Kein Adrenalinstoß nötig

Bern, 9. Mai 2018. In Reaktion auf einen Artikel der Neuen Zürcher Zeitung unter dem Titel "Kunst braucht Unruhe – das Theater Bern ist das beste Beispiel" äußert sich das Schauspiel-Ensemble des Konzert Theaters Bern zu den jüngsten Querelen in der Leitungsebene. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass sich das Konzert Theater Bern und der seit 2017/2018 auf einem Zweijahresvertrag amtierende Schauspieldirektor Cihan Inan zum Ende der Spielzeit 2018/2019 im Konflikt trennen. Bereits Inans Vorgängerin Stephanie Gräve war im Januar 2016 im Unfrieden gegangen.

Unsicherheit und Angst sind nicht gerechtfertigt

In dem von vierzehn Schauspieler*innen und vier Mitgliedern der Dramaturgie und der Regieassistenz gezeichneten Offenen Brief (hier vollständig abgedruckt) heißt es an die Adresse der NZZ-Theaterkritikerin Daniele Muscionico: "Sie schreiben, dass eine Unruhe, wie sie das Berner Theater gerade erlebt, der Kunst nützt und sie inspiriert. Wir hingegen glauben nicht, dass Theater ein derart kurzlebiges Medium ist, dass Interimsspielzeiten zur Regel werden sollten, bloss weil sie allen Beteiligten einen schnellen Adrenalinstoss versetzen. Wir glauben auch nicht, dass eine Einladung zum Berliner Theatertreffen die Unsicherheit und Angst rechtfertigt, die ein ständiger Wechsel auf der Leitungsebene für unser Ensemble mit sich bringt."

"Wir glauben, dass personelle Unruhen nicht mit künstlerischen Unruhen verwechselt werden sollten“, schreibt das Ensemble weiter. "Wie Sie sind wir der Meinung, dass ein Theater starke Persönlichkeiten mit Konfliktfähigkeit braucht, aber dass diese – und das ist das Entscheidende – in ihrer Stärke und Konfliktfähigkeit mit stabilen Arbeitsbedingungen geschützt werden müssen."

(chr)

