Die Sklaverei ist unter uns

von Sophie Diesselhorst

Berlin, 1. Dezember 2017. Je suis misérable. Denn was ist frustrierender, als am Ende eines siebeneinhalbstündigen Theaterabends in den Seilen zu hängen mit dem Gefühl: die letzten dreieinhalb Stunden sind doch vor allem dazu da gewesen, die Erinnerung an die ersten, vielversprechenden dreieinhalb zu pulverisieren? Vieles ist frustrierender, vieles ist schlimmer, als Lebenszeit im Theater zu verschwenden – natürlich. Und von diesem Vielen erzählt "Les Misérables" im Berliner Ensemble auch, solange der Abend (manchmal weit) über sich selbst hinausweist und bevor die Assoziationen sich zur epischen Selbstfeier verselbständigen, die länger dauert als Fidel Castros längste Rede (sieben Stunden zehn Minuten).

Kultfigur im Exil

Frank Castorf ist (wieder) eingezogen ins Berliner Ensemble, wo er zuletzt 1996 Heiner Müllers "Auftrag" inszenierte; da war er schon Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Jetzt ist er's nicht mehr, dafür nach einer großartig dekadenten Abschiedsspielzeit mehr Kultfigur denn je, deren erste Arbeit im Berliner Exil am Schiffbauerdamm sehnsüchtig erwartet (und bei der Premiere frenetisch gefeiert) wurde. Passend zur anbrechenden Adventszeit hat Castorf sich dafür einen Weihnachtsmärchenstoff ausgesucht, Victor Hugos "Les Misérables", als Musical und in zig Verfilmungen in die große weite Welt der Popkultur getragen, also perfekt geeignet für eine gründliche Entmythologisierung.

Les Miserables 560 Foto MatthiasHorn uIm Lichte von Havanna: Stefanie Reinsperger, Rocco Mylord, Aljoscha Stadelmann, Patrick Güldenberg. Im Dunkeln, rechts: Abdoul Kader Traoré, Valery Tscheplanowa © Matthias Horn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Los geht es allerdings mit Guillermo Cabrera Infantes Roman "Drei traurige Tiger" (1967), der im vorrevolutionären Kuba der späten 1950er Jahre spielt und sprachgewaltig einer Gruppe durch Havanna Irrlichternder hinterherhastet. So wie Hugo "Les Misérables" hat Cabrera Infante "Drei traurige Tiger" im Exil geschrieben, hier wie dort könnte der Untertitel zu Heiner Müllers "Auftrag" – "Erinnerung an eine Revolution" – dabei stehen, hier wie dort liegt der Fokus aber auf der durchaus revolutionspositiven nachträglichen Suche nach den Vorzeichen.

Die Wahrheit der Kloaken

Cabrera Infantes Text dient zunächst vor allem dem Ensemble dazu, sich auf einer eher gemütlich rotierenden Drehbühne heißzuschwelgen – Aleksandar Denics Bretterbude bietet diesmal als Fassaden einen Gemüsestand, eine Zigarrenfabrik und einen Wachtturm. Als Gäste hat Castorf aus seinem Volksbühnen-Abschieds-Faust Valery Tscheplanowa, Thelma Buabeng und Abdoul Kader Traoré mitgebracht, außerdem Rocco Mylord. Sie treffen auf Spieler*innen des BE-Ensembles, die sich größtenteils erst einmal in Castorf-stereotypische Körperüberspannung und Gebrüll flüchten, bevor sie später doch noch zu eigene(re)n Spielweisen finden. Gleich zu Anfang behauptet seine Eigenheit Jürgen Holtz in einem im Sitzen vorgetragenen historischen Abriss über Kloaken. "Die Wahrheit der Kloaken gefällt uns, denn sie beruhigt unser Gemüt", denkt Holtz laut, mit sibyllinischem Blick, und legt damit schon die Untiefe des gütigen Bischofs an, der er später bei Hugo sein wird.

"Les Misérables" treten – nach vorbereitenden Einsprengeln – auf mit Andreas Döhler als Jean Valjean, Held der Geschichte, Straftäter, der vom Bischof zum Guten bekehrt wird und sich fortan der Wohltätigkeit verschreibt, das Schicksal der "Elenden" zu seiner Verantwortung macht und stets die andere Wange hinhält, auch als sein Widersacher Inspektor Javert (Wolfgang Michael) ihm auf die Schliche kommt und Valjeans noterlogene bürgerliche Existenz zunichte machen will. Döhler ist ein verhuschter, mauliger Valjean, der stets mehr von seiner Schuld als von ihrer Dostojewski'schen Überwindung zu moralischer Überzeugung getrieben scheint.

