Presseschau vom 17. November 2017 – Die Mitteldeutsche Zeitung zum Machtkampf an den Bühnen Halle
Kabale ohne Liebe
Kabale ohne Liebe
17. November 2017. Der Machtkampf an den Bühnen Halle verschärft sich. Im Juni dieses Jahres sprachen drei Intendanten dem Geschäftsführer Stefan Rosinski ihr Misstrauen aus. Der schießt nun zurück. Die Mitteldeutsche Zeitung beschreibt den jüngsten Geschäftsbericht Rosinskis als "Generalbrechnung" mit Opern-Intendant Florian Lutz.
Dessen Sparte sei "zu teuer, zu ambitioniert und in Halle wahrscheinlich am falschen Ort". Rosinski warnt, dass am Ende der Spielzeit ein Defizit von 100.000 Euro angehäuft werden könnte. Florian Lutz bestreitet das. Desweiteren kritisiert Rosinski Lutz' Programm: Sein Konzept "des zeitgenössischen politischen Musiktheaters' ziele auf eine 'Untergruppe von Opernliebhabern', die in Halle schwer zu finden sei". Dieser Analyse wiederspricht MZ-Autor Christian Eger. Auch das von Rosinski vermisste "Repertoire des 18. und 19. Jahrhunderts – produziert in einem gemäßigten Regiestil und musikalisch sowie gesanglich exzellent fokussiert", finde man im Spielplan der Oper. "Was es aber nicht gibt, ist ein zielgruppen-orientiertes Werbe- und Vertriebsmanagement, um ein Musiktheater zu befördern, das beides bietet: Zeitgenossenschaft und Kulinarik." Eger analysiert: "Er (Rosinski) schlägt Alarm, wo Hausaufgaben zu machen wären."
Schlechte Nachrede
Ferner forderte Rosinski vom Aufsichtsrat der Bühnen, "nachhaltige Maßnahmen" gegen ihn gerichtete "schlechte Nachrede" zu ergreifen. Gemeint sei Rosinskis Verdacht, dass Intendant Lutz Texte Rosinskis in der Inszenierung "Fidelio" verwendet habe.
Auch mit Schauspiel-Chef Matthias Brenner geht Rosinski hart ins Gericht: "Rosinski zitiert einen Vorgang, in dem Brenner im Januar 2016 eigenmächtig eine Musical-Aufführung vereinbart hatte, die er dann doch nicht wollte, und die laut Vertrag jetzt fällig oder auszuzahlen gewesen wäre, wovon Rosinski erst vor wenigen Wochen erfahren habe." Mehr als nur "grob fahrlässig" ordnet Rosinski den Sachverhalt ein. Wie auch im Fall Lutz fordert er den Aufsichtsrat auf, sich zu "positionieren".
Und wie Lutz widerspricht Matthias Brenner der Darstellung Rosinskis. Er teilt mit: "Ich habe das Gerücht, dass ich aus Halle weggehen will, nie in die Welt gesetzt", sagt er. "Aber der Bericht zeigt mir, dass es Menschen gibt, die das freuen würde."
(Mitteldeutsche Zeitung / miwo)
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