Keine AfD im Friedrichstadt-Palast

6. Oktober 2017. Der Intendant des Berliner Friedrichstadt-Palast, Berndt Schmidt, kritisiert in einer Mail die AfD und ihre Wähler. Im Friedrichstadt-Palast seien diese künftig nicht mehr erwünscht. Die AfD rät daraufhin den Ort zu meiden, berichtet der Tagesspiegel. Und auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat sich mittlerweile in der Berliner Morgenpost dazu geäußert. 

Intendant Berndt Schmidt habe erstmals am 27. September eine Mail an seine Mitarbeiter geschickt, heißt es im Tagesspiegel, in der er seinen Frust über das Bundestagswahlergebnis der AfD äußerte. "Rechtspopulismus ist nicht nur ein Problem im Osten, aber bei uns im Osten ist das Problem am größten“, heißt es in dem Schreiben, das seit gestern auch auf der Facebook-Seite des Friedrichstadt-Palasts veröffentlicht ist.

In seinem Theater, schreibt Schmidt, würden auch "äußerlich nicht deutsch aussehende Kolleginnen und Kollegen" arbeiten und es kämen nicht deutsch aussehende Gäste, die möglicherweise vom Rechtsruck in der Gesellschaft betroffen seien. Man wolle sich "künftig noch deutlicher als bisher von 20 oder 25 Prozent unserer potenziellen Kunden im Osten abgrenzen und von Hohlköpfen mit Migrationshintergrund selbstverständlich auch". Er wolle deren Geld nicht. Natürlich, so schreibt der Intendant, seien nicht alle AfD-Politiker und ihre Wähler zwangsläufig Nazis. "Aber wer AfD wählte, wusste, dass er auch Nazis in den Bundestag wählt. Wer das aus Angst oder Sorge oder Protest in Kauf nimmt, ist ein Brandstifter und Mittäter." Zeitungsberichten zufolge rät der Landesverband der AfD vom Besuch ab, auf Facebook verlost er Karten für den Friedrichstadtpalast.

Klaus Lederer hat sich mittlerweile dazu geäußert und hält den Aufruf aus dem Friedrichstadt-Palast gegen AfD-Wähler für eine legitime Form der Meinungsäußerung, so die Berliner Morgenpost. "Schmidt hat eindeutig Stellung gegen den zunehmenden Rechtspopulismus bezogen, das finde ich absolut in Ordnung." Zivilcourage in Kulturinstitutionen sei wichtig. "Welchen Weg ein Intendant dabei geht, kommentiere ich nicht", wird Lederer zitiert.

(tagesspiegel.de / morgenpost.de / sik)

 

Kommentare  
AfD-Brief Friedrichstadtpalast: Strukturprinzip kopiert
So geht Demokratie jetzt ? Ausländerfeindlichkeit instrumentalisieren, um den eigenen politischen Frust mittels Diffamierung anderer zu legitimieren ? Betrüblich, das Schmidt (und andere) das Strukturprinzip der AfD mal locker kopieren und es noch nicht einmal merken. Bedenkliche Entwicklung.
AfD-Brief Friedrichstadtpalast: keine Gesinnungskontrollen
gesinnungsprüfung bei der einlaßkontrolle des publikums ist die neue zivilcourage?

mein vorredner hat völlig recht: wo ist da der strukturelle unterschied zur "gesinnungskontrolle" in den kommunen?

