Preis wird zu Stipendium

29. Dezember 2017. Das Mainfranken Theater Würzburg widmet seinen Leonhard-Frank-Preis zu einem einjährigen Stipendium um. Das teilt das Theater in einer Presseaussendung mit. Erster Stipendiat sei ab Januar 2018 Gerasimos Bekas.

Mainfranken-Theater-Intendant Markus Trabusch zur Erklärung der Umwidmung: "Wir ersetzen einen Preis, für den viele Autoren weitgehend losgelöst vom Theaterbetrieb und auch finanziell auf sich allein gestellt gearbeitet haben, durch einen künstlerischen Prozess, in den wir als Bühne gemeinsam mit einer Autorin oder einem Autor eintreten."

Theater vergibt Preis alleine, keine verbindliche Uraufführungs-Klausel

Der Leonhard-Frank-Preis war seit 2009 vom Mainfranken Theater und der Würzburger Leonhard-Frank-Gesellschaft gemeinsam vergeben und seit 2016 mit Markus Trabuschs Amtsantritt ausgesetzt worden. Das neue "Leonhard-Frank-Stipendium zur Förderung zeitgenössischer Dramatik" wird vom Theater alleine vergeben – es wird finanziell durch den Theater- und Orchesterförderverein Würzburg ermöglicht, der Preisträger*in wird von der künstlerischen Leitung des Mainfranken Theaters bestimmt.

Über eine Laufzeit von jeweils einem Kalenderjahr erhält ein*e Autor*in eine monatliche Zuwendung in Höhe von 500 Euro sowie "eine kontinuierliche Begleitung durch das künstlerische Team der Bühne", so die Presseaussendung des Theaters. Im Rahmen des geförderten Jahres solle eine Textarbeit entstehen, die sich auf spezifische Weise mit der Stadt Würzburg oder ihr verwandten Themen auseinandersetzt. "An das Stipendium kann sich die Uraufführung des entstandenen Theatertextes in einer Spielstätte des Mainfranken Theaters anschließen."

2014 war das Mainfranken Theater zu einer Konventionalstrafe verurteilt worden, weil es das Stück des Preisträgers 2011 Paul M. Waschkau nicht zur Uraufführung gebracht hatte, wie es der Preis damals noch verbindlich enthielt.

LFST GerasimosBekas 560Katharina Nay (Schauspieldramaturgin), Antonia Tretter (Schauspieldramaturgin), Gerasimos Bekas
(Stipendiat), Markus Trabusch (Intendant und Schauspieldirektor)
© Mainfranken Theater Würzburg / Lee Hinkelmann

Der erste Leonhard-Frank-Stipendiat Gerasimos Bekas, 1987 in Ostwestfalen geboren, studierte in Würzburg und Bamberg und lebt in Berlin und Athen. 2014 gewann er beim Open-Mike-Wettbewerb in Berlin den Publikumspreis, 2015 wurden sein Stück "Glitschgott" im Studio des Maxim-Gorki-Theaters Berlin und sein Text "G for Gademis" an der Experimentalbühne des Athener Nationaltheaters aufgeführt. Die Uraufführung seines jüngsten Stücks "Das große Wundenlecken" fand in der Spielzeit 16/17 am Theater Augsburg statt (wo Markus Trabusch vor seiner Würzburger Intendanz bis 2014 Schauspieldirektor war).

Auch am Mainfranken Theater war Gerasimos Bekas bereits zu Gast: Im Rahmen des "Writers Club 2017" wurde hier sein Theaterfragment "PARA PERA – Ein Stück weiter" szenisch gelesen. Mit dem Leonhard-Frank-Stipendium, so die Presseaussendung des Theaters, solle Bekas nun die Möglichkeit erhalten, an diesem Text, der sich mit der Würzburger Stadtgesellschaft auseinandersetze, weiterzuarbeiten.

(Mainfranken Theater Würzburg / sd)

Mehr zum Leonhard-Frank-Preis, der jetzt ein Stipendium ist:

– 2008 wurde er vom Mainfranken Theater und der Würzburger Leonhard-Frank-Gesellschaft erstmals ausgeschrieben

– 2009 ging er an Johanna Kaptein, 2010 an Julia Kandzoras, 2012 an Sarah Trilsch, 2013 an Heidi Fuchs, 2014 an Ulrike Schäfer, 2015 an Karsten Laske, 2016 wurde der Preis mit dem Amtsantritt des neuen Mainfranken Theater-Intendanten Markus Trabusch zunächst ausgesetzt.

