Abgang durch die Katzenklappe

von Steffen Becker

Stuttgart, 27. Oktober 2017. René Pollesch lässt am Schauspiel Stuttgart über das "WIR" schnellsprechen – über die Frage "Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft?". Das darf er eigentlich nicht, denn darüber hat schon Bundespräsident Steinmeier zum Tag der deutschen Einheit geredet. Und damit ist das Thema definitiv durch – uncool, nichts für Theateravantgarde. Aber Pollesch wäre nicht DER Pollesch, wenn er es nicht trotzdem zum Laufen kriegt.

"Mach dir keine Sorgen, das hat keine Handlung, du musst auch nicht ständig zuhören, lass es einfach wirken", sagt eine wildhaarige Zuschauerin zu ihrem konventionellen Begleiter. Das trifft es. Pollesch lässt Astrid Meyerfeldt auf der Bühne des Schauspiel Stuttgarts ergänzen: "Man kommt ins Theater, will eine Premiere spielen und alle sind besoffen." Das ist so der Rahmen, an den sich auch der Kritiker unbewusst hält dank eines hastig gestürzten Vorab-Bieres.

Damals Selbsterfahrungstrips, heute Selfie-Kultur

Nüchtern betrachtet geht es in dem Stück ums Ganze – den Planeten, der 1968 zum ersten Mal aus dem Weltall fotografiert wurde. Ein ikonisches Bild. Es symbolisiert, dass der Expansionsdrang des Menschen an seine äußeren Grenzen gestoßen ist. Er kehrte sich fortan nach innen – damals in Selbsterfahrungstrips von Hippies und heute in eine narzisstischen Selfie- und Hashtag-Kultur.

Das hat thematisch sicher auch was mit Kapitalismus und Entfremdung zu tun – hochgeistige Feuilletons werden das den Premierenzuschauern im Nachgang aufdröseln. Das Narzissmus-Stichwort gibt jedenfalls Gelegenheit, Donald Trump in die Inszenierung einzubauen – in Form kämpferischer "Pussy grabs back"-Rufe. Passend dazu schwebt aus einem gezackten Loch ein gekrümmtes rotes Etwas herab.

 was haelt uns zusammen2 560 Thomas Aurin uSeltsame Objekte am Bühnenhimmel und im Stücküberbau - es geht ums Ganze in Polleschs
"Was hält uns zusammen...?" © Thomas Aurin

Für den angetrunkenen und schwulen Rezensenten sieht es aus, wie er sich eine mutierte Riesen-Klitoris vorstellt. Sie stellt sich später im Text aber als Zunge heraus. Andererseits spritzt das Ding dekorativ ab. Außerdem schreien die Schauspieler ständig FICKSÄUE. Irgendwas stimmt da also nicht. Aber egal, damit halten wir uns jetzt nicht auf.

Sex mit der Bowlingkugel

Auch die Darsteller meinen, "wir brauchen etwas, was die Handlung vorantreibt" – etwas Bedeutungsloses. Wir lernen von Pollesch: Im Film sind das meistens irgendwelche Gegenstände, die man (nach Hitchcock) "MacGuffin" nennt. Dinge prägen auch den Überbau des Stücks: "Ich würde gerne über ein Ding sagen können, dass das WIR sind, nicht weil wir darin leben, oder sitzen oder liegen, sondern weil es in der Lage ist, eine Gruppe zusammenzuhalten, wie etwa ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft", zitiert das Programmheft den Autor.

was haelt uns zusammen1 560 Thomas Aurin u Sphäre des surrealen Herumstehens im bizarren Bühnenbild: Astrid Meyerfeldt vorm Katzen-
Tiger-Poster © Thomas Aurin

Man kann das im Maschinengewehrfeuer des Textes nicht reflektieren. Und hält sich daher an Einzelbeobachtungen fest. An den Beach Boys-Songs. Den 70er-Kostümen. Am bizarren Bühnenbild mit Tatzen-Thron und Tiger-Poster, das über eine Katzenklappe mit Juso-Logo verfügt (von Janina Audick). An der großartigen Astrid Meyerfeldt.