Les Miserables 560a Foto MatthiasHorn uRevolution vom Balkon runter: Valery Tscheplanowa, Stefanie  Reinsperger und Aljoscha Stadelmann © Matthias Horn

Überhaupt wird nur den weiblichen Sympathieträgern aus Hugos Roman erlaubt, voll in ihrer Selbstgerechtigkeit aufzugehen, wobei Valery Tscheplanowa ihrer Fantine die Sentimentalität sogleich wieder austreibt, wenn sie – hier wieder auf Cabrera Infante zurückgreifend – davon berichtet, wie sie beobachtet hat, dass Menschen einen Hund verbrannten und ein zweiter Hund beim Versuch, seinen Artgenossen zu retten, auch Feuer fing; und ihn in ihrer Erzählung schließlich, selbst halb in Flammen, mit einem Brocken verkohlten Fleischs im Maul stehen lässt.

Fantine darf aber auch von außen angegriffen werden, und da konzentriert sich die Inszenierung. Nachdem sie ihre Arbeit verloren hat und auf der verzweifelten Suche nach Geld für den Unterhalt ihrer Tochter Cosette beginnt, ihren Körper zu verkaufen, trifft sie auf einen von Abdoul Kader Traoré gespielten "schwarzen Magier", der ihr Haare und Zähne abnimmt und mit einer Schüssel voller Kunstblut hantiert. Diese zur Voodoo-Karikatur stilisierten Rituale treffen sich in ihrer ausgestellten Falschheit mit Fantines exaltiert-altruistischer Mutterliebe ("Alles würde ich tun für meine Cosette!") – in einer Art Rassismus-Exorzismus, der die Bühne bereitet für einen aktivistischen Aufschrei von Abdoul Kader Traoré: "Die Sklaverei ist aus der EU-Zivilisation verschwunden? Das ist ein Irrtum!"

Im Pulverdunst der Revolution

Hier kommt also doch noch Heiner Müller ins Spiel mit dem "Theater der weißen Revolution", das im "Auftrag" von der "schwarzen Revolution" überkommen wird. Eher motivisch geistert das durch "Les Misérables", nur einmal fährt ganz konkret Müllers Debuisson in Stefanie Reinspergers Körper, die ihre Worte daraufhin – noch mehr als zuvor als von Not und Gier entstellte Parade-"Elende" Madame Thénardier – mehr kotzt und schwitzt als spricht.

Doch dann wird's wieder launig, der Abend, die Nacht verliert an Präzision. Der Konflikt zwischen Javert und Valjean wird als Räuberpistole erzählt, ausgiebig und umschweifend. Bei seinem ersten Auftritt hatte Valjean-Döhler noch momentweise zu einem Selbstvertrauen gefunden, als er Sina Martens erklärte, dass es einen Unterschied zwischen Zorn (der irren kann) und echter Empörung gibt. Aber worin dieser Unterschied bestehen könnte, das geht nach dem Höhepunkt der schwarz-weißen Konfrontation zunehmend unter im Theaternebel als Pulverdunst als Revolutionsbeschwörung – und in der darin sich wohlig ausbreitenden Selbstgerechtigkeit der Inszenierung, die sich so genau in dem verliert, wogegen sie antrat.

 

Les Misérables
nach Victor Hugo
Regie / Bearbeitung: Frank Castorf, Bühne: Aleksandar Denić, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Licht: Ulrich Eh, Videokonzeption: Jens Crull, Andreas Deinert, Dramaturgie: Frank Raddatz, Künstlerische Produktionsleitung: Sebastian Klink.
Mit: Thelma Buabeng, Andreas Döhler, Patrick Güldenberg, Jürgen Holtz, Oliver Kraushaar, Sina Martens, Wolfgang Michael, Rocco Mylord, Stefanie Reinsperger, Aljoscha Stadelmann, Valery Tscheplanowa, Abdoul Kader Traoré.
Dauer: 7 Stunden 30 Minuten, eine Pause

www.berliner-ensemble.de

 

Kritikenrundschau

"In den ersten dreieinhalb Stunden erstaunlich klar und abschweifungsfrei, auch wenn Castorf beim Mix der besten Romanpassagen mit der Erzählchronologie eher locker umgeht", schreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (4.12.2017). Castorf globalisiere und weitete Hugos Blick auf die "soziale Verdammnis", und "nicht nur das Flackern der Revolution und die offenbar unter jedem System amüsierwilligen Nachtleben-Boheme-Figuren der ewigen Castorf-Kaschemmen-Szenen verbinden die Zeiten und Romanwelten". Jürgen Holtz auf der Bühne nehme sehr lakonisch "sein nahendes Ende zur Kenntnis, ebenso klar und unabweisbar verteidigt er den Akt der Revolution". Castorf baut diese Szenen in ihrer leisen Eindringlichkeit liebevoll und konzentriert. "Der große Zyniker und Dekonstruktions-Wüstling ist hier der Verehrer eines Ausnahmeschauspielers." Ähnlich klar gebaut sind die großen Szenen anderer Protagonisten. Fazit: "Ist Castorfs Kunst der Abschied vom vertrauten Ensemble also gut bekommen? Ehrliche Antwort: Jein. Auf der nach oben  offenen Castorf-Skala handelt es sich bei 'Les Misérables' um ein Erdbeben im mittleren Bereich. Immerhin ist es in den ersten vier Stunden eine umwerfende, oft verblüffende Aufführung."