– 2011 ging der Preis an Paul M. Waschkau, dessen prämiertes Stück aber nicht in Würzburg uraufgeführt wurde, was ein juristisches Nachspiel hatte

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Kommentare  
Leonhard-Frank-Stipendium: bezahltes Praktikum
Grandiose Entlohnung!

500 € mtl. Stipendium für einen künstlerischen Prozess mit Themenvorgaben.

Klingt eher wie ein bezahltes Praktikum, das würzburgintern vom Theater ein wenig aufbauscht wird. Leo Frank klebt dem Mainfrankentheater wie ein Klotz ein Bein, den man lieblos herumschleift.

Und vielleicht vielleicht vielleicht … kommt es auch zu einer Inszenierung. Nicht nur das Stück von Paul Waschkau kam nicht zur versprochenen Uraufführung; auch andere blieben auf der Strecke.
Leonhard-Frank-Stipendium: Dramaturgenlehrgang?
Wenn der Schauspieldirektor den jungen Autor in sooo guter Erinnerung hat, warum gibt er ihm dann keinen Werkauftrag für sein Haus???
Ich stelle mir das ganz großartig vor, wenn man als Autor/In flankiert betreut durch ausgerechnet dauerkorrigierende DramaturgInnen als hausgebundener Stipendiat Stichwortgeber für die dramatischen Intentionen der Theaterleitung sein darf!! Was sich da alles lernen lässt für das, was man gewzungen ist schreiben zu wollen, ist gewiss schier ein Segen für einen ansonsten autarken Geist!!! Immerhin könnte ein neuer sehr guter, praxisnah ausgebildeter Dramaturg dabei herauskommen-
Der hat dann wenigstens sein garantiert besseres Auskommen als ein neuer Dramatiker. Theater bitte merken: Man kann unter dem Druck der kulturpolitischen Zeiterfordernisse Hausautoren mit besonderen dramaturgischen Aufgaben als Haushaltsposten sehr gut vermeiden, wenn man Preise in Stipendien umwandelt, angehende Dramatiker schon vor der ersten Bedgegnung ihrer Sätze mit Schauspielern dramaturgisch redigiert und die Stipendien auch noch mit eingeworbenen Drittmitteln von Stiftungen/Gesellschaften, die konkretes Autorenerbe hochhalten sollten, bezahlt. GEILE neue Geschäftsidee!
Frank-Stipendium: Chance
Das mag ja alles sein.
Aber der Name des Nachwuchsschriftstellers ist zweifellos nun wieder ein paar mehr Leuten bekannt. Das ist doch gut.
Das ist auch Geldwert.
Ist das so unerheblich? Jungen Leuten eine Chance zu geben, sich zu präsentieren? Das muss m.E. nicht voll bezahlt werden, es geht um Plattformen, die man sonst vielleicht nicht bekäme. War in Zeiten meiner Anfänge auch so, wer zahlt z. B. dem Assistenten schon eine volle Regie-Gage, wenn er mal inszenieren darf? Und zu Recht, wer weiß, was da rauskommt, das ist Risiko-Verteilung. Du als Anfänger darfst was, und uns kostet es eben nicht als Haus den Vollprofi. Dafür darfst Du scheitern, ohne ökonomischen Druck produzieren.
Solche Modelle hätte ich mir vor dreißig Jahren, als ich anfing, gewünscht.
Viel Erfolg, lieber Herr Bekas, und das wäre doch wohl auch das Wichtigste.
Frank-Stipendium: Magarinebrot
Lieber Orsino,
das ist ja ganz rührend., ja.
Aber was vor 30 Jahren besonders gewesen wäre -
ist heute nicht unbedingt richtig und wie ich finde -
sind 500 als monatliches Stipenium für einen Autoren mit einigen öffentlichen Aufführungen - nicht genug.

Unter dem Schein einer Auszeichnung hält das Mainfrantheater wieder einmal einen Autor klein. Die künstlerische dramatische Arbeit unter Vorgabe von zu erschreibenden Themen mit Präsenz und Vorzeigepflichten wird honoriert wie ein Praktikum.

Es gibt an anderen Theatern bekanntlich sog. Hausautoren,
die zwar nicht reich werden aber mindestens so honoriert werden
wie das niedrigste Schauspielersalär.