ich möchte in keinem land mit gesinnungskontrollen leben - das hatte ich schon!
AfD-Brief Friedrichstadtpalast: mehr Selbstbewusstsein
Abgeordnete der etablierten Parteien wollen im Bundestag nicht neben Abgeordneten der AfD sitzen. Eine Initiative will verhindern, dass ein
AfD-Abgeordneter Vorsitzender des Kulturausschusses wird, obwohl der Bundestag sich noch nicht einmal konstituiert hat. Ein Intendant will keine AfD in seinem Theater. Das alles scheint von Entschlossenheit zu künden. Wirklich? Es sind doch nur Scheingefecht, es ist das Vortäuschen von Aktivität zugunsten der Demokratie.
Wenn schon die physische Präsenz von Mitgliedern und Anhängern der AfD, einer 12,6%-Partei, Unbehagen, ja Angst verursacht, wie soll dann die Auseinandersetzung in der Sache aussehen? Wie will der Intendant AfD-Mitglieder und Anhänger erkennen? Will er vor dem Kartenkauf einen Gesinnungstest durchführen? In der Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten sollte überlegter und selbstbewusster gehandelt werden.
AfD-Brief Friedrichstadtpalast: Gratismut
"Klaus Lederer hat sich mittlerweile dazu geäußert und hält den Aufruf aus dem Friedrichstadt-Palast gegen AfD-Wähler für eine legitime Form der Meinungsäußerung, so die Berliner Morgenpost. "Schmidt hat eindeutig Stellung gegen den zunehmenden Rechtspopulismus bezogen, das finde ich absolut in Ordnung." Zivilcourage in Kulturinstitutionen sei wichtig".

Kann mir das mal jemand erklären:

Wieso handelt es sich um "Zivilcourage", wenn der Intendant eines Amüsierschuppens etwas verkündet, das den gesamten staatlichen, politischen , medialen und künstlerischen Gesinnungsmainstream nicht nur wiederkäut, sondern gleich zu 150% überbietet? Worin liegt da der Mut? Wenn doch eh 87% der Bevölkerung mit ihm übereinstimmen - wozu braucht es da Mut?? Sowas ist Gratismut und angesichts der offensichtlichen Undurchführbarkeit seiner schleimsch....erischen Ankündigung nur peinlich. Oder will er Einlaß nur noch nach Gesinnungstest unter Lügendetektorkontrolle gewähren? Das ist wichtigtuerische Trittbrettfahrerei von einem, der auch mal auf dem Mainstream ins Feuilleton surfen will.

Wirklicher Mut wäre, wenn er AfD-Mitgliedern Rabatt gewähren würde und den Kopf hinhielte für die dann folgenden Shitstorms und Morddrohungen - das wäre mutig. Mut im Konsens mit 87% ist ein schlechter Witz. Was er heldisch tut, ist nur kostenloses Anschleimen an die veröffentlichte, staatstragendd Mehrheitsmeinung - dafür einen Gesinnungsorden mit Eichenlaub für Tapferkeit vor dem Feind zu erwarten, ist etwas albern und politischer Kitsch.
AfD & Friedrichstadtpalast: gedient?
@satyr. "heldisch", "veröffentlichte, staatstragende Mehrheitsmeinung",
"Gesinnung...", "Tapferleit vor dem Feind"

Darf ich fragen: Haben Sie gedient?
AfD & Friedrichstadtpalast: billiges Marketing
Lieber Asterix,
und wenn Satyr "gedient" hätte? Müßte er dann seine Äußerungen relativieren oder zurückziehen? Delegtimiert ihn das?