"Am En­de war­tet man, wie im­mer bei Cas­torf, nur noch dar­auf, dass es end­lich vor­bei ist. Aber der An­fang ist schön und be­rüh­rend", so Simon Strauss in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4.12.2017). Der al­te Jür­gen Holtz tritt auf und mo­no­lo­gi­siert aus­führ­lich, und "schon in den ers­ten Mi­nu­ten ist der Abend da­mit dort an­ge­kom­men, wo er hin­will: im Dreck, in der Gos­se, bei den 'Elen­den'." Im­mer werde im ers­ten Teil des Abends "durch­aus ernst­haft dar­ge­stellt, ge­lin­gen groß­ar­ti­ge Schau­spiel-Sze­nen". Die dras­ti­sche, we­nig sen­si­ble Art der weib­li­chen Kör­per­füh­rung zeuge da­von, dass sich hier ei­ner von ta­ges­ak­tu­el­len De­bat­ten um Se­xis­mus nicht ver­un­si­chern lässt. "Über­haupt will der Abend mög­lichst oft 'Trotz­dem' sa­gen: Es ist von 'Ras­se' und 'Ne­gern' die Re­de. "Im Ge­gen­satz zu Susanne Ken­ne­dy", schreibt Strauss in der Doppelkritik mit "Women in Trouble", "kann man hier ne­ben al­lem Stoff und Mit­ge­teil­tem im­mer­hin groß­ar­ti­gen Schau­spie­lern bei ih­rem Ver­wand­lungs­spiel zu­se­hen". Fazit: Castorf wolle mit den al­ten Mit­teln der ge­bro­che­nen Dar­stel­lung auf­rüt­teln, lasse sich aber von der ei­ge­nen Lust an der Grenz­über­schrei­tung zu leicht zu­frie­den­stel­len.

Michael Laages schreibt auf der Website von Deutschlandfunk Kultur (1.12.2017): Mit "Nützlichkeitserwägungen" sei Frank Castorfs "voluminöser Ästhetik" nie beizukommen gewesen. Auch der aktuelle Abend wirke so, als habe der "Theatermacher all sein Handwerkszeug und ganz viel technisches Personal in eine große Kiste gepackt" und ins neue "Berliner Ensemble" schleppen lassen, - "alles wie immer".
Castorf erzähle von "Aufruhr und Aufstand über zwei Jahrhunderte" - mit "praktischer Nutzanwendung für die Gegenwart". Er "will, dass wir 'Les Misérables' weiter denken: von Paris bis Havanna" und bis zu Heiner Müllers "Der Auftrag". Dabei seien die ersten anderthalb Stunden, in denen er den Roman "Drei traurige Tiger" von Guillermo Cabrera Infante einbaue, "völlig rätselhaft und ziemlich unzugänglich". Langsam nur gewöhne man sich an die "Spiel-Profile" der Schauspieler*innen. Doch das "mutig gemischte Ensemble" folge dem Regisseur und zeige "mögliche Wege durch dieses Labyrinth" – natürlich werde "wie wild chargiert", wie üblich, doch entstünden dabei eben "wahnsinnig kitschige und wahnsinnig schöne Szenen", wie etwa die zwischen Jürgen Holtz und Andreas Döhler.

Eberhard Spreng schreibt auf der Website von Deutschlandfunk (2.12.2017): Castorf überschreibe das romantische Epos Hugos mit dem Roman "Drei traurige Tiger", collagiere "die Figurenbezüge" und schiebe "literarisches Material ineinander. Live gedrehte Videobilder ließen auf der Bühne "gewaltige Bilder entstehen". Es gebe "einige große spielerische Momente im ersten Teil". Doch trotz der "teilweise bezaubernden Spielleistungen", der "meisterhaften Fügung von Licht, Ton, Bild" und "szenischer Energien", beginne sich die Collage in "unentwegter Überschreibung aufzulösen". Aus "Figurentheater" werde "Ideentheater", dessen Dramaturgie sei "sprunghaft, assoziativ und verliert sich in den Untiefen einer siebeneinhalb-stündigen Vorstellung". Wie immer "eine Überforderung". Erkennbar sei trotzdem eine "klare Gegenposition" zur am Abend vorher gezeigten Premiere von Susanne Kennedy in der Volksbühne. Während Kennedy den Menschen als "periphere Restgröße" in seiner "selbstgeschaffenen Kunstwelt" verschwinden lasse, behaupte Castorf "den Menschen, seine Schuld, sein Leiden, sein Wollen unverändert als einzig relevanten Gegenstand des Theaters". 