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Kommentare  
Berner Ensemble-Brief: Angebot ausgeschlagen
Fakt ist, dass der Schauspieldirektor das Angebot von KTB für eine Vertragsverlängerung nicht angekommen hat, weil seine Bedingung, einer Kollegin zu kündigen, nicht erfüllt wurde.
In welchem Haus, geht so etwas schon?
Berner Ensemble-Brief: großartig formuliert
Danke für diese grossartig formulieren Zeilen - toll!
Berner Ensemble-Brief: aus dem Herzen
Liebes Berner Ensemble als ehemalige KTB Mitarbeiterin möchte ich Euch für eure Gegendarstellung danken, ihr sprecht mir aus dem Herzen!
Berner Ensemble-Brief: krass
Der Brief ist wichtig und richtig, dass sich darin selbst die Darsteller*innen aus dem Umfeld der Regisseurin und Märki-Vertrauten Meyer zu Wort melden, ist krass und zeigt wie tief der Riss inzwischen im Theater Bern ist.
Es war ein dummer Schachzug Märkis, den Schauspiel-Direktor ziehen zu lassen. (...)
Berner Ensemble-Brief: Ursache
liebr "theatergast", was Sie schreiben stimmt, aber dann sollten sie auch die ursache kennen, weshalb der dirketor diese bedingung gestellt hat, oder?! denn an welchen haus wird schon gefordert, dass eine kollegin gekündigt wird? das kommt nur vor, wenn da auch was großes vorgefallen ist, oder?! (...)
Berner Ensemble-Brief: falsche Frage
@Theatergast
Lieber Theatergast, sie stellen die völlig falschen Frage. Entweder aus Unkenntnis oder mit gewissen strategischen Zielen. Die Frage sollte lauten: In welchem Theater wechselt jedes Jahr die Schauspielleitung, weil diese entweder flüchtet, rausgeschmissen wird oder die strukturellen Mängel als so eklatant beurteilt, dass sie den Versuch eines Aufbaus uns Kontinuität wieder abbrechen muss?
Berner Ensemble-Brief: gutes Zeichen
Die Entgegnung der Berner_innen könnte auch in Thread von Sebastian Huber stehen, der die oft sogar noch stolze Ignoranz mancher Kritiker_innen beklagt. Was die Kritikerin der NZZ, ehemals bei Krawall-Köppels Weltwoche, ernsthaft verkündet, ist krudester Neoliberalismus: instabile Organisationsformen garantieren künstlerischen Gewinn. Das ist bereits managementtheoretisch veraltet, bestenfalls esoterisch, zudem völlig theaterfern. Es ist ein gutes Zeichen, dass sich die Theater zu wehren beginnen, wenn die Theaterkritik überfordert wirkt. Nicht dass die Theater deswegen immer Recht haben, meine Güte, aber die Gefahr der Echokammer, in die sich die Theaterkritik zurückzieht, wird etwas kleiner dadurch.
Berner Ensemble-Brief: Einwand
Das kommt mir vor wie ein Stellvertretergefecht: Muscionico schreibt einen Artikel und bezieht sich auf Äusserungen von Märki und Stiftungspräsident Brülhart. Inan hat freiwillig gekündigt. Märki sagt in der Berner Zeitung, er wolle die Schauspielleitung übernehmen,um die Kontinuität im Ensemble zu gewährleisten und Brülhart beschreibt die angeblich flachen Hierarchien in den leuchtendsten Farben. Klingt auf den ersten Blick toll: Der Intendant übernimmt, damit niemand gekündigt wird und man übt sich täglich in praktischer Demokratie.
In Bern und in der Theaterszene weiss man vielleicht, dass es in Wahrheit anders aussieht, aber die Journalistin aus Zürich? Sie sieht gewisse Erfolge und geht davon aus, dass Märki und Brülhart die Wahrheit sagen. Einige Brief-Unterzeichner sind lange in Bern und haben alle Direktionswechsel unbeschadet überstanden. Es gibt keinen äusseren Grund anzunehmen, dass jemand Angst haben muss, Muscionico lobt gerade die Kontinuität der Arbeit - genau was die Ensemblemitglieder fordern. Der Artikel zeugt vielleicht von Unkenntnis, aber nicht von Neoliberalismus. Gibt es in Bern Missstände, muss man sie öffentlich benennen und nicht Journalisten vorwerfen, dass sie sie nicht erraten.
Berner Ensemble-Brief: es ist gut
#8 Auch die "Journalistin aus Zürich" (die das Theater seit Jahren journalistisch begleitet, und jetzt ernsthaft - Zürich ist 125km von Bern entfernt) könnte aber wissen, daß ihr Artikel in der NZZ (bewußt?) vor Fehlern strotzt. So ist zB die vielgelobte Einladung zum Theatertreffen der geschassten Stephanie Gräve zuzuschreiben, die in dem einzigen Jahr, in dem sie gestalten durfte, Ersan Montag nach Bern gelotst hatte.
Es ist gut, daß sich das Ensemble in einem Brief wehrt - meiner Meinung nach zu spät und zu vorsichtig - sonst wären Gräve oder Ihan noch da.
Berner Ensemble-Brief: durchlöchertes Nest
In Bern kann niemand irgendwas benennen, was nicht aus Programmheften ersichtlich ist. Diejenigen, die könnten, dürfen nicht. Für die ganze Belegschaft herrscht nach wie vor totale Schweigepflicht bezüglich sämtlicher Vorgänge und konkreter Fakten.

So viel ist immerhin klar. - Und das ist sehr gut spürbar für alle, die öfter mal ins Schauspiel gehen.

Die Stücke, d.h. künstlerischer Ausdruck, soll, kann, darf, muss (?) alles Mögliche aufwerfen, problematisieren, schockieren, was auch immer. Provozieren, in uns heraufrufen, sowieso; das ist ja das Wesen jeder Kunst. Noch der konventionellsten.

Anstellungs- und Arbeitsbedingungen hingegen nicht. Da geht es um Menschen. Diejenigen, die die Kunst machen. Das braucht - zwingend, wie ich finde - eine nicht konfliktfreie, aber eine von den Rahmenbedingungen her grundsätzlich gute Arbeitsatmosphäre. Setzt Vertrauen können voraus. Gerade in einem so sehr exponierten Beruf!

Dass dies schon lange nicht mehr der Fall ist, ist auch im Publikumsraum, diesseits dieser vierten Wand also, sehr gut spürbar.

