Kultur abreißen, Einkaufsmöglichkeiten vermehren

17.  Januar 2018. Der Schriftsteller und Liedermacher Wolf Biermann und der Dramatiker Rolf Hochhuth haben sich in einem Brief an die Kulturstaatsministerin und Berliner CDU-Vorsitzende Monika Grütters noch einmal für die Rettung der Berliner Kudamm-Bühnen eingesetzt. Das berichten diverse Medien. "Es darf in Deutschland nicht möglich werden, bedeutende Kultureinrichtungen abzureißen, um Einkaufsmöglichkeiten zu vermehren", heißt es in dem Schreiben, das der Berliner Rechtsanwalt und frühere CDU-Abgeordnete Uwe Lehmann-Brauns verfasst und u.a. auch die Journalistin Lea Rosh unterschrieben hat.

Die von dem bekannten Architekten Oscar Kaufmann errichteten Bühnen – (der u.a. auch die Berliner Volksbühne, das Renaissance Theater, das Hebbel Theater und das Habima Theater in Tel Aviv erbaute) – sollen nach fast 100 Jahren einem Einkaufscenter weichen. Die Theater wurden von Eugen Robert (auf den u.a. auch die Gründung der Münchner Kammerspiele zurückgeht) und Max Reinhardt Anfang der 1920er Jahren gegründet. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen hatte sich die Theaterfamilie Wölffer, die die Privattheater seit Jahrzehnten betreibt, mit dem aktuellen Investor allerdings bereits im Februar 2017 darauf verständigt, stattdessen ein neues Theater unter der Erde des umgestalteten Areals mit oberirdischem Foyer zu akzeptieren. Die Abrissspielzeit ist bereits eingeläutet.

"Mit der Zerstörung würde ein Stück deutscher und jüdischer Theatergeschichte vernichtet", zitiert u.a. die "Frankenpost" aus dem Schreiben. "Das Bild der Republik als Kulturstaat würde, wenn die Bagger über die Theater herfielen, unwiderruflich beschädigt." Die Landesregierung habe es nicht vermocht, die Theater zu retten. Deshalb müsse nun Staatsministerin Grütters eingreifen. "Die finanziellen Folgen könnten/müssten gegebenenfalls durch die alarmierte Öffentlichkeit getragen werden", so die Unterzeichner weiter.

Die Kudamm-Bühnen haben die letzte Vorstellung in den historischen Räumen auf den 27. Mai terminiert. Auf dem Programm steht "Der Raub der Sabinerinnen" in einer Inszenierung von Katharina Thalbach. Als Ausweichquartier ist das Schillertheater vorgesehen, in dem zuletzt die Staatsoper Unter den Linden während ihrer Sanierungszeit spielte. Eine Rückkehr der Kudamm-Theater in den Neubau unter der Erde des neuen Shopping Complexes ist für 2021 geplant.

(Neue Musikzeitung / Frankenpost / sle)

 

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Kommentare  
Ku-Damm-Bühnen: Lösung muss es geben
Da haben Sie recht, die Ankläger/innen. Warum die Erhaltung der Bühnen baulich nicht möglich sein soll, hat noch niemand schlüssig erklärt!

Einkaufszentren gibt es in der Tat genug.

Ingenierstechnisch MUSS es eine Lösung geben. An anderer Stelle wurde auch ein Saal erhalten (siehe unten). Wohlgemerkt: Um danach ordentlich Kohle damit zu scheffeln. Armes Theater, da kannst du wohl nicht mithalten.

https://www.youtube.com/watch?v=TdJwt12CCVo
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