Burning Issues

Bonn, 12. März 2018. Am vergangenen Sonntag den 11. März 2018, trafen sich in den Kammerspielen Bad Godesberg des Theater Bonn über 350 Frauen unter dem Titel "Burning Issues" zum ersten Treffen der Theatermacherinnen. Die Veranstaltung war von der Bonner Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp und Lisa Jopt, Ensemblemitglied am Bochumer Schauspielhaus, initiiert worden. Der Andrang von Frauen aus sämtlichen Berufsgruppen war gewaltig, die Platzkapazitäten reichten bei weitem nicht aus.

BURNING ISSUES Gruppenbild Thilo BeuGruppenbild der Theaterfrauen bei "Burning Issues"   © Thilo BeuNach Diskussionen sowohl in Arbeitsgruppen als auch im Plenum, die sämtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, kristallisierten sich sechs Themenschwerpunkte für die weitere Arbeit heraus:

1. Die Abschaffung der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen.
2. Die Schaffung von familienfreundlicheren Strukturen an den Theatern.
3. Die Erhöhung des Anteils von Frauen in allen Ressorts.
4. Die Ahndung von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen.
5. Die Reform von vorherrschend patriarchal orientierten Führungsstrukturen.
6. Der Wunsch nach mehr Diversität, Inklusion und Solidarität.

Wie es in einer Presseaussendung des Theaters Bonn heißt, werden sich alle "Teilnehmerinnen kraft ihrer Ämter und Talente für einen Kulturwandel einsetzen und an der weiteren Konkretisierung und Durchsetzung der Themenschwerpunkte arbeiten".

Nächste Schritte

Konkrete Maßnahmen sollen sein: "die Vernetzung zum Thema Jobangebote und Gagenverhandlungen, das Hinwirken auf die Veränderung des Stücke-Kanons hin zu mehr Geschlechtergleichheit und Diversität, die finanzielle Beteiligung an Kinderbetreuungskosten durch den Arbeitgeber, die vermehrte Nutzung von bereits bestehenden Instrumenten der Interessenvertretung wie Gleichstellungsbeauftragte, Personalräte, Betriebsräte und Ensemblesprecher*innen".

Resumee der Initiatorinnen

Laut der Presseaussendung erklärte Lisa Jopt nach dem Treffen: "Dies war ein weiterer wichtiger Schritt für alle Menschen – Männer wie Frauen –, die Interesse an einem Paradigmenwechsel im Theater haben. Wenn die Ergebnisse der Konferenz schnell umgesetzt werden, bedeutet dies unmittelbare Konsequenzen für die Lebensqualität und künstlerische Exzellenz aller Beteiligten. Nur unter Frauen zu sein ist ein Ereignis." Und Nicola Bramkamp ergänzte: "Wir haben mit 'Burning Issues' einen kräftigen Aufschlag gemacht und sind überwältigt von der Energie der teilnehmenden Frauen. Es wird definitiv eine Folgeveranstaltung und weitere Arbeitsgruppen geben. Es wurde deutlich, dass die Frauen bereit sind, ihre Themen mit Nachdruck zu verfolgen. Oder wie eine Teilnehmerin sagte: Wir wollen nicht die schimmlige Hälfte. Wir wollen einen neuen Kuchen!"

(Theater Bonn / jnm)

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Kommentare  
Burning Issues: Teufel im Detail?
Great Stuff. Die sechs hier genannten Schwerpunkte ...

1. Die Abschaffung der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen.
2. Die Schaffung von familienfreundlicheren Strukturen an den Theatern.
3. Die Erhöhung des Anteils von Frauen in allen Ressorts.
4. Die Ahndung von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen.
5. Die Reform von vorherrschend patriarchal orientierten Führungsstrukturen.
6. Der Wunsch nach mehr Diversität, Inklusion und Solidarität.

... sind sehr zu unterstützen (auch wenn Punkt 3 natürlich etwas unsauber formuliert ist, wenn man Bereiche wie Kostüm/Schneiderei, Theaterwissenschaftsstudium, Soufflage, usw. denkt).

Es wird nun sehr von der weiteren Konkretion abhängen. Während man sich bei den Zielen noch einigen kann, wird nun die Analyse der Mechanismen, die zu Missständen führten und davon abgeleitet Vorschläge für Instrumente zur Behebung/Milderung erheblich anspruchsvoller und kontroverser. Der Teufel steckt oft genug im Detail. Good luck dabei!
Burning issues: klingt am besten
Klingt nicht nur gut, klingt besser! Am Besten! Freue mich auf MEHR
Burning Issues: Inszenierungsquote
Die Forderung auf "das Hinwirken auf die Veränderung des Stücke-Kanons hin zu mehr Geschlechtergleichheit und Diversität" ist höchst problematisch. Sie ist schlicht kunstfeindlich.
Paul Tostorf
Burning Issues: Primat der Kunst
@3: Nöö. Beides ist zeitgleich möglich. Wenn besagtes Hinwirken zum Primat erhoben würde, dann würde ich mich Ihrer Sorge anschließen. In der Tat ist aber das Primat der Kunst hier nicht explizit. Oder?
Burning Issues: Kunst vs. Diversität?
@3 seit wann verhindert ein intersektionaler Ansatz künstlerische Qualität? Überlegen Sie doch mal, wie viel Kunst uns bisher vorenthalten wurde, da ihre Sichtbarkeit durch Machtstrukturen verhindert wurden. Das ist das eigentlich höchstproblematische und ich freue mich darauf, dass sich dies ändern wird.
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