Presseschau vom 1. Juni 2018 – In der Schweizer Film- und Theaterbranche regt sich laut SRF Widerstand gegen den Inländervorrang
Blödsinniges Schema
Blödsinniges Schema
1. Juni 2018. In der Film- und Theaterbranche der Schweiz regt sich Widerstand gegen den im Juli in Kraft tretenden Inländervorrang bei der Besetzung neuer Stellen. Das berichtet der Schweizer Rundfunk SRF (30.5.2018).
Künstler: "Allein künstlerische Aspekte zählen"
Der Inländervorrang meint eine Meldepflicht für Stellen, die als Konsequenz aus der sogenannten Masseneinwanderungsinitiative 2014 eingeführt wird (die Schweizer stimmten 2014 dafür, die Zuwanderung zu regulieren). Mit dem Gesetz werden Arbeitgeber*innen verpflichtet, offene Stellen in Berufsfeldern mit mehr als 8 Prozent Arbeitslosigkeit an regionale Arbeitsvermittlungszentren zu melden, die dann geeignete Bewerber*innen aus dem Inland zu Vorstellungsgesprächen schicken. Unter diese Berufe fallen auch die Schauspieler*innen, deren Arbeitslosquote in der Schweiz bei 12,8 Prozent liegt.
Verbände der Schweizer Filmproduzenten und Filmschaffende fordern in einem offenen Brief an das Staatssekretariat für Wirtschaft seco die Streichung der Schauspielbranche von der Liste meldepflichtiger Berufe. "Bei den Engagements von Schauspielerinnen und Schauspielern spielen ausschliesslich künstlerische Aspekte eine Rolle", heißt es in dem auf der Onlineseite des SRF zitierten Schreiben.
Politiker: "Ausnahmen sind immer des Teufels"
Gegenüber dem SRF äußert auch Jonas Knecht, Schauspieldirektor des Theaters St. Gallen, Kritik an der neuen Regelung: "Zum einen steckt bürokratischer Aufwand dahinter. Und zum anderen ist der Inhalt ein völliger Blödsinn. Es geht um Menschen – und die kann man nicht einfach in ein Schema pressen."
Bundespräsident Alain Berset weist die Kritik zurück. Und FDP-Nationalrat Kurt Fluri, der Architekt des Inländervorrangs wendet sich ausdrücklich gegen eine Ausnahmeregelung für Schauspieler: "Ausnahmen sind immer des Teufels. Es würde sicher auch andere Branchen geben, die sagen würden, sie seien nicht ein Beruf wie jeder andere."
(srf.ch / chr)
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