Presseschau vom 4. Februar 2018 – Der Freitag berichtet vom Symposium "Performances von [weiblichkeit] in den darstellenden Künsten"

Wir haben 2018, haben wir?

Wir haben 2018, haben wir?

4. Februar 2018. In der Wochenzeitung Freitag schreibt Anne Höhn über das Symposium "Performances von [weiblichkeit] in den darstellenden Künsten", das am 20. Januar 2018 an der Universität der Künste Berlin stattfand. Wir fassen die Programmpunkte zusammen. Der Artikel zur Diskriminierung der Frauen in den Darstellenden Künsten ist außerordentlich informativ.

Studie Frauen in Kultur und Medien

Dr. Cornelie Kunkat, Referentin für "Frauen in Kultur und Medien" beim Deutschen Kulturrat, deren Aufgabe es bis 2020 sei, "den Diskurs zur Geschlechtergerechtigkeit zu unterstützen und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung zu entwerfen" berichtete über die 2016 im Auftrag der Staatsministerin für Kultur und Medien durchgeführten Studie "Frauen in Kultur und Medien". Die Fragen: "Wie viele Frauen studieren und arbeiten in künstlerischen Fächern und was verdienen sie? Sind sie in führender Position? Wie steht es um die Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbetrieb?" Das Ergebnis: niederschmetternd. Anne Höhn fasst zusammen: "Wo immer Frauen mit Männern im Bereich darstellende Künste, Film, Fernsehen und Theater konkurrieren, werden sie benachteiligt."

Knapp zwei Drittel der Studierenden seien weiblich, aber nur ein Drittel der Lehrenden. 43 Prozent des Personals im Theater sei weiblich, aber nur 20 Prozent der Bühnenleitungen seien "in weiblicher Hand", Souffleusen hingegen seien zu 80 Prozent Frauen. Beim Schauspiel betrage der Gehaltsunterschied im durchschnittlichen Jahreseinkommen 46 Prozent. Gegenüber 21 Prozent Gender Pay Gap über alle Berufe hinweg. Schauspielerinnen seien "hochgradig von den führenden Regisseuren und anderen Entscheidungsträgern abhängig" und die seien männlich.

Strukturelle Ungleichbehandlung

Die Regisseurin und Mitgründerin von Pro Quote Bühne France-Elena Damian und Janina Benduski, Produktionsleiterin und Vorsitzende des Bundesverbands Freie Darstellende Künste, sprachen über strukturelle Ungleichbehandlung. Die Realität, die sie schilderten, greife der Bundesverband freie darstellende Künste in seinem Leitbild auf: "Die ungleichen Karrierechancen für Frauen hängen nur teilweise damit zusammen, dass Familienplanung und Karriere bei Frauen parallele laufen. Vielmehr werden Männer von anderen Männern wie Frauen überschätzt, Frauen hingegen von Männern und ihren Geschlechtsgenossinnen unterschätzt."

Rollenprofile für Frauen

Nora Abdel Maksoud und Suna Gürler, beide Schauspielerinnen und Regisseurinnen am Maxim Gorki Theater Berlin, berichteten über die Rolleprofile für Frauen. Meistens bedienten sich Regisseurinnen aus "dem Repertoire Jungfrau, Hure, oder Mutter". Gemeinsam hätten alle Figuren, "dass sie sich über ihre Sexualität und ihr Verhältnis zum Mann definieren", mit genau zwei "Handlungsoptionen": "Lieben und Heiraten in der Komödie oder Lieben und Sterben in der Tragödie."

Autorin und Regisseurin Sophia Hembeck und das Kollektiv Frauen&Fiktion berichteten von ihren Erfahrungen im Studiengang Szenischen Schreiben an der UdK.

Eva Kessler und Anja Kerschkewicz vom Kollektiv Frauen&Fiktion bechäftigten sich mit der Frage wie "das weibliche Begehren" oder einen "weiblichen Körper" dar, ohne den "omnipräsenten 'male gaze' zu bedienen", der auch weibliche "Sehgewohnheiten" bestimme?

(jnm)

 

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