Ronald Pohl schreibt auf standard.at (3.12.2017): "Sollte Castorf (...) ein Schöpfungsgott sein, so herrscht in seiner Welt jedenfalls eine wundersame Vervielfachung der Population." Mit der Überlagerung der Schauplätze gerieten auch "die Gedanken in Kollision". Die Ereignisse überschlügen sich, die Umrisse der Figuren "verdicken, verdoppeln und verdreifachen sich". Wie immer bringe Castorf "seine Darstellungsanarchisten" dazu, sich gegen das "über sie (als Figuren) verhängte Schicksal wüst aufzulehnen". Sie sprächen dann in "dadaistischen Zungen", oder rezitierten aus Heiner Müllers "Der Auftrag". Jedenfalls aber zahlten "vornehmlich die Frauen", die "Zeche für die Schwäche der menschlichen Natur". Die "Tobsucht des Schauspielers" könne eine "Produktivkraft" sein. Stefanie Reinsperger, "Österreichs Geschenk an das Berliner Ensemble", walze als "ekstatische Wirtin jeden Einwand platt". Es "verrinnen die Stunden". Man habe, "überhaupt nach 24 Uhr, allen Grund, sich zu fragen: Wache ich, oder träume ich?" Die Kamera vergrößere die Gesichter, und "man meint, ein Heer von Wiederauferstandenen beim Possenreißen zuzusehen". Doch: "Castorfs Theater belebt tot geglaubtes Papier", indem die Schauspieler zeigen, dass sie nur spielen. "Aber eben so, als hätten sie das Theater in der Sekunde neu erfunden". Fazit: "Gott ist nicht verreist, aber er ist von der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz weitergezogen in das nahe BE."

Im Berliner Tagesspiegel (3.12.2017) nimmt Rüdiger Schaper endgültig Abschied vom Held seiner Kritikerjahre. Sein Text beginnt so: Erfahrung mache "schmerzresistent". Alte Liebe helfe dabei. Sonst würde man nicht siebeneinhalb Stunden Castorf-Theater aushalten, ohne "verrückt oder aggressiv oder willenlos" zu werden. Einerseits.
Andererseits: Sei es nicht "die totale Bankrotterklärung eines Künstlers", wenn es sich nur noch darum drehe, mit "der ewig gleichen Technik des Aus- und Niederwalzens radikale Positionen zu behaupten? Wenn es allein ums Durchhalten und Weitermachen geht?" Wenn "Themen, Stoffe, Figuren" bloß noch die Staffage bildeten für "präsenile Schlaflosigkeit", die sich bei "Frank Castorf mit einem unverbrüchlichen jugendlichen Zynismus" verbinde?
Insgesamt: "Kreischen, kriechen, zappeln, zerren. Eine Brüllerei, Stunde um Stunde." Zunehmend "unbeholfen, hölzern" sähen diese "Castorf’schen Kultveranstaltungen" aus. Und die Rollenklischees hätte lange ihre "Leichtigkeit" verloren: "die Frauen hysterisch und nuttig", die Männer "nervös und doch irgendwie obenauf. Peinlicher Altmännerstil!"
Erzählt werde nichts. "Das Chaos hat immer nur einen anderen Namen." Die "Welt ist scheiße, der Mensch nichts wert". Reichte da nicht eine lange Stunde aus, "da man ohnehin nichts versteht und auch nichts verstehen soll?"

Ulrich Seidler resümiert auf dem Online Portal der Berliner Zeitung (2.12.2017): Der "zunehmend fahrig" gewordene Abend breche am Ende willkürlich ab. Man hätte zwei oder drei Stunden "eher Schluss machen" sollen. Das "Quantum an verkraftbarem Theaterglück" sei da längst erreicht gewesen.
Das erste Glück des Abends sei Jürgen Holtz' mit Grandezza vorgetragener Monolog über die Pariser Abwässer. Aber natürlich bleibe es nicht bei dieser Konzentration. Castorf springe durch den Stoff, haue andere Textflächen dazwischen, "Der Auftrag" bilde den Grundakkord. An der verratenen Revolution beiße Castorf sich fest, "an den letzten Worten vor der gehassten indifferenten hiesigen Gegenwart". Die Kostüme von Adriana Braga Peretzki bedienten "mit sicherem Schwung jedes sexistische Klischee" und machten die Spieler "schön, groß, besonders". Die schauspielerischen (Wieder-)Begegnungen der neuen und alten Castorf-Spielern seien "größtenteils beglückend". Die "Wucht von Stefanie Reinsperger, die Dreckfressigkeit von Aljoscha Stadelmann und der Spielzorn von Andreas Döhler springen in die Castorf-Welt, als hätte sie nur auf sie gewartet".