Inhaltlich bin ich 100% einverstanden mit Satyr, weil ich diese Aktion von Herrn Schmidt einfach nur als billiges Marketing empfinde. Auseinandersetzung wäre vonnöten. Stattdessen soll jetzt wohl ein Gesinnungstest über den Eintritt zu einem Ort entscheiden, dem wahrscheinlich hinter vorgehaltener Hand zu Recht bescheinigt wird, dass dieser ein von potentiellen AfD-Wählern sehr gerne frequentierter Ort ist. Eskapistisches, hohles Entertainment ist in Deutschland genau so wie in den USA ein safe place für Menschen, die gerne inhaltliche Auseinandersetzungen oder Ambivalenzen in ihrem Leben vermeiden. Das könnten u.U. auch die Gaulands, Weidels oder Trumps sein, die sich da wohlfühlen. Aber so etwas möchte Herr Schmidt sicher nicht über sein anspruchsvolles Programm lesen. Das ist ja ein Ort der Diversität und der ästhetischen Pluralität -dieses überzuckerte Schmuckkästlein der fliegenden Beine...
AfD & Friedrichstadtpalast: Respekt
Es wäre interessant zu wissen. Ich zum Beispiel habe gedient und musste schon oft feststellen, dass die Begeisterung für martialische Dichtung bei ungedienten Staatsbürgern stärker ausgeprägt ist. Kein Mensch, der die modernsten Waffen im probierten Einsatz wahrnehmen konnte, kann mir glaubhaft vermitteln, die Dinger auch wirklich eingesetzt sehen zu wollen. Man legt sich auch heute nicht mehr unter einen Panzer und versucht eine Sprengladung anzubringen, das klassische Narrativ der Goebbels-Propaganda. Und deshalb unterstütze ich diesen Friedrichstadtpalast-Brief: Nach meinem Dafürhalten schliessen die völkisch-nationalen Positionen an den Bildsemantiken à la Wochenschau an. Ein Amüsierschuppen, der solchen Debatten keinen öffentlichen Raum geben will, verdient meinen Respekt. Denn auch: Meine Tante war Schauspielerin und musste Frontbelustigung machen, ja Amüsierschuppen mit hübschen Beinchen und Gesang gabs auch für Soldaten an der Ostfront. Das ist es eben: Auch Amusement dient Zwecken! Marketing hin oder her, das unterscheidet den Friedrichstadtpalast von der Eventbude "Volksbühne", wo die klare Haltung fehlt, eine klare Abgrenzung von völkisch-nationalen Positionen!

Und mal unter uns: "heldisch" ist ein Wort aus der Goebbels-Schublade und ich verstehe nicht, dass es sie Kommentarregeln von nachtkritik.de passieren konnte. Wer "heldisch" sagt, meint Wochenschau und verweigert sich jeglicher Realität!
AfD & Friedrichstadtpalast: Schmidt zu Gläser
"Man wolle sich "künftig noch deutlicher als bisher von 20 oder 25 Prozent unserer potenziellen Kunden im Osten abgrenzen und von Hohlköpfen mit Migrationshintergrund selbstverständlich auch"

"Es sei schön, dass er gekommen sei, sagt Schmidt zu Gläser. "Wir wollten zeigen dass AfD-Wähler Leute sind wie Du und ich", sagt Gläser, gemäßigter als noch wenige Minuten vorher im Gespräch vor dem Haus."

https://www.morgenpost.de/berlin/article212165603/Friedrichstadt-Palast-Intendant-Auch-AfD-Waehler-willkommen.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Gl%C3%A4ser


an nk.de: wenn ich erleben muß, wie ich weiterhin hier von euch gelöscht werde, jedoch reichlich raum für faschistoid-gefärbten haß gegen den osten und rußland platz gewährt wird, weiß ich, wem ihr die hände reicht, auch wenn ich dazu niemals kunde des friedrichstadtpalastes habe sein müssen bzw. die autoren der "jungen freiheit" ernst genommen habe. ^^ schön ^^, wie ihr da die kurve bekommt, aus der ich hiermit mal aussteige ...

ausgebuddelt vom tagesspiegel aus dem jahre 1947 und extra für euch verlinkt ... 70 jahre später und nix dazu gelernt

"Die öffentliche Meinung ist, genau besehen, nichts anderes als die Gesamtheit der Meinungen aller Leute, die eine Meinung haben. Diese Gesamtheit ist nun freilich nicht als die Summe oder Addition der Meinungen von Meier, Müller, Schulze, Hinz und Kunz aufzufassen, sondern als ein vielfältiges und buntes Gewebe aus den jeweils geläufigen Gemeinplätzen und Redensarten und aus den mehr oder minder autoritativen Ansichten von Personen, auf die man hört, und von denen viele empfinden, daß sie ihnen aus dem Herzen sprechen, sobald sie gesprochen haben. Es handelt sich also um die Gesamtheit eines wogenden und immerfort währenden öffentlichen Gespräches.