Sie spielt ihr ganzes komödiantisches Können aus: Wenn sie mit einer imaginären Bowlingkugel Bereitschaft zu Sex signalisiert und die weibliche soziale Sphäre des surrealen Herumstehens füllt, dann lachen die Singles im Publikum verzweifelt und der Rest befreit. Bei ihren Mitspielern wirken die Pollesch-Hektik, das Schimpfwort-Tourette ("FICKSÄUE") und die Schrei-Einlagen eher aufgesetzt, ihre Hysterie weniger lustvoll.

Chor ist der Star

Der Star des Abends ist jedoch ein 15-köpfiger Frauenchor. Der übernimmt nicht die übliche kommentierende Funktion, sondern spielt eine eigenständige Person. Das hohe Sprechtempo der Inszenierung untereinander und mit einer "Grease"-Performance zu synchronisieren passt zum Irrwitz der Inszenierung. Und wird dafür mit Zwischenapplaus gefeiert – und zum Schluss mit Standing Ovation. Wie auch der Abend. Da ist Wehmut dabei. Mit dem Ende der Ära des Intendanten Petras wird Pollesch in Stuttgart zunächst nicht mehr zu sehen sein. Dafür in Warschau. Im Text nimmt er denn auch ständig auf den polnischen Theateravantgardisten Grotowski Bezug. Oder auch das war nur eines der bedeutungslosen Dinge, die die Handlung vorantreiben.

 

Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft?
von René Pollesch
Uraufführung
Regie: René Pollesch, Bühne: Janina Audick, Kostüme: Svenja Gassen, Chorleitung: Christine Groß, Licht: Sebastian Isbert, Dramaturgie: Anna Haas.
Mit: Christian Czeremnych, Julischka Eichel, Astrid Meyerfeldt, Abak Safaei-Rad, Christian Schneeweiß. Frauenchor: Irene Baumann, Meike Boltersdorf, Agnieszka Bonomi, Hannah Günter, Vera Hötzel, Florentine Hötzel, Anja Hundsinger, Sarah Kempin, Natascha-Carmen Kleins, Caro Mendelski, Nasra Mohamed-Ali, Annika Ott, Isabel Pickl Bermejo, Paula Scheschonka, Charlotte Schön, Lina Syren, Frederike Wiechmann.
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause

www.schauspiel-stuttgart.de

 

Kritikenrundschau

"Polleschs jüngstes Stück: schwach wie kaum eines zuvor, das er in den vergangenen fünfzehn Jahren in Stuttgart gezeigt hat", so Roland Müller von der Stuttgarter Zeitung (29.10.2017). Es mäandere von Thema zu Thema, bringe kühne Verknüpfungen hervor, stelle steile Thesen auf und verrutsche dabei in eine oberschlaue Selbstzufriedenheit. "Polleschs Gestus dabei: Hört, was ich euch zu lehren habe! Sensationelles, Revolutionäres, Unerhörtes! Drunter macht er es nicht, wobei seine Haltung umso überheblicher wirkt, je weniger man als Zuschauer die Plausibilität der behaupteten Zusammenhänge erkennt."

Einen skurrilen Theaterklamauk sah Monika Köhler vom Südkurier (29.10.2017). Und ein absurdes Spektakel, von dem nicht klar sei, ob es noch Theater sei "oder schon in eine nächste, noch unbekannte Dimension vorgestoßen ist". "Statt zu schauspielern lässt Pollesch das Ensemble sich künstlich aufregen, sich gegenseitig persiflieren, Deklamation in Wiederholungsschleife zum Running Gag werden und mit gelungener Situationskomik aussprechen, was das Publikum sich schon die ganze Zeit fragt: Warum es hier keine Handlung gibt, man hier so rumschreien und dauernd irgendwelche Sätze wiederholen muss."

Aufs Neue von Pollesch überrascht ist Nicole Golombek von den Stuttgarter Nachrichten (30.10.2017). Der Abend sei vergnüglich, "völlig durchgeknallt", klug und schön. Aus dem Ensemble verdient sich vor allem eine ihr Lob: "Die anrührende, quirlige, sensationelle Astrid Meyerfeldt".

"Es gab schon wildere Pollesch-Abende“, bemerkt Otto Paul Burkhard in der Südwest Presse (30.10.2017). "Kapitalismuskritik in Schnellsprechtempo. Das fünfköpfige Schauspielerteam um Astrid Meyerfeldt fightet sich weitgehend absturzfrei und mit wenig Souffleuse-Einsätzen da durch – rasante Satzschleifen ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs."