Anke Dürr schreibt auf Spiegel Online (2.12.2017): Es gehöre zu Castorfs Methode, die "auf Europa konzentrierten Romane und Stücke" des 18. und 19. Jahrhunderts, mit einer "außereuropäischen Perspektive zu kreuzen", um darin die "sozialen und politischen Fragen" zu spiegeln, so auch dieses Mal. Der Wachturm eines Gefängnisses auf der Aleksandar-Denic-Bühne ließe sich etwa mit Guantanamo in Verbindung bringen. Viel habe sich im Castorf-Kosmos ohnehin nicht verändert. Die Bühne im BE sei kleiner als die der Volksbühne, zu mehr Konzentration führe das nicht. Der Ensemblegeist der Volksbühne scheine indes auch an der neuen Wirkungsstätte zwischen alten und neuen Spielern des Regisseurs zu funktionieren. In seiner zweiten Hälfte zerfasere der Abend zusehends. Sei die Tatsache, dass "man der Handlung bald immer weniger folgen kann und mag, der nachlassenden Energie der Inszenierung geschuldet, oder ist es nur die eigene Müdigkeit?" Immer wieder blitzten einzelne schauspielerische Glanz-Momente heraus, der Roman allerdings gerate zunehmend aus dem Blickfeld - und scheinbar auch "das Wissen darum, was man mit ihm erzählen wollte". Beim überraschenden Blackout am Schluss fragte man sich, weshalb Castorf nicht schon Stunden früher das Licht ausgeschaltet habe.

"Frank Castorf ist schon lange kein Regisseur im alten Sinn mehr, sondern eher ein Romanleser, welcher die inneren Bilder, die ihm seine Lektüre verschafft, mit Schauspielern nachstellt", bemerkt Peter Kümmel in der Zeit (7.12.2017). Außerdem sei er er ein Kindskopf geblieben, "er hat unbändige Freude an dem Spielzeug, das ihm vor ewigen Zeiten in die Hände gefallen ist: dem Theater". In Castorfs Elenden würden viele Wortspiele gemacht. Kümmel könne sich an kein einziges erinnern, aber es sei ihm am Ende des Abends ein Satz von Elias Canetti eingefallen, den er nun endlich begriffen habe. "Der Satz lautet: 'In Sprachspielen verschwindet der Tod.' Im Grunde ist, was Castorf tut, ein einziges Sprachspiel, mit dem er den Tod zum Verschwinden bringt – wenigstens für ein paar Stunden."

Kommentare  
Misérables, Berlin: ein echter Castorf
Die ersten dreieinhalb Stunden gehören zum Stärksten, was Castorf in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Ein düster fiebriges Panorama einer wankenden Menschheit. Die nach letzten Kicks gierend durch die Dunkelheit hetzt, im Dauerfieber, das vor allem Valery Tscheplanowa, die unter anderem die Fantine gibt, mit irrlichterndem Blick und zuweilen irrwitzigem Kopfschmuck, ausdrückt. Oder Patrick Güldenberg, der einzige aus Castorfs Volksbühnen-Truppe, der unter anderem als Marius ganz unrevolutionär durch die Düsternis mäandert, in hysterischer Dauererregung, die Panik meint, Angst, das Wissen, sich zu verlieren. Nein, revolutionär ist hier nichts. Eine Welt vergeht, aber sie wird nicht ersetzt durch irgendetwas Neues. Sie bleibt untot zurück. Ergreifend die Jeans Konversionsszene mit dem Bischof: Hier Jürgen Holtz still naiver Humanismus, dort die fragenden, nicht verstehenden Augen Döhlers.

Hier, in der Reduktion des Menschen auf sich selbst, liegt sein Kern. Einen, den er verlieren muss, wenn er hinaus zieht in die Welt, und die Welt hinein in ihn. Und doch bleibt er als Erinnerung zurück, findet Döhler wiederholt Erinnerungsfragmente an ihn, bleibt er Kraftquelle, auch wenn alles streben vergeblich ist. So entwirft Frank Castorf ein Weltpanorama, das abstrahiert von seinem konkreten Setting, weil es allgemein menschlich, oder eher allgemein unmenschlich ist. Und ein Ort der Kunst: Natürlich thematisiert er immer wieder Macht und Scheitern des Theaters, rekurriert aber vor allem auf die vermittelnde Kraft des Films. Der einordnet, führt, Perspektiven anbietet. Eine Szene lässt er gar als Stummfilm spielen. Auch hier eine verlorene Welt, festgehalten, bewahrt jedoch, sich störrisch dem Verschwinden entziehend.

Leider sucht Castorf nach der Pause die Konkretion. Da setzt er auf die Kuba-Verbindung, driftet ab in immer stärker betont unverständlich sein wollende narrative Seitenarme. Er verteil reighenweise lose Enden auf der Bühne, legt Fährten, die nirgendwohin zu führen scheinen. Aljoscha Stadelmann als intrigant brutaler Miniausbeuter, ist der Meister dieser Welt, die Paris ist und Havanna, ein Knecht einer Welt, in der – Achtung: Leitmotiv! – alles käuflich ist, alles Ware. Stefanie Reinsperger, die andeutet, dass sie eine große Castorf-Spielerin sein könnte, gibt seine Frau, eine Mischung aus Mutter und Kleinkapitalistin, Mitfühlende und Grausame, eine, die von einer Sekunde zur nächsten ihr Gesicht wechselt. Ausbeutung ist bei Castorf zukletzt immer mit Kolonialismen verschiedenster Prägung verbunden gewesen – da ist es auch kein Wunder, dass etwa Heiner Müllers (er darf ja nicht fehlen) Der Auftrag zitiert wird. Abdoul Kader Traoré ist hier die Chiffre für den Versklavten wie den Aufständischen, er ist weiß-westliche Projektion des „Wilden“ und Symbol des Ausgebeuteten.

