Ist der Theater-Großkritiker verschwunden? - Der Großkritiker alten Schlags wird rar. Oder hat er sich nur in eine andere Sphäre zurückgezogen? Überlegungen zum Stand des Theaterkritikers
Und Gerhard Stadelmaier tobt
von Falk Schreiber
3. Januar 2018. Das erste Mal fiel mir Gerhard Stadelmaier Mitte der Neunziger im Frankfurter Schauspielhaus auf. Die Premiere auf der kleinen Kammerbühne war ausverkauft und aus irgendwelchen Gründen war die Kartenreservierung für den FAZ-Kritiker verlorengegangen. Für die Pressesprecherin war das eine mittlere Katastrophe: Der Fehler lag augenscheinlich bei ihr, der Saal war voll, und Stadelmaier hatte keinen Platz. Zumal dieser sich auch noch anschickte, eine Szene zu machen: Er baute sich drohend vor dem Pressetisch auf, ein breiter, wuchtiger Mann, der sich seiner beeindruckenden Physis vollkommen bewusst war, "Ich bin Gerhard Stadelmaier!" grollte er mehrfach, "Wissen Sie, wen Sie hier vor sich haben?" Panisch versuchte die Pressesprecherin, einen Platz zu organisieren, am Ende verzichtete der Dramaturg, und der Kritiker kam auf dessen Platz zu sitzen, immer noch wütend. Am Montag erschien in der FAZ ein Verriss des Abends.
Ich weiß nicht mehr, um welches Stück es sich gehandelt hatte, nicht, wer die Hauptrolle spielte und auch nicht, wer inszenierte. Ich weiß aber noch, dass ich lange Zeit Witze über diesen Auftritt machte. "Ich bin Falk Schreiber!", deklamierte ich affektiert, "Wissen Sie, wen Sie hier vor sich haben?", Gelächter. Nie wollte ich so werden wie Stadelmaier, ein Großkritiker, der überzeugt ist von der eigenen Autorität, nie wollte ich erwarten, dass jeder, mit dem ich es zu tun habe, sofort erstarrt, sobald mein Name fällt.
Autorität in der Redaktion
Natürlich war ich damals auf eine jugendliche Weise arrogant. Denn Stadelmaier und eine Handvoll anderer Großkritiker hatten Autorität, weil sie tatsächlich mehr kannten als der durchschnittliche Theatergänger, als ich. Ihre Redaktionen ermöglichten ihnen nicht zuletzt durch großzügig bemessene Reiseetats, jede Inszenierung zu sehen, die sie sehen wollten, was auf lange Sicht den ästhetischen Horizont weitete. Ich, der ich regelmäßig die Bühnen im Rhein-Main-Gebiet abklapperte und einmal im Jahr zum Theatertreffen nach Berlin fuhr, hatte diesen Horizont naturgemäß nicht.
In ihrer Festrede zu zehn Jahren nachtkritik.de stellte die Schriftstellerin Annett Gröschner fest, dass der Erfolg von nachtkritik als Theater-Leitmedium zeitgleich mit dem Verschwinden des Großkritikers stattfand: "Dass Kritiker, und ich gendere hier mit Absicht nicht, von ihrem Hochsitz steigen mussten, um sich partizipativen Kommunikationsformen zu stellen, dazu hat auch Nachtkritik beigetragen." Gröschner hat recht, und sie hat gleichzeitig unrecht – Figuren wie Gerhard Stadelmaier sind tatsächlich von der Bildfläche verschwunden. 2015 ging Stadelmaier in den Ruhestand, Henning Rischbieter von Theater heute starb 2013, C. Bernd Sucher beendete seinen Exklusivvertrag mit der Süddeutschen Zeitung 2005, Peter Iden verließ die Frankfurter Rundschau 2000 (wobei diese ganzen Kritiker in kaum einer Weise miteinander vergleichbar sind, nur in ihrer nicht zu hinterfragenden Autorität). Und vielleicht kamen da wirklich wenig Großkritiker nach, mag sein. Und, wer weiß, vielleicht hat das auch damit zu tun, dass die Redaktionen die Reiseetats auf nahezu Null eindampften. Vielleicht, aber nicht ausschließlich.
Veränderte Öffentlichkeit
Etwas ist ins Rutschen geraten, das Standing von Kritikern wie Stadelmaier ist nicht mehr unantastbar – und wem der (nicht nur ästhetische) Konservatismus dieser Kritiker ohnehin gegen den Strich ging, der musste sich eigentlich freuen über diesen Autoritätsverlust. Aber Vorsicht: Auch wenn deren Urteile häufig apodiktisch daherkamen und so einen Theaterdiskurs verfestigten, der einem seltsam gestrig vorkam, so schufen sie doch eine Öffentlichkeit fürs Theater.
