertan, solange es Köpfe gibt.
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