Trotz, oder gerade wegen (!), des ganzen Schweigens. Das hängt inzwischen zwischen allen Stühlen und in den Wänden, buchstäblich.

Dass das Schauspiel trotz allem immer noch berührt, die Schauspieler*innen inklusive des weniger sichtbaren Umfelds dies auch nach Jahren des Ungleichgewichts immer noch durchhalten, und Qualität trotzdem immer wieder und noch auf die Bühne bringen, ist beeindruckend. Ein Wunder. (Wobei viele ja schon gewechselt haben oder wechseln mussten.)

Das Wunder aber müsste in der Kunst an sich liegen, anstatt in einer bereits Jahre dauernden Zusatzbelastung, fern aller künstlerischer Erfordernisse.

Und Nestbeschmutzung, wie das auch schon genannt wurde, scheint mir dies nicht. Wo das Nest bereits so durchlöchert ... Übrigens schaffen die Vogeleltern die Kotsäckchen der Jungvögel raus. Es sind die Leitungsetagen, die das Nest bauen und prägen. Und für das Schmutzentfernen zuständig sind.

Auch dafür, dass Teams flexibel bleiben; statt unter permanenter immer gleicher Einmischung zu stehen. Dies eine Erkenntnis, die rein aus Programmheften und aus häufigen Besuchen und daher möglicher schlichter Beobachtung vor Ort ablesbar ist. Ausserdem: Wer besteht innerhalb eines Theaters schon auf seine eventuellen akademischen Titel. Das allein wirkt schon - naja, lächerlich irgendwie. Aber ja.

Künstlerisch geben Theatermenschen ohnehin von ihren magischen Geheimnissen nichts preis. Zu Arbeitsbedingungen hingegen komplettes Schweigen aufgezwungen zu bekommen, das bekommt nun mal nicht. Nicht in unserem gesellschaftlichen und politischen Umfeld. Da passt das schlicht nicht rein. Und ist deshalb per se schon Gift.
Berner Ensemble-Brief: Neuaufsetzung des Hauses
Märki muss weg. Wäre nun eine folgerichtige Konsequenz aus dieser tragischen Geschichte. Doch das greift zu kurz. Jeder Intendant würde unter den gegebenen Bedingungen scheitern. Das ist eben das tragische Element. Seit Jahren wird gewarnt vor den untauglichen Strukturen, unter denen in Bern ein Vierspartenhaus erfolgreich wirtschaften soll. Selbstverständlich muss nun auch ein Märki festhalten an diesen Strukturen. Er kann unter den gegebenen Umständen gar nicht mehr anders handeln, als wie er handelt. Nötig wäre nun endlich eine Bestandesaufnahme aller Beteiligten. Dafür sind Schweigegebote an die Beteiligten die dümmste Restriktion. Wichtig wäre nun ein Schlussstrich, Bestandesaufnahme aller Meinungen. Neuaufsetzung des Hauses. Das geht letztlich mit allen Angestellten am Haus, ohne eine einzige Entlassung. Sogar Stephan Märki müsste unter neu reflektierten Strukturen würdig sein Amt bis 2021 behalten können. Aber dieser Druck, der da aufgebaut wird auf den Angestellten (insbesondere dem Schauspielensemble) ist jetzt - Mai 2018 - einfach - nun ja - nach all den offen daliegenden Vorkommnissen nur noch unwürdig, demütigend, peinlich. Nadine Borter, die nun neu den Stiftungsrat leiten wird, muss nun zeigen, ob sie bereits Teil dieser vom Patriarchat geprägten Sippschaft ist - die seit 2010 jeglichen guten Rat ausschlägt - oder ob sie ein neues Kapitel aufschlagen will. Es ist wichtig, die wirklich Verantwortlichen jetzt - Mai 2018 - zu benennen!
Berner Ensemble-Brief: Zeit gewinnen
Märki muss bis 2021 bleiben, weil die Politik und die Stiftung Zeit brauchen, ein sinnvolles neues Leitungsmodell mit den richtigen Leiter*innen aufzugleisen. Wenn er jetzt zurücktritt wird schnell ein Ersatz-Märki gesucht und die Probleme gehen weiter. Der Stiftungsrat muss Verantwortung übernehmen und analysieren, wo die Probleme sind, allfällige Änderungen vornehmen und bis Sommer 2019 ein neues Leitungsteam für 2021 aufbieten. Zwei Jahre Vorbereitung braucht es für ein Haus dieser Grösse. Bis dahin muss Märki das Haus solid verwalten. Finanziell hat er es ja im Griff.
Berner Ensemble-Brief: 8 Schritte
Das Haus lässt sich viel schneller umstellen. Dafür braucht es keine drei, oder vier Jahre. Am Ende wird Herr Märki noch gefragt, ob er verlängert, wenn jemand die verbrannte Erde nicht wieder bewirtschaften will?