Dies kommt mir gerade so vor wie ein monatliches Magarinebrot,
das der Autor unter Schulterklopfen vielleicht nicht einmal ausschlagen konnte.

Viel Erfolg dennoch!
Frank-Stipendium: Korrektur
Nichts für ungut, aber es heißt immer noch "Margarine", auch wenn mir Leute unheimlich sind, die dieses Wort richtig schreiben können.
Frank-Stipendium: Hungerdramatiker
Lieber Herr Baucks,
vielen Dank für den Hinweis. Mir war auch ganz unwohl
bei der Magerheit dieses von mir amputierten Wortes.
Hinsichtlich der Thematik könnte mich genau das zur mageren Variante der Margarine getrieben haben, weil ich allein
den Hungerdramatiker im Sinn hatte.

Alles in allem geht es stets darum,
sich zu verbessern und zur Verbesserung
eines Missstandes beizutragen.

Wäre zum Beispiel das Stipendium auf 6 Monate à 1000 Euro
angesetzt, sähe die Variante schon angenehmer aus.
Frank-Stipendium: öffentlichkeitswirksam
Wieso „hält das Mainfranken-Theater wieder einmal einen Autoren klein“?
Glauben Sie wirklich, hinter dem Ganzen steckt ein Plan, zeitgenössische Dramatik zu verhindern? Scheint mir etwas weit hergeholt.
Ich bin mir sicher, dass Herr Bekas nicht ein einziges Stück wegen Würzburg nicht schreibt. Es geht hier doch eindeutig um ein für beide Seiten öffentlichkeitswirksames Projekt, das knapp entlohnt ist. Das bestreite ich ja auch gar nicht.
Aber was wäre denn der Plan B angesichts knapper Etats?
Wenn wir ehrlich sind, ist die Alternative eben nicht aufgeführt zu werden. Das ist für junge Dramatik wohl auch nicht erstrebenswert, oder?
Ich bezweifele, dass sich die Etats oder das Publikumsverhalten nur wegen eines verletzten Gerechtigkeitsempfindens ändern werden.
Nebenbei: Wieso könnte das der Autor nicht ausschlagen? Um nicht Gefahr zu laufen, nicht gespielt zu werden?
Was denn nun?
Wenn er gespielt wird, ist doch erstmal alles gut und der mögliche Einstieg in eine auskömmlichere Vertragslandschaft.
Und noch ein Gedanke: Was ist mit dem ökonomischen Risiko des Theaters? Das im Moment jeden Cent umdrehen muss weil die Etats in der Regel nicht oder nur undynamisch und oft nicht angemessen erhöht (also de facto gesenkt) werden?
Ich liebe Elfenbeintürme, aber davon kann auch keiner leben.
Frank-Stipendium: was ist junge Dramatik?
#7: Es geht ja nicht darum, dass Herr Bekas wegen Würzburg evtl. kein einziges Stück NICHT schreibt. Es geht bei erst noch zu erstellender Dramatik auch nicht um ein öffentlichkeitswirksames Projekt, da wäre dann eventuell das Projekt selbst das Drama!

Der Plan B dazu wäre: entweder keine Dramatik zu schreiben ODER keine potentiellen Dramatiker als Werbe-Aushängeschild für ein Theater zu nutzen.

Nicht aufgeführt zu werden ist nicht nur für "junge" Dramatik nicht erstrebenswert, sondern für gar keine. Ich weiß eigentlich gar nicht was das sein soll "Junge Dramatik"? Bitte helfen Sie mir und meiner Unwissenheit!

Ja, wieso könnte er eigentlich nicht ausschlagen?

Ich habe es so dargestellt gesehen, dass der Autor damit bereits in eine auskömmlichere Vertragslandschaft als der vormaligen eingestiegen ist (?).

Kommt der Etat für das Stipendium nicht von der Leonard-Frank-Gesellschaft?- Dann muss ja das Theater nicht den Ct umdrehen, denn es bekommt Dramaturgie-Input für ganz umsonst unter dem Deckmantel der Dramatiker-Belehrung.