Wenn ein Kritiker heute in einer Vollredaktion ein Theaterthema anbietet, das nicht Burgtheater heißt, dann ist die Reaktion der theaterfernen Ressortleitung meist Stirnrunzeln. Theater war präsenter in den Redaktionen, als Stadelmaier, Sucher, Iden noch schrieben, zumal sie eben nicht nur ins Burgtheater, das Deutsche Schauspielhaus und die Schaubühne schauten, sondern von Zeit zu Zeit auch an kleinere Häuser. Dass sie diese Häuser mit zunehmendem Alter fast durchgängig verrissen, steht auf einem anderen Blatt – Fakt ist, dass sie eine Sichtbarkeit fürs Theater schufen.
Diese Sichtbarkeit ist verlorengegangen, im Großen wie auch im Kleinen. Für die Hamburger Tanzszene war es eine Katastrophe, als Klaus Witzeling, Tanzkritiker beim Hamburger Abendblatt, 2013 überraschend starb. Nicht weil Witzeling übertrieben positiv über den Tanz geurteilt hätte, sondern weil Witzeling überhaupt einen Blick auf die Szene hatte und zudem die Autorität besaß, deren Relevanz in der Redaktion durchzusetzen.
Pluralisierter Diskurs heute
Eine andere Frage ist, ob Gröschners Beobachtung des verschwundenen Großkritikers und dem parallelen Aufstieg der nachtkritik.de tatsächlich haltbar ist. Sicher, der Diskurs über Theater wurde pluralisiert, und die Arbeit von nachtkritik.de hat einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dieser Pluralisierung. Es ist unmöglich, eine Kritikermeinung absolut zu setzen, wenn eine Inszenierung von mehreren Medien teils kontrovers beurteilt wird – und die Münchner Kammerspiele, das Hamburger Thalia oder das Berliner Ensemble sind immer im Blick mehrerer Medien, darunter nachtkritik.de.
1973 gab es in der @faznet noch eine eigene Seite für Theaterkritik. pic.twitter.com/hfZP1tf9KZ
— Patrick Bahners (@PBahners) 3. Januar 2018
Aber wie ist das auf dem platten Land? In Kassel, in Saarbrücken, in Ingolstadt? Das Stadttheater Ingolstadt weiß, dass Anja Witzkes Stimme im Donaukurier nicht eine von vielen ist, sondern meist die einzige – Ingolstadt ist ein sogenannter Einzeitungskreis, eine Großstadt, in der nur eine einzige Tageszeitung erscheint und in der deren Kritikerin weiterhin den öffentlichen Diskurs über ein Stück prägt. Vielleicht ist der Großkritiker gar nicht tot, vielleicht hat er sich nur zurückgezogen in eine Sphäre, in der er nicht mehr so deutlich wahrgenommen wird wie früher.
Schwindendes Gefühl der Unfehlbarkeit
Gerhard Stadelmaier schimpfte einst über das Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaften: "Die größte Unglücksschmiede des deutschen Theaters" habe sich in der mittelhessischen Provinz etabliert. Was angesichts der längst sichtbaren Qualität von Gießener Absolventen wie Rimini Protokoll, Hans-Werner Kroesinger oder She She Pop mehr haltloses Gemotze war als ernsthafter Diskussionsbeitrag. Das ist nämlich die Gefahr, wenn man sich zu sicher fühlt in seiner eigenen Autorität: dass man zur lächerlichen Figur wird, wo das eigene Falschliegen offensichtlich ist.
Und vielleicht versteckt sich hier die Veränderung, die Gröschner in ihrer nachtkritik-Festrede spürte. Vielleicht ist der Großkritiker nicht verschwunden, aber dafür das Stadelmaier'sche Gefühl der eigenen Unfehlbarkeit. Vielleicht ist die Autorität des Kritikers brüchiger geworden. Vielleicht ist auch nur die Angst gewachsen, sich lächerlich zu machen. Darüber kann man sich natürlich freuen, andererseits: Wenn ich das nächste Mal einer Redaktion ein abwegiges Thema anbiete, die Antwort lautet "Das interessiert doch niemanden!" und ich nicht das Selbstbewusstsein habe, zu sagen "Solange es mich interessiert, ist das Thema relevant!", dann denke ich daran, wie Stadelmaier im Foyer des Frankfurter Schauspielhauses tobte.
Falk Schreiber, Jahrgang 1972, ist seit 2001 Theater- und Kunstredakteur bei kulturnews und umagazine.de, lebt in Hamburg. Schreibt regelmäßig für Theater heute, Hamburger Abendblatt und nachtkritik.de. Mitbegründer des Bloggerkollektivs Les Flâneurs, von 2013 bis 2015 Jurymitglied der Hamburger Kulturbehörde im Förderbereich Tanz.