Möglicher Fahrplan:
1. Zügige Sitzung des Stiftungsgremiums. Ratschlag über ein neues Leitungs- und Kommunikationsmodell.

2. Ausschreibung jetzt. Auswahlkommission. Beginn der Suche des neuen Leitungsteams. Gespräche ab Herbst, Auswahl Dezember. Vorbereitung 1,5 Jahre. Start 2020 - damit wäre ein wichtiges Jahr gewonnen.

3. Das neue Leitungsteam könnte bereits ab Jänner 2019 mit den Vorbereitungen im Haus beginnen, und sich in die Leitung aktiv einarbeiten.

4. Die verbleibenden Direktoren bilden bis dahin ein Direktorium, das gemeinschaftlich, in ihren Sparten jedoch alleinverantwortlich die Geschäfte führt. Vergleichbare Modelle gibt es.

5. Das Schauspiel wird interimistisch von Cihan Inan zu seinen Bedingungen weitergeführt, was dem Theater Bern deshalb gut zu Gesicht stehen würde. Auch Samuel Schwarz wäre eine integre Lösung.

6. Der Stiftungsrat gibt sich ein neues Corporate Governance Reglement, um zukünftig mehr Durchsicht und Objektivität zu wahren:
Die Nähe zu Leitungsmitgliedern. Gemeinsame Abendessen, Freundschaften, Bergtouren, Begegnungen sind nicht mehr erlaubt - auch keine Geschenke.