"René Pollesch scheint die Puste ausgegangen zu sein in dieser Schmalspurproduktion, die auf jeden Kameraeinsatz verzichtet, nur wenige Spielszenen bietet und ganz auf Meyerfeldts Stärke setzt", so Adrienne Braun in der Süddeutschen Zeitung (2.11.2017). Immer wieder überlasse Pollesch das Geschehen "wie erleichtert der Choreografin Nasra Mohamed-Ali, die mit dem Frauenchor lässige Formationen à la 'Grease' einstudiert hat".

 

 

 

Kommentare  
Was hält uns zusammen, Stuttgart: Arbeitsplatz-Vernichter
"Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft?". Das darf er eigentlich nicht, denn darüber hat schon Bundespräsident Steinmeier zum Tag der deutschen Einheit geredet. Und damit ist das Thema definitiv durch ..."

schön, dass es pollesch gibt ... und der einfach kunst macht, die sich an keinen "definitionsraum" hält. zwischenapplaus und standig ovationen sprechen für sich ... und pollesch ... und sein publikum

seine hinwendung zu grotowski zeigt sein tiefes verständnis für die konflikte der zeit - genau wie andererseits die wahl eines bp, der einen seiner "schutzbefohlenen" unschuldig in quantanamo einfach sitzen ließ ...

ein "gruß" an die journalisten, die diese fakten nicht erwähnen - scheinbar bedeutungslos da heruminterpretieren und >>> löschen ...

WER braucht diese bedeutungslosigkeit? lächerliche scheinautoritäten wie den bp? arbeitsplatzvernichter von künstlern wie castorf und pollesch?
Was hält uns zusammen, Stuttgart: Grotowski
Warum bloß das Juso-Logo?

Und Grotowski? Wirklich der? Grotowski und Pollesch?

Grotowski unterscheidet z.B. zwischen dem käuflichen und dem heiligen Schauspieler. Der käufliche Schauspieler lässt sich vergleichen mit der Kunstfertigkeit einer Hure. Dem käuflichen Schauspieler geht es nur um sich selbst. Der heilige Schauspieler dagegen zeige eine "Haltung des Gebens und Nehmens, die wahrer Liebe entpringt". (Grotowski, Für ein armes Theater)