Mehr lesen? Alles über Theaterkritik auf nachtkritik.de im entsprechenden Lexikoneintrag.
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PS: Sucht die neuen Sphären der Großkritiker.
(Dass große Teile des seriösen Journalismus verschwinden würden, ist eine Position, die ich übrigens nicht teile.)
ich schreibe absichtlich nicht "kluges" - weil es eine "klugheit" der dichter und denker gibt ... und auch eine "klugheit" der richter.
doch dazwischen sind meist unüberbrückbare welten, in welchen sich theaterkritiker (und auch politiker u.a. dicht- und denkferne kräfte) bewegen. was ihre jeweilige "größe" ausmacht, bleibt letztendlich der individuellen betrachtung des "publikums" überlassen, aber auch dem herrschenden zeitgeist.
sich frei und unabhängig dem "dichten und denken" verpflichtet zu fühlen, ist jedoch nur einer seite gegeben - doch es gibt auch "richter", deren herz für die "dichter und denker" schlägt ...
ich bin da ganz bei @olaf >>> und "lieb" oder "schlimm" oder "groß" ist für kunst/theater/dichten und denken nicht die frage, sondern ob die "richter" mit den henkern der kunst zusammenarbeiten oder genau diese bloßstellen ...
Wenn ein Aufsatz Gerhard Stadelmaier im Titel führt und sich damit befasst, „dass Kritiker von ihrem Hochsitz steigen mussten“, dann darf der „Skandal“ vom Februar 2006 nicht fehlen, auf den jedoch nur ein – wahrscheinlich redaktioneller – Einschub unter dem Diminutiv „Spiralblockaffäre“ hinweist. Für diesen Diminutiv war maßgeblich Peter Kümmel in der ZEIT verantwortlich, als er schrieb: „Wohlgemerkt: In Gefahr war nur ein Spiralblock; auch der entkam nach jüngsten Meldungen unversehrt.“ Dabei wäre schon interessant, aus der Entfernung von 12 Jahren auf diesen – ja doch – „Angriff“ zu schauen und auf die damalige Situation des Theaters, die auf solche – auch das – ‚Übergriffe‘ angelegt war: „Das Problem“, so Stadelmaier, „besteht darin, daß dort Schauspieler keine Rollen spielen - sondern Lebensgefühle. Und da aller Ekel, alle Provokationen, alles. Ordinäre, alle Körpersäfte, alle Geschmacklosigkeiten und Ödnisse, alle Grenzüberschreitungen in diesem Lebensgefühlstheater schon durchdekliniert sind und dem leidlich abgestumpften Publikum alles an Zumutungen schon zugemutet wurde, besitzt das Aus-der-Rolle-Fallen Herrn Lawinkys einem Kritiker gegenüber sozusagen eine strukturelle Logik: Das blieb als Provokationsmöglichkeit gerade noch übrig.“
Thomas Lawinky hatte dem Kritiker eine Schwanenpuppe (Stadelmaier: „den toten Schwan“) in den Schoß gekippt und: Er „riß mir meinen Kritikerblock brutal aus der Hand, rannte auf die Spielfläche, hob meinen schönen Spiralblock wie eine Trophäe hoch und schrie: ‚Wollen mal sehen, was der Kerl geschrieben hat.‘ “
„Als ich nach dieser Attacke auf meinen Körper und meine Freiheit, die nichts weniger als die Freiheit der Presse ist, den Saal verlassen wollte, rief er mir … ‚Hau ab, du Arsch! Verpiß dich!‘ nach.“
Nie habe sich Stadelmaier „in seinem über dreißigjährigen Kritiker-Leben so beschmutzt, erniedrigt, beleidigt gefühlt - und so abgrundtief traurig übers Theater“, er der sich doch als das Sprachrohr des – mehrheitlich ja doch der Sprache unmächtigen, der Ausdifferenzung unfähigen – Publikums verstand, als Vermittler der „Öffentlichkeit des Theaters“.
Der „Hochsitz“ Stadelmaiers war seine – früher sagte man – Eitelkeit, seine Autosuggestion. Thomas Lewinky hatte diesen Hochsitz ignoriert und damit eine Illusion zerstört. Unfreiwillig rückte Stadelmaier in die Nähe jener Narren aus den Jeder-kann-mitmachen-Wettbewerben der 50er, frühen 60er Jahre, deren Scheitern vom Publikum mit Grausamkeit beklatscht wurde, so Wilhelm Genazino: „Es war ein Schmerz im Saal, der alle traf und gleichzeitig von allen geleugnet wurde.“
Stadelmaier hätte wissen müssen, dass ihn so etwas ereilen kann. Zum 60ten Geburtstag von Botho Strauß hatte er an „Dantons Tod“ von Georg Büchner erinnert, wo ein „Dramenbegeisterter“ vor einer Pfütze zurückschreckt: Die Erde nämlich ‚ist eine dünne Kruste; ich meine immer, ich könnte durchfallen, wo so ein Loch ist‘. Allerdings trügt die unmittelbar darangehängte Empfehlung einer letzten Rettung: ‚Aber gehn Sie ins Theater, ich rat es Ihnen.‘ Genau dort ist Stadelmaier in die „Büchnersche Schreckens- und Wunderpfütze“ gefallen, wurde er zum Gespött der „wirren, abstrusen, ungeheuerlichen, abseitigen deutschen Chaos-Gesellschaft“.
