Auswahl für die Autorentheatertage 2018
Zersplitternd, assoziationsweit, atemlos
Berlin, 9. November 2017. Die Stück-Auswahl der Autorentheatertage 2018 steht fest. Wie das Deutsche Theater Berlin, Ausrichter des Festivals für Neue Dramatik, mitteilte, wurden drei Theatertexte aus 143 Einsendungen prämiert: "In Stanniolpapier" von Björn SC Deigner, "Eine Version der Geschichte" von Simone Kucher und "europa flieht nach europa" von Miroslava Svolikova. Die Auswahl ist verbunden mit einer Uraufführung am Burgtheater Wien (Svolikova), am Schauspielhaus Zürich (Kucher) und am Deutschen Theater (Deigner). Die drei Autor*innen erhalten ein Uraufführungshonorar in Höhe von jeweils 10.000 Euro.
Die dreiköpfige Jury, bestehend aus dem Theaterkritiker Bernd Noack (Jury-Sprecher), der Schauspielerin Bettina Stucky und dem Schriftsteller Saša Stanišić, begründen ihre Auswahl folgendermaßen:
Björn SC Deigner erzähle die "sehr einfache Geschichte" der Prostituierten Maria "ohne Larmoyanz, Milieu-Kitsch und spießige Rotlicht-Romantik. Die Sprache ist dokumentarisch-poetisch, hart, unmoralisch und bitter, das Melancholische im Ton wirkt wie zersplitternder Firnis."
Simone Kucher finde in ihrem Stück über den armenischen Genozid eine knappe und schnörkellose Sprache und öffne genau dadurch "riesige Assoziationsräume, die Luft lassen für tiefe Emotionen, ohne diese mit zu vielen Worten zu zerreden. Auf wunderbare Weise schafft die Autorin 'das Unfassbare fassbar, das Abstrakte konkret' werden zu lassen und lässt ein Suchen und Fragen an Geschichte zu, das weit über Armenien hinausführt."
Miroslava Svolikova habe einen sowohl akuten also auch zeitlosen Text "europäischer Selbstvergewisserung und Selbstentfremdung" geschrieben. Sie entwerfe "die Chronologie dieser unserer Kontinentalgeschichte als Farce, als einen lügenhaften Karneval, in dem die beste Maske der Stärkste trägt." Sprachlich sei ihr Stück "atem- und kompromisslos, Exzess- und Gewaltbilder wirken lange nach, zahlreiche klug gesetzte, komische Aperçus, bis hin zum Kalauer, intensivieren den textlichen Tanz zusätzlich."
(ape)
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