Wie auch die Frauenfiguren, alles voran Tscheplanowa und Thelma Buabeng, Ausgepresste, Ausgewrungene, Hin- und Hergeschubste. Viel Material, viele Wege. Und so franst der Abend zunehmend aus, verliert sich und verläuft sich. Von Parin nach Havanna und sonstwohin. Afrika, die Welt als Freudenhaus, die alles verbindende Kloake. Die Spannung sinkt, der Abend wird länger und immer länger. Auch das gehört dazu, das Nicht-Enden-Können, das Immer-Weiter-Machen. Das überzeugt dann in den letzten 3,5 Stunden immer weniger, wirkt zunehmen beliebig und ratlos. Und will wohl auch das sein. Kein Sinnentwurf, keine fertige Interpretationsmaschine. Fetzen menschlicher Existenz an ihren Rändern. Ein echter Castorf eben.

Komplette Rezension: https://stagescreen.wordpress.com/2017/12/02/die-wahrheit-der-kloake/
Misérables, Berlin: zäher Brei
Ich schließe mich Sophie Diesselhorsts Enttäuschung an. Der Anfang war vielversprechend, als sich Castorf mit dem Kloaken-Monolog von Jürgen Holtz langsam ans neue Umfeld herantastete.

Aber je später die Nacht wurde...

Castorf bediente sich bei Motiven seines 1500-Seiten-Wälzers „Les Misérables/Die Elenden“, die er selbstverständlich mit Fremdtexten verschnitt. Naheliegend war, Hugos Plädoyer für die „Vereinigten Staaten von Europa“, das er bei einem Pariser Friedenskongress hielt, zu verwenden. Weniger bekannt ist, dass sich Hugo auch intensiv mit Kolonialismus und Befreiungskampf beschäftigte: dies führte Castorf zu Heiner Müllers „Der Auftrag“, zum Spanisch-Amerikanischen Bürgerkrieg und dem anschließenden Pachtvertrag über Guantánamo Bay und zu Guillermo Cabrera Infantes „Drei traurige Tiger“ (1959) über die kubanische Revolution.

Im besten Fall entstehen aus solchen Überschreibungen bei Castorf „oszilliernde Metamorphosen“, die „Doppel- und Mehrfachcodierungen“ einladen, wie Frank Raddatz im Programmheft schwärmte. Diesmal wurde daraus leider ein zäher Brei mit Hustenpastillen als Running-Gag.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2017/12/02/les-miserables-am-berliner-ensemble-frank-castorf-klaert-uns-ueber-victor-hugo-heiner-mueller-und-hustenpastillen-auf/
Misérables, Berlin: Castorf ist Debuisson
"... Aber worin dieser Unterschied bestehen könnte, das geht nach dem Höhepunkt der schwarz-weißen Konfrontation zunehmend unter im Theaternebel als Pulverdunst als Revolutionsbeschwörung – und in der darin sich wohlig ausbreitenden Selbstgerechtigkeit der Inszenierung, die sich so genau in dem verliert, wogegen sie antrat."
Das trifft vielleicht VORALLEM auf den Künstler Frank Castorf zu, seine Gesamzwerk und sein Verhalten gegenüber Kunst und Politik... Traurig aber wahr... Er ist der wahre Debuissson, der sich eingestehen muss: "Ich habe Angst vor der Schande, auf dieser Welt glücklich zu sein."
Les Miserables, Berlin: Eindrücke
Volle Zustimmung zu der (wie so oft) klugen und ausgewogenen Kritik von Sascha Krieger: die erste Hälfte des Abends war schlicht fantastisch, die bislang besten 3,5 Stunden dieser Saison! Eine - nach dem Prolog - für Castorf fast lineare Handlungsführung, deren Einzelszenen gleichwohl immer wieder überraschend mit zentralen Konflikten wie Armut, Flucht oder Moral aufgeladen sind. Gespielt von großartigen Darstellern, gerade bei den Castorf-Novizen Döhler oder Reinsperger ist toll zu sehen, wie sie in diesem Umfeld aufblühen.

Eine - optische wie technische - Wucht auch das multidimensionale Bühnenbild, voller Hingucker und mit den üblichen Videopassagen. Überhaupt sollte man die dahinter steckende technische Präzision würdigen, die - über die 7,5 Stunden-Strecke Bühne, Bilder und (einen für sich beeindruckenden) Sound wie ein Uhrwerk abgespult bekommt!