Um den Bogen zu schließen, ist es für mich eher eine euphemistische Verdrehung, den Fall Stadelmaier(s) heranzuziehen als Beleg dafür, „dass Kritiker, …, von ihrem Hochsitz steigen mussten, um sich partizipativen Kommunikationsformen zu stellen“.
Ich habe nie einen Kritiker als auf dem Hochsitz sich empfindend empfunden. Auch dann nicht, wenn er Verisse schrieb oder er unangenehm dominant ein Gespräch okkupierte - wie es MRR zum Beispiel immer getan hatte.
(Vielleicht liegt es daran, dass ich in weit zurückliegender Zeit eine überaus bescheidene Arbeitskollegin hatte, die einmal über das Stückeschreiben mit mir so sprach, dass es mich wunderte an dem Ort und zu der Zeit, an dem sie das merkwürdig sachkundig tat. Und als ich das äußerte, sagte sie beinahe flüsternd und sehrsehr liebevoll nach innen gekehrt, dass mich das nicht wundern müsse, weil sie das von ihrem verstorbenen Mann oder ich weiß nicht mehr, gelernt hätte. Das war die Frau Ihering. Sie arbeitete in einer Betriebspoststelle)
Es war immer etwas anderes als ein Hochsitz-Gefühl, das mich störte an monströs öffentlich aufgefahrener Autorität. Meist störte mich, dass Verisse in aller Regel differenzierter begründet waren als Lob: Mich verärgert ein Lob, das nicht differenziert wird sondern mit Schwärmerei bequem abgekürzt -
läßt mich schon schmunzeln, und irgendwie mußte ich dann an jenen Moment denken, der mir mit Herrn Stadelmaier seinerzeit bei der Premiere von "Peggy Pickit" (Roland Schimmelpfennig) passiert war; die Nachtkritik vom November 2010 titelte "In Gottes totem Winkel".
Mal abgesehen davon, daß schon der Pressespiegel zu der Besprechung von nachtkritik de. ua, mit Frau Dössel weitere Kritikernamen (wie eben auch Michalzik) leicht auffinden läßt (auch Nachtkritiker wie Herr Krug könnten einem desweiteren einfallen, Stefan Keim natürlich,
Dorothea Marcus; und was ist mit den Theater Heute- "Granden", Eva Behrendt oder Franz Wille heute, was mit Herrn Kralicek oder Herrn Linsmayr etcpp.); die Rede vom sogenannten Großkritiker hat sich meineserachtens ja eher analog zu der Rede von den Regiepäpsten gestaltet. Über einen Gründgens oder Kortner, Fehling oder Piscator,
aber auch über Zadek, Peymann, Grüber , Gosch und/oder Stein bzw. Schleef wurde seinerzeit gewiß auch noch ganz anders geschrieben als heute zu einer Karin Beier oder zu einem Armin Petras (oder oder oder); das hat vermutlich aber mehr mit einer Tendenz zu "flachen Hierarchien" zu schaffen (siehe Petra-Kohse-Verlinkung), die ganz allgemein zu beobachten ist und NK dezidiert angestrebt hat und weiterhin, denke ich, anstrebt. An NK kann also eher diese "flache Hierarchie" exemplifiziert werden als von NK nun quasi eine Art "Video killed the radio star" abzuleiten. Ein Pressespiegel ist ja quasi , wenn man so will, auch so eine Art Großkritiker. Nicht wenige derjenigen, welche früher als Großkritiker bezeichnet wurden, haben Bücher geschrieben, sind mit Gewinn lesbar, wenn man sich ihre alten Kritiken anschaut
(jede größere Uni hat ein TH-Archiv, denke ich, in Kiel finde ich alle Theater Heute- Jahrgänge, haptisch !) und sind mit Gewinn gelesen worden ; so ein Epochenwerk wie es Herr Rühle mehrfach geliefert hat, ist ohne den "Erinnerungswert" guter Theaterkritik schlichtweg nicht zu denken; desletzt las ich ja zB. erst wieder Musils Kritiken zum Moskauer Künstlertheater, und der Bogen ging gen hier und heute und SIGNA zurück..