7. Zugleich wird Theater-Sachverstand in das Gremium geholt. Kluge, erfahrene, reform-orientierte Denker*innen.

8. Compliance-Regeln auch für den Theaterbetrieb. Dabei muss der Stiftungsrat auch über Partnerschaften beraten dürfen, die mit Unterstellungsverhältnissen und Moralischen Risiken verbunden sind.
Berner Ensemble-Brief: ein Zusatz
Gute Vorschläge von A. Cotard. Nur wäre der Wille der Ensemble nun zu berücksichtigen. Sie sollen ihren Spielleiter selber wählen dürfen.
Berner Ensemble-Brief: alle Schuld hat nur einer?
Verbrannte Erde?
Noch immer kann ich das Problem, die Unruhen und Aufregungen nicht verstehen.
Fakt ist doch, dass ein Mitarbeiter, seinen Vertrag, aus persönlichen Gründen nicht verlängern möchte,
Das ist doch schon alles, etwas was täglich überall, in allen Branchen vorkommt.
Natürlich ist es nun einfach,die Schuld auf andere zu schieben, in diesem Fall auf eine einzige Person, Stephan Märki.
Wer kommt denn da noch nach?
Erinnern wir uns an Weimar, wo es hiess, Märki muss bleiben, er dort nicht aufgeben hat und bis zum Ende, um diese Stadt, um dieses Haus und vor allem um jeden einzelnen Mitarbeiter zu kämpfen, erfolgreich und nichts anderes tut er heute in Bern.
Nun, da draussen wissen es ja alle besser!
Berner Ensemble-Brief: drinnen/draußen
@Theatergast
So monokausal wie sie hier behaupten, hat niemand hier argumentiert. Im Gegenteil wurde hier das Strukturproblem benannt umd keine Einzelschuld gesucht. Sie machen draus aber PR für die Heilsfigur. Vielleicht weil sie mehr „drinnen“ hocken als wir „draussen“?
Berner Ensemble-Brief: Feuilletonnebel
LiebeR Echt Jetzt? Unruhe hält Kunst lebendig, steht da. Kann sein, dass das nur Feuilletonnebel ist und noch nicht einmal neoliberal. Besonders wenn man den Satz davor noch mitbedenkt: Da wird zum Kritiker der Mitsprache, wer die Vogänge in Bern kritisiert? Sie haben Recht, das ist vermutlich alles ganz anders gemeint. Bloß: Wie? Ehrlich, ich verstehe kein Wort. Hier im Original: "Wer die Berner Theaterunruhen kritisiert, stellt das Modell Mitsprache infrage und übersieht: Unruhe mag zwar keine Schweizer Vorliebe sein, doch sie ist das, was Kunst lebendig erhält"
Berner Ensemble-Brief: Differenzierung
#15 Lieber Theatergast! Die Einschätzung von Märkis Wirken in Weimar muss man doch wohl etwas differenzierter sehen. Er war dort ganz sicher ein Pfund auf der Bühne der Landeskulturpolitik und ein kühner Stratege, der sich auch gerne mal als Volkstribun feiern ließ. Aber sein personalpolitisches Hickhack aus Vetternwirtschaft und ständiger Auswechslung in der Führungsetage war auch dort bereits legendär und durch die Medien hinlänglich bekannt. Beide Facetten seines Führungsstils scheint er jetzt in Bern fortgesetzt zu haben. Viel Spaß dort noch mit ihm. Weimar freut sich derweil über einen klugen, reformorientierten Intendanten wie Hasko Weber.
Berner Ensemble-Brief: Nebelmaschine
Liebes Neoblubb,
das ist der Punkt: Muscionico ist dem KTB-Werbesprech auf den Leim gegangen und verbreitet Feuilletonnebel. Als Schweizer*in versteht man den zitierten Satz wohl schon, denn in diesem Land ist viel auf Deckelung, Befriedung durch Konfliktunterdrückung, Schönfärberei ausgerichtet, man nennt das Ausgleich. Unruhe wird nicht gern gesehen, deshalb hält man in Bern den „starken“ Mann an der Spitze. Das hat anscheinend Muscionico nicht begriffen, sie glaubt den Mitspracheblubb. Jetzt wird Muscionicos Nebelei angegriffen, statt nach denjenigen zu fragen, die die Nebelmaschine angestellt haben. Thema verfehlt.
Berner Ensemble-Brief: geht so nicht
Liebe Alle! Ich hatte nie vor, Sauerstoff zu liefern oder diese Diskussion zu entfachen, niemals! Es kann aber auch nicht sein, dass sich hier jeder alles erlauben kann zu schreiben, nur weil sie aus der Branche kommen und somit das Gefühl haben, alles besser zu wissen, vor allem die Frechheit und die Arroganz zu besitzen, den " Mann an der Spitze" persönlich anzugreifen und regelrecht fordern "Märki muss weg" . Das geht nicht und ich finde es sehr wichtig, dass auch meine Worte und mein Empfinden zum hoffentlich guten Schluss, veröffentlicht wurden.
Berner Ensemble-Brief: perfide
Lieber Theatergast, ich kann mich ihren Worten nur anschließen . Ich finde unglaublich, wie sich hier auf einzelne Personen eingeschossen wird und sich gleichzeitig um deren Nachfolge beworben wird. Das erscheint mir kein differenzierter Blick zu
sein. Dem Ensemble ist nur zu wünschen, dass sie mit Märki noch ein paar ruhige Jahre haben und das deren Zukunft nicht in solchen Foren entschieden wird.