PS:
Versuchen Sie es wegen Ihrer Liebe zu Elfenbeintürmen mit der Überredung von Musikern, weiterzuspielen- damit sie Nahrung erhält, falls die Musik allein der Liebe Nahrung sein sollte... Sonst verhungern Sie am Ende noch!
Frank-Stipendium: gangbarer Förderweg
#8 Mit Ironie scheint es so eine Sache... Ihrem letzten Absatz finde ich nicht hilfreich und er ist vielleicht nicht annähernd so geistreich, wie Sie vermutlich meinen. Ich bin, falls Sie mir das nahelegen wollen, in jedem Fall und praktizierend für eine bestmögliche (und falls Sie das hinterfragen wollen würden: Den Möglichkeiten des jeweiligen Theaters entsprechenden) Bezahlung aller Künstler.
Woher der Würzburger Etat kommt,ist in den Zusammenhang ja ganz interessant: Wenn extern finanziert, gebührt jede Kritik und jede Frage an dem Konstrukt ja dann eher der Stiftung, und nicht dem Theater. Oder glaubt hier jemand, 6.000 € (das Gesamtentgelt) auf einen Schlag wäre eine andere Situation? Das ist dann allerdings wiederum eine ganz üppige Honorierung, wie ich weiß.
Üppig nicht, weil horrend viel Geld, aber den Üblichkeiten in kleinen Theatern verpflichtet. Und schon sieht die Debatte anders aus, wenn man die Gesamtsumme betrachtet.
Sie wollen meinen Ausdruck „Junge Dramatik“ erklärt haben? Bitte: Autoren aller Geschlechter, die gegenwärtig leben und die am Anfang Ihres Schaffens stehen, somit Nachwuchs. Ok?
Vielleicht zurück zum Ausgangspunkt: Ich finde, um es klipp und klar zu sagen, das Würzburger Konstrukt ist eine gangbare Möglichkeit, um Nachwuchsautoren zu fördern. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich habe darauf hingewiesen, dass so etwas immer eine Investition mehrerer Seiten ist (auch des Künstlers), der ja dann entscheiden kann, ob er sich darauf einlassen will oder nicht.
Wenn jemand mit einem Simsalabim die Finanzierung der breiten Masse deutschsprachiger Theater auf sicherere Füße stellt, werden auch die Risikobereitschaft der Theaterleitungen sowie die Aufführungszahlen unbekannter oder sperriger Stücke steigen. Das würde ich mir eigentlich wünschen und nicht diese neuerdings modischen Schuldzuweisungen an Intendanten nebst Unterstellungen, die auch - in diesem Fall Herrn Bekas - ja gar nicht nutzen.
Glückauf, Herr Bekas. Hier kann man ja schreiben, was man will, die Wahrheit liegt auf dem Platz. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und dass Debatten wie hier Ihrer Arbeit zu noch mehr Öffentlichkeit verhelfen.
Frank-Stipendium: millionenschweres Haus
Wurz

# 7 --- Man gewinnt den Eindruck, ein/e Autor/in solle sich schon glücklich schätzen, weil er überhaupt zum Leonhard-Frank-Stipendiat“ ernannt wurde. Und natürlich geht es nicht um Verhinderung von Dramatik, das ist Quatsch – sondern schlicht um Angemessenheit und wahrer Würdigung. Denn dass AutorInnen von eventuellen Aufführungstantiemen in den Würzburger Kammerspielen wird leben können, ist ja ein Irrglaube.

Am Ende führt das dahin, dass ein Stadttheater sagen wird:
„Wir sind ein renommiertes Theater, aber mit schwachen Budget. Die Pressemitteilung schafft immerhin Öffentlichkeit, das ist doch Auszeichnung genug. Vielleicht werden andere Theater auf den Autor aufmerksam. Nur wir armes kleines Mainfrankentheater können leider nicht für eine anständige Honorierung als Hausautor sorgen.

Schauen wir aber mal genauer hin.
Das MFT ist ein millionenschweres Dreispartenhaus
(...)

Dieses Theater soll nicht in der Lage sein,
einen im süddeutschen Raum bekannten Jungdramatiker ein Autorenhonorar zu zahlen, in der Höhe eines Einstiegsgehaltes für SchauspielerInnen ( ca. 1.700 €) erhalten?

Das ist doch ein schlechter Witz, wer behauptet, das sei nicht finanzierbar. Bestimmt kommen solcherlei Begründungen direkt aus der Intendanz und/oder der Geschäftstführung.

#4 spricht daher zu Recht von einem Kleinhalten eines Autoren durchs Theater im Schein einer Auszeichnung, die knapp über einem 400€job liegt.