(Nur kurz zur Ehrenrettung, weil der Signa-Artikel hier nicht Thema ist: Ganz sicher machte ich keine Andeutungen über die „Altbackenheit so mancher Theaterkritik“. Wirklich nicht. Mir ging es darum, ein Unbehagen zu formulieren, angesichts der Tatsache, dass dieses Theater keine andere Möglichkeit der journalistischen Auseinandersetzung bietet als der des subjektiven Erfahrungsberichts. Wobei ich mich davon natürlich auch nicht ganz freimachen konnte.)
bzw. -erwartungen spielen dabei gewiß eine Rolle : "Rolle" ?!) zu fragen; ich wollte Ihnen das nicht unterschieben, ich fragte dies.
Und als ich das fragte, wußte ich noch nichts davon, daß ich dann kurz darauf just aus Ihrer Feder etwas zum state of the art des TheaterkritikerInnenwesens lesen konnte und durfte; solche (gespenstischen) Koinzidenzen begegnen mir hin und wieder, und manchmal sind sie soetwas wie das Salz in der Suppe, mindestens etwas erfreulich und wohltuend Lebendiges oder eine Art Erinnerungs-Cliffhanger auch, um ein "Thema" wiederaufzugreifen, frei nach Kafka: neu zu sehen, dann und wann. Ich vermute, daß wir in der Einschätzung der These von Annett Gröschner garnicht so weit voneinander entfernt liegen, Frau Dössel speziell habe ich allerdings schon sehr "bestimmend" erlebt in der Vergangenheit, und da tatsächlich keine Frau genannt wurde ansonsten, Frau Löffler wäre zum Beispiel auch eine Kandidatin gewesen (aber: Schluß mit den Namen !, mit denen ich hier zwar nicht anfing, die aber, da gebe ich Ihnen Recht, schnell eher das Autoritäre aus dem Blick geraten läßt, welches es so nicht mehr gibt; allerdings muß ich hinzusetzen, daß es anhand Ihres Artikels auch nicht ganz leicht ist, zwischen
"Autoritär" und "Mit Autorität auftreten" eine "saubere" Trennlinie zu ziehen, denn "Autoritäten" wird es immer wieder geben, die schlicht auch als solche wahrgenommen und "behandelt" werden ; Masse muß dabei nicht Klasse bedeuten, aber die hier bei den Tweets stehende Notiz, daß Herr Pesl an die 260 Theaterabende im Jahr besucht , deutet auf eine immense Theater-Form-Erfahrung und wird dann, ganz unabhängig von der Persönlichkeit eines solchen Kritikers, auch ausstrahlen), setzte ich zunächst Frau Dössel hinzu
(die ja im Pressespiegel jener Peggy-Pickit-Sache auftauchte).
Daß die "Autoritären" bzw. "Päpste der Kritik" schwinden, hat vermutlich, wie es in Ihrem Artikel ja auch anklingt (zu den Performances), aber auch seinen Ursprung in der mittlerweile großen und kaum überschaubaren Breite an Spielformen und Spielformaten; ein KANON ist da halt immer schwerer auszumachen, was freilich teilweise zumindestens einhergeht mit der einen oder anderen Spezialisierung bei den KritikerInnen und Kritikern bzw. ua. auch, das ist menschlich, mit der Herausbildung gewisser Steckenpferde.
Ich denke, wenn man dann eine Kritikerin oder einen Kritiker bei ihrer/seiner Herzblutangelegenheit trifft, ihrem oder seinem gleichsam auch privat gepflegten Spezialgebiet, wird die Sache hier und da auch einmal wieder mehr an die alten Autoritäten erinnern
(ich traue mir zu, dafür Indizien zu finden, wollte ich das Thema noch weiter verfolgen). Daß es in den regionalen Medien für die jeweiligen Stadt- und Landesbühnen KritikerInnen gibt, die ein gewisses Monopol besitzen, steht außer Frage (und kann im Kleinen sehr wohl an den Großkritiker erinnern), und da Nachtkritik gelegentlich auch nach Rendsburg, Kiel oder Lübeck kommt, gibt es hier dann durchaus auch mal eine (überregionale) Stimme (mehr); anderenorts mag das tatsächlich gewisse "Papstgewohnheiten" ins Wanken bringen (wenn also Frau Gröschners These eine gewisse Plausibilität hat, dann eher für etwaige Lokalfürsten der Kritik meineserachtens); damit meine ich im übrigen nicht Ihre "Lutherbesprechung", die mir dabei natürlich einfällt, wo ich nach meiner "Handlungsreise", ich nenne meine regelmäßigen Rostockausfahrten tatsächlich für mich seit längerer Zeit so, wieder in den heimischen Kieler Gewässern mich aufhalte..