Den Triumph der Willensmeinung und der Willkürmeinung zu verhindern, ist die öffentliche Meinung im Sinne eines öffentlichen Gespräches da. Hier steht nicht nur Wille gegen Wille und Meinung gegen Meinung, sondern es wird mit gutem Willen die zutreffende Meinung, das heißt die Einsicht, gemeinsam gesucht. Im „Dritten Reich" gab es keine öffentliche Meinung, sondern wir hatten auf der einen Seite die veröffentlichte Meinung, nämlich die Willkürmeinung des Propagandaministers, und auf der anderen Seite allenfalls eine geheime Meinung im Flüsterton und im übrigen eine schwer faßbare Volksstimmung. Eine Meinung ist aber mehr als eine Stimmung, und eine Einsicht ist mehr als eine Meinung. Deshalb prägte der Philosoph Karl Jaspers in einer seiner Reden sogar den Satz: „Der Gewinn der Einsicht, die Freiheit, fordert Ueberwindung der bloßen Meinungen." Das wollen wir uns von einem Philosophen gesagt sein lassen — selbst wenn er gar keiner politischen Partei angehören sollte."


http://www.tagesspiegel.de/politik/tagesspiegel-vor-70-jahren-den-triumph-der-willkuermeinung-verhindern/20429356.html



bombendrohungen scheinen ja euer sofortiges interesse zu erreichen ... WIE es dazu wohl kommt ... ihr schreibt es ja selbst "keine ahnung"


Liebe marie,
bitte haben Sie Verständnis, dass wir hier unser Interesse an möglichst vielstimmigen Kommentarspalten gelegentlich durch Nichtveröffentlichung Ihrer vielen und inzwischen oft zu umfänglichen und nicht immer ganz sachbezogenen Kommentare verteidigen. Wir verstehen uns als Plattform für viele.
Unsere Veröffentlichungspraxis haben wir auch in unserem Kommentarkodex niedergelegt, der im Impressum vollständig nachzulesen ist: "Die Redaktion löscht oder kürzt Kommentare, die diesem Kodex aus ihrer Sicht nicht entsprechen. Sie behält sich zudem vor, Kommentare von User*innen, die mit Anzahl, Umfang und Tonfall ihrer Beiträge einen oder mehrere Threads unangemessen dominieren, nicht zu veröffentlichen."
https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102
Ich bitte herzlich um Ihr Verständnis.

Über die Vorgänge um die Äußerungen des Intendanten des Berliner Friedrichstadtpalastes haben wir im Sinne unseres Informationsauftrags berichtet. Hass, Diskriminierung und Hetze lehnen wir in jeder Form ab.

Viele Grüsse aus der Redaktion: Esther Slevogt
AfD & Friedrichstadtpalast: geschlossene Anstalt
"Und mal unter uns: "heldisch" ist ein Wort aus der Goebbels-Schublade und ich verstehe nicht, dass es sie Kommentarregeln von nachtkritik.de passieren konnte. Wer "heldisch" sagt, meint Wochenschau und verweigert sich jeglicher Realität! "

"Heldisch" gleich "Goebbels-Schublade". Soso.

Man stelle sich vor, ich hätte gar noch "Autobahn" geschrieben! Dann wäre ich ganz klar 100% Vollnazi.

Wer hat doch neulich so treffend formuliert: "Wenn man Deutschland überdachen könnte, wäre es eine geschlossene Anstalt".
AfD&Friedrichstadtpalast: Preisfrage
Zu #7. erster googletreffer: heldisch.com Werbeagentur aus Kreuzberg. Wenn schon Sprachpolizei gespielt wird, dann bitte etwas sachkundiger ermitteln. Preisfrage: Mit moralischer Arroganz gegen die AfD zu wettern, hilft wem?
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