Und dann aber dieses Ding da an der Bühnendecke? Nicht der Finger Gottes, der den Menschen bzw. Adam erschuf (siehe Michelangelo), ist ja auch ziemlich männlich dominiert, sondern die Zunge Gottes? Und dazu dann aber der katholisch-polnische Messianismus Grotowskis bzw. der "heilige Schauspieler, der das Sühneopfer wiederholt"?
Was hält uns zusammen, Stuttgart: wuchtiger Chor
Was Rene Pollesch von seinem Publikum hält, zeigt er deutlich zu Beginn. Von der Decke schwebt durch ein scharfkantiges, ausgefranstes Loch in einer Stahlplatte ein knallrotes, phallisches Plüschobjekt, das sich als gigantische Zunge erweist, die von Bühnenarbeitern durch die ’Maul-Tür‘ eines Höllenwesens geschoben wird, das als Vorhang urplötzlich bühnenfüllend von oben herabschwebt. Aus den Nüstern des löwenartigen Monsterkopfs entweicht Dampf. Irgendwie erinnert mich die Szene an die Darstellung der Hölle in einer Friedhofskirche. Nachdem also dem Publikum die Zunge herausgestreckt worden ist, wird die Szene wieder abgebaut und es stürmen 17 junge Frauen zum Bühnenrand und schleudern mit ungeheurer energetischer Wucht vollkommen synchron gesprochenen Text in die Menge. Das haut einen derart in den Sitz, dass man kaum registriert, wie zwei Frauen und zwei Männer ein merkwürdiges Gestell, eine Art Löwentatze aus Holz, von einer Seite der Bühne auf die andere schieben, sich darauf niederlassen und damit beginnen, Textsalven auf die Zuschauer abzufeuern. Thema: Eine der ersten Fotografien, die die Erde vom Weltraum aus zeigt. Dieses Kultfoto soll nach Ansicht der Protagonisten den Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte darstellen. Vor diesem Foto konnte die Menschheit sich nach Außen orientieren, das Foto zurück, wendet die Perspektive nach innen, was wohl heißen soll, wir alle drehen uns in einer ewigen Nabelschau nur noch um uns selbst und spielen uns dabei vor, eine schöne neue Welt zu schaffen, mit Mülltrennung und Selbstoptimierung. In Wahrheit drehen wir uns aber nur immer im Kreis auf der Suche nach einem sinnlosen Objekt, das ’die Geschichte weiterbringt‘, das uns den Grund zum Weiterleben liefern soll. Genau nach diesem Muster verläuft auch das Spiel auf der Bühne, selbstreflektierend, sich ständig wiederholend und ziemlich anstrengend und auch ein wenig ermüdend, trotz verschiedener Auflockerungsversuche. Zum Beispiel versinkt der Chor mehrmals im Bühnenboden.
Ein Dialog aus John Cassavetes Film ’Gloria‘, nachgesprochen von Astrid Meyerfeldt und dem Chor, lässt zum Schluss doch noch ein wenig Optimismus aufscheinen. Der Film handelt von einer starken Frau, die durch äußere Umstände gezwungen wurde sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, der als Zeuge von Gangstern getötet werden soll. Der Junge fragt, ob er wohl sterben müsse. Gloria antwortet mit: „Wahrscheinlich ja, das System ist zu stark.“ Der Junge fragt zurück: „Haben es schon welche geschafft?“ und Gloria antwortet: „Ja, einige wenige schon.“
Langanhaltender Applaus und mehrmals Zwischenapplaus für die wirklich beeindruckende Leistung des Sprechchors.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: hintersinnige Details
Grotowski ist Gesprächsthema in Louis Malles ungewöhnlichem, fast nur aus Dialogen bestehendem "My Dinner with Andre", einem der Filme, die Pollesch herbeizitiert und hintersinnig ausbeutet. Und die Zunge wird aus dem Maul einer Katze herausgestreckt, eine Verspottung von Trumps "Pussy"-Sottise. Ganz so arbiträr, wie es scheinen mag, wenn man das Stück nicht gesehen hat, sind die Details nicht, auch wenn das Nebeneinander von scheinbar Unzusammenhängendem zu Polleschs Methode gehört, wie die Rezension zutreffend beschreibt. Nicht jede "Projektentwicklung" ist ein Geniestreich. Diese ist es. Und sei es, weil sich Astrid Meyerfeldt, jenseits von Psychologie und Einfühlung, einmal mehr als begnadete Pollesch-Schauspielerin bestätigen darf.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: Pranke des Widerstands
@ Thomas Rothschild: Und das Juso-Logo? Könnten Sie auch zu diesem Detail etwas beisteuern? Würde mich sehr interessieren.

Mir fiele zu der Katzen-, Tiger- oder Löwenpranke noch ein Auszug aus Peter Weiss' "Ästehtik des Widerstands" ein. Da wird problematisiert, dass die "Unteren" im Kampf gegen die "Oberen" auch noch übereinander herfallen. Schade. Zitat Weiss:

