Offener Brief zur Berliner Volksbühne
Öffentliche Debatte gefordert
Berlin, 29. April 2018. In einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, wird eine öffentliche Debatte über die Zukunft der Berliner Volksbühne gefordert. Als Verfasser*in des Schreibens tritt das Kollektiv der Besetzer*innen des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz im vergangenen September auf.
"Den Mitarbeiterinnen, Fachleuten und dem Publikum muss in diesem Prozess die notwendige Zeit und echtes Mitspracherecht eingeräumt werden", heißt es in dem Schreiben unter anderem. Ab sofort will das Kollektiv selbst Verhandlungen über die Zukunft der Volksbühne öffentlich führen. Durch das Abhalten offener Versammlungen sollen die verschiedenen Interessen sichtbar gemacht werden, wird es im Offenen Brief formuliert. Die erste Versammlung ist für den 6. Mai 2018 ab 16 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz angekündigt.
(sle)
Das ganze Schreiben: Offener_Brief_des_Kollektivs
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schon klar. aber die "besetzer*innen" haben doch selber keine ahnung von der materie. hast du mal das kulturprogramm in der köpi 137 oder in der rigaer strasse gesehen? oder im newyorck? bisschen drum and bass, bisschen punk für die grauhaarigen, bisschen breakbeats, bisschen kiffen und und saufen um die sociualkultur smooth zu kriegen.
film oder theater ist dort totale fehlanzeige. warum sollten leute, die du NIEMALS im ausland, im theaterdiscounter, im keller in NK oder anderen kleinhöhlen siehst jetzt ausgrechnet trendscouts werden? di ahben sich doch vorher auch nicht dafür interessiert. gutes theater will ja auch erkannt sein - oder mit bazon brock - willst du geschmack entwickeln musst du dir erstmal viel anschauen.
total recht hast du mit der faulheit gegewärtiger "kuratoren", das letzte programm, das in berlin theaterseitig überrascht hat war von frie leysen, das erste foreign affairs. impulse war unter malzacher seriös, nicht überraschend, von hartz programmierung immer der dritte aufguss alter namen, verpackt in zuckerwattiges geschwurbel, der kurator als künstler und ähnlicher schwachsinn.
insferen auch wenns langweilig erscheint: bitte eine/einen vernünftigen Intendanten/in, die vom theater etwas versteht und sich wie ein mensch benimmt - das dürfte doch nicht zuviel verlöangt sein?
vielleicht aich mal vorher fragen ob die person eine vorstellung vopn führungskultur hat und die sprache der mitarbeiter versteht. gut wäre auch mal ein paar leute aus berlin ins team zu holen - die wenistens wissen wor diese keller sind, von denen der vorige post redet.
(Bei den Verfasser*innen des Briefes, auf den sich die obige Meldung bezieht, handelt es sich um Vertreter*innen des Besetzungskollektiv vom September. Wir haben das geprüft. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, sle)
Theaterleute machen immer in erster Linie Theater für ihre Generation. Das liegt in der Natur der Dinge. Wer mit Jimi Hendrix aufgewachsen ist, hat einer andere Lesart von Schillers RÄUBERN, als jemand mit Lady Gaga im Ohr. An den Berliner Schauspielbühnen dominieren jetzt die 50-Jährigen. Khuon am DT ist eine Generation älter und sammelt gerade die Peymann-Fans ein, die Reese am BE weglaufen. Was für ein Theater die 20- bis 30-Jährigen wollen, kann ich nicht sagen. Dafür bin ich zu alt. Aber es ist diese Generation, die meiner Meinung nach das Recht hat, an der Volksbühne ihre Vision von Theater zu entwickeln. Und die Lösung heißt nicht Ersan Montag, der auf mich eher so wirkt, wie Egon Krenz damals im DDR-Politbüro ("Ich, ich ich! Denn ich bin von allen Anwesenden im Saal der Jüngste") Sondern die Volksbühne sollte ein Ort werden, der sich von den anderen Berliner Schauspielbühnen mindestens so sehr unterscheidet wie vor 25 Jahren der Technoclub TRESOR vom Punkschuppen SO 36.
Wir sind das Kollektiv, das sich aus der "Besetzung" heraus entwickelt hat und die damals formulierten Ideen praktisch erprobt und seitdem gemeinsam arbeitet. Unser Kollektiv besteht aus Handwerkern, Theatermachern, Filmemachern, Philosophen, Soziologen, Musikern, Studenten Schauspielern, freien Künstlern, Architekten, Köchen, Gastronomen uvm. Wir fordern vor allem einen öffentlichen und offenen Diskurs und laden auch die Facebookadministratoren von B6112 ein, sich an diesem Diskurs zu beteiligen. Die im Brief formulierten Wünsche einer Teilhabe an diesem Prozess der Aushandlung sind als Angebot unsererseits zu verstehen. Dieses Angebot besteht im wesentlichen aus zwei Teilen. Einerseits dem Organisieren, Garantieren und Anregen eines öffentlichen und offenen Diskurses unter Einbindung und Entwicklung theatraler Mittel und andererseits dem regelmäßigen Bespielen einer oder mehrerer Nebenspielstätten wie z.B. die Salons oder Foyers, und zwar unter einer experimentellen Leitungsstrukur der "kollektiven Intendanz" (siehe B6112.de). Dieses Selbstexperiment soll es uns praktisch erlauben, Alternativen auszuprobieren und exemplarisch umzusetzen. Diese Labor-Bedingungen bleiben auf die zu Verfügung gestellten Räume und Mittel beschränkt, gleichzeitig aber soll die Interimszeit als Gelegeheit wahrgenommen und als Freiraum genutzt werden, um in einem überschaubaren Rahmen endlich mal etwas Neues zu wagen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Kollektiv
Überlasst die Volksbühne den Profis und probiert Euch gerne aus, aber in echten experimentellen Räumen.