Es ist schon viele Jahre her, daß der inzwischen verstorbene Großkritiker Karasek nach Paris reiste, um den "Weltstar ohne Namen", Ute Lemper, zu begutachten und zu interviewen. Danach war sie ein Weltstar MIT Namen. Jedenfalls in Deutschland. Wie ein Karasek-Kollege (meiner Erinnerung nach: Riehl-Heyse von der SZ) danach suffisant kommentierte, MUSSTE die Lemper nun zwangsläufig ein Weltstar sein - denn wäre ein Großkritiker wie Karasek für eine Nobody extra nach Paris gereist?
Ich bewundere ja in gewisser Weise die masochistischen Kleinkritiker, die ein Jahr lang kreuz und quer durch Deutschland reisen und viermal die Woche ins Theater gehen (was könnte quälender sein!), um mühsam die Sieger für den Kleinkunstpreis des jährlichen Theatertreffens auszugucken. Aber wie das Ergebnis immer wieder zeigt, werden sie dadurch weder zu Großkritikern noch die ausgeguckten Aufführungen zu Großereignissen. Die paar seltenen Leuchtturm-Aufführungen im breiigen Performance-Schmodder der nachgestellten Roman- oder Film-Re-Inszenierungen rechtfertigen in den Redaktionen nicht mehr den Unterhalt der besonderen Spezies des elitären Großkritikers. Da sind schon die Reisekosten Hamburg-München nicht mehr im Etat drin. Wo es so wenig "Großes" kritisierend zu vermelden gibt, hat auch der Großkritiker keinen Stoff mehr und sein sublimes Existenzrecht verloren.
Karasek seinerzeit sinngemäß zum Stadelmaier-Spiralblock-Drama: "Ich ertrage das Mitspiel-Kindertheatergehopse nicht mehr".
Zitat: "Sie waren groß, weil sie große Stilisten, Meister der deutschen Sprache waren. Auch weil das Theater zu ihrer Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und damit auch die Theaterkritik. Das alles ist längst vorbei."
Applaus. Exakt so ist es. Der Großkritiker ist/war genialer Entertainer wie der geniale Schauspieler (beide gibt es kaum noch, heut "spielt" man nicht mehr, heute "ist" man). Die Mittel des Großkritikers sind - seinem Gegenstand angemessen - sein sprachlicher Stil, seine überbordende Inszenierung des sprachlichen Denkens, seine kreative Handhabung der deutschen Sprache. Der Großkritiker ist zwangsläufig ungerecht und subjektivistisch im Glorifizieren wie im Vernichten. Durch beides provoziert (provozierte) er die theatralischen Handwerksbetriebe zu maximaler geistiger wie handwerklicher Anstrengung. Seine Hymnen sind ebenso einseitig grandiose Spracharbeit wie seine diabolischen Verrisse. Zwischen seinen kreativen Himmeln und Höllen ereignet sich die Mühe der Ebene der Theaterschaffenden. Der Auftritt des Großkritikers ist ein theatralischer, schauspielerischer Akt der Sprache sui generis. Er erschafft visionär das Theater, das reale Theater erschafft ihn.
Stadelmaier war wohl der letzte Große Kreative seiner Zunft. Am selbstbespiegelnden Spiralblockkokolores verreckt das Theater genauso wie die Großkritikerbegleitung. Der Rest ist Kleinkunsttheater.
Falk Schreiber wollte, auch als Sebstbestimmung, auf die nachhaltig veränderte Öffentlichkeit seither eingehen. Schon 2011 hat der Deutsche Bühnenverein eine Broschüre „Das Theater und die Medien“ herausgegeben, die sich der existenziellen Bedrohung der Theaterkritik widmete. Darin erläuterte Nikolaus Merck bereits das offenbar konstitutive Prinzip von nachtkritik, die „Einbahnstraße der Kritik für den Gegenverkehr“, für anonyme Kommentare zu öffnen. Damals war der Hochsitz noch ein Richterstuhl: „Wir wollten den Richterstuhl der Kritik auf den Sperrmüll räumen.“ Ist es so, dass jedes (ästhetische) Urteil gleich wiegt?
In vielen Bereichen wird heute formelle Autorität durch informelle Strukturen ersetzt. Auf Fotos lassen sich milliardenschwere Unternehmensbesitzer wie Mark Zuckerberg von facebook oder der google-Mitgründer Sergey Brin nicht von einem x-beliebigen Netzwerk-Techniker unterscheiden. Die Ähnlichkeiten der Oberfläche, von Klamotten und Habitus, verbergen jedoch nur die kosmischen Differenzen an Macht und Vermögen, an Urteilsgewicht.