"Ich würde mich vor den Fries begeben, auf dem die Söhne und Töchter der Erde sich gegen die Gewalten erhoben, die ihnen immer wieder nehmen wollten, was sie sich erkämpft hatten [...] und blind geworden vom langen Kampf würden sie, die sich auf­lehnten nach oben, auch herfallen übereinander, einander würgen und zerstampfen, wie sie oben, die schweren Waffen schleppend, einander überrollten und zerfleischten, und Heilmann würde Rimbaud zitieren, und Coppi das Manifest sprechen, und ein Platz im Gemenge würde frei sein, die Löwenpranke würde dort hängen, greifbar für jeden, und so­lange sie unten nicht abließen voneinander, würden sie die Pranke des Löwenfells nicht sehn, und es würde kein Kenntlicher kommen, den lee­ren Platz zu füllen, sie müßten selber mächtig werden dieses einzigen Griffs, dieser weit ausholenden und schwingenden Bewegung, mit der sie den furchtbaren Druck, der auf ihnen lastete, endlich hinwegfegen könn­ten."
Was hält uns zusammen, Stuttgart: Rosa nel Pugno
Eine höfliche Frage verdient eine höfliche Antwort. Ich kann nur sagen, wie ich dieses in der Tat verblüffende "Logo" verstanden habe. Zunächst: die Jusos haben das Symbol von der Sozialistschen Internationalen übernommen wie die Italienischen Radikalen. Ein italienischen Wahlbündnis nannte sich 2005 Rosa nel Pugno - Rose in der Faust. Das kleine Logo befindet sich im Bühnenbild von Janina Audick rechts unten auf dem überdimensionalen Katzenkopfprospekt, der wiederum auf Trumps "Pussy" reagiert. Es könnte also als Signatur verstanden werden: die sozialistische Antwort auf eine reaktionäre Provokation. Innerhalb von Polleschs Ästhetik kann man es aber auch als ein Irritationsmoment neben vielen verstehen, wie das Brüllen einzelner Wörter innerhalb einer fast mechanistischen Sprechweise (im Gegensatz zu Polleschs Stuttgart-Debüt, in dem durchgehend gebrüllt wurde). Es sind gerade diese Brüche und Rätsel, die Polleschs Theater so einzigartig und faszinierend machen. Das Publikum scheint es auch so aufgefasst zu haben. Und da saßen sicher viele, denen die Jusos so fremd sind wie ein MacGuffin.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: irritiert
@ Thomas Rothschild: Vielen Dank. "Die sozialistische Antwort auf eine reaktionäre Provokation". Meine Frage zielte allerdings darauf ab, warum ein Theaterkünstler plötzlich ein politisches Logo in seinem Bühnenbild zeigt. Denn Kunst war für mich bisher immer und in jedem Fall politisch unabhängig. Dieses Logo irritiert hier also. Ausserdem schrieb ich hier auf nachtkritik.de in einem Thread, und das ist bald ein Jahrzehnt her, wo mir ein "Egon Bahr" antwortete. Ob nun Nickname und/oder wahr, dass die SPD Teil des Problems ist, ist offensichtlich. Dass die Jusos anders als die SPD-Führungselite denken und handeln, ist auch offensichtlich. Bloß sind die genauen Zusammenhänge nicht geklärt. Es sind eben immer nur/noch Brüche und Rätsel. Einzigartig und faszinieend ist das vielleicht im Bereich der Kunst. Im Leben möchte ich sowas nicht.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: unaufmerksame Kritik
Lieber Steffen Becker,

nach längerer Überlegung will ich mich nun doch einmal deutlich an Sie wenden, da es mich sehr stört, mit welcher Unaufmerksamkeit Sie diese Rezension verfassten.
Eine Unaufmerksamkeit, die bei den hier behandelten Themen häufig zu finden ist.

Natürlich kann man den maschinengewehrgefeuerten Text betrunken nicht reflektieren, daher kann ich diese Aussage von Ihnen wirklich nicht ernst nehmen. Die Mehrheit der 700 Zuschauer konnte dies scheinbar schon, was man am Applaus und Gelächter gut hören konnte.

Des Weiteren schreit der Chor mehr als 10 mal laut und deutlich „PUSSY GRABS BACK“ und nicht „PUSSY STRIKES BACK“. Dieses Aufgreifen der Reaktionen von Frauen auf Trumps Aussage „Grab them by the pussy“ wird hier von Ihnen falsch zitiert.
Dass durch den grandiosen Monolog von Astrid Meyerfeldt sowie durch andere Abschnitte im Text das Stück inhaltlich gut an die aktuelle Sexismus-Debatte anknüpft, verpassen Sie hier zu erwähnen.
In der wichtigen von Ihnen als „Sex mit der Bowlingkugel“ beschriebenen Szene wird auf humorvolle Art auf die sozialen Bereiche der Geschlechter und das Reduzieren der Frau auf ein „surreal herumstehendes“ sexuelles Objekt eingegangen.

Zunächst vielen Dank für Ihre Offenheit. Ich finde allerdings, dass sie auch beim Beschreiben des Bühnenbildes ein wenig zu salopp interpretieren, denn so sieht eine Klitoris nicht aus.

Ich würde mir wünschen, dass man sich in Ihrer Position ernsthafter mit den Inhalten auseinandersetzt bzw. aufmerksamer rezensiert.