Berner Ensemble-Brief: Zerfall dauert
Die Diagnose ist bereits vor zwei Jahren richtig gewesen. Nicht der Schauspieldirektor muss gehen. Doch wer an der Macht klebt, wird den richtigen Moment für einen würdevollen Abgang verpassen.
Ich freue mich jetzt schon auf das pompöse, aus Sponsorengeldern finanzierte Abschiedsbuch der Intendanz Märki. Warten wir es ab.
Und Du, lieber Cihan Inan, musst bleiben und Deine Aufgabe zu Ende führen. Unter Märki haben wir zu viele Zuschauer und weiter an Bedeutung gewonnen. Es dauert bis das Römische Reich zerfällt.
Berner Ensemble-Brief: Argumente verdreht
Lieber Theatergast und Eddy
Krass, wie sie hier Fakten verdrehen. Hier wurde das Strukturproblem benannt, nichts anderes. "Märki muss weg" wurde als Forderung sogar verworfen, weil es zu kurzsichtig ist, "Personalienfragen" aus diesen tieferliegenden Problemen zu machen. Dann wurde auch keine "Nachfolge" beworben, sondern dem Wunsch Ausdruck verliehen, dass Cihan Inan weiterarbeiten kann. Keine Ahnung, warum sie das alles überlesen und verdrehen.
Berner Ensemble-Brief: man könnte heulen
Was Jammern Sie denn Theatergast - es ist doch Märki, der die Zukunft des Ensembles zerschießt. Das dritte Mal in Folge. Viele Schauspieler müssen jetzt wieder zittern, weil sie Märki, Krempl und Mayer nicht passen oder sich nicht mit sinnlosen Regie-Konzepten abfinden wollen. Wenn man sich Cihan Inans neuen Spielplan für die kommende Saison anschaut schlägt das Schauspielerherz höher, zugleich könnte man heulen, weil ein Jahr später wieder die Mittelmäßigkeit Einzug halten wird. Man kann nur hoffen dass bald ein neues Leitungsteam gefunden wird und den Stall ausmistet.
Berner Ensemble-Brief: alles, alles Gute!
Wow, so fühlt es sich also an, wenn man angeschossen wird. Nicht nett, überhaupt kein schönes Gefühl und doch bin ich erleichtert, nicht zu diesen zu gehören, die hinter der Waffen stehen und mich hiermit verabschiede. Mein Herzenswunsch geht an das Ensemble und dem Schauspieldirektor, auf das sie noch ein weiteres, gemeinsames, spannendes Jahr zusammen verbringen, worauf ich mich schon sehr freue. Falls es noch Sponsoren, für ein Abschiedsbuch benötigt, stehe ich gerne zur Verfügung. Für alle, alles Gute.a
Berner-Ensemble-Brief: Bitte, Ben
Ben! Du hast doch schon genug Unheil angerichtet vor zwei Jahren! Ich bin ja grösstenteils deiner Meinung. Aber verjag diese Leute doch nicht gleich so rüde aus dem Forum. Zudem hatten wir uns geeinigt, die Schuld ausnahmsweise mal nicht bei Einzelpersonen zu suchen. Also nimm dich ein bisschen zusammen!
Berner Ensemble-Brief: Wellen, seit Jahren
Kommentare #13 und #14 scheinen am zukunftsgerichtetsten und ein guter Weg zu besseren Strukturen. Plus: Es wirft in unserer Stadt ja durchaus hohe Wellen, seit Jahren nun schon : -> Die politischen Stadtgremien sollten für Aufhebung der vertraglichen Schweigepflicht und arbeitsgesetzlich vorbildliche Anstellungsverträge nun sorgen. Ab sofort.
Berner Ensemble-Brief: im Aufwind
Komische Debatte: Fast scheint es, die Qualität eines Hauses hänge vom Kuschelfaktor innerhalb der Belegschaft ab - etwa so, als ginge es um die aktive Sozialpädagogik im Management und nicht um die Kunst. Ich sehe KTB Bern - zugegeben: aus einiger Entfernung - ziemlich im Aufwind, und zwar derart, dass das traditionelle Ranking in der eidgenössischen Bühnenlandschaft ins Wanken gerät. Die Einladung zum Berliner Theatertreffen und z. B. eine "Carmen" in der Oper, die ich vor kurzem gesehen habe, betrachte ich als klare Indizien dafür. Übrigens: Diese zu 100% folklorefreie, total außergewöhnliche Bizet-Inszenierung ist nicht zufällig Märkis Werk.
In Weimar habe ich die Arbeit des Intendanten 13 Jahre lang als Kulturredakteur kritisch begleitet. Ja, auch hier gab es Personalveränderungen, nicht immer schiedlich-friedlich. Aber das ist in einer so langen Zeit nichts Ungewöhnliches. Fakt ist, dass Märki drei Mal (!) das hiesige Deutsche Nationaltheater vor kulturpolitisch gewolltem Spartenabbau und damit vor der Zerschlagung bewahrt hat. Das ist ihm nur dank des starken Zusammenhalts in der Belegschaft geglückt. Gerade in diesen Krisenzeiten erlebte Weimar künstlerisch eine Blütezeit: z. B. mit einem sensationellen "Ring" (der ein kleines A-Theater eigentlich hätte überfordern müssen) oder mit den Arbeiten eines Tilmann Köhler im Schauspiel. Viele Weimarer denken daran mit Sehnsucht zurück.
Aber glückliches Bern, du hast es besser - zumal wenn es sonst nichts zu beklagen gibt...