Um im Bild zu bleiben: Zuckerberg und Brin präsentieren sich, als hätten sie nie auf einem Hochsitz odeer Richterstuhl gesessen, sie haben sich jedoch auch nie partizipativen Unternehmensformen gestellt. In diesem Weder-Noch steckt das Problem. Man sieht heute nicht mehr jedem so leicht an, ob er Unten oder Oben ist, das Unten oder Oben gibt es aber mindestens ebenso dezidiert wie eh und je.
Das gilt in abgeschwächter Form für jedes Biotop, für die Theater- und gewiss ebenso für die Kritikerszene. Ob man ‚drin‘ ist, merkt man am Terminkalender und am Gehalt oder Stundensatz.
In einem anderen Thread wird der fast gleichzeitig erschienene Beitrag von Tobi Müller in der Schweizer Wochenzeitung heftig diskutiert, der (aus einer Großbanken-Perspektive?) unter anderem schrieb: “Martin Wuttke oder auch Milan Peschel sind Schauspieler, die an den besten Häusern für gutes Geld arbeiten, viel vor der Kamera stehen und als freie Kleinstunternehmer zu sicher verdientem Wohlstand gekommen sind. Von der Klasse der TechnikerInnen und ihren Wünschen ist das Leben dieser KleinunternehmerInnen weit entfernt.“
Da die Meinung derer ‚draußen‘ kostenlos ist, nicht ins Gewicht fällt, dürfen sie sich in ihrer größeren Freiheit und Unabhängigkeit sonnen und die so gefühlte Wärme als Gewinn einstreichen.
Und um einmal die Brücke zu einem vorigen Argument zu schlagen: Wenn, wie unter #19 von Tucholskaja zitiert (ich konnte das Zitat allerdings nicht verifizieren), Daniel Karasek die Kunst eines Schauspieler wie Thomas Lawinky und eines Regisseurs wie Sebastian Hartmann als "Mitspiel-Kindertheatergehopse" abtut, dann sehe ich nicht, wo das den Diskurs weiterbringen soll. Dann sehe ich vor allem ressentimentgeladene Arroganz, und diese mit einer kenntnisreichen, klugen Kritik auf eine Stufe zu stellen, wäre tatsächlich verfehlt.
Es sollte nicht vergessen werden, dass es Kritiker gab, deren Kritiken man immer wieder mit Genuss und Freude lesen kann, auch wenn die Stücke, über die sie schrieben, nicht mehr gespielt werden und die Schauspieler und Regisseure längst tot sind und die Zuschauer auch. Dadurch haben sie der vergänglichsten aller Künste, dem Theater, eine gewisse Ewigkeit gewonnen.
Sie werden mir verzeihen, daß ich das Zitat nur aus dem Gedächtnis aufgerundet und nicht wörtlich korrekt wiedergegeben habe. Mein summarisches "Mitspiel-Kindertheatergehopse" scheint mir aber mnemotechnisch doch eine ganz treffende Annäherung an das 12 Jahre Original von 2006 zu sein. Ich habe es nämlich gefunden (Suchzeit unter 1 min); es lautet korrekt:
"Unter dem Vorwand, bei einer Ionesco-Premiere die Zuschauer zum Mitspielen zu animieren (wie ich das hasse, noch in der Erinnerung; jedes Sackhüpfen und Topfschlagen und Blindekuhspielen auf Kindergeburtstagen ist dagegen ein geistiges Erlebnis)..."
Großkritiker Karasek war damals aus dem Kritiker-Leben schon ausgestiegen; die Spiralblock-Geschichte war ihm wohl ein willkommener Anlaß, die lange aufgestaute Wut über erlittene theatralische Zumutungen loszuwerden.
Davon abgesehen ist der Text ein sehr guter und polemisch-sprachkreativ formulierter Beitrag zur obigen Debatte.
https://www.welt.de/print-welt/article199722/Tort-eines-Kritikers.html
Es handelte sich übrigens nicht um Daniel Karasek, wie oben irrtümlich geschrieben, sondern um dessen Vater Hellmuth Karasek.
("Söhne und Söhne"), gen Schloß Leizen ("Das halbe Leid") ?? Warum muß es der Gegenverkehr sein ?, die Öffnung für diesen besagt natürlich auch nicht, daß es nur dieser sein muß !, ein "Kursist" von Kommentatoren jedenfalls ist eigentlich eher ein Anhalter, der den Nachtkritik-Bus immerhin vom Schwarz-Weiß-Foto her kennt. Und so können wir einander freilich auch gegenseitig auf lesenswerte Texte, wie jenen von Musil über die für ihn überraschende Stabilität des Moskauer Künstlertheaters nach der Oktoberrevolution, ich erwähnte diesen im SIGNA-Thread, hinweisen, oder ?, ohne uns sogleich unsere (vermeintlichen) Defizite vorzurechnen..