Mit freundlichen Grüßen


(Anmerkung der Redaktion: das "Pussy"-Zital in der Kritik wurde nachträglich korrigiert.)
Was hält uns zusammen, Stuttgart: selbe Premiere?
Waren Sie in derselben Premiere wie ich?
"Meine" Premiere dieses Stückes unterscheidet sich in zwei Dingen:
1. Es gab keine Standing Ovations. (Ich saß hinten. Ich hätte sie gesehen.)
2. Astrid Meyerfeld ist die einzige im Ensemble, deren Stimme keine Schreifunktion zu besitzen scheint (oder sich dieser Ästhetik völlig verweigert). Wie dann anscheinend die "Hysterie" bei ihr besser rüberkommen soll als beim Rest des Ensembles ("aufgesetzt"), weiß ich nicht.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: Katzenzunge
#8: Wer dieses Bühnenbild interpretieren soll, kann einem ja auch nur leidtun, denn was im Suff wie eine Klitoris aussehen mag und also so, wie eine nicht aussieht, sieht auch nicht nach einer Katzenzunge aus. Jedenfalls nüchtern betrachtet nicht. In beiden Fällen, vorausgesetzt, die Mehrzahl der Zuschauer intepretierte das eine oder andere wäre ein daran befestigter Haltegriff zum Zwecke der Ermöglichung von spontaner Schauspielerakrobatik Folter-Instrument. P. Rist hat einstmals mit ihren Riesenobjekten viel für sinnvolle Interpretation durch Bühnenbild gesorgt und damit Theater weiter inspirierend in die Zukunft gewirkt: wir kennen das Riesensofa und das Märchen-Albtraum-Kopfkissen von Fritsch zum Beispiel - aber man kann auch sehr sehr danebenlangen mit einem Vergrößerungs-Bühnenbild, das weder Trash noch Tiefsinn sein kann, obwohl es vermutlich beides gern sein will... (Bert - Du fehlst so unsagbar!)
Was hält uns zusammen, Stuttgart: stehend
@Mercator ... zwei Personen haben etwa 4. oder 5. Reine rechts außen eine zeitlang stehend applaudiert - hab ich gesehen, vielleicht sind sie aber auch gerade gegangen.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: poweracting
@Mercator
Auch ich habe wie der Herr Nachtkritiker, in der Mitte des Saales sitzend, einige verteilte Standing Ovations beobachtet .
dazu möchte ich anmerken:

Die Hysterie und Energie, die ein Schauspieler/in auf der Bühne verköpern kann, hat hoffentlich nicht das geringste damit zu tun, wie gut, laut, penetrant er schreien kann mag oder nicht.
Ganz im Gegenteil, Wenn ich im Schauspiel ständig angeschrien werde ist das für mich meistens ein Zeichen dafür . dass der Regie/Darstellern keine bessere Idee eingefallen ist Ihrer Figur einige sonstige Form von Tiefe oder Kraft zu verleihen. Entschuldige dass ich das mal hier als Zuschauer so unverblümt loswerden mag und diese Gelegenheit gleich ausnutze
, aber es fällt mir in letzter Zeit öfter auf ,dass umso mittelmässigere die Inszenierung ist, ich umso öfter und lauter angeschrien werde.

Frau Profispielerin Meyerfeld hat bei ihrem Bowlingclimax meiner Ansicht nach, nur ganz subtil gezeigt, das sie es als Captain ein klein wenig besser kann als die U21 Jugendmannschaft.
Was hält uns zusammen, Stuttgart: zäher Arbeitssieg
Wäre nicht, was Welt wie Spiel im Innersten zusammenhält, eher das Geld ? Die Spieler einer Fußballmannschaft werden das freiwillig oder unfreiwillig bestätigen und es bedarf, das hat Pollesch erkannt, eines Chores junger Frauen zur Rettung der Spielidee, vielleicht auch der Welt. Dass Anti-Sexismus und latenter Sexismus der Dramaturgie sich hier vermischen, mag unvermeidlich oder Ansichtssache sein, - bühnenwirksames Gegengewicht zu Meyerfeldt sind die wortmächtigen Cheerleader allemal.
Dennoch erweist sich spätestens nach neunzig Minuten der oben von Thomas Rothschild versprochene Geniestreich als zäher Arbeitssieg des Theaterkunstgewerbes.
Was hält uns zusammen ..., Stuttgart: lieblos
war gestern, 3.mai 2018, drin, was für ein schrott !!!
pollesch trifft lösch, das ganze pausenlose gelaber und geschreie dreht sich komplett dramaturgiefrei im kreis und wird lähmende 80 min.lang zäh…und zäher!
die zuschauer blicken fassungslos auf die bühne und suchen irgendeinen roten faden- nix zu finden !
die liebloseste inszenierung seit jahren, (...)
aber die musik war gut!!!
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