Und wie das Mainfrankentheater mit AutorInnen umgeht, hat der „Fall Nacktes Leben“ des Leonhard-Frank-Preisträgers 2011“ Paul Waschkau sehr exemplarisch gezeigt. Wer sich das zu Gemüte führt – kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Frank-Stipendium: Fall Waschkau
Richtigstellung
Dem „Fall Waschkau“ lagen andere Umstände zu Grunde, als wie
hier oben redaktionell beschrieben. Ich habe den Fall damals gut verfolgt, sowohl juristisch als auch in den nachfolgenden komplexen Debatten.

Also eine Uraufführungsverbindlichkeit der mit dem Leonhard-Frank-Preis ausgezeichneten Stücke gab es wohl nie, eher so etwas wie eine Option.

Im Falle von Paul Waschkau war das MFT an den Preisträger herangetreten, mit der Absicht, das ausgezeichnete Stück „ Nacktes Leben“ zur Uraufführung zu bringen. Das Theater hatte sich nach der skandalösen Absetzung der Inszenierung kurz vor der Premiere schlicht geweigert, den Aufführungsvertrag zu erfüllen. Obwohl es für die UA ein ganzes weiteres Jahr Zeit hatte, kam es nicht dazu. Erst dann und auf Nachfrage des Autors und der konsequenten Weigerung einer Vertragserfüllung durchs Theater kam es zur Klage durch den Autor und zur Verurteilung des Mainfrankentheaters wegen „vorsätzlicher Verletzung des Aufführungsvertrages“. Autor Waschkau wollte das nicht einfachen hinnehmen.

Im Prozess soll das Mainfrankentheater vom Autor Waschkau sogar die vereinbarten Aufführungstantiemen zurückgefordert haben, weil der damalige Intendant Schneider die Schuld für die Aufführungsabsage allein ins preisprämierte Stück „Nacktes Leben“ hineininterpretierte. Ein Jahr zuvor hatte Intendant Schneider die Laudatio auf das Stück „Nacktes Leben“ wie Preisträger Waschkau gehalten.

Allein der Prozess samt Kosten inkl. zu zahlender Konventionalstrafe an den Autor Waschkau dürfte das Theater bzw. die Stadt Würzburg im Jahre 2014 gut 10000 € + gekostet haben.

>>> https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9927:2014-09-03-13-10-29&catid=126&Itemid=100089
Frank-Stipendium: Teufelskreis
Prinzipiell kann man sich darüber - ob als Fachmensch oder Publikums-Laie über zeitgenössisch entstandene Dramatik - ob Nachwuchs oder nicht - nur dann eine eigene Meinung bilden, wenn diese Texte auch nachlsebar und in Gänze publiziert werden.
Da kommt die Verantortung der Verlage ins Spiel, die eben v o r einer Drucklegung eine Garantie für "Erfolg" durch Theater geliefert bekommen möchten -
Es ist m.E. ein Teufelskreis:
Das Theater will einen Aufführungserfolg durch Verlagsempfehlungen garantiert bekommen und die Verlage wollen einen Verkaufserfolg durch Theater-Aufführungsgrantien bekommen, bevor es Autorenverträge abschließt. Und beide wollen es sich mit der Autorenwerbung leicht machen durch Preisstifter, weil sie denken, die Preisvergabe wirds schon richten, dass die Leute vollkommen ohne Text erst einmal garantiert neugierig auf den avisierten Autor oder die Autorin ist. Und die Preisstifter wollen ihr Geld selbstverständlich auch nicht in den Sand setzen und auch nicht in ihrem Ruf geschädigt werden - das ist ja wegen des verwalteten Andenkens der Persönlichkeiten, nach denen ihr gestifteter Preis benannt ist, auch sehr verständlich. Und deshalb möchten sie gern durch Theater undoder Verlage wenigstens eine Mindest-Öffentlichkeit der von ihnen Ausgezeichneten garantiert haben. Den AutorInnen ist hingegen jede Art Öffentlichkeit recht, die ihre Chancen erhöht, überhaupt wahrgenommen zu werden. Auch eine Öffentlichkeit die lediglich an ihrer Person und gar nicht unbedingt auch an ihren Texten interessiert ist. Sie hoffen, dass ein öffentliches Interesse an ihrer Person das Interesse auch an ihren Texten zu wecken bzw. zu halten vermag, weil nur dieses Interesse die C h a n c e eines "Erfolges" als AutorIn garantiert.