Die zweite Hälfte verliert sich dann in der Tat in - dem der Sekundärtexte Unkundigen - nicht mehr nachvollziehbaren Nebensträngen. Da würdigt man wohl die Ausdauer der Spieler wie der eigenen - doch bleibt als Rat für Unentschlossene: die erste Hälfte lohnt mit knapp vier Stunden unbedingt allein für sich den Abend!
Les Misérables, Berlin: Print-Kritik
hier noch eine tiefe und umfassende betrachtung von ulrich seidler, welche auf das herzblut eines theaterabends eingeht: die schauspieler!

es gäbe auch zu sagen, dass DIES eine der wertvollsten leistungen eines regisseurs ist, der seine protagonisten dazu ermuntern kann.

" Die Wucht von Stefanie Reinsperger, die Dreckfressigkeit von Aljoscha Stadelmann und der Spielzorn von Andreas Döhler springen in die Castorf-Welt, als hätte sie nur auf sie gewartet. Das gekonnt auf Lacheffekte setzende, gespreizte Verstellungsspiel eines Wolfgang Michael hingegen macht deutlich, wieviel Seele, Wut und Risiko die anderen geben. Es fehlen welche von denen, die Castorf geprägt hat und die Castorf tragen, das stimmt auch. Es wären aber ohnehin zu viele, um gleichzeitig auf eine Bühne zu passen. Sie sammeln sich in lebendigster Unauslöschlichkeit weiter an in Herz und Kopf des Zuschauers.

https://www.berliner-zeitung.de/kultur/berliner-ensemble-frank-castorf-inszeniert-victor-hugos--les-mis%C3%A9rables--28989284
Les Misérables, Berlin: Abendbrot-Szene
Es war durchwachsen, das Wesentliche des Abends wurde bereits hervorgehoben.

Mir ist es ein Anliegen explizit die Abendbrot-Szene mit Valjean und dem Bischof hervorzuheben. Sie fand weitgehend ausserhalb der Sicht des Publikums statt und wurde projeziert. Kameraführung und Duktus der Spieler wurden derartig geändert, daß zusammen mit der eingespielten Musik ein (klassenbelastetes) Tischgespräch aus Spielfilmen der 30er/40er nachempfunden wurde.

Diese Zeitsprünge wurden mit dem herrlichen und erfrischen unironisch nachempfundenen Stummfilm und der Grammophonrede wieder aufgegriffen, dennoch fand ich es in seiner Subtilität im ersten Fall umwerfend (und im Gegensatz zu den anderen Beispielen live gespielt und nahtlos eingefügt). Bravo.
Misérables, Berlin: zweiter Abend
Man muss einfach den zweiten Abend gesehen haben, zwei Stunden kürzer und ganz klar. Mich hat dieser Abend überzeugt, schauspielerisch und inhaltlich. Nach einer tolle Einführung von Raddatz begann ein sechstündiger Theaterabend, keine Minute langweilig, am Text bleibend mit Unterbrechungen durch Müllers "Auftrag" und Guillermo Cabrera Infantes „Drei traurige Tiger“.
Meist hatte man nach der Pause in Castorfs Inszenierungen das Zuschauergefühl, hier hätte er kürzen können oder nun zieht sich alles in die Länge. Nicht so an diesem Abend. Ein klarer Schluss, auf den alles hinauslief.
Vielleicht mutet sich Schaper doch noch einen zweiten Abend zu, den gekürzten. Aus seiner Kritik spricht nur Verachtung. Man mag es ihm diese zugestehen, aber, vielleicht sollten man manche Kritiker nicht quälen und lieber zu Hause lassen.
Bravo Castorf!
Misérables, Berlin: lebendiges Theater
@olaf

danke für ihren "entwicklungsbericht" vom zweiten abend. er spricht über die lebendigkeit jenseits alles musealen auf der theaterbühne!

die verachtung von schaper hat mit der inszenierung nix zu tun und ist in dieser offensichtlichkeit einfach nur peinlich für den schreiber selbst.

hier noch die sicht von andre sokolowski:

http://www.kultura-extra.de/theater/spezial/castorfopern21_LesMiserable_BE.php
Misérables, Berlin: harrt Holtz aus?
Eine Frage: Harrt Holtz nach seinem Auftritt bis zum Ende der Inszenierung bis zum Schlussapplaus hinter der Bühne aus? Mit 85 Jahren erstmal sowieso Hut ab, aber bis in die Nacht bleibt er nicht, oder?
Misérables, Berlin: nachvollziehbar
@9: Zur Premiere war er (natürlich) da und empfing enthusiastisch-emphatischen Beifall. Am Ende der zweiten Vorstellung war er nicht beim Applaus zugegen. (Leider, aber nachvollziehbar, da er während der zweiten Hälfte nicht mehr auf der Bühne war.)
Misérables, Berlin: Restauration
Leute, Leute, der Kaiser ist doch schon lange nackt. Ohne Bert Neumann ist das Alles Nichts mehr und noch mit ihm kriselte Castorf nach den Dostojewskis durchgehend. Natürlich kann man sich retten in von außen zugeführter Energie, in die Tricks der Schmierenkomödianten des Mittelalters, in eine zwiespältigen Liebe zum Verrat oder die Hoffnungslosigkeit ausstellen und sich von Denic Monsterpuppenstuben bauen lassen, deren Revolution das einzige ist, was daran diesen Namen noch verdient hätte. Das Zeugs ist so hirnlos, filmsettig zusammengestöpselt von seelenlosen Büromitarbeitern im Großraumbüro, dass jede Idee, die eine Inszenierung haben könnte, darin sofort verfliegt. Frank Castorf ist gute 15 Jahre über seiner Zeit!
Les Misérables, Berlin: moralischer Stinkefinger
Berliner Ensemble Les Miserables ( Castorf) 6.1.2018 gekürzte 6 Stundenversion