Möglicherweise verstehe ich Sie nicht richtig, aber wieso sind wir Schauspieler, Regisseure, Theaterschaffende allgemein "Leidende"??? Das wäre ja ein krasses Missverständnis des Berufes. Wir sind Handelnde!!!
Und Zuschauer sind auch keine "Mitleidenden", vielleicht empathisch Begleitende - dazu sollte man aber den Begriff "Empathie" sehr stringent benutzen, also definitiv NICHT sentimental.
Wir haben Haltungen, wir zeigen (innere wie äußere) Vorgänge, aber wir "leiden" nichT - und wenn, dann ist das ein Privat"vergnügen".
Werter Herr Piesbergen, ich wollte keineswegs eine allgemeine Typologie oder gar eine Charakterologie von Theaterschaffenden-KritikerInnen-ZuschauerInnen
anstrengen; sollte ich mich da wirklich undeutlich ausgedrückt haben, tut es mir leid; auf jeden Fall ist es gut, daß Sie an dieser Stelle noch einmal nachhakten, zumal es auch anderen LeserInnen ähnlich ergangen sein mag wie Ihnen. Ich beziehe mich hierbei aber wirklich nur auf den engen Rahmen eines Nachtkritik-Threads ( meiner Analogie, meinem Bild, meinem Gedankenspiel nach als -kleine- Installation), zumal in diesem speziellen, der ja mit Herrn Stadelmaier anhob (und Herrn Lawinky auf dem Foto zeigt), also es meineserachtens ua. auch nahelegt, über das je spezielle und spezifische "Leiden" -wurde Herr Stadelmaier nicht in Mitleidenschaft sogar gezogen ?- (Kritiken können durchaus mithin erfreulich sein, und so gilt hierbei auch eher ein weiter Begriff von "Leiden" im Sinne von "Qualia") der Theaterschaffenden unter -möglicherweise sehr ungerechter, einseitiger, gar ignoranter Kritik- nachzusinnen; die martialische Formel vom "Verriß" kommt nicht aus dem luftleeren Raum, denke ich, ebensowenig wie die Rede vom "Lampenfieber" (!) und/oder das von SchauspielerInnen häufiger zu vernehmende "Das Spannendste und Schönste ist der eigentliche Probenprozeß". Aber, ich will hier nicht wieder abschweifen, um neuen "Mißverständnissen" Vorschub zu leisten !
Auf einer KRITIKSEITE wie nachtkritik de. werden die Theaterschaffenden
natürlich als die primär Schaffenden wahrgenommen und behandelt -siehe § 9- : das liegt auf der Hand ! Ohne Inszenierungsereignis gibt es schlicht keine Kritik, und ohne eine Nachtkritik auf dieser speziellen Seite gibt es auch keine Thread-Kommentarspalten; so sieht das "Gefälle" hier aus.
Der eigentliche Akteur aber ist auf so einer Seite der Kritik und den Kommentaren ausgesetzt, zusätzlich zu dem, daß man sich schon dem jeweiligen Publikum ausgesetzt hat. Was hier über die jeweilige Produktion geschrieben wird, entzieht sich also zunächst seinem Zugriff
(das macht ihn zum "Leidenden", und für meine Analogie ist das entscheidend: nur dies und allerhöchstens dazu noch die desmeist gültige
Tatsache, daß die Akteure mit der jeweiligen Produktion viel länger zu schaffen haben/hatten als die Kritik und, siehe Gefälle, erst recht als das Publikum (in der Regel), was gewiß eine Rolle dabei spielen dürfte,
wenn es darum geht einer Produktion in Einzelaspekte hinein nachzuspüren (spezifische Empathie für die Produktion zu gewinnen), ihr möglichst gerecht zu werden (aber auch für sich selbst auszuschöpfen)). Befördert nachtkritik de. einerseits vielleicht den tagesaktuellen, den eiligen Leser, so sehe ich seitens der Threadkommentatoren für ihr Handeln noch sehr viel Spielraum, sich der Zeit, welche Akteure sich nehmen müssen, in ihren (möglichst gründlichen Annährungen) wieder ein wenig anzunähern (daher die Rede vom, vielleicht -siehe oben- auch hier lustvollen Probeprozeß danach) und das Gefälle ein wenig abzubauen. Also noch einmal: Keine Typologie des Schauspielers ! Kein "Ohne Leiden kein gutes Werk" (siehe Samuel Schwarz desletzt) !! Aber auch kein "Hauptsache Spaß bei der Produktion" (denn auch das gibt es, daß so ziemlich alle Beteiligten einer Produktion sich abfeiern, aber sonst kaum jemand darum herum versteht, warum eigentlich, oder, daß das Leiden vom Parkett bis in den zweiten Rang kontinuierlich anzuwachsen scheint)..