Dabei wird eventuell immer weniger Sorgfalt getrieben bei der Stücke (auch Literatur-) Auswahl. Und zwar bei allen Beteiligten.
Zum Beispiel: war es früher üblich, dass Verlage Druckexemplare ihrer Stücke zunächst durch Lektoren persönlich vorsprechend in Theatern anboten, später mit Anschreiben anboten, noch später ohne Anschreiben verschickten. Dann richteten sie sich Webseiten ein, in denen Stücke nach Bedürfnissen der KBB abgefordert werden konnten: Man konnte eingeben, wieviel Damen oder wieviel Herren gerade im Ensemble unterbeschäftigt waren, wieviel Dekorationen man eveentuell im Höchstfall erstellen könnte und schon lieferte das digitalisierte Verlagsprogramm die passenden Stücke für den Betriebsbedarf. Die konnte man sich dann in die Dramaturgie bestellen zum Nachlesen. Außerdem konnte man seine eigenen Junge Dramatik-Suchformate entwickeln, da konnte man wenigstens wieder gedruckte Texte in eine Leseauswahl bekommen...
Mittlerweile ist es so, dass die Verlage gern nur noch E-Mail-Stück-Anhänge verschicken. Das kann man ja landesweit streuen und darauf hoffen, dass irgendein Theater das schon nehmen wird, was da - wenn der Verlag Glück hat - sogar richtig angekommen ist und nicht vom SPAM-Programm geschluckt wurde.

Nun prüfen Sie doch einmal nur Ihre eigenen Arbeitsangewohnheiten: Wie oft lesen Sie die Anhänge, die Ihnen irgendwelche eher unbekannten Personen - selbst von relativ bekannten Verlagen, Universitäten oder Medien - schicken?
Wie oft holen Sie etwas aus Ihrem SPAM-Schutz heraus? Wie oft öffnen Sie Anhänge, von denen sie denken, dass das viel Text sein könnte? Wie oft lesen Sie Anhänge auch nur stichprobenartig? Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand FACHLICH ausführlich und ganz überzeugend hieb- und stichfest erörtert, WARUM er Ihnen ganz genau ein Stück genau zu lesen, umzusetzen, weiterzuempfehlen anempfiehlt??? Wie gesagt: ein STÜCK, nicht etwa seinen Autor oder seine Autorin!
Leonhard-Frank-Stipendium: nicht gelesen
Ich kann den Aussagen und Fragen von # 12 nur zustimmen. Ich habe als Dramaturg zu einer Zeit begonnen, als es an manchen Theatern einen so genannten Entwicklungsdramaturgen gab. Dieser (oder diese) hatte die Aufgabe, nach neuen Stücken zu suchen, den Kontakt mit Autorinnen und Autoren zu suchen, um sie zum Schreiben zu ermuntern. So kamen einst nicht wenige Uraufführungen zustande. Heute verlassen sich die Dramaturgien und Theaterleitungen fast blind auf die Verlage, die ihrerseits nur wenige Lektoren beschäftigen, die keinesfalls eine Übersicht über die vielen Stücke besitzen. Als Autor erlebe ich immer wieder, dass der Eingang eines Stückes nicht einmal bestätigt wird von den Theatern. Verlage gehen teilweise so weit, ebenso Filmproduzenten, dass sie die Kenntnisnahme von Texten von vornherein verweigern.
Ein Stück kann man im Durchschnitt in zwei bis drei Stunden durchlesen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. So viel zu den häufigen Ausreden der Dramaturgen, sie seien so überlastet. Es ist alles eine Frage des Interesses und der Arbeitsorganisation. Das kann und darf ich nach beinahe 30 Jahren als Dramaturg an verschiedenen Häusern behaupten.
Frank-Stipendium: neue Wunde
Den „Fall Waschkau“ sollte man vielleicht mal „ad acta“ legen,
wenngleich dies eine Wunde in der Geschichte des Leonhard-Frank-Preises darstellt.

Das neue Leonhard-Frank-Stipendium würde in der öffentlichen sicherlich höher geschätzt werde, wenn der Betrag 1000 € in 6 Monaten wäre. Es wäre dann attraktiv auch für auswärtige Autor_innen.

Aber schon hier öffnet sich eine neue Wunde.
Das Stipendium als personelle Zuweisung von öffentlichen Finanzmitteln scheint - ohne Ausschreibung - quasi per Intendantendekret vergeben worden zu sein … ?
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