Bühnenbild:

Grandios. Mehrere Szenen sind auf der legendären Drehbühne in zwei Etagen aufgebaut:

Arbeitsplatz in einer Tabakfabrik, Verkaufsladen, Reklameecke Casino de Cuba, Zimmer mit Treppe und Eisentüren, Dusche, Esszimmer und Raum, der als Verhörraum und für andere Zwecke dient und Balkon mit Schlafzimmer in der ersten Etage.
Der Drehwechsel dauert relativ lang und verlängert unnütz die Spieldauer.

Multimedia:

gelegentlich sehr u.a. laute kubanischeTanzmusik, mit schwingendem Darm.
im Bühnenbild integrierte oder herabgelassene Leinwände, auf denen die Akteure per Livecam mit Kameramännern gefilmt werden. Vom Zuschauerraum wären diese Spielszenen in den verdeckten dunkeln Räumen kaum zu erkennen.
Leider überträgt dieser Live View Modus zunehmend das Spielgeschehen.
Der Zuschauer ist gezwungen seinen Hals zu verrenken, um auf zu weit oben angebrachten Leinwände das Spielgeschehen verfolgen zu können.
Verfolge ich hier eine aktuelle Wetterbeobachtung mit Livewebcam, oder ein Schauspiel?
Die Schauspieler agieren mit dem Kameraobjektiv, nicht mehr mit den Zuschauern.
Dann könnte ich mir das Stück auch auf Großbild als Fernsehfilm ansehen.
Das ist wahrscheinlich nicht beabsichtigt, aber warum dann diese Art der Schauspielerei?
Eine Verfremdung als V- Effekt scheint mir das nicht zu sein.
Dickes Minus für diese Art der Inszenierung.

Schauspieler:

gut besetzt, gut gespielt, gut vorgetragen, gut gesungen, gut gebrüllt oder geschrien, oder gekrochen
und gut monologisiert, wirklich mitreißend. Von anderen Kritikern unterstellte altmännergeile oder sexistische Phantasien kann ich nicht erkennen, wenn Frauen spärlich bekleidet in einigen Szenen auftreten. Spielt der Roman im Kloster ?
Der alte Mann ( welche Rolle spielt er da?) trägt zu Beginn des Abend auf den Meter genau die Länge der gebauten Kanalisationsanlagen in Paris vor, die jeder einzelne Regent in Paris bauen lässt. Es sind Kloaken, über die die Scheiße der Menschheit entsorgt wird.
Alles wichtige ist Scheiße, oder so ähnlich.
Ist ja in Ordnung.

Ablauf:

Sehr langweilig, immer Wiederholungen des Gesagten, ermüdenden Videoliveübertragungen, kein nachvollziehbarer Erzählstrang, wer spielt was eigentlich?
Was hat in der Mitte des 19. Jahrhunderts die kubanische Befreiung vom spanischen Joch mit dem Pariser Aufstand zu tun? Die marxistischen Analysen kommen erst später zustande.
Castorf sollte sich besser mit dem späteren Aufstand der Pariser Commune beschäftigen, die Historiker sehen diese Ereignisse als den Beginn der Moderne an.

Fazit.

In der Pause nach drei Stunden gegangen.
Ich konnte den moralingetränkten Zeige- oder Stinkefinger von Castorf nicht länger ertragen.
Les Misérables, Berlin: dickes Minus
@ Dr.: Wer in der Pause geht, kann kein Fazit ziehen und schon gar nicht urteilen. Dickes Minus also.
Les Misérables, Berlin: da kommt noch was
Verzeihen Sie, aber BAAL war eine sehr starke Inszenierung, die mit den großen Inszenierungen vor 15-20 Jahren durchaus mithalten konnte; kein Mensch macht nur geniale Sachen in seinem Leben. Ich denke, wir können uns noch auf etliche starke Überraschungen von Frank Castorf freuen!
Les Misérables, Berlin: Vinge-Fabre
Lieber Stefan #13, aber natürlich kann er! Niemand muss diesen unorganisierten 1/4-Fabre und 1/8-Vinge durchstehen, um mit einem 1/100 von deren Wirkungen nach Hause zu gehen.
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