Wolfgang Hirsch, Kulturredakteur in Weimar
Berner Ensemble-Brief: Erfolg und Respekt
Lieber Wolfgang Hirsch,
sie haben recht, die Qualität eines Hauses hängt nicht vom Kuschelfaktor ab. Aber Qualität entsteht nicht ausschließlich durch eine repräsive Führung. Eine moderne Mitarbeiterführung auf Augenhöhe bei gleichzeitigem Erfolg ist durchaus Möglich, wenn man sich die Mühe dazu macht.
Als Redakteur fehlt ihnen vielleicht die Empathie für die Arbeitsbedingungen am Theater. Es geht präker genug zu, da ist jedem ein gegenseitiges kollegiales Verhalten und Resepkt zu wünschen.
Berner Ensemble-Brief: autoritär oder nicht
Danke sehr, verehrter Herr Albrecht, für diesen Einwand. Herr Märki müsste sich in Bern grundlegend charakterlich gewandelt haben, sollte er nun, wie Sie insinuieren, einen repressiven Führungsstil pflegen. Ich glaube das nicht. Eine autoritäre Theaterleitung kennen Ihre Weimarer Kollegen allerdings, wenngleich nicht aus der Märki-Zeit...

Im übrigen kennen wir beide einander ja gar nicht und wollen uns deshalb lieber nicht gegenseitig Empathie oder Antipathie für oder gegen irgendetwas unterstellen. Aber: "Mitarbeiterführung auf Augenhöhe" und "kollegiales Verhalten" hat es - mit Verlaub - meines Wissens nicht mal im Sozialismus gegeben. Eher im Gegenteil. Ich will damit nicht behaupten, dass derlei unter keinen Umständen möglich und v.a. in einem Kunstbetrieb nicht sogar - bis zu einem gewissen Grad - wünschenswert wäre. Gerade Herr Märki ist in Weimar durch seine Diskursbereitschaft und -fähigkeit namhaft geworden. Aber Vorgesetzte tragen nunmal auch die Verantwortung für das Unternehmen. Auch das muss man wohl respektieren.
Berner Ensemble-Brief: Zensur
....

Aber wahrscheinlich wird hier ohnehin der halbe Post zensiert, während Sie als "Kollege" hier schreiben dürfen was Sie wollen. Dabei sollte doch gerade Nachtkritik für Ausgewogenheit sorgen. Aber manche dürfen, andere nicht...
Ben (ehem. Ensemblemitglied DNT Weimar)

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Lieber Ben,
der Unterschied besteht darin, dass Wolfgang Hirsch hier unter seinem Klarnamen kommentiert und demnach namentlich für seine Aussagen einsteht.
Anonym bzw. pseudonym verfasste Kommentare behandeln wir in der Redaktion anders.
Viele Grüße
miwo/Redaktion
Berner Ensemble-Brief: Ranking
@Ben
Es ist nicht nötig, dass der Post abgedruckt wird, ist ja alles hinlänglich bekannt. Märki verkörpert einen aussterbenden Intendantentypus, der zumindest in dieser konkreten Person in drei Jahren in die Rente geht. Viel interessanter ist, wie es 2021 in Bern weitergeht, denn anders als Herr Hirsch es aus der Ferne wahrnimmt ist das Schweizer Theaterranking bislang durch das Haus nicht sonderlich erschüttert. Kann ja noch kommen, es müssen jetzt aber die richtigen Strukturentscheidungen getroffen werden.
Berner Ensemble-Brief: Richtig
Lieber Ben, das ist genauso. AUA WIR LEBEN, Schlachthaus Theater, Schauplatz International (letztere nur, wenn sie nicht am KTB produzieren), Club111, Ntando Cele, Stephanie Gräve.... das sind Berner Exporte, von denen man etwas hört in der Szene. Vom KTB hört man nichts ausserhalb Bern - ausser Gossip, Ärger, Streit.
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